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Das Leben ist 'ne Bitch.

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29.01.17 17:43
16 Ab 16 Jahren
In Arbeit

High School, check.

Abschluss, check.

College-Zusage, check.

Gepackte Koffer, check.

Abschied, check.

Ewig lange Reise bis zum College, check.

Einleben in das College, here we go...

Ich bin Ava Pattison, Trottel vom Dienst. Fragt mich nicht wie, aber die High School konnte ich mit einem einigermaßen zufrieden stellenden Zeugnis abschließen - für meine Verhältnisse zufrieden stellend.

Und naja, nun wartet das College auf mich.

Genauer gesagt das Stason College.

Benannt wurde es nach dem Gründer James Cameron Stason. Jedoch bin ich mir sicher, dass es euch nicht interessiert, also...

Ich stand vor dem großen Wohnkomplex. Ein Haus war für die Mädchenzimmer und eins für die Jungs. Ich öffnete die Tür und atmete tief durch.

Der Flur war gefüllt mit Konfetti und irgendwie lag überall Müll herum.

4-B müsste mein Zimmer sein. Ich suchte erst einmal den richtigen Flur. In dem wurde laute Musik gespielt.

Nach einigen weiteren Metern stand ich vor der richtigen Tür. 4-B.

Soweit ich wusste, würde ich mit zwei weiteren Mädchen in einem Zimmer sein. Ich hoffte nur, dass sie auch cool waren.

Ich öffnete die Tür und wurde sogleich erschrocken angesehen.

Zwei Kerle standen halbnackt mitten im Raum. Sie rissen ihre Augen weit auf. Ohne groß nachzudenken schlug ich die Tür wieder zu und eilte aus dem Gebäude. Anscheinend hatte ich das falsche Wohnhaus erwischt, verdammt.

"Na, verirrt?", fragte mich ein junger Kerl.

Er trug eine College-Jacke, die das Logo der Schule zeigte. Ich lächelte peinlich berührt und nickte. Ich spürte wie mir die Röte in's Gesicht trat.

"Das passiert hier schnell. Bist nicht die Erste. Einfach dem Weg hier folgen", entgegnete er freundlich und zeigte in die Richtung, in die ich gehen sollte.

"Danke", verabschiedete ich mich und folgte dem steinernen Weg.

Na toll, und somit war mein zuvor positiv geplanter Neustart auf dem College dahin. Dabei war mein Plan so wasserdicht, dass ich dachte, dass nun alles gut werden würde.

Nach einigen Minuten erreichte ich dann das Wohnhaus der Mädchen. Jetzt war ich mir wirklich ganz sicher.

Die Flure waren in einem hellen Rosa gestrichen und überall hatte jemand Blumen an die Wände gehängt. Außerdem roch es stark nach blumigen Parfüm.

4-B, erneut. Ich ging den Flur entlang, während ich die Schriftzeichen auf den Türen las. Schnell fand ich mein Zimmer.

Diesmal klopfte ich jedoch an und ging erst einige Sekunden später hinein. Unnötig, da niemand in dem Zimmer war.

Es standen zwei unbezogene Betten jeweils in einer Ecke. Vor ihnen standen zwei recht kleine Schränke und dann noch ein Tisch mit drei Stühlen direkt neben der Tür.

Ich schaute nochmals auf den Zettel, der mir zugeschickt worden war. 4-B, ganz klar. Wieso hier nur zwei Betten standen, obwohl ich doch noch zwei weitere Mitbewohnerinnen haben sollte, wusste ich auch nicht.

Ich hatte schon befürchtet, dass mein Zimmer nicht sehr groß werden würde, jedoch hatte ich nicht so ein winziges Zimmer erwartet.

Viele Leute würden hier ganz sicher nicht reinpassen.

Das würde aber vorerst mein Rückzugsort sein, ob ich wollte oder nicht.

Ich setzte mich auf das linke Bett, das mir ehrlich gesagt sauberer aussah als das andere, und seufzte.

Das College war der Ort, auf den alle hinarbeiteten.

Das College sei der beste Teil eines jeden Lebens gewesen - das sagten zumindest meine Eltern. Ja, ich erinnere mich noch gut an die tausenden Male, als sie mir erzählten, wie sie sich auf einer der unzähligen College-Parties kennenlernten.

