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Suprum

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09.08.19 15:28
18 Ab 18 Jahren
In Arbeit

Vertrau mir ____ , Papa ist da, er und die Anderen werden immer
für dich da sein. So lange du lebst.“


Ein kleines, für dich ziemlich spitz aussehendes, hämisches Grinsenbreitete sich auf deinen sonst so sanften und warmen zügen aus. Denn all diese Worte, all diese Versprechungen, diese Lügen,wie du sie aus deiner Verzweiflung und Trauer aus nanntest, fraßen sich seit einer Zeitspanne , die dir das Leben ohnehin schon so schwermachten, immer mehr auf und formten dich zu etwas, das du normalweise mehr als nur abstoßend finden würdest.


Doch dir einreden alles würde eines Tages wieder besser werden, würdest du nicht. Dir reichte die Kraft einfach nicht aus. Du warst
zu kaputt, auch wenn man es dir nicht ansah.

Wie eine Porzelanpuppe mit einem wertvollen Schatz verborgen, deren wahrer Inhalt zerbrochen und zerstört war, während die äußere Hülle so schön und rein glänzte wie eh und jeh. Tränen sammelten sich in deinen Augenwinkel, tropften und durchnässten dein neues, viel zu teuer aussehendes Kleid, das so gar nicht zu dir passte, als deine Fingernägel sich schon darin verborten und auf diesen rumkneteten, bis dir wieder einfiel, von welchem Geld es dir gekauft wurde.

Wie durch ein unsichbares Zeichen hin wurde dein Schluchzten abgehackter und lauter.


Lügen. Alles was dein Vater dir bisher erzählt hatte waren Lügen. Zum Teufel mit den Leuten, die sich die ganze Trauerfeier über an dich geklammert hatten und so taten, als wären sie die Kinder deines Vaters und nicht du. Nur, um dich die ganzen, restlichen Monate an wie Luft zu behandeln, weil sie nicht wussten was sie nun mit dir anzufangen hatten, denn sie hatten weder Geld noch Platz. Das du dort rauswolltest, nicht jeden Tag auf das Bett deines geliebten Vaters starren
wolltest, welches später auch zu dem Schauplatz seines Todes werden sollte, schien sie nicht zu interessieren. Nicht mal als sie deine Schreie und dein Wimmern hörten. Sie waren immer schnell davongelaufen und hatten den Blick gemieden wenn sie über deinen Hof gelaufen waren, wenn nicht sogar geflüchtet.


Wenn dein Vater, dein Daddy das sehen würde, würde er sich im Grab rumdrehen. Zumindest wolltest du das glauben, denn allein
sich mit dem Gedanken abzufinden, das dein Vater mit dieser Behandlung einverstanden wäre, nachdem diese Leute sich bis zu
seinem lezten Lebenstag in seine Wände eingenestet hatten wie Fliegen, ihn und dich bekochten, versuchten lustige Geschichten aus seiner Jugend zu erzählen, machte dich noch mehr kaputt als du es eh schon warst. Also risst du dich am Riemen, starrtest auf die grünen Wiesen, verwilderten Wälder und verabschiedetest dich sogar von dem schlammigen Boden. Du würdest es so vermissen.


In einem Moment, indem du die Stille
nicht mehr aushielst, tatst du in deinen sturen Augen etwas sehr dummes. Deine Finger bohrten sich erst etwas fester in das Kleid,
bevor du dich dem Kutschfahrer zuwantest, der in der ganzen Fahrt zwar immer wieder einen Blick zu dir nach hinten geworfen , aber
sonst nie irgendeine andere Regung von sich gegeben hatte. Tief in deinem Inneren wusstest du das dein Vorhaben ein sinnloses
Unterfangen war, aber du hieltest es nicht mehr aus. Der stechende Schmerz des Abschiedes in deiner Brust. Das Bild des toten,
eingefallenen Körpers deines Vaters wann immer du deine Augen schlosst, die Tatsache, das du nun so weit von ihm fort warst. Dein
schmerzender Hintern. Doch vor allem, diese gottverdammte Stille die dir das Gefühl gab
ein Vieh, oder noch schlimmer, nur Luft zu sein.


Und wenn du schon nicht davonlaufen konntest, oder sie dich in den Arm nahmen und sich fest an sich drückten, so wie immer, wenn du als kleines Kind traurig warst, sollten sie wenigstens noch mit dir reden.


„Wann sind wir da?“, deine Stimme wurde abgehackter, schwächer, als du unruhig auf der Hinterbank der Kutsche hin und herrutschtest, da diese mehr als nur hart und unbequem war. Keine Antwort, nicht mal
der Atem des alten Mannes war zu hören, obwohl dieses alte Holzeil mehr als nur klein und spärlich gebaut war.


Freddy!“, gabst du deiner Stimme nun einen noch verzweifelteren Ausdruck als vor wenigen Sekunden, worauf der alte Mann grunzte. Das einzige, was man von diesem verschlossenen Mann zu hören bekam, denn er sprach nicht, niemals. In einem weiteren, schwachen melodramischen Ausfalls deinerseits, dachtest du daran, wie du vor noch nicht mal vor einem Jahr in seinem Laden gestanden hattest. Damals hatte er auch nur ein Grunzen von sich gegeben, doch er hatte dir wenigstens ein ehrliches
Lächeln geschenkt und hatte schweigend deinen Auftrag notiert. Nun aber zuckten nur seine Schultern und seine von altersbefleckten
Hände, die die Zügel für einen kurzen Moment fester umgriffen und genau in diesem Moment wusstest du, das ihm das genau so wehtat wie dir, also lehntest du dich gegen die harte Holzlehne und starrtest in den Himmel, der sich nun in ein leuchtendes rot verfärbte.
Spätnachmittag. Du würdest in der frühen Nacht ankommen.



