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Kapitel: | 5 | |
Sätze: | 735 | |
Wörter: | 13.727 | |
Zeichen: | 80.919 |
The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.
~ Robert Frost
Ein penetrantes, sich im gleichmäßigen Abstand widerholendes, Geräusch riss mich aus meinem seligen Schlaf. Schlaftrunken rieb ich mir die müden Augen, ein Blick aus dem Fenster verriet, dass die Sonne noch lange nicht erwacht war, ganz im Gegensatz zu dem kleinen Dorf mitten im Wald. Die Glocke schallte ihre Nachricht unerbittlich in die Welt hinaus, erst jetzt begriff mein benebelter Verstand, was das metallene Pendel hoch oben im Turm mir mitzuteilen versuchte. Der Wolf, kam mir blitzartig die Erkenntnis. Hektisch befreite ich meine Beine von der belastenden Decke und schwang mich aus dem Bett, eilig griff ich mir die erstbesten Klamotten die ich finden konnte und warf sie mir über. Ich stürmte die hölzernen Treppen hinunter, eine Hand auf dem Geländer um in meiner Eile nicht zu stürzen. Mein Vater hatte das Haus bereits verlassen, das war mir bewusst. Er, als Oberhaupt des Dorfes, war der erste den man informierte sobald auch nur der kleinste Vorfall geschah. Das unwohle Gefühl in meinem Magen breitete sich langsam aus, meine Arme fest um meinen Körper geschlungen stapfte ich durch den frisch gefallenen Schnee. Die sternenklare Nacht und der leuchtende Vollmond beobachteten uns vom Himmel herab, trotz der natürlichen Lichtquelle stürmten immer wieder Dorfbewohner mit Fackeln an mir vorbei. Mein Herzschlag erhöhte sich von Schritt zu Schritt als ich die Menschenansammlung in Mitten des großen Dorfplatzes erblickte. Die dicht aneinander gepresste Menschenmasse versperrte mir den Blick auf jenes, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Mit ausgefahrenen Ellenbogen und einem angebrachten Maß an Durchsetzungsvermögen bahnte ich mir meinen Weg in die erste Reihe. Doch kaum dort angekommen wünschte ich mir, ich hätte den Schutz und die Wärme meiner Laken niemals verlassen. Meine Muskeln erstarrten und mein Körper versagte mir jeglichen dienst, lediglich meine Atmung erhöhte sich rasant, dicht gefolgt von meinem Herzschlag. Trotz eines solch großen Menschenauflaufes umgab den Ort einen erdrückende Stille, jedem schien bewusst zu sein, was hier vorgefallen war. Im Mittelpunkt unseres Dorfes befand sich eine unmissverständliche Nachricht, geschrieben in rotem Blut. Der Wolf war zurückgekehrt.
Wie gebannt starrte ich auf den leblosen Körper, über und über bedeckt mit Blut. Die einst so lieblichen Gesichtszüge des jungen Mädchens, verzerrt zu einer schrecklichen Grimasse aus purer Angst. Mein Magen wand sich beim Anblick der Hautfetzten, welche ihr von den bloßen Knochen hingen. Ich wollte nicht glauben, dass dieses Unheil nach solch langer Zeit wieder unser Dorf heimsuchte, doch dieses deutliche Zeichen, konnte man nicht leugnen. Ein Kreis aus Soldaten errichtete eine Barriere um das Mädchen, unter ihnen entdeckte ich schließlich meinen Vater, Sax Morgan. Sein Blick verriet nicht das kleinste Anzeichen einer Emotion, doch ich konnte unter diese Maske blicken, auch ihn traf dieser Verlust tief. Als hätte er meinen Blick gespürt wandte er sich mir zu, wir hielten den Augenkontakt einen Moment lang aufrecht, lange genug um zu erkennen was in dem jeweils anderen vorging. Mein Vater wandte sich schließlich wieder seinen Pflichten zu und ich blieb an Ort und Stelle stehen, sowie die restlichen Dorfangehörigen, immer noch sprach niemand auch nur ein Wort. Immer wieder suchten die schrecklichen Legenden meine Gedanken heim, welche am Lagerfeuer ihre Runden machten, der Wolf sei zurückgekehrt. Er treibe sich bereits in den Wäldern umher. Bis zum heutigen Tag hielt ich sie für Humbug, jetzt wünschte ich, ich hätte ihnen Glauben geschenkt. Unzählige Menschen hatten ihr Leben gelassen als der Wolf vor Jahren aufgetaucht war, meine Mutter eingeschlossen. Ich mochte mir gar nicht vorstellen was für Wellen dieser Vorfall schlagen würde. Der Wolf. Ein metergroßes Biest. Sein Maul gespickt mit Messerscharfen tödlichen Reiszähnen. Die Klauen so monströs stark, dass selbst einen Stein zu zerteilen ein leichte für sie wäre. Wie aus dem Nichts legte sich eine schwere Hand auf meine Schulter, aus meinen Gedanken gerissen unterdrückte ich in letzter Sekunde einen erschrockenen Aufschrei. Erst als ich Caleb Maragos, meinen besten Freund seit Kindheitstagen, vor mir sah beruhigte sich mein Herzschlag wieder. Sein pechschwarzes kurzes Haar stand ihm wirr vom Kopf und seine dunklen violetten Augen musterten mich besorgt „Alles in Ordnung, Eden?“
Mir fiel es unerträglich schwer den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, in wenigen Momenten würde er seinen Kopf zur Seite neigen und sein Blick würde einfangen, was im Schutz der Nacht geschehen war. Er schien mein Unbehagen zu spüren und wie vorhersehbar wanderten seine Augen Richtung Dorfmitte. Seine Lippen formten eine schmale Linie, seine Muskeln verkraften sich und seine Hand auf meiner Schulter erzeugte einen schmerzhaften Druck. Sanft legte ich meine Hand auf die Seine und sein Blick wanderte wieder zu mir, der Druck ließ augenblicklich nach, doch meine Kehle schnürte sich zu bei all dem Schmerz den seine Augen wiederspiegelten.
„Caleb...“, brachte ich leise und mit zittriger Stimme hervor, doch er stürmte bereits davon. Er durchquerte die menschleere Mitte des Kreises und die Soldaten bereiteten sich bereits darauf vor ihn aufzuhalten, doch mein Vater gab ihnen lediglich einen knappen Befehle „Lasst ihn durch.“
Die Soldaten formten eine Gasse und hielten gebührend Abstand. Es herrschte Totenstille als Caleb dort im eiskalten Schnee kniete, den leblosen Körper seiner kleinen Schwester vor sich. Für den Bruchteil einer Sekunde streckte er seine Hand nach ihr aus, hielt jedoch in der Bewegung inne. Ich trat nun ebenfalls einige Schritte vor und löste mich aus der Menschenmasse. Aus dem Augenwinkel erkannte ich die Geste meines Vaters, er bedeutete den Dorfbewohner wieder zurück in ihre Häuser zu kehren, sie zögerten einen Moment doch nach und nach leerte sich der Platz. Währenddessen überwand ich die Entfernung zu meinem Freund und ließ mich neben ihm im Schnee nieder. Caleb hielt seine Schwester nun in den Armen, ihren Kopf behutsam in seinem Schoß gebettet. Tröstend legte ich ihm meine Hand auf die Schulter, Caleb war noch nie ein Mensch der vielen Worte gewesen, mir war bewusst, dass er im Moment kein einziges Wort hören oder von sich geben wollte, so leistete ich ihm schweigend Beistand. Eine gefühlte Ewigkeit verharrten wir reglos im kalten Schnee. Selbst die Sonne schien diesen Tag zu meide, welcher so tragisch begonnen hatte. Kein Vogelgezwitscher, kein laut eines Tieres, kein Wind fuhr durch die Baumkronen, die ganze Welt schien verstummt zu sein. Und plötzlich, ein kläffender Ton inmitten der Stille „Lasst sie nicht einfach dort liegen, der Anblick eines solchen Massakers jagt den Kindern Angst ein!“
Ich spürte wie sich Calebs Muskeln anspannten, die Hände sich zu Fäusten ballten, doch sein Blick blieb starr auf seine Schwester gerichtet. Mein Kopf schoss herum und meine Augen blieben an der rechten Hand des Dorfoberhauptes hängen. Cyran Keeling, selbsternannter Halbgott, getarnt als Adonis. Seine strohblonden kurzen Haare waren bereits makellos frisiert, als er in voller Kampfmontur auf uns zu stapfte. Seine vollen Lippen wie immer zu einem verführerischen, widerlichen Lächeln verzerrt. Ich stemmte mich vom Boden hoch und baute mich bewusst zwischen Cyran und Caleb auf, dieser nur allzu perfekt erscheinende Frauenmagnet verlor auch seinen letzten Fetzten Anstand wenn es Caleb betraf. Die Hände in die Seiten gestemmt, jederzeit bereit dazu den unerwünschten Schönling ungespickt in den Boden zu rammen, giftete ich ihn an „Verschwinde von hier Cyran, das hier ist nicht deine Angelegenheit!“
Lediglich ein erheitertes Grinsen erhellte seine Gesichtszüge „Als rechte Hand des Dorfoberhauptes ist es meine Aufgabe die Menschen in diesem Dorf zu beschützen und dies beinhaltet, ihnen solch einen Anblick zu ersparen.“
„Verschwinde von hier.“, empfahl ich ihm, denn sollte er noch länger mit diesem verdammt ekelhaften Grinsen hier herum stolzieren würde er es bitter bereuen.
„Ich nehme deinen Vorschlag liebend gerne zur Kenntnis, jedoch erst nachdem ich meine Pflicht erfüllt habe.“, entgegnete er beinahe belustigt.
Er betrachtete mich einen weiteren Augenblick schmunzelnd ehe er beschloss seine Zeit nicht weiterhin mit mir zu verschwenden, grob stieß er mich beiseite und wollte sich an mir vorbei schieben, ich jedoch reagierte schnell und verbaute ihm ein weiteres Mal den Weg. Nun sichtlich genervt schüttelte er schnaubend den Kopf „An ihrem Tod kann niemand mehr etwas ändern, also entweder ihr sorgt dafür, dass sie den Dorfplatz verlässt oder ich werde es tun.“
„Wir werden sie anständig beerdigen, das ist das mindeste was wir jetzt noch für sie tun können, doch alles zu seiner Zeit.“, entgegnete ich.
Cyrans Blick wanderte an mir vorbei und traf Caleb „Ich wüsste es sehr zu schätzen wenn ihr euch damit beeilen würdet, wir haben wichtigeres zu tun.“, warf er ihm kaltherzig entgegen. Hinter meinem Rücken vernahm ich wie Caleb sich schließlich wieder rührte, er reihte sich neben mir auf, seine Klamotten über und über bedeckt mit dem Blut seiner Schwester, sein hasserfüllter Blick verdammte Cyran. Die Anspannung die in der Luft lag schien niemandem zu entgehen, denn selbst die Soldaten gingen in Angriffsstellung um bei einem Kampf dazwischen gehen zu können. Die Fehde zwischen Caleb und Cyran war allen wohl bekannt, auch wenn niemand genau wusste durch was sie ausgelöst worden war. Caleb gab kein Wort von sich, ganz im Gegensatz zu Cyran, dessen Ziel es offensichtlich war die Lage noch zu verschlimmern „All das Blut steht dir, es bringt deine Augen zur Geltung.“, neckte er Caleb. Das war der Moment indem ich einen Schritt zurücktrat, denn diesen Kommentar würde Caleb nicht ungeschoren an sich vorbeiziehen lassen. Im Bruchteil einer Sekunde ging er auf Cyran los und riss ihn gewaltsam mit sich zu Boden. Der Schnee wirbelte auf, während die Beiden Faustschläge kassierten und austeilten. In einer weißen Wolke rangen sie knurrend und fluchend miteinander.
