Autor
|
Bewertung
Statistik
Kapitel: | 7 | |
Sätze: | 954 | |
Wörter: | 11.217 | |
Zeichen: | 63.722 |
Die Familie war über die Weihnachtszeit bei ihren Verwandten. Sie lebten auf dem Land und schönes Winterwetter . Die Kinder hatten sehr viel erlebt. Die Großeltern hatten die Zeit mit ihren Enkelkinder genossen und mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn. Die Tochter und ihr Mann erholten sich und genossen die gemeinschaftliche Zeit.
Sie hatten sich alle für den letzten Tag noch eine schöne Winterwanderung gewünscht. Sie legten längere Pausen ein, damit die Kinder noch Schlitten fahren konnten. Der letzte, gemeinsame Tag war so schön, dass sie die Zeit vergaßen und ungewollt Zeitdruck aufkam. Direkt nach dem gemeinsamen Abendessen wollten sie die Heimreise antreten. Eine Fahrt von mehreren Stunden. Sie würden erst mitten in der Nacht ankommen.
Es war schon dunkel, als sie los fuhren. Der Vater machte das ausgesuchte Hörbuch auf Zimmerlautstärke an. Die Kinder schliefen nach anderthalb Stunde ein, als die Mutter wieder nach hinten schaute, bemerkte sie es. Darauf fing sie mit ihren Mann ein leises Gespräch an.
Während der Vater auf der wenige gefahrene Autobahn fuhr, ließ er sich von der Unterhaltung ablenken. Dadurch übersah er das Stauende und konnte gerade noch bremsen, trotz winterliche Straßenverhältnisse.
Als sie standen, seufzte der Mann und sah zu seine Frau. Sie sahen sich etwas erschrocken an, dem Vater zitterte gar leicht die Hände. Die Mutter beruhigte sich etwas schneller und sie sah nach ihren Kinder. Das Mädchen schaute sich verwirrt um und der Junge war auch erschrocken. Sie lächelte ihn beruhigt an und lehnte sich etwas nach hinten zum Jungen. Da er auf der Fahrerseite war, kam sie mit ihre Finger nur an seine linke Wanke. Damit streichelte sie ihm beruhigend über seine Wange: „Hallo, meine Süßen. Ihr braucht keine Angst zu haben, es ist nichts schlimmes passiert. Euer Vater musste mal etwas stärker bremsen, weil er etwas abgelenkt war.“ Dabei zwinker sie ihre Kinder an, damit sie sich schneller beruhigten. „Habt ihr gut geschlafen?“, beide Kinder nickten. „Gut. Wollt ihr weiter schlafen? Wir sind noch eine Weile unterwegs.“, das Mädchen nickte müde, der Junge schüttelt seinem Kopf. „Okey, meine kleine Maus, schlaf dann weiter. Und du, mein Lieber, kannst noch etwas von den Hörbuch hören.“ Darauf drehte sich die Mutter um, bemerkte dabei ein LKW, der noch zu schnell war und er fuhr genau auf ihr Fahrzeug zu.
Der Junge sah, wie seine Mutter erblasste und panisch die Augen aufriss. Sie schrie, seine Schwester begann, zu weinen. Dann wurde das Auto erschüttert, begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall. Metall verbog sich knirschend und quietschend, Glas zersplitterte. Der Starke Aufprall drückte das Auto nach vorn, der Junge wurde nach vorne geschleudert.
Der Junge fühlte nichts mehr, hörte nur noch die letzten Geräusche. Schreien, Weinen, dann eine seltsame Stille, und er verlor sein Bewusstsein.
Die Großeltern standen ein paar Tage später vor einem größeren Gebäudekomplex. Sie zögerten einzutreten, denn eine schreckliche Nachricht, die sie zutiefst erschütterte, hatte sie von der Polizei erreicht. Die Polizisten hatten ihnen angeraten, nicht sofort loszufahren, nun standen sie vor der Kinderklinik, Verzauberte Traumwelt.
Während sie ratlos vor dem Gebäude standen, schauten sie sich die schöne Umgebung an. Bereits als sie herfuhren, hatten sie bemerkt, dass es eine ruhigere Gegend war, inmitten von Natur. Das Gebäudekomplex befand sich am Stadtrand, umgeben von einer weitläufigen Parkanlage. Hinter dem Gebäude war ein Wald und darin ein kleiner Tierpark. Im Park gab es verschiedene Spielplätze und einen schönen Teich, der momentan zugefroren war.
Der Komplex erweckt den Anschein, als wäre er für Kinder und Jugendliche wie geschaffen. In seiner Gesamtheit besaß er Ähnlichkeiten mit einem Schloss oder einer Burg. Eine Sache stach besonders heraus: Die Bemalung war sehr lebendig und gab dem Betrachter das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Auf jedes Gebäude waren immer andere Welten mit verschiedenen Lebenswesen gemalt und wenige waren immer etwas größer als andere. Man fragte sich, wie man die Umsetzung zu den verschiedenen Welten so gut hinbekam.
Der Anblick beruhigte die Großeltern, sodass sie doch in das gewünschte Gebäude gingen. Sie sahen die Anmeldung und gingen drauf zu. Man hatte ihnen gesagt, sie müssten hier auf den Arzt warten. Dabei schauten sie sich wieder um und die Innengestaltung war so ähnlich wie draußen. Die Anmeldung und das Wartezimmer waren ein großer offener Raum. Es gab einige Spielhäuser für die Kinder und eine größere Spielecke, mit verschiedene Spielzeuge. Es gab auch eine größere Sitzgruppe und eine kleine Leseecke. Die Wände waren mit verschiedenen Motive bemalt, der Hintergrund an jeder Wand hatte immer nur eine bestimmte Farbe. Dadurch sah es sehr willkürlich aus, aber es passte insgesamt zum Charme der Kinderklinik.
Nach einer Viertelstunde kam ein jüngerer Arzt zu ihnen und lächelt sie freundlich an. „Guten Tag, Familie Müller. Ich bin der Arzt ihres Enkels Bill und sein Chirurg. Mein Name ist Giuliano Liebmann.“ Während er sprach, streckte er zuerst Frau Müller die Hand hin. Sie begrüßte ihn leise: „Guten Tag, Herr Liebmann. Gretchen Müller.“
„Guten Tag, Doktor Liebmann. Bernd Müller“ stellt sich der Großvater vor. „Wie geht es unserem Enkel?“
„Lassen sie uns in mein Sprechzimmer gehen.“ Darauf nickten die Großeltern und folgten dem Arzt. Sie nahmen im Sprechzimmer Platz und der Arzt sah sie mitfühlend an.
„Mein Beileid wegen Ihrer Familie.“
Die Großmutter hatte Tränen auf den Wange und der Großvater nickte nur traurig.
„Ihr Enkel liegt im Koma und ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange es andauern wird.“
Gretchen klammerte sich verzweifelt an ihren Mann. Er hielt sie fest und er sah den Arzt verzweifelt an. Er fürchtet, sie würden auch noch ihren Enkel verlieren. „Sollen wir eine Pause einlegen?“ Darauf schüttelt Bernd den Kopf.
„Es tut mir auch leid, was sie momentan durchstehen müssen,“, sagte der Arzt sanft. Solche Tage waren nie schön, nur gehörten sie leider dazu. Ihm taten die Großeltern leid. „Geben Sie die Hoffnung nicht auf. Ein Koma muss nicht immer heißen, dass die Leute nicht mehr aufwachen, und bei Bill sind es erst ein paar Tage. Er ist noch jung und kräftig, hat keine schweren Erkrankung. Das sind alles gute Voraussetzungen, sodass er wieder aufwachen kann und es erleichtert seinen Heilungsprozess.“ Er lächeln aufbauend. „Die Verletzungen und Prellungen sind fast verheilt, anderes brauchen noch etwas Zeit. Er hatte durch den Unfall ein Schleudertrauma und Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Auch das ist schon fast verheilt und er wird davon keine Folgeschäden erleiden. Sein rechter Arm ist gebrochen und...“ Giuliano fuhr sich durch sein kurzes dunkelblondes, lockiges Haar. „Er hat leider sein linkes Bein verloren.“
Gretchen schaute den Arzt erschrocken an, „Mein armer Junge! Wie soll es jetzt weitergehen?“
„Zuerst muss man abwarten, wann Bill erwacht und Sie können ihm dabei helfen. Wenn Sie ihn besuchen, reden Sie mit ihm, berühren Sie ihn. Alles andere kann man weitersehen und besprechen, wenn er erwacht. Nur eine Sache empfinde ich als wichtig. Vorerst sollten Sie die Sache mit seiner Familie nicht erwähnen. Wenn er stabil ist und verlegt werden kann, können wir es langsam versuchen.“ Die Großeltern nickten. Gretchen sah ihn erwartungsvoll an.
„Können wir zu ihm?“
Giuliano lächelt freundlich, „Ja, Sie dürfen zu ihm. Folgen Sie mir.“
Seit der Besprechung mit dem Arzt war eine Woche vergangen und Bills Zustand hatte sich nicht verändert. Die Großeltern waren gerade zu Besuch und hatten die ganze Situation langsam verdaut. Der Arzt war im Zimmer und untersuchte Bill. Bill zeigte das erste Mal eine Reaktion und mit jeden Tag wurde es besser.
Einige Tage später, waren die Großeltern wieder zu Besuch und die Großmutter hielt die Hand von Bill. Sie erzählte ihm gerade eine lustige Erinnerung, als Bills Mundwinkel sich leicht bewegten. Gretchen dachte, sie bilde es sich nur ein, daher erzählt sie weiter und beobachtete Bills Mundwinkel, die sich zwischendurch bewegten. Sonst gab es keine Reaktion. Gretchen bat ihren Mann: „Schatz, kannst du mit schauen, ob die Mundwinkel sich leicht bewegt oder nicht? Ich verzweifle gerade an meinem Verstand.“ Bernd schaute seinen Enkel an und sah genau dasselbe wie seine Frau.
