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Wieso leben wir?

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29.07.22 21:15
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Wieso leben wir eigentlich?
Ich meine, wir drehen uns ständig im Kreis.
Morgens stehen wir auf. Wir frühstücken, ziehen uns an, putzen die Zähne und gehen dann zur Schule oder zur Arbeit. Wir halten uns an Stundenpläne, die in strengen fünfundvierzigminütigen Takten gehalten werden oder verrichten Arbeit, die von vorne rein bereits geplant war. Alles ist durchdacht. Alles hat seine Logik. Alles hat seine Ordnung.
Am Ende des Tages gehen oder fahren wir nach Hause. Manchmal nehmen wir uns etwas Zeit, um etwas zu lesen, etwas zu schreiben, Musik zu hören, Musik zu machen, zu malen, zu zeichnen, etwas tun, was uns gefällt. Höchtwahrscheinlich unterliegt dem genau so ein Rhythmus. Aber das ist uns egal. Und wenn wir dann mit dem Tag abschließen, gehen wir wie jeden Abend um die gleiche Uhrzeit ins Bett, stellen uns den Wecker für den nächsten Tag und schlafen ein.

So geht es jeden einzelnen Tag.
Romantiker würden sagen, wir leben das Leben von Philistern, Spießbürgern. Natürlich ist es wahr. Denn würden wir nur einmal zulassen, dass wir unserem Alltagstrott entkommen, so würde es doch unseren gesamten Plan über den Haufen werfen. Wir haben doch alles so genau durchdacht. Wann werden wir studieren? Wann und wo werden wir arbeiten gehen? Wann wollen wir eine Familie gründen? Es gibt tausenden solcher Fragen und auf all diese finden wir auch eine Antwort.

Klar, man sagt der Mensch sei ein Gewohnheitstier. Wir lieben es, uns in Ordnungen zu bewegen und zu wissen, was passiert. Wir haben Kontrolle. Aber wäre es nicht wert, sich einmal aus den Ordnungen zu lösen?
Einmal zu sagen: "Ich probiere jetzt etwas aus. Mir ist es egal, was die anderen sagen."
Vermutlich haben wir zu viel Angst. Angst davor, dass uns die Menschen kritisch beäugen, weil wir das Leben anders leben als sie. Doch geht es nicht eigentlich im Leben darum? Zu Leben, wie man es will? Wie man es mag?
Es ist beängstigend, was für ein Gefängnis unsere Gesellschaft bildet. Sie soll schützen, Freiheit bieten, zu unseren Gunsten sein. Betrachte ich es allerdings aus dieser Sicht, so kommt mir das alles ziemlich Widersprüchlich vor. Kann man von Freiheit reden, wenn man sich nicht ausleben kann? Kann man von Freiheit reden, wenn man das Gefühl hat, sich ständig rechtfertigen zu müssen? Kann man von Freiheit reden, wenn man in jedem Augenblick verurteilt wird?
Ich will nicht sagen, dass ich nicht verurteilen würde. Ja, auch ich tue es. Unbewusst, bewusst. Wir setzen Voruteile jeden Tag in unserem Leben. Aber wieso? Macht uns das hier glücklich?

Aber die eigentlich Frage war doch: Wieso leben wir eigentlich?
Unser Leben ist nur ein Leben.
Unser Leben ist klein und gleichzeitig so riesig.
Wieso tun wir das, jeden Tag dem gleichen Rhthymus folgen?
Wohin führt uns das?
Zu einem Leben in dem gearbeitet wird? Zu einem Leben in dem wir alt werden? Zu einem Leben, das wir letztendlich loslassen müssen. Aber genau das ist doch der Punkt. Wenn wir unser gesamtes Leben in Ordnung verbringen. Wenn wir unser gesamtes Leben auf Arbeit und Schule ausrichten... Was bleibt dann noch vom Leben übrig?
Wieso haben wir dann gelebt?