Meine Ma hat mir oft gesagt, dass der Kerl, den ich auf dem College lieben würde, meine große Liebe sein würde.

Fragt gar nicht erst! Ich weiß, dass meine Eltern etwas kom- eigen sind.

Ich erkannte durch das kleine Fenster - groß genug aber, um dort rauszuklettern -, das zwischen die beiden Betten gequetscht worden war, dass schon viele Studenten auf dem Campus ihre Zeit vertrieben.

Einige spielten auf einem Sportplatz Basketball, andere lagen in Gruppen auf der großen Wiese und taten, was Studenten eben so taten.

Jemand öffnete die Tür und sah mich genervt an.

Es war ein Mädchen - wahrscheinlich in meinem Alter. Ihre Haare waren pink gefärbt und sie trug nur schwarze Klamotten.

"Bist du Ava Patt?"

"Pattison", korrigierte ich sie, lächelte aber freundlich.

"Whatever", entgegnete sie etwas mürrisch und schmiss ihren Koffer auf mein Bett.

Ich schaute sie etwas verwirrt an.

"Ich wollte das Bett eigentlich nehmen?!"

Die Fremde warf mir einen starren Blick zu.

"Kennste wayne?"

"Was?"

"Wen interessiert's?"

"Mich. Ich wollte lieber hier schlafen."

Ich blieb stur sitzen und würde dieses Mädchen nicht einfach mein soeben ausgesuchtes Bett überlassen.

"Jetzt nicht mehr", entgegnete sie und setzte sich neben mich.

Sie war größer und auch breiter als ich. Ohne böse zu klingen, würde ich zwei- bis dreimal in ihr schwarzes T-Shirt passen.

Auch wenn ich mir sicher war, dass ich mich nicht mit ihr anlegen sollte, baute ich mich etwas mehr auf - ich kam mir so lächerlich vor.

"Ich war zuerst hier!"

"Wo sind wir?"

Ich runzelte fragend meine Stirn.

"Im College. Das solltest du doch wissen."

Das Mädchen rollte sichtbar ihre Augen.

Erst jetzt merkte ich ihre Piercinge, die sie an ihren Ohren trug. Außerdem schienen ein paar Tattoos ihre Arme zu zieren.

"Wow, das ist ja interessant."

Ihr gespielt interessierter Ton machte mich wütend, doch bevor ich etwas hätte entgegnen können, trat ein anderes Mädchen in das Zimmer.

"Seid ihr Ava und Alex?"

Ich nickte. Das andere Mädchen sagte nichts, wobei ich ihr Schweigen als ein Ja gelten ließ.

"Hi, ich bin Amy."

Amy war groß und schlank. Sie hatte langes, blondes Haar, das sie zu einem ordentlichen Zopf zusammengebunden hatte.

Sie trug eine beige Hose und eine rosane Bluse, die passend zu ihren Ballerinas war.

"Mir wurde gesagt, ich sei mit euch in einem Zimmer."

Ich stand verwirrt auf.

"Hier sind nur zwei Betten. Wie soll das gehen?"

Leider hatte ich dabei etwas nicht bedacht. Das freche Mädchen, das mein Bett wollte.

Nun lag Alex breit auf meinem Bett und lächelte mich gespielt an.

"Danke, Trottel."

Ich wollte ihr antworten, doch Amy kam auf mich zu.

"Mir wurde eine Luftmatratze mitgegeben. Anscheinend ist das College so überfüllt, dass wir ein bisschen quetschen müssen, aber das wird schon gehen."

Amy setzte ein so freundliches Lächeln auf, dass ich dachte, ihr Gesicht würde gleich zerspringen. Dann setzte sie sich auf das andere Bett und reichte mir eine Tüte.

Ich nahm sie widerwillig an und schaute hinein. Es war die Luftmatratze.

Hieß das jetzt, dass ich auf dem Boden schlafen sollte? Und das, obwohl ich als Erste hier war?

Ich schaute verwirrt und etwas wütend zwischen den beiden hin und her.

"Und wer schläft jetzt auf der Extra-Matratze?"

Alex ignorierte mich und starrte weiterhin an die Decke.

Amy zuckte mit den Schultern.

"Wollen wir das auslosen?"