***


All die sagenhaften Geschichten, denen du als du ein kleines Kind warst gespannt und ehrfürchtig gelauscht hattest, waren in deiner
kleinen aber doch zerstörten Welt mal wieder gelogen.


Du warst schon mal da? Und wie war es, Daddy?“

Daddy lachte herzlich und strahlte dich fröhlich an. Seine Wangen glühten von dem Wein, für den er sehr viele Monate gespart hatte, um ihn sich leisten zu können. Seine Augen funkelten aufgeregt, ebenso wie deine.


Ihr beide wusstet, was jetzt kommen würde: er würde dir wiesooft die Geschichte erzählen, wie er deine fremde, aber gleichzeitig so
geliebte Mutter kennengelernt hatte. In London, die große, fantastische Welt der Wunder, die sich in deinen kleinen, naiven und
kindlichen Gedanken in dein persönliches Märchen verwantelte. Vor deinem inneren Auge schwammen Bilder von  Herren mit Anzug auf, die jede Dame freundlich anlächelten, alte und junge Frauen die lachten
und auf Bällen tanzten, herum.


Es war das  Abenteuer  meines Lebens, ___. Soll ich sie dir erzählen? Von dieser traumhaften Stadt?“


London war nicht traumhaft. Sie kam nicht mal annähernd an deinekindliche Vorstellung an, die dir bis Dato die Welt bedeutetet hatte
und wieder in kleine Scherben zerviel.

Sie war dreckig und stank. Nach Urin, Schweiß und anterwertigen Dingen die den menschlichen Körper auf die verschiedesten Arten und Weisen verlassen hatten. Grau und dunkel waren die Straßen, eingeengt und sich bis aufs Haar gleichend, standen die Häuser
aneinander. Keinerlei Licht brannte, kein Mensch schien auf diesem Boden wandeln zu wollen, obwohl sich so viele deiner Spezies auf diesen ehemaligem Fleckchen Land zusammenpressten wie Hühner auf der
Stange.


Doch das, was dein landliebendes Herz am allermeisten vermisste war der Gesang der Grillen, das Meckern einer Ziege, oder den Aufschrei einer Kuh, wenn sie sich gegenseitig erschreckten. Nichts als die grusligste aller dir bekannten Formen der Stille breitete sich wie
eine Glocke über dir aus, sodass du verzweifelt dem sanften Aufschlag der Hufen des Gaules lauschtest, wann immer dieser den streinigen Boden berührte. All die Momente und Eindrücke, die dich beinahe zermalmten, schienen in qualvoller Zeitlupe auf dicheinzupreschen, doch wie es eben so mit der Welt war, drehte sie sich weiter und weiter, während du dich nur tiefer in denen langen Wollschal, den du dir vor kurzer Zeit um den Hals geschlungen hattest, an dich drücktest.


Wie Dampf stieg dein Atem empor, tantze aus der alten Holzkutsche heraus und kamen schließlich nur zuckend, als du husten musstest.


Wie auf Knopfdruck begann schon deine Lungenflügel zu schmerzen und genau ab diesem Zeitpunkt wusstest du den wahren Grund, warum hier so viel mehr Menschen starben als auf deinem geliebten Land. Vieren und antwerweitigere Erreger breiteten sich wie ein Laubfeuer in der Stadt aus, Dreck ließ alles nur noch viel schneller entzünden.


Langsam blickte Freddy wieder zu dir nach hinten, doch du konntest ihn wegen der schemenhaften Dunkelheit nur noch Umrisse wie seine knollige Nase, oder seine immer fettigen Haare sehen, die seine ganzeStirn verklebten und nur ein paar Sekunden später hielt er die Zügel fester in die Hand, keuchte wie ein Astmatiker und trieb das armePferd an schneller zu laufen, sodass ihr langsam aber sicher von diesem grusligen Ort verschwandet.


Kalt war die Luft, die deine Haare im Wind und deine Augen schließen ließ, bis du schließlich die erste Lampe an diesem Abend endecktest und wusstest, das du dich nun im sicheren Zentrum der Stadt befandest. Das das, was du vor wenigen Augenblicken so angeekelt angestarrt hattest, das äußerste Stadtteil war. Dort wo die Armen, die noch schlimmer dran waren als dein Dorf, wohnten. Innerlich schauernd blicktest du nun direkt auf den großen Turm mit der Uhr, die gerade mal 19 Uhr schlug und  deine Welt wurde durch die wenigen Lichter wieder etwas freundlicher. Du konntest geschlossene Läden, wie zum Beispiel das einer scheinbaren, französischen Schmeiderin , oder einem Schuster sehen. Sogar ein kleines Café und ein zugeklebtes Fläckchen Steinboden, wo die Händler frühmorgens höchstwahrscheinlich ihre Läden aufbauten und verheiratete Frauen Eier, Brot, Gemüse und sonstige Zutaten die sie zum kochen und backen brauchten einkauften.


