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Nightfall - Gefährliche Liebe

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20.07.20 07:43
16 Ab 16 Jahren
In Arbeit

Ich hatte schon immer das Glück, Pech im Leben zu haben. Egal ob es sich um Freundschaften handelt, Liebesbeziehungen oder der Jobsuche. Letzten Endes war ich immer die, die den Kürzeren gezogen hat und ich hoffe das es dieses Mal nicht so sein wird. Jedoch schaut es ziemlich schlecht für mich aus. Aber ich habe so eine Ahnung, das es dieses Mal etwas sein wird, was ich mein Leben lang nicht vergessen werde.

Mein Name ist Cheryl Havering. Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und lebe in London. Ich arbeite seit ungefähr zwei Monaten in einer großen Firma für Computersoftware namens "Collister & Sokoota GmbH"  und bin im Büro tätig. Ein riesen Laden und das Gebäude ist super luxuriös, was ich jedoch von der Arbeit nicht behaupten kann. Meine Abteilungsleiterin Miss Hoffman hat mich auf dem Kieker und lässt mich ständig nur die Drecksarbeit erledigen. Ich weiß nicht ob sie das tut weil sie mich nicht mag, selber keinen Bock drauf hat oder einfach keine Arbeit für mich hat. Um aber nicht in Schwierigkeiten zu geraten beuge ich mich ihrem Willen und tue was sie mir aufträgt in der Hoffnung, dass es irgendwann doch noch besser wird. Mich stört es nicht, es ist okay so... eher stört es mich das ich wie ein Außenseiter betrachtet werde. Warum es mich aber stört, kann ich nicht sagen.

Es ist 09.30 Uhr und mir wurde aufgetragen Ordner in Schränke im Flur unserer Abteilung neu ein zu sortieren. Eine Arbeit die eine Weile dauert aber mich ablenkt. In Mitten des Flures geht es in die Küche in der wir Frühstücks- und Mittagspause machen und ich höre jemanden sprechen.

 >>Hihi, hast du's gehört? Der Juniorchef ist schon seit einiger Zeit hier in der Firma tätig. Er hat die Uni mit sehr guten Noten abgeschlossen und ist jetzt schon seit drei oder vier Monaten hier. Er soll ein richtig schnuckeliger Kerl sein!<<, sagt eine piepsige Stimme aufgeregt.

>>Und wie sieht er aus?<<, fragt eine Andere.

>>Öh, keine Ahnung. Ich hab das auch nur von Diana gehört, eine Abteilung über uns. Eine Freundin von ihr arbeitet am Empfang und hat ihn angeblich gesehen.<<, sagt die piepsige Stimme entmutigt.

>>Du glaubst auch alles was man dir sagt... wenn er aussieht wie der Chef kann ich mir kaum vorstellen das er gut aussieht. Entweder sieht er wirklich sehr gut aus oder ist total der Freak der am Rockzipfel seines Vaters hängt.<<, sagt die andere Stimme spöttisch.

>>Du bist aber pessimistisch. Ich kann mir das gut vorstellen. So 'nen sexy Typen als Juniorchef!<<

Von dem bisherigen Gespräch genervt stopfe ich die Ordner laut in's  Regal. Ich fass es nicht! Haben diese Weiber nichts anders zu tun als sich damit zu beschäftigen wie der Sohn des Chef's aussieht!? Als ob die jemals an den rann kommen würden. Hauptsache man redet über Müll.

Als ich aufstehe und an der Küche vorbei gehe, sehe ich hinein und die zwei Tratschtanten gucken mich erschrocken, das sie belauscht wurden, an und stellen sogleich ihre Tassen die sie in der Hand halten in's Spülbecken. Als ich in das große Arbeitszimmer komme, kommt schon Miss Hoffman auf mich zu:

 >>Miss Havering, können Sie kurz den kleinen Karton hier nach oben zu den IT Leuten bringen? Die Herren brauchen die Sachen jetzt sofort. Dann können Sie sich wieder ihrer Arbeit widmen. Vielen Dank.<< sagt sie ausdruckslos und ohne darauf zu warten ob ich vielleicht auch noch was zu sagen habe.

Kleiner Karton? der ist vielleicht fünfzig Zentimeter breit und nochmal sechzig hoch!? Als ich ihn anhebe, bekomme ich ihn gerade noch so hoch. Er ist zugeklebt, so dass ich nicht weiß was sich darin befindet.

>>Okay, wo soll der genau hin?<<

>>In die achte Etage zum Raum 64. Fragen Sie am besten auch nochmal nach.<< sagt sie knapp.

>>Okay.<<, nicke ich mit dem Kopf.

Alles klar dann geht's los, vorbei an der Küche, in der die Tanten noch immer stehen und jetzt jedoch leise am tuscheln sind. Ich werde wegen Allem gleich angemeckert und die dürfen in der Arbeitszeit über sexy Chefs reden. Das ist doch ungerecht! Ich verziehe meine Miene, weil meine Arme anfangen lahm zu werden. Vor dem Fahrstuhl stelle ich den Karton vor meinen Füßen ab. Als sich die Türen öffnen bücke ich mich sofort runter ohne zu gucken ob sich jemand darin befindet. Natürlich laufe ich schnurstracks gegen eine Person und verliere das Gleichgewicht. Wie war das mit dem Glück nochmal? Wie ich aus dem Augenwinkel noch sehen kann ist es ein Mann. Er packt den Karton so, dass er nicht auf den Boden fällt. Als wir ihn beide halten und ich aufschaue kann ich sein Gesicht sehen.

>>Oh Mann, das wäre fast schief gegangen! << schaut er mich erleichtert an.

>>Tut mir wirklich leid, ich hätte besser Acht geben sollen! <<

Anstatt den Karton los zu lassen nimmt er ihn und stellt ihn auf den Boden.

>>Wo müssen Sie hin? Es wäre besser ich komme mit, damit er auch heil da ankommt wo er hin soll. << lächelt er.

