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Mit steigender Außentemperatur steigt auch die Chance, anstehende Geselligkeiten (Geburtstage etc.) bei kühlen Getränken (am liebsten direkt aus der Flasche) und frisch Gegrilltem, zwanglos im Außenbereich abfeiern zu können.
Bisher war das immer so:
(Lau)warmer Händedruck evtl. mit nachträglichem Glückwunsch zum X – 10. bzw. ab dem 35 Lenz, dauerhaft zum 25. Geburtstag, Partner*in im Smalltalk Kreuzfeuer abstellen und mit gehobener Hand, laut „n´Abend!“ rufend in die „entmilitarisierte Zone“ (Garten/Balkon) fliehen, wo die bereits gekühlte Flaschenware im Kreise der Getreuen auf ihre Entkorkung warten sollte.
Im besten Falle eingehüllt im dichten Nebel eines mit feuchten Eierbriketts und einer ganzen Packung Kaminanzünder gefüllten, vor sich hin schwelenden Baumarktgrills.
Der Vorteil hierbei, der Grill benötigt bis zu seiner Zündung keine weitere, unnötige Aufmerksamkeit. Erfolgt diese (Zündung) muss bloß dem Wechsel von meterhoher und kilometerweit sichtbarer Stichflamme zu klingelndem und funkenschlagendem Glutnest kurz Beachtung geschenkt werden (Personen -/Sachschäden?). Hiernach bleibt wieder genügend Zeit, die Geschmacksnerven auf die bevorstehende Zerreißprobe anästhetisch vorzubereiten.
Erst wenn die Grilltemperatur nur knapp unter der einer Kernfusion liegt, obliegt es dem Gastgeber höchstselbst, die fetttriefenden Tierleichenteile eigenhändig bis zur Unkenntlichkeit zu kremieren, in Smokeydokey - Chilischokoladen - Barbecuesoße oder Curryketchup Pudding aus der zwei Liter Quetschflasche zu ersaufen und den Gästen zu kredenzen.
Das war gut!
Die letzte Geburtstagsgrillfeier schien jedoch im krassen Gegensatz zu o.g. Standardvorgehensweise, weshalb ich dringenden Anlass zur Nachbesprechung erlebter Ereignisse, im Kollegenkreis sah!
Zu berichten gab es, dass mich nach dem üblichen Gratulationsritual und der anschließenden Flucht ins Freie, diesmal NICHT die in Rauchschwaden gehüllten Flaschenbier trinkenden Blechgrillritter der Schwafelrunde erwarteten!
Nein hier brach neben der schafskalten Vorabendluft die dozierende Stimme eines Kaschmir beschalten Strickpullunders auf mich herein, der vor einem Gasgrill würstchenwendend eine Lehrstunde zum Thema „Bärlauch – Knoblauch war gestern“ dem einzigen (weil rauchenden) Zuhörer gab.
Die Freude, nun einen weiteren Gasthörer seiner Vorlesung begrüßen zu können ließ seine Edelstahl – Grillzange wie Kastagnetten klappern.
Pullunder: „Grillst Du auch?“
Ich: „Klar“ (unter lautem Ploppen eine Flasche Schaumgebremsten öffnend)
Pullunder: „Was denn so?“
Ich: „Beides. Wurst UND Fleisch.“
Offensichtlich war das nicht unbedingt das, was ER unter „Grillen“ verstand.
Und schien etwas enttäuscht.
Hob aber nach einer kleinen (viel zu kurzen) Pause erneut an:
„Also…ICH…“
[…]
Nach zirka zweieinhalb weiteren Flaschen, dauerhaft, verständnisvollem Lächeln und interessiertem Nicken inklusive sporadischer Wiederholungen einzelner Worte und Satzfetzen (alle Register der Konversation auf Sparflamme waren gezogen) konnte ich mich der Erkenntnis über die neuesten Grilltechniken und der hierfür benötigten Utensilien nicht mehr erwehren. – Wohlgemerkt, ER wendete hierbei Grillwürstchen der Marke „Bratmaxe“ auf einem Gasgrill im Werte eines Kleinwagens.
Apropos. Der Name „Weber“ fiel in dem Zusammenhang überproportional oft.
Muss wohl der Grillseminarleiter gewesen sein. Oder sein Gaslieferant?
Auch gehört:
Begriffe wie „Smoker“, „Beefer“, „Plattengasgrill“ und…ja wirklich: „Gartenküche“!
Tatsächlich verbringt er seiner eigenen Aussage nach mehrere Stunden damit, das Fleisch auf seine letzte Ruhestätte, dem Edelstahlrost, vorzubereiten. Hierfür mixt er allerlei wundersame Tinkturen, Cremes und Tränke aus kostbaren Ölen, erlesenen Kräutern und seltenen Erden zusammen. Diese werden dem Grillgut bei Sonnenuntergang in trauter Zweisamkeit, tantrisch einmassiert.
Ach was sag ich…Grillgut? Er nebensätzelte von Steakvarianten; fünf exotische Begriffe für Rindfleisch(?), von denen mir kein einziger bekannt vorkam, aber allesamt klangen, wie die Vornamen französischer Feldherren oder deren Gemahlinnen.
Zu vermuten ist, dass bei so viel Leidenschaft und Hingabe nicht nur seine Grillgäste in ekstatische Begeisterung verfallen…ein oder zwei Tage nach der Grilleucharistie klingelt wahrscheinlich sein Mobiltelefon und ein ebenfalls begeisterter Klärwerksarbeiter drückt ihm seine Bewunderung über die Konsistenz und Textur der Ausscheidungen aus, die er höchstpersönlich und mit Freuden klären durfte!
Der Kollegenkreis reagiert mit Unverständnis.
Ich solle mal ein „Pulled Pork“ probieren.
„Ein gezogenes Schwein?“ dachte ich noch so bei mir…
Ein anderer kaufe sich sein „Flank Steak“ in der Größe eines Bücherregals beim Argentinia Import um die Ecke. „Bloß zwei, drei Stündchen auf den Grill gelegt…und…mmmh…“ Er legt dabei Daumen und Zeigefinger kreisförmig an die Lippen.
„Jaja…“, denke ich so bei mir und ergänze ihn: „…bloß zwei drei Tage bei 25°C und der Braten rutscht Dir direkt in den Darm…“
Ich winke ab und gehe. Hungrig.
Die haben Recht.
Ich glaube, ich hole mir ein Pulled – Pork Brötchen. Am Grillwagen auf dem Baumarktparkplatz. Der hat nen Smoker.
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