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Eine technisch problematische Wanderung

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08.04.22 13:15
Fertiggestellt

„Hallo Leute, hier ist mal wieder eure Wanderbraut63. Heute gibt es die erste Etappe vooon … ''Die Reise nach Hammelsstadt''. Jey!“ „Könnten sie ihre Freude vielleicht der Realität zu wenden?!“ Der ungeduldige Mann hatte soeben vom Leiter erfahren, wer noch zur Wandergruppe gehörte. Sein Outfit glich aber eher einem Bürobesuch, als dem eines Wanderers.

Die Frau, die passender gekleidet war, ging schäbig grinsend auf ihn zu. „Wenn sie zur Arbeit wollen, sind sie hier falsch.“ Der Gruppenleiter griff sich an die Nase und kam zu ihnen. „Guten Tag. Ich bin ihr Führer Marcel. Da wir fünf Tage unterwegs sein werden, sollten wir uns duzen.“ „Klemens!“, knurrte der Mann unsicher, ob das eine Antwort sein sollte. „Penelope“, versuchte die Frau es nachzumachen, verfiel aber ins Gelächter.

„Also gut, Penelope und Klemens … *seufz … Ihr Gepäck wurde bereits zum Hotel gebracht, wie ich aber sehe haben sie noch was.“ „Für unterwegs!“, antworteten Beide auf eine Art, als müssten sie es unbedingt bei sich haben.

„Okay.“ Verwirrt davon wandte sich der Wanderführer zu einem Jeep. Er holte zwei leere Rucksäcke herunter und reichte diese ihnen. „Dann nehmen sie bitte die Rucksäcke. Von ihren Umhängetaschen wird ihr Rücken einseitig belastet. Das wird ihnen über fünf Tagen gesundheitlich Probleme bereiten.“ Penelope überzeugte das Argument sofort. Der Zweite im Bunde zögerte noch, nahm dann aber schließlich doch an.

Im Gegensatz zu ihr verbarg er ihnen gegenüber den Inhalt seiner Tasche. Sie steckte außer nützlichem Zeug ebenfalls ihre Kamera, Schminke und einen Laptop um. Marcel hatte nur solange zugesehen, bis sie ein paar nützliche Dinge verstaut hatte.

Als der Mann wieder zu ihnen fand, schien der Leiter schon etwas genervt. „Haben sie genügend zu trinken dabei und Schutz vor der Sonne? Unsere erste Etappe liegt fast ausschließlich auf dem offenen Feld.“ Penelope sah es wohl als Aufforderung an, sich nun Sonnenbrille und einen Hut aufzusetzen. „Klaro Chef.“ Es war nicht abzustreiten, dass sie sich im Gegensatz zu Klemens amüsierte.

Der Mann weigerte sich stur, es ihr gleichzutun. Nachdem der Leiter ihm noch Wasser angeboten hatte, ging es los. Der Beginn der Strecke war für ein paar Metern noch unter Bäumen. Dann aber ging es auf eine weitläufige Wiese über, die mehr wie ein Stoppelfeld wirkte. Im Flimmerbild der Hitze erkannte man einen mächtigen Berg, noch fern von ihnen.

„Klemens, warum machen sie die Reise?“ Mit dieser Frage hielt sie ihm die Kamera vor die Nase. „Scheren sie sich um ihren eigenen Kram und nehmen sie mir die Kamera aus dem Gesicht!“ Er stieß ihre Hand zur Seite und legte einige Schritte zu.

„Und das war die entlaufene Laune des Büros. Wir sehen uns gleich wieder.“ Beim Herunternehmen der Kamera lief sie fast gegen den Mann, der unerwartet vor ihr stehen geblieben war.

„Ich warne sie, wenn sie nur ein Teil von mir in ihr dämliches Video cutten, verklage ich sie in Grund und Boden.“ Penelope wich zur Seite aus und tat die Warnung unbeeindruckt ab. „Was wollen sie von mir? Auf der Anmeldung stand dabei, dass die Reise gebloggt wird. Sie hätten vielleicht lesen sollen.“ „Kann ja ich nichts für. Ich bin ja nur wegen meines Chefs hier.“

„Beruflich auf Wanderung?“ „Tun sie etwas anderes?“ „Nö.“ Sie lächelte ihn an. „Was sind sie denn von Beruf?“ „Geht sie immer noch nichts an! Bloggen sie was sie wollen aber lassen sie mich in Ruhe.“ Wieder entfernte er sich.

Nach Stunden kam eine Essens-Rast. Der Leiter saß stillschweigend zwischen den Beiden und aß. Was sie tat, ist vermutlich schon klar. Murrend bediente sich auch der Mann an der Auswahl.

„Halten sie das aus?“ „Es stört mich nicht.“ Ihn aber um so mehr. Er schnappte seinen Rucksack und das Essen. Damit versuchte er, einen ruhigen Platz zu finden. Als die Frauenstimme verstummte, setzte er sich seufzend nieder. „Endlich.“ Seine kühne Erscheinung wirkte für kurz gelassen, dann aber gestresst. Nervös suchte er etwas in seinem Rucksack. Er zog ein Laptop hervor und schaltete diesen auf seinem Schoss ein.

Eine von fünf Textdateien öffnete er. Sein Blick wanderte hektisch über irgendwelche Formeln. Der Mann schien es jedenfalls auf eine schnelle Art und Weise lesen zu können.

„Und hier haben wir einen seltenen Gelbaugen-Frosch.“ Erschrocken schlug er seinen Laptop zu und fauchte: „Können sie nicht woanders drehen?!“ Er sprang auf und stampfte mit wütenden Schritten auf sie zu. Voller Zorn schlug er der überraschten Penelope die Kamera aus der Hand. Dann herrschte Todesstille.

