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Kapitel: | 4 | |
Sätze: | 635 | |
Wörter: | 8.208 | |
Zeichen: | 47.147 |
Drei Monate zuvor:
Der junge Mann war auf dem Weg zu seinem Penthouse im Hotel Summerbeach. Es war bereits nach dreiundzwanzig Uhr. Er hatte an diesem Abend an der Bar des Hotels ewig gesessen und ein paar Drinks zu sich genommen. Vor ihm auf dem Bartresen lag der neueste Klatsch und Tratsch aus der Morgenzeitung, in der er die ganze Zeit herum blätterte. Doch immer wieder kam er auf die Titelseite zurück und starrte auf die große, schwarz gedruckte Überschrift, die genau ganz oben stand, lesbar für alle - sogar ohne Brille und auf das Foto, das unter der fett gedruckten Überschrift abgebildet war. Es zeigte ihn und eine Blondine, genauso groß wie er durch ihre hohen Absätze der schwarzen Stöckelschuhe. Ihre Haare fielen ihr lockig herab. Sie trug ein sehr verführerisches schwarzes Mini - Glitzerkleid, fast durchsichtig. Sie hatte sich an seinen durchtrainierten Oberkörper gelehnt und einen Arm um seinen Körper auf Hüfthöhe gelegt. Der andere ruhte um seinen Nacken. Ihr Blick schaute gezielt auf die Kamera und sie lachte sehr siegessicher. Er flüsterte ihr gerade etwas ins Ohr und seine rechte Hand lag auf ihrer Pobacke. Seine Jackett - Jacke war geöffnet und die ersten drei Knöpfe seines weißen Hemdes darunter ebenfalls.
Diese Überschrift auf der Titelseite lautete:
"Hotelerbe verführt Milliardärs - Tochter!...Enttäuschender Hinauswurf!"
Folgender Text war dazu darunter zu lesen:
„Mister Parker Banks, der Sohn des Hotels Summerbeach, hat die Milliardärstochter Seline Baker mit in sein Penthouse abgeschleppt und sie in seinem Schlafzimmer verführt. Die enttäuschte Milliardärstochter ist damit an die Öffentlichkeit gegangen, nachdem Parker Banks sie am darauffolgenden Morgen hinauswarf. Jedes Detail des Sexes machte sie für alle Leser lesbar. Sie erklärte dem Reporter, Parker hätte ihr Versprechungen gemacht, wie diese hier zum Beispiel: sie auf der Stelle zu heiraten. Nachdem er dies bei ihr nach der Nacht am frühen Morgen verkatert dementierte und sie mit ihren Sachen halbnackt aus seinem Penthouse hinaus warf, konnte sie das ihm nicht durchgehen lassen und wollte Rache an ihm nehmen. Sie meinte, die einzige Option, ihm zu schaden und es ihm heim zu zahlen, ist, ihn in der Öffentlichkeit anzuprangern und allen zu zeigen, was er wirklich für ein Arschloch ist."
Der junge Mann schnaubte verächtlich. Woher nahm diese Frau sich das Recht, ihn in der Öffentlichkeit zu demütigen und anzuprangern? Und was er mit seinen Abenden und Nächten anstellte, ging wohl kaum jemanden etwas an. „Nicht zu fassen!...Diese Schlampe!...Nicht mal vor den Reportern macht sie mit so etwas halt!...Weiber!...Alle gleich!", knurrte er, wütend und mit einem angeknacksten Ego, über ihr Handeln, ihn damit zu strafen und in der Öffentlichkeit bloß zu stellen, beim Lesen des Artikels. Er sah von der Zeitung auf und rief sich den Barkeeper heran. „Viktor!"
„Was darf's sein Mister Banks?", fragte der Barkeeper ihn, als er seinem Chef gegenüber stand, während er die Gläser spülte, die er vom anderen Barende mitgebracht hatte. Denn vor Parkers Nase befand sich das Spülbecken.
Der junge Mann schob ihm sein Whiskeyglas über die Theke. „Geben sie mir noch einen...am Besten einen Doppelten...Nein! Warten sie! Machen sie drei draus!", und er streckte ihm drei gehobenen Finger vor seine Nase. Parker las sich den Artikel derweil noch einmal durch.
"Was lesen sie da, Mister Banks?", fragte Viktor seinen Chef.
"Nur Schund!...Geben sie mir was zu trinken!", antwortete Parker auf die Titelseite starrend. „Jawohl Sir!" Der Barkeeper holte eine angefangene Flasche Whiskey aus dem Regal hinter sich heraus. Dann stellte er drei Gläser vor den jungen Mann in einer Reihe nebeneinander auf und begann sie zu füllen.
Mister Banks nahm das erste Glas zur Hand und kippte es sich mit einem Hieb in den Mund, stellte es auf den Tresen zurück und nahm das Zweite, setzte an und kippte es hinunter, dann das Dritte. Er verzog das Gesicht. Nun hatte er wohl genug von dieser braunen Flüssigkeit und stellte das dritte leere Glas zu den anderen beiden geleerten Gläsern auf dem Tresen ab. Er stand von dem Barhocker auf. Es ging ihm anscheinend bestens, er fühlte sich nicht betrunken...nur leicht angesäuselt. Er vertrug schon eine Menge Alkohol. „Danke!...Gute Nacht Viktor! Und schließen sie pünktlich um Vierundzwanzig Uhr die Bar.", beauftragte der junge Mann den Barkeeper, zerknüllte die Zeitung und warf sie in den Mülleimer in der Lobby. „Leb wohl du Baker - Schlampe!", knurrte er dem Zeitungsknäuel nach. Er sah auf die große Uhr über dem Empfang und trottete zum Fahrstuhl. Mit den Händen in den Hosentaschen seines Anzugs wartete er auf das Heranfahren des Fahrstuhles. Neben den verschlossenen Türen des Liftes stand ein Zeitungsregal. Im ersten Fach stand nur noch eine einzige Zeitschrift. Er nahm sie heraus und blätterte darin herum. Dann las er den Namen der Lektüre:
"Braven"
Er knurrte vor sich hin. „Nur weiße Kleider!...Das passt ja mal wieder!...So viel zum Thema: Heiraten! Ich muss verrückt gewesen sein, der Baker -Schlampe einen Antrag gemacht zu haben. Zum Glück ist es nochmal gut gegangen.", säuselte er vor sich hin und warf die Zeitschrift zurück ins Regal.
Kurz darauf hielt der Fahrstuhl und öffnete sich. Er stieg ein, lehnte sich lässig mit gekreuzten Beinen an die Fahrstuhlwand gegenüber der Tür und mit den Händen in den Hosentaschen. So fuhr er in sein Penthouse, das sich in der ersten Etage befand. Er hätte ja auch die Treppe nehmen können, doch dafür war er zu müde. Als er den Fahrstuhl verließ und vor seinem Penthouse zu stehen kam, fand er die Tür offen vor und seine Müdigkeit war sofort verflogen. Er betrat leise und vorsichtig seine vier Wände und blieb im Wohnzimmer stehen.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Der junge Mann ging durch alle Räume seines Penthouses und blieb letztendlich vor seinem Badezimmer stehen. Die Tür war nur angelehnt. Es brannte Licht darin. Er hörte Wasser rauschen und zwei Stimmen...eine weibliche und eine männliche. Sie schienen schwer beschäftigt zu sein, denn ihr lautes Gelächter, das mit unaufhaltsamen Stöhnen sich vermischte, drang bis zu seinen Ohren hinaus.