In nicht allzu weiter Entfernung vernahm ich die wütenden Beschimpfungen eines etwas älteren Mannes, welcher bereits auf das Knäuel aus Armen und Beinen zu stürmte. Der Kampf endete schnell, als die Soldaten die Beiden auseinander zerrten und auf Abstand hielten, dass hinderte sie jedoch nicht daran den Hass für den jeweils anderen in den Wald hinaus zu brüllen.
Mein Vater unterband diesen Wahnsinn schließlich indem er Cyran den knappen Befehl gab ihm zu folgen, dieser zögerte für einen Moment und sein Blick wanderte zu Caleb, während er sich das frische Blut von der Lippe wischte. Schließlich wandte er sich ab und stapfte in der Dunkelheit davon. Die Soldaten folgten den Beiden in knappem Abstand. Schlussendlich waren wir wieder alleine auf dem schneebedeckten Platz, um uns herum war es unheimlich still geworden. Ein Kloß steckte mir im Hals als ich sah wie Caleb den Leichnam seiner Schwester behutsam in die Arme nahm. Er stemmte sich mit ihr auf die Beine und stapfte wortlos an mir vorbei, den Blick wie gebannt auf die regungslose Lucy gerichtet.
Die Dunkelheit wich als die Sonne hinter den Bäumen empor klomm, doch den Wald durchzog ein dichter Nebel. Die Soldaten hatten bereits damit begonnen die Spuren des Wolfes zu verfolgen und durchkämmten den Wald nach jeglicher Art von Hinweisen auf den Aufenthaltsort des Monsters. Die Geschehnisse der letzten Nacht hingen schwer über dem Dorf, die übliche Fröhlichkeit und das ausgelassene Treiben auf dem Markplatz war einem betretenen Schweigen gewichen. Ich erledigte meine Besorgungen so schnell wie möglich um der unangenehmen Atmosphäre wieder zu entkommen. Glücklicherweise ergatterte ich die letzten beiden Eier an dem Stand unserer Nachbarin und verstaute alles behutsam in meinem Korb, als mich der heiße Atem und die geflüsterten Worte direkt an meinem Ohr zusammenzucken ließen „Guten Morgen, Schneewittchen.“, witzelte Cyran.
Dieser Spitznamen begleitete mich bereits seit Jahren, doch ihn aus seinem Mund zu hören besorgte mir immer wieder eine unangenehme Gänsehaut „Nenn mich nicht bei diesem Namen.“
Er lehnte sich lässig gegen den Holzbalken des Standes und schenkte mir sein übliches schiefes Grinsen „Dein ebnenholzfarbenes Haar, die roten Lippen, die schneeweiße Haut, dieser Name ist ein Kompliment.“
„Nicht aus deinem Mund.“, entgegnete ich, ihm den Rücken bereits zugewandt um jedes weitere Gespräch zu vermeiden. Leider hatten solche Manöver auf ihn nur selten die gewünschte Wirkung und wie erwartet erschien er wenige Sekunden später an meiner Seite „Wieso so bissig heute Morgen? Schlecht geträumt?“, fuhr er in melodischem Ton fort.
Mittlerweile hatten wir uns ein gutes Stück von der Dorfmitte und dem Gewirr aus Stimmen entfernt, ich überging seinen letzten Kommentar „Was willst du von mir?“
Wir bogen in eine kleine Gasse ab und noch bevor ich etwas dagegen unternehmen konnte umklammerten seine Hände meine Schultern und pressten mich gegen die kalte Steinwand, er platzierte seine Arme direkt neben meinen Kopf und seine Lippen kamen mir gefährlich nahe „Dich natürlich.“, beantwortete er meine Frage in verführerischem Ton und dem eleganten Lächeln welches seine schneeweißen Zähne entblößte.
„Widerling.“, warf ich ihm genervt an den Kopf, während ich seinen Arm beiseiteschob und mich aus der unangenehmen Pose befreite. Ein kehliges Lachen erklang und er schlenderte mir hinterher „Was hast du gegen ein wenige Spaß, Eden?“
„Unsere Ansichten von Spaß sind von Grund auf verschieden, Cyran. Dein dunkler Humor ist einfach nur krankhaft, dein Verstand muss ein schrecklicher Ort sein.“
Cyran lachte wieder nur „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du immer noch wütend bist wegen dem Vorfall in der Nacht.“
Er sprach sofort weiter und raubte mir die Möglichkeit ihn anzugiften, die Wut kochte in mir hoch und ich wandte mich ihm zu als er fortfuhr „Wo versteckt sich dein Freund? Es gibt so einiges, worüber ich mit ihm liebend gerne sprechen würde.“, fuhr er fies grinsend fort.
„Lass ihn in Ruhe.“, fuhr ich ihn an „Du hast bereits genug angerichtet.“
Ich machte auf dem Absatz kehrt und stapfte davon, hinter mir vernahm ich sein Lachen „Eden, sei doch nicht so. Ich wollte ihm nur mein Beileid aussprechen.“
Ekelhafter Kerl, wie konnte man nur solch einen widerwertigen Charakter erlangen, in mich hinein schimpfend stapfte ich durch den Schnee, doch seine Frage kam mir immer wieder in den Sinn „Wo versteckt sich dein Freund?“. Cyran wusste sehr wohl wo Caleb wohnte und sollte er so dringend mit ihm sprechen wollen, würde ihn auch eine verschlossene Tür nicht aufhalten. Kurzerhand entschied ich mich dazu Calebs Haus aufzusuchen. Es lag ein gutes Stück entfernt von unserem Haus und so dauerte es einige Zeit bis ich dort ankam. Er besaß ein kleines Haus, direkt neben einer Schmiede, mit welcher er sein Geld verdiente. Nun wohnte er dort alleine, seine Eltern waren vor Jahren gestorben, ich hatte ein einziges Mal den Versuch unternommen den Grund für ihren Tod zu erfahren, doch über dieses Thema wollte er nicht sprechen, so unterließ ich jeglichen weiteren Versuch. Ein weiteres Tabuthema waren seine Bandnarben, welche sich über seinen gesamten rechten Oberkörper bis zum Arm ausbreiteten, auch diese physischen Erinnerungen betreffend hatte ich es nicht gewagt ein zweites Mal zu Fragen. Schließlich stand ich vor dem kleines Häuschen, die Tür war verschlossen, so wie jedes einzelne Fenster. Ich klopfte wiederholt laut an die Tür, doch Nichts und Niemand rührte sich im Haus. Nach kurzer Zeit stapfte ich hinüber zur Schmiede, doch auch sie war vollkommen menschenleer. Nach und nach stieg die Sorge in mir hoch, Caleb handelte oft impulsiv und ich hoffte zu tiefst, dass er keine Dummheiten anstellte. Schweren Herzens und den Kopf voller möglicherweise vorgefallener Szenarien trat ich den Heimweg an. Zuhause angekommen verstaute ich die Lebensmittel, mein Vater würde erst spät in der Nacht nach Hause kommen, er nahm seine Aufgaben als Dorfoberhaupt sehr ernst. Meine Gedanken drehten sich ausschließlich um Caleb und schließlich gab ich dem Drang nach, nach ihm zu suchen. Bewaffnet mit Pfeil und Bogen verließ ich das Haus, zu meiner Freunde wurde ich dort bereits erwartet. Ich hatte keinen Nerv mit Cyran auch nur ein Wort zu wechseln, so stapfte ich fest entschlossen an ihm vorbei.
„Er ist nirgends zu finden, habe ich recht?“, hakte er nach, überraschend ernsthaft.
Diese Seltenheit, ein nicht sarkastisches oder bösartiges Wort aus seinem Mund zu vernehmen, ließ mich Inne halten. Neugierig wandte mich ihm zu und wartete bis er fortfuhr.
„Ich denke wir wissen beide was er vorhat.“, sagte er schließlich.
Knapp nickend hörte ich ihm weiter zu „Er ist ein sehr talentierter Kämpfer, doch gegen den Wolf hat niemand alleine eine Chance.“
„Wir sollten ihn finden bevor der Wolf es tut.“, stellte er klar.
„Auch ich will nicht, dass noch jemand sein Leben lässt, egal um wen es sich handelt.“, fügte er hinzu als er meinen misstrauischen Blick bemerkte. Ich überrumpelte mich mit meine folgenden Worte selbst „Dann las uns gehen.“, noch nie hatte ich darüber nachgedacht mich mit ihm zu verbünden, normalerweise war er die letzte Person der ich über den Weg traute, doch er bot mir seine Hilfe an und diese würde ich sicher nicht ausschlagen.
Bewaffnet marschierten wir los, der Nebel schränkte unsere Sicht stark ein, wir sollten uns nicht hier aufhalten. Wir würden den Wolf erst bemerken, wenn es bereits zu spät wäre. Umso weiter wir in den Wald hinein schritten, desto mehr verstärkte sich das Gefühl, dass diese Aktion die dümmste Idee seit Wochen war. Es gab nur wenige Möglichkeiten wie das hier enden könnte, wir fanden Caleb, den Wolf, oder was wohl noch schlimmer wäre, beide versammelt an einem Ort. Jeder Schritt schien zu laut zu sein und jedes Knacken eines Astes ließ mich zusammenzucken, noch nie, in meinem ganzen Leben, fühlte ich mich im Wald so unwohl. Selbst die Vögel waren verstummt, was für gewöhnlich kein gutes Zeichen war. Auch Cyran schien aufzufallen, dass etwas nicht in Ordnung war, er spannte einen Pfeil in seinen Bogen. Ich folgte seinem Beispiel und zielte auf den dichten Nebel, ich fühlte mich plötzlich von allen Winkel aus beobachtet und zerrte die Sehne des Bogens ein gutes Stück weiter zurück.
„Was habt ihr hier zu suchen?“, ertönte eine tiefe Stimme nur wenige Schritte hinter uns. Wie vom Blitz getroffen drehten wir uns um 180 Grad. Cyran war der erste der, gepaart mit einem Lachen, erleichtert Luft ausstieß „Willst du uns zu Tode erschrecken?“, beschuldigte er Caleb, welcher uns wenig belustigt musterte. Immer noch leicht zitternd verstaute den Pfeil wieder in meinem Köcher und ging einen Schritt auf meinen Freund zu „Du kannst den Wolf nicht allein zur Strecke bringen, vor allem nicht bei solchen Zuständen.“, ich machte eine ausschweifende Armbewegung um auf den dichten Nebel aufmerksam zu machen „Man sieht kaum die Hand vor Augen.“
Calebs harter Blick traf uns „Dann würde ich euch empfehlen zurück ins Dorf zu gehen.“
Cyran stieß ein empörtes Lachen aus „Wir haben uns hier heraus gewagt um dich, du verdammter Schwachkopf, davon abzuhalten dich in den sicheren Tod zu stürzen. Entweder du folgst uns freiwillig oder wir schleifen dich zurück.“
„Lass die Soldaten sich darum kümmern, sie werden den Wolf finden, aber zieh nicht auf eigene Faust los, es ist zu gefährlich.“, versuchte ich Cyrans harte Worte zu entschärfen.
Caleb verschränkte die Arme vor der Brust, den Bogen fest umklammert. Cyran richtete wieder das Wort an ihn „Töte ihn, lass ihn leiden, tu was auch immer dir beliebt, aber nicht hier und nicht jetzt. Nicht bei diesen Verhältnissen, wo er uns gegenüber einen Vorteil hat.“
Cyrans Worte schienen Wirkung zu zeigen, denn Calebs Miene lockerte sich ein wenig. Erleichtert atmete ich auf als er schließlich nickte.
„Gut, dann lasst uns zurück ins Dorf gehen, dieser Wald beschert mir Gänsehaut.“, verkündete Cyran.