„Meine Liebe, du bildest es dir nicht ein, die Mundwinkel bewegen sich leicht!“
Gretchen rollten einzelne stumme Freudentränen über die Wangen und sie drückte lächelnd den Rufknopf. Es dauerte nicht lange, bis eine Schwester kam und Bernd erklärte ihr mit einem erfreuten Lächeln was los war. Die Schwester rief den Arzt.
Er kam schnell und hört sich die Erzählung an und sah dabei Bill an. Dabei sah er es auch und machte dann einige Tests, um herausfinden wie wach Bill war. „Bill müsste die nächsten Stunden erwachen. Er regiert auf die Tests und die Reaktionen sind stärker geworden. Das sind gute Zeichen.“ Die Großeltern lächelten erleichtert. „Doktor Liebmann, haben sie gerade etwas Zeit? Könnten wir in Ihr Sprechzimmer gehen, um den weiteren Verlauf zu besprechen?“, fragte Bernd. „Sehr gerne.“
Sie gingen zum Sprechzimmer und als alle saßen, sah der Großvater Giuliano freundlich an. „Ich wollte mich zuerst bedanken, dass Sie uns am Anfang Hoffnung geben haben und uns beistanden.“ Giuliano lächelte erfreut, „Sie brauchen sich nicht zu bedanken, da ich es gerne gemacht habe und es bestand auch Hoffnung. Aber denken Sie daran, Bill noch nichts von seiner Familie zu erzählen.“ Bernd nickte.
„Ich denke, er wird schon mit seinem Bein und dem Unfall seine Probleme haben. Wir müssen schauen, wie es mit seiner Erringung an dem Unfall aussieht.“
Die Großmutter schaute ihn verwundert an. „Was meinen sie?“
„Es könnte eine Amnesie entstanden sein, das kann bei Komapatienten auftreten, wenn das Koma zu lange dauert oder wenn der Patient ein Trauma erlitten hat. Der Unfall könnte bei Bill ein Trauma ausgelösten haben, dass ihn den Unfall verdrängen lässt. Es kann kurzfristig sein oder länger andauern. Er wird auf jeden Fall eine Therapie machen müssen.“ Nachdenklich streichelte er sich seinen dunklen Kinnbart. „Nur, ich würde gerne noch die Verlegung abwarten, so in zwei Wochen, sobald er erwacht ist. Bis dahin steht die Genesungen an erste Stelle, und die negativen Nachrichten an letzter. Wenn er erwacht, würde ich ihm seine Verletzung erklären und den Unfall erwähnen. Alles andere gehen wir nach seiner Verlegung langsam und Stück für Stück an.“
Er sah die Großeltern an. „Wir haben hier übrigens eine ehrenamtliche Kindermädchen, und sie ist wirklich etwas ganz Besonders. Wenn wir den Kindern oder Jugendliche nicht mehr helfen können, hilft sie uns. Daher ist mir die Verlegung in ein normales Zimmer mit anderen Jungs wichtig, damit er mit ihr in Kontakt kommt.“
„Danke“, sagte Bernd. „Das hört sich wirklich gut an. Alles, was ihm hilft, nehmen wie dankend an, nur ich frage mich, ob ich und mein Gretchen es schaffen, unseren Enkelsohn anzulügen.“
„Ich denke, Sie brauchen Bill nicht anzulügen, lenken Sie ihn ab, suchen Sie sich andere Themen. Außerdem denke ich, Sie könnten ihm auch neue Möglichkeiten aufzeigen und was alles geht, obwohl er ein Bein verloren hat. Später wird er eine Prothese bekommen, doch es wird Zeit brauchen, aber es wird ihm vieles erleichtern.“ Giuliano erklärte es mit einem aufmunternden Lächeln. Bernd nickte. „Wir können es versuchen, und es sind ja nur zwei Woche. Ich denke, er braucht etwas Zeit, bis er fitter ist.“
„Genau, wenn er erwacht, würden die zwei Wochen ausreichen und er kann sich an den Gedanken gewöhnen, ein Bein verloren zu haben.“
„Danke nochmals für das Gespräch, dann gehen wir wieder zu unseren Enkelsohn.“
Giuliano nickt. „Ich habe Ihnen gerne weitergeholfen und wenn was ist, können Sie immer nach mir fragen. Ich werde jetzt etwas häufiger nach Bill schauen. Bis später.“ Er winkte den Großeltern zu und sie verabschiedeten sich mit ein Lächeln und gingen zurück zu Bill.
Am späten Nachmittags kam Giuliano ins Zimmer, um nach Bill zu schauen. „Hat sich etwas verändert?“ Er hob kurz die Hand zur Begrüßung.
„Er regiert mit der Zeit mehr.“ Gretchen lächelte fröhlicher.
„Das hört sich gut an, ich mache dann jetzt noch einige Test und sehe mir die Werte an.“ Giulino war erfreut, dass Bills Werte gut aussahen und er auf alles regierte. Als er den rechten Fuß untersuchte, zog Bill es komplett zurück, bewegte sich mit seinen kompletten Körper.
Bill blinzelte einige Male, öffnete die Augen und schaute sich verwirrt um. Giuliano legte ihm beruhigend eine Hand auf seine Schulter. „Hallo Bill, schön, dass du wach bist. Ich bin dein Arzt und heiße Giuliano Liebmann. Du fragst dich sicher, warum du hier bist?“
Bill nickte verwundert, da er mit der Situation überfordert war. Seine Großeltern kamen ans Bett. Seine Großmutter lächelte und hatte Freudenträne im Gesicht. Sie streichelt ihm durch die Haare und sein Großvater lächelte liebevoll.
„Bill, möchtest du was zu trinken haben?“ Bill nickte.
Giuliano reichte ihm ein Glas Wasser und unterstütze ihm dabei. „Kannst du mir sagen, was deine letzte Erinnerung ist? Damit ich deinen Zustand besser einschätzen und dir etwas erklären kann.“ Bill nickte und versuchte mit ein „Hallo“. Es hörte sich sehr kratzig an und er räuspert sich. „Ich weiß nur noch, dass ich mit meiner Familie über Weihnachten bei meinen Großeltern war. Warum bin ich hier und wo sind meine Eltern und meine Schwester?“ Seine Großmutter verzog bedrückt das Gesicht, aber Bill bemerkte es nicht.
„Das stimmt, du warst mit deiner Familie bei deinen Großeltern. Auf der Heimfahrt hattet ihr einen Unfall. Deshalb bist du hier. Zu deiner Familie kann ich dir momentan nicht sagen, da ich keine Informationen habe. Möchtest du deine Verletzungen wissen und was du alles hattest?“, Bill nickte.
„Gut. Du lagst anderthalb Wochen in einem Koma. Außerdem hattest du kleinere Verletzungen und Prellungen, ein Schleudertrauma und Schädel-Hirn-Trauma. Alles ist gut verheilt. Dein rechter Arm ist gebrochen und… du hast dein linkes Bein verloren.“
Bill konnte es nicht glauben und schüttelte den Kopf.
„Bill, es tut mir leid mit deinem Bein, aber es war zu schwer verletzt, sodass wir es entfernen mussten. Aber du wirst eine Prothese bekommen, das ist fast wie ein Ersatzbein.“ Bill schüttelt weiterhin den Kopf. Er wollte und konnte es nicht glauben. Erschöpfung und Müdigkeit überrollten ihn. „Bill, möchtest du wieder etwas schlafen?“, fragte der Arzt. „Das ist normal. Das alles braucht Zeit und Erholung. Also, schlaf, wenn du möchtest.“ Bill fielen die Augen zu.
Mit einem glückliches Lächeln schaute Giuliano zu den Großeltern. „Ich freue mich für Sie, dass Bill erwachte ist und die kritische Phase überstanden hat.“ Gretchen seufzte erleichtert aus und strahlte mit ihren Mann um die Wette. Bernd würde am liebsten die Welt umarmen.
„Jetzt müssen wir schauen, dass Bill den Umstand mit seinem verlorenes Bein annimmt und wie es weiter geht. Ich würde gerne mit Ihnen ins Sprechzimmer gehen und Ihnen schon einige Sachen erklären.“ Großeltern nickten.
Als alle saßen, schaute der Arzt nachdenklich auf die Akte von Bill. „Anscheinend war meine Vermutung richtig, mit dem Trauma von dem Unfall und es könnte dran liegen, dass er gerade erwacht ist. Mit der Zeit wird es sich verändern und die Erinnerung kommt langsam zurück, vielleicht habe ich schon einen kleinen Anstoß gegeben. Deshalb werde ich auch noch mit einigen Kollegen sprechen und einige Sachen in die Wege leiten vor seine Verlegung.“ Dabei schaute er die Großeltern an, beide nickten und schauten erleichtert aus.
Der Arzt öffnete Bills Akte und sah hinein. „Nur was mir etwas sorgen macht, ist, wie Bill auf die Nachricht von sein verlorenen Bein regierte. Daher möchte ich mit Ihnen noch den weiteren Verlauf besprechen und was wir alles nach der Amputation gemacht haben.“ Der Arzt schaute auf.
„Die Wundheilung von Bills Stumpf sieht gut aus, nur bis er seine eigenen Prothese bekommt, könnte es noch bis zu eineinhalb Jahre dauern.“ Dabei schauten die Großeltern den Arzt fragend an und Giuliano bemerkte es.
„Das würde ich Ihnen gleich erklären. Wenn ich Ihnen erklärt habe, was wir bis jetzt schon alles gemacht haben.“
Die Großeltern nickten ernst.
