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Die Wüstenluft flimmerte und flirrte, lies den Sand in der Ferne mit dem Horizont verschwimmen und erzeugte das trügerische Bild von Wasser. Das, lag hinter ihm. Der Mann, der nicht mehr wusste, wie er hießt, drehte sich um, wendete sich ab von der Illusion eines Lebens, die er die letzten Jahre geführt hatte. Es hatte nichts mehr darin für ihn gegeben. Vor ihm jedoch… vor ihm lag alles.
Trotz der Hitze konnte er jetzt in einem fernen Winkel seines Verstandes noch immer die Kälte spüren. Auch nach all den Jahren. Der schneidende Wind, der auf dem sturmumtosten Berghängen geweht hatte, hatte sich in seine Seele gefressen… wie so vieles auf einem Weg, der ihn fast zwanzig Jahre ruhelos umher getrieben hatte. Bis die Stimme gekommen war. Ein Flüstern erst nur, aus dem nichts, das ihn nachts kaum schlafen ließ und eine Weile hatte er geglaubt das der Wahnsinn dem er vor so vielen Jahren entkommen war ihn nun endgültig holte. Er hätte es willkommen geheißen. Was hatte er schon zu verlieren?
Einen Moment fragte er sich, ob er es nicht doch war. Das, was dort vor ihm lag, war unmöglich. Es war eine Tür. Ein Portal, hoch genug, das sein Schatten die Wüste hätte verdunkeln müssen. Aber es warf keinen Schatten. Dahinter, lag nichts, nichts daneben und auch nichts davor. Es stand einfach vor ihm, aus dem sandigen Boden gewachsen, mit gewaltigen, ausladenden Marmorsteinen umrandet, die eine zweiflüglige Tür aus Gold stützten. Die feinen, verschlungenen Runenmuster auf der Tür blitzten im Licht der Sonne, blendeten ihn, wenn er zu lange hinsah und doch konnte er den Blick nicht davon abwenden. Einen Moment wollten seine Knie nachgeben, aber er fing sich ab, stützte sich auf den brüchig gewordenen Wanderstab.
Zerrissene, rote Bänder, die einmal seine Kleidung gewesen waren, flatterten an seinen Gliedmaßen, die gefährlich abgemagert waren.
Einen Moment stand der gebrochene Mann so da, lauschte auf den Klang des Windes… irgendein Zeichen…
„Meister…“ Seine Stimme war kaum ein Flüstern, seine Kehle trocken und seine Zunge fühlte sich an wie tot. „Hier bin ich…“
Keine Antwort folgte, keine der Traumstimmen, kein Flüstern… War er betrogen worden? Er sah erneut zu dem Portal auf, reckte das von der Sonne rot verbrannte Gesicht zum Himmel. Strahlendes blau erstreckte sich über ihm, soweit er sehen konnte. Hier draußen würde er sterben, dessen war er sich sicher. Und dann war da das Flüstern. Es kam mit dem Wind, mit seiner schwindenden Stärke, als er auf die Knie sank.
„ Ein Opfer noch, ein Opfer, das du bringen musst, Jünger. Etwas, das du fortwerfen musst.“
Was konnte er noch fortwerfen? Er hatte nichts mehr, die Schuhe hatten sich vor Tagen aufgelöst, seine Kleidung ging kaum mehr als solche durch und selbst sein Verstand schien leer, ausgelaugt… Das Denken selbst strengte ihn an. Was hatte er noch, das er seinem Gott opfern konnte?
„Das letzte was übrig ist.“, hörte er ihn sprechen, leise, flüsternd und doch unmissverständlich. Und der gebrochenen Mann, der seinen Namen nur noch vage in Erinnerung hatte, verstand…
Was hatte er noch? Menschlichkeit…
Mit diesem Gedanken, sackte er langsam nach vorne, fiel in den Sand, den sein abgemagerter Körper nicht einmal aufzuwirbeln vermochte und verlor das Bewusstsein.