Ich nickte und Amy hüpfte vom Bett. Sie griff in ihre Tasche und holte eine halbvolle Flasche heraus, die sie auf den freien Boden zwischen uns dreien legte.

"Bei wem die Flasche landet, der schläft auf dem Boden", schlug Amy vor. Ich nickte und Alex gab ein Brummen von sich.

Amy kniete sich hin und begann die Flasche zu drehen.

Ich schrie innerlich, dass ich es nicht werden würde. Das wäre die zweite schlechte Situation in meinem College-Jahr.

Ich hätte das doch nicht verdient, oder? Ich nicht, aber Alex.

Ja, genau. Sie sollte nach ihren unverschämten Manieren auf dem Boden schlafen.

Ich deutete auf das kleine Fenster in dem Zimmer.

"Habt ihr den echt coolen Campus schon gesehen?"

Wie auf Kommando drehten sich Amy und Alex zum Fenster, um den Campus zu betrachten. In dieser kurzen Zeit bückte ich mich und verfälschte das Ergebnis des Flaschendrehens, indem ich die Flasche ein wenig stubste.

Die beiden drehten sich wieder um und die Flasche stand schon still.

Normalerweise hätte man gedacht, dass der Protagonist so talentiert wäre, dass er das Ergebnis doch tatsächlich hätte verfälschen können, dass die Flasche auf die scheinbar Böse zeigt und der Protagonist das bekommt, was er verdient.

Nunja, ich bin anscheinend ein Charakter, der kein Protagonist sein sollte, denn die Spitze der Flasche zeigte eindeutig auf mich.

Amy und Alex blickten mich an.

"Shit", sagte ich nur und packte die Luftmatratze aus.

Wie konnte man nur so ein Noob im Flaschendrehen sein? Wieso hasste das Leben mich so? Nun durfte ich auf dem Boden schlafen, der nebenbei bemerkt echt unbequem und kalt war.

Das College, das wäre nicht die schönste Zeit meines Lebens. Es wird die Hölle.

Nein, Quatsch. Es wird super werden.

Mit diesen Phrasen versuchte ich mich immer wieder aufzumuntern. Und ich dachte tatsächlich, dass es gut werden würde, aber naja.

Es gibt da eine Sache, die deine Hoffnungen, Pläne, Träume zugrunde machte.

Das Leben.

÷

Ich blinzelte einige Male und spürte den Schmerz in meinem Rücken.

Erst war ich etwas verwirrt, jedoch überkam es mich dann wieder.

Die Luftmatratze hatte anscheinend ein Loch, denn mittlerweile lag sie platt unter mir.

Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich mir beim Versuch die Flasche zu manipulieren eins ausgewischt habe.

Karma ist 'ne Bitch.

Ich könnte noch weitere acht Stunden weiterschlafen. Mein Rücken würde mir heute sicher einige Probleme bereiten.

Ich setzte mich auf und bemerkte, dass die beiden Betten leer waren.

Amy's Bett, das mit rosa Laken bezogen war, wurde ordentlich hergerichtet - von Amy selbst keine Spur.

Und auch Alex war nicht ihrem Bett, das nun durcheinander war.

Ich stand also ganz auf und schaute auf die Uhr.

Es war neun Uhr.

In fünf Minuten würde mein erster Kurs starten.

Bis ich das überhaupt realisierte, war ich schon im Bad.

Es war leer - sicher da die anderen Mädchen frühzeitig aufgestanden waren.

In Rekordzeit wusch ich mich, zog ich mich an und kramte meine Sachen zusammen. Ich hatte sogar schon vergessen, wo mein Kurs überhaupt stattfinden sollte.

Aber egal, ich rannte auf das große Schulgebäude zu. Der Campus war leerer als gestern noch.

Aber das war das Schulgebäude auch.

Im ersten Stock müsste mein Kurs sein - bitte lasst ihn dort sein.

Ich sprintete die Treppe hoch und spürte schon das Seitenstechen.

Ich entdeckte wie am Ende des Gangs, in den ich nun lief, die letzten Schüler den Raum betraten. Das müsste mit viel Glück mein Kurs sein.

Ich nahm erneut meine Beine in die Hand und eilte keuchend in den Raum, der schon voll besetzt war.