>>Äh ja, vielleicht haben Sie Recht. <<, sage ich peinlich berührt. >>Er soll in die achte Etage in den Raum 64.<<

>>Okay, in die IT Abteilung. Woher kommen Sie gerade? << fragt er, und guckt mich mit ernstem Blick an.

>>Ich arbeite hier unten im Büro als Büroangestellte. << antworte ich brav.

>>Ach so, okay. Kommen Sie mit. << sagt er, und lächelt wieder. Dann bewegt er sich, um den Knopf zur achten Etage des Gebäudes zu betätigen.

Als der Fahrstuhl nach oben fährt herrscht Stille und ich betrachte ihn von der Seite. Er trägt eine dunkelblaue Jeans, Sneakers, eine grüne Sweat Jacke und eine Brille. Bei seiner Frisur handelt es sich um einen Undercut.  Zumindest glaube ich zu wissen das diese Art Frisur so heißt. Seine Haare sind, ich würde sagen, hundebraun. Er sieht nach Mitte oder Ende zwanzig aus. Irgendwie wirkt er auf mich wie ein Streber. Wahrscheinlich hat sein Papi ihm hier 'nen Job verschafft und jetzt schleimt er sich so durch. Warte... Streber? Kann es vielleicht sein das er der...?

Die Türen des Fahrstuhls öffnen sich und der Mann bückt sich zum Karton. >>Da sind wir schon. Dann bringen wir ihn jetzt mal zu den IT-Leuten! <<

>>Äh ja, okay. << stottere ich und folge ihm.

Ich schaue ihn wieder an. Er ist groß und athletisch gebaut. die Klamotten passen so gar nicht zu seinem Gesicht. Ich versteh nicht. Hat er kein Geld oder hat er einfach keinen Geschmack? Ich schüttel leicht den Kopf. Das ist doch Quatsch! Denk doch nicht so einen Mist Cheryl, du fängst schon an wie diese Tanten!

>>So, hier ist der Raum. Würden Sie bitte klopfen? << fragt er höflich.

>>J.. ja,<< haste ich vor ihn zur Tür, und klopfe drei Mal.

Man hört Stimmen im Raum. Ich gucke den Mann fragend an. Er zuckt mit den Schultern und lächelt verlegen. Erst jetzt fallen mir seine strahlend hellblauen Augen auf, die zu seiner Hundehaarfarbe, genau wie die Klamotten, überhaupt nicht passen. Der will einen definitiv verarschen mit seinem Aufzug. Aber auch wenn er aussieht wie ein Streber, wenn er lächelt ist er echt süß.

Plötzlich öffnet sich die Tür und es steht ein großer Mann mit schwarzen zerzausten Haaren vor uns. Seine Frisur sieht nach "Ich bin gerade aufgestanden." aus, aber es passt zu ihm.

>>Oh hallo! Ist das die Lieferung, die unten gelassen wurde? Eigentlich wollten wir sie holen kommen, aber wenn das so ist...<<, sagt er gut gelaunt und nimmt dem Streber den Karton ab.

Wie? Ich senke den Blick und balle meine Fäuste. Das kann doch nicht...

>>Diese blöde Kuh! Sie macht das alles immer extra! <<, platzt es aus mir heraus.

Stille. Als ich meinen Blick wieder hebe und sehe, das die zwei Männer mich fragend angucken, werde ich verlegen und kratze mich am Kopf. Ich glaube ich werde sogar rot.

>>Hehe, sorry ich wollte nicht...!<<

>>Wer macht was extra?<< fällt mir der Streber in's Wort.

>>Ähh, nichts. Keiner macht was.<< fuchtel ich nervös mit den Händen.

Der mit den zerzausten Haaren lacht. >>Sie sind wohl in der Zicken-Abteilung und neu. Dann werden Sie da bestimmt schön gemobbt. Habe eine Bekannte die da 'ne Weile gearbeitet hat und die war echt fertig mit der Welt, bis sie schlussendlich gekündigt hat. Vielleicht wär's gut wenn Sie das auch tun.<<

Der Streber schaut den mit den zerzausten Haaren böse an, so dass er verstummt. Dann schaut er mich wieder an.

>>Wie ist Ihr Name wenn ich fragen darf?<< fragt er mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Irgendwie wirkt er jetzt hochnäsig.

>>Cheryl. Cheryl Havering.<< antworte ich.

>>Okay Miss Havering, dann komme ich jetzt mit und begleite Sie zu ihrem Arbeitsplatz.<<

Er dreht sich wortlos um und geht los. Ich gucke den Mann mit den zerzausten Haaren kurz an, der mich mit fragendem Blick anschaut, und mit den Schultern zuckt. Dann folge ich dem Streber. Ich kann kaum Schritt halten, weil er so schnell geht. Ist er sauer?

Am Fahrstuhl betätigt er den Knopf und wir stehen schweigend da und warten. Scheiße. Ich will nicht wissen was jetzt kommt. Bestimmt werde ich rausgeschmissen und verliere meinen Job, wenn er was Falsches sagt. Ich reibe mir die Stirn. Ohne daswsx ich es merke beobachtet er mich.

>>Was haben Sie Miss Havering?<<

Ich schaue schüchtern auf. >>Ni... nichts. Tut mir leid.<< ich nehme meinen Arm sofort runter.

Ich meine ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen zu bemerken.

Als sich die Tür des Fahrstuhls öffnet treten wir ein und er betätigt den Knopf zur Etage auf der ich arbeite. Wieder herrscht Stille und langsam verspüre ich Panik in mir. Ich will nicht wieder meinen Job verlieren nur wegen so einem... so einem Streber.

Dann schließen sich die Türen und der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung.

 

 

 

 

Ich würde am liebsten anfangen zu heulen, auch wenn das total übertrieben wäre. Hätte ich doch bloß nichts gesagt, dann hätte ich in Ruhe meine Ordner weiter in die Regale sortieren können. Wenn ich wenigstens wüsste was er vorhat. Ich schaue ihn an. Frage ich ihn doch einfach!

