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Eine Silvesternacht mit Charakteren

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28.02.21 10:13
Fertiggestellt

Autorennotiz

Einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Titelbild von pexels.com Fotograf: Akil Mazumder

Es war der letzte Tag im Jahr, noch bevor die Böller und Raketen die Nacht in ein Spektakel verwandelten. Dennoch saßen die unterschiedlichsten Charaktere ernüchternd beieinander in einem eher lieblos hergerichteten Raum.

Nur Einem, dem war wohl eher zum Feiern. Er lag mit ausgestreckten Beinen und einem breiten Lächeln im Gesicht auf dem Sofa etwas abseits von den Anderen und reichte von dort aus ein Sektglas an seine Frau. „Jetzt mal ehrlich, mit dieser Stimmung muss ja das Jahr schlecht enden“, sagte er und richtete sich schwerfällig in eine sitzende Haltung. Hinter der Bar versteckte sich seine Schwester, die von Aiden hervorgezerrt wurde, um dem Ganzen nun endlich doch beizuwohnen. „Eigentlich hat er recht“, versuchte sie schüchtern, ihren Bruder in dieser Sache zu bestätigen.

Gehör hatte sie aber anscheinend nur bei der älteren Dame am Tischende gefunden. Sie lächelte und biss in das bei ihr schon ewig liegende Brötchen.
Die junge Frau in Bäckerschürze wechselte ihren starren Blick von der Wand auf ihr speisendes Gegenüber. „Na ja nehmt euch doch ein Beispiel an ihr. Sie lebt so weit getrennt von ihrem Nikolai und hat ihn doch immer bei sich.“ Ein Klopfen war zu hören, als schlage einer extra auf dem Boden. „Na ich kann auch nicht klagen. Ich habe eine wunderbare Frau, eine hochbegabte Schwester und mehre Schwager, die mich immerhin heile lassen.“ An dieser Stelle lachte er laut auf und erntete einen noch tödlicheren Blick des ohnehin schon sehr grimmig dreinschauenden Schwagers.

Seine Stimmung passte zu dem Mann, der es vorzog, sein Bier zu trinken und in Gedanken zu bleiben. Sein Arbeitskollege stand vom Tisch auf und reichte Jamiro ein dampfendes Wasserglas. „Also ich hab ne Frau, meinen Job, diesen grimmigen Freund da und einen neuen Chef.“ „Vergiss dein Kind nicht, Herr Papa“, stieß der Griesgram nun doch Anteil aus. „Na ja ein Kind ist er.“ Die Autorin am oberen Ende des Tisches lehnte sich leicht schmunzelnd zurück. „Ich hab ein Projekt fast fertig, kleine Geschichten beendet.“ Kurz blieb sie still. „Und ja, das Basteln hab ich gerade irgendwie entdeckt.“ „Das dekorieren aber nicht“, spottete ungehalten Cuba neben seinem Freund, der im gleich mahnend auf den Fuß stieg. „Willst du, dass sie uns nie fertig schreibt“, zischte er ihm vielleicht noch ein wenig zu deutlich ins Ohr. Doch blieb es unbeantwortet.

„Was ist mit euch, was macht euch glücklich?“ „Na ja. Im Moment bin ich froh, dass sie hier ist.“ Der Junge, der gemeint war, zog seine Freundin an sich. „Also ich bin froh, dass ich einen anderen Weg hier her hatte und das du mich hier mein Handy aufladen lässt.“ „Voll die Abfuhr“, freute sich Leon, der Nachbarsjunge von Jamiro, der mal wieder Schwierigkeiten mit seinem Vater hatte. „Ich wünschte mein Vater würde das endlich mal kapieren. Hättest ja schreiben können.“

Die Blicke gingen an ihm vorbei. Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen spielten dort zusammen im künstlichen Schnee. „Sollten die eigentlich nicht ins Bett?“, wusste es der Herr besser, der eigentlich im Stall bei seinen Pferden sein wollte, anstatt hier seine Zeit mit den ganzen Gestalten zu verbringen.

„Kommt“, meinte ein Mädchen, die die Beiden extra mit einem eselähnlichen Pony abholen kam. „Ja“, machte die Autorin, sprach aber erst mit einem Glas in der Hand weiter. „Ich sollte mich wohl entschuldigen, das Esel ein wenig eingelaufen ist.“ Protestierend gab ihr das Pony recht. „Ich hab dir nicht mal eine Erklärung aber deine Schlammkoppel musste ich dir lassen, nicht wahr, kleines Schlammmonster.“ Es gesellten sich zwei Charaktere in hochanmutiger Haltung zu ihr an den Tisch. Einer von ihnen trug eine Uniform. Die Andere war jedoch deutlich ärmlicher gekleidet aber auch nicht von schlechtem Benimm. „Mir würde da noch etwas zu ihrem Anfangsthema einfallen. Uns gäbe es nicht, wenn sie, oh Gnädigste, die Fortsetzung dieses Buches bekommen hätten.

„Für wahr“, lachte sie nun und machte einen entspannteren Eindruck.

„Ich will mir zwar angewöhnen, nicht immer so viele Geschichten zu beginnen aber so ist es wenigstens ein Zeichen, dass mir die Ideen nicht ausgehen.“ Jamiro stand auf und machte sich der Autorin sichtbar. „An meiner Geschichte, da schreibst du jetzt auch schon fast drei Jahre oder sind schon mehr?“ „Um ehrlich zu sein, ist es wohl ganz gut, dass ich nicht mehr weiß, wann ich angefangen hab.“

Noch einmal blickte sie über all ihre Gäste. Sie alle stammen aus diesem Jahr oder erzählten eben ihre Geschichte noch immer weiter.

Wie wärs man könnte sich wünschen, alles ging noch viel leichter von der Hand. Da hatte die Autorin aber nicht an die gute Fee gedacht. Diese kam und wollte ihr den Wunsch erfüllen. Doch die böse Fee funkte ihr dazwischen. Schob die Zeit voran, dass sie die Böller verpassten und schon saßen im neuen Jahr. Wie blöd, denn so endet nun auch diese Geschichte von einer Silvesternacht.

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Autor

RhodaSchwarzhaars Profilbild RhodaSchwarzhaar

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Eine Bewertung

Statistik

Sätze: 58
Wörter: 840
Zeichen: 4.866

Kurzbeschreibung

Ein Zusammentreffen mit der Autorin und ihren Charakteren von dem Jahr 2020.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Alltag auch im Genre Festliches gelistet.

Zugehörige Readlist

Challenges
(11 Werke)