~ ~ ~
Zurück im Dorf trennte sich Caleb sofort von uns, abweisend stapfte er durch den tiefen Schnee davon. Besorgt spielte ich mit dem Gedanken ihm zu folgen, doch er signalisierte uns unmissverständlich, dass er momentan keine Gesellschaft suchte. Den restlichen Tag verbrachte ich lesend in meinem Zimmer, doch immer wieder drifteten meine Gedanken ab, der Handlung des Buches konnte ich nur schwer folgen. Als die Sonne langsam hinter den Baumkronen verschwand gab ich es schließlich auf und legte den Roman beiseite. Ich warf mir mein Nachtgewand über und kroch unter meine wohlig warme Decke, doch auch über und über bedeckt von wärmenden Daunen fanden meine Gedanken keine Ruhe. Unzählige Male wälzte ich mich hin und her, tanzte an der Schwelle des Traumlandes. Schließlich übermannte mich endlich die Müdigkeit und meine schweren Leider fielen zu. Kaum abgedriftet riss mich ein klirrendes Geräusch, gefolgt von einem dumpfen Aufprall aus dem frisch gewonnen Schlaf. Fluchend richtete ich mich im Bett auf und betrachtete mein komplett zersplittertes Fenster. Ein handgroßer Stein lag inmitten der, im Mondlicht glitzernden, Glassplitter. Skeptisch betrachtete ich den Tatort ehe ich es wagte ans Fenster zu treten. Meine Miene verfinsterte sich augenblicklich als ich Cyrans Stimme vernahm „Eden? Bist du wach?“
Mir entkam ein gestocktes, wütendes Lachen „Nachdem du mein Fenster zertrümmert hast, ja allerdings.“
Es war viel zu dunkel um ihn dort unten zu erkennen, doch seine Stimme erklang klar und deutlich „Wir haben hier ein kleines Problem, komm bitte zur Tür.“
Ich meinte Sorge in seiner Stimme zu erkennen, was für ihn eine Seltenheit darstellt, dieser Junge warf mein Bild von ihm heute bereits zum zweiten Mal über den Haufen. Ich verzichtete darauf ihm zu antworten und eilte stattdessen die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Mit einem mulmigen Gefühl öffnete ich die Tür, welches Problem erforderte es mitten in der Nacht ein Fenster einzuwerfen? Ich griff nach dem kalten Türgriff und öffnete ihm die Pforte.
Gerade noch rechtzeitig sprang ich beiseite um nicht unter den zwei schwankenden Gestallten begraben zu werden, welche nun ungeschickt über die Türschwelle stolperten. Ein dumpfer Aufprall folgte, kommentiert mit lauten Fluchen. Aufs äußerste Verwirrt starrte ich auf die ineinander verschlungenen Kerle zu meinen Füßen, Cyran versuchte sich nun unter dem regungslosen Caleb hervor zu kämpfen und stemmte sich schließlich wieder auf die Beine. Er stieß ein genervtes Schnauben aus und deutete mit wirren Armbewegungen auf Caleb „Bitte sehr, ab jetzt ist er dein Problem.“
Skeptisch betrachtete ich meinen geistig abwesenden Freund, da viel mir plötzlich ein dunkler roter Fleck und eine ungesunde Verfärbung seiner Nase auf und mein tadelnder Blick wanderte zu Cyran „Ist das Blut?“
Er musterte Caleb für einen Moment und trug seinen unschuldigsten Blick „Nein?“
„Das ist keine Frage, die du mit einer Gegenfrage beantworten solltest.“, mit verschränkten Armen wartete ich auf weitere Erklärungen.
Schließlich warf er genervt die Arme in die Luft und wedelte mit seinen Gliedmaßen erneut Richtung Caleb „Er blutet, weil er ein Idiot ist.“
„Das Dummheit zu Blutverlust führt, ist mir neu.“
„Ich würde es als ein neues Phänomen bezeichnen.“, konterte er.
Caleb gab ein gequältes Stöhnen von sich und schien langsam wieder zur Besinnung zu kommen, sein unfokussierter Blick wanderte unsicher im Raum umher, bis er schließlich Cyran und mich entdeckte. Er rollte sich auf den Bauch und unternahm einen ungeschickten Versuch auf die Beine zu kommen, dock kaum stand er, drohte er erneut zur Seite zu kippen. Cyran schritt ein und hielt ihn an einem Arm aufrecht. Caleb stammelte eine Abfolge an unklaren Worten, von welchen ich nur Bruchstücke aufschnappte, schließlich wurde seine Stimme klarer und sein Blick wanderte anklagend zu Cyran „Schwachkopf, lass...,lass los.“, lallte er. Cyran zog genervt die Augenbraue hoch und zuckte schließlich gleichgültig mit den Schultern „Wie du willst.“
Ohne Vorwarnung ließ er Caleb los, woraufhin dieser sofort wieder zur Seite kippte, um den Sturz abfangen zu können war er zu benommen.
Cyran entkam ein schadenfrohes Lachen als Caleb erneut versuchte aus eigener Kraft wieder in die Höhe zu kommen und unsanft gegen die Wand stolperte. Nun kam ich meinem Freund zur Hilfe und zerrte ihn wieder auf die Beine, sein Gewicht lag schwer auf meinen Schultern und er drohte mich unter sich zu begraben. Klammernd suchte er an mir halt und seine raue Stimme drang an mein Ohr „Eden…“, brachte er lediglich hervor.
Der beißende Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase und instinktiv hätte ich Caleb beinahe von mir gestoßen. Cyran beobachtete uns grinsend und lehnte sich lässig gegen die Wand „Er hat sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, irgendwann hielt sein benebelter Verstand es für eine äußerst intelligente Idee sich mit den Soldaten anzulegen.“, vollendete Cyran schließlich die Lücken in der Geschichte. Mühsam unternahm ich den Versuch Caleb die Treppen hinauf zu schleppen, während Cyran sich von uns abwendete „Viel Erfolg, ich bin zu Müde um weiterhin vorzugeben, dass mich sein Wohlergehen kümmert.“
Ich starrte auf die unüberwindbar erscheinende Treppe vor mir und schließlich zurück zu Cyran, der bereits die Tür erreicht hatte, trotz seiner vorherigen Worte hielt er Inne und wandte sich ein letztes Mal zu uns um. Er betrachtete kurz die steile Treppe und den in meine Armen hängenden Caleb ehe er fluchend wieder zu uns zurück stapfte „Ich tue dass nur weil er sich Morgen sowieso an nichts von alledem erinnern wird.“
Ich nickte ihm dankend zu, ehe er Caleb von der anderen Seite stützte und wir Stufe für Stufe langsam die Treppe erklommen. Oben angekommen legten wir Caleb im Bett ab, Cyran ließ sich erschöpft auf den Boden plumpsen und fuhr sich zur die verstrubbelten blonden Haare „Nächstes Mal lass ich ihn seine selbstmörderischen Pläne ausführen und genieße lediglich die Vorstellung.“
Ich musste schmunzeln „Ich denke du bist gar nicht so übel, wie du dich immer darstellt.“
Er lachte knapp „Nein, ich bin viel schlimmer.“
Kopfschüttelnd verschwand ich im Bad und füllte ein Glas Wasser, als ich plötzlich Cyrans empört, verzweifelte Stimme hörte „Womit habe ich das verdient.“
Das gefüllte Glas in der Hand, eilte ich zurück ins Zimmer zu einem Anblick der mir ein halb genervtes, halb amüsiertes Schnauben entlockte. Caleb war es gelungen aus dem Bett zu klettern und währenddessen hatte er sich seiner Hose entledigt. Cyran war bemüht damit ihm das Kleidungsstück unter die Nase zu halten während Caleb kopfschüttelnd protestierte. Grinsend wand ich ein „Ich bin zu nüchtern für all das hier.“
Meine Worte schien Caleb aufzufangen und fragte sofort „Brauche wir Wein?“
„Nein, Ich brauche Wein. Du musst deine Hosen wieder anziehen.“
„Aber es ist so viel bequemer ohne sie.“, fügte er trotzig und immer noch lallend hinzu.
„Hosen an. Sofort.”
Wenn auch widerspenstig, zog er seine Hosen immerhin wieder an. Cyran schüttelte nur den Kopf „Für heute habe ich genug gesehen, ab hier solltest du alleine klar kommen.“
Nickend stimmte ich ihm zu „Danke für deine Hilfe.“, warf ich ihm noch hinterher als er bereits die Treppen wieder hinunter stieg. Ich beobachtete meinen Freund wie er mühsam wieder zurück ins Bett kroch und alle viere von sich gestreckt mein gesamtes Bett in Beschlag nahm. Seufzend stellte ich das Glas Wasser auf den Nachttisch und beschloss die heutige Nacht im, immer noch leeren, Bett meines Vaters zu verbringen. Ich wandte mich zum Gehen, als mich Calebs kalte Hand am Arm streifte. Mit zittriger Stimme brachte er leise hervor „Geh nicht.“
Es tat mir in der Seele weh, als seine sonst so kraftvolle Stimme so zerbrochen erklang, ich drückte seine Hand bestärkend und kroch schließlich zu ihm unter die Decke. Erst als seine Atmung ruhiger wurde, fielen auch meine müden Augen erneut zu.
Am nächsten Morgen weckte mich ein kalter Luftzug, mühsam öffnete ich meine Augen. Caleb hatte die gesamte Decke in beschlag genommen, so war ich der kalten Winterluft erbarmungslos ausgesetzt. Ich machte mir eine gedankliche Notiz Cyran an das zerstörte Fenster zu erinnern, durch welches nun kleine Schneeflocken taumelten. Immer noch todmüde hievte ich meine steifen Gliedmaßen aus dem Bett und schlürfte hinüber ins Badezimmer. Eine Handvoll eiskalten Wassers verschaffte mir schließlich den notwendigen Kick um in den Tag zu starten. Von der kalten Luft genötigt, warf ich mir meine warmen Klamotten über und deckte schließlich das Fenster notdürftig mit einer Decke ab. Ein Windhauch fuhr durch den Raum und erschwerte mir das Anbringen der Abdeckung um einiges. Die Decke blähte sich auf, eine Ecke löste sich vom Rahmen, sie brachte eine kleine Blumenvase ins Taumeln und schließlich zersplitterte jene mit einem klirrenden Laut auf dem Boden. Wie aufs Kommando ertönte ein qualvolles Aufstöhnen hinter mir. Ich wand mich meinem Freund zu, welcher sich größte Mühe gab seinen Blick zu fokussieren „Oh, du lebst noch.“
„Spar dir den enttäuschten Tonfall, man könnte denken, dass du mich nicht leiden kannst.“, gab er grummelnd zurück.
„Bist du wieder nüchtern?“
„Ich bin annähernd funktionsfähig.“
„Ich deute das als ein Nein.“
Beschwerlich setzte er sich auf und ließ seine Beine über die Bettkante baumeln, seine Ellenbogen stütze er auf den Knien ab und vergrub sein Gesicht in den Handflächen.
Es kostete ihn einige Minuten um die Geschehnisse der letzten Nacht wieder heraufzubeschwören.
„Cyran hat mich hierhergebracht, habe ich recht?“, fragte er ohne den Blick zu heben.
Er wusste die Antwort auf diese Frage, so ersparte ich es ihm diese Tatsache erneut auszusprechen.
„Wie geht es deiner Nase?“, wechselte ich das Thema.
Er hob seinen Kopf ein kleines Stück und tastete seinen Nasenrücken ab, bei der kleinsten Berührung zuckte er bereits zusammen „Großartig.“, leugnete er das offensichtliche.
Ich kramte ein kleines Tuch aus einer Schublade hervor und löste die Decke vor dem Fenster komplett um etwas Schnee und Eis in das Tuch einzuwickeln. Anschließend reichte ich ihm das kühlende Päckchen. Er nahm es zögernde entgegen, nickte mir jedoch dankend zu. Er beäugte misstrauisch das zerbrochene Fenster und schließlich entdeckte er den Stein inmitten der Splitter.