Ein kurzes, diesesmal echtes Lächeln breitete sich auf deinen wunderschönen Lippen aus. Es war schön, sich die herzerwärmenden
Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen und doch wirklich mal wieder etwas positiv in die Zukunft zu blicken zu können. Sanft schlosst du die Augen und enspanntest dich, als doch wirklich ein Reisender
blicken ließ und ein erschöpftwirkendes „Grüßgott“ von sichgab, ehe er wahrscheinlich in sein Anwesen ritt. Vielleicht, so glaubtest du, war London gar nicht mal so schlecht und nur in der Nacht unheimlich, denn in dieser trieben Dämonen ihr Unswesen, Geister und die Unterwelt. Doch Tagsüber würde Gott über dich wachen und die Sonne würde alle Schattenwesen verscheuchen.

Die positiven Gedanken und Gefühle siegten, zumindest so lange, bis der alte Schreiner wieder abbog, in Richtung einer katholischen
Kirche und schließlich auch dem Kinderheim. Du seufztest leise und schlosst die Augen, atmetest nochmal tief die ungewohnte, kalte
Stadtluft ein, als Freddy sich – wie sollte es auch anders sein, sich wortlos aus der Kutsche hiefte und die Tür von deiner Seite aus öffnete, ehe er etwas Heu, das die ganze Zeit zu seinen Füßen gelegen hatte, in einen Eimer, der vor dem Gebäude stand damit
befüllte und es dem armen Tier vor die Nase setzte.


Wie würde dein zukünftiges Leben wohl aussehen? Würdest du nun nur bis zu deiner Volljährigkeit im Kinderheim leben und gleich nach deinem Geburstag irgendwo als Hausmädchen eingestellt werden? Würden
deine zukünften Versorger dir irgendeinen Mann vorsetzen, oder würdest du ab diesem Zeitpunkt deines Lebens hier verweilen und
ihrgendwann mal als Kindermädchen arbeiten?


Nichts anderes als die nackte Zukunftsangst breitete sich in deiner Brust aus und wurde nur durch Freddy unterbrochen, der dir mit einem
Kopfnicken zu verstehen gab, das du dich gefälligst aus dieser Kutsche bewegen solltest, also schlosst du die Augen, versuchtest die Tränen zurückzuhalten die über deine Wangen rinnen wollten und
stapftest müden Schrittes in Richtung Haustür.


Deine Knochen schmerzten, genau wie dein Hintern vom langen sitzen in diesem unbequemen Ding, während dein Herz so laut pochte, das du es selbst hören konntest, bis dich der alte Mann nun endlich von deinem
Leiden erlöste und klopfte. Dann passierte wenige, für dich aber schmerzhaft langezogene Minuten gar nichts, bis dann endlich die Tür aufgerissen wurde. Erdbraune, strenge Augen starrten direkt in deine,
während sich die muskelbepackten Arme der maskulienen Frau zu einer Brezel formten. Freddy gab mal wieder keinen Mux von sich, was die Frau anfang vierzig dazu brachte, unruhig mit ihrem Fuß auf den Boden zu stampfen und sogar genervt zu knurren.


Eine kurze, für dich mehr als unengenehme Stille breitete sich zwischen euch dreien aus, in der dich die rubuste Frau in den Boden
starrte und so aussah, als würde sie gleich vor dich treten und dir deinen blanken Arsch versohlen wollen. Ohne es zu wollen zucktest du zusammen. Mit dieser Frau war definitiv nicht gut Kirschen essen.


„Na? Was wollt Ihr?“, ihre rauchige und vom russischen Akzent angehauchte Stimme ließ dein Hals trocken werden. Diese Frau hatte
einfach ihre Dominanz die jeden dazu brachtesich klein und hilflos zu fühlen, mit Löffeln gefressen. Doch ihr beiden antwortet immer noch nicht. Er, weil er niemals sprach und du, weil du einfach so maßlos
überfordert warst. Das Kindermädchen seufzte genervt und agressiv auf, bis sie sich zum ersten Mal an eine Person witmete, die dir bis Dato nicht aufgefallen war, doch nun , da sie sich nun nicht mehr hinter Tür versteckte, sondern ihren Vormund das alte Nudelholz in die Hand drückte und dir frech die Zunge raustreckte, sahst du ihre Kurzhaarfrisur, die dich an einen Jungen erinnerten und ihr langes Kleid aus Jeansartigem Stoff nur zu genau.


„Vielen Dank, Josephine!“, antwortete sie, ein strenger Unterton, der wohl nur so typisch für sie zu sein schien, schwang in ihr mit.
Das Mädchen funkelte ihre Erziehungsberüchtigte an und presste
undwollend die Lippen aufeinander, sagte aber nichts dazu, was die Frau mittleren Alters kurz grinsen ließ. Dann aber blickte sie wieder euch an. „Wissen Sie, meine Schützlinge und ich fühlen uns wegen diesen albernen Streichen, die Sie uns alle so gerne zu spielen scheinen, extrem genervt. Außerdem ist dieses Benehmen unsittlich – was ich, wenn ich es mal behaupten darf, gar nicht auf meine Kinder zutrifft.“


Was? Es gab Menschen, die elternlose Kinder streiche spielten?
Geschockt weiteten sich deine Augen und das jungenhafte Mädchen namens Josephine grinste spöttisch und verkreutzte wie die ältereDame die Arme vor der Brust, funkelte dich sogar angriffslustig an. Ihr schien es großen Spaß zu machen anderen Angst einzujagen, was dich wiederum etwas wütend machte. So unaufällig wie möglich
räuspertest du dich und schüttelste bestimment mit dem Kopf.