„Zunächst kläre ich Sie über die Wundheilung auf. Wir hatten eine Wunddrainage gelegt, damit Wundsekret, Wundflüssigkeit und Blut abfließen kann, dadurch fängt das Ödem zurückzugehen. Die Wunddrainage wurde schon Ende der letzte Woche entfernt, da weniger Wundsekret austrat und das Ödem gut zurückgegangen war. Die Fäden haben wir gestern gezogen, da die Naht schon gut zugewachsen ist. Äußerlich kann die Narbe verheilt aussehen, aber innen ist das Wundbild oft komplexer und die Abheilung dauert länger, und auch das Bindegewebe verändert sich noch viel. Dieser Prozess kann bis zu eineinhalb Jahre dauern, was der Grund dafür ist, dass es mit dem Anpassen seiner eigene Prothese dauert. In der Zeit kann man den Stumpf für die Prothese formen, da es flexibler ist. Daher bekommt er momentan einen lockeren Verband, um Druck zu vermeiden, und wir beobachten das Ödem. Wir messen das Ödem regelmäßig ab, um es besser beurteilen zu können.
Das wäre jetzt der aktuelle Stand, und es wird viel Arbeit und Geduld für Bill bedeuten und er wird Ihre Unterstützung mehr benötigen den je.“
Die Großeltern nickten und Gretchen sah ernst zu ihm. „Wir werden Bill zu viel unterstützen wie es uns möglich ist.“
Giuliano lächelt sie freundlich an. „Wir fangen mit der Narbenpflege an und dabei geht es auch um die Befeuchtung. Wir werden Bill mit der Zeit zeigen, wie sie geht. Auch wenn er bereit dazu ist, da er wissen muss, wie man die Narbe reinigt und dabei massiert. Dadurch bleibt die Haut weicher und flexibler. Es ist die erste Technik und Vorbereitung für das Tragen von einer Prothese. Wir haben ihn regelmäßig umgelegte, um Wundliegen zu vermeiden. Wir zeigen es Ihnen und Bill, damit sie es können und auch wissen, worauf man achten muss. Es wird jetzt auch gemacht, für Bill Schmerzen zu vermeiden. Die Lagerung des Stumpf werden wir Ihnen und Bill auch zeigen. Da es wichtig für später ist, die Beweglichkeit des Stumpf zu erhalten, weil falsche Lagerung sie reduzieren und einschränken kann. Daher darf man im Bett den Stumpf nicht mit einem Kissen unterlegen und beim Sitzen, egal wo, darf der Stumpf nicht nach unten hängen. Am besten ist er gestreckt. Dadurch vermeidet man, dass Muskeln und Gelenke verkürzen oder versteifen.
Man kann auch mit Atemgymnastik sowie leichte Bewegungs- und Mobilistionsübung anfangen. Ich denke, es wird bis zu der Verlegung erstmals reichen und danach kann man es erweitern.“
Giuliano streichelte sich nachdenklich über sein Kinn. „Wir müssen abwarten, ob Bill in der Zeit Schmerzen entwickelt und um welche sich handelt. So kann man auch beurteilen, ob er eine Prothese tragen kann oder nicht. Da es sehr vom Schmerz und dessen Ursache abhängt.“
Giuliano lächelte aufmunternd: „Es gibt aber eine Schmerzart, bei der die Ursache nicht so leicht herauszufinden ist, da es sich um einen Phantomschmerz handelt. Nur eine Ursache könnte man ausschließen, aber es gibt da leider noch mehrere. Ich denke, man kann sie auch ausschließen, da Bill keine Bein- oder Knieprobleme hatte. Oder doch?“
Die Großeltern sahen sich nachdenklich an. „Soweit wir wissen, nicht.“, sagte Gretchen.
„Gut.“ Der Arzt lächelte erleichtert. „Da es dadurch zu ein Phantomschmerz nach der Amputation kommen könnte, wenn er vorher Schmerzen gespürt hätte. Es gibt auch Medikamente und Therapien für verschiedene Arten. An der Prothese könnte man auch was einrichten, nur manchmal helfen sie auch nicht.“
Giuliano sah zu den Großeltern. „Haben Sie es verstanden, was ich Ihnen erklärt habe?“
Bernd lächelte freundlich. „Ja, Sie haben es uns gut erklärt und es wird uns ja noch gezeigt.“
„Sehr schön. Ich würde mit Ihnen vor der Verlegung nochmal sprechen, da kann ich Ihnen den weiteren Verlauf erklären. Aber jetzt müssen wir schauen, wie es Bill geht. Bill wird die erste Zeit immer mal wieder aufwachen. Wachphasen, die mit der Zeit länger werden.“
Gretchen nickte verstehend und nahm Bernds Hand, schaute den Arzt erwartungsvoll an. „Danke für Ihre Erklärung, aber können wir wieder zu unseren Enkel?“ Sie würde am liebsten die ganze Zeit bei Bill sein, um ihm zu versorgen.
Giuliano nickte. „Ja, Sie können wieder zu Ihrem Enkel, und bis später.“
Die Großeltern bedankten sich erleichtert und schüttelten dem Arzt dankbar die Hand.
Bill erwachte immer wieder auf und manchmal waren seine Großeltern bei ihm. Sie sprachen über unterschiedliche Dinge. Es ermüdet Bill die erste Zeit schnell und er kam deshalb zum Ende nicht mehr zu gut mit. Er fühlte sich auch die ganze Zeit schwach und konnte kaum was alleine machen. Es war ihm immer peinlich, wenn das Pflegepersonal ihn wusch oder ihn umlegte. Er fühlte sich so hilflos.
Was Bill am meisten störte, war der blöde, verhasste Rollstuhl, und er trauert natürlich seinem Bein nach. In diesen Momenten versuchten seine Großeltern ihn aufzumuntern und neue Möglichkeiten aufzuzeigen. Dann lächelte Bill seine Großeltern an, um sich stark zu zeigen. Er wollte sie nicht traurig machen.
Nach einigen Tage zeigten das Pflegepersonal und Therapeuten ihm und seine Großeltern einige Dinge und Übungen. Er hatte etwas Probleme zu folgen, aber seine Großeltern zeigten es ihm immer wieder und erklärten ihm es. Dadurch wurde er etwas selbständiger und ihm half es auch, fitter zu werden. Nur, er merkte zwischendurch leichte Schmerzen, die er aushalten konnte.
Eines morgens, als Morgenvisite war und seine Großeltern nicht da waren, beugte der Arzt sich leicht über ihn. „Guten Morgen, Bill. Wie geht es dir heute?“
„Gut, aber ich habe seit ein paar Tagen zwischendurch leichte schmerzen und manchmal werden sie nach den Übung irgendwie stärker.“
„Okay, Bill, dann beobachten wir es. Sag bitte Bescheid, wenn es schlimmer wird. Momentan würde ich es auf die Belastung schieben, aber du wirst ja langsam fitter. Das Koma hat deinem Körper viel abverlangt, das lange Liegen hat dich geschwächt. Es könnte sein, dass der Schmerz selber weggeht. Wenn nicht, müssen wir schauen, was dir hilft und ob sie weggehen. All das ist wichtig, denn davon hängt ab, ob du später eine Prothese tragen kannst oder nicht.“
Bill schaute den Arzt verunsichert an. Giuliano spürte, dass der Junge Angst hatte. „Du brauchst keine Angst zu haben.“, beruhigte er ihn. „Es ist normal, dass die Wunde am Anfang schmerzt. Es ist nur wichtig, zu wissen, wie es sich entwickelt und mittlerweile kann man vielen helfen.“
Die Schmerzen klangen mit der Zeit langsam ab und Bill wurde wieder selbständiger. Er hatte mit seinen Großeltern nach neue Möglichkeiten für sich gesucht und gelernt, dass es mehr Möglichkeiten gab, und dass er die Hoffnung nicht verlieren sollte.
Was ihn verwirrte, war, dass ihm niemand etwas von seinen Eltern und seine Schwester erzählten. Fragte er nach, wurde bestenfalls ausweichend geantwortet.
Knapp zwei Wochen später ging es Bill besser und Giuliano bestellte die Großeltern zu einem Gespräch. „Guten Tag, Familie Müller.“, begrüßte er sie. „Die zwei Wochen sind um und Bill geht es soweit gut. Er hatte zwischenzeitlich leichte Schmerzen, aber er hat mittlerweile kaum noch welche. Daher gehe ich von normale Wundschmerzen aus. Es kann sein, dass er bei der Reha nochmals welche bekommt. Aber die kann man, wenn es nötig ist, leicht behandeln oder Bill kommt mit dem Schmerzen klar. Wenn er verlegt worden ist, kann man den Wundverband weglassen und ihm einem Kompressionsverband oder -strumpf oder elastischen Bandagen anlegen. Wir zeigen Ihnen und Bill, wie man diese Hilfsmittel anzieht. Dadurch fördert man die Durchblutung und die Narbe kann besser heilen, die Schmerzen können auch vermindert werden. Das ist der erste Schritt, für eine Prothese, da man den Stumpf formt. Man kann auch mit der Desensibilisierung anfangen, diese Methode dient dazu, den Stumpf etwas abzuhärten, damit er nicht mehr so sensible ist. Die Technik und was Sie dazu benötigen, wird Ihnen und Bill ebenfalls gezeigt. Wenn Bill kräftig genug ist, können wir ihm auch Krücken geben und ihm zeigen wie man mit den Krücken gehen kann. In dem Zeitraum könnten wir es auch mit einer Interimsprothese versuchen. Es würde ihm helfen, schneller seine Mobilität zurückzuerlangen. Er bekommt später insgesamt drei verschiedene Prothese und sie sind für bestimmte Bereiche gedacht. Ich werde Ihnen nur gerade sagen, welche Bereiche es sind und welche Beschaffenheit eine Prothese haben kann. Sie können mit einem Orthopädietechniker die genauen Funktionen und Anpassung abklären. Es gibt in den Bereichen eine Altgasprothese, die man für zu Hause und Freizeit, in der Schule und später für die Arbeit benutzen kann. Eine Badeprothese oder für’s Schwimmen, eine für Sportliche Aktivität.