„Cyran.“, half ich ihm auf die Sprünge „An Türen zu klopfen scheint keine seiner Stärken zu sein.“
Er schien etwas erwidern zu wollen, doch in dem Moment drang lautes Gebrüll durch das Fenster zu uns vor. Die Worte waren kaum verständlich, es überlagerten sich zu viele Stimmen auf einmal. Neugierig trat ich ans Fenster um einen Blick auf die Scene zu erhaschen. Auf dem Dorfplatz hatte sich eine Menschenansammlung gebildet, in deren Mitte das Objekt ihrer Aufmerksamkeit lag. Alles was ich von meinem Standpunkt aus erkennen konnte war ein großer hölzerner Wagen, welcher von zwei Rappen gezogen wurde. Caleb taumelte zu mir herüber und warf ebenfalls einen Blick aus dem Fenster. „Was geht dort vor sich?“, fragte ich verunsichert. Es war sehr selten, dass ein Reisender solch einen Menschenauflauf verursachte. „Lass uns nachsehen.“, ertönte Calebs Stimme, bereits einige Meter entfernt von mir. Meinen Mantel übergeworfen trottete ich ihm hinterher. Der Wind war eisig und ich zog den fellbedeckten Kragen dichter an meinen Hals. Für mich war es unmöglich über die Menschenreihen einen Blick nach vorne zu erhaschen, so stieß ich Caleb fordernd mit dem Ellenbogen in die Seite „Was siehts du?“
Er überragte mich um gute eineinhalb Köpfe, was ihm eine gute Aussicht verschaffte.
Seine Miene versteinerte sich und seine Hände ballten sich zu Fäusten, beunruhigt stieß ich ihn gröber in die Seite „Caleb? Was ist los?“
Sichtlich gestört in seinen Gedankengängen zuckte er erschrocken zusammen, augenblicklich lockerte sich seine angespannte Körperhaltung „Um den hölzernen Wagen herum stehen gut zwei Dutzend bewaffnete Männer.“, begann er zu beschreiben „Dein Vater unterhält sich im Moment mit einem von ihnen.“
Ich nickte knapp „Was denkst du haben sie hier zu suchen?“
Sein Blick wanderte von links nach rechts um jedes noch so kleinste Detail einzufangen, doch schließlich schüttelte er den Kopf „Sie tragen keine Banner mit sich, der Wagen trägt keine Aufschrift und auch sonst gibt nichts Auskunft über ihre Herkunft.“
„Wirken sie feindlich, oder wieso hast du…?“, ich beendete den Satz, er wusste bereits vorauf ich hinaus wollte und wandte sich mir zu „Der Mann, mit dem sich dein Vater unterhält, kam mir für einen Moment lang bekannt vor, doch ich habe mich getäuscht.“
Ehe ich etwas erwidern konnte wurden wir jäh unterbrochen, eine behandschuhte Hand legte sich auf Calebs Schulter und forderte seine ganze Aufmerksamkeit „Caleb, immer noch unter den Lebenden? Und ich hatte gehofft, dich für ein und allemal los zu sein.“
Caleb wandte sich wieder von ihm ab, was Cyran jedoch nur mit einem Lachen kommentierte „Ich würde dir empfehlen, den Schwachsinn, den du abgezogen hast, nicht bei diesen Kerlen zu versuchen.“, mit einem Kopfnicken deutete er auf die Neuankömmlinge „Oder mir bei einem Kampf zumindest einen Platz in der ersten Reihe zu reservieren.“
„Wer sind sie und was haben sie hier zu suchen?“, versuchte ich das Thema zu wechseln.
Cyran gab ein verächtliches Lachen von sich „Sie behaupten Jäger zu sein.“
Verwirrt hakte ich nach „Welcher Jäger braucht solch eine große Menge an Waffen und zwei Dutzend Männer?“
„Sie sind keine normalen Jäger, behaupten sie zumindest, ihre Beute sind hauptsächlich, Feen, Kobolde, Hexen und sämtliche andere magische Wesen.“, sein Ton verriet, dass er nicht sehr viel von diesen Männern hielt. Selbst Caleb wandte sich ihm nun wieder zu „Und was hoffen sie in unserem Dorf zu finden?“
Cyran zog fragend die Schultern hoch „Wer weiß, vielleicht versteckt sich ja unter uns eine kleine Hexe.“, mit einem schiefen, neckenden Grinsen wandte er sich mir zu. Ich schüttelte nur den Kopf, doch schenkte ihm einen herausfordernden Blick „Oder ein Kobold.“
Er stieß ein empörtes Lachen aus „Sieht man sich Calebs angeschlagenen Nase genauer an, fällt er wohl eher unter die Verdächtigen.“
Caleb gab ein halb amüsiertes, halb genervtes Schnauben von sich und schüttelte nur den Kopf. Cyran legte ihm erneut die Hand auf die Schulter „Achte gut auf unser Schneewittchen, nicht das sie noch auf dem Scheiterhaufen landet.“, witzelte er als er sich zwischen uns hindurch quetschte. Mein Blick folgte ihm als er sich in die erste Reihe vorkämpfte und sich zu den restlichen Soldaten des Dorfes gesellte, die neuen Informationen schwirrten wir in meinem Kopf umher. Nach einigen Minuten des Schweigens ertönte die Stimme meines Vaters „Findet euch im großen Saal ein, die Neuankömmlinge haben etwas zu verkünden.“
~ ~ ~
Nach und nach fanden sich alle Dorfbewohner im großen Saal ein, sie verteilten sich auf die, im Halbkreis angeordneten, Sitze und füllten die Reihen beinahe vollkommen aus. Caleb und ich ergatterten einen Platz am hinteren Ende des Raumes, was uns dank der treppenartig ansteigenden Sitzreihen einen guten Blick auf den Mann verschaffte, welcher sich nun im Fokus der Aufmerksamkeit befand. Ein Mann im mittleren Alter stand dort, die Arme locker hinter seinem Rücken verschränkt, beobachtete er die eintreffenden Menschen. Seine ausgeblichenen, dunkelbraunen Haare fielen ihm locker auf die Schultern, doch das weitaus auffälligste war sein rechtes Auge, eine breite, hässliche Narbe legte sich über das geschlossene Augenlid. Diese schrecklich Wunde hat ihm ohne Zweifel das Augenlicht geraubt. Gekleidet war er in einem dunklen königsblau, das weiße Wappen, welches auf seiner rechten Brust prangerte hob sich stark davon ab. Ein sich schlängelnder Drache hielt das karierte Wappen in seinen Klauen. Dieses Zeichen war auf jeder der Montur der zwei Dutzend Männer zu sehen, welche sich nun im Raum an allen Ausgängen positionierten. Der Anblick dieser Masse an bewaffneten Soldaten jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken, mit diesen Kriegern war eindeutig nicht zu spaßen. Ein lautes Klopfen leitet meine Augen wieder in die Mitte des Raumes, mein Vater stand nun neben dem fremden Mann und bat die Masse um Ruhe „Hiermit gebe ich das Wort weiter an sie.“, wandte er sich schließlich an den Fremden. Mein Vater gesellte sich zu den dorfeigenen Wachen und jeder wartete gespannt, was der einäugige Mann nun zu verkünden hatte. Er trat einen Schritt nach vorne und seine kräftige Stimme erfüllte jede Ecke des großen Raumes „Mein Name ist Farkas Dane, ich bin der Anführer der Jäger. Unsere Mitglieder sind im ganzen Land verstreut und haben sich dem Ziel verschworen, die Menschen vor allen magischen Biestern zu beschützen.“, er legte eine kurze Pause ein, um seine Worte sinken zu lassen „Einer meiner Abgesandten berichtete mir von dem Vorfall, welcher sich vor kurzem in eurem Dorf ereignet hat.“ Erneut erfüllte eine bedrückende Stille den Raum als Farkas auf einen von Cyran`s Soldaten deutete. Cyran konnte den Schock nicht verbergen, sein Kopf schoss zu dem angesprochenen Mann, welcher Farkas nur knapp zu nickte ehe dieser fortfuhr. „Wie mir zu Ohren kam geht ihr davon aus, dass es sich hier lediglich um einen gewöhnlichen Wolf handelt, diesbezüglich muss ich euch leider enttäuschen. In eurem Dorf treibt eine viel größere Bedrohung ihr Unheil. In eurer Mitte versteckt sich ein Werwolf.“
Lautes Gemurmel zog durch den Raum, auch meine Gedanken begannen sich wirr zu kräuseln. Schließlich brachte ein verächtliches Lachen die Masse zum Schweigen, Cyran trat einige Schritte vor und musterte den Fremden misstrauisch „Erst schleust ihr eure Spitzel in unser Dorf ein und jetzt wollt ihr uns eure Märchengeschichten auftischen, was lässt euch vermuten, dass ein Werwolf dahintersteckt? Immerhin sind diese Wälder bekannt für ihr übermäßiges Wolfsvorkommen, es ist schon einmal passiert das sich ein Wolf in dieses Dorf verirrt hat.“
Farkas beäugte den Hauptmann herablassend „Und ohne Zweifel, war es auch vor solch vielen Jahren ein Werwolf.“
Während empörtes Raunen den Raum erfüllte lachte Cyran wieder nur „Woher wollt ihr das wissen, wart ihr hier zu dieser Zeit?“
„Allerding.“, bestätigte Farkas, Cyrans Frage „Ich befand mich zu dieser Zeit zwar noch in der Ausbildung und unsere Gruppe hielt sich bedeckter als wir es heute tun, doch ich war an der Wolfsjagt beteiligt. Also glaube mir Junge, ich weiß wovon ich spreche.“, hielt er eindringlich dagegen.
„Schwachsinn!“, warf ihm Cyran an den Kopf, sein respektloser Ton ließ die Jäger nach ihren Waffen greifen.
Farkas schmunzelte jedoch nur über ihn „Wir haben bereits hunderte von Werwölfen zur Strecke gebracht, wir kennen die Anzeichen, und die Wunden an dem Körper des Opfers schließen jeglichen Zweifel aus, hierbei handelt es sich um einen Werwolf.“
Bevor Cyran etwas entgegnen konnte schnitt ihm Farkas das Wort ab „Lass mich dir einen Vorschlag darbieten, wir werden den Wolf jagen, ihr könnt nur davon profitieren. Handelt es sich um einen gewöhnlichen Wolf, wie du behauptest, gut, dann werde ich meinen Fehler liebend gerne eingestehen. Handelt es sich um einen Werwolf, wird deine kleine Truppe niemals allein mit ihm fertig, seht uns als Unterstützung an und in beiden Fällen seid ihr die Bedrohung losgeworden und könnt in Frieden euer Leben fortsetzten.“
Cyran wollte offensichtlich nicht darauf eingehen, doch da mischte sich schließlich mein Vater ein, er legte Cyran die Hand auf die Schulter, ein klares Zeichen, dass er nachgeben sollte „Farkas hat zwei Dutzend Männer mit sich gebracht, in jeden Fall werden die Bewohner dieses Dorfes sicherer sein als zuvor, mag es sich nun um eine Werwolf oder einen normalen Wolf handeln, diese zusätzliche Unterstützung werden wir nicht abschlagen.“
Er nickte Farkas danken zu „Eure Männer werden Unterkunft in den Tavernen finden, ihr müsste eine lange Reise hinter euch haben, ruht euch aus.“
Farkas nickte ebenfalls „Ich danke euch für eure Gastfreundlichkeit.“, dabei traf ein giftiger Blick Cyran, welcher diesen mit einem ähnlich tödlichem erwiderte.
Der Saal leerte sich langsam wieder und die Dorfbewohner kehrten zurück zu ihren Tätigkeiten. Farkas und mein Vater waren in ein Gespräch vertieft, während zwei Wachen die Jäger zu ihren Schlafgemächern führten. Cyran verweilte an der Seite meines Vaters und betrachtet Farkas herablassend bei jedem Wort, dass sein Lippen verließ. Caleb streifte mich am Arm und ich löste meinen Blick von den drei Männern. Ich folgte meinem Freund hinaus aus dem Saal, kaum an der frischen Luft wollte er breites wieder davon stapfen. Diesen Fluchtversuch unterband ich indem ich ihm am Arm aufhielt, widerspenstig wandte er sich mir zu „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich besorgt.