Der Professor, der an der Tafel stand, beachtete mich nicht einmal, er redete einfach weiter, als wäre ich nicht da.

Das kam mir gerade sehr recht. Aber ohne weiter großes Aufsehen zu erregen, setzte ich mich auf den erst besten Platz.

"Bist du dir sicher, dass du hier richtig bist?", fragte mich mein Sitznachbar, während ich schleunigst ein paar Schreibsachen aus meiner Tasche kramte.

"Philosophie-Kurs bei Mr. Jackson", antwortete ich ohne aufzublicken.

Mein Sitznachbar atmete scharf ein, als läge ich falsch.

Ich blickte erschrocken auf und erkannte erst jetzt, dass mein Sitznachbar der Typ von gestern war, der mich Richtung Mädchenhaus gelotst hatte. Er hatte ein breites Grinsen aufgesetzt.

Als er meinen Blick sah, fing er leise an in sich hinein zu kichern.

Ich atmete erleichtert auf.

"Man, ich dachte schon."

"'Tschuldige. Es war einfach zu verlockend."

Ich zuckte mit den Schultern und lächelte.

"Schon gut."

Heute würde ich mir nicht die Laune verderben lassen. Von gar nichts.

"Hey, ich bin Abraham Cage."

Der Junge reichte mir seine Hand und lächelte freundlich.

Seine grauen Augen standen in vollkommenen Kontrast zu seinen braunen Haaren. Er war dünn, aber nicht schlaksig. Da er nur ein T-Shirt trug, erkannte ich seine ausgeprägten Muskeln.

Ich nahm die Hand entgegen und schüttelte sie.

"Ava, freut mich Abraham."

"Hast du dein Zimmer gestern noch gefunden?"

Ich warf ihm peinlich berührt einen Blick zu - nickte aber.

"Mit deiner Hilfe, ja."

"Ach, ich bin immer da für hilflose Mädchen."

Er setzte ein schelmisches Grinsen, schüttelte aber dann lachend seinen Kopf, als er meinen fragenden Blick sah.

"Es passiert hier häufiger mal, dass ein paar Mädchen das Jungenhaus mit ihrem verwechseln."

Ich nickte verständlich.

"Ah, dann danke für deine soziale Bereitschaft."

"Immer wieder gerne."

Wir richteten unseren Blick nach vorne, somit war das Gespräch wieder beendet und wir konzentrierten uns wieder auf den Kurs.

Heute war es Gott sei Dank der einzige Kurs, den ich besuchen musste, weshalb ich nach knapp zwei Stunden über den Campus lief.

Ich hatte mir an einen dieser Stände einen Kaffee geholt, den ich nun schlürfte, während ich die Gegend bei dem schönen Wetter in mich aufsog.

Mittlerweile saßen auch wieder viele Studenten auf der Wiese und redeten oder machten sonst was.

Der Campus war groß, jedoch konnte man ihn gut überblicken.

Ich entdeckte sogar Alex in einer hinteren Ecke. Sie saß an einem Tisch mit anderen Leuten, die ähnlich wie sie dunkle Kleidung trugen und sich ihre Haare gefärbt hatten.

Amy saß bei einigen Sportlern wie es aussah. Nach ihrem Blick zu urteilen bekam sie einige Komplimente.

Ich ging langsam weiter und entschloss mich, meinem Kaffee vielleicht noch in der Bibliothek weiterzutrinken. Mr. Jackson hatte uns schon eine erste Hausarbeit aufgegeben und ich wollte sie so früh wie möglich fertig haben.

Ich machte mich also auf den Weg ins Hauptgebäude, da ich keinen blassen Schimmer hatte, wo sich die Bibliothek überhaupt befand.

Ich dachte mir nichts dabei und nahm einen weiteren Schluck von meinem Kaffee. Schlechtes Timing, denn in dem Moment rempelte mich jemand von hinten an, wobei ich stolperte, der Kaffee sich über meinen ganzen Körper ergoss und ich letztendlich unsanft auf dem harten Pflaster landete.

Ich spürte, wie sich die kleinen Kieselsteine in meine Haut bohrten und die Blicke der meisten Studenten auf dem Campus nun auf mir ruhten.