Das konnte doch nicht wahr sein! Das war doch sein Penthouse. Oder hatte er sich in der Etage geirrt? Er sah sich im Wohnzimmer um. Nein! Es war definitiv sein Penthouse. Dort stand der große, schwarze Flügel, auf dem er manchmal musizierte.
Leise öffnete Parker die Badezimmertür und erstarrte. Das ist jetzt nicht wahr oder? Er traute seinen Augen nicht. Ein Pärchen im Liebesspiel vertieft, stand unter seiner Dusche.
Empört klopfte er mit gesenktem Kopf energisch an, trat mit dem Rücken ein und fragte die männliche, nackte Person, dessen Stimme er erkannt hatte:
„Onkel Fallon! Was machst du hier?"
Der ältere Mann erschrak und ließ von der nackten Frau ab, die ebenfalls einen Erschreckenslaut von sich gab. Diese ließ ebenfalls ihre Finger von dem nackten Mann, sprang bedeckt mit ihren Händen an ihren nackten Zonen erschrocken und mit hochrotem Kopf unter der Dusche hervor und griff nach dem Handtuch, was in der Nähe vom Waschbecken auf dem Handtuchhalter hing. Sie wickelte sich darin ein und sah erschrocken und verlegen zu ihrem Liebhaber hinüber und konnte nicht fassen, dass man sie soeben erwischt hatte...auf frischer Tat ertappt. An der Tür stand ein junger Mann, der sie gerade beim Sex erwischte. Was mochte er jetzt wohl gerade über sie und seinen Onkel denken?
„Junge!...", fuhr der nackte Mann seinen Enkel auf italienisch an. „...Cosa ci fai qui?(Was machst du denn hier)?" Der junge Mann stand immer noch mit dem Rücken zu dem Pärchen und schmunzelte in sich hinein. Es war nicht das erste Mal, dass er seinen Onkel in so einer Situation ertappte. Sein Onkel allerdings ging mit der Nacktheit sehr offen um. So waren sie, die Italiener.
"Potrei chiederti la stessa cosa, zio!(Dasselbe könnte ich dich fragen, Onkel!)", entgegnete Parker etwas vorwurfsvoll und überrascht über die Anwesenheit seines Onkels in der Begleitung einer anderen Frau. Dessen letztes Techtelmechtel lag noch nicht all zu lange zurück.
Sein Onkel hüllte sich ebenfalls in eines der Handtücher ein, die im Badezimmer im Regal an der Wand neben der Dusche zu finden waren.
„Das ist mein Penthouse Onkel! Schon vergessen?...", erinnerte Parker ihn daran und drehte sich langsam zu seinem Onkel um. „...Ich wohne hier! Wieso ausgerechnet hier in meinen vier Wänden?", stellte der junge Mann eine berechtigte Frage.
Onkel Fallon schielte zu seiner neuen Liebschaft und zuckte ihr mit den Schultern entschuldigend entgegen. „Ich habe eine nette Frau heute Abend kennengelernt. Das ist ja wohl nicht verboten oder?" Er zeigte mit einem Lächeln auf die Frau, die seinen Blick gesucht und ihm den Abend versüßt hatte. "...und irgendwo musste ich ja wohl hin. Ich wollte mit ihr ein paar Stunden verbringen, sie besser kennenlernen, weißt du?..", antwortete Onkel Fallon hastig und sich halb abtrockend.
"Und da musst du sie gleich hier in mein Penthouse abschleppen?...". Parker sah die Frau an. „Nichts gegen sie gute Frau! Aber dieser Mann ist sehr voreilig mit seinen Aktionen!"
„"Disse colui che ha fatto di nuovo brutti titoli!. (Sagt der, der mal wieder schlechte Schlagzeilen gemacht hat)!", brummte sein Onkel.
Parker schaute zurück auf seinen Onkel. „...Bist du noch zu retten? Konntest du dir nicht mit ihr ein anderes Zimmer nehmen?" Der junge Mann bemerkte, wie die ältere Frau eilig ihre sieben Sachen im Badezimmer zusammen suchte und mit Onkel Fallon den Blickkontakt hielt. „Du weißt doch selbst, dass die meisten Zimmer für die Hochzeit deiner Cousine reserviert sind, Parker...", erinnerte Onkel Fallon seinen Neffen und drehte sich zu seiner weiblichen Errungenschaft um und schickte ihr einen Kussmund entgegen. „Mi amore!...Ich rufe dich an meine Schöne!", versicherte er der Frau mit einem zugeworfenem Kussmund und sie nickte ihm verlegen zu. Dann huschte sie, so schnell ihre Beine sie trugen, aus dem Badezimmer. Doch ehe sie floh, wechselte sie noch einmal mit dem jungen Mann schüchterne Blicke und dann verschwand sie.
„Was treibst du hier Onkel Fallon?", war Parker mittlerweile gereizt darauf eingegangen, als sie allein waren.
„Das siehst du doch Junge! Ich wollte etwas Spaß haben...wie jeder Mann. Mein...mein,..", und er zeigte mit seinen Händen in seine Region zwischen seinen Beinen. „...Na du weißt schon, funktioniert immer noch und darauf will ich nun mal nicht verzichten, Junge! Ich habe auch Bedürfnisse! Nicht nur du Parker! Ich sage nur Seline Baker!...Die würde ich auch gern mal besteigen!", antwortete der ältere Mann keck, von seiner Erregung mal abgesehen, die sich gerade wieder bemerkbar machte, als er den Namen von der Baker in den Mund nahm. Er hielt das weiße Handtuch davor. „Verrate das nicht deiner Tante, Parker!", verlangte Onkel Fallon von ihm und das mit einem zufriedenen, lustvollen Lächeln im Gesicht.
Parker knurrte leicht wütend, als sein Onkel diese Baker beim Namen erwähnte. „Weiß deine Frau über dein nächtliches Liebesleben Bescheid, Onkel?"
Der ältere Mann trocknete sich vor der Dusche seine Beine ab. Dann legte er es weg. „Ich habe die Scheidung eingereicht. Ich wollte es niemanden sagen, bis ich es hinter mir habe. Du bist der Erste, der gerade davon in Kenntnis gesetzt wurde. Ich bitte dich hiermit Stillschweigen darüber zu bewahren!" Parker drehte sich erneut mit dem Rücken zu ihm um.
„Würdest du dir bitte etwas anziehen Onkel?", bat der junge Mann genervt. „Wieso hast du das getan und wie lange trägst du dieses kleine Geheimnis schon mit dir herum, Onkel?"
Der Ältere drehte sich im Badezimmer hektisch hin und her.