„Könnte nicht besser sein.“, kam die kalte Antwort. Er riss sich los aus meinem Griff und kehrte mir erneut den Rücken zu „Caleb.“, versuchte ich ihn aufzuhalten.
„Ich habe zu tun.“, entgegnet er knapp, jedoch blieb er erneut stehen „Zehn Pferde stehen vor meiner Schmiede, sie brauchen alle neuen Hufeisen.“, erklärte er sich. Stillschweigend blieb ich zurück, erst ein lautes Fluchen weckte mich aus meiner Starre. Hinter mir stürmte Cyran aus dem Saal, dicht gefolgt von seinem Schatten, dem kleinen Icarus, welcher sich in seinen jungen Jahren bereits der Wache anschließen wollte. Als er mich erblickte winkte der blondhaarige Junge mir freudig zu, während Cyran seiner Wut freien Lauf ließ. Icarus sprang an ihm vorbei und fiel mir um den Hals, ich erwiderte die Umarmung, erst jetzt schien Cyran mich bemerkt zu haben. Die Hände immer noch zu Fäusten geballt blieb er stehen, ich schenkte ihm ein schiefes Grinsen „Wo bleibt dein neuer Freund?“
Ihm entfuhr ein schnaubendes Lachen „Wenn er weiß was gut für ihn ist, bleibt er weit weg von mir.“
Icarus löste sich wieder von mir und gesellte sich an die Seite seines Ausbilders, Cyran verwuschelte ihm grinsend die Haare „Halt dich fern von diesem Mann, Icarus.“, warnte er den Jungen „Er bedeutet Ärger.“
Ein breites Grinsen erschien in den Mundwinkeln des Jungen, währen seine wirren blonden Locken seine Augen verdeckten. Erneut schwang die große Tür des Saales auf und Farkas trat ins helle Tageslicht.
„Wenn man vom Teufel spricht.“, ertönte Cyrans genervte Stimme. Farkas wurde flankiert von zwei seiner Jäger, sie steuerten direkt auf uns zu.
„Hauptmann.“, ertönte Farkas` Stimme.
„Womit kann ich dienen.“, entgegnet Cyran mit einem bitterbösen Grinsen „Mit der Schuppe einer Meerjungfrau, dem Hut einer Hexe oder dem Horn eines Einhorns, wie kann ich euch weiterhelfen?“
Farkas schenkte ihm einen tödlichen Blick, doch ging nicht weiter auf seine Worte ein „Schickt eure Wachen zum Tor des Dorfes, ich würde gerne heute noch mit der Suche beginnen, außerdem müssen eure Soldaten lernen wie sie sich gegen den Werwolf am besten verteidige.“
„Keine Sorge, sie kennen jedes Märchen in und auswendig. Nadel und Fanden, sowie Geißlein und Steine sind bereits vorbereitet.“, witzelte Cyran.
Wieder schenkte Farkas ihm keine Aufmerksamkeit, stattdessen kramte er in seiner Tasche und zog schließlich eine silbern glänzende Uhr hervor. Diese weckte Icarus` Interesse, was dem Jäger nicht entging. Er ließ die wunderschön verzierte Uhr an der kleinen goldenen Kette baumeln und hielt sie dem Jungen vor die Nase „Willst du sie dir genauer ansehen?“, fragte er freundlich. Icarus nickte eifrig und nahm die wertvolle Uhr vorsichtig an sich, kaum lag sie in seinen kleinen Händchen gab er einen erschrockenen Aufschrei von sich und ließ die Uhr fallen. Sie landete im kalten Schnee, wo sie von dem lächelnden Farkas wieder aufgesammelt wurde „Sie besitz scharfe Kanten, bitte verzeih, davor hätte ich dich warnen müssen.“
Seine vernarbte Hand fuhr dem Jungen durch die Haare und Farkas schenkte ihm ein herzerwärmendes Lächeln ehe er sich an Cyran wandte „Pass gut auf deinen Schützling auf.“, seine Worte klangen freundlich doch es schwang ein beängstigender Ton mit, eine Drohung.
Cyran zog Icarus näher an sich und nahm dessen verletzt Hand in seine während er Farkas einen scharfen Blick zuwarf „Meine Männer werden euch am Tor erwarten.“, eine eindeutige Empfehlung zu verschwinden. Farkas, zu seinem Glück, erkannte die Drohung in den Worten und wandte sich mitsamt seiner zwei Jäger zum Gehen. Cyrans Augen verfolgten die Männer bis sie sich außer Sichtweite befanden. Ich wandte mich nun Icarus zu und streckte ihm meine Hand entgegen „Darf ich mal sehen?“
Cyrans Hand, welche immer noch Icarus` umschlang lockerte sich und der Junge streckte mir zögernd seine Hand entgegen. Ich betrachtete die kleinen Wunden, welche die Uhr hinterlassen hatte „Das ist nur halb so schlimm, es wird bald wieder verheilt sein. Trotzdem solltest du Isabel einen blick darauf werfen lassen. Und lass dir einen Kecks von ihr gegeben.“
Er nickte knapp und ein lächeln erhellte seine Züge. Isabel kümmerte sich seit Jahren um das Waisenhaus, außerdem war sie eine ausgesprochen erfahrene Heilerin, sie war so freundlich mir von Zeit zu Zeit ihr Wissen mitzuteilen, wobei ich ihr im Austausch mit den Kindern ein wenig half. Icarus jedoch lief seitdem er im Waisenhaus lebte ausschließlich Cyran hinterher, was diesen nicht einmal großartig zu stören schien, zumindest hatte er ihn noch nie weggeschickt.
~ ~ ~
Cyran verabschiedete sich von Icarus und mir und stapfte immer noch sichtlich mies gelaunt davon um seine Soldaten zusammen zu trommeln. Währenddessen begleitete ich Icarus zurück zum Waisenhause, er plapperte froh vor sich hin und ich lauschte schmunzelnd seinen fantasievollen Geschichten, welcher er ab und zu mit einige wahren Elementen aus dem Training von Cyran mischte. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Schnee erreichten wir bereits das Gartentor seines Zuhauses. Im Garten wurde eine Schneeballschlacht abgehalten, während ein paar andere Kinder die drei Kugeln eines Schneemannes rollten, welcher die zwei bereits stehenden Schneeskulpturen ergänzen sollte. Die Kinder begrüßten mich lachen ehe ich die Chance dazu hatte die Haustüre zu erreichen, doch eine junge Frau, mit lockigen roten Haaren und Sommersprossen um die Nase erschien auf der Treppe und betrachtete die spielenden Kinder mit ihrem üblichen herzlichen Lächeln. Icarus stürmte bereits auf sie zu und zeigte ihr stolz seine Kriegsverletzung, ich konnte seine Worte nicht verstehen, doch ein schallendes Lachen entkam Isabel ehe sie Icarus ins Haus schob. Sie reichte mir die Hand und drückte sie zur Begrüßung „Schön dich zu sehen.“
Ich erwiderte die Geste und begleitete sie ins warme Haus. Ich legte meinen Mantel ab und hing ihn an die Garderobe als ich ihre erheiterte Stimme hinter mir vernahm „Also wie ist er wirklich zu der Wunde gekommen, dass er Cyran sein Schwert entrissen hat und ihn das allererste Mal besiegt hat, kommt mir wie ein Märchen vor.“
Nun entkam auch mir ein Lächeln „Leider nicht, die Wunde stammt von der Uhr des Jägers.“
Skeptisch musterte sie mich „Von einer Uhr?“
Ich nickte nur „Er entschuldigte es damit, dass sie scharfe Kanten habe.“
„Wenn er das behauptet.“, nahm sie die Antwort schulterzuckend hin.
Während Isabel die kleinen Wunden in Icarus Handflächen versorgte spielte ich wie so oft mit der Kette um meinen Hals, selbst Isabel fiel dieser kleine Tick immer wieder auf „Legst du sie denn niemals ab?“, fragte sie grinsend.
Ich schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln „Nein, Niemals.“ Die kleine Kette, in Form einer Eule, in deren Brust ein kleiner Saphir eingearbeitet war, war ein Geschenk von meiner Mutter, seitdem sie sie mir gegeben hatte habe ich sie kein einziges Mal abgenommen. Isabel war bereits fertig mit dem Verband um Icarus Händen und schickte ihn hinaus zu den anderen Kindern. Sie verschwand für einen Moment in der Küche und ihre helle Stimme ertönte wenige Sekunden später „Möchtest du einen Tee?“
„Gerne.“, antwortete ich während ich es mir in einem der großen Sessel gemütlich machte und meine Beine Richtung Feuer ausstreckte um sie zu wärmen. Den restlichen Tag verbrachten wir damit Tee zu trinken, während sie mir mehr über ihre Wundermittelchen beibrachte.
Als die Sonne bereits untergegangen war schlüpfte ich wieder in meinen Mantel und machte mich auf den Nachhauseweg. Ich streifte mir die warme Kapuze über den Kopf um mich vor dem eisigen Wind zu schützen, während ich durch den tiefen Schnee stapfte. Plötzlich ließ mich ein lautes Kratzen und Krachen den Kopf drehen, zu spät erkannte ich die Bedrohung, die auf mich zu kam. Gewaltsam wurde ich zu Boden gerissen, alles was ich sah waren schneeweiße, messerscharfe Zähne welche im Mondlicht glänzten. Zwei monströse Pranken lagen neben meinem Kopf während ich den Wolf mit dem goldbraunen Fell anstarrte. Seine Atmung ging schnell und abgehakt, als wäre er auf der Flucht, ich suchte nach einem Funken Angst in meinem Körper und war verwundert, als ich dort nur absolute Gelassenheit fand. Verwundert über mein Verhalten konnte ich nichts tun als den über mir kauernden Wolf anzustarren. Sein Maul schloss sich und seine Lefzen entfernten sich ein Stück von meinem Gesicht, plötzlich wurde mir klar, dass er nicht die Absicht hatte mich zu verletzten. Aus der Dunkelheit drangen laute Stimmen zu uns vor und der Wolf wurde hektisch, mit einem Satz sprang er über mich hinweg und stürmte davon. Kaum zehn Sekunden später bogen die Jäger um die Ecke und sprinteten an mir vorbei, mit Fackeln und Pfeil und Bogen bewaffnet. Sie verschwanden in die selbe Richtung wie der Wolf zuvor, in einiger Entfernung war nun ein lautes aufheulen zu hören, das Kampfgebrüll weckte nach und nach alle Dorfbewohner und sie stürmten aus ihren Häusern. Ich rannte los und kam der Geräuschquelle immer näher, bis ich mich schließlich auf dem Dorfplatz wiederfand. Die zwei Dutzend Jäger hatten den panischen Wolf eingekesselt und wurden unterstütz von den Soldaten des Dorfes. Plötzlich erschien Caleb neben mir „Was ist hier los?“
Doch sein Blick schoss bereits Richtung Dorfmitte, wo den Wolf sein schreckliches Schicksal erwartete. Cyran gesellte sich nun ebenfalls zu uns, Farkas schien ihn nicht eingeladen zu haben zu der nächtlichen Jagd „Er stielt mir meine Männer.“, maulte er wütend und bestätigte somit meinen Verdacht. Ich erblickte einen Schützen auf einem der Dächer welcher einen glänzenden Pfeil in seinen Bogen einspannte, ich zählte die Sekunden bis der Pfeil sein Ziel treffen würde. Der Pfeil verließ die Hand des Schützen und nur wenige Augenblicke später ertönte ein markerschütterndes, gequältes Jaulen. Wir stürmten in die erste Reihe um zu sehe was geschehen war. Der Pfeil hatte sein Ziel getroffen und der Wolf war zu Boden gegangen, doch das war nicht der Grund warum es plötzlich mucksmäuschenstill wurde. Die pelzigen Gliedmaßen des Tiers verformten sich und wurden kürzer, schlanker und haarloser. Ich traute meinen Augen kaum als ich verfolgte was dort vor sich ging. Inmitten der Jäger und Soldaten lag nun kein Wolf mehr, sondern ein kleiner blondhaariger Junge. Die Jäger zerrten ein eisernes Netz auf den Jungen zu, welches sie nun über ihn warfen. Icarus` Kehle entkam ein Schmerzensschrei, welcher mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Farkas trat nur vor und sprach laut und deutlich, stolz schwang in seiner Stimme „Wie ihr seht, bestätigt sich unsere Vermutung, hierbei handelte es sich um einen Werwolf.“
Er kramte seine Uhr ein weiteres Mal aus seiner Tasche hervor und sie baumelte in der Luft hin und her. Wie gebannt starrte die Menschenmasse auf das Objekt „Dieser Junge hat sich gestern verbrannt, als er meine Uhr berührt hat, welche aus reinem Silber gefertigt wurde, somit war für mich klar, dass er der Werwolf ist.“
Mein Herz schien stehen zu bleiben, wie in Zeitlupe sah ich den Zwischenfall mit der Uhr in meinem Kopf immer und immer wieder.