Als er die Augen wieder öffnete und sich langsam hoch stützte, war die Sonne fort. Genauso jedoch auch seine Schwäche. Die Hände, die ihn hoch stützten, waren nicht die abgemagerten Finger eines Skeletts, sondern kraftvoll,. Seine Beine trugen ihn sicher… und das Portal vor ihm… es schien kleiner, als sei er gewachsen. Oder stünde zum ersten mal wieder ganz aufrecht… Die goldenen Türflügel standen offen, führten auf einen mit Marmor und Gold ausgekleideten Korridor hinaus, wo eigentlich nur die Wüste hätte sein dürfen.
Knochenbleich zeichnete das Mondlicht die Dünen nach, doch nichts davon drang über die Schwelle des großen Portals. Selbst der Sand, der vom Wind bis dorthin getragen wurde, rieselte einfach zu Boden, ehe er auch nur die Türangeln erreichte…
Er fragte nicht, was geschehen war, während er schlief. Er kannte die Antwort und sie bereitete ihm Angst. Er wurde noch gebraucht. Sein Gott brauchte ihn. Der Herr der Ordnung war nicht bereit, ihn gehen zu lassen. Wiedererstarkt, machte er einen Schritt auf die Tür zu und beinahe, war er überrascht, wie leicht ihm die simple Tätigkeit des Gehens wieder fiel. Sand und die Kälte der Nacht blieben hinter ihm zurück, als er über die Schwelle in die goldenen Hallen trat. Stattdessen umfing ihn… er hatte keine Worte um das Gefühl zu beschreiben. Geborgenheit wäre vielleicht das einfachste Wort, doch es traf es nicht ganz. Die Luft hier selbst schien mit einem Mal anders, dichter, nicht so, dass sie mehr Wiederstand bot, doch so, als würde sie einen Auffangen und Stützen. Es war nicht warm noch kalt und hätte er die Temperatur beschreiben müssen, er hätte nicht die Worte gefunden. Geborgenheit. Heimat. Irgendetwas daran schien richtig.
Wie lange er so dastand, direkt auf der Schwelle und ohne sich zu bewegen, das wusste er nicht zu sagen. Vielleicht Stunden, Vielleicht Tage. Vielleicht nur Sekunden. Zeit schien an diesem Ort genauso wenig eine Rolle zu spielen. Es… war einfach.
Er drehte sich nicht um, als er sich schließlich überwand, einen Schritt nach vorne zu tun. Und dann noch einen. Und noch einen. Irgendwie bewegte er sich und doch schien es nicht er zu sein, der sich rührte. Alles ging mühelos, leicht ohne jede Anstrengung. Und selbst sein Verstand schien sich mit jedem Schritt zu klären…
Padion Lothaera. Das war sein Name. Der zweifach betrogenen. Von dem Herrn, dem er gedient hatte und dem Kaiser, dem er abgeschworen hatte. Der eine hatte versagt. Der andere, ihm alles genommen um sein eigenes Ego aufzubauen. Selbst hier an diesem Ort suchte ihn die Kälte wieder heim. Der Moment in dem er zu den zerstörten Überresten seiner Heimstatt zurückgekehrt war und die Leichen seiner Familie im Schnee fand. Schon gefroren, die Feuer die das Haus vernichtet hatten, lange erkaltet. Und ihre Anklage auf einer einfachen Tafel über einem der wenigen nicht verbrannten Pfeiler des Hauses. Verräter. Aber Verräter an was? Die Entscheidung sich gegen den Kaiser zu stellen war nicht von ihm getroffen worden, sondern von Andre de Immerson.
„Andre war schwach. Andre war ein Narr.“
Die Stimme seines Herrn wollte nicht an diesen Ort passen. Sie war jetzt lauter, eindringlich, schien die warme, willkommen heißende Atmosphäre vor sich her zu treiben und weg zu wehen, wie ein Wintersturm Nebel zerteilen mochte. Und ließ Padion alleine zurück in der plötzlich dunkler erscheinenden Halle.