„Suchst du irgendwas, Onkel Fallon?", zischte Parker.
„Hast du vielleicht irgendwo meine Hose gesehen, Junge?", fragte der ältere Mann jetzt etwas leicht eingeschüchtert.
Der Jüngere der Beiden schaute auf den Badezimmerschrank. Ganz oben lag eine schwarze Anzughose. „Oh! Nehmen wir doch die, bis wir die andere gefunden haben!", scherzte der Jüngere nun.
Er fand es schon ulkig seinen Onkel mit einer anderen, ihm fremden Frau, inflagrantie zu erwischen. Kein Wunder! Verübeln konnte er es dem alten Mann nicht, denn seine Frau tat auch nichts anderes wie er. Deswegen ließ er sich wohl von seiner Frau scheiden. Sie hatte es faustdick hinter den Ohren.
Als der Ältere sich wieder angekleidet hatte, kam er auf den Jüngeren zu und bat ihn: „Das bleibt aber unter uns mein Junge, ja? Deine Tante braucht nichts davon zu wissen!...Naja, egal!...", winkte er mit seiner rechten Hand ab. „...Sie ist sowieso bald Geschichte!"
„Das zweite Mal, dass du mich darum bittest, Onkel!", sprach Parker Luft ausatmend. „Aber wenn du sagst, dir kann es egal sein, dann lassen wir es ihr doch von einem kleinen daher geflogenen Vogel zwitschern!"
„"Non osare, ragazzo!...(Untersteh dich Junge)!...", grummelte er grimmig in seinen Schnauzer. Parker lächelte über seinen Onkel. „Ähm...Nun ja...!...Ich geh dann mal!...Gute Nacht mein Junge! Und entschuldige die kleine Aufruhr!", sagte der ältere Mann zu Parker und verschwand aus dem Penthouse, nachdem er endlich seine Sachen zusammen gekramt hatte und sie an sich trug. Parker sah ihm lächelnd nach und murmelte in sich hinein:
„"Se lo pensi? Non lo scoprirà da me! (Wenn du meinst? Von mir erfährt sie es nicht!)", und Parker machte erledigt von dem Tag die Badtür hinter sich zu und zog sich aus, um eine kalte Dusche zu nehmen.
Wörter: 2047
Der Traum eines Kindes
Clara hatte, seit sie ein kleines Mädchen war, Träume. Sie sei eine wunderschöne Braut, auf dem Weg zur Kirche. Sie trug ein langes, weißes Kleid, das so lang war, dass sie eine Menge Stoff davon hinter sich auf den Stufen der Treppe her schleifte. Sie trug keinen Schleier, kein Diadem...nichts. Ihre Haare trug sie offen. Sie waren lang und etwas zerzaust durch den Wind, der durch sie hindurch wehte. Und durch ihre Eile flogen sie ihr ständig ins Gesicht und verdeckten ihr dabei ihre Sicht.
Rannte sie vor etwas weg? Oder lief sie so schnell, um nicht zu spät zur Kirche an ihrem bedeutenden Tag zu erscheinen?
Eine Menge Stufen führten sie bis zum Eingang der Kirche. Doch etwas war in ihrem schönen Traum merkwürdig. Sie stieg die vielen Treppen hinauf im Eilschritt. Doch sie erreichte nie die Pforten der Kirche, um hineinzugehen. Sie hatte das Gefühl, dass die Stufen immer mehr wurden anstatt weniger. Woran lag dies? War es der richtige Zeitpunkt für ihre Hochzeit der gewählt war? Oder war sie im Begriff den falschen Mann zu ehelichen?
Woran könnte es noch liegen? Hatte sie Angst davor sich irgendwann jemanden anzulächeln und sich zu verlieben, der sie vor den Altar schleifen würde? Oder wird sie niemals heiraten wollen? Oder hatte sie Angst vor ihrer Zukunft?
War das der Auslöser, der ihre Zukunft bestimmte? Sie hatte die Streitereien ihrer Eltern immer wieder mitbekommen. Jeder dachte nur an seinen Job. Ihr Vater war Bankier. An ihre Mutter konnte sie sich nur wage erinnern. Eines Tages war sie nach einem großen Streit mit Claras Vaters gegangen. Clara war damals noch ein Kind, fünf Jahre alt. Sie sah ihre Mutter danach nie wieder und ihr Vater redete nicht mehr über sie. Das Mädchen wuchs danach bei ihrem Vater auf. Er ließ sich von der Mutter des Kindes scheiden.
Clara wuchs heran zu einer jungen Frau und bekam einen Job...ihren Traumjob...eine Beraterin und Verkäuferin für Hochzeitskleider in dem Brautkleiderladen "The right Dress" in der Stadt. Da brauchte sie wenigstens keine Angst zu haben, dass es da eine unendliche Treppe gab, mit der man nirgendwo ankam, um ihr die Tür zu ihrem Glück öffnen zu können. Es gab nur eine Menge weißer Brautkleider in verschiedenen Ausführungen auf vielen Bügeln an den Stangen aufgehängt. Wenn die Sonne auf sie schien, hatte man das Gefühl, dass man geblendet werde.
Eines Tages betrat Veronica, die zukünftige Misses Braven, den Brautladen und suchte dort für ihre Hochzeit das richtige Brautkleid. Clara nahm sich ihrer an. Doch das Blatt sollte sich bald darauf für Clara zum Guten wenden, denn durch Veronica und ihrem Mann Alexander taten sich ihr einige Türen auf, um ihrem Traum ein Stück näher zu kommen. Endlich bekommt sie einen Einblick, was für Kreise ihre Träume aus Kindertagen ziehen können.
Von da an lebt Clara nur noch für ihren neuen Job...
Weddingplanerin
in der Agentur "Braven & Channing".
Wird für sie auch eines Tages dieser große Tag kommen?
Drei Monate später:
"Haben wir auch an alles gedacht?", sprach Clara zu sich selbst, als sie auf dem Parkplatz an diesem sonnigen, leicht windigen Morgen, an ihrem Honda mit ihrem Oberkörper an der Motorhaube angelehnt, vor dem Geschäftsbüro von "Braven & Channing" stand. Sie hatte ihr Samsung - Handy auf der Motorhaube ihres schwarzen Hondas abgelegt und daneben ihr großes Notizbuch aufgeschlagen. Mit der linken Hand hielt sie die linke Heftseite fest, damit der leichte Wind nicht alles verblätterte. Die Sonne wärmte die Motorhaube und Claras Arbeitstag schien ein guter Tag zu werden. In der anderen Hand hielt sie ihren Stift und zeichnete alles mit einem schwarzen Haken ab, was sie bereits erledigt hatte.
Ihr langes, schwarzes, dichtes, dickes, glattes Haar reichte bis zur Rückenhälfte und war heute zu einem strengen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie trug einen Stiftrock in der Farbe Beige und darüber eine weiße Bluse. An den Füßen trug sie beige Pumps mit einem Absatz von zehn Zentimetern in Größe achtunddreißig. Clara Channing war achtundzwanzig Jahre alt und arbeitete seit zwei Jahren erfolgreich in einer Agentur für Event - und Weddingplaner. Ihr zur Seite standen ihre Chefin und ihr Chef, und mittlerweile beste Freunde, Alexander und Veronica Braven. Die beiden waren bereits fünf Jahre verheiratet.