„Silber ist ihre einzige Schwäche, wollt ihr euch gegen sie schützen tragt immer etwas gefertigt aus diesem Metall mit euch.“, empfahl er den Dorfbewohnern.
Er deutete nun auf Icarus, welcher sich immer noch vor Schmerzen wand unter dem metallenen Netzt „Dieses Netzt ist ebenso aus Silber geschaffen, genau wie der Pfeil, welcher ihm zum Verhängnis wurde.“, lobte er seine Methoden stolz. Alles was ich für diesen Mann empfinden konnte war reinster Hass. Icarus konnte unmöglich für den Tod an Calebs Schwester verantwortlich sein, er war ein zehnjähriger Junge, das war unmöglich.
„Leider ist unsere Aufgabe hiermit noch nicht zu ende, Werwölfe leben in Rudeln, es ist ungewiss wie viele von ihnen in diesem Dorf ihr Unheil treiben, traut niemandem und berichtet uns jeden noch so kleinsten Verdacht augenblicklich.“, fuhr er fort.
Ich mochte mir gar nicht vorstellen was er mit diesem Worten anrichten würde, der Frieden in unserm Dorf würde sich verändern, jeder würde jedem Misstrauen, schreckliche Tage oder gar Wochen lagen vor uns. Farkas zog sein Schwert und schritt auf Icarus zu, noch bevor er ihn erreichen konnte verschwand Cyran von unserer Seite und sprintete in die Mitte „Stopp!“, brüllte er so laut das sogar Farkas sich zu ihm umdrehte. Der Jäger betrachtete ihn schief grinsend „Willst du ein Mitglied deines Rudels retten?“, beschuldigte er ihn.
„Er ist ein zehnjähriger Junge, er kann unmöglich für den Mord verantwortlich sein.“, warf Cyran dem Jäger an den Kopf.
„Du würdest staunen, wozu diese Monster in der Lage sind.“, konterte Farkas und schritt weiter auf Icarus zu.
„Sperrt ihn ein, aber tötet ihn nicht, zumindest so lange bis klar ist, wer für den Mord verantwortlich ist. Ihr sagtet bereits, dass wir es mit einem Werwolfrudel zu tun haben, es war sicher ein anderer Wolf. Seht ihn euch an, er ist doch nur ein kleiner Junge.“, versuchte Cyran den Jäger zu überzeugen.
Icarus ängstlicher Blick traf Cyran, er flehte ihn an ihm zu helfen, doch ich bezweifelte, dass irgendjemand etwas gegen Farkas ausrichten konnte. Farkas wandte sich Cyran zu und es hatte den Anschein, als wolle er noch etwas erwidern, doch stattdessen schenkte er ihm ein dreckiges Grinsen als er seine Klingen im Herz des kleinen Jungen versenkte „Auch wenn er unschuldig sein sollte, er ist trotz alledem immer noch ein Werwolf,“, rechtfertigte Farkas seine Tat. Cyrans Blick verfinsterte sich, so wütend hatte ich ihn noch ihn erlebt, er schien die zwei dutzend Jäger vollkommen vergessen zu haben und stürzte sich auf Farkas. Er riss den Jäger mit sich zu Boden und sein erster Faustschlag traf sein Ziel, Blut rann aus der Nase des Jägers. Bevor Cyran einen zweiten Hieb ausführen konnte griffen die restlichen Jäger ein, gewaltsam rissen sie Cyran von Farkas fort, er bot ihnen einen Kampf, ehe es ihnen gelang ihn im Schnee fest zu halten. Die zwei Männern fixierten seine Arme mit ihren Knien am Boden, während er wild fluchend um sich trat. Farkas trat nun zu ihnen und ließ sich mit einem Knie auf Cyrans Brust nieder, während er das Blut mit seinem Handrücken von der malträtierten Nase wischte.
„Bastard!“, warf ihm Cyran an den Kopf, in einem Ton der mich zusammenzucken ließ.
Farkas lächelte jedoch nur und fingerte die Uhr aus seiner Tasche „Lass uns überprüfen ob wir unseren zweiten Wolf bereits gefunden haben.“
Cyran verstummte während die Uhr vor seiner Nase hin und her schwang.
Plötzlich ertönte ein scharfer Befehl „Das reicht!“, zwei Soldaten traten vor, ihre Gesichter kamen mir bekannt vor, doch ich war mir sicher, dass sie an dieser Jagt nicht beteiligt gewesen waren. Alle Blicke richteten sich nun auf die beiden jungen Männer „Für heute Nacht ist bereits genug Blut geflossen, wir verbürgen uns für unseren Hauptmann. Er ist keiner der Werwölfe.“
Farkas belächelte die beiden nur „Woher wollt ihr das wissen?“
Der dunkelhaarige Soldat deutete auf das Schwert an Cyrans Hüfte und zog schließlich sein eigenes hervor „Dieses kleine Symbol“, er deutete auf eine von Dornen umringte Rose aus glänzendem Metall „ist auf jedem Schwert zu finden und immer aus Silber gefertigt. Es ist so platziert, dass es in der Handfläche verschwindet, wenn man ein Schwert hält.“
Der Soldat deutete mit einem Kopfnicken auf Cyran „Seht euch seine Handflächen an, das Silber müsste nach all den Jahren Brandzeichen hinterlassen haben.“
Farkas` Blick durchbohrte den Soldaten, sichtlich unerfreut über dessen Einwand, doch nach einer gefühlt ewig andauernden Pause signalisierte er einem seiner Männer „Die Handfläche.“
Der Mann ergriff Cyrans Handgelenk und unversehrte Haut kam zum Vorschein. Cyran schenkte dem Jäger ein triumphierendes Grinsen, worauf dieser mit einem drohenden Knurren antwortete, ehe er von dem Hauptmann abließ. Farkas signalisierte seinen Männern den Platz zu verlassen und auch die Dorfbewohner kehrten wieder in ihre Häuser zurück. Lediglich eine Person verharrte regungslos an ihrem Platz. Die rothaarige Frau starrte den Tränen nahe auf den regungslosen Jungen. Bevor ich meiner Freundin beistehen konnte kam mir bereits Cyran zuvor, er legte sanft eine Hand auf ihre Schulter, worauf sie den Blick schließlich von ihrem Schützling abwand. Tränen strömten über ihre Wangen, auch Cyran hatte sichtlich Mühe sich nicht von der Traurigkeit übermannen zu lassen. Tröstend schloss er die trauernde Frau in seine Arme, erst als ich Calebs warme Hand auf meiner Schulter spürte und seine besorgte Stimme an mein Ohr drang, wurde mir bewusst, dass auch mir heiße Tränen die Wange hinunter kullerten. Calebs rauer Finger streifte meine Wange und wischte eine Träne beiseite, ehe er seinen Arm um mich legte und wir gemeinsam den Nachhauseweg antraten.
Caleb war mir die Nacht über nicht von der Seite gewichen, als ich erwachte lag er friedlich schlummernd neben mir. Ein vorsichtiges Klopfen an meiner Zimmertür ließ mich hochschrecken, doch als ich das vom Alter gezeichnete Gesicht meines Vaters im Türstock sah, entspannte ich mich. „Alle Dorfbewohner wurden dazu aufgefordert auf dem Dorfplatz zu erscheinen.“, teilte er mir in seiner üblichen tiefen, beruhigenden Stimme mit. Ich nickte knapp und hörte wie sich die Tür knarzend wieder schloss. Sanft rüttelte ich an Calebs Schulter, seine Antwort war ein verschlafenes, unverständliches Murmeln.
„Caleb. Wir müssen aufstehen.“
„Zwei Minuten.“, grummelte er.
Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubend lauter Knall, welcher uns beide sofort senkrecht im Bett stehen ließ. Schneller als meine Augen folgen konnten sprang Caleb aus dem Bett und starrte unruhig aus dem Fenster. Mein Herz hämmerte schmerzhaft in meiner Brust als ich mich langsam zu ihm gesellte „Was ist passiert?“, fragte ich leise.
„Sie schließen das Tor.“, erklärte er notdürftig.
Jetzt wagte auch ich es einen Blick nach draußen zu werfen und erkannte, dass das noch lange nicht alles war. Vor den hölzernen Torflügeln wurde ein monströs großes, eisernes Tor herabgelassen, welchen ein durchkommen unmöglich machte. Es war nur unschwer zu erkennen, dass diese Vorrichtung nicht dazu gedacht war uns vor dem Wald zu schützen. Rundherum um das Dorf, erhöht auf Plattformen an dem großen Zaun, hatten sich in Abständen von nicht einmal fünf Metern Soldaten aufgestellt, ihren Augen entging nicht die kleinste Bewegung. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus, bei dem Gedanken daran, was Farkas im Schutz der Dunkelheit errichtet hatte. Ohne, dass wir auch nur einen Schimmer davon hatten, hatte er uns in unserem eigenen Zuhause eingesperrt. Als ich die bewaffneten Männer musterte wurde mir klar, dass auch ihre Zahl sich um mehr als das Doppelte erhöhte hatte. Eine Menschenmasse hatte sich bereit auf dem Dorfplatz versammelt als wir zu ihnen stießen. Niemand schien eine Ahnung zu haben, was vor sich ging. Eine tiefe Stimme ertönte hinter uns „Er sperrt uns ein, großartig.“, sagte Cyran zynisch.
