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Die Farbe des Blutes
,,Hör auf!'', befahl die Frau streng. Sie packte das Kind an den Schultern und zog es von der Tischtheke. Das Mädchen starrte hypnotisiert auf das blutbefleckte Schneidebrett. Frisch tropfte das Blut von ihrer Handfläche. Es tropfte von einem kleinen, tiefen Schnitt. Das Messer, verschmiert mit ihren Blut, lag neben dem Schneidebrett.
Die fertig geschnittenen Zwiebeln und Tomaten für den Salat befanden sich in einer Schüssel. Sie waren ebenso beschmutzt.
Die Frau sah in die Augen ihrer Tochter. Dunkelgrüne Augen waren geweitet und erfüllt mit einer kranken Faszination.
Es war derselbe Blick, den sie so oft in ihren Augen sah.
Die Mutter des Kindes erstarrte.
Es war der selbe Blick des Mannes.
,,Komm.", sagte die Mutter knapp und zog ihr Kind an den Haaren. Die blutverschmierten Hände versuchte sie nicht zu berühren. Die Wunde würde schnell verheilen... wie jedes Mal.
,,Verstanden, Clara.", antwortete die Tochter in einer monotonen Stimme. Auf dem Papier mochte zwar stehen, dass sie biologisch gesehen eine Familie sind, aber in der Realität verhielten sie sich nicht wie eine. Sie nannten sich gegenseitig nicht "Mutter'' und ,,Tochter". Sondern nannten sich gegenseitig bei ihren Vornamen.
Luna bemerkte natürlich, dass sich ihre Mutter bei ihr anders verhielt, als bei ihrer großen Schwester.
Sie verhielt sich bei ihrer Schwester liebevoll, fürsorglich und bei ihr... verhielt sie sich wachsam, vorsichtig. Heute wollte sie nett sein und ihrer Mutter beim Kochen helfen. Anfangs zögerte die Mutter, doch dann erlaubte sie es schließlich. Luna konnte ihre eigene Mutter zwar nicht leiden, aber ihre große Schwester kannte sie nur wenig. Das kommt daher, weil ihre Mutter sie früher immer voneinander fernhielt, als die Schwester noch bei ihnen wohnte. Die Schwester wirkte von weitem immer so nett und aufgeschlossen.
Es gibt nur eine Person mit der sie ein gutes Verhältnis pflegte. Ihr Freund mit dem sie seit drei Jahren zusammen war. Er war der erste, der zu ihr kam und sie trotz ihrer dunklen Art akzeptierte. Aus Freundschaft wurde Liebe. Trotz ihres engen Verhältnisses wurde sie das Gefühl nicht los, dass sich ihr Freund langsam von ihr abwandte.
Kälte machte sich in ihr breit, als sie in den Keller geschubst wurde und hinter ihr die Tür zufiel.
Es machte ihr nichts aus... Sie war die Kälte und Feuchtigkeit des dunklen Raumes gewöhnt. Auch die Tiere hier störten sie nicht mehr, wann immer eines zu nahm kam, zertrat sie es gnadenlos. Luna starrte für einen Moment auf ihre "künstlichere Arbeitsfläche'' wie sie zu sagen pflegte, erleuchtend von einen kleinen Lampe. Ein Schreibtisch stand in der Mitte des Raumes. Ein Stapel Blätter auf dem Tisch. Daneben befanden sich viele Stifte in verschiedenen Farben. Sie alle waren kürzer geworden mit der Zeit, am kürzesten war der Rotstift. Ihre meistbenutzte Farbe. Um den Tisch herum lagen viele abstrakte Zeichnungen. Eines davon wurde gestern von ihr gezeichnet.
Auf der Zeichnung sah man eine verstümmelte Katze. Der Bauch der Katze war aufgerissen und Teile der Gedärme hingen raus. Die Augen hingen aus ihren Höhlen. Die Gliedmaßen lagen abgerissen um den Körper der Katze verteilt.
Der Grund für das Bild: ein paar Tropfen Blut einer streuenden Katze. Das arme Tier kam humpelnd zu ihr, miauend nach Hilfe... doch als sie das Blut sah wurde ihre Welt auf einmal Blutrot. Als sie wieder erwachte befand sie sich schon im Keller. Die Szenen ihrer grausamen Taten spielten sich vor ihren inneren Auge, wie ein Film ab. Sie sah die verstümmelte Katze, hörte das Schreien ihrer Mutter als sie dieser den Kopf präsentierte und erinnerte sich an das Lachen ihrer zweiten Persönlichkeit.