***
Clara arbeitete damals in einem Brautladen "The right Dress", in dem Veronica ihr Hochzeitskleid fand und gekauft hatte. Clara hatte sie damals bestens beraten und war darin mit voller Leidenschaft aufgegangen, zeigte Ausdauer und Wertschätzung, sowie ausgezeichnete Beratung. Vor allem zeigte sie Veronica ihr großes Interesse daran, damit die zukünftige Misses Braven ein Kleid fand, in dem sie sich einen ganzen Tag lang wohl und glücklich fühlte...wie eine richtige Braut, die ihren schönsten und wichtigsten Tag in ihrem Leben feiern sollte.
Das gefiel Veronica an ihr, ihre ehrliche, offene Meinung kund zu tun und ihre Kundinnen zur Zufriedenheit zu beraten ohne das Ziel und die Wünsche der Braut aus den Augen zu verlieren. Somit bat sie Clara höflich, wenn die große Feier vorbei sei, mit in ihrer Agentur zu arbeiten. Sie lud Clara damals auch an diesem besonderen Tag ein, um sich ein Bild davon zu machen, was in Zukunft auf sie zukommen mochte.Somit hatte Clara vorerst zwei Jobs: Vormittags arbeitete sie im Brautladen und Nachmittags war sie in der Agentur. Und wenn keine Hochzeiten am Wochenende statt fanden, hatte sie Samstags und Sonntags frei.
Das Handy vibrierte und Clara nahm es zwischen ihre Finger. Sie entsperrte das Display und legte das Handy an ihr rechtes Ohr. "Guten Morgen Miss Owen! Haben sie sich entschieden aus welchen Blumen ihr Brautstrauß bestehen soll?" Clara notierte sich ein paar Stichpunkte in ihr Heft. "Sollen das auch dieselben Blumen für die Tischdeko und Blumenkübel sein oder wünschen sie eine andere Wahl dafür?" Clara wollte ihre Kundinnen und Kunden stets zufrieden stellen und ihnen einen perfekten Tag präsentieren mit einer passenden, gewählten Location und mit frischen, gut riechenden Blumen...meistens waren es immer die Lieblingsblumen der Bräute, die für einen Strauß, für ein Gesteck für die Tische oder für ein Geflecht ausgewählt wurden oder Blüten ihrer Lieblingsblumen, die die kleinen Blumenmädchen vor sich her streuten.
"Die Einladungen waren für sie in Ordnung?...Haben sie es mit ihrem zukünftigen Ehemann abgesegnet? Wenn ja, kann ich sie nachher bei ihnen abholen und zum Drucken freigeben...Wir könnten sie auch per Email verschicken. Das wäre ein schnellerer Weg an die eingeladenen Gäste, da ihr euch kurzfristig für eine Heirat entschlossen habt. Dann sind sie viel schneller vor Ort. Wir stellen dann nur noch den Lesebericht der Email ein, damit wir auf Nummer sicher gehen können, dass sie auch wahr genommen wurden. Dadurch wäre eine kleine Rückmeldung der Gästeschneller garantiert. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zur Hochzeit....Ich treffe mich gleich mit dem Catering vor Ort bei der Location...Ja, ich melde mich bei ihnen, wenn ich dort wieder losfahre...Wir sehen uns dann heute Nachmittag gegen vier Uhr in der Kirche...." Clara nickte kurz auf eine Antwort in der Leitung. Sie klemmte sich das Handy zwischen Schultern und Ohr und notierte kurz ein paar Infos, die sie von dem zukünftigen Ehepaar soeben noch erhielt.
Sie hätte das Handy auch auf Laut stellen und auf die Motorhaube legen oder auf ihr Notizbuch ablegen können. Aber sie handhabte es gerne so. "Dann hätten wir alles soweit für heute besprochen, Miss Owen. Ich schaue gleich bei ihrer Location vorbei und schaue nach dem Rechten, wie weit die Vorbereitungen für Samstag voran geschritten sind. Danach komme ich zu ihnen...Lassen sie sich überraschen..." Clara segnete abermals etwas ab.
"Sind sie schon beide aufgeregt, Milla?", fragte Clara noch schnell nach. Sie konnte die vibrierende Stimme von Miss Owen am anderen Ende der Leitung hören. Manche sind die Ruhe selbst vor dem großen Ereignis. Andere wiederum sind aufgeregt und können sich auf nichts mehr konzentrieren und sind dann froh und erleichtert, wenn der große Tag endlich vorüber ist. Milla war wohl eine von denen, während ihr Bald - Ehemann die Ruhe selbst zu sein schien. Aber das kann sich noch ein paar Stunden vor dem Ja -Wort ändern.
Clara legte auf, nachdem sie sich von Milla verabschiedet hatte. Dann legte sie ihr Handy beiseite, überflog nochmal ihre Stichpunkte ihres Planes für den heutigen Tag und räumte alles zusammen und von der Motorhaube herunter. Sie öffnete die Beifahrertür und legte alles ordentlich auf den Beifahrersitz zu ihrer schwarzen Handtasche. Dann warf sie die Tür zu und lief um den Kofferraum herum. Auf der Fahrerseite stieg sie ein und tauschte ihre Schuhe gegen bequeme Ballerinas in Beige ein. Die Zehn - Zentimeter - Pumps aber stellte sie ordentlich vor den Beifahrersitz und startete den Motor. Sie schnallte sich an, verband ihren Honda - CD Player mit ihrem Handy mit Bluetooth und wählte ihre Playlist für die Fahrt aus, angefangen mit dem Song von Major Lazar & DJ Snake "Lean on". Sie drehte laut auf, setzte ihre Sonnenbrille auf und warf einen Blick in den Rückspiegel. "Na dann woll'n wir mal!", sagte sie zu ihrem Spiegelbild und fuhr aus der Parklücke des Gewerbegebietes zur Straße hin. Sie blieb an der Ausfahrt stehen, setzte den Blinker nach rechts an und wartete geduldig, bis die fünf Pkws von links vorbei gefahren waren. Als die Sicht frei war, fuhr sie auf die Straße rechts herum, passte sich der vorgegeben Geschwindigkeit an und sang und wippte auf ihrem Fahrersitz im Takt mit. Sie liebte Musik und tanzte auch leidenschaftlich gern dazu, aber nur, wenn ihr niemand dabei zusah.