Ein Narr, ja. Ein Narr den Kaiser herauszufordern. Und den Preis dafür hatten andere gezahlt. Hatte er gezahlt. Padions Hand ballte sich zur Faust, während sich seine Schritte beschleunigten. Andre hatte Leben weggeworfen um seine eigene Macht auszubauen. Und der Kaiser… hatte dasselbe getan um sie in der Rebellion zu erhalten. Beide hatten an ihm versagt. Und wieder hatten andere den Preis gezahlt…
„Du bist wütend…“
„Ja.. ich…“ Er stockte. Das war nicht die Stimme des Herrn der Ordnung. Nicht das kalte flüstern, das ihn bis hierher getrieben hatte. Mit einem Mal war die Wärme zurück, die seltsame Leichtigkeit die diesen Ort durchströmte. Die neue Stärke, die er erst so kurz zuvor gefunden hatte, schien ihn wieder verlassen zu wollen. „Wie?“
Vor ihm teilte sich der Marmorgang zu zwei Korridoren. Goldenes Licht flutete durch eine Reihe von Buntglas-Fenstern in beide davon, zauberte bunte Schatten auf die Wände und die reinweißen Steinböden. Der rechte gang war leer, erstreckte sich bis zur Unendlichkeit so schien es, vorbei an endlosen weiteren Abzweigungen. Hinter den Fenstern konnte er Vögel zwitschern hören, sah die Schatten von großen Bäumen.
Links… wartete die Finsternis. Eine große Tür wie die durch die er hinein gelangt war und keine Fenster. Und dieses Portal bestand nicht aus Gold, war nicht verziert. Es war kein Zierrat. Schwere Eisenketten lagen um das vom Alter dunkel gewordene Metall, verriegelten es. Doch gab es keine Wachen, nichts, das ihn daran hindern würde, die Barrikaden zu überwinden… nur eine einzelne Person.
Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war ihr Körper gefroren, der Grund um sie herum mit erstarrtem Blut besudelt und ihr Gesicht bleich von der Kälte das eigentlich leuchtend rote Haar von Schmutz und Asche wie getrocknetes Blut gefärbt, die grünen Augen erstarrt… Und doch war sie hier, unverletzt, in ein weites Kleid gehüllt, das sich in einem unfühlbaren Luftstrom bewegte. Oder vielleicht nur unfühlbar für ihn. Den Eindringling. Dem Lebenden in den Hallen der Toten, dem irgendeine Macht einen Weg geebnet hatte…
Einen Moment vergas er wieso er hier war, vergaß alles und stand nur da, unfähig auch nur einen Ton heraus zu bringen. Und das war auch nicht nötig. Er hatte nicht einmal mitbekommen, wie sie vor ihn getreten war, spürte nur, wie sie ihn in eine Umarmung zog, festhielt.
„ Du…“
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. Keine Worte. Nicht jetzt. Und er gab sich damit zufrieden, schloss die Augen und genoss den Moment. Er konnte sie wirklich berühren, sie war wirklich hier… oder lag er jetzt eigentlich draußen vor dem Tor in der Wüste und starb? War das das, was hier geschah? Wenn dann kümmerte es ihn nicht. Seine Reise war an ein Ende gekommen, so oder so.
„ Du bist tot.“, murmelte er schließlich doch.
„ Und bist du den am Leben?“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Ihre Worte klangen beinahe belustigt. Und zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte Padion ehrlich.
