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Miles from home and pregnant Sue

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27.05.18 14:10
12 Ab 12 Jahren
In Arbeit

1384...

Weiter. Nur weiter. Nicht stehen bleiben.

1385...

Konzentriere dich. - Ja: Fest der Blick. Der Fixpunkt. Der Horizont. Ja: Nur Augen für den Fixpunkt haben. Den Blick fest auf das Ende des Horizonts gerichtet. Weiter. Jeder Kilometer bringt dich dem Fixpunkt näher.

1386...

Weiter. Keinen Stillstand provozieren. Kilometer um Kilometer lässt du zurück, wächst die Distanz und schmilzt die Entfernung.

Du hast dich nicht verabschiedet.“

1387...

Nur weiter mein Freund. Hab' keine Angst. Ich bin bei dir. Mit jeder Sekunde, mit jeder Minute kommst du dem Fixpunkt näher. Hab' dich unter Kontrolle. Jetzt nur nicht nachlassen. Nicht aufgeben. Nicht zurückweichen. Nicht umdrehen.

1388...

Der Fahrtwind. Kannst du ihn spüren? Heiß ist er. Er verspricht dir keine Abkühlung, nein. Aber die Haare. Sie wirbeln im Wind. Sie wiegen, sie zucken, sie tanzen im Strom der heißen Luft. Herrlich. Oder nicht?

Du hast dich nicht von ihr verabschiedet.

1389...

Weiter. Das machst du gut. Keine quälenden Erinnerungen. Spüre die Haare im Wind. Wie frei und ungebunden sie im Strom der heißen Luft ihren eigenen Gesetzen folgen. Keiner sagt, was zu tun ist. Keiner sagt, was zu lassen ist. Keine vielköpfige Menge, die lautstark ihre Meinung äußert. Keine vielköpfige Stimme, die lauthals ihre Lügen verbreitet. Keine aufgesetzten Freundlichkeiten; oder unverhohlene Feindlichkeiten. Kein seuchenartiger Egoismus, der den Menschen in ihre Herzen und Seelen gepflanzt ist. - Ja: Erliege dem Wind, der deine Haare zerzaust, nicht aber deine Seele. Die Seele, sie ist frei. Frei wie die Haare im Wind. Hab' also keine Angst. Nur Mut. Immer weiter dem Fixpunkt entgegen.

1390...

Weiter auf der Straße. Weiter geradeaus. Keine Rechtskurve. Keine Linkskurve. Keine Windungen. Keine Wendungen. Keine Kreuzungen. Nein. Keine Richtungsänderungen mehr. Keine überflüssigen Entscheidungen. Kein Zeitverlust. Freies Feld für den Blick auf den Fixpunkt.

1391...

Immer weiter. Nur eine Richtung. Ein Ziel. Nur geradeaus. Keine Umwege mehr. Das Ziel fest vor Augen. Freies Sichtfeld. Hab' keine Angst. Spüre den Wind in den Haaren.

1392...

Unter dir das Asphaltband. Vier Reifen singen eine Melodie. Konstante Motorendrehzahl. Untertourig. Kraftsparend. Treibstoffsparend. Konstante Richtung. Immer rollen, immer gleiten. Den Wind in den Haaren spüren, unter dir das Asphaltband, die Melodie der Reifen. Weiter. Nur weiter.

1393...

Sture Unkompliziertheit. Schnörkellos. Easy. Keine Mühen mehr. Nur Herunterfahren. Kraft sparen. Niedrige Betriebskosten.

1394...

Nur weiter. Keine Speicherprobleme auf der Festplatte. Kein überfüllter Arbeitsspeicher. Freie Kapazitäten schaffen. Den Stecker ziehen. Abschalten. Den Geist befreien. Rollen. Gleiten. Simpel. Mit dem Fahrtwind in den Haaren. Das Ziel vor Augen.

Nicht einmal einen Brief von dir.“

1395...

Keine Widerstände mehr. Keine Barrieren mehr. Keine Windungen. Keine Verästelungen. Keine Staus. Keine überfüllten Fahrbahnen, zwei, drei, vier ihrer Zahl und Richtung. Hab' keine Angst. Siehe: Freies Feld für den Fixpunkt! Das Ziel, dort hinten am Horizont.

1396...

Nur weiter geradeaus. Die vier Räder singen über den Asphalt. Der Fahrtwind rauscht im Haar. Es kribbelt bis in den Fingerspitzen. Das Blut kann zirkulieren. Der Strom fließt ungehindert.

1397...

Nur du allein. Keine Familie. Keine Freunde. Keine Nachbarn. Keine Kollegen. Keine Häuptlinge, und solchen, die gerne welche wären. Keine abertausend Seelen in Dörfern. In Orten. In Gemeinden. Keine abertausend Seelen in Städten. In Großstädten. In Megastädten. In Größstmegastädten.

1398...

Nur du allein. Nur das untertourige Brummen des Motors. Nur konstante Drehzahlen. Nur eine Richtung. Nur ein Ziel. Nur der Fahrtwind in den Haaren. Nur rollen. Nur gleiten. Nur weiter.

Nicht einmal den leisesten Hauch eines Wortes... - “

 

1399...