>>Und was werden Sie jetzt tun?<<

Er zieht seine Augenbrauen zu einem fragenden Blick hoch. >>Ich werde die Situation natürlich bereinigen. So wie es aussieht, bekommen Sie nicht die Arbeit zugewiesen, die Ihnen eigentlich zusteht, oder?<<, fragt er trocken.

Ja, er hat voll in's Schwarze getroffen!

>>Äh, doch schon, nur...<<, mir fehlen die Worte.

>>Keine Sorge Miss Havering. Ich werde mit ihrer Abteilungsleiterin sprechen und dann bekommen Sie ihre eigentlichen Arbeitsanweisungen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin befugt Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich ist ihre Abteilung was das betrifft bis jetzt noch nicht genügend kontrolliert worden und die Mitarbeiter bilden sich ein, tun zu können was sie wollen. Eigentlich folgen wir hier strikten Regeln die eingehalten werden müssen aber es gibt überall schwarze Schafe. Ist Ihnen möglicherweise noch etwas negatives aufgefallen was die Arbeitshaltung in ihrer Abteilung betrifft?<<

Ich schaue auf den Boden. >>Ähh...<<

>>Bitte?<<, beugt er sich zu mir.

Ich blicke auf. >>Nein, Sir.<<, versuche ich so glaubhaft wie möglich zu klingen.

Er guckt skeptisch. >>Hm... Okay, dann werde ich Ihnen mal glauben.<<

Der Fahrstuhl hält an und die Türen öffnen sich. Der Mann schaut mich an und nickt mit dem Kopf. >>Nach Ihnen Miss Havering.<< Ich nicke auch und gehe aus dem Fahrstuhl, wobei er mir folgt. Ich habe das Gefühl, das er mich beobachtet aber mich umzudrehen wäre zu auffällig. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nach dieser Aktion noch schlimmer sein wird. Ich fühle mich schon wie ein Außenseiter, und jetzt werde ich tatsächlich zu einem.  Am liebsten würde ich ihm sagen das er sich verziehen soll, aber wenn ich das tue dann schmeißt er mich wahrscheinlich raus. Wenn er schon befugt ist Entscheidungen zu treffen, dann soll das wohl was heißen. Und wenn er der Sohn des Chef's sein sollte, sollte ich sowieso den Mund halten. Ich streiche mir nervös durch's Haar.

Bevor es in den Flur zu meiner Abteilung geht bleibe ich stehen und drehe mich um, gucke ihm jedoch nicht in die Augen.

>>Vielleicht möchten Sie vorgehen?<<, frage ich.

Er schaut mich fragend an. >>Wollen Sie das? Fürchten Sie sich vor irgendwas?<<

Ich schaue ihn verlegen an. >>N... nein. Nur da Sie die Situation bereinigen möchten ist es vielleicht angebrachter.<<

>>Wie Sie möchten.<<, lächelt er belustigt aber fragt nicht weiter nach.

Ich bin mir sicher das er gemerkt hat das ich Angst habe. Nein, er weiß das ich Angst habe und sagt deswegen nichts. Er geht los und ich hinterher. Langsam streift er durch den Gang, und sieht sich um. Wir kommen an die Tür der Küche und er bleibt stehen, guckt kurz auf seine Armbanduhr und räuspert sich.

>>Em, meine Damen? Wir haben zwanzig nach zehn und Sie frühstücken noch?<<

Man hört Geschirr klirren und dümmliches Kichern. Das sind wohl die zwei Tanten die wieder, oder immer noch über sexy Juniorchef's reden. Er stellt sich so hin, dass ich direkt hinter ihm stehe und seinen Rücken vor meinem Gesicht habe. Obwohl er so ohne Geschmack gekleidet ist riecht er unheimlich gut. Naja, nur weil er ein Streber ist heißt es nicht das er stinken muss aber es ist so ein angenehm warmer, sympathischer Duft. Ich würde mich am liebsten gegen seinen Rücken lehnen und ihn mit meiner Nase einsaugen, aber dann wär ich nicht nur ein Außenseiter sondern auch noch ein Freak.

Dann kommen die Tussen raus und eilen in das Arbeitszimmer. Er dreht sich zu mir um und guckt mich vorwurfsvoll an.

>>Ist das schon länger so?<<, fragt er.

Ich könnte im Erdboden versinken. >>Äh... Wenn, dann hab ich es bis jetzt nicht bemerkt, da ich mich nur in den Pausen hier aufhalte.

Er guckt argwöhnisch. >>Aha? Weil ihre Abteilungsleiterin sie rumscheucht um "extra" irgendeine Drecksarbeit zu erledigen?<<

Mein Mund wird trocken und ich muss schlucken. >>So fürchterlich schlimm ist es dann doch nicht.<<

Er guckt grimmig und beugt sich zu mir. >>Dafür sind Sie aber nicht hier angestellt. Sie haben einen Beruf, und diesen sollen Sie auch ausüben! Warum sagen Sie mir das nicht!?<<, mault er laut, mit seinem Gesicht so nah an meinem das ich wieder schlucken muss. Ich weiß nicht, wann ein Mann mir das letzte Mal so nah gewesen ist.

Ich verziehe meinen Mund. >>Ich weiß doch nicht wer Sie sind!? Dann könnte ich ja jedem Dahergelaufenen erzählen was ich hier mache!<<

Er erhebt sich, tritt einen Schritt zurück und lächelt. >>Stimmt, Sie haben vollkommen Recht Miss Havering. Das ist wirklich eine sehr kluge, souveräne Antwort von Ihnen.<<

Ich stehe wortlos da und gucke ihn mit großen Augen an. Will der mich gerade verarschen? Was ist das denn für Einer!? Für mich ist das der Beginn eines Streites und der kommt mit "kluge und souveräne Antwort"?