„Unsre Wenigkeit hatten nicht das gerinste Interesse irgendjemanden von euch einen Streich zu spielen.“ Stelltest du klar, was das
Kindermädchen dazu brachte skeptisch die Augenbraue zu heben, während das gerade mal ein paar Jahre jüngere Mädchen ein
spöttisches Lachen ausstieß. „Im Gegenteil, ich soll, so weit ich richtig informiert bin, ab heute hier wohnen. Mein Dorfältester hat
mich so viel ich weiß hierher verwiesen.“


Dem Mädchen blieb das Lachen im Hals stecken und auch die Frau schien nun auch nicht mal zur Hälfte so aggresiv zu sein wie vor wenigen Sekunden. „Ah, ich entsinne mich. Das kleine Bauernmädchen das kurz vor ihrer Volljährigkeit steht und deren Vater gestorben
ist.“ In ihren Augen funkelten doch tatzächlich so etwas wie Mitgefühl auf und du blicktest wie immer wenn man das in deiner
Gegenwart erwähnte betroffen auf den Boden, machtest aber einen höflichen Knicks, da dir erst jetzt auffiel, welch einen unerzogenen
Eindruck du machen musstest.


„Ja. Bitte entschuldigen Sie für unser unhöfliches reinplatzen. Uns sind die Sitten der Stadt nicht bekannt und Freddy spricht nicht sehr gerne.“


Die Frau blickte kurz zu dem alten Mann und rümpfte mit der Nase, nickte dann aber. „Komm rein, Kind. Es ist kalt und ich erdulde
keine Erkrankungen, von keiner meiner Kinder. Sonst reißt sich dieser Möchtegernadel noch mehr den Schnabel über mich und meinen
Kleinen auf.“ Einladend trat sie etwas zur Seite und du nicktest zaghaft, blicktest dann aber wieder zu dem Schreiner. „Und er?“


„Niemand hat sich angemeldet über Nacht zu bleiben und außerdem ist das nun nicht mehr dein Problem, Kind.“ Dem schnippischen und
immer strenger werdenen Tonfall zu folge ging ihr langsam die Geduld mit dir aus. Kurz blicktest du verwirrt zu Freddy, doch dieser
witmete sich ungeniert dem Pferd das gerade fertiggegessen hatte und stieg wieder in die Kutsche zurück, wahrscheinlich um sich einen
anderen Unterschlupf zu suchen. Dann fuhr er schon fort und tratst auf das laute Räuspern der Frau hin nun endlich in das Haus hinein.


Sollte das schon der Abschied gewesen sein? Das Auf Wiedersehen deines alten Lebens?


Kurz traten dir Tränen in die Augen, doch sie wurden von der älteren Frau hinvortgewischt, indem sie ihre Hand bestimmend aber dennoch auf eigenartigerweise sanft auf deine Schulter legte. „Lass es gut sein und sei froh um diesen Abschied, sonst hättest du noch mehr Tränen vergossen, glaub mir.“ Ihre rauchige Stimme hatte für kurze Zeit
einen sanften, tröstenden Ton angenommen, zumindest bis sie auf das Mädchen mit den kurzen, braunen Haaren blickte.


„Josephine Jonson, eigentlich hatten Sie um diese Uhrzeit gar nichts mehr hier zu suchen. Oder wollen Sie mir vielleicht wirklich
einbläuen, das Sie ihre Hausaufgaben erledigt, die kleineren gebadet und sich selbst Bettfertig gemacht haben? Ich sehe Ihr Nachtgewand nämlich nicht.“ Josephine blähte ihre Wangen auf und wurde rot
vor Wut.


„Hausaufgaben habe ich ja schon fertig und Max habe ich schon gebadet. Außerdem wollte ich wissen wer an der Tür klopft!“ , die
rechte Augenbraue der älteren Dame zuckte für den Bruchteil einer Minute wieder in die Höhe. „Ach ja? Und warum, Josephine, liegen
Ihre Hausaufgaben dann nicht in meinem Arbeitszimmer auf dem Pult, damit ich sie korrigieren kann? Und was ist mit Olivia und Kenny? Die drei gehören mit ihren vier Jahren um diese Uhrzeit zu Bett!“


„Das wollte ich ja gerade noch machen! Aber dann kam die da!“, wütend zeigte sich auf dich, als sie dich wieder angrifflustig
anfunkelte, doch dein Gefühl sagte dir, das sie aus ihrer Wut heraus alles und jeden angriff, nur damit sie sich ihr Fehlverhalten nicht
selbsteingestehen musste, also schwiegst du und blicktest dich stattdessen um. „Josephine Jonson!“, polterte die ältere Dame wieder los. „Wir nennen absolut niemanden, weder eine Person noch ein Tier die, das, oder er da! Es nämlich respektlos und frech! Zweitens, so gehe ich nun davon aus, das Sie nun wissen wer sich in unsren vier Wänden befindet. Weswegen Sie sich wieder Ihrer Arbeit witmen können. Also hop hop!“