Es kann man eine Mechanische oder eine Bionische, die Prothese ist mit künstlicher Intelligenz gemacht.
Sie können sich jederzeit tiefergehend damit befassen, um es später mit Bill besprechen zu können.“ Giuliano lächelte freundlich: „Die Interimsprothese muss er vier bis sechs Wochen getragen, kann die ersten Steh- und Gehversuche machen. Diese kann er bis sechs Monate benutzen, dann kann man die Definitivprothese anschaffen. Das wäre jetzt der Ablauf mit der Prothese und es könnte sein, dass die Reha andernorts stattfindet, aber vielleicht auch hier. Doch bis dahin haben Sie noch etwas Zeit, da wir jetzt zunächst schauen müssen, wie Bill die Nachricht mit seinen Eltern und seiner Schwester aufnimmt.“ Giuliano macht ein nachdenkliches Gesicht, die Großeltern nickten bedrückt.
Am nächsten Tag waren die Großeltern bei Bill und der Arzt kam ins Zimmer. „Guten Tag, Familie Müller.“
„Guten Tag, Herr Doktor.“ Die Großeltern wirkten bedrückt, was Bill kaum auffiel, der zu dem Arzt aufsah und ihn anlächelte. Der Arzt setzte sich auf die Bettkante und Gretchen nahm die Hand ihres Enkels, strich ihm mit der anderen durch sein Haar. Mit einem Blick holte Doktor Liebmann sich bei den Großeltern das Einverständnis, um beginnen zu dürfen. Erst danach sah er ernst zu Bill hinab. „Bill, es gibt zwei Dinge, die wir besprechen müssen. Zunächst, in ein paar Tagen wirst du verlegt und kommst auf ein Zimmer mit anderen Jungs. Das andere...“ Der Arzt zögerte flüchtig und in Bills Augen flackerten Angst und Sorge auf. Er war alt genug, um die Tonlage des Arztes zu verstehen und zu ahnen, dass das, was er ihm sagen wollte, nichts Gutes war. „Wir haben uns um deinen Zustand sehr große Sorgen gemacht.“ Giuliano deutete mit einem leichten Nicken zu den Großeltern. „Daher waren wir nicht ganz ehrlich zu dir. Du weißt, dass ihr einen Unfall hattet?“ Ganz langsam nickte Bill, suchte den Blick seiner Großmutter und klammerte sich an ihre Hand, sie hielt besorgt seine Hand fest. „Es war ein sehr schwerer Unfall, Bill. Deine Eltern und deine Schwester haben es nicht geschafft.“
Bill schüttelte den Kopf, sah zu seiner Großmutter, in deren Augen Tränen glänzten, und zurück zum Arzt.
„Was...was soll das heißen?“, fragte er mit aufkeimender Angst und zitternder Stimme.
„Du bist der einzige Überlebende, Bill“, sagte Giuliano leise.
Überfordert mit der Situation, starrte Bill den Arzt verzweifelt an. Alles in ihm schrie nach Flucht. Flucht aus der Situation, Flucht aus dem Zimmer. Nur weg.
Giuliano bemerkte es und nickte bedrückt. „Bill, möchtest du deine Ruhe oder möchtest du noch etwas wissen?“
Geht weg. Lasst mich alleine, ich will das nicht hören!“ Er riss sich von seiner Großmutter los und presste sich weinend beide Hände auf die Ohren. Gretchen sah ihn besorgt an, zog seine Hände wieder behutsam zu sich und fragte: „Liebling, möchtest du ehrlich, dass wir gehen?“ Bill nickte mit hängendem Kopf.
Okay, dann lassen wir dich jetzt in Ruhe und wenn was ist, kannst du dich melden. Auch wenn du doch Fragen hast, dann werde ich sie dir beantworten. Es tut mit leid, dass wir nicht ehrlich zu dir waren und es nicht konnten. Es war keine böse Absicht, uns war deine Gesundheit wichtig.“
Bill rieb sich über die Augen, schaute erbost auf und wurde lauter. „Mir ist es egal, warum ihr mich belogen habt. Ich möchte von euch keine Entschuldigung hören. Ich möchte nur meine Ruhe haben!“
Darauf gingen die anderen bedrückt und Gretchen schaute nochmals zu Bill, ehe sie die Tür schloss. Bill merkte es nicht mehr, da er ausdruckslos auf die wand schaute.
Nach einiger Zeit kam die Trauer und das Verstehen, was passiert war. Ihm liefen die Tränen und er fragte sich, warum er der einzige Überlebende war und ob seine Eltern und seine Schwester gelitten hatten.
Er war wütend auf seine Großeltern und den Arzt, dass sie ihm nicht die Wahrheit gesagt hatten, er wollte mit seinen Großeltern nichts mehr zu tun haben.
Seine Großeltern kamen am Abend wieder und Bill ignorierte sie, egal, was sie versuchten. Sie gingen nach einer Weile wieder und suchten den Arzt auf.
Giuliano packte gerade seine Sachen zusammen, da er in ein paar Minuten Dienstschluss hatte und er wusste von dem Schwestern, dass Bill momentan alle ignoriert. Deshalb ließ er ihn für heute in Ruhe.
Es klopfte plötzlich an seiner Tür, er öffnete und war verwundert, dass Bills Großeltern zu ihm wollten. „Guten Abend, Familie Müller. Kann ich Ihnen helfen?“
Gretchen nickte nur traurig. „Guten Abend, Herr Doktor. Wir würden gern mit Ihnen sprechen. Dürfen wir eintreten?“
„Natürlich. Kommen Sie.“ Er zog die Tür weiter auf und ließ die beiden eintreten und sich setzen.
Doktor Liebmann setzte sich hinter seinem Schreibtisch und faltete die Hände unter seinem Kinn. „Worum geht es den?“, fragte er mitfühlend.
Gretchen saß mit geneigtem Kopf da, Bernd kratze sich an seiner Stirn. „Wir waren gerade bei Bill und er ignoriert uns, wir kommen nicht mehr an ihn heran.“
Der Arzt strich sich nachdenklich den Kinnbart. „Hm, mit so einer Reaktion hatte ich durchaus gerechnet, und ich kann Bill auch verstehen. Ich denke, er wird jetzt einige Zeit so sein und es wird nicht so leicht sein, wieder an ihn heranzukommen. All das war ein enormer Schock für ihn.“ Bernd nickte verstehend. „Deshalb habe ich ihn heute in Ruhe gelassen und wollte morgen bei ihm vorbei schauen, aber ich möchte ihm auch seinem Freiraum lassen. Ich denke, er wird von sich aus kommen, wenn er mehr wissen möchte. Haben Sie Geduld und seinen Sie versichert, dass er hier in besten Händen ist.“
Gretchen schaute bedrückt auf. „Sie haben ja recht, nur, ich möchte gerne für meinen Enkel da sein und ihn trösten.“
„Ich kann Sie verstehen, aber hier geht es um Bill. Geben Sie ihm etwas Zeit. Sie können ihn jeden Tag besuchen und schauen, ob er zugänglicher wird, aber bedrängen Sie ihn bitte nicht.“ Giuliano bemerkte, dass er etwas strenger werden musste.
„Das wird mir nicht sehr leicht fallen, aber ich werde mir Ihren Rat zu Herzen nehmen und es nicht übertreiben. Ich hoffe, es wird wieder besser und dass er sich jetzt nicht komplett verschließt.“
Bernd nahm Gretchen Hand und drückte sie. „Mein Liebling, ich bin auch noch da und ich stehe dir bei. Ich werde drauf achten, dass wir Bill nicht so sehr drängen und wir täglich vorbeikommen, aber nur einmal. Dadurch zeigen wir, dass wir für ihn da sind und ihm Zeit geben. Er wird uns schon zeigen, wenn er bereit dafür ist.“ Aufmunternd lächelt er seine Frau zu.
„Das ist eine gute Idee. Wir haben hier ausgezeichnete Therapeuten und arbeiten alle gut zusammen.“
„Hört sich gut an. Vielleicht wird es schon besser, wenn er verlegt wird.“
„Ich hoffe es sehr. Es wird ihm guttun, nicht länger alleine zu sein. Also warten wir die Verlegung ab, dann schauen wir weiter.“
Die Großeltern nickten beide mit einem Lächeln und verabschiedeten sich.
Am nächsten Tag schaute Giuliano nach dem Jungen. Bill regierte nicht, was ihm durchaus Sorgen machte. Aber ihm war auch bewusst, er musste Geduld haben, obwohl es ihm nicht immer leicht fiel. Er nahm sich vor, schon mit ein Therapeuten zu sprechen und sich einen Rat zu holen.
„Bill“, begann er ruhig, „ich kann dich verstehen, aber wir wollen hier das Beste für dich.
Ich werde es akzeptieren, dass du deine Ruhe haben möchtest, und die gebe ich dir. Aber ich habe eine Bitte. Wenn etwas ist, was nicht normal ist, sag bitte Bescheid und mache bei deinen Übungen mit. Das ist sehr wichtig, damit später keine Probleme auftreten und du eine Prothese tragen kannst.“
Bill hatte nur beim letzten Teil regiert und da wusste Giuliano, dass Bill seine Gesundheit nicht egal war. „Okay, Bill. Ich gehe dann wieder und wenn du bereit bist, mir Fragen zu stellen, wegen deine Eltern, deiner Schwester oder was immer dich bedrückt, dann melde dich einfach.“ Er lächelte Bill freundlich an.
