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Sätze: | 46 | |
Wörter: | 436 | |
Zeichen: | 2.424 |
Gestern stand sie vor dem Spiegel und war zuerst etwas verwirrt...denn sie sah dort etwas, das vorher noch nicht da war. Ein anderes Gesicht sah sie an und ließ sie fragend dastehen und genauer hinschauen...
Meine Güte - sie war fort! Das kleine Mädchen war verschwunden...nur ihre Augen waren noch da. Diese Augen, die in Kindertagen alles sehen und entdecken wollten. Diese Neugier und ein Feuer, das nie erlöschen wollte, brannte immer noch in ihren Augen. Doch, wo war das kleine Mädchen hin? Das fröhliche Lachen, das unter der kleinen Stupsnase strahlte...und all die schönen Schmetterlinge, die in ihren Gedanken herumschwirrten?...
Sie näherte sich dem Spiegel, um zu sehen, was geschehen war. Doch das Bild vor ihr verschwamm. Dann trat sie einen Schritt zurück...und erschrak. Sie erkannte nun, was passiert war. Da waren plötzlich diese Falten auf der Stirn und um die Augen, die vorher noch nicht da waren. Wie kamen sie dorthin, und warum?... Für einen Moment senkte sie ihren Kopf und gab einen leisen Seufzer von sich. Das konnte doch nicht sein, dachte sie. War es denn wirklich schon soweit...?
Als sie ihren Kopf wieder erhob und in den Spiegel schaute, sah sie in zwei gläserne Augen, aus denen stille Tränen an ihren Wangen hinab liefen. Sie konnte sie nicht aufhalten - nicht die Tränen und auch nicht die Zeit: Sie war alt geworden...
Es ging so schnell. Viel zu schnell. Eben war sie doch noch das kleine Mädchen auf dem gelben Kinderfahrrad mit Stützrädern, das ehrgeizig Fahrrad fahren lernen und die Welt entdecken wollte... und den Schmetterlingen ihre Lieder vorsang, die im Sommerwind dazu tanzten...
Und nun sah sie plötzlich im Spiegel diese alte Frau, die sie nicht sein wollte - und im Herzen auch nicht war. Sie war noch nicht bereit, das kleine Mädchen aufzugeben, und ließ ihre Gedanken weiter schweifen...in ihren Erinnerungen. Dort, wo ihr das Glück nun wie ein Märchen erschien... eines, das sie nur einmal erleben durfte. Doch in ihrem Herzen und in ihren Gedanken blieb es lebendig - für immer.
Und auf einmal sah sie im Spiegel viel mehr als nur die Falten und ihr erstes graues Haar... Sie sah das kleine Mädchen auf dem gelben Fahrrad, das endlich ohne Stützräder fahren konnte...und all die anderen Dinge, die sie erlebt hatte...und die Augen, die immer noch Schmetterlinge tanzen sahen... Es waren ihre Augen - die Augen von dem kleinen Mädchen, das sie nie verloren hatte...Silly...
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BerndMoosecker • Am 02.08.2021 um 15:07 Uhr | |||
Liebe Silly, große Gefühle in eine schön geschriebene Geschichte verpackt. Ein Rückblick auf ein Leben, das im Nachhinein kurz wirkt und die Träume des kleinen Mädchens sind Vergangenheit. Ich aber glaube, etwas von den frühen Träumen bleibt erhalten. Gleichgültig, wie lange ein Leben währt. Liebe Grüße Bernd |
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