>>Äh, also... ich...<<, stammel ich und weiß nicht was ich sagen soll.

Plötzlich kommt Mrs Hoffman angestapft. >>Was ist denn da los? Miss Havering sind Sie das? Was soll dieses Rumgebrülle? Machen Sie jetzt ihre Pause und gehen Sie dann weiter an ihre Arbeit!<< 

Als sie um die Ecke kommt und mich und den Mann sieht weiten sich ihre Augen. >>Mr...<<

Der Mann guckt mit strengem Blick >>Mrs Hoffman, mir ist zu Ohren gekommen das Sie dieser Dame hier nicht ihre vorgesehene Arbeit verrichten lassen, und deswegen möchte ich gerne persönlich eine Kontrolle durchführen und einige Dinge klar stellen.<<

Ihrem Blick zu urteilen kennt sie ihn. Sie nickt kleinlaut mit dem Kopf. Ich habe sie die ganze Zeit die ich hier bin noch nicht einmal so gesehen. Dann lächelt sie mich an. Der Mann legt seine Hand auf meine Schulter und guckt zufrieden. Obwohl er mich berührt wirkt er sehr distanziert.

>>So Miss Havering, ich würde gerne ihren Arbeitsplatz betrachten und wissen wie Sie arbeiten. Würden Sie mich hin bringen?<<, fragt er höflich.

Ich schaue stumm auf meine Schulter, auf der seine Hand liegt und dann in sein Gesicht. >>Ja... ja sicher. Kommen Sie bitte mit.<<

Ich gehe los und der Mann und Mrs Hoffman hinterher. Die zwei Tratschtanten sitzen still an ihren Schreibtischen und gucken den Mann an. Es sieht so aus, als ob sie am liebsten aufspringen würden um ihn zu verspeisen. So, als wär er nicht von dieser Welt. Haben die was an den Augen? Hallo? Das ist doch voll der Streber!? Aber... Jetzt fällt mir wieder ein, das die Beiden gesagt haben, das der Juniorchef ein helles Köpfchen ist. So wie er sich verhält und das, dass er unsere Abteilung kontrollieren will spricht dafür das er es sogar sein könnte. Aber welcher Chef würde zu uns in die kleine Büroabteilung kommen, um eine Kontrolle durch zu führen? Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht ist er sein Sekretär?

Ich führe ihn zu meinem Tisch. >>Das ist mein Arbeitsplatz. Bevor ich den Karton in die achte Etage bringen musste habe ich Ordner vom letzten Jahr im Flur in ein Regal neu einsortiert.<<

Er guckt mich an und dann mit finsterem Blick zu Mrs Hoffman rüber, die beschämt auf den Boden guckt. >>Okay. Und was machen Sie sonst so am Tag? Was trägt Ihnen Mrs Hoffman sonst noch auf?<<

Bevor ich weiter spreche schaue ich durch den Raum. Die Tanten sitzen regungslos da und schauen uns an.

>>Also, gestern habe ich aufgelistete Dokumente aus unseren Daten gesucht und dann ausgedruckt. Danach den Rest des Tages Rechnungen sortiert. Die Rechnungen befinden sich jetzt in den Mappen, die ich in die Regale räumen sollte. Ja, und sowas mache ich dann meistens.

Der Mann schaut Mrs Hoffman weiter mit finsterem Blick an und es ist eine kurze Zeit still. Er geht an meinen Platz, setzt sich hin und schnauft.

>>Okay... Miss Havering?<<, schaut er mich an. >>Sie machen den Rest des Tages frei und kommen morgen wie gewohnt zur Arbeit. Im Laufe des Morgens wird Sie jemand abholen und Sie einer neuen Arbeit zuweisen. Ich weiß zwar noch nicht was aber ich finde schon etwas passendes für Sie, keine Sorge. Wir wollen ja nicht das ihre schönen Haare vom Stress ganz grau werden.<< sagt er und schaut sich im Raum um.

Stress?? >>Äh, ich verstehe nicht ganz. Ich soll nach Hause gehen? Warum?<<

Er schaut auf. >>Weil ich das möchte.<<, sagt er mit befehlender Stimme und guckt ausdruckslos.

>>Aber warum? Wenn ich morgen einer anderen Arbeit zugewiesen werde, kann ich doch heute wenigstens das fertig machen was mir Mrs Hoffman aufgetragen hat, oder nicht?<<

Er hält seinen Kopf gesenkt, schmunzelt und kichert leise. Dann steht er auf, geht einen Schritt auf mich zu, hebt seinen rechten Arm und hält mein Kinn mit seiner Hand fest. Er dreht meinen Kopf so, dass ich unwillkürlich in seine hellblauen Augen schauen muss. Mit seiner linken Hand nimmt er seine Brille ab. >>Miss Havering, Sie scheinen ein Sturkopf zu sein. Ich sage Sie möchten bitte nach Hause gehen und das werden Sie auch tun, in Ordnung?<<

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich meine zu bemerken das ich rot werde, aber sicher bin ich mir nicht. Ohne ein Wort herauszubringen öffne ich meinen Mund. Warum sieht er jetzt auf einmal so anders aus ohne seine Brille? Er sieht so, so attraktiv aus mit seinen unfrisierten Haaren und seinen eisigen Augen. Kein bisschen mehr wie ein Streber.

Es herrsch absolute Stille im Raum, nur ein kurzes quietschen von einer der Bürosessel der Tanten ist zu hören. Dann lässt er meinen Kopf los, setzt sich seine Bille wieder auf und sieht sich um, sieht meine Tasche und zeigt drauf.

>>Ist das ihre Tasche Miss Havering?<<

Ich bin perplex und sage nichts.

>>Hören Sie mich? Ist das hier ihre Tasche?<<, fragt er nochmal, wobei er zu ihr hin geht und sie in die Hand nimmt.