Weiter. Bedenke: Das Asphaltband unter dir. Den Fixpunkt vor Augen. Du bestimmst die Richtung. Du bestimmst das Tempo. Keinen Stillstand jetzt. Fühle den Wind. Nur Rollen. Nur Gleiten.

1400...

Keine Menschen vor dir. Keine Menschen hinter dir. Keine Menschen um dich herum. Nur du allein. Kein Drängeln. Kein Nörgeln. Keine Ellbogen. Keine Stinkefinger. Nur freies Feld. Freie Sicht. Freie Tempowahl.

- … oder einer Geste.

1401...

Hab' keine Angst. Du machst es gut. Bedenke: Das Kribbeln in den Fingerspitzen. Das Blut kann frei zirkulieren. Der Geist ist frei. Immer weiter. Weiter geradeaus. Höre: Der Asphalt unter dir, das Singen der Räder in deinen Ohren. Spüre: Der Wind in deinen Haaren. Siehe: Den Fixpunkt vor Augen. Also weiter.

1402...

Die Freileitungsmasten neben der Fahrbahn. Ein stiller Begleiter auf der Reise. Ein edler Begleiter auf der Reise. Der Reise zum Fixpunkt.

1403...

Und noch einer. Immer weiter. Mast für Mast.

1404...

Und noch einer. Frei von Gabelungen. Frei von Verästlungen. Hochaufgeschossen. Geradeaus. Gleichmäßig. Wie ein Herzschlag. Immer weiter.

1405...

Herzschlag. Gleichmäßig. Ohne Staus. Ohne Kurven. Ohne Gabelungen. Ohne Verästlungen. Kribbeln in den Fingerspitzen. Herzschlag.

1406...

So ist es gut. Immer weiter. Haare im Wind. Kopf über Asphalt. Kopf über Wasser. Freier Geist. Freie Atmung. Weiter Rollen. Weiter Gleiten. Weiter Atmen.

1407...

Den Arm hinausstrecken. Den Fahrtwind an der weit geöffneten Hand spüren. Den Widerstand spüren. Trotzdem kein Stillstand. Immer in Bewegung. Weiter Rollen. Weiter Gleiten. Weiter Atmen.

Wo ist dein Koffer?“

1408...

Herzschlag. Nicht umdrehen. Nur geradeaus. Nur eine Richtung. Die Hand gleitet über Widerstand. Atmen. Freies Atmen. Freier Geist. Freiheit. Keinen Stillstand jetzt! Weiter. Nur weiter!

1409...

Keine Dunkelheit mehr. Keine Finsternis. Keine frostigen Nächte. Die Finsternis bricht auf. Der Frost ist auf dem Rückzug. Die Finsternis ist geschlagen. Der Frost kriecht aus den Gliedern. Kribbeln in den Fingerspitzen. Das Blut fließt frei. Keine Staus. Weiter.

1410...

Der Morgen graut am Horizont. Schwarz wird dunkelblau. Dunkelblau wird blau. Blau wird hellblau. Das erste Licht bricht sich Bahnen. Licht! Licht! Endlich wieder Licht! Nur weiter! Das erste Gold tänzelt am Rand vereinzelter Wolken. Nicht umdrehen. Gut so. Kein Stillstand. Nur weiter. Jede Minute erzeugt mehr Helligkeit. Jede Minute erzeugt mehr Wärme.

1411...

Freies Sichtfeld auf den Fixpunkt. Mehr und mehr Licht erzeugt mehr und mehr Wärme. Das Eis, es weicht aus den Organen. Die Eiskristalle schmelzen. Tausendfach. Millionenfach. Das Eis ist im Rückzug begriffen. Geschlagen. Besiegt! Die Lungen pumpen Sauerstoff. Einmal.

1412...

Herzschlag. Die Lungen pumpen Sauerstoff. Noch einmal.

1413...

Kannst du es fühlen? Fühlst du es ? - Herzschlag. Die Lungen pumpen Sauerstoff. Und noch einmal.

Wo ist die Zahnbürste?“

1414...

Nur weiter, mein Freund. Hab' keine Angst. Mit jeder Sekunde, mit jeder Minute kommst du dem Fixpunkt näher. Jetzt nur nicht nachlassen. Nicht zurückweichen. Nicht aufgeben. Nicht umdrehen. Du fühlst es. Ja, du fühlst es!

1415...

Den Blick auf den Fixpunkt am Ende des Horizontes gerichtet. Den Fixpunkt dabei nie aus den Augen lassen. Davon nicht ablenken lassen. Nur Augen für den Fixpunkt haben. Weiter. Kein Stillstand. Jeder Kilometer bringt dich dem Fixpunkt näher.

1416...

Keine Angst. Keine Sorge. Du machst das gut! Deine Hand gleitet über Widerstand. Kein Stillstand. Die Haare im Wind. Atme! Du atmest! Das Kribbeln in den Fingern. Nur du allein. Freier Geist. Freie Atmung. Nur weiter.

Wo willst du nur hin?“

1417...

Freiheit. Keine Angst. Kein Umdrehen. Kein Zurückweichen. Mast für Mast. Weiter. Frei von Gabelungen. Frei von Verästelungen. Der Begleiter der Reise. Der Reise zum Fixpunkt. Gradlinig. Gleichmäßig. Herzschlag.