Nicht für lange Zeit. Denn dann gab es auch für sie keinen Grund mehr, halbwegs höflich zu bleiben. Perplex über den Wortschatz an Ausdrücken wehrte er sich auch nicht gegen die ''naja'' Schläge.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte Marcel, der anscheinend keine Lust hatte etwas zu unternehmen. Sie ignorierte ihn und ging zu Klemens Sachen. Der Rucksack flog in die Luft und verteilte den Großteil seiner Sachen.

Als sie den Laptop entdeckte, verfiel er in Panik und versuchte ihn ihr abzunehmen. In der Rangelei kreischte plötzlich Jemand sehr hoch. Doch es war weder die Frau noch der andere Wanderer. Es war Marcel, der eigentlich eine sehr tiefe, ruhige Stimme hatte.

„Bin ich mit einem Kindergarten unterwegs?“, fragte er mit einer deutlich geringeren hohen Stimme und räusperte sich. „Sammeln sie ihr Zeug ein! Wir gehen weiter.“ Klemens schaffte es den Laptop an sich zu nehmen und begab sich so gleich damit in Sicherheit.

„Kommen sie“, forderte ihr Leiter sie auf und schob sie einige Schritte weg. Sie amüsierte sich allerdings darüber, als ihr Feind nur noch seltsame Geräusche von seinem Laptop erhielt und verzweifelt wirkte.

„Meine ganze Arbeit!“, stöhnte er geschockt. Marcel löste sich von der Frau und ging zu ihm. Nach einem kurzen Blick auf sein technisches Problem meinte er: „Wenn wir im Hotel sind können wir einen Technik-Spezialisten rufen aber dafür sollten wir es noch vor dem Regen dort hinschaffen.“ Nun drängte er ihn an eine andere Stelle und wies mit dem Arm die Frau an, ihre kaputte Kamera aufzulesen.

Auf dem Rest des unter einer dunkelgrauen Wolkendecke liegenden Weges herrschte Schweigen. Keiner der Beiden wollte mit dem Anderen noch etwas zu tun haben. Marcel lief zwischen ihnen. Zur Vorsicht vermutlich. Noch einige Meter vor dem Hotel begann sich das Grau über ihnen zu entleeren.

Durchgeweicht und frierend erreichten sie das Hotel. Durch ihre Eile waren sie allerdings zu früh da und mussten im Eingangsbereich warten. Klemens versuchte verzweifelt seine Daten zu retten, hatte aber einfach nicht zur Verfügung. Angenervt schlug sie den Deckel des Laptops zu. „Hey!“ „Da ist etwas lose im Gehäuse. Wenn sie so weiter machen überhitzt es und ihre Daten sind wirklich futsch. Es riecht schon komisch.“ Nachdem er es selbst roch traute er sich es nicht mehr zu öffnen.

Einige Zeit später klopfte die Frau an Klemens Zimmertür. Sie drängte sich, kaum die Tür offen war, ins Innere und begann sogleich damit den Laptop auseinanderzubauen. Ein paar wenige Handgriffe später hatte sie, laut ihren Worten schon alles erledigt. Etwas ängstlich überprüfte er das und staunte nicht schlecht. Kein Rattern, Stinken und alle Daten waren noch da und wie es der Zufall wollte, sah er auch noch endlich diesen einen kleinen Fehler in seiner Formel. Erfreut rannte er aus dem Zimmer und umarmte den Leiter der Gruppe.

Dabei realisierte er erst, dass die Frau gleich nach ihrer Hilfe das Zimmer verlassen hatte. „Wo ist sie?“ „Wer?“ „Na Penelope.“ „Sie packt ihre Sachen und bricht die Reise noch heute Abend ab.“ „Warum?“ „Weil sie ohne Kamera nicht arbeiten kann, nehme ich an.“ „Das darf sie nicht! Halten sie sie um jeden Preis auf! Ich regle das. Ohne den Schutz einer Jacke rannte Klemens in den Regen hinaus. Er hatte sich nicht einmal Schuhe angezogen.

Eine halbe Stunde später kam er keuchend wieder. Penelope war gerade dabei, ihr Gepäck in ein Taxi zu werfen. „Warten sie!“ „Sie fehlen mir gerade noch.“ „Hier!“ Er hielt ihr eine neue Kamera hin. „Sie ist schlechter als ihre aber soviel Geld hab ich nicht bar bei mir. Das geht doch auch.“ „Gehen schon.“ „Aber?“ Sie lächelte und zog die Kamera auf ihn. „So Leute, für die schlechte Qualität dürft ihr euch bei diesem Herrn bedanken. Spaß beiseite, meine Kamera ist kaputtgegangen.“

Autorennotiz

Diese Geschichte basiert auf einen Traum, den ich vor kurzem hatte.
Eine Frau und ein Mann nehmen an einer Wanderung teil. Zur Gruppe gehört noch ein männlicher Führer (Der Einzige mit Hut?). Sowohl die Frau als auch der Mann tragen eine Umhängetasche mit sich. Beide haben darin ihren Laptop, den sie nicht mit ihrem Gepäck weiterschicken wollten. Die Frau macht einen Videoblog von der Reise. Der Mann hat irgendwelche wichtigen Daten auf seinem Laptop und etwas, dass der Führer bei einem Stopp als ''Metall'' bezeichnet.
Titelbild von pexels.com Fotograf/in: Artem Beliaikin

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Autor

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Wörter: 1.423
Zeichen: 8.248

Kurzbeschreibung

Zwei Fremde sollen über fünf Tage zusammen wandern. Ein gestresster Mann und eine begeisterte Wanderbloggerin. Geht das gut?

Kategorisierung

Diese Story wird neben Katastrophe auch in den Genres Abenteuer, Reise, Natur und Ironie gelistet.

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