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The Diver - Spiegelwelten

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03.09.21 04:47
6 Ab 6 Jahren
Fertiggestellt

Autorennotiz

Dies ist eine Geschichte die im Rahmen der Authorschallenge entstanden ist und mit einer lieben Freundin zusammen verfeinert wurde.

Bitte seht es mir nach, dass ihr diese Geschichte nur bis zum 02.09 komplett lesen könnt und danach nur das erste Kapitel.

Danke für eure Aufmerksamkeit ;-)

Diese Kurzgeschichte ist offiziell unter der #authorenchallenge #miteinanderstattgegeneinander auf Facebook entstanden. Eine Aktion, die ich so gut fand, dass ich, ohne zu zögern dran teilgenommen habe.

 Mein Stichwort war Blütenzauber.

Vier Wochen, um eine Kurzgeschichte zu gestalten und zu veröffentlichen.

Aber das Schicksal meinte es nicht gut mit mir und so zog sich das Projekt in eine Länge, die so nicht geplant war.

Nun lest ihr die Geschichte hier für eine bestimmte Zeit komplett und danach nur bis zum dritten Kapitel.

Bitte versteht, das ich es leider nicht anders Handhaben kann.

Ich wünsche euch viel Spaß mit Clara und David.

»Clara, schau mal her!«, bittet mich meine Mutter, während sie mein Zimmer betritt. »Ich habe hier noch etwas zu deinem achtzehnten Geburtstag«, erklärt sie. Dabei kommt sie zu mir, hält mir ihre geschlossene Hand vor die Nase und ergänzt: »Das habe ich damals von meiner Mutter bekommen und nun sollst du es haben.«

»Ich?«

»Natürlich, wer denn sonst?«, zwinkert sie mir dabei zu und öffnet dann ihre Hand. Zum Vorschein kommt ein etwa fünf Zentimeter großes, grünes Jadekreuz, welches an einer Lederkette befestigt ist.

Jade ... Ein Stein, den ich nicht nur unglaublich mag, sondern bei dem ich auch die asiatische Bedeutung von Ehre, Mut und Kraft mehr als gut kenne.

Hoffentlich gibt sie auch mir den Mut und die Kraft, um einen gewissen Mann endlich ansprechen zu können. Ich bekomme einfach keinen Ton über die Lippen, dabei will ich ihn unbedingt näher kennenlernen.

Meine Mutter zeigt mir an, dass ich mich umdrehen soll, damit sie mir den Glücksbringer anlegen kann. Sofort wandern meine Finger zu dem Stein auf meiner Haut, der sich angenehm kühl anfühlt. Außerdem ist er ganz weich und glatt. Jetzt muss ich nur noch nachsehen, wie mir die Kette steht.

Ich drehe mich zu meinem großen Spiegel, der von zwei grünen Drachen gehalten wird. Sofort fällt mir auf, dass sowohl das Kreuz als auch die Drachen, aus dem gleichen Material gemacht wurden. Ganz so, als gehören die beiden Gegenstände zusammen.

»Ich bin gleich wieder bei dir«, höre ich meine Mutter hinter mir sagen, während ich mich weiter betrachte.

Im Spiegel sehe ich nicht nur den schönen Jadestein, sondern auch, wie gut er mit meinen dunklen Haaren, den blauen Augen und meinem schmalen Gesicht harmoniert.

Bedacht streiche ich über das Kreuz und schließe für ein paar Sekunden die Augen.

 

Ein warmer Windhauch streift plötzlich meinen Arm. Dabei steigt mir der Duft von frisch gebackenen Croissants in die Nase und fremde Stimmen dringen an mein Ohr. Als ich daraufhin meine Augen öffne, traue ich ihnen nicht. Wo bin ich?

Ich stehe auf einmal in einer kleinen Gasse mit Blick auf den Eiffelturm.

Augenblicklich schwirren mir mehrere Fragen im Kopf herum: Wie bin ich nach Paris gekommen? Passiert das gerade wirklich? Und wenn ja, was hat das alles zu bedeuten?

Vollkommen in meinen Gedanken versunken, bemerke ich nur nebenbei eine leichte Berührung an meiner Hand und fahre erschrocken zusammen. Ich drehe mich zur Seite und erkenne eine ältere Frau, die aussieht, als käme sie aus den 50er Jahren. »Puis-je vous aider?«, fragt sie und ich sehe sie ratlos an. Französisch ist so absolut nicht meine Sprache. »Sorry, what did you say?«, antworte ich deshalb, in der Hoffnung, dass sie mich versteht.