Du wurdest stummer Zeuge eines wutembrannten Mädchens das den Fuß
in den Boden stapfend sich um die eigene Achse drehte und mit einem lauten Knall die Türe schloss. Die Dame seufzte leise, packte dichdann aber bestimmend an der Schulter und schob dich durch den Flur.
„Ich entschuldige mich für das Verhalten dieser kleinen Göre. Sie ist, wie du sicherlich mitbekommen hast ziemlich stur und eigensinnig und geht denkt immer, sie habe die Weisheit mit Löffeln gefressen. Und wenn es nicht nach ihrer Pfeife geht wird sie biestig. Da muss man sich eine harte Haut aneignen, denn sie hat sonst die Angewohnheiteinem auf der Nase herumzutanzen und sich ein
respektloses Verhalten anzueignen.“


„Verstehe.“ Antwortest du leise und blicktest dich aber nun in dem fremden Raum um, als ihr beide anscheined im
Gemeinstschaftszimmer standet. Es war ziemlich groß, um genauer zu
sein viel größer als du es gewohnt warst. Der Boden wurde von dir etwas suspekt wirkenden Teppichen zugegleistert, allesamt hatten sie
blumige Muster. In der hintersten Ecke konntest du ein Regal mit sehr
wenigen Büchern erahnen. Sonst war das Zimmer, wenn man von dem großem Korb der mit Wolle gefüllt war, den Schaukelstuhl, den  zwei Sesseln und der riesigen Koatch absah, leer. 


Nur eine kleine Ölampe und bereits verbrannte Wachskerzen spendeten dir gerade so viel Licht, das du mit einiger Anstrenung die zwei
Türen, die einerseits in eine Art Abstellkammer zu führen schienen, während die gerade geöffnete Tür, direkt zum Flur, oder besser
gesagt Treppenhaus führten, erkennen konntest.


Am liebsten würdest du nun das ganze Haus erkunden, doch gleichzeitig wurdest du von so einer großen Müdigkeit überrollt, das deine Augen in jeder Sekunde die verging immer schwerer wurden. Jegliche Liegfläche würde ausreichen um dich in das Reich der
geheimnissvollen Träume zu locken, das war dir bewusst. Genau so aber bemerktest du deinen Hunger, da dein Bauch schmerzherfüllt
aufschrie. Du hattest seit dem Aufbruch in dein neues Zuhause keinen Bissen mehr zu dir genommen – und Freddy hatte kurz vor
Sonnenaufgang an deiner Tür geklopft.


Verlegen starrtest du auf den Boden und zucktest verschreckt zusammen, als dir die Frau mittleren Alters ihre Hand auf deine
rechte Schulter auflegte. „In unsrem Haus gibt es sehr viele Regeln, Kind. Beispielsweise ist mir die Bildung sehr wichtig, da vor allem die Adelsitte die törichte Meinung vertritt, jeder der unter ihnen steht sei nicht lernfähig.“ Sie machte eine kurzeKunstpause. „Was gleich nach der Disziplin kommt: ich bin nicht hier um euch zu verhätscheln und euch zu bemitleiden, sondern euch auf das harte, unfaire Leben vorzubeiten. Das bedeutet für Sie, junge Dame, da Sie siebtzehn Jahre alt sind, um 21 Uhr zu Bett gehen werden und kurz nach Sonnenaufgang ihre Schicht antreten. Das heißt für Sie, das Sie unsre Zweitälteste beim Frühstück unterstützen
und danach mit Josephine und dem anderen Mädchen zum Stadtmarkt gehen und für uns alle das Essen erwerben werden.“ Du machtest große Augen und musstest dein restliches Fünkchen Selbstwillen dafür ausbrauchen, der respekteinflösenden Frau in die Augen zu sehen und kommentarlos zu nicken. Mehr brachtest du in deinem erbärmlichen Zustand nicht zusammen.


„Junge Lady!“ , tadelte sie dich sofort. „Heute werde ich, da Sie eine beächtlich lange Reise hinter sich haben, ein Auge zudrücken, jedoch hält mich das nicht davor ab, Sie zu belehren:
zukünftig möchte ich ein „ja Mam“ hören, verstanden? Stellen Sie sich  einmal vor was die Zivilisten, oder Jungesellen von Ihnen denken würden wenn Sie sie so anstarren wie ein Fisch und dümmlich nicken?“ , sie löste sich von dir, um dir ihren kalten Rücken zu demonstrieren, die Kerzen des Zimmers zu zu löschen und die Ölampe in die Hand nehmen zu können. Du nutztest die Zeit, um die die
Tränen, die erneut über deine Wangen tropften, hinvortzuwischen. Du warst den rauen Umgang nicht gewohnt, da dein Vater immer so liebevoll mit dir umgegangen war, gleichzeitig aber wusstest du das ein Großteil deiner Sentimalität davon kam das du ausgehungert und zudem noch sehr erschöft warst und der vor Frau vor dir keine Schwäche zeigen wolltest.

