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Trick 17 - Eure besten Schreibtipps

Am 04.03.2017 um 15:57 Uhr

Jeder hat ja so beim Schreiben seine eigenen Tricks und Kniffe, mit kleinen Problemchen und mittelschweren Katastrophen umzugehen. Da ich mir denke, dass es immer von Vorteil ist, sich auszustauschen und einer vielleicht gerade den Trick kennt, den man selbst gut gebrauchen könnte, starte ich hiermit mal einen Thread, in dem ihr all eure Tipps zum Besten geben könnt. Dabei ist egal, ob es sich um Tricks zu "technischen" Schwierigkeiten, zu Motivationsproblemen oder zur Verlagssuche handelt. Hauptsache, es könnte für jemand anderen noch hilfreich sein. Damit in dem kunterbunten Sammelsurium die Themen aber schnell gefunden werden, wäre es lieb, wenn ihr eurem Tipp eine halbwegs aussagekräftige Überschrift gebt. Alles klar? Dann lasst die Selbsthilfegruppe beginnen!

Ich mach mal den Anfang...

Eine Szene, zwei (oder mehr) sehr unterschiedliche Perspektiven

Vielleicht kennt ihr das ja: Ihr habt da eine Szene, in der beide POV-Charaktere vorkommen und ihr wollt auch auf die Gedanken und Gefühle beider Figuren eingehen. Nun ist es aber so, dass die beiden Figuren die geteilte Situation sehr unterschiedlich erleben. Nehmen wir beispielsweise mal an, ein Charakter ist gerade in einer super Stimmung und zu Scherzen aufgelegt und der andere ist niedergedrückt, betrübt und reagiert auf Späße schnell gereizt. Klar, dass die beiden Unterschiedliches denken und fühlen und die Worte des anderen vielleicht ganz anders aufnehmen als dieser sie meinte. Solche Szenen einfach "runterzuschreiben" kann mitunter sehr schwierig werden und vielleicht habt ihr es schon mal erlebt, dass ihr nicht wirklich an die Innenwelt einer Figuren herankamt, weil ihr noch zu sehr "in" der anderen stecktet. Deswegen mein Tipp: Wenn ihr solche Szenen habt und ihr merkt, dass euch der Wechsel zwischen POV A und POV B schwerfällt, dann schreibt die Szene erstmal komplett aus der Sicht von A; dann noch ein zweites Mal für euch aus der Sicht von B und fügt am Ende die Versatzstücke vom zweiten Text in den ersten Text ein. Meine Erfahrung ist, dass solche Szenen sich so viel leichter schreiben lassen, weil man sich ganz auf eine Perspektive konzentrieren kann.

 

Zuletzt bearbeitet: Am 04.03.2017 um 15:58 Uhr von GreenQuill
#1

Am 17.04.2017 um 20:39 Uhr

Okay, also...

Ich mache dann einfach mal weiter

Kennt ihr das, wenn ihr vor dem Computer oder dem Block sitzt, die Hände auf der Tastatur oder den Stift in der Hand, aber nichts schreiben könnt? Euer Kopf ist vollkommen leer, obwohl ihr jede Menge Ideen habt. Aber ihr könnt sie nicht umsetzen.
Tja, ich habe dieses Problem ziemlich oft. Was ich dagegen mache? Ich habe eine Art Sechs-Punkte-System entwickelt.

1. Motivierende Musik anmachen

2. Einfach mal die Augen zu machen und Gedanken kommen und gehen lassen

3. Einen Spaziergang machen oder wenigstens frische Luft schnappen

4. Etwas lesen

5. Etwas völlig anderes machen und es später noch einmal versuchen

6. Einfach mal entspannen

Das sind die Punkte, die mir geholfen haben, wieder etwas schreiben zu können. Ah, und ein letzter Punkt noch: Rede mit anderen Leuten, tausch dich aus, such dir Unterstützung, denn mit ein bisschen Beistand geht alles immer ein kleines bisschen leichter.

Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen.

~Erdmaus

 

Am 26.06.2017 um 13:14 Uhr

Hallo,

ein schöner Thread. Ich beteilige mich dann auch gleich mal. Zum Thema: Charaktere. Immerhin passiert es dem ein oder anderem Autor ja gerne mal, dass sein Romancharakter nicht das tut, was er eigentlich soll. Bei meinen Tipps greife ich einfach mal ein bisschen vor und gebe ein paar Tipps zur Charakter-Konzeption. :)

 

Charakter-Konzeption

Wer weiß das nicht? Zu einer guten Geschichte gehören authentische Charaktere mit Identifikationspotenzial. Sie müssen ebenso ausgearbeitet sein, wie eine gute Handlung. Ich neige ja zu der Behauptung, gut konzipierte Charaktere können eine mittelmäßige Geschichte ungemein aufwerten. Schlechte allerdings eine gute Geschichte auch ins bodenlose reißen.

Wie verleihe ich meinem Charakter Tiefe?

Ich arbeite gerne mit sogenannten Charakterbögen – Charactersheets – andere machen ein Interview. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Soziogramme eignen sich bestens, um sich der Beziehungen einzelner Charaktere untereinander bewusst zu werden.

Ich zeige euch einfach mal meinen Bogen und nenne ein paar Fragen, die ihr für euren Charakter beantworten könntet. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr die eine oder andere Frage nicht auf Anhieb beantworten könnt. Manche Dinge, die ihr zu beantworten wisst, braucht ihr vielleicht im Verlauf der Geschichte nicht, aber desto mehr Facetten eures Charakter ihr kennt, desto genauer könnt ihr seine Verhaltensweisen und Gedanken beschreiben, was ihn umso authentischer macht. Außerdem kann es ungeheuren Spaß machen, sich so intensiv mit seinen Charakteren auseinanderzusetzten und danach ist man erst recht motiviert, die Geschichte zu Papier zu bringen.

 Außerdem kann es ungeheuren Spaß machen, sich so intensiv mit seinen Charakteren auseinanderzusetzten und danach ist man erst recht motiviert, die Geschichte zu Papier zu bringen

Der Bogen ist natürlich nur exemplarisch und stellt auch keinen vollständigen Charakterbogen dar, er soll lediglich als Anhaltspunkt dienen. Ihr müsst natürlich nicht so vorgehen, brauch auch nicht alles aufzuschreiben, wenn es euch nicht liegt, aber darauf könnt ihr zumindest jederzeit zurückgreifen. Es gibt auch einige Muster bei Google, falls ihr noch weitere Beispiele wollt.

Weitere Fragen die ihr für euren Charakter unbedingt beantworten solltet, sind folgende:

  • Aus welcher Motivation heraus verändert sich seine Lebenssituation, wie ist sein Ziel entstanden?
  • Was ist sein Ziel?
  • Was hält ihn davon ab das Ziel zu erreichen?
  • Wie wird er sich entwickeln, was wird er lernen?

Zuletzt noch, falls ihr auf Charakterbögen gar keine Lust habt oder nicht wisst, woran ihr euch orientieren sollt, hier einmal vier Fakten, die einen guten Romancharakter ausmachen – nach James N. Frey , von mir leicht abgewandelt und selektiert- die bei der Charakterkonzipierung sehr nützlich sind:

  • Ein guter Charakter muss dreidimensional sein: dafür muss der Autor ihn Inn- und auswendig kennen
  • Ein guter Charakter muss dynamisch sein und aktiv handeln - auch wenn wir im echten Leben dazu neigen erst zu beobachten. Er muss handeln und so die Geschichte vorantreiben.
  • Ein guter Charakter braucht eine beherrschende Leidenschaft, einen Antrieb.
  • Ein guter Charakter sollte nie alle Erwartungen des Lesers erfüllen, sonst wird es ja langweilig.

So, das war's auch schon wieder von mir.

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