Die kleine Dame sieht mich mit großen Augen an, dann beginnt sie zu grinsen und schüttelt leicht den Kopf. Mit Händen und Füßen versuchen wir beide, miteinander zu kommunizieren, denn so etwas funktioniert normalerweise in jeder Sprache. Doch auch das klappt nicht. Wir können den anderen einfach nicht verstehen.

Wieso nur nicht?

Verzweifelt lasse ich meinen Kopf nach vorne fallen und seufze laut auf.

Sicher wirke ich wie eine Verrückte auf sie.

Meine Gegenüber lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken, obwohl ich sie nicht verstehe, redet sie fröhlich weiter und greift nach meiner Hand, um mich zum Eiffelturm zu ziehen. Ich versuche mich dabei etwas umzusehen, jedenfalls so gut es geht, denn die Gute hat einen schnellen Schritt drauf.

In der Nähe eines Busses, der nicht weit vom Eifelturm entfernt parkt, bleibt sie stehen und schiebt mich in Richtung eines jungen Mannes.

»Là tu seras aidé«, sagt die Französin noch, bevor sie mich einfach stehen lässt. Sicher dachte sie, dass ich eine Touristin bin, die sich verlaufen hat. Wenn sie wüsste.

Ich wende meinen Blick vom Reisebus ab und sehe, zu dem jungen Mann rüber, er steht nicht weit weg von mir und dreht sich gerade zum Gehen. Meine Beine setzen sich automatisch in Bewegung, denn ihn würde ich überall wiedererkennen und frage mich gleich, was er hier macht.

Seit zwei Wochen teile ich mir mit ihm den gleichen Bus. Dieser junge Mann ist mir sofort aufgefallen, denn seinen Blick richtete er immer verträumt aus dem Fenster, als würde er dort etwas sehen, was die Anderen nicht sehen konnten. Für mich hatte es etwas Beruhigendes in dieser so hektischen Welt.

Jeden Tag saß er auf dem gleichen Platz, sodass ich ihn gut beobachten konnte. Obwohl er nichts weiter tat, strahlte er eine gewisse Stärke, Wärme und Geborgenheit aus. Das gefällt mir immer wieder. Genauso wie die Tatsachen, dass er einen Kopf größer ist als ich.

Am meisten haben es mir jedoch seine Augen angetan. Sie haben so ein helles Grün, dass man sofort das Gefühl hat, mitten auf einer saftigen Wiese zu stehen.

»Dino«, flüstere ich vor mich hin und bleibe direkt hinter ihm stehen. Er dreht sich zu mir und lächelt, als er fragt: »Was hast du gerade gesagt?«

»Ich?«, stottere ich ertappt und spüre förmlich, wie mein Puls in die Höhe schießt. Passiert das gerade wirklich?

»Ja, ich habe dich etwas flüstern hören. Verrätst du mir, was es war?«

Wie peinlich! Am liebsten würde ich im Boden versinken. »Oh, ich habe nur Dino gesagt, mehr nicht.«

Obwohl ich fürchterlich nervös bin, kommen mir die Worte problemlos über meine Lippen. Nicht wie sonst im Bus oder an der Haltestelle, wo ich kaum eine Silbe herausbringe. So habe ich es versucht.

Vor einer Woche habe ich mich dann getraut einen dreiseitigen Brief zu schreiben. All meine Gedanken habe ich dort notiert und ihn dann an seinem Fahrrad, mit dem er immer fährt, befestigt. Ob er den Brief jemals gelesen oder sogar einfach entsorgt hat, weiß ich nicht.

»Dino?«, wiederholt er den Namen, den ich ihm insgeheim gegeben habe. »Denkst du etwa an einen Dinosaurier, wenn du mich ansiehst?«

»Ähm ja, tut mir leid«, druckse ich herum. »Ich musste bei dir sofort an einen Pachycephalosaurus denken. Dieser Saurier hat einen Knochenkranz um den Kopf.«

So, nun ist es raus und augenblicklich fangen meine Wangen an zu glühen. Ich kann nicht fassen, dass ich es ihm einfach so erzählt habe. Wer weiß, was er jetzt über mich denkt?

