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Die Legende am stillen See

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11.11.24 23:35
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Im kleinen Ort Brookwood, versteckt in den dichten Wäldern, gibt es einen See, der von den Einheimischen nur "der stille See" genannt wird. Er liegt abgeschieden, umgeben von hohen, dichten Bäumen, die selbst an sonnigen Tagen kaum Licht durchlassen. Der See ist wunderschön, still und tief, doch seit Generationen kursieren über ihn düstere Geschichten.

In Brookwood erzählt man sich von einem jungen Mann namens Caleb, der dort vor Jahrzehnten ertrunken sein soll. Manche behaupten, er sei als Kind in den See gefallen und nie wieder aufgetaucht. Andere sagen, er sei von Leuten gemobbt worden, die ihn schließlich ertränkten, während sie ihre Spuren verwischten. Was auch immer die Wahrheit ist – Caleb sei verdammt, für immer in der Tiefe des Sees zu wandeln.

Manche behaupten sogar, dass er nicht nur als Geist existiert, sondern dass er in einer Art körperlicher Form am See herumstreift und auf Rache sinnt. Doch das sind nur Legenden ... oder?

An einem heißen Sommerabend beschloss eine Gruppe junger Leute, das Wochenende am stillen See zu verbringen. Leo, der Anführer der Gruppe, hatte von dem Ort gehört und glaubte nicht an die düsteren Geschichten. „Es ist nur ein See", lachte er, als sie ihre Zelte aufschlugen. „Und ich garantiere euch, dass wir die einzigen sind, die jemals dort sein werden!"

Seine Freunde – unter ihnen Sarah, Tom, Amy und Ben – folgten ihm zögernd, doch schließlich wurde die Stimmung lockerer. Die Nacht war warm, der Grill brannte, und bald schon hatten sie die Legenden vergessen. Sie genossen die Ruhe des Waldes und das sanfte Glitzern des Sees im Mondlicht.

Doch dann bemerkte Amy als erste, dass sich etwas veränderte. Der See, zuvor so still und ruhig, schien eine seltsame Schwere auszustrahlen. Die Luft war plötzlich kühl und klamm, und ein dumpfes Rauschen, wie das Atmen eines Unbekannten, drang aus der Dunkelheit.

„Habt ihr das gehört?" Amy zog die Augenbrauen zusammen und sah nervös zum See hinüber.

Die anderen lachten und zuckten die Schultern. „Komm schon, Amy", meinte Leo mit einem überheblichen Grinsen. „Das ist nur der Wind."

Doch Amy konnte den Gedanken an den Ertrunkenen Caleb nicht abschütteln. Sie wollte nicht allein zum Wasser gehen und beschloss, bei den anderen zu bleiben. Doch tief in ihrem Inneren spürte sie, dass etwas nicht stimmte.

Spät in der Nacht, als die Gruppe bereits in ihren Zelten lag, erwachte Ben durch ein seltsames Geräusch. Es klang, als würde jemand schwer atmen und langsam durch das Wasser waten. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, doch er beschloss, sich zu beruhigen und nachzusehen.

Ben schlich aus seinem Zelt und sah in Richtung See. Das Mondlicht beleuchtete das Wasser, das ruhig und schwarz war. Doch dann bemerkte er eine Silhouette am Ufer, eine große, massige Gestalt, die vollkommen still stand und direkt in seine Richtung starrte.

Ben öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Laut kam heraus. Die Gestalt schien ihn zu fixieren, als ob sie wusste, dass er da war – und dann bewegte sie sich. Langsam und lautlos kam sie auf ihn zu, das Wasser wirbelte um ihre Beine, doch kein Tropfen fiel zu Boden. Sie war bleich und starr, wie ein Körper, der seit Jahren im Wasser gelegen hatte.

Panik packte Ben. Er drehte sich um und rannte zurück zum Lager, sein Herz hämmerte in seiner Brust. Doch als er zurücksah, war die Gestalt verschwunden – als wäre sie nie da gewesen.

Er erzählte den anderen nichts davon. Er redete sich ein, dass es nur Einbildung gewesen war, doch der Schrecken hielt ihn wach. Er konnte spüren, dass sie nicht allein am See waren.

Am nächsten Morgen war die Stimmung angespannt. Sarah bemerkte tiefe Kratzspuren an einem Baum in der Nähe des Wassers. Die Rillen waren tief und breit, als ob jemand oder etwas seine Wut daran ausgelassen hatte.