„ Ich weiß es nicht.“ Und das war seit Jahren so gewesen. Seit jenem Tag der ihn nicht los ließ… als Andres Rebellion zusammen mit seinem Leben endete. Zumindest dem Teil den er als solches bezeichnet hatte. Die Jahre danach waren nur verschwommen an ihm vorüber gezogen. Er war ziellos umher geirrt, hatte hier und dort gearbeitet, irgendwie überlebt aber nicht… gelebt. Lange an einem Ort hatte er es nicht ausgehalten, schon alleine aus Angst, der Kaiser könnte ihn finden. Und dem nagenden Gefühl des Zweifels und dem Flüstern nach Rache, die er nie bekommen würde. Einmal war er so nahe dran gewesen. Als Kellvian Belfare, Kaiser Cantons und der Sieger der Rebellionskriege die aufständischen Fürsten nach Silberstedt beordert hatte um ihre Treueschwüre entgegen zu nehmen. Padion hatte nichts davon gewusst, und als der Kaiser eingetroffen war, hatte er sich plötzlich am Rand der Kolonne aus Gardisten und verzierten Kutschen wiedergefunden, die durch die Straßen in Richtung Rabenkopf zog. Und dann hatte er ihn gesehen. Den Mann in der goldenen Rüstung Simon Belfares, der in der Mitte einer Kolonne aus in blau und Gold Leibgardisten ritt. Ein Schönling kein Krieger, kaum zum Mann herangewachsen mit blonden Haaren und den seltsam grün-blauen Augen seines Zauberererbes. Die Krone Cantons, der schlichte Goldreif, gekrönt von einem einzigen, klaren Diamanten, schien nur mit Mühe auf seinem Kopf bleiben zu wollen. Und doch war da etwas, dachte Padion damals, irgendetwas in seinem Blick, das nicht zu dem Bild des Jünglings passen wollte, der kein Land regieren sollte. Eine Härte, die mehr zu einem viel älterem Mann zu passen schien und Müdigkeit… Einen Moment nur einen ganz kurzen Herzschlag hatte sich ihr Blick gekreuzt oder vielleicht hatte der Kaiser den Blick auch nur über die Menge schweifen lassen. Vermutlich war es so und hätte er gewusst, was Padion in diesem Moment durch den Kopf ging, er hätte den nächsten Tag wohl kaum erlebt. Eine geladene Muskete und eine gute Gelegenheit. Mehr brauchte es nicht…
Dann jedoch, war der Moment auch schon verstrichen, die Reihen der Gardisten zogen weiter und er verlor Belfare aus den Augen. Lediglich ein großer Gejarn-Wächter, der die Nachhut der Truppen bildete, warf ihm noch einmal einen langen, abschätzenden Blick zu.
Die nächsten Zwei Jahrzehnte waren so einfach an ihm vorüber gezogen…. Bis zu diesem Augenblick. Mit einem Mal erschien ihm der Gedanke an Rache lächerlich. Kellvian Belfare war sich seiner Existenz vermutlich nicht einmal bewusst. Und ob er den Mann und seine Politik der Sklavenbefreieiung jetzt mochte… von dem Monster das er irgendwann während des Krieges geehelicht hatte ganz abzusehen… Das Leben war deshalb nicht vorbei. Jetzt hier zu stehen… Im Nachhinein war es lächerlich gewesen. Es hätte sie nicht zurück gebracht. Aber der Herr der Ordnung hatte es tun können…
Eine Hand legte sich auf seine Wange, ihre Hand. „ Geh diesen Pfad nicht weiter… Ich bitte dich. Du kannst dich uns hier anschließen. Es gibt keinen Grund mehr zu kämpfen…“
Und einen Moment hätte er fast einfach genickt, hätte zugelassen, das sie ihn sanft aber bestimmt mit sich zog, fort von der finsteren Tür und hinein in die Lichtdurchfluteten Hallen der Toten… der Lebenden. Des Friedens…
„ Es ist genug.“ , stimmte er ihr schwach zu.
„Genug?“ Dieses Mal war die Stimme Ohrenbetäubend, drang von Jenseits des versiegelten Portals und brachte die Ketten daran zum zittern. „Es wird niemals enden, wenn ihr jetzt zurück schreckt. Der falsche Kaiser hat Leid über mehr als nur euch gebracht. Aber euch habe ich ausgewählt es zu beenden. Es gibt kein zurück. Keine zweite Chance… Die Zeit verrinnt…“
Padion zögerte, doch seine Hände lösten sich nicht von ihr. Was die Stimme sagte war wahr. Aber das war nie sein Krieg gewesen. Keiner den er führen wollte. Nicht wenn es nicht sein musste.
„ Sucht euch einen anderen Propheten, Dämon.“ Das war sie, sprach mit einer Autorität, die er im Leben nur selten bei ihr gesehen hatte. „Der hier gehört euch nicht.“
Die Antwort bestand aus amüsiertem Lachen. „Also… soll ich mein Angebot lieber dem Kaiser unterbreiten? Er würde die Gelegenheit sicher zu schätzen wissen, sich zum Gott über alles unter mir aufzuschwingen. Was ihr wegwerft, soll mein Schaden nicht sein.“
„ Ihr würdet diesen Mörder nicht zu eurem Erwählten machen.“ , erwiderte nun Padion.