Was hast du nur vor?“

1418...

Nicht umdrehen Dort liegt nur Dunkelheit. Ewige Dunkelheit. Schatten. Zum Verkriechen. Zum Verstecken. Zum Verbergen. Schlupflöcher. Wie Höhlen. Wie Labyrinthe. Wie Sackgassen. Kein freies Sichtfeld. Kein Blick auf den Horizont. Nie Sonne. Nur Kälte. Frost. Eis. Überall Eis. In den Organen. Im Blut. Kein Kribbeln in den Fingerspitzen. Eingefroren. Erstarrt. Komm. Komm weiter. Nur weiter. Vertraue mir!

1419...

Komm weiter. Siehe: Dieser Morgen durchbrach die Dunkelheit! Die Dunkelheit, sie hat keine Chance. Keine Chance gegen das Licht. Das Licht drängt die Dunkelheit zurück. Die Dunkelheit, sie weicht zurück. Sie muss weichen. Sie hat keine Chance. Siehe: Das Licht steigt höher und höher! Mehr und mehr drängt es die Dunkelheit zurück. Mehr und mehr steigt das Licht. Kleiner und kleiner werden die Schatten. Die Schatten, sie haben verloren. Sie müssen das Feld räumen. Sie fliehen. Keine Dunkelheit mehr. Keine Kälte. Kein Frost. Keine Höhlen. Keine Labyrinthe. Nur Licht. Nur Wärme. Keine Staus. Freie Bahn. Kribbeln in den Fingern.

1420...

Atmen. Herzschlag. Weiter. Das tut so gut; findest du nicht? - Der Asphalt. Das Singen. Der Wind. Die Hand. Freies Sichtfeld. Keine Angst. Die Dunkelheit ist besiegt. Sie ist fort. Geflohen. Irgendwohin. Weit, weit weg. Mit ihr die Schatten. Siehe: Du brauchst die Schatten nicht! Du brauchst keine Höhle. Kein Versteck. Keinen Sarg für den Tag, für die Zeit des Lichts. Du brauchst die Abenddämmerung nicht. Die Nacht. Du bist kein Wesen des Zwielichts. Kein Geschöpf der Dunkelheit. Hab' keine Angst vor dem Morgengrauen. Siehe: Du bist nicht zu Staub zerfallen! Das Licht umgibt dich. Da ist das Kribbeln in den Fingerspitzen. Da ist der Wind in den Haaren. Atmen. Herzschlag. Es ist gut.

1421...

Nur weiter. Da ist nur der sonore Klang des Motors. Keine Angst. Dort am Ende des Horizonts. Das Ziel. Dein Ziel. Die Nacht liegt hinter dir. Die ewige Dunkelheit liegt hinter dir. Dem Ziel entgegen. Die Hand gleitet über Widerstand. Komm weiter. Nur weiter. Jetzt nur nicht nachlassen. Nicht aufgeben. Nicht zurückweichen. Nicht umdrehen. Das Ziel. Das Ziel vor Augen. Fest im Blick. Das Land. Der Ort. Keine Nacht mehr. Nur ewiges Licht. Dort ist das Ziel. Der Ort. Das Ufer. Keine Zäune.

Keine Barrikaden. Nur der Dünengürtel. Dahinter liegt das Ziel. Du schreitest an einigen Sanddornsträuchern vorbei. An Tüpfelfarnen und Besenheide. Die geschlossene Vegetationsdecke bricht an einigen Stellen auf. Nimmt wieder zu. Du erreichst den ersten Kamm. Der Wind in deinen Haaren. In deinem Gesicht. Auf deiner Brust. Du gehst hinunter ins Dünental. Vorbei an kleinen Wäldern Dünenrosen. Über Silbergraswiesen. An kleinen Tümpeln vorbei. Du schreckst einen gefiederten Einwohner auf. Vielleicht ein Löffelreiher. Vielleicht bei einer Speisung mit Kreuzkröten. Du siehst ihm nach. Er wählt lieber Abstand zu dir. Lächeln verzeihst du ihm die Scheuheit. Schreitest den nächsten Hang hinauf. Dich begleiten Mauerpfefferhaine, in denen das letzte, zarte Blütengelb leuchtet. Der Abwind bringt den Duft von Strand-Beifuß herüber. Er ist früh dran in diesem Jahr. Gegenüber dem Mauerpfefferhain konkurriert das Habichtskraut mit gelben Kronen. Auf dem nächsten Kamm wieder Wind in den Haaren. Im Gesicht. Auf der Brust. Er umflattert die Beine. Das Ziel vor Augen. So nah. Über dir kreischt eine Möwe. Du siehst hoch. Still schwebt sie auf der Stelle. Beäugt dich. Stürzt meerwärts davon. Ihr Kreischen hallt über die Dünen. Sie kündet von deiner Ankunft. Du gehst den Hang hinunter. Hier unten wechseln sich Weiß- und Primärdünen flickenartig ab. Mal zeigen sich lose zusammenhängende Strandhaferbüsche. Mal einzelne Stände. Mal trotzen sie dem feinen Sand. Mal liegen sie darunter verschüttet. Mal zeigen sich kleine, reine Sandbuchten. Mal ganze Felder. Mal nackt. Mal vom Strandhafer gesäumt. Mal Spalier stehend. Von hier aus ist es nur ein Schritt. Du kannst es riechen. Das Salz. Den Tang. Die Frische. Der Wind weht herüber. Die Frische. Den Tag. Das Salz. Letzteres auf den Lippen. Auf der Zunge. Der Wind weht all das zu dir. Du stehst ohne Deckung in der Brise. Über dir die Sonne. Keine Schatten. Du stehst im Wind. In der Frische. Im Tang. Im Salz. Die Kleidung flattert am Körper. Die Haare zerzaust. Du spürst den Widerstand. Du bleibst stehen. Du siehst hinaus. Nur blasses

