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Sätze: | 24 | |
Wörter: | 714 | |
Zeichen: | 3.956 |
Wir sind wie Maschinen.
Wir arbeiten, drehen uns und stehen niemals still.
Wir arbeiten, weil wir es nicht anders kennen, drehen uns um Ziele die wir nie erreichen können und stehen niemals still, weil die Gesellschaft es uns nicht erlaubt.
Ich habe heute Morgen eine Feder gefunden. Sie ist klein und glänzend, leicht zu übersehen, wie alle wichtigen Teile einer Maschine. Eine ganz normale Feder, deren Bedeutung ich nicht kenne. Was wenn diese Feder dafür verantwortlich ist, dass wir stur dem folgen, was uns gesagt wird? Was wenn ohne diese Feder alles was wir tun in Frage gestellt wird?
Wir auf einmal anfangen für uns selbst zu denken?
Nehmen wir nun einmal an, diese Feder gehörte Peter. Peter ist ein ganz normaler Bankangestellter, der jeden Tag brav mit seiner Tasche, da ihm ein Aktenkoffer zu spießig wirkt, in den Bus steigt und zur Arbeit fährt. Er würde den ganzen Tag arbeiten und abends wieder nach Hause kommen, bevor morgen alles wieder von vorne beginnt.
Wie wäre nun sein Tag, wenn ihm diese Feder fehlt? Peter würde morgens aufwachen und hätte plötzlich keine Lust mehr brav in die Bank zu gehen, statt Kaffee trinkt er die Milch gleich aus dem Karton und packt den alten Rucksack mit den AC/DC-Flicken aus und geht nur zur Arbeit, weil es eben Geld dafür gibt. Im Bus wird er seinen Sitzplatz zum ersten Mal nicht für eine ältere Dame räumen, denn warum sollte er, wenn es sonst niemand tut? In der Bank wird er seine Unlust zum ersten Mal deutlich zeigen und nicht das falsche Lächeln aufsetzen, mit dem er sonst achtzehnjährige um ihr hart Erspartes bringt.
Endlich einmal wird er der Kollegin, die ihn schon seit Wochen zum Essen einlädt, die er aber nie beachtet hat, weil er sich auf die Arbeit konzentrieren wollte, zusagen. Und Peter wird mit ihr weggehen, er wird lange aufbleiben und er wird Spaß haben, sie werden sich wahrscheinlich küssen und danach werden sie beide in seiner Wohnung Milch aus dem Karton trinken, weil sie beide keine Feder haben und genau das Feiern wollen.
Wahrscheinlich wird die Beziehung nicht lange halten, aber Peter ist das egal. Er beginnt auf Konzerte zu gehen, zu flirten und wenn er Urlaub hat, bucht er sich eine Reise nach Norwegen, weil er schon immer einmal durch richtig tiefen Schnee stapfen wollte, den er danach nicht von seiner Einfahrt schaufeln muss.
Und kein einziges Mal, während all dieser Zeit wird er seine Feder vermissen, er wird nicht einmal bemerken, dass sie ihm fehlt. Erst wenn ihm gesagt wird, dass er sich verändert hat und nun kindischer, undisziplinierter und nicht mehr der Norm entsprechend erscheint, wird er beginnen sich zu fragen, warum er sich so gewandelt hat, aber es wird ihn nicht kümmern, denn er fühlt sich besser und alle sehen das auch. Nur wollen sie niemanden, der aus der Reihe tanzt und anders ist als sie.
Deswegen schicken sie Peter zu einem Arzt, dieser Arzt kennt diese Fälle schon, die Fälle die eines Morgens ohne Feder aufwachen und glücklicher werden als der ganze Rest. Und als der Arzt namens Anpassung ihm eine andere Feder einsetzen will, flüchtet Peter, er flüchtet aus seinem Haus, seiner Stadt, aus seinem Land und er ist glücklich dabei. Er kauft sich irgendwo ein Haus, ergreift den Beruf, den er schon als kleines Kind ausüben wollte und wird als hoffnungsloser Fall abgeschrieben. Aber er lebt ein glückliches Leben. Er wird Spaß haben, lieben, auch einmal an sich denken, sich nie wieder in die Nähe einer Feder begeben und Milch aus dem Karton trinken. Einfach weil er all das nun ohne Einschränkungen tun kann.
Leider gehört diese Feder nicht Peter. Peter wird weiterhin arbeiten, sich fügen und hoffen dass es besser wird. Peter wird nie wissen was das Leben noch für ihn bereithält und sich auch keine Gedanken darüber machen.
Und ich? Ich stecke die Feder ein und fange an um die Zukunft eines Menschen namens Peter zu trauern, die so nie eintreffen wird.
Wir sind wie Maschinen.
Wir arbeiten, drehen uns und stehen niemals still.
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Informatikfee • Am 24.09.2018 um 10:45 Uhr | |
Tolle Geschichte, ich denke auch öfter sowas. Den Vergleich mit der Feder find ich aber komisch, da eine Feder für mich eher Freiheit bedeutet (und für die antiken Ägypter Wahrheit). Auch das mit der älteren Dame im Bus finde ich unpassend, ist es nicht eher anders rum? | ||
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