Diese Tatsache war bis jetzt niemandem entgangen, beunruhigt musterten die Menschen die bedrohlich wirkenden Soldaten die auf sie herabblickten. Schließlich erschien Farkas und Cyran stieß bei seinem Anblick einen widerlichen Fluch aus. Er stolzierte erhobenen Hauptes durch die Masse, welche ihm demütig aus dem Weg ging. Als er auf das kleine Podest stieg genoss er die angespannte Stille für einen Moment ehe seine kräftige Stimme über den Platz schallte „Niemand wird dieses Dorf verlassen, solange nicht jeder einzelne Werwolf getötet wurde.“, begann er und verzichtete auf jegliche Art der Höflichkeit. Ein Raunen ging durch die Masse, Farkas machte sich nicht die Mühe die Menschen zu beruhigen, er gab lediglich einem seiner Soldaten einen Befehl. Jeder Muskel in meinem Körper versteifte sich, als sich ein Bolzen aus der Armbrust des Schützen löste, er verschwand in der Menschenmasse und einen Augenblick später ertönte ein markerschütternder Schrei. Die Menschen stoben auseinander und bildeten einen Kreis um das Opfer. Ich erhaschte einen Blick auf den jungen Soldaten, welcher, sich vor Schmerzen windend, im Schnee lag. Der Armbrustbolzen hatte seinen Oberschenkel durchbohrt und hässliche Brandnarben hinterlassen. Der Schütze hatte sein Ziel um keinen Millimeter verfehlt und das Blut des Werwolfes färbte den Schnee in kürzester Zeit rot. Farkas schritt auf den jungen Mann zu und sein Schwert blitze auf, ich wandte meinen Blick ab, bevor die Klinge ihr Ziel traf. Die Schmerzendlaute verstummten und eine bedrückende Stille legte sich über den gesamten Platz. Ich zitterte am ganzen Körper, meine Hand bedeckte meinen Mund um jedes kleinste Geräusch sofort zu verschlucken. Cyran starrte ungläubig auf den toten Soldaten, jetzt erkannte ich, dass es einer der Beiden gewesen war, die am vorherigen Tag für ihn eingestanden waren. Er trat einen Schritt vor, blanke Wut lag in seine Augen, jeden Moment würde er sich erneut auf Farkas stürzen. Caleb und mir schien derselbe Gedanken durch den Kopf zu gehen `Nicht jetzt, nicht mit all den bewaffneten Männern, die jede unserer Bewegungen verfolgten. `
Beinahe synchron griffen wir nach Cyrans Schultern und hielten ihn zurück „Du wirst tot sein bevor du ihn erreichst.“, versuchte Caleb ihn aufzuhalten.
Cyran hielt tatsächliche Inne und überdachte seine Aktion, jedoch flackerten seine Augen immer noch vor Zorn. Farkas Stimme ertönte erneut und unsere Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf ihn „Wir haben unsere Augen und Ohren überall, kein Werwolf wird uns entgehen. Je schneller wir diese Angelegenheit hinter uns gebracht haben, desto schneller könnt ihr euer Leben friedlich fortsetzen.“, er legte eine Pause ein und wartete die Reaktion der Menschen ab „Helft uns den Alpha zu finden, dann wird das hier ein für alle Male ein Ende haben.“
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Nach Farkas‘ Ansprache trat eine bedrückende Stille ein, niemand wagte es auch nur ein Wort von sich zu geben. Ich spürte ein leichtes Zerren an meinem Ellenbogen, als mich Caleb schließlich dazu aufforderte ihm zu Folgen. Etwas Abseits der Masse zerrte er mich in einer verlassenen Gasse. Verwirrt musterte ich ihn, wie er gehetzt von links nach rechts blickte „Was ist los, Caleb?“
Sein Blick fokussierte mich und ich verstummte sofort, bei der Sorge in seinen Augen.
Er schloss die Augen für einen Moment und atmete tief ein und aus ehe er sie wieder öffnete. Ich umklammerte seinen zitternden Unterarm und legte meine andere Hand an seine Wange „Caleb?“, fragte ich besorgt.
Er ergriff meine Hand und umschloss sie mit seiner, seine Atmung ging beunruhigend schnell und sein gehetzter Blick wanderte ins Nichts als seine Stimme erklang, nicht mehr als ein Flüstern „Wir sollten uns eine Zeit lang voneinander fernhalten.“
Mir stockte der Atem, mein Herz schien den Geist aufgegeben zu haben als ich den Inhalt seiner Worte verstand „Caleb? Was ist los?“
Er ließ meine Hand los und trat einen Schritt zurück „Nur so lange bis sich diese Sache gelegt hat.“, umging er meiner Frage.
Ich trat einen Schritt näher um nach seiner Hand zu greifen, doch er wich weiter zurück „Nimm die Kette niemals ab, versprich es mir.“
Völlig aus der Bahn geworfen griff ich an den Anhänger um meinen Hals, mein Mund war wie ausgetrocknet, kein Wort vermochte über meine Lippen zu kommen als ich stumm nickte.
Caleb wandte sich von mir ab und im Bruchteil einer Sekunde war er verschwunden und ließ mich den Tränen nahe und völlig ratlos in der dunklen Gasse zurück.
Erst eine tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken „Eden, komm ich begleite dich nach Hause.“
Ich wandte mich Cyran zu, welcher mir einladen die Hand entgegenstreckte, zögernd ergriff ich sie und folgte ihm durch die Menschenmasse, welche von einer Ecke in die andere hetzte. Sie begannen bereits damit ihre Fenster mit Brettern zu vernageln und jeder musterte den anderen als könnte er sie im nächsten Moment in Stücke reißen.
In Gedanken versunken trottete ich Cyran hinterher und beobachte aus dem Augenwinkel weiterhin die Dorfbewohner, innerlich verfluchte ich Farkas. Vielleicht wollte er uns bloß helfen, doch bis jetzt hatte er nur Unruhe gestiftet. Als Cyran plötzlich stehen blieb stieß ich fast mit ihm zusammen, besorgt betrachtete er mich von oben bis unten „Was ist passiert?“
Ich zögerte für einen Moment, doch sein Blick machte deutlich, dass er nicht nachgeben würde, so stotterte ich vor mich hin „Caleb…er, er…“, weiter kam ich jedoch nicht.
Cyran klopfte mir aufmunternd auf die Schultern „Ich werde mit ihm reden, das wird schon wieder.“
Bevor ich etwas erwidern konnte unterbrach uns mein Vater, der wütend auf uns zu stapfte, mit einem Fingerwink forderte er Cyran auf ihm zu folgen „Wir müssen uns unterhalten, dieser Farkas macht uns nur Probleme.“
Den restlichen Tag verbrachte ich lesend in meinem Bett, während draußen immer noch das Chaos tobte. Ich hoffte die Stimmung würde sich wenigstens ein bisschen bessern, da am heutigen Abend das jährliche Dorffest stattfand. Ich freute mich jedes Jahr darauf, es wurde ein großes Feuer entzündet, es gab das köstlichste Essen und die schönste Musik. Nach ein paar Stunden wagte ich es schließlich einen Blick aus dem Fenster zu werfen, meine Laune hob sich augenblicklich als ich sah, dass die Bürger trotz des vorherrschenden Misstrauens die Vorbereitungen für das Fest trafen. Voller Vorfreude durchwühlte ich nun meinen Kleiderschrank um ein passendes Outfit zu finden. Es kostete mich lange genug um mein Kleid vom letzten Jahr zu finden, doch es passte zum Glück immer noch. Es war ein dunkelblaues Bodenlanges Kleid, mit kleinen Schneeflocken um das Dekolleté. Die Sonne ging bereits unter und mein Vater erwartete mich bereits bei der Eingangstür. Wie immer besuchten wir das Fest gemeinsam, so schlenderten wir von Stand zu und griffen und hier und da essbare Kleinigkeiten ab. Als ich an meinem mit Schokolade übergossenem Apfel kaute erreichten wir den großen Platz, wo bereits ein Feuer lichterloh brannte. Es war ein beeindruckender Anblick, eine kleine Gruppe hatte sich bereits um das flackernde Feuer geschart und tanzte im Rhythmus der Musik. Mein Vater verschwand von meiner Seite um sich mit einigen seiner Soldaten zu Unterhalten während ich das bunte Treiben beobachtete.
„Lust zu tanzen?“, ertönte eine verführerische Stimme an meinem Ohr.
Ein Schmunzeln schlich sich in meinen Mundwinkeln als ich Cyran belustigt musterte „Ich verzichte, vielen Dank.“
„Gib dir einen Ruck Schneewittchen.“, seine Lippen kamen nun meinen gefährlich nahe „Ich sehe doch, dass du ebenfalls tanzen willst.“
„Bitte doch eine deiner unzähligen Verehrerinnen um einen Tanz, dann wirst du den restlichen Abend beschäftigt sein.“, entgegnete ich grinsend.
Cyran lachte nur „Ich würde ihre Gesellschaft lieber vermeiden. Außerdem ist dies das erste Jahr indem Caleb mir nicht im Weg steht, wieso sollte ich diese Chance nicht ergreifen?“
Das Lächeln verschwand augenblicklich aus meinen Mundwinkeln, ich schoss ihm einen eindeutigen Blick zu „Verschwinde.“, flüsterte ich bedrohlich leise.
Er hob abwehrend die Hände „Wie du willst, du weißt nicht was du verpasst.“
„Oh ich habe eine sehr gute Vorstellung davon. Blaue Flecken an den Füßen, deinen Tanzkünsten entsprechend.“
Wieder ertöte nur ein knappes Lachen von ihm, ehe er mir schließlich den Gefallen erwies und verschwand. Ich genoss noch eine Weile die Musik ehe ich beschloss mir etwas zu trinken zu besorgen. Auf dem Weg zum Getränkestand lief ich allerdings Isabel über den Weg und meine Pläne änderten sich. Wir gerieten in ein Gespräch während wir versuchten die Weisenkinder im Auge zu behalten, welche gefühlt jede Sekunde einen Fluchtversuch starteten. Die unzähligen interessanten Stände und vor alle das Feuer schien sie magisch anzuziehen. Plötzlich wurde unser Gespräch jäh unterbrochen, Farkas und seine Soldaten marschierten auf den Platz und drängten die Menschen von dem Feuer weg. Die Musik verstummte und jeder wartete gespannt, was nun passieren würde. Zwei von Farkas Männern trugen in ihrer Mitte einen großen Eisernen Kessel, welcher gefüllt war mit verschiedenen Kräuter, mehr konnte ich von meinem Standpunkt aus nicht erkennen. Wie aus dem Nichts war Cyran neben uns aufgetaucht, er ergriff Isabels Arm und versuchte sie weg zu zerren „Du musst verschwinden! Sofort!“, befahl er ihr panisch.
Isabel und ich starrten ihn nur fragend ehe Isabel versuchte ihn zu beruhigen „Cyran, wieso? Was ist los?“
Cyrans Blick wechselte zu Farkas, dessen Männern nun den Kessel ausleerten. Die Kräuter, kleine Knochen und sämtliche farbliche Flüssigkeiten in kleinen gläsernen Gefäßen verteilten sich über den Schnee. Isabel erstarrte in der Bewegung, ein leises Murmel war zu vernehmen „Nein.“, sie wiederholte es immer und immer wieder.
„Isabel Fletcher.“, ertönte Farkas Stimme „Hiermit klagen ich dich der Hexerei an und verurteile dich zum Tode durch Verbrennung auf dem Scheiterhaufen.“
Noch bevor Isabel sich einen Schritt bewegen konnte wurden Cyran und ich gewaltsam von ihrer Seite gezerrt während zwei Männer sich auf das rothaarige Mädchen stürzten. Cyran und ich langen regungslos im Schnee, während Isabel vor Farkas auf die Knie gezwungen wurde. Sofort waren wir wieder auf den Beinen und stürmten in die erste Reihe. Farkas Soldaten versuchten sich uns in den Weg zu stellen, doch Cyran erledigte die ersten Beiden. Cyran zog sein Schwert und entwaffnet den bewusstlosen Soldaten zu seinen Füßen. Pfeil und Bogen nahm er ihm ab und reichte beides mir. Ein Schwert würde mir nicht bringen, kämpfen konnte ich nicht. Doch mit Pfeil und Bogen stellte auch ich eine Gefahr dar. Ohne zu zögern spannte ich den Pfeil in die Sehne des Bogens und zielte auf den nächsten Soldaten der uns zu nahekam. Ich wollte niemanden töten, so trafen meine Pfeile nur Beine, was effektiv genug war. Schließlich ertönt erneut Farkas wütende Stimme „Stopp! Hört auf!“
Es wurde unangenehm still, die Soldaten wichen wieder zurück, Cyran und ich hielten die Waffen jedoch aufrecht. Farkas musterte uns bösartig grinsend „Wir haben im Haus dieser Frau genug Beweise gefunden, dass sie eine Hexe ist. Dies hier.“, er deute auf den ausgelehrten Inhalt des Kessels „Ist nur ein Teil davon.“
Ein Raunen ging durch die Masse, wofür ich jeden einzelnen am liebsten einen Pfeil gewidmet hätte. „Sie ist eine Heilerin, keine Hexe!“, hielt ich dagegen.