Blau. Ein blasses Blau mit einem unverkennbaren Grünstich. Immerfort rollen sie an. Die Frische. Der Tang. Das Salz. Die Wellen. Ein nicht versiegender Strom, angetrieben vom Wind. Welle um Welle. Dort draußen auf dem Meer. Hier an den

Strand brechend. Schäumend. Gurgelnd. Rauschend. Zischend. Du magst dich nicht fortbewegen. Trotz zerrender Brise. Trotz Sand in den Gesichtsfalten. Trotz Salz auf den Lippen. Du bist gefangen von der kühlen Frische und dem rhythmischen Meeresgesang. Woge um Woge braust auf dich zu, bricht in sich zusammen, zerfließt zu deinen Füßen. Dann kannst du nicht mehr anders. Du ziehst die Schuhe aus. Die Socken. Barfuss stehst du im Sand, den die Sonne erhitzt. Die bloßen Zehen wippen ungeduldig. Wollen nicht auf einer heißen Herdplatte stehend bleiben. Es zieht sie ins grünstichige, blasse Blau. Es fällt die Hose. Das Hemd. Das Shirt. Die Shorts. Brüllend stürzt du den Wellen entgegen. Die Möwen auf dem Wasser blicken verdutzt auf. Geben dir lieber freie Bahn. Dir, dem baumlangen Etwas auf zwei Beinen mit wippendem Zweig dazwischen. Das Geräusch deines Einschlags übertönt für wenige Augenblicke das Getöse am Strand. Schäumend. Gurgelnd. Rauschend. Zischend. Das blassblaue, grünstichige Element umschließt dich mit seiner herben Frische. Anfangs glaubst du, dein Herz würde stillstehen. Du versuchst instinktiv nach Luft zu schnappen. Deine Muskeln wollen angesichts solch geballter Kühlschranktemperaturen Krämpfe auslösen. Voller Verzückung betrachtest du lieber das einfallende Sonnenlicht. Sternenfunkelnd. Diamantenglitzernd. Strahlenglänzend. Berauschende Schwerelosigkeit nur unterbrochen von einigen Wellenbewegungen über dir. Du ziehst die Beine an und presst die Ellbogen an den Oberkörper. Wie von Geisterhand spinnt der Kokon unaufhörlich feinstes Gewebe um deine sterbliche Hülle. Sachte gleitest du ins sandige Bett. Die Wogen schaukeln dich in den Schlaf. Die Aureole sinkt dir ein Lied. Die Wassermoleküle versorgen dich mit Nahrung. Die Dünung massiert sanft alle Muskeln. Entspannung breitet sich aus. Du urinierst in den Kokon. Leise schmiegt sich die Seele an deine Seite. Selig umgarnt, lächelst du verzückt. Zeit ist seit Einstein ein relativer Begriff. Raum beliebig dehnbar. Möglicherweise auch umgekehrt. Ein variables Mixgetränk in unserer Vorstellungskraft. Es ist allein an dir. Leben. Ziele. Hoffnung. Vielfältigkeit. Elan. Jugend. Du nimmst den Drang in dir nicht bewusst wahr. Etwas Unkontrollierbares zwingt dich vorwärts. Eine dir fremde Macht reißt den Kokon auf. Sie verleiht dir Auftrieb. Du steigst empor. Der Aureole entgegen, die grell und blendend am Ende der Niederkunft blitzt. An deiner Seite, fest an dich geklammert, die treue Seele. Schon streckst du den Kopf hervor. Schäumend. Gurgelnd. Rauschend. Zischend. Zunächst ist da nur das Blut in deinem Kopf. Vom Druck befreit braust es davon. Dein Herz hat die Größe einer Basstrommel. Und die Resonanz seiner mächtigen Schläge lärmt durch deinen Hals. Die Lungen plustern sich auf. Bereit für den ersten, mächtigen Atemzug. Sauerstoff füllt die kleinsten Verästelungen. Unverfälscht der Duft in der Nase. Ohne Makel. Voller Reinheit. Wahrlich Zeitlos. Hoffnung in deinem Herzen. Schließe sie fest darin ein. Du blickst hinauf. Die Aureole ist nur eine Sonnenscheibe. Umgeben vom puren Blau. Blau wie das Meer. Nur eben nicht grünstichig. Eine einsame Wolke zieht dahin. Du stößt einen lauten Schrei aus. Beginnst zu lachen. Verwirrt tauschen die Möwen untereinander Blicke aus – so einen merkwürdigen Seehund haben sie noch nie gesehen. Du ruderst übermütig mit den Armen. Strampelst mit den Beinen. Wasser spritzt auf. Schäumend. Gurgelnd. Rauschend. Zischend. Lebend. Ungläubig schwimmst du zum Strand. Schwer und erschöpft entsteigst du aus dem Wasser. Gehst ein paar Schritte. Lässt dich in den Sand fallen. Alle Viere von sich gestreckt. Du kannst nicht anders: Der Blick geht hinauf. Wieder nur Sonnenscheibe. Wieder nur Blau. Wieder nur eine einzige Wolke am Himmel. Wind und Sonne trocknen die Wasserperlen auf der Haut. Sand saugt die Feuchtigkeit vom Rücken. Du liegst einfach