Von unterwegs zur Location rief sie den Blumenladen über ihren Bordcomputer an, der sich auf dem gleichen Gewerbegebiet befand wie die Agentur. Für die Männer gab es ebenfalls ein Geschäft auf dem Gewerbegebiet, wo sie ihre Anzüge und passende Schuhe anprobieren, bestellen und kaufen konnten. Die Besitzerin des Blumenladens und die Bravens arbeiteten ebenfalls schon seit fünf Jahren zusammen. Sträuße, Gestecke und Blumenkörbe wurden dort bestellt und gemeinsam mit dem zukünftigen Brautpaar entworfen. Von der Agentur gegenüber gab es eine kleine Nähstube, die Veränderungen jeglicher Art anbot: Hosenbeine kürzen oder umnähen, Kleider, Röcke enger nähen oder erweitern, Gardinen und Vorhänge abändern und und und...und nicht zu vergessen: Anzüge und Hochzeitskleider passend verändern oder noch ein paar Kleinigkeiten annähen, wie Spitze, Tüll, Perlen oder kleine Röschen.
Alle Geschäfte darauf waren in einem großen Halbkreis angeordnet. Bepflanzte Blumenkübel und Beete zierten den Parkplatz. Mehrere große Birken und eine Weide, unter denen Bänke zu Verweilen im Schatten einluden, spendeten dem Parkplatz und den Geschäften auf dem Gebiet eine Menge Schatten. Für Clara war dies der schönste Ort und der schönste Job...ihr Traumjob, seit sie als Kind davon geträumt hatte. Alles drehte sich um das eine große Ereignis: die Traumhochzeit
Clara war glücklich, wenn sie einem frisch getrautem Ehepaar den Weg mit einer großartigen, unvergesslichen Party ins neue Leben ebnete und während der Vorbereitungen oder während der Feierlichkeiten neue Kunden an Land zog. Wie oft waren ihr die Tränen des Glücks und der Freude über ihre Wangen gerollt, wenn die Brautpaare ihre Reden, Versprechen und Gelübde vor dem Altar in den Kirchen oder in den Standesämtern bis zum großen Auftritt probten und die Organisation der Agentur ein voller Erfolg war.
Während ihre Kunden und Kundinnen arbeiteten, kümmerte sie sich mit Veronica und Alexander um die Gestaltung, Dekoration, Hochzeitstorte, Musik. Das Fotografieren übernahm Alexander und Veronica kümmerte sich um die Videos von der Feierlichkeit und Termin, ein Moderator, wenn angefordert, der alle durch den Abend führt mit einem kleinen Programm, Koordination, Kalkulation, einen geeigneten Catering - Service, einen Trauredner, das Makeup und die hochgesteckte, verzierte, gelockte Frisur der Braut und der Anzug des Bräutigams, für das Drucken der Einladungen.
Und das Allerwichtigste war für die Braut das überwältigende, umwerfende weiße Kleid, für den Bräutigam der Anzug und für das Brautpaar und deren Gäste eine Unterkunft im Hotel, Gasthaus, Pension und die passende Location für einen stressfreien, unvergesslichen, traumhaften Tag.
Und was manchmal für Männer ganz dringend nötig war: ein Tanzkurs für den Eröffnungstanz, damit der Bräutigam sich nicht vor seiner Braut, vor ihren und seinen Eltern und vor den Gästen blamierte.
Das Alles wurde jedoch mit dem Brautpaar vor dem wichtigen, großen Tag in einem längeren Zeitraum besprochen und abgesegnet. Nur der Tanzkurs für den Mann, der war heimlich, um die Braut damit zu überraschen. Jeder weitere Wunsch wurde notiert und festgehalten. Letztendlich gab es für alles ein Budget, das eingehalten und ausgegeben wurde.
Auf der Landstraße war es recht ruhig, kein großer Verkehr. Clara fuhr mit ihrem schwarzen Honda hinter zwei PKWs und behielt die vorgeschriebene Geschwindigkeit bei. Ihr Blick fiel ab und zu in den Rückspiegel oder in den Seitenspiegel der Fahrerseite, ob sich Motorräder, Busse oder LKWs näherten. Sie erschreckte sich nämlich jedes Mal, wenn eines dieser lauten, großen und schnellen Fahrzeuge sich hinter sie setzte und sich zum Überholen bereitmachte.
Sie fuhr nicht gern im Windschatten, denn dann wurde sie etwas in ihrem Honda hin und her geschüttelt und sie drosselte deswegen immer wieder die Geschwindigkeit. Sie hasste es, solche langen, unbekannten Strecken allein fahren zu müssen. Manchmal wünschte sie sich, dass jemand neben ihr auf der Beifahrerseite saß und mit ihr gemeinsam diese Touren bewältigte. Stella könnte ja vielleicht mit ihr fahren. Stella war die Visagistin und Friseuse der Agentur, die ihren Salon in der Agentur hatte. Beide Parteien waren mit einer Glastür getrennt. Trat man in die Agentur ein, bog man rechts ab und stand zehn Schritte weiter vor der Glastür des Friseur- und Beautysalons.
Bei ihrem nächsten Blick in ihren Rückspiegel näherte sich von ganz hinten ein schwarzes Cabriolet. Es kam schnell und zügig heran. Clara wurde unruhig auf ihrem Sitz. Wieder so ein Raser, der denkt, ihm gehöre die Straße. Und das Fahrzeug des Herannahenden schwenkte knapp hinter Clara aus und überholte sie ohne den Blinker anzusetzen. Der Fahrer fuhr kurz auf gleicher Höhe mit Claras Honda und würdigte ihr eines Blickes aus dem Beifahrerfenster und lächelte sie an. Dann gab er Gas und zog an ihr gänzlich vorbei.
Er machte sich wohl einen Spaß daraus und drückte beim Überholen auf seine Hupe. Clara zuckte bei der Lautstärke innerlich zusammen. "Ui!", kam es aus ihrer Kehle erschrocken heraus. Der Raser hörte erst damit wieder auf, als er an der Spitze fuhr. Danach gab er nochmal ordentlich Gas und verschwand aus den Blicken der anderen Fahrer, auch aus Clara ihrem.
"So ein Idiot!", fluchte sie laut und hielt sich wieder mit beiden Händen am Lenkrad fest. Sie hatte vor Schreck eine Hand zurückgezogen, als der Raser die Huperei begonnen hatte. "Dem wünsche ich in der nächsten Kurve einen Crash, dass ihm dieses erbärmliche Grinsen vergeht! Angeber!", brüllte sie über ihr Lenkrad Richtung Frontscheibe. "Nur weil er ein Cabriolet fährt, heißt das noch lange nicht, dass ihm die Straße gehört!", murmelte Clara nun vor sich leise fluchend hin. Sie drehte das Radio etwas lauter und sang den nächsten Song ihrer Playliste von den Bee Gees laut mit: "This is the night fever, night fever...", und fuhr weiter die Straße entlang.
Wörter 2479
Auf dem Parkplatz des Strandhotels herrschte reges Treiben. Der Catering - Service war heute vor Ort, um mit Clara und dem Koch der Hotelküche das Menü und die Speisenfolge zu besprechen, das Essen, das Braut und Bräutigam ausgewählt hatten.
Eine Mitarbeiterin vom Blumenladen war ebenfalls anwesend, damit Clara mit ihr über die Anzahl der Blumenkübel, die zu bepflanzen waren, reden konnte. Auch für die Tischdeko musste gesorgt werden. Selbst das Hotel half mit Tischen, Stühlen und Bänken aus, die sonst für solche Anlässe gelagert wurden. Alle waren voll bei der Arbeit für dieses große Ereignis am kommenden Wochenende.