Ich schüttel leicht den Kopf, gucke zur Seite und sehe Mrs Hoffman, die mich anglotzt als könnte sie es genauso wenig fassen wie ich. Als ich mich umdrehe sehe ich die Tanten auch neugierig gucken.

Dann drehe ich mich wieder zu dem Mann. >>Öh ja, das ist meine Tasche.<<

Er kommt zu mir und drückt sie mir in die Hand. Dann fängt er an mich an meinem Rücken haltend aus dem Raum zu schieben. >>Einen schönen Tag noch meine Damen. Machen Sie sich gefasst darauf, dass ich die Tage wieder vorbei schauen werde und machen Sie ab heute bitte an den vorgegebenen Zeiten ihre Pausen.<<

die Frauen nicken stumm mit dem Kopf.

Er geleitet mich zum Eingangsbereich der Firma und bleibt dann stehen.

>>Na dann haben Sie noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen Miss Havering.<<

Ich drehe mich zu ihm um. >>Was sollte das? Ich kann doch nicht einfach gehen!? Wenn die anderen Mitarbeiter das herausfinden werde ich hier für alle Zeit gehasst oder gemobbt. Was auch immer!<< fuchtel ich aufgebracht mit meinen Armen.

>>Nein Miss Havering, das werden Sie nicht. Machen Sie sich keine Sorgen, es wird nichts passieren. Ich gebe Ihnen mein Wort.<< lächelt er freundlich.

>>Warum sind sie so nett zu mir, warum tun sie das?<< schaue ich ihn gefasst an.

Er schaut etwas verärgert, seufzt und lächelt dann wieder. >>Miss Havering, Andere in ihrer Situation würden sich freuen einen freien Tag genießen zu dürfen und Sie beschweren sich bei mir? Ich werde jetzt gucken wo ich für Sie eine andere, geeignetere Beschäftigung in unserer Firma finde und dann können Sie, wenn Sie so unbedingt möchten, diesen Tag mit Überstunden abarbeiten. Vorhin, oben im achten Stock kam es mir so vor, als ob es Ihnen nicht gefallen würde so behandelt zu werden. Ich wollte nur nett sein und Ihnen helfen. Mir liegt das Wohl unserer Mitarbeiter sehr am Herzen.<<, sagt er und macht eine Unschuldsmiene.

Ich schaue resignierend auf den Boden. Was soll ich da sagen? Er hat Recht. Er kommt zu mir und klopft mir auf die Schulter. >>Miss Havering, kommen Sie morgen früh um acht Uhr hier zum Empfang und melden Sie sich. Dann werden Sie abgeholt und zu ihrem neuen Arbeitsplatz geleitet. Haben Sie im Büro noch irgendwelche wichtigen Gegenstände oder etwas was Sie weiterhin bei sich haben möchten?<<

Ich sehe auf. >>Nein, habe ich nicht.<<

Er lächelt sanft. >>Okay. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.<<

>>Ich Ihnen auch Mr...<<

Er dreht sich weg und geht. >>Bis dann.<<

Ich stehe da wie bestellt und nicht abgeholt. >>Und ihr Name?<<

Ohne stehen zu bleiben geht er in die Richtung, in die es zu den Fahrstühlen geht. Bevor er verschwindet winkt er mir beim Gehen zu und ich sehe noch wie er belustigt grinst. Dann verschwindet er. Jetzt bin ich mir sicher das er mich verarschen will! Was ist das für ein merkwürdiger Typ?

Was war das denn für ein seltsamer Kerl?

Gemächlich gehe ich zu meinem Auto. Ich ziehe es immer vor etwas weiter hinten auf dem Parkplatz der Firma zu parken. Irgendwie bilde ich mir dadurch ein, nicht so aufzufallen. Abgesehen davon das ich es sowieso nicht tue.

Ich seufze laut auf. Ich bin nur ein kleines, unbedeutendes Puzzleteil in einem tausend teiligen Puzzle, vor dem jetzt wahrscheinlich der Juniorchef sitzt und überlegt wo er mich einsetzen kann. Und der komische Kauz steht daneben mit seiner Streberbrille und denkt mit. Ich muss schmunzeln. Die Vorstellung ist ganz amüsant.

Aber er war schon merkwürdig. >Miss Havering, Sie scheinen ein Sturkopf zu sein. Ich sage Sie möchten bitte nach Hause gehen und das werden Sie auch tun, in Ordnung?<

Er war zwar höflich, nett, und auf seine Art attraktiv aber irgendwie auch ziemlich creepy. Seine distanzierte Art passte, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, gar nicht zu seinem Aussehen. Bei dieser Art stelle ich mir eher einen Mann im Alter von fünfunddreißig bis fünfundvierzig vor, mit seiner Frau und seinen drei Kindern, aber keinen so jungen Spund. Am meisten haben es mir ja seine strahlend blauen Augen angetan die aus irgendeinem Grund zu seiner distanzierten Art passen. Wie eine scheue Katze, die sich nicht sicher ist, ob sie der unbekannten Person, ihr gegenüber, trauen soll oder nicht.

Ich starre ins Leere... "Miss" hat er mich genannt. Wie unpassend. Ich bin keine Miss, ich bin... Mein Blick wandert an mir herab. Ich bin nur eine gewöhnliche Frau ohne besonders Aussehen.

Mein heutiges Outfit besteht aus einem ausgewaschenen weißen Hemd, einer schwarzen Weste, einer dunkelblauen Jeans - die für meine Verhältnisse sehr schick ist, und aus Lederschuhen mit einem breiten, nicht sehr hohen Absatz.

Ich könnte mich niemals so kleiden wie zum Beispiel die Tanten in meiner Büroabteilung. Immer totschick, in einem Anzug oder Rock mit passendem Blazer. Ach, und dann diese hochhackigen Schuhe. Dazu die makellos langen Beine und das wallende blonde Haar, was sie so rumschwingen wie es die Frauen in der Werbung für Shampoo immer tun.