Ehrliche Antwort: So pessimistisch dieser Aufsatz auch geklungen haben mag: Ich liebe das Leben. Es gibt so viel, das davon noch übrig bleibt.
Auch, wenn es manchmal so abgrundtief beschissen erscheint, dass man einfach am liebsten die Augen zu machen und nie wieder öffnen würde...
Es hat einen Reiz.
Es hat etwas Aufregendes.
Du weißt nie, was dich hinter der nächsten Ecke erwartet auch, wenn du alles so fest geplant hast.
Das Leben ist schön, wegen all dieser kleinen Momente, die du mit anderen teilst.
Ich liebe es, mit meinen Freunden lachen zu können.
Ich liebe es, etwas mit meiner Familie zu unternehmen.
Ich liebe es, mit meinem Hund rauszugehen.
Ich liebe es, mich mit Lehrern zu unterhalten, mit denen man gut diskutieren kann.
Ich liebe es, Zeit mit meinem Freund zu verbringen.
Ich liebe es, Musik zu machen.
Ich liebe es, zu schreiben.
Und dies ist erst der Anfang einer riesigen Liste.
Sieht man sich all die Aspekte an, die man für sich selbst persönlich sammeln kann, so stellt man fest, dass es massenweise Gründe dafür gibt, zu leben.

Was sich aber in unserer Gesellschaft unbedingt ändern sollte, ist das ständige planen. Das ständige Erbringen von Leistung. Das ständige Mitschwimmen im Alltagstrott.
Entspann dich einmal.
Sehe die Welt aus einer anderen Perspektive.
Tue das, was du liebst.
Sieht man, wie vorher gezeigt, sich nur den bloßen Alltag an, ohne all die Dinge zu betrachten, die für die persönliche Freude relevant sind, so kommt er einem ziemlich trist vor.

Wieso leben wir?
Meine Antwort:
Wir leben, weil es so viel zu erleben gibt.
Wir leben, weil die kleinen Momente überwiegen. Weil die kleinen Momente uns einmal aus dem Alltag ausbrechen lassen. Weil die kleinen Momente magisch sind.

Ich meine, wir leben ein Leben, das wie eine Funktion dritten Grades verläuft.
Morgens stehen wir auf, lesen eine lustige Textnachricht. Wir frühstücken, bekommen dabei zufälligerweise Gesellschaft von einem Freund, ziehen uns an, denken, dass es lustig wäre, mal eine schrille Hose anzuziehen, putzen die Zähne und lachen dabei unserem Partner ins Gesicht und gehen dann zur Schule oder zur Arbeit, wo uns ein netter Mitbürger die Tür aufhält. Wir halten uns an Stundenpläne, die zwar in strengen fünfundvierzigminütigen Takten gehalten werden aber erwischen einen Lehrer, der früher Schluss macht. Oder verrichten Arbeit, die von vorne rein bereits geplant war aber erhalten unerhofft Hilfe. Nichts ist hunderprozentig durchdacht. Nicht unbedingt muss alles seine Logik haben. Chaos ist in Maßen gesund.
Am Ende des Tages gehen oder fahren wir nach Hause. Im Radio läuft eine Comedyshow, die uns zum Lachen bringt. Manchmal nehmen wir uns etwas Zeit, um etwas zu lesen, etwas zu schreiben, Musik zu hören, Musik zu machen, zu malen, zu zeichnen, etwas tun, was uns gefällt. Wir haben neue Ideen, entzünden ein kreatives Feuerwerk. Höchtwahrscheinlich unterliegt dem genau so ein Rhythmus. Aber das ist uns egal. Und wenn wir dann mit dem Tag abschließen, wollen wir eigentlich um die gleiche Uhrzeit wie immer ins Bett gehen, erhalten dann unerwarteten Besuch von einem alten Bekannten. Dann sitzen wir den ganzen Abend draußen und unterhalten uns. Wir lachen über alte Geschichten und gehen dann mit einem friedlichen Lächeln ins Bett. Wachen aber dann nochmal einmal auf, um den Wecker einzustellen. ;) Schließlich müssen wir morgen pünktlich sein.

Also ein letztes Mal: Wieso leben wir?
 

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Mondella Am 11.02.2022 um 7:52 Uhr
So eine mächtige Frage. Getaktetes Leben und die Frage nach dem Sinn lassen mich auch sehr häufig grübeln.

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Miras Profilbild Mira

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Sätze: 65
Wörter: 1.143
Zeichen: 6.492

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Diese Story wird neben Freizeit, Sport, Lifestyle auch in den Genres Vermischtes und Bildung, Schule gelistet.