Nach dem Gespräch suchte er den Therapeut Herr Fuchs und das Kindermädchen Roya auf. Sie gingen gemeinsam in sein Sprechzimmer. Als alle saßen, sahen seine Kollegen ihn an „Es ist schön, dass ihr es einrichten konntet und wir über einen Patienten von mir sprechen können.“ Die Beiden nickten nur freundlich. „Er heißt Bill Müller, er hat durch einen Unfall seine Eltern und seine Schwester verloren, und sein Bein. Der Unfall ist jetzt fast einen Monat her und er lag die erste Zeit im Koma. Als er erwachte, hatten wir ihm nur von dem Unfall erzählt und welche Verletzungen er hatte. Alles andere habe ich ihm erst gestern erzählt, da mir sein Zustand zu kritisch war. Deshalb habe ich mich für diesen Weg entschieden und mit seinen Großeltern gesprochen. Sie waren ebenfalls damit einverstanden.“
„Ich kann deine Situation verstehen, allerdings kann ich es als Therapeut nicht gutheißen, dass ihr ihn belogen habt.“
„Genau da ist jetzt auch unser Problem. Ich wollte euch schon mal in Kenntnis setzen. Seine Großmutter ist mit der Situation überfordert, aber ich habe mit beiden gesprochen und ihnen verständlich gemacht, dass es jetzt heißt, geduldig zu sein und den Jungen nicht zu drängen. Ich denke, der Großvater wird seine Frau unterstützen und ein Auge auf die Situation haben. Vor einigen Minuten war ich bei Bill, aber, wie erwartet, steht er unter Schock und regiert nicht oder bestenfalls kaum. Ich habe ihn gebeten, auf sich aufzupassen und uns Bescheid zu sagen, falls etwas ist. Er ist wütend und er trauert, das ist verständlich, doch seine Gesundheit ist ihm nicht egal, also er hat sich nicht aufgegeben. Er weiß, dass er jederzeit mit mir oder jemandem von euch reden kann. Ob über den Unfall, seine Eltern oder seine Schwester.“
„Okay, das hört sich jetzt nicht so schlecht an. Ich würde ihm auch etwas Zeit geben.“
„Das habe ich auch vor. Morgen wird er auf die normale Station verlegt, damit er nicht mehr so alleine ist.“ Er schaute zu Roya. „Roya, kannst du dich auch um ihn kümmern? Du hast immer einen guten Draht zu unseren kleinen Patienten und konntest vielen helfen.“
„Ja, kann ich machen, wenn er es möchte. Es ist gut, wenn Herr Fuchs eine Therapie mit ihm anfängt. Nur nicht direkt, da ich denke, er braucht erst mal etwas Zeit und er würde sich sonst wieder übergangen fühlen.“
Giuliano lächelt erleichtert und nickte einverstanden. Herr Fuchs rieb sich nachdenklich das glatte Kinn. „Okey, aber wir werden uns jeden Tag besprechen, damit wir nichts übersehen. Obwohl ich mich nicht ganz wohl dabei fühle, aber mir ist deine hervorragende Arbeit bekannt, Roya. Sonst würde ich nicht zustimmen, und Herr Liebmann, besprechen Sie so welche Situationen bitte vorher mit mir, da es auch gefährlich sein kann. Ich möchte mir auch die Verwandten und den Patienten anschauen. Doch jetzt sollten wir erstmal abwarten und ob Bill sich abkapselt oder nicht.“
„Einverstanden, so machen wir es.“
Seit Bill die Nachricht erhielt, hatte er verschiedene Altträume. Alle fingen harmlos an. Die Anfänge waren immer alte Erinnerungen, egal ob mit der ganze Familie oder einzelnen Familienmitgliedern. So schön, dass er gern geblieben wäre, aber immer dann, wenn es am Schönsten war, verdunkelten sich diese Träume. Die schönen Momente wechselten zu den Szene des Unfalls. Bruchstücke, an die er sich erinnern konnte. Und manchmal sah er, wie, seine Großeltern ihn verließen oder selbst in einen tödlichen Unfall verwickelt wurden.
Es belastet ihn und dadurch schlief er keine Nacht durch, aber er war immer noch sauer auf die anderen. Er konnte es nicht so leicht verzeihen und zog es vor, alleine zu sein.
Bill war seit gestern Nachmittag auf einem anderen Zimmer, zusammen mit drei anderen Jungs. Bei der Verlegung waren seine Großeltern dabei gewesen, die er weiterhin ignorierte und auch Doktor Liebmann. Der Arzt hatte ihm seine neuen Zimmernachbarn vorgestellt und ging dann mit seinen Großeltern nach draußen.
Seine Zimmernachbarn versuchten, mit ihm ein Gespräch zu führen, aber er blockte jeden Versuch ab. Darauf ließen sie ihn in Ruhe. Doch er hörte, wie sie sich unterhielten. Anscheinend ging es um ein Kindermädchen, welches am morgigen Tag wiederkommen sollte. Es hatte ihn verwirrt und er fragte sich: Was suchte ein Kindermädchen hier im Krankenhaus?
Nach einer Weile schaute er sich das Zimmer genauer an. Es war nicht so vollgestopft mit Geräten und weniger eintönig. An den Wänden waren verschiedene größere Motive und der Hintergrund waren in einer hellere Farbe gehalten. Sie hatten einen größeren Tisch an der Fensterfront. Auf dem Tisch waren verschiedene Mal- und Bastelsachen, Spiele und Puzzle.
Gegen Mittagszeit des nächsten Tages, gingen die anderen Kinder und hatten ihn gefragt, ob er mit wollte. Aber er verneinte es. Kurz darauf kam eine Frau zu ihm, streckte ihm freundlich die Hand entgegen und stellte sich vor. „Hallo Bill. Ich bin nur mal vorbeigekommen, um mich vorzustellen. Mein Name ist Roya und bin hier das Kindermädchen, ich komme immer am Montag und Mittwoch und Freitag.“
Bill saß die ganze Zeit mit dem Blick nach vorne gerichtet und mit verschränkten Armen da. Roya bemerkte es und ging wieder. Aber seitdem besuchte sie ihn regelmäßig, selbst wenn er nichts sagte oder sie ignorierte. Sie sprach leise mit ihm, forderte nichts und versuchte nicht, ihn zu irgendetwas zu überreden.
Giuliano fuhr vorsichtig auf den Klinikparkplatz, weil der Parkplatz in der Frühe noch nicht freigeräumt war. Er hatte Frühdienst. Der Parkplatz war auf der Rückseite des Gebäudes und gegenüber war der Wald, wo der kleine Tierpark lag. Er stieg aus seinem Wagen und vernahm leise schreie, die aus der Richtung des Tierpark kamen. Giuliano hielt inne und wartete lauschend ab. Er hatte sich nicht geirrt, es waren Schreie. Jemand musste in Schwierigkeiten sein. Er packte sein Handy in der Jackentasche, schnappte sich einen Verbandskasten aus dem Kofferraum und eine Stirnlampe.
Als er alles hatte, ging er zügig los und er war froh, dass es einen Weg gab, so dass er gut vorankam. Die Schreie wurden deutlicher und er konnte sie besser zuordnen und orten. Sie kamen direkt aus dem Wald und er war gezwungen, sich durch Dickicht zu kämpfen. Äste schlugen ihm ins Gesicht, Dornensträucher zerrten an seiner Kleidung, aber er bemerkte es kaum. Er näherte sich einer Lichtung und rannte in Richtung eines Baumes. Von dort mussten die Stimmen kommen. Sie waren jetzt deutlich genug, dass er sie als die Stimme eines Mädchens und die eines Mannes erkannte, der sehr erbost klang. Er verlangsamte seine Schritte, verbarg sich hinter dem dicken Baumstamm und lehnte sich schnell und kurz zur Seite, um die Lage besser einzuschätzen.
Er sah den breiten Rücken eines großen Mannes, der sich über ein Mädchen beugte und mit seinen großen Pranken zupacken wollte. Das Mädchen trat mit aller Kraft nach dem Angreifer, was den wenig beeindruckte.
Giuliano zögert nicht lange, trat aus seiner Deckung und brüllte. „Hey sie! Lassen sie gefälligst die Hände von dem Mädchen!“
Darauf ließ der Fremde das Mädchen los, stand auf und flüchtete. Nur leider hatte er sich nicht umgedreht, sodass Giuliano ihm nicht von vorne sah. Für den Moment war es ohnehin unwichtig. Wichtig war das Mädchen. Sie rappelte sich auf, als er näherkam und lief vor ihm weg. Verwundert blieb an er stehen und frag sich, warum sie weglief. Er sah dem Mädchen nach. Was sollte er jetzt machen? Dann stolperte das Mädchen plötzlich und stürzte schniefend zu Boden. Giuliano überwand die Distanz und kniete sich zu ihr.
Trotz des Schnee konnte er einen Stein erkennen, der neben ihrem Kopf lag. Eine kleine Blutspur färbte den Schnee rot, aber das Mädchen atmete noch. Vorsichtig berührte er sie und sprach leise zu ihr, damit sie sich nicht erschrak. Das Mädchen regierte nicht. Behutsam drehte er sie auf den Rücken, um zu sehen, wo sie verletzt war. Sie hatte eine Platzwunde an der Stirn, die zum Glück nicht so besonders groß war. Der Schnee hatte verhindert, dass allzu viel Schmutz hineinkam. Mit einer Kompresse könnte er sie etwas säubern. Er öffnete den Verbandskasten und holte sich Einmalhandschuhe, zwei Kompresse und eine Mullbinde.