Wenn der Mann eben wirklich der Juniorchef der Firma war, hatte ich echt Glück das er so unscheinbar gekleidet war. Hätte er da mit Anzug gestanden und ich mit meinen vermeidlich schicken Klamotten wäre das echt peinlich gewesen. So sah ich wenigstens etwas schick aus.

Soweit ich die hohen Tiere in der Firma gesehen habe, tragen Alle teure Anzüge, die perfekt zueinander abgestimmt sind. Von Hugo Boss, Calvin Klein und Armani zu Gucci, Prada und Louis Vuitton. Ich kenne mich mit den teuren Modemarken nicht aus, aber in diese Preisklasse kann man das sicherlich einordnen. Vielleicht sollte ich mir mal so einen reichen Geschäftsmann angeln, damit ich mir in Zukunft keine Sorgen um meine Existenz machen muss. Das Problem ist, das ich wenig Erfahrung mit Männern habe und da würde ich mich mit großer Wahrscheinlichkeit vollkommen blamieren.

Naja, das Einzige was ich an mir mag sind meine langen dunkelbraunen Haare.

>Wir wollen ja nicht das ihre schönen Haare vom Stress ganz grau werden.< Das er ausgerechnet das sagen musste. Als ob er es gewusst hätte. O Gott Cheryl, jetzt fängst du an dir was einzubilden. Aber da ihm gerade das aufgefallen ist, ist sehr mysteriös, oder?

Ich bleibe abrupt stehen. Mist, ich hab meine Jacke ganz vergessen. Ich lasse meine Schultern hängen und drehe mich zur Firma. Scheiße. Ich werde deswegen jetzt aber nicht zurück gehen. Es reicht wenn ich morgen im Büro vorbei schaue und sie mir abhole. Einen Tag ohne die Jacke werde ich schon überleben.

Also, weiter zum Auto. Ich nehme meine Tasche, öffne sie und fange an nach meinem Handy zu kramen.

Ich bekomme diese hellblauen Augen nicht mehr aus dem Kopf, plus die zerzausen Haare, die nicht blond und nicht braun sind, und plus den Duft. Okay, es gibt noch mehr was ich dazu addieren könnte aber damit möchte ich nicht anfangen. Das wäre zu viel des Guten. Ich hatte in meinem bisherigen Leben nur einen richtigen Freund und deswegen neige ich dazu von Männern zu schwärmen die es nur in meinen Träumen gibt oder an die ich niemals ran kommen würde.

Der Freund von damals, also mein Ex, war okay. Da wir nicht lange zusammen waren, habe ich ihm eigentlich auch nicht nachgetrauert. Bevor Schluss zwischen uns war, habe ich ihn beim bummeln in der Stadt mit einer sehr hübschen Blondine getroffen. Das perfekte Gegenteil von mir, und naja, ich hab ihm dann in aller Öffentlichkeit eine geklatscht und bin abgezogen. In Situationen wie diesen platzen meine Gefühle wie ein roter Ballon und ich mache irgendwas Unkontrolliertes. In dem Fall war es ein Schlag in seine Fresse. Seit dieser Zeit habe ich keinen Freund mehr, und bin auch ehrlich gesagt ganz froh. Irgendwann findet sich schon Jemand.

Als ich mein Handy endlich gefunden habe schalte ich es ein. Das Samsung Logo erscheint auf dem Display und nach kurzer Zeit wird die Anzeige für den Pin eingeblendet. Ich gebe ihn ein und das Handy piept. Es ist eine SMS. Es ist eine Nachricht von Jasper!

Jasper ist mein bester Freund und ich kenne ihn schon seit einer Ewigkeit. Sein Vater hat eine Tischlerei in der er seine Ausbildung absolviert hat und studiert jetzt Produktdesign. Er ist klug, talentiert - aber nicht eingebildet, super nett und sieht gut aus. Wirklich unverschämt gut. Sowas sollte man echt verbieten. Ich bin sehr gerne mit ihm zusammen und unternehme auch  immer wieder etwas mit ihm aber ich merkte, dass er mehr sucht als nur eine einfache Freundschaft. Für mich ist er ein Kollege und nicht der Mann bei dem ich will das er mich küsst, mich berührt und verwöhnt. Dieses Gefühl fehlt mir bei ihm, und ich habe mich bis jetzt noch nicht getraut es ihm deutlich zu sagen.

Ich öffne die Nachricht. >Hey Cheryl, ich habe heute in der Uni früher Schluss, und wollte fragen ob du Lust auf 'nen Kaffee hast und um bisschen zu quatschen?<

Ich muss lächeln und schreibe ihm zurück. Wir haben es jetzt ca. halb elf. >Hey, bin auch schon auf dem Weg nach Hause. Wenn du Lust hast, komm doch um zwölf bei mir vorbei. ;) <

Ich komme an meinem kleinen Opel Corsa an, krame wieder in meiner Tasche nach meinem Schlüssel. Ah, da ist er ja! Dann schließe ich die Tür des Wagens auf und setze mich hinein. Meine Handtasche schmeiße ich auf den Beifahrersitz.

Das Handy piept wieder. >Okay cool, freue mich. Dann bis gleich!<

Ich muss wieder lächeln. Dann zünde ich den Wagen und schaue zum Gebäude der Firma. Na dann bin ich mal gespannt was morgen auf mich zu kommt, und was ich für eine Arbeit bekomme. Ich kann mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Noch schlimmer kann es ja nicht werden.

 

Als ich vor meiner Wohnung geparkt habe, nehme ich meine Tasche und steige aus dem Auto. Dann schließe ich ihn ab und gehe zur Wohnung. Bei meiner Wohnung handelt es sich um ein kleines Zweizimmer-Apartment in einem Mehrfamilienhaus mit kleiner Küche und einem winzigen Badezimmer. Eins der Zimmer ist eine Art Wohnzimmer mit einem großem Wandschrank, einer großen Eck-Couch und einem kleinen Flachbildfernseher. Da ich am Wochenende oft alleine bin verbringe ich meine meiste Zeit in dem Raum. Das andere Zimmer ist mein Schlafzimmer. Natürlich steht da ein Bett drin, aber auch ein Schreibtisch, ein Kleiderschrank und ein großes Regal in dem ich meine Bücher, CDs, DVDs und anderen Kram aufbewahre. Da das Zimmer nicht sehr ordentlich ist und ich selten dazu komme es aufzuräumen, bleibt die Tür bei Besuch immer zu. Man will ja keinen schlechten Eindruck hinterlassen.