„Und nun kommen Sie mit,
junges Fräulein, ich werde nun persönlich dafür sorgen, das Sie in das Gemach, das sie mit niemand anders als mit Josephine teilen
werden, gelangen. Ziehen Sie sich gleich ihr bereits vorbereitetes Nachtgewand über und gedulden Sie sich ein wenig, bis ich Ihnen als
kleines Willkommenspresend die sehr verspätete Nachtspeise ins Zimmer bringen werde. Ich hoffe Sie geben sich mit einem warmen Tee, vier Scheiben Brot mit Käse, Wurst und Butter belegt, zufrieden. Im
übrigen müssen Sie sich im Normalfall, der ab Morgen in Kraft treten wird, mit zwei Scheiben Brot begügen.“

Du brachtest kein Wort heraus, was dir einen strengen Blick einbrockte, doch die Frau schien heute wirklich gnädig zu dir zu sein, da sie es dabei beließ und dir mit einer kurzen Handbewegung zu verstehen gab das du ihr folgen solltest, was du auch ohne Wiederstand und zögern tatst. Doch als ihr dann nach einer gefühlten Ewigkeit in den Teil des Hauses angekommen wart, indem die Schlafsääle ihren Platz fanden und du
schließlich in einer Art umfunktionierten, kleinen Kammer standest und auf die Themse starrtest und die Tür verschlossen wurde, fandest du kein Halt mehr. Du stießt nicht gerade leise die Luft aus und ließt dich für kurze Zeit auf den Boden fallen, bevor du dich deine Kleider entledigtest, dir das Nachtgewand überzogst und aus dem
Fenster starrtest, um nicht einzuschlafen.


***

 


Was ist das besondere an einem Morgen in London?“


Dein Vater lachte laut auf und fuhr die mehr als einmal durchs Haar. „Du stellst Fragen, ___, willst du etwa, das ich als Schweizer Käse ende, da du mich so löcherst?“, er schenkte dir
sein typisches, breites Grinsen und pieckste dir spielerisch in den Bauch. Du quietschtest verzückt und kichertest fröhlich vor dich
hin, als er dich ohne jegliche Probleme hochhob, um dich auf seinenSchoß setzen zu können.


Du lächeltest fröhlich und starrtest ihn mit diesem typischen, naiven, neugierigen Blick an, was höchstwahrscheinlich der Grund
war, weswegen dein Vater erneut leise lachte. „Nun, mein Kind, was soll ich sagen? Es ist so das London eine Heimat für sehr viele
Menschen ist – viel mehr, als auf unsrem geliebten Land. Und  jeder dieser Menschen, die du vielleicht im Laufe deines Lebens
kennenlernen wirst, denn wer weiß schon, was das Leben dir so vor die Füße legen wird,- wird sehr viel Arbeit zu verrichten haben.
Stell dir also einfach mich in der frühen Morgenstunde vor, nur mit viel mehr Arbeit und ausgelaugt vom Stattleben.“


Das klingt aber nicht so toll, Daddy!“, merktest du mit großen Augen an, was dein Vater auch dazu brachte, dir gutmütig den
Kopf zu kraulen und mit deinen Haarsträhnen zu spielen. „Ja, es ist auf eine andere Weise wie du es kennst ermüdent und anstrengend.
Aber es ist so wie alles in deinem Leben, _____, wenn du es gewohnt bist und du dich damit itentivieren kannst, wirst du es in welcher
Form auch immer lieben und nicht messen wollen.“ Seine braunen Augen leuchteten vor Wärme, als er dich wieder sanft von sich schob. „Und nun, genug der ernsten Worte für diesen Tag, es ist Zeit für uns die Ställe auszumisten. Also bitte sei so gut und sammle die Eier ein.“


Ist gut, Daddy!“




„Hey Neue, aufwachen!“


Bevor es deine müden Knochen nur ansatzweise erahnen konnten wurde
dir ein nasser Lappen ins Gesicht geworfen. Sekunden später stürzte sich ein Mädchen das wahrscheinlich diese Josephine war auf dich und kitzelte dich erbarmungslos durch.


„Was zum?“, verwirrt über das kleinlichgeratene Mädchen mit dem
fuchsroten, kurzem Jungenhaar, stießt du die Luft aus und stöhntest sogar leise, als sie dich wie ein kleines Kind als Sprungkissen
missbrauchte.


Super. Das war also dein erster Lebenstag in der Großstadt London.

Dezent gernervt pustetest du dir eine Haarsträhne aus den Augen,
damit du Josephine verdattert anstarren kontnest, doch diese hüpfte nun mit einem spitzbübigen grinsen von dir herunter. „Ich habe zehn Minuten an dir gerüttelt, als würde ich dich zu Butter verarbeiten wollen!“, grinte sie frech und setzte sich kurz darauf auf den Tisch in der Mitte des Zimmers.