"Es tut mir furchtbar leid", entgegnete anscheinend der Verursacher meines Desaster.

Nun erfüllte der Campus sich mit Lachen. Es war mir peinlich, weshalb mir die Röte ins Gesicht trat. Dabei konnte ich dafür ja nicht einmal was.

Ich rekelte mich hoch und bemerkte erst jetzt, dass ich eine blutende Wunde an meiner Wange hatte. Das Lachen wurde leiser und einige riefen mir sogar zu, ob ich okay sei.

Ich hab' mich gerade auf meine Klappe gelegt, man. Wahrscheinlich fühle ich mich da gut. (Achtung: Ironie!)

Der Junge, der mich geschubst hatte, griff nach meinem Arm und zog mich Richtung Hauptgebäude.

"Tut mir wirklich, wirklich leid. Ich bring' dich zur Krankenschwester."

Ich wollte mich aus seinem Griff befreien. Kaffee lief noch immer über mein Gesicht und brannte sich in meine Wunde. Ich verzog schmerzvoll das Gesicht.

"Ist schon okay. Ich find' da alleine hin."

Der Typ verfestigte jedoch seinen Griff, sodass es unmöglich für mich war, frei zu kommen.

"Nein, du siehst furchtb- deine Wunde im Gesicht sieht schmerzhaft aus. Ich sollte dich sicher zur Krankenschwester bringen."

Der Kerl fuhr sich durch seine schwarzen Haare, die so seidig aussahen, dass ich sie am liebsten durchwuscheln wollte.

Okay, was?

"Wieso hast du auch nicht auf den Weg geschaut?", murmelte ich vor mich hin.

Der Kerl blieb stehen und drehte sich zu mir. Seine tiefbraunen Augen durchbohrten mich. Ich bereute es fast, diese Frage gestellt zu haben.

"Es tut mir leid. Ich... war einfach in Gedanken. Übrigens heiße ich Charles."

Nun setzte er ein kleines Lächeln auf, was ihn gleich viel attraktiver machte.

Ich sah erst jetzt, dass seine Arme tätowiert waren. Von seinen Handgelenken bis wahrscheinlich zu seinem Oberkörper hin waren unzählige Tattoos abgebildet.

Er bemerkte meinen Blick, weshalb er sich räusperte.

Ich blickte wieder zu ihm auf.

"Oh, entschuldige. Ich bin Ava."

Ich lächelte zurück, jedoch zog Charles mich schon wieder weiter.

Wir gingen durch die große Eingangstür und gleich neben der waren die Toiletten. Und neben diesen war die kleine Kammer der College-Krankenschwester.

Charles klopfte nicht an die Tür, sondern stürmte einfach hinein. Er setzte einen besorgten, erschrockenen Blick auf und starrte die Krankenschwester an, die gerade auf uns zukam.

Wow, sie war... naja, jung und gut aussehend. Sie hatte langes, schwarzes Haar, das sich leicht wellte.

Außerdem hatte sie einen perfekten Körper - das würden einige Kerle sicherlich jetzt sagen.

Sie wirkte trainiert, hatte aber einen enormen Arsch und eine breite Brust.

Ich entdeckte auf ihrem Kittel, der sich eng an ihre Figur schmiegte, ein Namensschild. Jessica Fago.

"Charles, du hast dich doch nicht schon wieder beim Baseball verletzt, oder?"

Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und bemerkte erst jetzt, dass ich etwas unsicher hinter Charles stand, der mich nicht mehr an der Hand hielt.

"Oh, Schätzchen. Was ist denn passiert?"

Sie kam direkt auf mich zu und zog mich in den Hinterraum.

"Setz' dich!", sagte sie und deutete auf die Liege, die an der Wand neben dem Fenster stand.

Ich tat, was sie mir sagte. Charles folgte uns in den Raum und schien ganz vergessen zu haben, dass ich überhaupt da war.

"Wie heißt du?", fragte mich die Krankenschwester, während sie mein Gesicht abtupfte.

Meine Haare klebten durch den Kaffee und ich fühlte mich mehr als schmutzig.

"Ava."

"Ich hab' sie umgerannt", entgegnete Charles, während er die Bewegungen der Krankenschwester beobachtete. Ich runzelte fragend meine Stirn.