Clara öffnete ihre Autotür, streckte ihren rechten Arm nach der Beifahrerseite aus und griff nach ihren beigen Absatzschuhen. Sie wechselte die Ballerina gegen sie aus und stellte die flachen Schuhe ordentlich vor den Fahrersitz, um sie später wieder anzuziehen, wenn sie nach getaner Arbeit nach Hause fuhr.
Clara klemmte sich ihren Schreibkram unter ihren linken Arm, stieg aus und hatte gerade ihren Schließmechanismus per Fernbedienung betätigt, als sie hinter sich auf dem Parkplatz einen Motor laut aufheulen hörte. Sie sah über ihre linke Schulter. Der Wind wehte ihr ein paar Haare ihres Pferdeschwanzes in die Stirn. Mit ihrer rechten Hand warf sie sie wieder über die Schulter nach hinten.
Es näherte sich ein schwarzes Cabriolet in einem Affenzahn, dessen Scheinwerfer leuchteten. Er setzte den Blinker für das Links - Abbiegen und zog das Auto scharf nach Links mit quietschenden Reifen herum und fuhr nach hinten auf das Gelände des Hotels, wo die Parkplatz für Angestellte sich befanden.
Clara sah ihm nach. War das nicht das Fahrzeug, das sie vorhin überholt hatte mit diesem widerlich, grinsendem Idioten? Nein, sicher nicht! Es gab noch mehrere Modelle von dem Fahrzeug, auch in dieser Farbe. Und das Nummernschild hatte sie sich auch nicht angesehen. Das wäre ja wohl ein Unding, wenn das der Fahrer von vorhin wäre. Clara verschwendete keinen Gedanken mehr darüber. Sie war zum Arbeiten hier, denn bis Samstag dauerte es nicht mehr allzu lang. Also mussten sich alle sputen.
Clara setzte ihre Sonnenbrille auf und mit der linken Hand hielt sie ihr Handy fest. Ihre Aktentasche klemmte sie sich unter ihren rechten Arm. Als sie die Lobby betrat, sah sich darin um. Sie entdeckte mehrere Palmen in großen Terrakotta - Töpfen an großen Säulen stehen, die bis an die Decke gebaut waren, erregten ihre Aufmerksamkeit. Wände, Säulen, die Decke der Lobby und der Fußboden waren in der Farbe des Sandes gehalten. Die Empfangstheke war in einem hellen Braunton anzusehen. Es war eine halbrunde Empfangstheke.
Ein älterer, etwas rundlicher Mann in einem schwarzen Anzug und einem ergrauten Haarkranz um seinen Kopf, sowie ein Schnauzbart, der sein Gesicht zierte, kam auf sie zu.Als er vor ihr zu stehen kam, fragte er sie: "Guten Morgen! Sind sie Miss Channing von der Agentur Braven & Channing!", Clara beäugte ihn neugierig, bis sie antwortete: "Ja, die bin ich! Sind sie...Sind sie Mister Mario Banks?..." Er nickte mit einem freudigen, herzhaften Lachen.
"Guten morgen! Ich hoffe, ich komme nicht zu spät, Mister Banks!", fragte sie ihn etwas aufgeregt, denn sie hatte eigentlich seine Frau erwartet. Sie gedachte Clara herum zu führen und alles zeigen. Doch in letzter Minute war sie von dem Termin abgesprungen. Clara gab ihm ihre rechte HAnd zur Begrüßung und er drückte sanft zu und lächelte sie beherzt an.
"Ja, der bin ich! Willkommen im Hotel Summerbeach. Wir haben heute morgen miteinander telefoniert, Miss Channing! Tut mir leid, dass meine Frau mir kurzfristig die Aufgabe auferlegt hat, sie mit allem vertraut zu machen. Sie hat etwas Wichtiges vergessen einzukaufen. Meine Frau weiß, dass sie heute kommen. Nach unserem Telefonat hab ich sie gleich verständigt. Doch ihr fielen tausend Sachen ein, die sie noch schnell erledigen muss. Und sie ist auf und davon. Sie bat mich sie herum zu führen. Na kommen sie! Legen wir gleich los.", entschuldigte er seine Frau und fragte Miss Channing amüsiert: "Sind sie schon etwas aufgeregt? Hier wird es am Wochenende rund und laut zu gehen."
Clara steckte ihr überraschtes Gesicht weg und legte eine freundliche Miene auf. "Wir können nur hoffen, dass das Wetter mitspielt, Mister Banks!..."
"Kommen Sie Miss Channing!", und sie folgte ihm. Es war ein Katzensprung vom Hotelhaupteingang bis zum Empfang, an den er Clara nun führte.
"Machen Sie sich keine Sorgen Miss Channing! Es wird ein strahlender Sonnenschein und außerdem soll es warm werden!" Dann ließ er sich von dem Burschen am Empfang die Post aushändigen. "Bitte schön Miss Channing! Hier entlang!" Mister Banks geleitete Clara noch bis zum Salon, durch den sie auf die Terrasse und zum Strand gelangte, wo bereits alle emsig für die Hochzeit arbeiteten.
"Wie ich sehe, sind Sie mit den Vorbereitungen gut vorangekommen, Mister Banks!"
"Ihre Anordnungen, die Sie meiner Frau gemailt haben, waren klar und deutlich, Miss Channing!", belächelte er charmant die Situation.
"Es ist schön hier zu sein. Es ist ein wundervoller Ort, um zu heiraten.", und sie ließ ihre Augen durch die Lobby schweifen. "Ihre Lobby gefällt mir...der Farbton Terrakotta ist gut gewählt für ein Hotel am Strand Mister Banks!", bevor sie den Salon betrat.
"Ich freue mich sehr, ihnen meinen Strand und das Hotel für die Hochzeit zur Verfügung zu stellen, Miss Channing! Es ist mir eine große Ehre, von Ihnen ausgewählt worden zu sein! Sie haben ein gutes Auge für so etwas!", schwärmte der Hoteldirektor.
"Sie schmeicheln mir Mister Banks! Aber ich danke Ihnen für dieses Kompliment!", bedankte sich Clara bei ihm mit einem trauten Lächeln im Gesicht.
Mister Banks schaute auf sie herab und lächelte sie charmant an. "Sagen sie mir, was sie für die Hochzeit benötigen und ich werde sehen, was ich für sie und die Hochzeitsgesellschaft tun kann.", bot er ihr seine Hilfe an.
"Oh! Da wäre eine ganze Menge, die ich von ihnen benötigen könnte! Ich brauche Zimmer. Hier ist die Liste für die Übernachtungen." Clara öffnete ihren Ordner, zog ein bedrucktes Blatt heraus und gab es Mister Banks. Er griff danach und überflog es kurz.
"Damit werde ich gleich die Zimmer herrichten lassen. Vielen lieben Dank Miss Channing!", zwirbelte er nebenbei an seinem Schnauzer.