„Das sind bestimmt nur Tiere gewesen", sagte Leo, doch selbst er wirkte unsicher. Tom, der ruhigste der Gruppe, runzelte die Stirn und musterte die Spuren.

„Es sieht nicht aus wie ein Tier. Die Abstände sind ... menschlich", murmelte er.

Amy war sich sicher, dass die Legende von Caleb etwas Wahres hatte. „Wir sollten hier weg", flüsterte sie. „Etwas ist nicht richtig an diesem Ort."

Doch Leo war entschlossen zu bleiben. Er verspottete Amy und Tom und versuchte, die Stimmung mit weiteren Späßen zu heben. Doch tief in seinem Inneren fühlte auch er sich unbehaglich.

In dieser Nacht beschlossen sie, ein Lagerfeuer zu machen und sich abzulenken. Die Dunkelheit kroch heran, und das Knacken des Holzes erfüllte die Stille. Doch bald bemerkten sie Schritte im Wald, das Rascheln von Ästen und das Knirschen von Laub. Es schien, als ob jemand sie umrundete, von der Dunkelheit verschluckt und unsichtbar.

„Ist da jemand?" rief Leo mutig. Doch die Antwort war nur das unheimliche Schweigen des Waldes.

Mitten in der Nacht wachte Sarah schweißgebadet auf. Sie hörte schwere Schritte direkt vor ihrem Zelt, und ein übler Geruch von fauligem Wasser drang in ihre Nase. Langsam und mit zitternden Händen öffnete sie den Reißverschluss ihres Zeltes – und starrte in ein Paar lebloser, glasiger Augen.

Es war Caleb, oder was von ihm übrig war. Sein Gesicht war bleich und aufgedunsen, als hätte er Jahre im Wasser gelegen. Er trug eine alte, zerschlissene Jacke, und seine Hände waren blutig und zerkratzt. Seine Lippen bewegten sich, doch kein Laut kam heraus.

Sarah schrie, und die anderen erwachten sofort. Doch Caleb bewegte sich mit unheimlicher Geschwindigkeit. Er packte sie mit einer unmenschlichen Kraft und zog sie hinaus ins Freie. Die anderen versuchten, ihr zu helfen, doch Caleb war wie ein Schatten, der sich durch ihre Hände wand. Sie sahen nur noch, wie Sarah von der Dunkelheit verschluckt wurde, und dann war alles still.

 

Leo, Tom und Amy verbarrikadierten sich im letzten verbleibenden Zelt. Ihre Herzen klopften wie wild, und sie hörten Schritte um sie herum, das leise Glucksen des Sees, als ob etwas Großes aus den Tiefen auftauchte.

Plötzlich riss das Zelt auseinander, und Caleb stand vor ihnen. Seine Augen waren kalt und leer, seine Hände streckten sich nach ihnen aus. Tom schrie und rannte in den Wald, doch Caleb holte ihn mit unmenschlicher Geschwindigkeit ein. Amy und Leo sahen entsetzt zu, wie Caleb Tom in die Dunkelheit zog, bis nichts mehr zu hören war.

„Wir müssen weg von hier!" schrie Amy, und sie liefen gemeinsam durch den Wald, ohne zurückzublicken. Caleb verfolgte sie, lautlos und unaufhaltsam. Jeder Ast, jedes Blatt, jeder Schatten schien ihn zu verbergen, und als der Morgen dämmerte, wussten sie, dass sie nie wirklich entkommen würden.

 

Die örtliche Polizei fand später die verlassenen Zelte und die Spuren eines Kampfes, doch von den Jugendlichen fehlte jede Spur. Die Einwohner von Brookwood sprachen seitdem kaum mehr über den stillen See. Doch wenn der Nebel auf dem Wasser liegt und der Wind durch die Bäume pfeift, sieht man manchmal eine Gestalt am Ufer – ein bleiches Gesicht, das aus der Dunkelheit herausstarrt.

Die Legende von Caleb wurde fortan von Generation zu Generation erzählt, und jeder, der vom stillen See hörte, wusste, dass er die Ruhe dieses Ortes besser nicht stören sollte.

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Genevieves Profilbild Genevieve

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Kapitel: 7
Sätze: 73
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Kurzbeschreibung

Im kleinen Ort Brookwood, versteckt in den dichten Wäldern, gibt es einen See, der von den Einheimischen nur "der stille See" genannt wird. Er liegt abgeschieden, umgeben von hohen, dichten Bäumen, die selbst an sonnigen Tagen kaum Licht durchlassen. Der See ist wunderschön, still und tief, doch seit Generationen kursieren über ihn düstere Geschichten.

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