Anstatt mich dafür auszulachen, sieht er mich neugierig an. »Ah, weil ich meine Haare so gestylt habe? Was macht denn so ein Pachy ... saurus mit seinem Kranz?«

Ich lächle leicht verlegen, finde es irgendwie süß, dass er den Namen nicht aussprechen kann. »Er schützt sich damit, rammt seine Gegner oder er benötigt ihn, um seinem Weibchen zu imponieren.«

Dino nickt verständnisvoll und lächelt. »Zum Schutz also? Irgendwie passt das«, erwidert er leise. Ich frage lieber nicht, was er damit meint, und schaue stattdessen den Eiffelturm hinauf, der vor uns groß und prächtig in die Luft ragt.

»Eindrucksvoll, oder?«

»Sehr.«, staune ich und betrachte den Turm genauer.

»Wusstest du, dass der Eiffelturm 324 Meter hoch ist und in der Weihnachtszeit 20.000 Lampen besitzt, um so schön zu leuchten, wie wir es kennen? Dafür brauchen sie vierzig Kilometer Stromkabel.«

Wir hoch der Turm ist, wusste ich bereits, aber dass es so viele Lampen braucht, um ihn erstrahlen zu lassen, ist bewundernswert. Gemeinsam gehen wir noch näher ran, bis wir direkt darunter stehen.

»720 Stufen bis ganz nach oben«, redet er weiter und es fasziniert mich, wie viel er weiß.

»Das nenne ich mal Workout«, witzle ich, worauf wir uns angrinsen. Mit einem aufrichtigen Strahlen in seinen Augen hält er mir seine Hand entgegen und ich schüttle sie zaghaft.

»Ich heiße David.«

»Und ich bin Clara, mit C. Viele denken, ich werde mit K geschrieben und so gehe ich dieser Verwechslung gleich aus dem Weg.«

»Clara mit C, freut mich, dich kennenzulernen.«

Das alles hier fühlt sich so real an, aber ist es das auch? Ich weiß ja nicht mal, wie ich hier gelandet bin und was Dino, der wohl David heißt, hier macht.

Zusammen gehen wir weiter Richtung Seine und sehen uns alles an. Mit ihm fühlt es sich so einfach an. Mal reden wir, als würden wir uns ewig kennen und im nächsten Moment verstehen wir einander ohne Worte. Ganz anders als mit der alten Dame von vorhin.

Merkwürdig, wieso kann ich mit ihm problemlos reden und mit der älteren Dame nicht? Lag es vielleicht daran, dass sie einfach keine andere Sprache sprechen konnte?

Während wir darüber reden, wie schön Paris doch sein kann, bleibe ich plötzlich stehen und starre nur geradeaus. »Was ist denn los?«, will David wissen, der zuvor ohne mich ein Stück weitergegangen ist. Ich kann nicht sprechen, kaum atmen so wunderschön ist das was vor uns Liegende. Ich zeige einfach nur mit dem Finger auf das was ich dort sehe.

Ein wunderschöner Blütenzauber[1] aus Tausenden von Blumen in den verschiedensten Farben und Formen liegen direkt vor uns. Einzigartig und wunderschön!

Gemeinsam gehen wir an dem Meer aus Blüten entlang. David bleibt auf einmal stehen und dreht sich dann zum Zurückgehen. In meinen eigenen Gedanken versunken mache ich noch einen Schritt weiter und stoße gegen etwas.

Verwirrt sehe ich in die Richtung, in die ich eigentlich gehen wollte, doch die Sicht verschwimmt etwas. Ich strecke meine Hand danach aus und fühle einen harten Widerstand, wie eine Mauer. Wie kann hier eine unsichtbare Wand stehen?

Irritiert drehe ich mich zu David, der schon etwas voraus gegangen ist und mich zu sich winkt. Vielleicht weiß er, was hier gerade passiert.

Überrumpelt von dem Ganzen laufe ich zu ihm rüber und bei ihm angekommen, sieht er mich traurig an. »Sei mir bitte nicht böse, aber ich muss jetzt leider los. Es war nett, dich kennengelernt zu haben, und ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.«

David kommt mir etwas näher und küsst die Luft rechts und links von mir, so wie es in Frankreich üblich ist. Der angenehme Duft seines männlichen Parfums umhüllt mich und lässt mein Herz flattern. »Schade, dass du schon gehen musst. Es war wirklich nett.«

Viel mehr als das, ergänze ich gedanklich.

Kurz überlege ich, ihn darum zu bitten, bei mir zu bleiben, doch innerhalb von Sekunden ist er in einer Traube aus Menschen, die ebenfalls den Eiffelturm bewundern, verschwunden. Und ich bleibe allein zurück, ohne dass ich weiß, wie ich wieder nach Hause komme. Vielleicht träume ich das Ganze ja. Und David ist nur in meinem Traum aufgetaucht, weil er ständig in meinem Kopf herumschwirrt.