"Okay, Ava. Du hast nur ein paar Kratzer. Die müssen desinfiziert werden und sie sollten besser mit Pflaster abgedeckt werden. Ich bin übrigens Jess."

Sie lächelte mich freundlich an und ich sah, dass sie sich roten Lippenstift aufgetragen hatte, der perfekt zu ihren roten Ohrringen passten, die man zwischen ihrem dunklen Haar erkennen konnte.

"Charles, du solltest besser aufpassen, wohin du läufst - gerade bei so einem hübschen Ding. Aber danke, dass du sie hierher gebracht hast, du kannst gehen."

Sie wandte ihren Blick zu ihm. Er nickte und ging Richtung Tür, aber bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um.

"Ich könnte doc-"

"Charles, du kannst gehen!", sagte Jess mit einem strengen, aber nicht böse gemeinten Ton.

Charles schloss die Tür seufzend hinter sich.

Jess drehte sich wieder zu mir und cremte ihre Hände mit Desinfektionsmittel ein.

"Keine Sorge, sowas passiert hier ständig. Dein Gesicht wird in ein paar Tagen wieder ganz normal aussehen."

Ich nickte.

"Danke."

Sie lächelte mich an.

"Tut mir leid, dass das ausgerechnet dir passiert ist."

Ich zuckte mit den Schultern.

"Das Pech verfolgt mich."

"Wie meinst du das?"

Jess tupfte meine Wunden ab. Ich spürte das Desinfektionsmittel. Es brannte, sodass ich mein Gesicht verzog.

"Naja, ich bin ein Trottel", ich lachte leise. Ich hatte das noch nie so gesagt, aber das war nunmal wahr. "Peinliche oder eben schmerzliche Situationen gehen täglich bei mir einher. Da macht dieser eine Schubs auch nichts."

Jess schüttelte den Kopf.

"Das wird besser, glaub' mir."

Ich nickte, auch wenn ich diesen Worten keinen Glauben schenken konnte und vielleicht auch nicht wollte. Seit ich denken kann, kriege ich nichts richtig hin und gerate ständig in unangenehme Situationen. Naja, ich habe mich damit abgefunden, aber trotzdem versuchte ich ständig etwas dagegen zu unternehmen. Doch leider hatte ich die Formel für ein perfektes Leben noch nicht gefunden.

Nun wollte ich doch gerne auf mein Zimmer und mich umziehen. Meine Klamotten klebten an meinem Körper und ich war mir sicher, dass ich den Geruch von Kaffee mindestens eine Woche mit mir rumschleppen würde.

Jess befestigte ein Pflaster in meinem Gesicht, das meinem Farbton glich. Sie meinte, so würde man nur vom Nahen sehen, das ich es trug.

Meine kleinen Kratzer an meiner Hand desinfizierte sie nur und sagte, ich solle in ein oder zwei Tagen noch einmal vorbeischauen - nur zur Sicherheit.

"Danke, Jess."

Sie lächelte, während sie mich zur Tür begleitete.

"Ich bin jederzeit für dich da, Ava."

Ich öffnete die Tür und war erstaunt, Charles dort anzutreffen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jess ihre Augen rollte.

"Charles, bring sie zu ihrem Zimmer und entschuldige dich bei ihr!"

Bevor Charles oder ich etwas entgegnen konnten, war die Tür zum Krankenzimmer auch schon zu.

"Du... äh, musst mich nicht zu meinem Zimmer bringen."

"Wag' es nicht, Charles!", hörte man von Jess, also lächelte Charles mich entschuldigend an.

"Ich bin ein toter Mann, wenn ich es nicht tu, also lass uns gehen."

Wir gingen aus dem Hauptgebäude, Richtung Mädchenhaus - schweigend. Es herrschte diese unangenehme Stille, die die Anwesenheit des anderen unerträglich machte.

Nach einigen Minuten kamen wir vor meinem Zimmer an, aus dem Musik kam. Ich öffnete die Tür und Charles lächelte mich freundlich an.

"Tut mir leid, dass du jetzt so eine üble Schramme hast." Er deutete auf meine Wange.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Früher oder später wäre mir das sowieso passiert."

Er schaute mich etwas fragend an, nickte aber.