nur da. Schließt vielleicht sogar die Augen. Gestern wiegt nicht schwer. Morgen ist in weiter Ferne. Nur der Augenblick zählt. Nackt. Im Wind. In der Sonne. Im Sand. Jugend. Der Strandhafer kitzelt dein Gesicht. Unwillig erhebst du dich ein wenig aus deiner bequemen Lage. Du stützt dich auf die Ellenbogen und blinzelst hinaus in die Ferne. Ein paar letzte Wassertropfen glitzern dabei auf der Haut. Ein paar Brocken Sand platzen vom Rücken ab. Mit den Augen folgst du der Strandlinie Richtung Norden. Eine sichelförmige Kurve, deren östlicher Spitze eine mächtige Düne bildet. Eine kräftige Vegetationsdecke überzieht die meerabgewandten Flanken. Auf ihrem Haupt thront ein dichtes Büschel aus Sanddornsträuchern und Dünenrosen. Die dem Meer zugewandte Seite aber trägt eine tiefe und breite Wunde. Schwer haben mächtige Stürme an ihr genagt. Hell leuchtet der Sand von dort wie Gebeine. Frei gespült, ausgezehrt und ausgeblichen durch die Elemente. Jahr für Jahr. Richtung Süden wiederum erstreckt sich der Strand fast gradlinig. Wird mit jedem Meter etwas schmaler, bis der Sand von Kieseln in allen Formen, Farben und Größen durchsetzt ist, um letztlich ganz in einem Steinfeld zu münden. Ebenfalls flankiert von einem hünenhaften Wächter. Diese Düne erhob sich allen Anschein nach höher als jene am Ende der Sichelbucht im Nordosten des Strandes. Ihr Haupt hat der Blanke Hans in einer tosenden Nacht zu sich ins brodelnde Nass geholt. Lediglich der Ansatz eines Hinterkopfes hebt sich trotzig gegen den Unhold. Es scheint, als warte er geduldig auf die Rückkehr der stürmischen Bestie. Folgt man dieser Linie hinaus aufs Meer, fällt dein Blick unweigerlich auf eine kleine Insel. Ein langgezogener Arm aus Sand streckt sich dem Festland entgegen. Es ist, als wolle sie in all ihrer Güte dem geschundenen Wächter am anderen Ufer eine Hand reichen. Stiller Bund über Gezeiten hinweg. Das Angebot klingt verlockend. Ohne Zögern verlässt du deinen Liegeplatz. Kümmerst dich nicht um deine Sachen im Sand. Schlängelst dich erst an den verstreuten Kiesel vorbei. Balancierst barfuß über das Steinfeld. Stehst an der Spitze. Den Wächter im Rücken. Vor dir liegt die ausgestreckte Hand. Die Ebbe hat das Wasser fallen lassen. Du machst den ersten Schritt. Das Wasser ist gerade mal knöcheltief. Automatisch setzt du einen Fuß vor den anderen. Gehst Schritt für Schritt weiter auf die kleine Insel zu. Mehr und mehr entfernst du dich von dem Festland. Den Wächter im Rücken. Gehst weiter über den Damm. Begleitet von einer handvoll Möwen. Sie schreien ihre Verwunderung heraus. Ein baumlanges Etwas auf zwei Beinen mit einem Zweig dazwischen, das über Wasser wandeln kann, haben sie noch nie gesehen. Dabei ist es kein Zauber. Keine Magie. Nur ein Damm. Zu beiden Seiten die See, das Meer. Das Wasser gerade mal knöcheltief. Du bist auf halben Weg zur Insel. Vor dir liegt ein Priel. Fünfzehn oder zwanzig Meter breit. Mechanisch hechtest du hinein. Du spürst sofort die Strömung. Den Widerstand. Sie zerrt und zieht dich nordwärts. Du legt mehr Kraft in die Schwimmzüge. Die Strömung zerrt weiter. Du legst noch mehr Kraft in die Schwimmzüge. Beißt auf die Zähne. Langsam bringst du dich wieder auf Kurs. Gleitest über die Strömung hinweg. Steuerst der anderen Prielseite zu, dem zweiten Dammabschnitt. Legst noch mal all dein Gewicht in die letzten Schwimmzüge. Dein Arm schnellt vor. Bereit für den siegbringenden Anschlag. Die Finger greifen in schlammigen Boden. Krallen sich darin fest. Du ziehst dich hoch aus dem Wasser. Erschöpft stehst du wieder auf dem Damm und lächelst. Die Möwen stoßen ihre spitzen Schreie aus. Du winkst ihnen zu und verneigst dich, bevor du den Marsch fortsetzt. Der Wind frischt merklich auf. Er kommt vom Festland herüber. Als wollte der Wächter ein Segel antreiben. Aber du registrierst es kaum. Gedanklich durchquerst du ein zweites Mal den Priel. Stemmst dich Zug um Zug gegen die Strömung. Und als du wieder auf dem Damm stehst, lächelst du ebenfalls, winkst der Menge zu und verneigst dich, obwohl keine Möwenlaute zu hören und erst recht keine Möwe zu sehen ist. Nackt. Im Priel. In der