Als ich die Wohnung betrete gehe ich ins Wohnzimmer, schmeiße meine Tasche auf die Couch und lege mich hin. Auch wenn der Arbeitstag nur kurz war, eine Runde Schlaf wäre jetzt genau das Richtige aber Jasper kommt ja gleich und ich sollte mich vorher besser noch duschen. Ich setze mich auf und überlege kurz. Warte, warum habe ich daran noch nicht gedacht? Ich gucke im Internet wie der Juniorchef von "Collister & Sokoota GmbH" heißt, und vielleicht finde ich einem Foto. Das wär doch was!

Ich setze mich voller Vorfreude vor den Laptop, fahre ihn hoch und öffne Google. Als Erstes gebe ich "Juniorchef Collister & Sokoota GmbH" ein und finde nach eifrigem Suchen den Namen: Rupert Collister. Aha, meiner Meinung nach irgendwie ein ungewöhnlicher Name. Egal, gucke ich mal bei den Bildern. Leider finde ich nichts als Gruppenfotos von Studenten, oder Bilder von Studenten aus seinem Jahrgang die das Studium mit einer 1,0 bestanden haben. Die beiden Frauen aus meiner Abteilung hatten ja gesagt das er das Studium dieses Jahr gut abgeschlossen hat aber hier ist er leider nicht zu finden. Schade, ich hätte gerne eine Bestätigung dafür gehabt, das der Mann heute wirklich Rupert Collister war.

Dennoch zufrieden, das ich jetzt weiß wie er heißt, mache ich mich auf um mich zu duschen. Ich hole mir saubere Kleidung aus dem Schrank und flitze unter das warme Wasser.

Nach dem Duschen putze ich mir die Zähne und ziehe mich an. Meine Haare habe ich soweit trocken gerubbelt das sie feucht aber nicht mehr nass sind. Als ich gerade den Föhn in die Hand nehme klingelt die Tür. Das muss Jasper sein! Ich lege den Föhn zur Seite und eile zur Haustür. Als ich sie öffne steht Jasper lässig da und lächelt.

>>Hallo, Jasper!<<, sage ich und mache eine Handbewegung, die ihm zeigt das er rein kommen kann.  

>>Hey.<< antwortet er knapp und schaut mich verlegen an. >>Habe ich gestört?<<

Ich fange an zu kichern. >>Nein, hast du nicht. Setzt du dich schon in die Küche oder ins Wohnzimmer. Ich muss mir noch die Haare föhnen und dann mache ich uns einen Kaffee.<<

Er lächelt wieder. >>Lass dir ruhig Zeit. Ich gehe in die Küche.<<

>>Alles klar.<<

Ich gehe ins Bad und föhne mir so schnell es geht die Haare.

Jasper ist in meinem Alter und ein richtig süßer Kerl. Er ist groß, schlank und hat nussbraune, wuschelige Haare. Er hat ein jungenhaftes Gesicht und magische grüne Augen. Seit Kurzem hat er sich einen leichten stoppeligen Ziegenbart wachsen lassen, der ihm sehr gut steht, jedoch macht es ihn aus meiner Sicht nicht wirklich älter, wenn er das damit bezwecken will. Er ist sehr gepflegt, hat seine Haare immer mit Gel zurecht gemacht und trägt modische Hipster Kleidung. Jetzt warte ich nur noch darauf das er modeln geht.

Als ich aus dem Badezimmer in die Küche komme sitzt er da und lächelt höflich. Ich gehe zu ihm, stelle mich an die Küchenzeile und bereite einen Kaffe vor.

>>Und wie geht es dir? Arbeitest du nicht eigentlich bis siebzehn Uhr oder so?<<, fragt er neugierig.

Ich lächle leicht. >>Ich durfte heute ausnahmsweise früher gehen, da es keine sinnvolle Arbeit für mich gab.<< sage ich. Irgendwo stimmt es ja.

>>Aha. Ich dachte, deine Abteilungsleiterin zwingt dir immer irgendwelchen Müll auf, und dann lässt sie dich heute ausnahmsweise gehen? Das ist ja gütig.<<, sagt er und lacht.

Ich gieße den Kaffe in Tassen und stelle eine zu Jasper, und eine da hin wo ich sitzen werde. Dann hole ich Milch aus dem Kühlschrank und stelle sie auf den Tisch. Ich setze mich ihm gegenüber und zwinge mich zu lächeln. Na toll, ich weiß nicht wie Jasper auf das Thema "Ich kenne einen Mann den du nicht kennst." reagieren wird.

>>Naja, nicht sie hat es mir erlaubt, sondern ein junger Herr. Er meinte er wäre befugt Entscheidungen zu treffen, und hat mir "befohlen" nach Hause zu gehen.<<

Jasper macht große Augen. >>Du lässt dir Befehle erteilen? Das ist mir neu. Hatte er irgendwas an sich das dich dazu gebracht hat auf ihn zu hören?<< fragt er und setzt ein schiefes lächeln auf. >>Was war das für ein Kerl? Einer von den Chefs?<<

Ich zucke mit den Schultern. >>Keine Ahnung was das für einer war. Ich habe ihn heute zum ersten Mal gesehen. Aber wenn er befugt ist sowas zu tun, denke ich das er zu den Geschäftsleuten gehört, oder zu denen in den oberen Abteilungen. Er hatte ziemlich bemerkungswerte Augen...<< sage ich und versinke in Gedanken.

