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Sätze: | 15 | |
Wörter: | 661 | |
Zeichen: | 3.774 |
"Narrenglück"
Als Till erwachte zu neuem Leben,
wollte er nach Besserung streben,
ohne diesen Ärger zu verursachen,
der einst ließ alle Welt laut lachen.
Schluss mit Streichen hier auf Erden,
denn er wollte ein Besserer werden.
So raffte er sein Wams fein zurecht,
schnürte den Schuhen das Geflecht
und schritt fröhlich pfeifend voran,
bis Till sich seines Zieles besann:
"Auf auf ins schöne Rotenburger Land,
wo ich einst die dicksten Kartoffeln fand."
Als er bald in die Stadt hinein schritt,
bekam er endlich den Zeitwandel mit,
der ihn erstaunen und wundern ließ.
Was Technik und Mode ihm anpries,
war unbegreiflich und ohne Verstand,
bis er dann die Geldgier dahinter fand.
Die Leute sahen ihn verständnislos an,
fällten flugs ihr Urteil und sagten dann:
"Dieser Bettler mit dem komischen Narrenhut
ist ein so übler Schmarotzer und Tunichtgut."
Doch schon bald würde Till sie belehren,
damit sie ihr Vor-Urteil über ihn bekehren.
Er entdeckte das Übel, das hier wohnte
und in einer teuren Behausung thronte.
Ein Geschäftsmann und Leuteschinder,
der allein lebte - ohne Frau und Kinder.
Macht und Gier waren seine Begleiter
auf seiner schier endlosen Karriereleiter.
"Ach, ich hoffe, es wird mir gelingen,
das Böse zur Besinnung zu bringen.
Und damit es wirklich glücken mag,
bringe ich mit List die Wahrheit zu tag.
Bald wird dieser ach so liebe Satansbraten
seine echte Gesinnung allen selbst verraten."
So behielt er seinen Plan für sich im Sinn
und ging schnurstracks zum Pferdemarkt hin,
wo sich die vielen Menschen tummelten,
die über den Wochenmarkt bummelten.
Er stellte sich in der Mitte vor ihnen auf,
und neugierig strömten sie zu ihm zuhauf.
"Strömt herbei ihr alle und hört mich an,
was ich euch sage über den lieben Kaufmann.
Er kauft sich alle Stimmen fleißig ein,
denn er will im Regiment der erste sein.
Es ist gelogen, was er euch alles verspricht,
denn an euer Glück denkt er dabei nicht."
Den Aufruhr bekam jener Kaufmann mit,
da auch er über den Wochenmarkt schritt.
Er ging zu Till und lud diesen zu sich ein,
heute sein ganz persönlicher Gast zu sein.
Till wusste, was den bösen Kerl dazu trieb,
da der sich schon grinsend die Hände rieb.
"Mein edler Herr, geht ruhig schon voran.
Ich werde euch folgen, sobald ich kann.
Denn erst spiele ich noch einen Streich
und mache geschwind den Esel reich,
der so viele Lügen über euch erzählt hat
im Rotenburger Land und in dieser Stadt."
Es dauerte nicht lang', bis Till dort ankam
und all seinen Missmut zusammen nahm,
als er in die teure Behausung hinein ging,
wo ihn der Kaufmann scheinheilig empfing:
"Gelogen ist's, was ihr allen versprecht!
Und das ist meines Wissens nicht recht."
"Halte doch endlich inne lieber Till
und gib mir, was ich so gerne will.
So werde ich dich reich belohnen
und vor allen Strafen verschonen.
Deine Stimme möchte ich haben
und allen Ärger mit dir begraben."
"Nun, ich bin Ärger lange gewöhnt,
weil mein Geist der Freiheit frönt.
Was ihr mir hattet fest versprochen,
wurde mit der ersten Lüge gebrochen.
Mich habt ihr um mein Geld betrogen
und die Menschen doch stets belogen."
Wütend ging Till mit großen Schritten
und ließ sich auch nicht mehr bitten.
Er schritt geradewegs zur Tür hinaus
und verließ des Kaufmanns edles Haus;
verschwand in der Marktplatzmenge
zwischen all dem Menschengedränge.
Der Kaufmann lief los, um ihn zu suchen,
doch an der Tür hörten alle Leut' ihn fluchen:
"Du gemeiner Taugenichts und Tunichtgut!
Dich hänge ich mitsamt deinem Narrenhut!"
Wütend schaute er sich seine Schuhe an,
denn es klebte lauter "Narrenglück" daran.
So hatte Till sein größtes "Geschäft" gemacht,
worüber heute noch ganz Rotenburg lacht.
Und woher ich diese Geschichte habe und weiß?
Das gebe ich um nichts in der Welt jemals preis.
"Ach Till, du bist wahrhaftig ein Besserer nun.
Hoffentlich werden es andere Dir gleich tun..."
© Copyright by Silly
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BerndMoosecker • Am 04.10.2024 um 23:22 Uhr | |||
Liebe Silly, eine interessante Interpretation von Till Eulenspiegel. Bevor ich jetzt eigene philosophische Gedanken verbreite, stelle ich die erst Strophe eines Liedes der Gruppe Höhner ein. In diesem Lied wird alles zum Ausdruck gebracht, was mir zum Thema Narrentum einfällt. Er war nur ein Träumer, ein Spinner ein Narr Ein Kerl, der zu nichts zu gebrauchen war Suchte nach Antwort, die er niemals fand Hatte Ideen, die keiner verstand Sie haben versucht, ihn zu erziehn Ihn bedroht, geschlagen und angespien Doch er blieb einfach das, was er immer schon war Ein Träumer, ein Spinner-einfach ein Narr Wenn sich jemand für den gesamten Text interessiert, kann diesen Link aufrufen: lyrix.at/t/die-hohner-der-narr-e8b Liebe Grüße Bernd Mehr anzeigen |
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Klugscheisser • Am 04.10.2024 um 16:26 Uhr | |||||||
Till Eulenspiegel nicht vergessen zu lassen, finde ich schon mal gut, auch die Geschichte. Die Reime stimmen, aber der Rhythmus leider über weite Strecken nicht, so liest es sich holprig. Ein Beispiel: Nimm den 11. Vers. Wenn Du "hinein" durch "rein" ersetzt, also "rein ging" statt "hinein ging", ist der Vers auch im Rhythmus perfekt. Liebe Grüße |
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