Strömung. Zug um Zug. Am anderen Ufer. Wieder auf dem Damm. Lächeln. Winken. Verbeugung. Elan. Das Waten hat ein Ende. Mit einem letzten Schritt verlässt du das knöcheltiefe Wasser. Vor dir breitet sich der Inselstrand v-förmig aus. Der Sand unter den Fußsohlen ist feinkörniger als am Festland. Er erinnert dich an Quarzsand, wie er in Sanduhren Verwendung findet. Die Zehen finden Gefallen an den neuen Untergrund. Fröhlich wippen sie auf und ab. Obwohl auch hier die Sonne den Sand aufheizen müsste, fühlt er sich beinahe kühl an. Keine heiße Herdplatte unter den Fußsohlen, die zum Weitergehen mahnt. Dennoch bist du in Aufbruchstimmung. Du nimmst den Strandweg Richtung Süden. Nach einigen hundert Metern Fußmarsch bist du darüber verwundert, dass der Strand landeinwärts der Insel in keine Dünenlandschaft übergeht, wie du sie am Festland vorgefunden hast. Einen halben Meter über Strandniveau beginnt eine üppige Gras- und Weidelandschaft, wie du sie hier nie vermutet hättest. Kleeblüten konkurrieren mit Löwenzahnblüten um die Vorherrschaft, unterbrochen von Sauerampferfeldern und Kornblumenhainen. Du willst am Strand weitergehen, doch die Mündung eines Baches versperrt dir den Weg. Seltsam. Es kam dir nicht so vor, als würde die Insel genügend Regenwasser speichern, um damit diesen Bach speisen zu können. Das gegenüberliegende Mündungsufer ist zu einem kleinen Anlegersteg ausgebaut worden. Friedlich liegt dort ein kleines Boot mit Außenborder vertäut. Du fragst dich, warum das Boot von der Inselspitze aus nicht zu sehen war. Boot und Außenborder machen dich darauf aufmerksam, dass du möglicherweise nicht alleine auf der Insel bist. Du blickst an dir herunter. Es war wohl doch ein Fehler, die Kleidung am Festland zurück zu lassen. Du runzelst die Stirn. Im Boot, auf der gepolsterten Bank vor dem Motor, liegt ein cremefarbenes Badehandtuch. Allein der Bach trennt dich von Feigenblatt. Aber wer ein Priel durchschwimmt, dem wird ein Bach wohl kaum vor größere Probleme stellen. Der Pegel im Bach reicht dir bis an die Hüfte. Das Wasser selbst fühlt sich viel angenehmer an als das Meerwasser. Viel wärmer ist es und glasklar. Du verzichtest auf unfreiwillig komische Akrobatik und umrundest das Boot. Du fürchtest die Roll- und Schwankbewegung. Außerdem soll es bei deinem unbeholfenen Entern keinesfalls kentern. Ein Kentern des Bootes könnte zu einer negativen Grundstimmung der Insulaner führen, sollte es zur ersten Kontaktaufnahme kommen. Es ist dir daher lieber, erst an das andere Ufer und dann in das Boot zu steigen. Zufrieden wickelst du deine nahtlose Blässe in das Badetuch ein. Die Insulaner sollen dich nicht für einen primitiven Stoffel halten. Munter pfeifend startest du mit der Erkundung des Inselinneren, die nach ein paar Schritten eine Unterbrechung bedarf. Das Kinn reibend stehst du vor der Brücke, die trockenen Fußes über den Bach führt. Du fragst dich, wie dir diese Möglichkeit einer Querung entging. Die Sockel sind solide betoniert. Ebenso der Brückenbogen. Das Geländer strahlt in der Sonne als wäre es frisch gestrichen. Du fasst das Geländer an. Es ist frisch gestrichen! Gedankenverloren benutzt du einen Zipfel Feigenblatt und säuberst die Hand. Es kommt dir in den Sinn, dass die Insulaner dich für einen primitiven Stoffel halten werden. Was nicht allein mit dem Pappschild zu tun hat, das vor beiden Brückenzugängen mit einem deutlichen Frisch gestrichen! mahnt. Ihre Urteilsbildung wird vielmehr durch ein cremefarbenes Feigenblatt beeinflusst, das mit einer ausdrucksstarken Wischtechnik in Rostgrau aufwarten kann. Gekleidet mit einem sehenswerten Kunstwerk in Hüfthöhe, schlägst du den asphaltierten Weg ein, der von der Brücke weit ins Inselinnere führt. Trotz Sonneneinstrahlung ist der Asphalt angenehm kühl temperiert. Verblüfft registrieren die Fußsohlen diesen Effekt, der bereits unten am Strand eine Wohltat darstellte. Du überlegst unterdessen, wie die Walze, die Asphaltierungsmaschine oder gar der Asphalt wohl auf die Insel gekommen sind, um die drei Meter breite Straße sauber zu teeren. Noch in Gedanken an eine Schute, deren Lastkran die Baumaschinen