Als er alles in der Hand hatte, erwachte das Mädchen und schaute sich verwirrt um. Sie erschrak, als sie ihn sah und wollte aufstehen. Beruhigend legte Giuliano ihr eine Hand auf die Schulter. „Schon gut, Mädchen“, sagte er freundlich. „Bleib liegen. Du musst keine Angst haben, ich tue dir nichts. Ich heiße Giuliano und bin Arzt von der Kinderklinik dort vorne. Möchtest du mir deinen Namen verraten?“ Darauf schüttelte das Mädchen nur schweigend den Kopf. „Hm, einverstanden. Dann nenne ich dich “Kleines“, bis ich irgendwann deinen Namen erfahre.“ Er zwinkerte sie geheimnisvoll an. „Kannst du mir denn verraten, wie es dir gerade geht?“
„Ja, mir tut der Kopf weh und mir ist leicht schwindelig und etwas übel. Sonst geht es mir gut.“
„Danke, das du es mir erzählst hast. Was meinst du? Kannst du dich mit meiner Hilfe aufsetzen? Ich würde dich stützen und deine Platzwunde versorgen.“ Das Mädchen nickte und Giuliano kniete sich hinter sie und stütze sie mit einem Bein. Er gab dem Mädchen das Verbandsmaterial und zog sich die Einmalhandschuhe an. Nahm sich eine Kompresse, öffnete die Verpackung und säuberte die Wunde. Er nahm sich die zweite Kompresse und legte sie auf die Wunde. „Kannst du kurz die Kompresse halten, damit ich dich verbinden kann?“ Sie tat, worum er sie bat und Giuliano wickelte die Mullbinde vorsichtig und sorgfältig um den Kopf. Als sie fertig waren, fiel Giuliano die größte Sorge von den Schultern und er erinnerte sich an die Wetterlage. Er wickelte das Mädchen in die Rettungsdecke aus dem Verbandskasten und nahm sein Handy aus der Jackentasche. „Kleine, ich rufe jetzt meine Kollegen und die Polizei an.“ Das Mädchen riss erschrocken die Augen auf und schaute ihn verzweifelt an. „Bitte nicht, ich komme auch alleine klar.“
„Warum nicht? Du bist verletzt und muss behandelt werden, dein Kopf muss auch untersucht werden.“
„Nein! Es muss nicht, ich gehe jetzt.“
„Bleib bitte hier, Kleine. Wovor hast du solche Angst?“
„Ich habe keine Angst, nur ich komme alleine super klar!“
„Das stimmt nicht, und das konnten wir gerade sehen.“ Giuliano fragte sich, wovor das Mädchen so eine Angst hatte und wie er ihr zu helfen und ins Krankenhaus bringen könnte. „Kleine, würdest du wenigstens mit ins Krankenhaus kommen? Dann verspreche ich dir, dass ich die Polizei nicht informiere.“
Unschlüssig nagte sie an ihrer Unterlippe. „Okay, aber nur für die Untersuchung, dann gehe ich!“
„Einverstanden.“ Erleichtert rief er seine Kollegen an, damit sie zu ihm kommen konnten.
Am Nachmittag kam Roya mit einem Rollstuhl. Bill schaute sie verwundert an. Roya lächelt freundlich. „Hallo Bill. Ich möchte dich heute abholen, damit du dir mal den Gemeinschaftsraum anschauen kannst und gucken kannst, was wir so machen.“, Bill schüttelt nur den Kopf. „Bill, du musst ja nichts mit uns machen, nur schauen, und von mir aus auch nur von einer Ecke aus.“
„Ich möchte das aber nicht!“
„Das merke ich auch, nur wenn du dich weiter so verschließt oder nicht aus deinem Bett kommst, können wir dir nicht helfen und müssen uns dann was anders ausdenken. Dann wirst du länger hier bleiben. Möchtest du das?“
Bill schaute sie verwirrt und nachdenklich an. Ihm war es eigentlich egal, ob er hier blieb oder nicht. Nur hatte er Bedenken, ob er seine Ruhe hier hätte. „Mir ist es eigentlich alles egal, weil ich nur meine Ruhe haben will. Aber ich denke, die bekomme ich hier nicht.“ Er schürzte die Lippen. „Fein. Meinetwegen. Ich komme mit, aber ich schaue es mir nur an!“ Roya nickte erfreut und half ihm in den Rollstuhl.
Bill schaute sich während der Fahrt genauer um, da er immer mit seinem Gedanken anderswo war und staunte etwas. Auch wenn er nicht sagte, so gefiel ihm die Gestaltung seines Zimmer, und der Flur sah ähnlich aus. Nur hier waren Hände und Füße, auch einige Gesicht abdrücke, und das sah ganz cool aus. Bei manchen waren sogar Namen dabei. Zwischendurch waren noch Bildschirme und da fragte er sich, wofür sie waren. Roya bemerkte, wie Bill sich umsah und bei den Bildschirme nachdenklich die Stirn runzelte. „Bill, die Bildschirme sind Tablets. Du kannst sie benutzen, wenn du möchtest. Viele ehemalige Patienten und auch aktuelle haben dort ihre Gedanken hinterlassen. Texte, Geschichten, Gedichte, ja, sogar einige Lieder sind dabei. Kleine Erinnerungen, Geschenke, in Worten und Melodien. Sie darf jeder anschauen oder anhören.“
Nach einiger Zeit war weniger Betrieb auf den Fluren und als sie in einen anderen Flur bogen, konnte man etwas Lärm hören. Bill bemerkte, dass es hier heller war als in den anderen Fluren. Große Fenster auf der rechten Seite ließen reichlich Sonnenlicht herein. In dem größeren Raum waren Kinder und auch ein paar Erwachsene. Die große Glasdoppeltür öffnete sich für sie und Roya schob ihn in den Raum.
Sie schob ihn zu einem kleinen Tisch in der Ecke, von dem aus er den ganzen Raum einsehen konnte. „So Bill. Ich lasse dich jetzt hier, du kannst alles einsehen und auch was hören. Wenn du möchtest, können wir es die erste Zeit so beibehalten, aber ich würde mich freuen, wenn du irgendwann zu uns kommst.“
„Mal sehen, ich möchte es mir erst mal anschauen.“
„Einverstanden, nur dir muss auch klar sein, dass die andere Kinder zu dir kommen werden.“
„Ist gut, aber ich kann sie ja wieder wegschicken.“
„Stimmt, aber bitte freundlich.“
Bill seufzte genervt: „Von mir aus.“ Roya schmunzelte und ging.
Leise Musik lief im Hintergrund und einige Kinder liefen zu Roya, als sie sie sahen. Roya ging mit ihnen zu dem großen Tisch in der Mitte. Bill schaute sich in dem Raum um und entdeckte eine weitere Tür auf der linke Seite.
Ihm gegenüber war die Wand verglast und eine Tür führte zu einer gemütlichen Terrasse mit Tischen und Stühlen. Dahinter lag eine große Wiese mit ausladenden Bäume, an deren starken Ästen Schaukeln hingen. Um einen schönen, großen Sandkasten sammelten sich Beete mit hübschen Blumen.
Der Raum selbst war bunt, ähnlich den Fluren und offenbar hatten die Kinder die Wände bemalt. An der Fensterfront an der linken Seite waren Bücherregale und ein größeres Sofa mit einem Tisch und Sesseln. Gegenüber der Leseecke gab eine Spielecke, an der rechten Seite war, ein Regal mit Mal- und Bastelsachen, Puzzle und Gemeinschaftsspielen.
Die Kinder versammelten sich an dem großen Tisch und unterhielten sich mit Roya über ihre Träume. Einige der kleine Kinder malten Bilder zu ihren Träumen. Es wunderte Bill, dass die Erzählungen sich ähnlich anhörten, ganz so, als wäre es dieselben Träume.
Bill verstand, warum die Kinder sich bei Roya wohl fühlten. Sie strahlt etwas Großmütterchen aus, hatte leicht ergrautes Haar und war etwas rundlicher. Selbst in ihm keimte der Wunsch, sie zu umarmen. Er war überrascht, wie geduldig sie blieb – selbst, wenn fünf Kinder gleichzeitig redeten. Irgend etwas an ihr erinnerte ihn an die Geborgenheit, die er verloren hatte.
So vergingen einige Tage. Bill kam immer mit seinen Zimmernachbarn in den Gemeinschaftsraum. Mit der Zeit fragte er sich öfters, was das mit dem Träumen auf sich hatte.
Eines Tages brachte Doktor Liebmann ein Mädchen vorbei und direkt an Bills Tisch. Bill schaute zu den Beiden und Doktor Liebmann lächelte in freundlich an. „Hallo Bill. Wie geht es dir?“
„Hallo Doktor. Mir geht es gut.“
„Das höre ich gerne. Ich möchte dich mit Tilda bekannt machen.“ Bill sah zu dem Mädchen und es wirkte ängstlich. Er nickte freundlich zu ihr. Tilda erwidert es vorsichtig. Giuliano war froh, dass Bill einfühlsam war. „Bill, kannst du mir einen kleinen gefallen tun, Tilda Gesellschaft leisten?“
„Ja, das kann ich machen, aber ich möchte trotzdem nicht zu den andern.“
„Das brauchst du auch nicht. Tilda mag es ruhiger. Danke dir.“ Giuliano verabschiedet sich freundlich von den Beiden.
Die Beiden saßen still an ihrem Platz und Bill sah öfter zu Tilda, aber sie schaute meistens nur auf ihren Schoß. Selten hob sie den Blick, seltener sah sie zu Bill. Auch wenn Roya zu ihnen kam, blieb das Mädchen in sich versunken.
Bill taute langsam auf und unterhielt sich etwas mit Roya. Seine Enttäuschung war nicht mehr so groß, und er hatte sich viele Gedanken gemacht. Er schlief etwas besser und die Altträume kamen nicht mehr jede Nacht und waren nicht mehr so schlimm.
