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Sätze: | 28 | |
Wörter: | 356 | |
Zeichen: | 2.049 |
....denn ich bin ein Mensch - wie Du.
Immer wieder begegnen mir Menschen auf meiner Lebensreise, die meinen, dass ich immer gleich funktioniere und keine Fehler habe. Doch das ist ein Gedanke, den ich nicht erfüllen kann... denn auch ich habe manchmal Gefühle in mir, die mich ein bisschen mehr mitnehmen, als ich es dachte... Und dann ist da ja auch noch etwas, das mich in eine gewisse Pflichterfüllung zwängt und immer wieder herausfordert - zum Beispiel meine Arbeit, der ich seit über 29 Jahren nachgehe und sie lebe.
Ich bin Erzieherin und arbeite mit behinderten Menschen - und das mache ich mit Hingabe... denn eben diese Menschen haben mehr, als andere, die oft großherzig erscheinen und es doch nicht sind. Hm... ich weiß nicht, ob Du es Dir vorstellen kannst, wie diese Arbeit aussieht...aber ich kann Dich ein wenig reinsehen lassen.
Es gibt Tage, an denen ich manchmal verzweifle, weil die Umstände und die Herausforderung mich oftmals fragen lassen, ob es richtig war, mich für diesen Beruf zu entscheiden... Und plötzlich nimmt mich ein solcher Mensch, den ich gerade betreue, an meine Hand und sagt mir: "Ich freue mich, dass Du da bist - bist Du morgen auch wieder da?..." Und dann kommt etwas in meinem Herzen an, das mich ganz tief berührt. Diese Berührung lässt in mir etwas zurück, das ich für immer mitnehme... in mein Herz.
Im Moment sieht es etwas schwieriger aus, denn Corona hat auch die Menschen erreicht, die ich betreue: 7 Menschen von insgesamt 14 lieben Seelen, die ich mit meinen Kollegen und Kolleginnen betreue, hat es bis jetzt getroffen. Nun gehen wir jeden Tag durch eine sogenannte Schleuse, wo wir uns mit einem Schnelltest vergewissern, ob wir dort weiter die Menschen betreuen dürfen, die auf uns warten. Dort warten Schutzkittel, Schutzhaube, Schutzbrille, Schutzvisier und eine Regel auf uns, die die Nähe zu den Menschen blockiert... denn ich habe nie diese Nähe abgelehnt. Eine Umarmung oder ein Streicheln der Hand... und nun ist alles untersagt.
Meine Hoffnung ist das, was sie in sich tragen - Liebe...
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OiramAtserp • Am 10.03.2022 um 21:28 Uhr | |||
Hallo Silly, ich finde deinen Text sehr schön und du schreibst über ein Gefühl, das bestimmt viele von uns kennen und unter dem auch viele leiden - das Gefühl funktionieren zu müssen. Man versucht immer die eigenen Erwartungen und die von anderen Menschen zu erfüllen, um sie nicht zu enttäuschen. Nach meinem Empfinden sind diese Zwänge und der Druck, der damit einhergeht in den letzten Jahrzehnten schlimmer geworden, was sicherlich mit der Ausdifferenzierung und Pluralisierung gesellschaftlicher Rollenidentitäten zu tun hat. Damit meine ich nicht die Emanzipation der Frau, sondern die Zunahme an Rollenerwartungen. Kinder, Beruf, Freizeit, Hobbys - heutzutage reicht es nicht mehr aus, nur eine Rolle auszufüllen. Wer diese Erwartungen nicht erfüllen kann, der funktioniert nicht mehr... Mehr anzeigen |
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BerndMoosecker • Am 10.03.2022 um 19:33 Uhr | |||
Liebe Silly, Deine Einleitung sagt alles - denn ich bin ein Mensch... Wenn wir genau hinsehen, sehen wir schnell, Menschen funktionieren nicht. Was Du über Deine Arbeit schreibst kling erschreckend. Ja es stimmt, Menschen leben auch von Berührungen. Mir fehlen auf jeden Fall Berührungen, seit Ausbruch der Pandemie habe ich, außer meiner Liebe, keinen Menschen mehr berührt, geschweige denn in die Arme genommen. Meine Probleme mögen klein sein, gegen die Probleme, die die Du im Beruf hast oder schlimmer, die die Menschen haben, die Du betreust. Was uns bleibt, ist die Hoffnung, die Hoffnung, dass sich die Zeiten zum besseren wenden. Liebe Grüße Bernd Mehr anzeigen |
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Mira • Am 10.03.2022 um 16:46 Uhr | |||
Hallo Silly, Ich finde deinen Text wirklich schön geschrieben und interessant. Ich kann, auch wenn ich keine Erfahrungen in dem Bereich habe, die im Text beschriebenen Gefühle, bezüglich Corona, völlig nachvollziehen. Corona macht Umarmungen, Händeschütteln und Nähe einfach viel schwieriger, obwohl wir es früher ohne nachzudenken taten. Das fehlt... |
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schmurr • Am 05.08.2024 um 14:00 Uhr | |
Das war eine schlimme Zeit! Einige Maßnahmen waren zu streng: Mein Onkel starb allein, während seine Kinder draußen warten mussten. Bei uns in Italien durfte lange Zeit niemand sein Haus verlassen, außer einer zum Einkaufen und einer zum Gassigehen; Kinder nie. | ||
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