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Seelen am Firmament

44
05.09.18 19:20
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt
"Blicke oft zu den Sternen empor, als wandelst du mit ihnen. Solche Gedanken reinigen die Seele von dem Schmutz des Erdenlebens."
Marc Aurel
Dunkelheit. Jedenfalls im Zimmer. Draußen war es recht hell. Das lag an den Sternen, die in jener wolkenlosen, ungetrübten Nacht den Firmament erhellten. Lisa saß am Fenster und beobachtete fasziniert den Himmel. Das Schimmern der Sterne spiegelte sich in ihren Augen. Jeden Abend blickte sie voller Sehnsucht nach vergangenen Zeiten und fernen Welten, gekleidet in ihr mit Sternen übersätes Nachthemd, in den Himmel. Jeden Abend. Dort, so dachte sie, finde sie Antworten auf all ihre Fragen. Nur dort könne ihr verzweifeltes Flehen erhört werden. Nur dort könne sie noch sie selbst sein. Also flüchtete sie sich in die Welt des Übernatürlichen, der Welt der Sterne, um dem irdischen Elende zu entfliehen.
Um sich gänzlich diesen herrlichen Träumereien hinzugeben, hörte Lisa auf ihrem CD-Player die Mondscheinsonate Ludwig van Beethovens. Heißt es nicht, alle Antworten stünden in den Sternen?, fragte sie sich. Ihr Blick fiel auf das Bild ihrer vergangenes Jahr verstorbenen Großmutter, das sich auf der Fensterbank befand. Lisa nahm es zur Hand und wie sie es betrachtete, stiegen ihr Tränen in die Augen. Wie sehr sie ihre Großmutter wirklich vermisste, wurde ihr stets bewusst, wenn sie unter dem nächtlichen Sternhimmel saß. Jener Stern dort, dieser besonders schön leuchtende, der sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog, erinnerte sie immer an ihre Großmutter. Dieses Licht des Himmels strahlte die gleiche Wärme und grenzenlose Güte aus, wie die unscheinbare alte Frau es getan. Ob Oma gar dieser Stern ist?, fragte sich Lisa. Schließlich war sie auch im irdischen Leben wahrlich ein Stern von derart schöner Ausstrahlung. Dass sie diesen Stern erst bemerkt hatte, als ihre Großmutter die vergängliche Welt verlassen hatte, bestätigte sie in dieser Annahme. Ob alle Menschen zu Sternen werden, wenn sie sterben?, fragte sich Lisa. Sie legte das Bild beiseite und widmete sich wieder gänzlich den kleinen funkelnden Sonnen dort draußen, in weiter Ferne, in einer anderen Zeit, in den endlosen Weiten des Universums. Just in diesem Augenblick fühlte sie sich auf einmal mit allem verbunden. Sie fühlte sich, als würde sie schweben, in Richtung der Sterne fliegen, mit den Händen nach dem schönsten von ihnen greifen, ihn auf ihr pochendes, von Liebe erfülltes Herz legen und nimmermehr loslassen. Und als sie sich in dieser parallel existierenden Welt verlor, bemächtigte sich das Gefühl, dass sie selbst ein Teil von alledem war, ihrer. Zwar nur wie alles andere in der materiellen Welt, wahrlich ein Staubkorn in der Unendlichkeit des Kosmos aber dennoch zum Sein dazugehörend. Denn jene himmlische Kraft der Sterne wohnte auch ihr inne, sowie jedem anderen Lebewesen ebenfalls. Also stellte Lisa ihrer Großmutter, das Haupt gen Himmel gerichtet, die Frage, die sie am meisten beschäftigte: "Werden Mama und Papa wieder zusammenkommen?"
Sie schloss die Augen und ging in sich, hörte auf das leise Flüstern ihres Herzens, das immer die Antwort zu wissen schien. Genau wie die Sterne. Beethoven schwieg.
In diesem Moment betrat Lisas Mutter das Zimmer ihrer Tochter, natürlich ohne vorher anzuklopfen, wovon Lisa sich jedoch nicht in ihrer Konzentration stören ließ.
"Hast du immer noch nicht aufgeräumt, Lisa", stellte die Mutter mit Blick auf die leeren auf dem Boden verstreuten Flaschen fest. Lisa drehte sich langsam um und sah ihre Mutter an. Diese trug ein grünes Kleid. Eine gefühlte Ewigkeit sahen sich die beiden wortlos an, schienen jedoch auf einer tieferen Ebene zu kommunizieren und sich gegenseitig zu verstehen. Denn wo das Herz und die Sterne sprachen, bedurfte es keinerlei Worte. Auch in den Augen der Mutter glitzerten Tränen, in denen sich das Licht der Sterne spiegelte. Schließlich nahm sie Lisa in den Arm. Währenddessen sagte sie mit Blick aus dem Fenster, das Haupt gen Himmel gerichtet: "Für mich bist du der Stern, der dort oben am schönsten leuchtet und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht."
