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Sätze: | 67 | |
Wörter: | 546 | |
Zeichen: | 3.313 |
Sie beschloss, dass sie ihn wollte. Hübsches Gesicht, vielversprechender Körper, Lächeln, Komplimente, bewundernde Blicke. Das genügte.
Der Sex war grandios. Er verwöhnte sie, obwohl sie gar nicht verführt werden musste. Danach zogen sie ins Schlafzimmer um. Er mixte Drinks, liebkoste sie, bis sie bereit waren für Runde zwei.
„Schluss“, keuchte sie irgendwann.
„Ach, komm. Noch ein bisschen Spaß.“
Sie fragte sich, ob er was geschluckt hatte. „Morgen.“
Der Sonntag begann mit Durst, Kopfschmerzen und dem Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Ihr Unterleib fühlte sich wund an und Knie und Ellenbogen waren aufgescheuert.
Mühsam kramte sie in ihrem Gedächtnis nach einem Namen. „Alex?“
Ein zerknittertes Gesicht erschien über ihr. Im Morgenlicht wirkte er älter. Verlebter. Vermutlich sah sie ähnlich fertig aus.
„Was ist?“, fragte er barsch.
„Was mache ich auf dem Boden?“
Er musterte sie aus kieselharten Augen. „Filmriss?“
„Ich bin auf dem Bett eingeschlafen.“
„Wohl nicht.“
Wieso klang er so unfreundlich?
Sie äugte zu ihm, zwischen ihren Armen hindurch, erschrak vor den Streifen um ihre Handgelenke. „Hast du mich gefesselt?“
„Wolltest du doch.“
„Bullshit!“ Mühsam brachte sie sich in die Aufrechte. Er glotzte sie an, die Mundwinkel verächtlich nach unten verzogen. Rasch hüllte sie sich in ein Laken, während Empörung in ihr aufwallte. „Arschloch.“
„Verschwinde einfach.“
„Läuft es immer so? Sex und Erniedrigung? Geilt dich das auf?“
Angeödet zog er die Unterlippe zwischen die Zähne.
Eine undeutliche Erinnerung zuckte durch ihren Kopf. Er hinter ihr, ihre schlaftrunkenen Proteste, seine Faust, die auf ihrer Schläfe explodierte. „Du Schwein!“ Plötzlich war die Wut da, köchelte in ihrer Magengrube, verengte ihre Kehle.
„Mach dich sauber und hau ab.“
In der Dusche sackte sie gegen die Kacheln. Wut schäumte durch ihre Adern, quirlte durch ihren Verstand, setzte die Verwandlung frei.
Ihre Haut riss auf. Blut rieselte an ihr hinunter, verhärtete zu mattgrauen Schuppen. Die Fesselstreifen verschwanden, als ihre Handgelenke barsten, Metallpartikel sich aus ihrem Fleisch lösten und um ihre Finger schmiegten.
Scheiße, das tat weh!
Knackend dehnten sich Gelenke und Knorpel. Ihr Gesicht verzog sich zu einer grotesken Maske, um Platz für die Hauer zu schaffen. Diesen Teil hasste sie am meisten. Sie mochte ihr betörend schönes menschliches Antlitz.
Schnaufend krallte sie sich in die Kabinentür, kratzte Fugenmörtel aus den Kacheln, fletschte die Zähne.
Alex hämmerte gegen die Tür. „Hey! Stopp! Mach auf!“
Sie tat ihm den Gefallen.
Die Tür mähte ihn um wie einen Grashalm.
Wispernd glitt sie zu ihm, genoss die Furcht in seinen Zügen, schmeckte die Panik. Gleich würde sein Verstand zusammenschmelzen.
„Wurm!“ Sie labte sich an dem bedrohlich dunklen Timbre ihrer Unterweltstimme.
Er stierte sie an, brabbelte Unverständliches.
Das Beste zum Schluss. Ihr rotbraunes Haar verdickte und verschuppte. Strähnen verflochten zu zweifingerdicken Verästelungen. Danach entwickelte es ein Eigenleben, das sich anfühlte wie eine Massage.
Grauen gefror auf Alex‘ Gesicht.
Sie erstickte seinen Schrei mit ihrem Mittelfinger, den sie in seine Kehle rammte, und schüttelte ihr Haupt, dass die Schlangen empört zischten. „Du hättest mich schlafen lassen sollen.“
Er röchelte etwas.
„Nein, ich bin nicht Medusa. Gorgonen. Mehrzahl. Und jetzt: Spaß.“
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