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Ada ist fünfzehn und der Inbegriff einer rebellischen Jugendlichen. Sie respektiert keine Autorität, ist ständig in Ärger verwickelt, streitet mit ihrer alleinerziehenden Mutter – und sie verspürt einen unwiderstehlichen Drang zum Jagen, egal was. Oder wen. Und sie liebt Fleisch. Auch roh. Und blutig.
Ihre Lehrer haben es längst geahnt: In Ada fließt das Blut eines Drachen. Damit droht ihr das Schlimmste, wie ihre verzweifelte Mutter weiß, denn Drachenblütige werden von der Regierung gejagt.
Eris ist fünfzehn und ein Außenseiter mit ungewöhnlichen Vorlieben, unverstanden von seinen Eltern und Gleichaltrigen. Als er sich eines Tages selbst an die Drachenbehörden ausliefert, gerät sein Leben völlig aus den Fugen – und verbindet sich mit dem von Ada und anderen Jugendlichen und Erwachsenen, die in einer ganz ähnlichen Situation waren wie er. Welche Zukunft haben sie in einer Welt, die allen Drachen feindlich gesinnt ist? Und was sind sie eigentlich? Menschen oder Drachen?
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Über das Wesen der Drachen (Auszüge)
Drachenwandler – Bezeichnung für einen Menschen, der die Gestalt eines Drachen annehmen kann.
Drachenblütiger – Bezeichnung für einen Menschen, der nachweislich mit mindestens einem Drachenwandler blutsverwandt ist, ohne bisher selbst Drachengestalt angenommen zu haben.
Drachenblütige werden, entgegen der weitverbreiteten Meinung, nicht unweigerlich zu Drachenwandlern, selbst dann nicht, wenn sie typische Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Sie können allerdings die entsprechenden Veranlagungen weitervererben und ein wandlungsfähiges Individuum hervorbringen, teils erst viele Generationen später.
Aus: Biologie – Lernen und Verstehen, Ausgabe für Mittelschulen, 11. Auflage
[…] Die Inzidenz für Drachenwandler ist in den meisten Ländern der Welt sehr gering. In Europa liegt sie mit am Niedrigsten aufgrund der starken Bejagung von Drachen im Mittelalter und der frühen Neuzeit.
In afrikanischen Ländern ist sie aufgrund neuzeitlicher Bejagung für den illegalen Handel mit Schuppen, Zähnen und Krallen ähnlich gering, die Gene in der Bevölkerung stammen hauptsächlich aus der Vermischung mit anderen ansässigen Ethnien, allerdings wurden im Lauf der Geschichte auch indigene Drachen beschrieben, über deren Zahl sich keinerlei Auskunft geben lässt.
Australien besitzt keine bekannte indigene Drachenpopulation, die entsprechenden Gene wurden von britischen Siedlern eingeschleppt.
Die höchste Inzidenz für Drachenwandler weltweit haben die Vereinigten Staaten von Amerika, weshalb große Teile von Nationalparks in den Ozarks, Appalachen und Rocky Mountains zu Drachenreservaten umgewandelt wurden. Die enorme Zahl liegt einerseits darin begründet, dass sich die Bevölkerung aus verschiedenen ethnischen Gruppen zusammensetzt, andererseits, dass aufgrund fehlender Eindämmungsmaßnahmen Drachengene über viele Generationen hinweg unbemerkt weitergegeben werden konnten und es keine derartigen Ausrottungsfeldzüge gegen Drachen gab wie in Europa.
In den meisten Ländern des europäischen Festlands wird Personen, die einen bekannten Drachenwandler im Familienstammbaum aufweisen, von einer Schwangerschaft abgeraten. Bestimmte Gensequenzen gelten in einigen Ländern Osteuropas und Russlands als Ausschlusskriterium bei der embryonalen Auslese im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik. Diese Sequenzen sind hinsichtlich ihres Vorhersagewertes allerdings stark umstritten.
