Ich saß auf meinem Platz und wartete, bis die Lehrerin herein kam. Sie war heute spät dran und der Unterricht hätte schon vor zehn Minuten beginnen sollen.
Im Klassenzimmer war es still – beinahe Totenstill. Ein jeder schien noch zu schlafen. Nur ich schaute zur Tür und wartete.
Wo bleibt Frau Schmid bloß? Sonst war sie auch immer vor Unterrichtsbeginn hier. Hoffentlich ist sie nicht krank…
Ich sah mich im Zimmer um und bemerkte, dass einige der Plätze leer waren. Ich seufzte. Wieso mussten heute so viele fehlen? Heute war doch der besondere Tag. Der Tag, auf den jeder gewartet hatte.
Mein Blick wandte sich der Uhr zu, welche über der unbeschriebenen Tafel hing.
Gleich sind es bereits fünfzehn Minuten…
Es war so still hier. Die einzigen Geräusche, die ich vernahm, waren das Ticken der Uhr und ein Tropfen. Ist schon wieder der Wasserhahn undicht? Ich sollte vielleicht mal zum Hausmeister gehen und ihm davon erzählen.
Zwanzig Minuten.
Wo bleibt Frau Schmid? Ich werde langsam aber sicher ungeduldig!
Okay, beruhige dich. Kein Grund hysterisch zu werden! Sie wurde wahrscheinlich bloß von Kollegen aufgehalten… oder……. w-was war das?!
Ich hörte das Klackern von Absätzen. Na endlich!
Frau Schmid betrat das Klassenzimmer und schaute auf ein Notizbuch während sie zum hölzernen Pult ging.
„Guten Morgen zusammen. Entschuldigt bitte die Verspätung. Ich musste noch wa…“, Frau Schmid sah von ihrem Pult auf. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. Entsetzen lag in ihnen, als sie mich erblickte. Was hatte sie denn bloß gegen mich?
„Guten Morgen, Frau Schmid“, begrüßte ich sie mit einem schiefen Lächeln im Gesicht.
Ich bemerkte, dass sie schreien wollte, doch aus irgendeinem Grund bekam sie keinen einzigen Ton heraus – als hätte sie einen Frosch im Hals.
Ruckartig erhob ich mich von meinem Platz in der hinteren Reihe und ging auf meine schockierte Lehrerin zu. In einer Hand spielte ich mit einer scharfen Klinge herum. Mehrere Male blitzte sie im Licht der Lampen auf, erzeugte somit ein kleines, aber dennoch bescheidenes Glänzen.
Mit panischen Blicken strafte mich Frau Schmid, wollte fliehen, doch ich schlang meine Arme um ihren grazilen Körper. Hielt sie somit an Ort und Stelle. Sie konnte mir nicht entkommen und sie durfte es auch nicht! Ich hatte mit ihr noch so viel vor, hihi!
„Wo wollen Sie denn hin, Frau Schmid? Der Unterricht hat doch längst begonnen und Sie sind eh schon zu spät.“ Innerlich lachte ich über ihren ängstlichen Zustand und über den erbärmlichen Anblick, der sich mir bot.
Sie wollte etwas sagen. Vielleicht wieder versuchen zu schreien, doch das würde ich wohl nicht mehr erfahren. Noch bevor sie auch nur einen Ton von sich geben konnte, hielt ich ihr diese schöne und scharfe Klinge an ihre Kehle. Je mehr Druck ich aufbaute, desto mehr von ihrem roten Lebenssaft benetzte das silbrige Stück Metall, floss säulenartig meine Fingerzwischenräume hinunter und verfärbte den hölzernen Boden unter unseren Füßen.
Tränen hatten sich in ihren Augen gebildet und rannen ihre Wangen hinunter, ehe sie sich mit dem dickflüssigen Blut vermischten.
Ihr Anblick tat mir etwas leid, sie sollte nicht leiden müssen, also müsste ich es wohl oder übel schnell beenden…
Schade… ich hätte so viel Spaß mit ihr haben können…
Um sie von ihren Qualen zu befreien, ließ ich die scharfe Klinge ruckartig durch ihr weiches Fleisch schneiden und durchschnitt mit einer schnellen Bewegung ihre Kehle.
Rotes, dickes Blut spritzte mir entgegen.
Ihr roter Lebenssaft floss ihren Hals hinunter und durchtränkte den Kragen ihrer weißen Bluse. Ich vernahm noch ein leises Gurgeln, bevor sie in meinen Armen zusammensackte und ihr Lebenslicht erlosch.
Ich setzte ihren Körper auf einen Stuhl und platzierte sie so, als würde sie schlafen.
Das Jagdmesser, welches ich zuvor aus der Scheide an meinem Gürtel rausgeholt hatte, steckte ich zurück an seinen Platz.
Zufrieden mit mir selbst, sah ich mich im Zimmer um. Jeder saß mit dem Kopf auf dem Tisch an seinem Platz. Rotes Blut tropfte von ihren Tischen hinab.
Es war so einfach, sie alle umzubringen. Die gierigen Geier mussten ja alle meine mit Betäubungsmittel bearbeiteten Muffins essen. Ihnen danach den Schlund durchzuschneiden war dann kein Problem mehr für mich.
Doch zu meiner Enttäuschung waren heute viele krank.
Sollte ich sie vielleicht zu Hause besuchen kommen? Nein, viel zu aufwendig! Ich wüsste sowieso nicht, wo die meisten wohnen und solche große Mühe will ich mir auch wieder nicht machen.
„Wie lange es wohl dauert, bis die Anderen davon Wind bekommen?“, flüsterte ich zu mir selbst. Mein Grinsen im Gesicht war verschwunden, doch nur äußerlich. Innerlich wurde es immer größer.
Schulterzuckend machte ich mich auf den Weg zum Fenster. Draußen stürmte es heftig und es schien, als würde der Regen gar nicht mehr aufhören wollen. Graue Wolken hingen am Himmelszelt und ließen die gesamte Umgebung finster wirken.
Gerade, als ich das Fenster öffnen wollte, fiel mir etwas Glänzendes auf dem Boden auf.
Ich ging in die Hocke und hob das glänzende Etwas auf. Es war ein Ring und er gehörte Anna, welche nun blutverschmiert an ihrem Platz saß. Sie musste ihn abgestreift haben, bevor das Betäubungsmittel anfing zu wirken.
Gemächlich richtete ich mich auf und steckte den Ring in meine Hosentasche. Er wird mich immer wieder an diesen Tag erinnern. An diesen… wunderbaren Tag.
Kichernd öffnete ich das Fenster und sprang raus. Da sich der Raum im Erdgeschoss befand, landete ich recht sanft.
Ich ging zu einem Busch, in dem ich eine Tasche mit frischer Kleidung versteckt hatte. Fix zog mich um und fädelte den Ring an einer Schnur auf, sodass ich ihn als Kette tragen konnte.
Die mit Blut bespritzten Sachen stopfte ich in die Tasche und machte mich auf den Weg in Richtung Bahnhof.
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