"Ihren Koch würde ich mir auch gern ausleihen dürfen. Mein Catering - Service kocht in ihrer Hotelküche die Menüs und könnte die Hilfe und Kochkünste ihres Meisterkoches gebrauchen. Ihre Frau gab uns per Mail dafür ihre Bestätigung ihre Küche zu nutzen!", und sie händigte ihm das Schreiben seiner Frau aus. Er sah ebenfalls kurz auf das Stück Papier. "Mister Banks! Wir werden noch Belehrungen und Regeln durchgehen müssen. Am besten ist es, wenn wir alle versammeln, damit einer nicht am Ende sagen kann, er wüsste von nichts oder hätte noch nie von irgendetwas gehört! Haben sie vielleicht einen großen Konferenzraum für uns, Mister Banks?", begann Clara höflich mit dem Hoteldirektor zu verhandeln.
"Ja sicher haben wir den! Mein Sohn Parker müsste hier bald aufschlagen, der Ihnen den Konferenzraum zeigen kann. Er kümmert sich um das Geschäftliche hier im Hotel. Schließlich übernimmt er das alles hier einmal. Sie können Ihn auch bei jeder Gelegenheit um Hilfe bitten!", konnte er hocherfreut berichten.
"Danke sehr!", und Clara folgte ihm stutzig durch den Salon. Sein Sohn? Der Mann hatte noch einen Sohn? Oh Gott! Der Mann hat noch Kinder! Na das kann ja heiter werden!, dachte sich Clara ganz leise in ihren Gedanken.
Der Salon war weiß angestrichen. Hier waren ebenfalls wie in der Lobby mehrere Säulen vom Boden bis zur Decke. Bodentiefe Sprossenfenster mit weißem Rahmen luden die Gäste ein, die Aussicht zum Strand und Meer zu genießen. Weiße Möbel befanden sich darin, runde Tische mit weißen Tischdecken, weiße Stühle und ein weißes Büfett mit weißen Tischdecken standen für die Hochzeit bereit. Lange, weiße Schals, mit einem leichten Touch Sandfarbe, hingen an goldenen Gardinenstangen von der Decke bis zum Boden herab. Mister Banks führte sie zum Salonausgang zur Terrasse hin, nachdem Clara sich im Salon umgesehen hatte und versprach ihr, später nochmal nach ihr zu sehen. "Ich lasse sie jetzt allein mit ihrer Arbeit, Miss Channing! Falls sie etwas benötigen, schicken sie bitte nach mir.", und er ließ sie allein zurück, nachdem sie sich noch bei ihm bedankt hatte.
Nun stellte sie sich die Frage, wie weit man mit den Vorbereitungen am Strand war. Wir werden sehen.
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Clara sah dem Hoteldirektor noch nach, wie er durch den Salon zurück in die Lobby ging. Sie lächelte vor sich hin und starrte durch die verschlossene Sprossen bestehende Glastür hinaus auf die Terrasse. Danach öffnete sie diese und trat hinaus auf die Terrasse mit weißen Marmorfliesen am Boden. Weiße offene Sonnenschirme standen neben runden weißen Tischen und Stühlen. Sie fühlte sich wie in der Werbung für Raffaelo. Mister Banks mochte sicher die Farbe "Weiß", denn auch das Geländer um die Terrasse herum war in dieser Farbe angestrichen. Daran hingen bereits die weißen Bordüren aus Leinen für die Hochzeit und jeweils in der Mitte war eine rote Rose befestigt. Mein Gott! Mister Banks hatte keine Kosten gescheut für so eine luxuriöse Terrasse.
Clara schaute auf den Boden und zog sich lieber ihre Absatzschuhe aus. Sie fand es schade, mit ihren Schuhen auf dem Marmor herumzulaufen. Es könnten Kratzer durch ihre Absätze in den Marmor geschnitten werden. Also marschierte sie barfuß darüber hinweg geradeaus zur Treppe. Sie konnte die gespeicherte Wärme der Sonne auf dem Marmor unter ihren Füßen spüren. Sie verließ die Terrasse über die Treppenstufen zum Strand hinunter, wo sich die große Tribüne befand, auf der das Brautpaar am Wochenende, also in zwei Tagen, sich das Ja - Wort geben wird.
Links und rechts, von den Treppenstufen zur Terrasse, waren weiße Stühle, in jeder Reihe waren fünf und nach hinten weg in einer Achterreihe aufgestellt. Weiße breite Bänder zierten die Lehnen mit einer kleinen roten Rose und einem grünen Zweig daran. Insgesamt achtzig Stühle müssten nun stehen. Auf der Tribüne standen zwei große weiße Bögen, wie ein unbedachtes Haus. Doch oben drauf war ein großes weißes Schutzdach aus weißen Leinen gespannt worden. Die Pfeiler der Bögen waren ebenfalls mit weißen, dickem Leinen versetzt, umschlungen worden. Weiße Rosen mit einem grünem Zweig waren daran befestigt. Auch der Pult für den Redner, der das Paar trauen würde, war geschmückt mit Bändern und Rosen, in den Farben rot - weiß gehalten.
Ein Pult stand zwischen zwei großen, antiken, weißen Blumenvasen, in denen weiße und rote Rosen blühten und eins, zwei weiße und rote Bänder hinein geflochten. Der Weg von der Treppe der Terrasse bis zur Tribüne, war aus Holz, aus Douglasie, ungefähr einen Meter breit ausgelegt. Darauf wurde gerade ein weißer Teppich ausgerollt. Links und rechts vom Weg war ein Geländer aufgebaut worden, das soeben mit weißem, dicken Schleifenband verschönert wurde.
Clara hatte das alles von der Terrasse aus in Augenschein genommen und ging nun barfuß die Treppenstufen hinunter, um sich alles von Nahem anzusehen. Es war wunderschön anzusehen. Selbst Clara klopfte das Herz bis zum Hals, als sie ihre Blicke über die Vorbereitungen am Strand schweifen ließ. Sie war gespannt auf die Reaktion von Milla und Barkley, wenn sie das hier alles am Samstag zum ersten Mal sehen. Ja! Sie vertrauten Clara und der Agentur voll und ganz. Aber wie gesagt, es wurde alles abgesprochen. Clara trat vorsichtig mit dem rechten Fuß auf den ausgerollten weißen Teppich und dann mit dem Linken. Die linke Hand legte sie auf das Geländer, sie schloss ihre Augen und begann die Musik der Hochzeitszeremonie leise vor sich hin zu summen. Schritt für Schritt lief sie langsam im Takt, wie es die Braut immer zu tun pflegte, auf den Pult zu. Wieder sah sie sich in ihrem Kindheitstraum in einem weißen Kleid die unendlichen Stufen hinauf zur Kirche laufen. Leise versuchte Clara die Schritte der Braut im Kopf mitzuzählen, die sie von den Treppenstufen bis hin zur Tribüne zu überwinden hatte. Während sie die Schritte nach vorn wagte, konnte sie die kühle Brise des leichten Windes vom Meer her spüren, der ihr Gesicht streifte. Sie konnte das salzige Meer riechen und die Wellen heranrollen hören und wie sie an den kleinen Felsen in der Nähe des Strandes zerschellten. Es waren eine Menge Schritte bis zum Ja - Wort. Eine Menge Weg, um immer noch kalte Füße zu bekommen und beizeiten die Reißleine zu ziehen und abzuhauen. Aber das war bisher noch nicht vorgekommen. Solange Clara in diesem Geschäft war, noch nicht.