In vielen asiatischen Ländern gilt das gesellschaftliche Kastensystem, das es Drachenwandlern streng untersagt, Nachkommen mit Nichtwandlern zu zeugen. Betroffene Kinder werden, trotz gesetzlichen Verbots, immer wieder getötet. Erwachsene Abkömmlinge dieser Verbindung werden von der Gesellschaft ausgeschlossen und in weiten Teilen noch heute zwangssterilisiert. Reinblütige Drachenwandler haben in diesen Ländern einen deutlich höheren Stand als in der westlichen Welt und werden als gottgleich betrachtet. Sie zu sehen gilt als Glücksverheißung in der gewöhnlichen Bevölkerung. In China leben alle reinen Drachenwandler in der Verbotenen Stadt, einem mehrere Quadratkilometer umfassenden Stadtstaat mit eigener Rechtsprechung, dessen Zutritt nur ihnen selbst gestattet ist. […]
Aus: Die Welt der Drachen, 5. Auflage
[…] Drachentöter haben in vielen Ländern der Welt Tradition, zum Teil bis in die Neuzeit hinein, wodurch sich erklärt, warum Drachen heute vergleichsweise selten geworden sind, während sie noch vor tausenden von Jahren die Länder der Erde als geschuppte Tyrannen beherrschten. […]
Aus: Geschichte – Lernen und Verstehen, Ausgabe für Mittelschulen, 12. Auflage
[…] Die wohl gefürchtetste Fähigkeit unter Drachen, das Feuerspeien, gilt heute glücklicherweise als verlorengegangen. Das letzte Exemplar, ein Biest von dreißig Metern Länge, wurde um 1860 in Texas getötet. Leider gilt das Skelett heute als verloren gegangen. […]
Aus: Biologie, Wissenschaftsbuchreihe 6, 9. Auflage
[…] Die der Wandlung zugrundeliegende Gensequenz ist derzeit noch unbekannt. Die Wissenschaft geht von einer epigenetischen Grundkomponente aus. Die meisten bisher vermuteten Genkomponenten treten nachweislich sowohl bei Wandlern als auch Blütigen und sogar Nichtblütigen auf. […]
[…] Drachenwandler nehmen ihre Drachengestalt erstmalig meist zwischen dem vierzehnten und fünfundzwanzigsten Lebensjahr an. Ein pubertärer Stimulus wird vermutet. Ist bis zum vollendeten dreißigsten Lebensjahr keine Wandlung erfolgt, kann trotz drachenpositiven Stammbaums davon ausgegangen werden, dass keine Wandlung mehr erfolgen wird und das Individuum als sicher einzustufen ist. Eine weitere Verbringung in einen Sperrdistrikt ist dann nicht mehr obligat. […]
Aus: Humangenetik – Drachengenetik
[…] Nicht alle Drachenwandler und Drachenblütigen werden auffällig, auch wenn gewisse Verhaltensweisen bei ihnen häufiger auftreten. Sehr oft beobachtet werden ein unwiderstehlicher Zwang, rennenden oder fliegenden Tieren hinterherzujagen sowie eine Abneigung gegen Gemüse bei einer deutlichen Vorliebe für Fleisch, auch ungegartem. Weiterhin sind ein wildes Temperament mit rebellischem Verhalten und Launenhaftigkeit beschrieben worden, insbesondere bei weiblichen Individuen. Einen verlässlichen Prädiktionstest gibt es derzeit nicht. Diskutierte Triggerfaktoren des Gestaltwandels sind vor allem Stress, aber auch Angst und andere starke Erregungszustände. […]
Aus: Zentrale für Drachenaufklärung
[…] Drachenwandler können vollsymptomatisch am Herefordt-Prenson-Syndrom erkranken, einer Krankheit, die umgangssprachlich auch als »Drachenwut« bezeichnet und durch das Herefordt-Virus verursacht wird. Es zeigt sich eine milde Symptomatik bei Drachenblütigen ohne Fähigkeit des Gestaltwechsels mit spontaner Ausheilung bei symptomatischer Therapie der typischen Prodromi Fieber, Gliederschmerzen und Sehstörungen, jedoch eine verheerende bei jenen, die den Wandel mindestens einmal vollzogen haben: Der Gestaltwechsel wird unwiderstehlich getriggert und eine Rückverwandlung unmöglich gemacht, wahnhafte Zustände und der Zwang zur Zerstörung und Tötung sind typisch. Diese schwere Form der Krankheit ist unheilbar und führte vermutlich zu den besonders eindrucksvollen Fällen, in denen einzelne Drachen ganze Menschensiedlungen angriffen. Der Tod tritt nach wenigen Tagen bis Wochen durch Multiorganversagen ein. Es existiert ein Impfstoff seit den 1950er Jahren, der heute eine Schutzrate von bis zu 100% erreicht. Die Durchimpfung von Drachenwandlern ist verpflichtend in allen Teilen des Landes, die von Drachenblütigen ohne erfolgten Wechsel obliegt den einzelnen Staaten. […]
Aus: Infektiologie für Studierende der Human- und Drachenmedizin
[…] Sie vermuten, dass Ihr Kind ein Drache sein könnte? Sie wissen nicht, wie Sie damit umgehen sollen? Sie fürchten sich vor dem, was passieren kann? Rufen Sie uns an! Unter unserer kostenlosen Nummer erhalten Sie die passende Beratung. Wir verweisen Sie an die richtigen Stellen, sollte sich der Verdacht erhärten, denn sämtliche Drachenwandler müssen zu ihrem eigenen Schutz und dem der Bevölkerung in eigens dafür eingerichtete Zonen unter der Leitung von erfahrenem Personal verbracht werden. Fürchten Sie sich nicht vor diesem Schritt – es ist die beste Entscheidung für Ihr Kind! […]
Aus: Hilfetelefon für Eltern von potentiellen Drachenwandlern
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