Farkas lachte nur „Ein und dasselbe. Sie besitzt verbotene Kräuter und Gemische.“
Cyran trat einen Schritt vor und brüllte den Jäger an „Du redest Schwachsinn, sie ist keine Hexe. Sie hat unzähligen Menschen in diesem Dorf das Leben gerettet mir ihren ‚verbotenen‘ Kräutern und Gemischen, wie ihr sie nennt.“
Farkas schüttelte nur den Kopf „Auch Hexen müssen ihren Unterhalt verdienen.“
„Und du Junge.“, fuhr Farkas fort „Solltest vorsichtiger sei, du verteidigst auffällig oft magische Wesen.“
Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubend lautes Heulen, Farkas Soldaten hoben sofort die Waffen und die Dorfbewohner stoben auseinander. Cyran und ich verharrten an Ort und Stelle und beobachteten die umliegenden Hausdächer, bis schließlich ein lautes Kratzen und Knurren hinter uns ertönte, da erblickten wir ihn. Ein monströs großer Wolf, beinahe doppelt so große wie Icarus in seiner Wolfsform, thronte auf dem Dach hinter uns. Sein Fell, so dunkel wie die Nacht, war nur sein Umriss zu erkennen. Er fletschte die Zähne, welche im Mondlicht silbern glänzten. Während er die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog, wäre mir der zweite Wolf beinahe entgangen. Ein grauer, kleinerer Wolf schlich auf leisen Pfoten hinter dem Feuer auf Farkas zu, doch der Jäger war nicht sein Ziel. Er erledigte die beiden Jäger, welche Isabel flankierten und noch ehe jemand etwas dagegen unternehmen konnte ergriff er sie und verschwand mit ihr zwischen den Häusern. Farkas brüllte wütend Befehle „Bringt sie zurück und erledigt den Wolf!“
Gut die Hälfte seiner Soldaten verschwanden, während sich der Rest auf den großen schwarzen Wolf konzentrierte. Cyran zerrte mich am Arm aus der Gefahrenzone und schob mich vor sich her „Wir verschwinden von hier.“
„Was ist mit Isabel?“, hakte ich nach.
Er zögerte einen Moment doch antwortete schließlich „Ich werde versuchen den Wolf und sie zu finden.“
Erleichtert nickte ich und rannte los. Die Kampfgeräusche wurden in der Entfernung immer leiser, doch sie hörten sich trotz alledem grausam an. Ich rannte unbeirrt weiter, bis mich eine beunruhigende Stille innehalten ließ. Das Kampfgebrüll war verstummt. Ich blieb stehen und lugte vorsichtig um die nächste Ecke. Die Luft war rein, zumindest für die ersten paar Sekunden, denn kaum trat ich einen Schritt in die Gasse hinein ertönte über mir ein gequältes Jaulen, gefolgt von dem verzweifelten Versuch halt mit den Krallen zu finden und einem schmerzhaft klingenden Aufprall. Ich sprang sofort wieder hinter die Hausecke und beobachte die Scene aus sicherer Entfernung. Es war der schwarze Wolf, er lag schwer Atmend im Schnee. Seine breiten Schultern hoben sich für einen Moment, doch seine Vorderläufe versagten ihm den Dienst und er sackte wieder zu Boden. Seine Ohren suchten hektisch die Umgebung ab, nach jeglicher Gefahr. Ich hörte wie sich Schritt näherte, jedoch von der gegenüberliegenden Ecke der Gasse. Fast hätte ich meine Deckung verlassen, als ich Cyran sah. Doch was er tat, ließ mich auf der Stelle erstarren. Er stieß einen groben Fluch aus, warf seine Waffe beiseite und ließ sich neben dem Wolf nieder. Vorsichtig tastete er den Vorderlauf des Wolfes ab, was diesen gequält aufjaulen ließ. Cyran ließ sofort wieder ab von dem verletzten Vorderlauf und musterte hektisch die Gasse. Sein Blick blieb an mir hängen, wie in Trance war ich einen Schritt vorgetreten und stand nun mitten in der Gasse, direkt in seinem Sichtfeld. Wieder stieß er einen Fluch aus, doch sein Blick wanderte wieder zurück zu dem verletzten Wolf „Eden, ich verspreche dir ich werde dir alles erklären, doch ich brauche zu allererst deine Hilfe.“
Ich nickte schließlich und ließ mich neben ihm im Schnee nieder, Cyran begann beruhigend auf den Wolf einzureden „Hey, bleib wach. Mach die Augen auf, Eden ist hier.“
Verwundert versuchte ich Cyrans Blick einzufangen, doch als der Wolf seine Augen öffnete beantworteten sich all meine Fragen. Violette Augen, Augen wie es sie nur ein einziges Mal gab.
„Caleb?“, stotterte ich, meine Stimme kaum noch hörbar. Doch seine Ohren zuckten, als hätte er meine Worte eingefangen. Ich spürte Cyrans Blick auf mir, und hob meinen Kopf, in seinen Augen lag immer noch das selbe Versprechen „Später.“
Behutsam legte ich den Kopf des Wolfes auf meinen Schoß und strich beruhigend über das weiche, nachtschwarze Fell. Cyran versuchte Caleb wach zu rütteln, welcher offensichtlich wieder das Bewusstsein verloren hatte „Caleb, du musst dich zurück verwandle. Komm schon, wach auf.“
Calebs Ohren zuckten ein weiteres Mal und ich spürte wie all seine Muskeln sich anspannten, Schweiß rann ihm über die Stirn und seinen Lippen entkam ein Schmerzenslaut. Cyran atmete erleichtert auf als sich die Gliedmaßen des Wolfes langsam zurück verformten und nach und nach menschlich wurden.
„Ok, du musst mir helfen ihn zu tragen, dein Haus ist am nächsten dort gehen wir hin.“, fuhr Cyran fort. Ich griff unter Calebs Arme und Cyran übernahm die Beine, als ich Cyran schließlich fragte „Mein Vater wird uns sehen, er wird wissen was passiert ist.“
Cyran blick wich nicht von Caleb als er antwortete „Dein Vater weiß was wir sind.“
In den Straßen herrschte Unruhe, es würde, auch wenn der Weg nicht weit war, nicht einfach werden Caleb ungesehen in Sicherheit zu bringen. Cyran versuchte seine Nervosität so gut es ging zu unterdrücken, doch er scheiterte kläglich daran. Immer wieder blieb er abrupt stehen und schien für einen Moment nur den Geräuschen in der Umgebung zu lauschen. Durch meinen Kopf schossen unzählige Gedanken, ich konnte mir noch keinen Reim darauf machen, was hier vor sich ging. Doch ich würde meine Antworten noch bekommen, dafür würde ich sorgen. Plötzlich ertönten die Stimmen zweier Wachen „Hier ist Blut!“ konnte ich aus heraushören. Cyran warf mir einen warnenden Blick zu „Schneller.“, forderte er. Doch das war leichter gesagt als getan, Caleb hing wie ein nasser Sack zwischen uns, was uns nur langsam vorankommen ließ. Die Stimmen der zwei Männer wurden immer lauter, sie kamen viel zu schnell näher. Cyran fluchte leise „Sie folgen der Blutspur, wir müssen sie abschütteln.“
Ein lautes Krachen über uns ließ mich zusammenzucken, Schnee rieselte von der Dachkannte über uns und mein Herz setzten für einen Moment aus, als ein monströs großer Wolf mit einem heftigen Aufprall neben uns landete. Still betrachtete der graue Wolf den verletzten in unserer Mitte, ehe seine Ohren die Geräusche der näherkommenden Soldaten einfingen. Cyran deutet mit dem Kopf in die Richtung aus der die Männer kamen „Lenk sie ab, verschaff uns so viel Zeit wie nur irgendwie möglich. Dann bring alle in Sicherheit, wir kommen nach sobald es möglich ist.“ Der Wolf signalisierte ihm mit einem kurzen Nicken, dass er verstanden hatte und war nach zwei kräftigen Sprüngen hinter der nächsten Ecke verschwunden. Kurz darauf ertönte bereits ein lautes Heulen, gefolgt von Schmerzensschreien. Cyran und ich hetzten weiter, so schnell es ging kämpften wir uns durch den schweren Schnee. Nach kräftezehrenden weiteren nervenaufreibenden Minuten erblickte ich endlich die Eingangstür unseres Hauses, mir fiel ein Stein von Herzen. Nur noch wenige Meter, dann war er in Sicherheit. Auch Cyran war die Erleichterung anzuerkennen und er schenkte mir ein knappes Grinsen „Gleich haben wir es geschafft.“ Nur noch wenige Meter, drei Schritte, zwei Schritte… und da geschah das unvermeidbare. Eine Stimme ertönte in meinem Rücken, nur wenige Meter von uns entfernt und die Schadenfreude in Farkas Ton hätte selbst ein Schwerhöriger nicht ignorieren können „Kann man euch behilflich sein.“, fragte er uns. Cyrans Miene verfinsterte sich „Haltet euch fern von uns, dass hier ist alleine euer Verschulden. Die Wölfe verhielten sich immer friedlich, bis ihr über unser Dorf hergefallen seid.“ Farkas schenkte ihm lediglich ein schiefes Grinsen als er, dicht gefolgt von zehn seiner Soldaten, bedrohlich langsam näherkam. Cyran startete erneut einen Versuch den Mann zu stoppen „Kümmert euch lieber um den Wolf der unseren Freund so schrecklich zugerichtet hat, wir können auf eure Hilfe gerne verzichten.“ Farkas schritt nun an mir vorbei und blieb nur wenige Zentimeter vor Cyran stehen, er betrachtete Caleb für einen Moment ehe er widerlich grinsend fortfuhr „Wie könnten wir euch unsere Hilfe ausschlagen, nachdem wir wie du es formuliert hast, doch verantwortlich dafür sind, ist es nicht das mindeste euch diese schwere Bürde abzunehmen?“ Cyran schien kurz davor zu sein Farkas an die Kehle zu gehen, so mischte ich mich ein „Vielen Dank, wir kommen bestens klar. Kümmert ihr euch um eure Angelegenheiten.“
Farkas wandte sich mir zu, seine Lippen zierten immer noch dieses unausstehliche Grinsen. Er spielte seine Rolle perfekt, so entging uns wie er langsam seine Uhr aus der Hosentasche zog und noch bevor wir etwas unternehmen konnten traf das Silber der Uhr auf die empfindliche Haut von Caleb. Ich starrte ungläubig auf die roten Verbrennungen die der kurze Kontakt hinterließ ehe die Uhr im kalten Schnee verschwand. Farkas schnipste mit dem behandschuhten Fingern „Wie es aussieht wurde es soeben zu meiner Angelegenheit.“
Seine Soldaten reagierten sofort, zwei stürzten sich auf mich und zerrten mich von Caleb weg, Cyran versuchte gegen die zwei Soldaten anzukämpfen die sich nun ihm näherten, doch er hatte nicht die geringste Chance, sie zwangen ihn auf die Knie und uns blieb nichts anders übrig als zuzusehen wie die restlichen vier den bewusstlosen Caleb in Silber glänzende Fesseln legten du durch den Schnee davon zerrte. Cyran verfluchte Farkas mit Wörter welche selbst mir den Atem stocken ließen, erst als er einen Faustschlag kassierte verstummte er. Farkas musterte den Hauptmann missbilligend „Keine Sorge, euer Freund wird vorerst am Leben bleiben.“, er schien nur auf den verwirrten Blick von Cyran gewartet zu haben ehe er fortfuhr „Nachdem wir nun den Alpha in unserem Besitz haben, wird es ein leichtes den Rest aufzuspüren.“
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Kapitel: | 5 | |
Sätze: | 735 | |
Wörter: | 13.727 | |
Zeichen: | 80.919 |
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