In ihren Gedanken hörte sie schon das "Ooooh!" und das "Aaaah!" und das Raunen der Hochzeitsgäste und den Beifall, den sie alle klatschen würden, wenn die Braut diesen langen Weg in Begleitung ihres Vaters zu ihrem zukünftigen Ehemann, der am Altar auf sie wartet, bestreitet und ihren Brautstrauß fest in ihrer linken Hand umklammert hält und die lange Schleppe hinter ihr her rauschte. Genau wie solche Sätze:
"Oh! Was für ein schönes Kleid!..."
"Die Frisur sitzt wie angegossen!..."
"Sie sieht fabelhaft und wunderschön aus...makellos!..."
"Sie sieht aus wie eine Prinzessin...wie eine richtige Märchenbraut!..."
"Einfach nur traumhaft!", konnte sie schon in ihrem Kopf hören.
Miss Channing merkte, dass sie der Tribüne immer näher kam. Da sie in Richtung Strand aufgebaut war, konnte sie die etwas kühler werdende Luft auf ihrer Haut spüren. Sie blinzelte ein klein wenig durch ihre Augen und kniff sie wieder zu. Ein Florist, der auf der Tribüne die letzten Vorbereitungen traf, rief ihr zu: "Noch fünf Schritte, Miss! Dann kommen die Stufen zur Tribüne." "Ich danke ihnen!", rief sie freundlich mit geschlossenen Augen zurück. Somit wusste sie in etwa, wann sie anhalten musste, weil sie ja ihre Augen geschlossen hielt, um sich in die Lage der Braut versetzen zu können, wenn sie diesen Weg zum Altar bestreitet. Sie hörte noch, wie der Florist jemanden grüßte und sich dann wieder seiner Arbeit widmete: "Guten Morgen Mister!" Jemand hatte offenbar die Tribüne betreten. Sie zählte bis fünf, drehte sich mit der linken Seite zur Tribüne, als würde sie jemandem gegenüber stehen und begann leise zu flüsterten : "Wollen sie, Barkley Chambers, die ihnen angetraute Milla Owen zu ihrer rechtmäßigen.....", und dann ging sie den anderen Text durch. "Wollen sie Milla Owen...Barkley Chambers zu ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen? Ihn lieben und ehren...So antworten sie mit:
JA! ICH WILL!",
beendete sie ihre kleine Rede im Flüstermodus mit immer noch geschlossenen Augen. Und plötzlich bemerkte sie einen kleinen Windhauch mit einem Schuss Hugo Boss - Geruch. Es verwirrte sie etwas. Doch sie dachte, der Florist, der zu ihr gesprochen hatte, wäre an ihr vorbei und verließ die Tribüne. Plötzlich antwortete ihr jemand gegenüber, ganz nah, mit rauer, tiefer, fester Stimme auf italienisch an ihrem rechten Ohr:
"Si, lo so!...Ja! Ich will!"
Clara hielt die Luft an. Es war eine ihr fremde, unbekannte Männerstimme, die neben oder vor ihr diesen Satz flüsterte und dazu noch in einer anderen Sprache. Klang italienisch. Sie konnte seinen Atem nahe an ihrer Haut spüren...zu nahe möchte ich meinen. Verführerisch und erotisch zugleich stieg ihr sein Parfüm in ihre empfindliche Nase und sie schlug augenblicklich ihre Augen auf und sah sich gegenüber den Übeltäter stehen...Er war groß, circa einen Meter und Fünfundachtzig. Er hatte kurzes braunes, leicht gewelltes Haar. Er trug , ein weißes Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen hoch gekrempelt waren. Er trug eine schwarze Anzughose mit einem schwarzen Gürtel gehalten. Er war ganz leise neben ihr aufgetaucht und schaute auf sie herab, auf ihre einen Meter und dreiundsiebzig...mit seinen Händen in seinen Anzughosentaschen vergraben und musterte sie interessiert.
Sie wirkte viel kleiner ohne ihre Absatzschuhe, die auf der ersten Treppenstufe bei der Terrasse standen. Auch Clara besah ihn. Sein Oberkörper war muskulös und seine Augen waren...grau? Oder waren sie grün - grau? Clara war sich da nicht so sicher. Sie musterte ihn weiter mit ihren neugierigen Blicken. Was heißt hier musterte? Sie starrte ihn regelrecht an. Wer war er? Ist er ein Gast dieses Hotels? Er hatte dichte, lange, schwarze Wimpern und sein Gesicht zierte ein gut geschnittener, gepflegter Vollbart. Seine Lippen waren...leicht geschwungen. Sie hatte genug auf ihn gestarrt, schüttelte leicht ihren Kopf und fragte ihn verwirrt: "Ähm...Wie bitte?" Sie war über sich leicht verärgert, da sie ihn angestarrt hatte und legte ihren Kopf leicht geneigt nach links.
Doch der Mann verhielt sich still und seine Augen ruhten auf ihrem Gesicht. Ihm verschlug es wohl gerade die Sprache. Denn ihre grünen Augen funkelten wie grüne Smaragde. Er zog die rechte Hand aus seiner rechten Hosentasche, an dessen Armgelenk eine goldene Uhr saß und sah sie amüsiert an...und...Lächelte er sie etwa gerade an?
"Wer sind sie und was suchen sie hier?", fragte sie ihn, aber er lächelte nur in einem charmant fort und nickte mit seinem Kopf kurz zum Gruß. "Dasselbe könnte ich sie auch fragen, Miss!", und noch ehe sie antworten konnte, drehte er sich zum Gehen um.
Auf der rechten Seite neben den Stuhlreihen ging er langsam zum Hotel und setzte beiläufig seine Sonnenbrille auf. Sie starrte ihm noch einen Moment hinterher und schalt sich innerlich. Sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, sogar ihr Puls schnellte etwas nach oben, während ihr Herz ein paar Freudensprünge zu vollbringen gedachte und ihre Schmetterlinge im Bauch verlangten dringend nach Ausgang. Sie bekam noch mit, dass er sein Handy aus der linken Hosentasche zückte und eine Nummer wählte, bevor er es sich an sein Ohr legte. Er hatte bestimmt eine Freundin, die er gerade anrief, um sie womöglich zu fragen, wo sie gerade steckte oder was sie ohne ihn gerade tat. Seine rechte Hand steckte er zurück in die Hosentasche. Doch bevor er dies tat, fuhr er sich durch seinen Haarschopf, den er nun etwas durcheinander wühlte. Sein Haar war ja doch etwas länger, als Clara gedacht hatte. Er drehte sich noch einmal kurz zu ihr um und dann entschwand er ihren weit aufgerissenen, neugierigen Augen.
Wer ist er?
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