"Blicke oft zu den Sternen empor, als wandelst du mit ihnen. Solche Gedanken reinigen die Seele von dem Schmutz des Erdenlebens."
Marc Aurel
Dunkelheit. Jedenfalls im Zimmer. Draußen war es recht hell. Das lag an den Sternen, die in jener wolkenlosen, ungetrübten Nacht den Firmament erhellten. Lisa saß am Fenster und beobachtete fasziniert den Himmel. Das Schimmern der Sterne spiegelte sich in ihren Augen. Jeden Abend blickte sie voller Sehnsucht nach vergangenen Zeiten und fernen Welten, gekleidet in ihr mit Sternen übersätes Nachthemd, in den Himmel. Jeden Abend. Dort, so dachte sie, finde sie Antworten auf all ihre Fragen. Nur dort könne ihr verzweifeltes Flehen erhört werden. Nur dort könne sie noch sie selbst sein. Also flüchtete sie sich in die Welt des Übernatürlichen, der Welt der Sterne, um dem irdischen Elende zu entfliehen.
Um sich gänzlich diesen herrlichen Träumereien hinzugeben, hörte Lisa auf ihrem CD-Player die Mondscheinsonate Ludwig van Beethovens. Heißt es nicht, alle Antworten stünden in den Sternen?, fragte sie sich. Ihr Blick fiel auf das Bild ihrer vergangenes Jahr verstorbenen Großmutter, das sich auf der Fensterbank befand. Lisa nahm es zur Hand und wie sie es betrachtete, stiegen ihr Tränen in die Augen. Wie sehr sie ihre Großmutter wirklich vermisste, wurde ihr stets bewusst, wenn sie unter dem nächtlichen Sternhimmel saß. Jener Stern dort, dieser besonders schön leuchtende, der sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog, erinnerte sie immer an ihre Großmutter. Dieses Licht des Himmels strahlte die gleiche Wärme und grenzenlose Güte aus, wie die unscheinbare alte Frau es getan. Ob Oma gar dieser Stern ist?, fragte sich Lisa. Schließlich war sie auch im irdischen Leben wahrlich ein Stern von derart schöner Ausstrahlung. Dass sie diesen Stern erst bemerkt hatte, als ihre Großmutter die vergängliche Welt verlassen hatte, bestätigte sie in dieser Annahme. Ob alle Menschen zu Sternen werden, wenn sie sterben?, fragte sich Lisa. Sie legte das Bild beiseite und widmete sich wieder gänzlich den kleinen funkelnden Sonnen dort draußen, in weiter Ferne, in einer anderen Zeit, in den endlosen Weiten des Universums. Just in diesem Augenblick fühlte sie sich auf einmal mit allem verbunden. Sie fühlte sich, als würde sie schweben, in Richtung der Sterne fliegen, mit den Händen nach dem schönsten von ihnen greifen, ihn auf ihr pochendes, von Liebe erfülltes Herz legen und nimmermehr loslassen. Und als sie sich in dieser parallel existierenden Welt verlor, bemächtigte sich das Gefühl, dass sie selbst ein Teil von alledem war, ihrer. Zwar nur wie alles andere in der materiellen Welt, wahrlich ein Staubkorn in der Unendlichkeit des Kosmos aber dennoch zum Sein dazugehörend. Denn jene himmlische Kraft der Sterne wohnte auch ihr inne, sowie jedem anderen Lebewesen ebenfalls. Also stellte Lisa ihrer Großmutter, das Haupt gen Himmel gerichtet, die Frage, die sie am meisten beschäftigte: "Werden Mama und Papa wieder zusammenkommen?"
Sie schloss die Augen und ging in sich, hörte auf das leise Flüstern ihres Herzens, das immer die Antwort zu wissen schien. Genau wie die Sterne. Beethoven schwieg.
In diesem Moment betrat Lisas Mutter das Zimmer ihrer Tochter, natürlich ohne vorher anzuklopfen, wovon Lisa sich jedoch nicht in ihrer Konzentration stören ließ.
"Hast du immer noch nicht aufgeräumt, Lisa", stellte die Mutter mit Blick auf die leeren auf dem Boden verstreuten Flaschen fest. Lisa drehte sich langsam um und sah ihre Mutter an. Diese trug ein grünes Kleid. Eine gefühlte Ewigkeit sahen sich die beiden wortlos an, schienen jedoch auf einer tieferen Ebene zu kommunizieren und sich gegenseitig zu verstehen. Denn wo das Herz und die Sterne sprachen, bedurfte es keinerlei Worte. Auch in den Augen der Mutter glitzerten Tränen, in denen sich das Licht der Sterne spiegelte. Schließlich nahm sie Lisa in den Arm. Währenddessen sagte sie mit Blick aus dem Fenster, das Haupt gen Himmel gerichtet: "Für mich bist du der Stern, der dort oben am schönsten leuchtet und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht."

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