Die zweite Persönlichkeit, welche sie Isra nannte, gewann immer mehr die Kontrolle... Heute hatte sie ebenfalls für ein paar Minuten die Kontrolle über den Körper. Dieses Mal spielte sie mit ihrem eigenen Blut..., der diesmalige Auslöser für ihren Gefangennahme.
Luna setzte sich seufzend an den Tisch und nahm sich ein Stück Papier und einen roten Buntstift.
Von außen wirkte sie ruhig, fast schon bedacht, als sie den Stift auf das Papier ansetzte und begann ohne irgendwelchen Sinn Kreise zu zeichnen. Dabei beobachtete sie den Kampf zwischen ihren beiden Persönlichkeiten. Es war ein Kampf dessen Sinn sie nicht mehr erkannte.
,,Warum versuchst du es immer noch aufzuhalten?'', lachte Chace.
Die Dunkelheit hatte das Licht fast schon verschlungen. Die dritte Persönlichkeit wurde immer schwächer. ,,Weil das Böse niemals siegen darf...", murmelte sie leise. Ihre Stimme war schwach, dennoch hörte man den Willen raus. Isra lachte erneut, ihre Augen begannen zu glühen: ,,Ach, Sunja . Entspann dich doch einfach. Es hat eh keinen Sinn sich gegen mich länger zu wehren... Werde doch einfach ein Teil der Dunkelheit." Sunja knurrte und rief: ,,Das werde ich nicht!'' Isra lachte: ,,Na gut... Wie du meinst. Du weißt, es braucht nur noch ein Ereignis bis sie zerbricht und ich endlich die Kontrolle übernehmen kann." Sunja schwieg und verblasste immer weiter....
Luna sah einfach still dem Gespräch zwischen den beiden zu. Es war ein Gespräch, das sie schon seit Monaten hatten. Sunja verschwand manchmal für kurze Zeit und ließ Isra und Luna alleine zurück. Diese Momente nutze Isra gerne aus um an die Kontrolle zu kommen, doch noch ließ Luna sie nicht gewinnen. Warum sie es nicht zuließ, wusste sie selbst nicht so genau... aber irgendwas sorgte dafür, dass sie sich gegen Isra wehrte. Vielleicht war es ihre schwache Hoffnung, doch eines Tages von jedem akzeptiert zu werden.
Plötzlich wurde die Tür zum Keller geöffnet und ihre Mutter stand im Türrahmen. Mit einem Tablett in der Hand auf dem sich ein Glas Wasser und Brot befand. ,,Dein Essen.", sagte sie kalt und stellte es auf dem Boden ab. Luna antwortete nicht und setzte ihre Kreise fort.
Clara verließ den Keller wieder...
Am nächsten Morgen auf einer Wiese...
,,Du wolltest mit mir reden.'', sagte Luna zu ihrem Freund. Ihr Freund nickte und schaute auf den Boden. Er schwieg für eine ganze Weile und sagte dann: ,,Ich glaube es ist an der Zeit, dass wir Schluss machen." Geschockt sah Luna ihn an. Schockiert starrte Luna ihn an. Er stockte, als er ihren geschockten Gesichtsausdruck sah. Doch bevor er etwas hinzufügen konnte, färben sich ihre Augen rot, blutrot.
Ihre ganze Welt wurde rot...
Hart warf sie ihn auf den Boden und begann gnadenlos auf ihn einzutreten. Er schrie, wandte sich, rief nach Hilfe. Nichts half ihm... stattdessen wurde sie immer brutaler und zertrümmerte schließlich seinen Schädel. Gehirnteile, Knochensplitter und Blut spritzen aufs Grass. Ihre Kleidung war ebenso bedeckt von der roten Flüssigkeit.
Es störte sie nicht...
,,Endlich. Jetzt habe ich endlich die Kontrolle über diesen Körper.'', sagte sie und begann zu kichern. Mit ihren Händen riss sie das Shirt von der Leiche. Ihre langen Fingernägeln, so scharf wie Klingen, begannen etwas in den Oberkörper des Leichnams zu ritzen.
,,Ich bin erwacht."
Sie betrachtete für einige Minuten ihr Werk. Ein breites, unmenschliches Grinsen machte sich auf ihren Gesicht breit.
Sie lachte und flüsterte:
,,Es wird Zeit für das nächste Opfer."
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