Aber wann wache ich dann endlich auf?

Als wäre dieser Zeitpunkt aus Einsamkeit und Verwirrung nicht ohnehin schon perfekt, meldet sich nun zu allem Überfluss meine Blase. Ich suche sofort die nächste öffentliche Toilette und löse wenigstens eines meiner vielen Probleme.

Während ich mir danach die Hände wasche, kommen immer mehr Fragen in mir hoch und scheinen mich fast zu erdrücken, weil ich auf keine davon eine Antwort bekomme.

Mein Blick landet auf dem Spiegel vor mir. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind mir förmlich ins Gesicht geschrieben. Automatisch greife ich an meinen neuen Anhänger und der weiche Stein lässt mich ruhig aufatmen.

So schlimm ist das nicht. Es gibt für alles eine logische Erklärung.

Ich fühle mich tatsächlich ein wenig ruhiger und so bemerke ich jetzt, dass der Spiegel vor mir dem bei mir zu Hause sehr ähnelt. Nur hat dieser keine Drachen, sondern einen schlichten grünen Rahmen. Erneut berühre ich das Jadekreuz an meinem Hals, streiche darüber und schließe die Augen.

 

Ein Klopfen lässt mich die Augen aufreißen und ich erkenne ein verwundert dreinblickendes Selbst. Noch immer halte ich die Kette in der Hand, doch ich lasse sie sofort los, als hätte ich mich daran verbrannt. Gleichzeitig öffnet sich die Tür zu meinem Zimmer.

»Und, wie gefällt sie dir?«, fragt meine Mutter, die nun neben mir steht. »Was ist denn los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«

Langsam schüttle ich den Kopf, kann nicht fassen, dass ich tatsächlich wieder in meinem Zimmer bin. »Gerade war ich noch in Paris, es war so warm und schön«, antworte ich.

Verwirrung zeichnet sich nun auch in dem Gesicht meiner Mutter ab. »Wie kommst du auf Paris?«

»Na ich habe den Eiffelturm gesehen und mit einer älteren Französin gesprochen. Außerdem konnte ich endlich mit Dino reden.«

»Was für ein Dino? Gott Kind, wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken?«, will sie wissen, als hätte ich den Verstand verloren. Vielleicht habe ich das ja auch.

»Ah«, sagt sie plötzlich, als hätte sie eine Erleuchtung gehabt. »Du hast das Bild hinter dir im Spiegel gesehen und warst gedanklich darin versunken. Aber deine Fantasie war schon als Kind sehr ausgeprägt.« Damit ist für sie alles geklärt und sie verlässt mein Zimmer.

Ich hingegen drehe mich ungläubig um und sehe dort tatsächlich ein Bild von einer Pariser Gasse, die zum Eiffelturm führt. In der Mitte erkenne ich die ältere Frau, die mich zum Bus gebracht hat und sogar der Blütenzauber hinter dem Wahrzeichen ist deutlich zu erkennen.

War das also doch nicht mehr als ein Hirngespinst?

Meine Mutter hat schon recht, was meine Fantasie angeht. Aber wenn ich mir das alles nur eingebildet habe, wieso rieche ich dann noch immer Davids Duft, der an mir haftet?


[1] Blütenzauber ist das Stichwort für die Authorschallenge.

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Autor

Yukis Profilbild Yuki

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Statistik

Kapitel: 2
Sätze: 149
Wörter: 2.420
Zeichen: 13.578

Kurzbeschreibung

Zwei Herzen, zwei Spiegel und ein Zauber, der alles verbindet … Claras Leben könnte nicht eintöniger sein. Ihr Alltag verläuft in den immer gleichen Bahnen. Alles ändert sich jedoch, als sie von ihrer Mutter eine Halskette bekommt, die auf magische Weise mit ihrem alten Drachenspiegel verbunden zu sein scheint. Plötzlich verschwimmt die Welt vor ihren Augen und sie taucht im fernen Paris wieder auf. Doch nicht nur sie landet dort. Auch Dino, ein Mann, der ihr seit zwei Wochen nicht mehr aus dem Kopf geht, findet sich in der Stadt der Liebe wieder. Wird Clara den Mut finden, ihn endlich anzusprechen, um gemeinsam hinter das Rätsel der Spiegelwelt zu kommen?

Kategorisierung

Diese Story wird neben Freundschaft auch in den Genres Fantasy, Entwicklung, Trauriges, Familie gelistet.