„Doch du wolltest nicht hören, also dachte ich: wer nicht hören will muss fühlen. Man, das wird vielleicht ein Spaß werden mit uns.
Was heißt, schläfst du immer so tief und fest?“

„Ja. Ich bin eher ein Nachtmensch!“, kam es nach einigen Sekunden des Überlegens über deine Lippen, worauf das Mädchen die Hände
aneinanderieb. „Ich freue mich darauf, Murmeltier!“, verwirrt blintzeltest du sie an. „Wie meinen?“


Josephine griente erneut. „Dein neuer Spitzname. Magst du ihn etwa nicht?“

„Nicht sonderlich.“ Gabst du zu. „Na dann!“, sie strahlte und deutete auf dir unbekanntes, frischgewachsenes Kleid. „Das hat Madame gestern Nacht für dich auf den Stuhl gehängt, denn du bist gleich nach dem letzten Krümel des Abendbrotes eingeschlafen. Tief und fest. Aber nun hör auf zu trödeln. Mealis ärgert mich schon wieder, da sie bereits das Frühstück hergerichtet hat und wenn wir
nun auch bei unsrer zweiten Aufgabe trödeln, wird die alte Frau wieder schimpfen.“


Du beobachtetest für kurze Zeit stumm wie sie die Vorhänge zur Seite schob, doch dann zogst du dir das cremfarbende Kleid an,
schobst dir die weiße Strumfhose über und kämmtest dir flink deine Haare, bevor du deine frisch geputzten und entstaubten Stiefel
anzogst und zuschnürtest. Das jungenhafte Mädchen seufzte enttäuscht. „Ach man, wieder so ein langweiliges Mädchen, das mit
Puppen spielt.“ Du wusstest nicht, was daran so schlimm sein sollte, aber da du noch sehr müde warst, ließt du sie einfach
jammern und folgtest ihren flinken Schritten.


„Was genau ist unsere Aufgabe?“, erkundigtest du dich, während du dir die größte Mühe gabst, das Mädchen vor dir aus den Augen zu verlieren. „Die Kleineren aufwecken natürlich!“, sagte sie so, als wärst du schwer von Verständis, „Madame kümmert sich um diese Zeit immer um die Säuglinge, - gerade haben wir nur zwei, der Rest ist schon gestorben und Mealis deckt gerade den Tisch – und wir haben die Aufgabe, die vier bis sechsjährigen zu wecken und ihnen beim ankleiden zu helfen. Das können sie nämlich noch nicht und der alten Frau ist es wichtig das sie nur gepflegt außer Haus gehen.“


„Verstehe!“, murmeltest du atemlos vor dich hin und stauntest nicht schlecht, als Josephine dich nur kurz mit Kenny, einem gerade mal vier Jahre alten Jungen bekanntmachte, dieser dich nur mit
neugierigen Kinderaugen beäugte und fröhlich vor sich hinbrabbelte, als du ihm, - als deine Zimmergenossin sich schon dem nächsten Kind zuwante und aus dem Zimmer hoppelte, das Nachtgewand über den Kopf zogst und ihm dabei halfst das braune Pollöverchen, die ebenso braune und schlichte Leinenhose und den schwarzen Lederschuhe anzuziehen. Nur als du seine Aschblonden Haare kämmen wolltest motzte er kurz beleidigt vor sich hin.


„Jetzt mach es doch nicht noch schlimmer als es ist.“ Meintest du milde tadelnd, worauf er dir nicht gerade sanft auf den Arm schlug und einen Schmollmund zog. „Mach das nie wieder!“, deine Stimme klang wieder nur etwas strenger, dennoch hiltest du ihn bestimmend an den Armen fest, als er es erneut veruschen wollte. „Je mehr Theater du veranstaltest desto länger werde ich brauchen, Kenny.“
Verblüffung stand ihm ins Gesicht geschrieben, jedoch schien er wirklich sehr beleidigt mit dir zu sein, denn als du ihn losließt rannte er ohne dich noch eines Blickes zu würdigen durch den Flur in Richtung Treppe. Seufzend zucktest du mit den Schultern und halfst dem sechsjährigen Max, dieser schon von alleine auf dich zulief,
seine erste Kravatte wie er dir stolz erzählte, zuzubinden. Sonsthatte er alles schon ganz alleine gemacht, strahlte er dich zufrieden
an, worauf du ihm schmunzelnd durch die Haare fuhrst.


Doch schließlich war Josephine mit Olivia und einem anderen Mädchen fertig, den einzigen Kindern in diesem Alter, weswegen ihr auch
sogleich in die Küche trabtet und nach drei Morgengebeten einer Scheibe Brot, eine Schüssel aufgeweichten Haferbrei und einen grünen Apfel verspeisen durftet.


„Josephine!“, tadelte Madame manchmal und sagte dir gleich darauf weswegen sie dieses Fehlverhalten nicht tollerierte. „Wir sprechen während wir das Mahl zu uns nehmen nicht.“ Hieß es einmal. „Erst recht nicht mit vollem Mund.“ War es ein anderes Mal, aber es waren auch Dinge wie „sitz gerade, Max!“ , oder „es wird nicht geschmatzt, Kenny!“


Mealis, die direkt neben dir saß, schmunzelte immer nur gutmütig und blickte dir jedesmal wenn du wegen der strengen Stimme von Madame zusammenzucktest aufmunternd in die Augen und legte dir in einem unberkten Moment der älteren Dame sogar eine Hand auf den Oberschenkel. Du lächeltelstest warm zurück und warst diesem wunderschönen Mädchen mit rotem Haar mehr als nur dankbar für ihr Mitgefühl, doch sie schien im allgemeinen eine sehr sanfte und herzliche Persönlichkeit zu sein. Zumindest sagte dir das dein Herz, das dich unweigerlich daran erinnerte, wie sehr du dein Vater vermisstest, denn dieses Mädchen schien genau die selbe Austrahlung zu haben wie er.