selbst entladen kann, löst nach der nächsten Biegung ein gestampftes Kiesbett den Asphalt ab. Mürrisch kommentieren die Fußsohlen den neuen Belag. Sie würden lieber weiter über ein gekühltes Gelkissen marschieren. Ein kehliger Laut, der nur von einer Kuh stammen kann, unterbrechen Gedanken und Kommentare gleichermaßen. Du siehst in die Richtung, aus der deiner Meinung nach der tierische Ruf erklang. Aus dem Schatten einiger Obstbäume trottet braun-weißes Fleckvieh. Sie gesellen sich zu dem fünften Vierbeiner, der dich bereits entdeckt und mit einem Laut auf der Insel Willkommen hieß. In Gruppenformation beäugen sie dich neugierig, verharren aber lieber dicht an dicht in geselliger Runde in gesicherter Entfernung zu dir. Erstaunt über die Anwesenheit von Nutztieren, steigt in dir die Gewissheit, dass irgendwo auf der Insel die Besitzer der Tiere anzutreffen sind. Hoffentlich tauchen sie nicht so unvermittelt aus dem Schatten irgendwelcher Bäume auf und kündigen ihr Zugegensein bestmöglichst mit kehligen Lauten an. Das Fleckvieh ist ihnen in diesem Punkt mit einem guten Beispiel voran gegangen. Der Kiesweg führt dich mit weiteren Biegungen durch die Inselwelt. Widerstandslos lässt du dich von ihm leiten. Du wähnst dich an der Hand deiner Mutter, die dir mit einer Vielzahl Geschichten das Laufen erleichtert. Du lächelst in Erinnerungen vertieft. Den Füßen verschaffst du verdiente Linderung, indem du am Wegesrand durch das weiche Weidegras schlenderst. Neckisch berühren die Zehen zierliche Gänseblümchen, kitzeln sich an den gezähnten Laubblättern junger Frauenmantelpflanzen. Während Mutter weiter voller Hingabe Geschichten vom tapsigen, honigsüchtigen Bären erzählt, nimmt die Geborgenheit dich so gefangen, dass deine Blicke über die reife Weidelandschaft schweifen. Die dunkel rot-braunen Köpfe des Großen Wiesenknopfes wiegen im Wind. Daneben die Lippenblüten des Gelben Hohlzahns und die weiß bis zart violetten, traubigen Blüten des Wiesen-Schaumkrautes. Dazwischen erheben sich einzelne Obstbäume, deren Äste teils schwer unter der Last der Früchte zu tragen haben. Geschützt in einem Halbkreis aus Birken und windgekrümmten Kiefern steht, mit weißgetünchtem Putz und schwarzen bemaltem Fachwerkholz auf einem schwarzen Fundament, das Stallgebäude. Der Putz glitzert in der Sonne wie Schneekristalle in einer unberührten Winterlandschaft, das Fundament blinkt und glänzt wie frisch polierte schwarze Lackschuhe. Du kannst dich dem Glitzern, Blinken und Glänzen nicht entziehen. Der Verlockung erliegend gehst du wie selbstverständlich auf das Gebäude zu, schlenderst unbedarft an der langgezogenen Front entlang. Das Erlebnis mit dem Brückengeländer unten am Bach hält dich davon ab, die lockenden Oberflächen zu berühren. Andererseits, das Badetuch ist ohnehin ruiniert, der gute erste Eindruck, den du mit dem fleckigen Tuch um die Hüften auf die einheimischen Inselbewohner machst, ist sowieso zerstört. Weiße und schwarze Farbtupfer können dem Tuch jetzt keinen Schaden mehr zufügen. Gut möglich, dass die zusätzliche Farbe dem Stück Stoff eine gewollte, industriell gefertigte Absicht verleiht, was wiederum dem guten ersten Eindruck auf die einheimischen Inselbewohner förderlich wäre. Du siehst keinen Grund, dem Kitzel einer Berührung zu widerstehen. Putz, Fachwerk und Fundament sind das, was sie vorgeben: Akkurat vollendete Handwerkskunst mit längst getrocknetem Farbüberzug. Du lässt die Finger über die Oberflächen gleiten, bis sie die Einfassung des Holztores erreichen. Die mächtigen Torflügel sind aufgeschoben. Aus dem geöffneten Tor dringt der Duft von Stroh. Ein Duft, so vertraut und seit so vielen Sommern verschollen. Ein scheues Lächeln huscht vorbei. Ebenso das von dir geschätzte Gesicht aus jenem Sommer, das so nachhaltig in dir wohnt. Neugierig lenkst du die Schritte in das Innere. Ist sie hier? Schummrige Lichtverhältnisse empfangen dich, der Duft des Strohs nimmt zu – und im Nebenduft der von Öl, Diesel, Muff und Mist. Aber angenehm kühl ist es hier. Und die Strohballen in der ersten Reihe der Schichtung, die bis hinauf unter das Dach reicht, sind wie für eine