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Pferdeäppel

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25.03.24 11:49
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

 

Besuch hat sich angesagt, eine dieser offiziellen Begutachtungs-Visiten, die Edith immer nervös machen. Die Frau, die heute erwartet wird, ist Vorsitzende des örtlichen Golfclubs, dem Edith sehr gerne beitreten würde – ihr Mann Hugo eher weniger. Dem ist „die Bagage“, wie er sie nennt, zu elitär. Lackaffen, wie er meint, außerdem sind ihm Bekleidungsvorschriften für die Ausübung eines Hobbys suspekt, Hugo ist eher der lässige Typ.

Während Edith in der Küche schnell noch einmal die Sektflöten mit dem Tuch blankpoliert, stiehlt Hugo genüsslich die ersten Kanapees vom Silbertablett.

„Hugo!“, unterbricht sie, im Türrahmen stehend, sein heimliches Treiben. Missbilligend schüttelt sie den Kopf und droht im harschen Tonfall:„Wehe, du nimmst dir noch eins!“

Als es an der Tür klingelt, flüchtet Hugo rasch aufs Gästeklo im Flur: Dringende Geschäfte erzwingen ihre Erledigung. Bevor er sich einer Leibesvisitation durch diese „Tussi“ stellen muss, muss er erst mal ...

Edith überholt ihn, zur Haustür eilend, und zischt: „Geh doch nach oben, Hugo!“

Zu spät. Es klingelt bereits ein zweites Mal. Edith muss die Gästin begrüßen und Hugo verschwindet hinter der Tür zum Gäste-WC.

„Frau Becker!“, flötet Edith mit etwas zu schriller Stimme. „Wie schön, dass Sie es einrichten konnten. Treten Sie ein!“

Frau Becker überreicht einen kleinen Blumengruß.

„Teerosen, wie entzückend – aus ihrem Garten?“

Nervös versenkt Edith ihre Nase ins Bukett.

„Ja“, sagt Frau Becker, wobei ihre Blicke bereits neugierig den Flur abscannen.

Edith wird panisch: Sicher auf der Suche nach Geschmacklosigkeiten!

„Wollen Sie nicht ablegen?“, lenkt sie schnell das Beckersche Interesse an der Einrichtung ab.

„Danke, gern“, erwidert Frau Becker und beginnt, sich langsam aus ihrem samtig schimmernden Mantel zu schälen. Sicher teuer, das gute Stück.

Genau in diesem Moment hört man aus der Gästetoilette eindeutige Furzgeräusche. Anders kann man es leider nicht ausdrücken: Was da tonal aus dem Gästeklo schallt, klingt wie … geräuschvolles Kacken.

Edith erstarrt. Auch Frau Becker friert mitten in der Bewegung ein: „Ihr Mann?“, fragt sie, mit Blick auf die geschlossene WC-Tür.

Edith schüttelt vehement den Kopf:“Geradeaus, ins Wohnzimmer, Frau Becker – dort ist bereits eine Kleinigkeit vorbereitet!“

Fast zieht sie Frau Becker am Ärmel, um sie aus dem Flur wegzulocken.

Kaum haben beide Platz genommen, sind von draußen wieder eindeutige Verdauungsgeräusche zu hören.

Frau Becker schaut angewidert Richtung Flur:„Hat Ihr Mann Verdauungsprobleme?“

„Das ... ist nicht mein Mann.“

Diese Behauptung ist Edith entfleucht, bevor sie nachdenken konnte.

Frau Becker guckt irritiert. Und wartet. Auf eine Erklärung.

Edith stehen die Schweißperlen auf der Oberlippe. Diese Hitzewallungen. Ausgerechnet jetzt …

„Das ist … äh … das ist unser Pferd“, sagt sie und grinst debil.

„Sie haben ein Pferd?“, fragt Frau Becker in schriller Tonlage und starrt Edith ungläubig an.

„Ja. Das steht …draußen. Draußen steht das Pferd. Im äh … Garten?!“

Eine peinliche Stille nimmt zwischen ihnen Raum.

Gerade, als Frau Beckers Blick sich fragend Richtung Flur bewegt, öffnet sich die Tür vom Gästeklo und Hugo tritt heraus.

Vor den entsetzten Augen beider Frauen schreitet er langsam und erhobenen Hauptes zur Garderobe, greift sich das Steckenpferd seiner kleinen Tochter, klemmt es sich zwischen die Beine und galoppiert lässig durch den Flur, die Treppe hinauf, in den obersten Stock.

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