"Gut, okay. Wir sehen uns." Mit diesen Worten ging er dann wieder und ich war froh, dass ich das hinter mir hatte.

Ich trat in mein Zimmer und wollte es eigentlich gleich wieder verlassen, als ich sah, wieviele Leute sich in den kleinen Raum gequetscht hatten.

Umziehen war gerade nicht drinne.

Mindestens vier Kerle hatten sich auf Amy's Bett gesetzt und auf Alex' Bett quetschten sich fast sechs Mädchen. Überall stand irgendjemand mit einem roten Pappbecher in der Hand, was nur bedeuten konnte, dass sie hier ein kleine Party schmissen.

"Was ist hier los?", fragte ich Amy, die neben der Tür stand, und bemerkte erst jetzt, wie laut die Musik eigentlich war.

"Drake hatte noch etwas vom letzten Wochenende übrig, aber wir wurden aus seinem Zimmer geschmissen."

Amy deutete auf einen Kerl, der auf ihrem Bett saß. Er war wahrscheinlich schon im dritten Semester.

Ich seufzte. Wieso mussten sie ausgerechnet unser Zimmer nehmen?

"Hier nimm!"

Ein anderer Kerl gab mir einen der roten Pappbecher und grinste.

Ich roch an dem dunklen Gebräu und wusste sofort, dass irgendwas Alkoholisches war. Auch wenn der Geschmack scheußlich war, nahm ich einen kleinen Schluck.

Wenn einer der Lehrer hiervon Wind bekam, würde das massig Ärger geben, weshalb ich ein paar der verlorenen Flaschen vom Boden aufhob - es zumindestens versuchte.

Jemand riss die Tür auf.

"Ms. Greenberg!", rief er und rannte wieder weg.

Wie aus dem heiteren Himmel ließen alle ihre Becher fallen und stürmten aus dem Raum. Ich hörte wie sie sich schon gegenseitig Kaugummi oder Deo reichten, damit man den Alkohol nicht roch.

Einige der Kerle öffneten das kleine Fenster und fielen quasi nacheinander hinaus. Ich wollte ebenfalls aus dem Raum raus, jedoch wurde ich schon wieder geschubst, als ich die Flaschen eilig ablegen wollte.

Ich saß auf dem Boden und spürte schon, wie der Alkohol meine Hose durchtränkte.

Mit aller Kraft rappelte ich mich hoch und stürmte auf das Fenster zu. Ich kam jedoch bei dem Alkohol auf dem Boden in's Rutschen und bevor ich durch das Fenster hätte gleiten können, wurde ich am Kragen meines T-Shirts von hinten festgehalten.

Ich drehte mich erschrocken um. Eine alte, zierliche Dame starrte mich wütend an. War das etwas Ms. Greenberg?

"Hab' ich dich", murmelte sie und zog mich aus dem Zimmer.

"Du bekommst mächtig Ärger."

Ich versuchte mich bei ihrem Ziehen auf den Beinen zu halten und stöhnte genervt.

"Wieso, ich hab' doch gar nichts gemacht."

"Das wird der Direktor anders sehen."

Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie die anderen Studenten mich beim Transport beobachteten.

Da war es wieder. Mein Leben, das lachend um die Ecke kam und mir eine knallte.


 

 

Autorennotiz

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ValiPablos Profilbild ValiPablo

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Sätze: 268
Wörter: 4.055
Zeichen: 23.207

Kurzbeschreibung

Ava Pattison kam immer durch's Leben, obwohl es ihr einige Steine in den Weg legte. Nun hat sie die High School bestanden und darf sich auf das sagenhaft tolle Leben als Studentin freuen. Voller Vorfreude und neuen Mutes begibt sie sich auf das mittelmäßige College in der Stadt Clarkston, die als die sicherste in ganz USA gilt. Die Unfall- und Kriminalitätsrate ist so niedrig, dass man meinen könnte, dass die tollpatschige Ava ihren Platz in der Welt gefunden hat. Ein Neustart heißt doch eigentlich etwas Gutes, oder? Nicht bei Ava. Nichts will ihr gelingen und sie gerät ständig in seltsame Situationen. Das Seltsanste war jedoch ihre Entführung durch zwei Gangmitglieder Charles und Abraham.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Freundschaft auch in den Genres Drama, Humor gelistet.