Eines Nachts veränderte sich der Traum. Es war auf einmal ein wunderschöner Sommertag und er saß auf einer Picknickdecke mitten auf einer Lichtung und umgeben von Wildblumen, die angenehm dufteten. Er fühlte sich direkt wohler und nicht mehr so verängstigt von seinen üblichen Alpträumen.
Auf einmal erschien Roya neben ihm, darüber wundert er sich. „Hallo, Roya! Was ist das für ein Ort?“
„Hallo, Bill. Ich heiße hier Quintessa, und das ist mein wahrer Name. Außerdem bin ich eine Traumfee und habe eigentlich einen anderen Körper. Möchte du in sehen?“
„Ja, das wäre toll!“
„Natürlich.“
Quintessa verwandelte sich in die Traumfee und sah komplett anders aus. Sie schwebte leichtfüßig auf ihn zu, das pinke Kleid glitzerte im Licht wie Zuckerwatte. Ihre Flügel bewegten sich sanft wie Seide im Wind.
Bill entkam einen kleinen Ausruf: „Du siehst ja ganz anders aus als in der Realität! Das ist ziemlich cool!“
„Oh, danke, Bill, das ist nett von dir. Stimmt, das Aussehen ist unterschiedlich, aber ich brauche für jede Realität ein extra Aussehen. Meine Ausstrahlung hat für beide Realitäten, den erwünschten Effekt. Damit erleichtert es mir meine Aufgabe. Denn ich möchte euch Kindern in den schwierigen Phasen helfen. Dazu brauchte ich einen Zugang, und den habe ich durch eure Träume. Deshalb bin ich auch in der Kinderklinik. Um in eure Nähe zu sein und Kontakt zu ermöglichen, den ohne Kontakt geht es leider nicht. Nur der Kontakt reicht nicht aus, man braucht noch Fantasie und es gibt welche, die leider zu wenig davon haben oder verlernt haben. Bei den Erwachsenen oder etwas älteren Kindern könnte es auch klappen, wenn sie dafür bereit sind. Wir sind gerade in meiner Traumwelt und sie ist meine wahre Welt. Daher hätte ich an dich eine Bitte, kannst du mich in deiner Welt weiterhin Roya nennen? Denn es soll ein Geheimnis bleiben.“ Bill nickte.
„Klar. Also, hast du, wo unser Kontakt entstanden war, einen Zugang gehabt, der vorher nicht möglich war, weil mich meine Situation überfordert hat?“
„Genau, du bist ein schlauer Junge und verstehst einige Sachen recht schnell.“ Quintessa lächelte.
„Anscheinend erleben du und die anderen immer Abenteuer. Auch dass man mal was anders sein kann als man selber ist? Könnte ich es auch, und wo sind eigentlich die anderen?“
„Ich finde die Lichtung immer gut für den Anfang. Es ist ruhig, sonst entsteht die Traumwelt durch euch Kinder.
Mit dem etwas anders sein, das kommt bei einigen erst später und bei dir wird es auch so sein. Mir ist wichtig, das du mit deinen Körper erst mal klar kommst und welche Möglichkeiten du noch hast oder vielleicht komplett neue Erfahrung machst.“
„Okay, etwas schade finde ich es schon, aber ich kann es verstehen. Aber was ist, wenn ich nicht mehr hier in der Kinderklinik bin?“
„Das ist kein Problem. Der Ort, wo die Person ist, ist nicht so entscheidend. Da du jetzt den Zugang hast, liegt es immer an dir, ob der bleibt oder nicht.“ Quintessa zwinkerte ihm zu.
„Was ist mit Tilda?“
„Sie ist leider noch nicht soweit, aber ich denke demnächst und du könntest ihr ja helfen. Da sie mich nicht lässt.“
„Warum nicht?“
„Sie ist momentan in einer schwierige Lage und hat verlernt zu vertrauen, besonders bei Erwachsenen.“
Bill war seitdem einige Male bei den Träume dabei und hatte es sich angeschaut. Nur er blieb die ganze zeit bei Quintessa, da er sich nicht mit den anderen Kinder wohlfühlte und er sich nicht traute. Er wusste nicht, wie er ohne sein Bein mit den anderen Kinder mithalten sollte.
Aber es war schon interessant, welche verschiedene Welten es gab, und es waren nicht alle in derselben. Es gab Welten mit Superhelden und Schurken und verschiedenen Fähigkeiten. Welten aus Wasser und aus Schnee, Welten im ewigen Frühling, bevölkert mit den verschiedensten Wesen. Und überall waren einige Kinder.
Die nächste Tage machte Bill sich einige Gedanken, wie er sich Tilda nähern konnte ohne sie zu ängstigen.
Eines Tages war ein Mann in der Tür und schaute sich um, er macht einen bedrohlichen Eindruck. Leider war Roya, die anderen Erwachsenen und die Kinder auf der Terrasse.
Tilda bemerkte den Mann auch, fing an zu zittern und machte sich kleiner. Bill bemerkte es und rollte mit seinem Rollstuhl vor Tilda. In diesem Moment erblickte der Mann die Beiden und kam schnell auf sie zu. Bill erhoffte sich, dass Roya oder ein anderer die Situation bemerken würden.
Als der Mann bei den Beiden ankam, fand Bill, dass er komisch roch und sich ungelenk bewegte. „Kleiner Knrips in dem Rollstuhl! Sei mir nicht im Weg, ich möchte zu meiner Tochter!“, sagte der Mann tief, grollend und aggressiv.
„Mir egal was Sie wollen, ich lasse Sie nicht zu Tilda!“ Darauf packte der Mann den Rollstuhl und warf ihn um.
Endlich bemerkten die anderen den Aufruhr, eilten zu ihnen und zerrten den Mann aus dem Raum. Roya kam zu ihnen und half Bill, fragte wie es ihnen ging. Giuliano kam nach einiger Zeit auch zu ihnen und untersuchte schnell Bill, dann brachte er Tilda in ihr Zimmer.
Bill blieb im Gemeinschaftsraum und Roya blieb die erste Zeit bei ihm, aber er war noch von der Situation überfordert. Daher ging Roya zu den anderen Kinder, aber sie behielt Bill im Auge.
Am späten Nachmittag kamen Roya und Giuliano an den Tisch, wo Bill noch mit hängendem Kopf saß. Roya und Giuliano machten sich Sorgen. „Wie geht es dir, Bill? Vorhin war Einiges los gewesen und bist du ehrlich nicht verletzt?“
Er sah zu dem Arzt auf. „Nein, mir tut nichts weh. Aber was ist da vorhin passiert?“
„Das darf ich dir nicht sagen, tut mir leid, da es Tilda Angelegenheit ist. Aber wenn du mir sagt, was vorgefallen ist, könnte ich dir vielleicht doch was sagen.“
„Mhh, okey. Roya war mit den anderen draußen auf der Terrasse, aber sie konnte ja nicht wissen, was passiert, und Tilda und ich sind zurechtgekommen.“ Roya war gerührt, dass Bill sich für sie einsetzte und Giuliano fand, dass es eine schöne Geste war. Beide nickten lächelnd. „Auf einmal stand der Mann in der Tür und schaute sich um, Tilda hatte echte Angst Also, mehr als sonst. Deshalb habe ich mich vor sie gerollt, damit der Mann ihr nichts tun kann. Dann hat er uns gesehen, kam zu uns...und er ging komisch. Dann stand er vor uns, und da war so ein ekliger Geruch.“ Bill verzog das Gesicht und schüttelte sich. „Er hatte mich angepflaumt, dass ich weg soll, weil er zu seine Tochter will. Habe ich nicht gemacht, und dann hat er mich umgekippt.“ Bill schüttelte nur traurig den Kopf. „Warum war er so gemein zu ihr, wenn er ihr Vater ist?“
Giuliano legte seine Hand auf Bills Schulter. „Bill, das war nicht ihr leiblicher Vater. Ich habe letztens Tilda draußen im Wald aus einer unangenehmen Situation herausgeholt. Seitdem ist sie hier und ich versuche schon die ganze Zeit, an sie heranzukommen. Nur leider lässt sie es nicht zu, aber nach dem Vorfall von heute, kann ich mir Einiges noch besser vorstellen.“ Den letzten Satz hatte er mit einer belegte Stimme gesagt.
Roya stand die ganze Zeit etwas abseits und machte sich Gedanken. „Vielleicht lässt sie Bill die nächste Zeit an sich heran? Besonders nach dieser Situation. Er hat sie beschützt, und das scheint nichts zu sein, was das Mädchen gewöhnt ist. Er ist in ihrem Alter, vielleicht entdecken sie eine gemeinsame Basis? Sie sollte definitiv länger hierbleiben. Was meinst du?“
Giuliano schaute Roya nachdenklich an. „Mh, mit Bill könnest du recht haben, ich bin ja schon froh, dass sie in der Klinik geblieben ist. Auch heute, besonders wegen dir, Bill, und darüber bin ich dir, dankbar. Roya ich denke, es würde klappen, ich gehe später mal zu Herr Fuchs, um ihn einzubeziehen.“
Roya nickte. „Ich wollte ihr zuerst etwas Zeit geben, aber ich glaube wir müssen jetzt handeln, und durch den Vorfall können wir auch die erste Schritte machen. Bill, möchtest du, dass wir den Vorfall der Polizei melden?“
„Weiß nicht. Ich hatte bis jetzt noch nie was mit der Polizei zu tun.“
„Du kannst dir gerne etwas Zeit lassen oder mit deinen Großeltern darüber reden. Dann könnt ihr euch bei mir melden.“
„Okey, so können wir es gerne machen. Geht’s Tilda gut?“
„Sie ist aufgewühlt und hat Angst, dass ihr Stiefvater wiederkommt. Aber ich habe sie beruhigt und dafür gesorgt, dass man ihr Zimmer gut beobachtet und öfters nach ihr sieht. Es ist Wochenende, ich denke, bis nächste Woche hat sich einiges beruhigt. Bill, möchtest du vielleicht wissen, in welchen Zimmer Tilda liegt?“
„Ja, gerne.“, erwiderte Bill mit einem erfreuten Lächeln.