„ Ich hatte gehofft jemand anderen zu finden. Rechtschaffend und von wahrem Geist. Aber wenn es nicht anders geht. Die Siegel sind schwach doch einer muss sie öffnen. Wer ist letztendlich gleich. Eure Hand… oder seine. Ihr habt beide das Blut des alten Volkes und der Kaiser in euch. Und die Gunst der Seher. Eine Alte Linie die erlöschen wird… und eine neue die aus eurem Blut erwachsen könnte.“
Padion konnte nicht sagen, dass er die kryptischen Worte seines Gottes verstand. Aber…er würde nicht zulassen, dass sich ein Monster zu einem Gott aufschwang.
„ Er hat mir versprochen, das alles gut wird.“ , meinte er an den Geist seiner Frau gerichtet.
Sie schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann dich nicht aufhalten. Aber geh nicht den Weg der dich deine Seele kosten wird. Verlass diese Hallen. Such deine Rache. Dann treffen wir uns bald. Oder komm mit mir. Aber geh nicht weiter… Lass nicht zu, dass es dich deine Seele kostet. Ich will dich nicht für immer verlieren.“
„ Du wirst mich nicht verlieren ich… Ich kann dich zurück bringen. Er hat es mir versprochen. Wenn sein Wille getan ist. Oder ich kehre zu dir zurück aber…“ Aber es ging hier nicht um Rache. Es ging darum, dass der richtige diese Aufgabe bekam. Wenn sich jemand zu einem Gott aufschwang… dann besser er und nicht Kellvian. „ Alles wird gut, du wirst sehen…“
„Bitte…“
Padion tat einen tiefen Atemzug. Es musste getan werden. Er hatte gar keine Wahl. Dann ließ er sie los. Aber nur für den Moment. Bald genug würde er sie wieder in die Arme schließen können. Wenn seine Aufgabe erst erfüllt war. Langsam drehte er sich um, hin zu dem verketteten Portal und streckte eine Hand aus. Die Ketten spannten sich, rissen wie von Geisterhand aus ihren Verankerungen, rissen unter der Spannung. Ein Metallsplitter segelte gefährlich nahe an seinem Kopf vorbei. Und dann, langsam und wiederwillig, schwangen die Tore auf. Dunkler Nebel wallte daraus hervor und in die Halle, flutete um seine Beine und als Palion sich noch einmal umdrehte, war er alleine. Das goldene Licht, das durch die Buntglasfenster drang erlosch, die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern. Und er war nicht alleine…
„Komm mein Kind.“ , hörte er die Stimme hinter sich, wagte nicht, sich umzudrehen und seinem Herrn in die Augen zu blicken. „ Wir haben viel Arbeit vor uns.“
Der Nebel stieg weiter auf, flutete die ganze Halle und verschluckte Palion und die goldenen Säle gleichermaßen.
„ Diese Welt… wird gereinigt werden.“
Die Gestalt, die Stunden später zurück ins freie schritt, hatte wenig mit dem gebrochenen Mann gemein, der einst die Hallen betreten hatte. Palion war nicht mehr. Die zerschlissenen Kleider waren einem weiten Wams aus Fell und rotem Stoff gewichen. Goldene Ketten an denen Rubine wie Augen schimmerten hingen an seinem Gürtel. Seine Haare waren nachgewachsen und von einem dunklen braunrot, das an halbgeronnenes Blut erinnerte. Seine Hände umschlossen den Griff einer Sense, ein Zeichen seines neuen Amtes… und auf seinem Gesicht, war das Zeichen seines neuen Herrn. Die Haut kochte noch, von der Berührung eines Gottes. Von dem Segen, den man ihm erteilt hatte. Und den er nun mit der Welt teilen würde, wie es seinem Herrn gefiel. Der rote Heilige lächelte, während er zusah, wie die Sonne über der Wüste Helikes aufging. Vor ihm lag eine große Aufgabe… und er würde sie nicht alleine bewältigen. Andere würden kommen. Andere wie er. Angezogen von Träumen und Versprechen. Manche wahr… manche gelogen. Es machte keinen Unterschied. Sie würden kommen. Und dienen.
Er setzte sich in den Sand vor das Portal, das im Tageslicht langsam verschwand. Und wartete. Seine Zeit war gekommen. Und die alte Welt würde vor ihm weichen müssen.
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