Es ist eine kurze Zeit still.

>>So wie es aussieht gefällt dir der Kerl... << stellt Jasper fest und holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück, dabei trinkt er seinen Kaffee. Da ich dadurch seinen Mund nicht sehen kann, kann ich schwer einschätzen was er denkt. Seine Augen jedoch warten auf eine klare Antwort.

>>Wie kommst du darauf? Weil ich seine Augen bemerkenswert finde? Er ist nicht der einzige Mann auf Erden mit schönen Augen.<< sage ich und ärgere mich, das ich das gesagt habe, damit er jetzt blöde Fragen stellen kann.

>>Naja, eigentlich lässt du dir nicht so in die Karten gucken soweit ich dich kenne. Und was Männer betrifft höre ich sowas von dir heute zum ersten Mal. Wenn er dich interessiert dann immer rann da, vielleicht klappt's ja.<<, sagt er und lächelt. Zumindest versucht er es. Ihm gefällt es also wirklich nicht das es gerade um einen anderen Mann geht...

>>Ach quatsch.<<, sage ich und nippe an meinem Kaffee. >>Ich habe ihn einmal zufällig getroffen und das war's. Ich erhoffe mir da nichts oder so, und du hör auf mir irgendwas einzureden.<< sage ich und verziehe mein Gesicht zu einer gespielt beleidigten Miene.

>>Okay, okay. Ich werde nichts mehr sagen. Nur falls es wirklich so sein sollte, sei bitte vorsichtig. Da wir uns schon so lange kennen fühle ich mich irgendwie verantwortlich für dich.<< sagt er und lächelt verlegen. Sein Blick wird weich und ich weiß nicht was ich sagen soll.

>>Äh ja...<< gebe ich von mir und lächle peinlich berührt. >>Braust du nicht, mach dir um mich keine Sorgen. Es wird alles so bleiben wie es ist. Außerdem bin ich mit meinem Freundes- und Bekanntenkreis so zufrieden wie er ist.<< versuche ich ein Argument zu finden, jedoch glaube ich nicht das es sehr überzeugend ist..

Er seufzt und lächelt zufrieden. >>Okay, wenn du das sagst, dann werde ich dir das glauben.<<

Mein Herz fängt an zu klopfen. Warum werde ich jetzt so nervös. Warum werde ich nervös vor Jasper? Er schaut mich weiter mit seinem sanften Blick an. Ich halte verlegen die Hand vor mein Gesicht. >>Jasper, bitte schau mich nicht so an.<<

Seine Augen weiten sich. >>Hm?<< Dann kichert er.

>>Wie soll ich dich denn anschauen?<< sagt er und fängt an zu lachen.

>>Ich weiß nicht. Auf jeden Fall nicht so.<< sage ich, nehme meine Hand vom Gesicht weg und lächle verlegen.

Er schnauft und schaut resignierend und etwas wehmütig in sein Glas. >>Es ist nur... ich mag dich wirklich sehr und möchte wirklich nicht das dir was passiert. Weil, naja...<<

Es fängt an zu klingeln und Jasper zuckt leicht zusammen. >>O, mein Handy.<<

Ich lächle leicht. >>So lange du telefonierst gehe ich ins Wohnzimmer.<< flüstere ich ihm zu. Er nimmt sein Handy aus der Hosentasche und nickt mit dem Kopf.

Ich gehe ins Wohnzimmer und halte mir meine Hände vor die Brust. War das gerade ein Liebesgeständnis? Mein Herz schlägt wie wild und meine Finger fangen an zu kribbeln. Ich schaue auf meine Hände. Was ist das? Was ist das für ein Gefühl? Das ist das erste Mal das ich so empfinde und das ein Mann mir sowas sagt. Gott bin ich jetzt verwirrt!

>>Cheryl?<<, ich drehe mich um. >>Sorry, das war mein Dad. Ich soll zur Fima kommen um ihm zu helfen, weil etwas schnell zum Kunden soll und da braucht er meine Hilfe. Es tut mir wirklich leid das ich nur so kurz da war.<<, sagt er mit einen enttäuschenden Gesichtsausdruck.

>>Ist okay. Passiert. Dann kommst du halt die Tage wieder vorbei. Ich laufe ja nicht weg.<< sage ich ohne ihn direkt anzugucken.

>>Okay.<< sagt er sanft, kommt zu mir und umarmt mich. Er drückt mich fest an sich und lehnt seinen Kopf an meinen. Ich erwidere seine Umarmung. Er ist so warm und riecht angenehm. Ich würde gerne etwas sagen aber ich bin sprachlos.

Er löst sich von mir und lächelt mich an. >>Also, keine Dummheiten, und wenn was ist melde dich.<<

>>Okay.<< bestätige ich und nicke übertrieben mit dem Kopf. >>Alles klar.<<

Er geht zur Tür, öffnet sie, lächelt mich nochmal kurz an und geht raus.

Einen Moment stehe ich dumm im Flur rum und komme mit der Situation nicht ganz klar. Es war nur ein Satz der jedoch  in meinen Kopf eingeschlagen hat wie eine Bombe.

Ich seufze, gehe ins Wohnzimmer und lasse mich auf die Couch sinken. Dann wandert mein Blick zu meiner Tasche. Ich nehme sie, lege sie auf meinen Schoß und krame nach meinen Handy. Ich habe eine SMS von einer unbekannten Nummer bekommen. Ich öffne sie.

>>Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Miss Havering.<<

Meine Augen weiten sich, und ich glaube ich sehe nicht richtig. Was ist das denn? Habe ich irgendetwas nicht mit bekommen!?

 

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Autor

EvelynSch89s Profilbild EvelynSch89

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Kapitel: 3
Sätze: 114
Wörter: 1.371
Zeichen: 7.540

Kurzbeschreibung

Eine Frau und ein Mann der ein großes Geheimnis verbirgt.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Erotik auch in den Genres Liebe, Alltag und Tragödie gelistet.