kurze Rast angeordnet. Fast wie damals, in diesem trunkenen Sommer. Doch liegt sie jetzt nicht auf dem Stroh. Und du nicht neben ihr. Sie tritt nicht einmal dir zur Seite, ergreift nicht deine Hand, geleitet dich nicht hinüber zu den Ballen, die zur Rast locken. Für einen kurzen Moment, immerhin, ist da ihre Wärme, das Pulsieren ihrer Herzschläge ganz nah an deinen, der Duft ihrer Haut, ihrer Sommersprossen, ihrer Haare, die dir auf die Wangen fallen und deinen Hals und Brust bedecken, die Sehnsucht in ihren Augen fortgespült, gebändigt liegt sie in deinen Armen und atmet tief und fest. Doch jetzt ist da kein zauberhaftes Lächeln, das wie ein magisches Getränk deine Sinne beseelt; keine blauen Augen, die wie die Erde über dem Mond aufgehen: Fern am Firmament zwar, aber dennoch funkelnd und von faszinierender Anmut und erhabener Einmaligkeit. Du inspizierst zur Ablenkung die vollzählig aufgereihten landwirtschaftlichen Geräte, wirfst einen kurzen Blick in den eigentlichen Stall, in dem das Fleckvieh wohl vornehmlich im Winter untergebracht ist und gehst prompt zurück zum Tor. Bevor du hindurchgehst und deine Erkundungstour der Insel fortsetzt, erliegst du dem innerlichen Zwang und wirfst noch einmal einen interessierten Blick auf die vielen Strohballen. Seltsam, denkst du, du hast bis hierher keine Felder gesehen, auf denen das Stroh hätte geerntet werden können. Du wischst die Antwort auf die Frage lieber schnell beiseite, ehe jener Sommer zu dir im Geiste zurückkehrt und verlässt schulterzuckend den Stall. Draußen empfängt dich eine spät mittagliche Sonne. Obwohl die Temperatur der Jahreszeit und dem Sonnenstand angemessen warm, ja fast brennend ist, fühlst du an den Füßen den kühlen Tau auf der Wiese, der nach wie vor den Temperaturen und dem Sonnenstand trotzt. Du gehst zurück zum Hauptweg und konzentrierst dich auf die Margeriten, die Schlüsselblumen, den Klee, den Hahnenfuß und den Spitzwegerich, durch die du eine Bahn schlägst. Es fällt dir schwer, konzentriert zu bleiben, denn jener Sommer drängt sich schubweise in den Vordergrund. Als du aber den Hauptweg erreichst, kehrt jener Sommer in die dunkle Kammer zurück, in der er Jahre hinter verschlossenen Türen verbachte. Auf der anderen Seite des Hauptwegs breitet sich ein weites Kornfeld aus, das bereits abgeerntet ist. Du stemmst die Hände in die Hüfte, der Mund steht dir halb offen und die Stirn zeigt deutliche Runzelfalten. Neben dem Kornfeld schließt sich ein Maisfeld an. Dicht und hoch aufgeschossen ragen die Halme des Süßgrases in die Höhe. Aus dem Feldrand schießt eine Bache aus der Deckung. Ihr folgt schnell eine Horde Frischlinge, die quiekend die Nähe ihrer Mutter sucht. Grunzend antwortet sie der Kinderschar und prüft die Witterung in alle Richtungen. Weiter grunzend wuselt ihre Nase über den Kiesweg. Sie hebt den Kopf, grunzt tiefer und länger, worauf der Nachwuchs im Halmenwald des Maisfeldes verschwindet. Nochmals die Witterung geprüft, dann springt sie der Kinderschar hinterher. Es würde dich nicht überraschen, wenn von der Wiesenseite mit den Kühen und Obstbäumen ein Obelix erschiene und dem Schwarzwild nachstiege. Jedoch, Obelix zeigt sich heute nicht. Dafür erblickt dein Auge neben dem Korn und Mais ein Rapsfeld. Und als du dem Weg weiter in das Inselinnere folgst, kommst du an einem Kartoffelfeld vorbei. Und dahinter liegt ein Erdbeerfeld, dessen Pflanzenreihen mit Stroh abgedeckt sind. Und weiter dahinter leuchtet das blau eines Flachsfeldes. Du drehst dich um, schirmst die Augen mit der Hand gegen das einfallende Sonnenlicht ab. Du kannst deutlich den Strand erkennen, an dem die Erkundung der Insel begann. Du erkennst den Damm, über den du auf die Insel gelangtest. Nicht zu vergessen den Priel, den du durchschwammst. Du erkennst die weite, sichelförmige Bucht des Festlandes. Den Strand, von dem du hinüber zur Insel blicktest. Du erkennst den fast zerfallenen Wächter an der Südspitze, zu dessen Füßen deine Reise zur Insel begann. Selbst der Wächter an der Nordspitze der Bucht ist von dieser Position auf der Insel deutlich

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