Giuliano war im Herr Fuchs’ Sprechzimmer. „Guten Tag, Herr Liebmann, warum sind Sie hergekommen?“
Giuliano kratzte sich am Hinterkopf und schaute zu Herr Fuchs. „Ich hätte da wieder eine Patientin für Sie. Sie ist bereits ein paar Tage hier und ich weiß, ich hätte direkt mit Ihnen reden sollen“, sagte er mit einen verlegenen Lächeln.
„Das stimmt und das hatten wir letztens auch so ausgemacht, warum haben Sie es nicht gemacht? Anscheinend holen Sie sich lieber später Hilfe …“ Dabei schaute er Giuliano mit einer erhobenen Augenbraue an. „ Was ist diesmal schief gelaufen?“
„Ich wäre noch auf Sie zugekommen, aber heute gab es einem Zwischenfall. Vielleicht haben Sie schon davon gehört?“ Herr Fuchs nickte, „Ich habe Tilda vor einer Woche vor einem Überfall gerettet. Und es war problematisch. Doch sie kam mit, und lief nicht weg. An dem Tag war ich etwas durch den Wind, aber ich habe da bereits einen Verdacht gehabt. Das Verhalten kam mir sehr bekannt vor.“ Giuliano schaute bedrückt zu Boden. „Kollegen berichten mir, dass das Mädchen übersät war von Blutergüssen. Spezifisch. Nicht von einem Sturz. Nur ließ Tilda bisher niemanden an sich heran, weshalb ich hoffte, der Kontakt zu anderen, und zu Roya, im Gemeinschaftsraum könnte ihr ein wenig helfen. Ich wäre spätestens nächste Woche zu Ihnen gekommen.“
Giuliano trat einen Schritt weiter in den Raum, stützte sich mit beiden Händen auf Fuchs’ Schreibtisch und lehnte sich ein wenig zu ihm. „Aber heute drang ihr Stiefvater unbemerkt ins Gebäude und Gemeinschaftsraum ein. Und Bill hat das Mädchen beschützt.“
„Hm, ich verstehe, aber es wäre besser gewesen, wären Sie eher zu mir gekommen. Welche Verletzung hatte Tilda erlitten?“
Giuliano richtete sich wieder auf und schaute Herr Fuchs nachdenklich an.
„Körperlich? Kaum. Nur eine Platzwunde. Aber psychischer Basis?“ Giuliano seufzte. „Es ist nur so, dass ich sie wegen der Platzwunde nicht länger hierbehalten kann, daher fragte Roya, ob Sie uns helfen könnten, dafür zu sorgen, dass sie hierbleibt.“
Fuchs überlegte, wog sichtbar die Möglichkeiten ab und sagte: „Ich denke, es könnte gehen, aber wir müssen ihre Situation ändern, so dass sie nicht mehr zu ihren Stiefvater muss.“
„Natürlich, nur momentan können wir leider nichts machen, wenn sie sich so verschließt.“
„Möglich. Dann machen wir erstmal so, dass sie hierbleibt, und später sehen wir weiter. Ich werde sie am Montag mal besuchen.“
„Ich gebe Ihnen noch ihre Zimmernummer. Und...Danke.“
„Sehr gern. Wie geht es mit Bill bei euch? Bei mir läuft es langsam besser.“
„Er ist nicht mehr so abwehrend, Roya und ich denken, er hat jetzt größere Probleme mit der Sache mit dem Bein. Daher ist er im Gemeinschaftsraum die ganze Zeit an seinem Tisch. Ich hoffe, es wird sich durch Tilda verändern.“
„Es wäre ein Versuch wert, und ich denke, Bill könnte ihr auch helfen.“
Am nächsten Tag kamen Bills Großeltern und Bill erzählte ihnen von dem Vorfall. Der Großvater schaute Bill an: „Bill, das ist deine Entscheidung, doch ich denke, vielleicht könntest du Tilda helfen. Alleine, was du uns über ihren Stiefvater erzählt hast und Tilda Verhalten. Da könnte ich mir vorstellen, dass der Stiefvater der Grund dafür ist.“
Bill nickte nachdenklich. „Du hast ja recht, ich bin mir unsicher und habe Angst, was Falsches zu machen oder Tilda zu verletzten irgendwie.“
Gretchen ging zu ihm und nahm seine Hand, schaute ihm ernst an. „Bill, ich kann deine Bedenken und Unsicherheit verstehen. Dafür sind wir an deiner Seite da, also bist du nicht alleine. Ich denke, du könntest Tilda Leben verändern. Es wird nicht leichter für sie, und nachhause zu gehen, wäre in ihre Lage undenkbar.“ Sie lächelt Bill aufmuntert zu.
„Okey. Ich denke drüber nach, ja?“ Seine Großeltern nickten ihm zu. „Ich habe Tildas Zimmernummer und wollte sie mal besuchen. Wollt ihr mit?“ Bernd nickte und Gretchen lächelte.
Tilda saß auf ihrem Bett und schaute aus dem Fenster, als es an ihre Tür klopfte. Sie fragte sich, wer es sein könnte und befürchtete, es könnte ihr Stiefvater sein. Es klopfte nochmal, dann hörte sie Bills Stimme: „Hallo, Tilda, ich bin es, Bill und meine Großeltern sind bei mir. Können wir zu dir rein kommen?“
Tilda war verwundert, was Bill mit seinen Großeltern bei ihr wollte. Immerhin kannte sie seine Großeltern nicht. Sie mochte eigentlich keinen Besuch haben, besonders nicht von Fremden. Aber Bill hatte ihr gestern geholfen und sie hatte sich noch nicht bedankt.
Bill schaute seine Großeltern verunsichert an, da er immer noch keine Antwort erhielt. Er wollte Tilda auch nicht bedrängen. Seine Großeltern hoben unsicher ihre Schultern. Bill drehte gerade seinen Rollstuhl und wollte mit ihnen zurück in sein Zimmer, als plötzlich die Tür geöffnet wurde und Tilda sie schüchtern anschaute. Sie bat sie freundlich herein. Sie ging wieder zu ihrem Bett und die anderen betraten das Zimmer. „Hallo“, sagte sie leise und scheu. „Ich bin Tilda. Sie können sich gerne an den Tisch setzen.“
Gretchen lächelte sie freundlich an. „Hallo, Tilda, ich bin Gretchen, und er-“, sie deutete auf Bernd, „ ist mein Mann Bernd.“ Bernd nickte ihr freundlich zu.
„Bill, ich wollte mich bei dir wegen gestern bedanken. Hat dir mein Stiefvater wehgetan?“
„Nein, nicht wirklich. Warum ist dein Stiefvater so gemein?“
Tilda ließ ihren Kopf hängen. „Weiß ich nicht.“
„Doktor Liebmann hat mich gefragt, ob ich es der Polizei melde und ich bin mir da noch nicht ganz sicher. Ich will nicht, dass du Ärger kriegst. Ich habe’ mit Oma und Opa drüber geredet, aber weil es um dich geht, will ich wissen, was du sagst.“
„Lieb von dir.“ Unsicher starrte sie auf ihre Hände, die sie im Schoß fest zusammenballte. „Ich bin das nicht gewöhnt...Keiner hat mich gefragt, was ich denke...oder fühle. Allen war es immer egal, du musst keine Rücksicht auf mich nehmen. Ich komme schon klar.“
„Mir ist es nicht egal, den anderen hier auch nicht. Vielleicht finden wir hier eine Lösung für dich?“
„Das glaube ich nicht und möchte es auch nicht!“ Tilda wurde etwas lauter, als sie sich in die Ecke gedrängt fühlte.
Bernd merkte es und mischte sich ein: „Wer möchte in die Cafeteria? Ich geben euch allen was aus, und dir auch Tilda.“
Gretchen schmunzelte über die Art von Bernd. Er war immer so ungeschickt. Aber anscheinend half es. Bill und Tilda schauten ihn an und nickten nur. Tilda war froh über die Ablenkung und Bill war nur verwundert.
Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!
0
|
Abiogladius • Am 20.09.2025 um 22:51 Uhr • Mit 2. Kapitel verknüpft | |||
Autsch, kann ich da nur sagen. Solche Szenen sind schmerzhaft für mich zu lesen, weil ich mich aus Gründen da gut reinversetzen kann. Armer kleiner Kerl, so viel zu verarbeiten für so einen jungen Geist und Körper. Die Wahrheit zu erfahren wird richtig hart. | ||||
|
0
|
Abiogladius • Am 15.09.2025 um 19:46 Uhr • Mit 1. Kapitel verknüpft | |||||||
Guten Abend, komme ich also doch endlich dazu, mal in diese Geschichte reinzulesen, deren Kurzbeschreibung mich neugierig gemacht hat - um Gottes Willen, sage ich da nur. Unfälle/Verluste, die Kinder betreffen, schlagen bei mir in eine ganz empfindliche Kerbe. Ich weiß nicht, ob ich das heute noch vertrage, weiter zu lesen. Traumata sind etwas Furchtbares, aber Kindertraumata/-verluste noch einmal ganz im Speziellen. |
||||||||
|
|
Kapitel: | 7 | |
Sätze: | 954 | |
Wörter: | 11.217 | |
Zeichen: | 63.722 |