Als ihr alle fertig gespeist hattet und dich ein Junge im zarten Alter von vierzehn Jahren freudestrahlend vom Geschirrdienst ablöste,
da er es liebte mit dem Wasser rumzuspielen, verkündete Madame streng das sie sich erneut um die Säuglinge kümmern würde, während jeder der es konnte Aufgaben übernahm.


Für Max bedeutete es Wasser von der Themse zu holen und das andere Mädchen, das auf den Damen Dasy hörte und gerade mal zwölf Jahre alt war, hatte die Mission hatte das Klo zu entlehren und es am wenigsten geshundheitsschädlich aus dem Haus zu befördern. Nun, was dich, Josephine und Mealis anging konnte man von Glück reden, denn letztgesprochene setzte sich unaufällig für dich ein und legte der strengen Dame das Argument vor dir die Stadt zeigen zu wollen in der du nun dein Leben verbringen würdest und es zog tatsächlich, weswegen du tatächlich um Punkt sechs Uhr Morgens mit den anderen zwei Mädchen in Richtung Stadtmitte maschiertest.


„Meine Güte, du bist ja doch für was gut, Murmeltier!“, grinste Josephine, als schon mindestens zehn Minuten vergangen waren und schlug dir unsanft auf die Schulter. „Wie bitte?“, meinte Mealis amüsiert und hakte sich als würdet ihr schon seit Geburt an beste
Freunde bei dir unter.


„Mein Spitzname“, übertrieben rolltest du mit den Augen und sie kicherte nur. „Verstehe. Jo hat mir den Spitznamen Pumuckel verpasst. Es ist nervig, aber man lernt es zu ignorieren.“ Lächelnd deutete sie vor euch und erzählte dir mit ihrer ruhigen und liebevollen Stimme die Entstehungsgeschichte des Tower of Londons, machte dir unaufmerksam bewusst, welche der Adligen, die dir jetzt schon über den Weg liefen, besser nicht ansprechen oder gar ansehen solltest und erzählte dir sogar, wo sich die Salons, die Cafés, der Blumenhändler und alle weiteren Läden befanden, bis ihr schließlich mitten im Zentrum Londons, dem Wochenmarkt standet.


„Kaufen wir uns mit dem Restgeld heimlich ein paar Süßigkeiten von dem Süßwarengeschäft der Phandomhives?“, flüsterte Jo als
sie merkte das sie wieder im Mittelpunkt stehen konnte und lehnte sich zwischen euch beide. „Nein.“ Kam es trocken von Mealis. Du
schmunzeltest amüsiert.


„Warum nicht? Ich liebe Süßes und diese blöden Adligen machen es eben am besten!“, schmollte sie ungeniert und zuckte nicht mal zusammen als ein paar der besagten „dummen Adliegen“ an euch vorbeiliefen und euch mit bösen blicken zu bestrafen versuchten.


„Weil Madame es merken würde und wir jeden Pfennig der Königin brauchen. Für wichtige Dinge wie Kleidung, Schulmatrealien, Bücher,
Spielzeuge für die Kinder, oder einfach nur um die Miete des Hauses bezahlen zu können.“ Scheinbar unbeindruckt von Josephines
anstehenden Wutanfalls, faltete sie den Zettel der besagten Frau auseinander und ließ dich hinenblicken. „Es kommt im Grunde
genommen immer auf's gleiche hinaus. Denn wir kaufen jede Woche Kartoffeln, Nudeln und Fleisch vom Händler. Obst und Gemüse ist
Sesion und Stadnbedingt, der Rest wird selten nachgekauft. Was heißt, wir backen sehr viel selbst und diese Woche hat Madame wohl vor Fisch zuzubereiten.“ „Verstanden!“, lächeltest du unsicher und genosst die entspannte Atmosphäre, die sich dir zumindest augenscheinlich präsentierte.


Nicht mal die Männer in Uniform, die erbost und brüllend einen Mann, der anscheinend das hab und Gut eines Verkäufers gestohlen
hatte hinterherrannte, noch die Frau, dern knappes Kleid und von Drogen entstelltem Gesicht brachten dich in die harte, kalte Realität Londons.


Doch was konnte man anders von dir erwarten?


Menschen sahen in ihrer Verzweiflung und Angst nur das was sie wollten. Selbst wenn sich die nackte Wahreit ihnen offenkundig
präsentierte.


Es ensprach nur der Wahrheit wenn man sagte das diese Art der sterblichen Spezies Meister in sich selbst belügens waren. Denn
niemand schaffte es je  die Realität so zu seinem persönlichen Wohlbefinden umzubiegen wie die Hompsapiens.


Diese naive Lebensform...


Zwei Stunden der reinen Freude vergiengen und du versuchtest mit leichter, unbändiger Verweiflung heraus das Gefühl des Verlustest
zu unterdrücken. Dein Vater hatte es entschiede dich alleinezulassen.


„So. Nun brauchen wir nur noch Äpfel. ___, bitte sei so gut und hohle ein Kilo davon. Die Häfte Grün, die andere rot.“ Sachte
nickend gliedertest du dich in der Schlange ein und kauftest wie dir angewisen die Zutaten, wobei als du die verpackte Essenware in die
Hände nahmst etwas seltsames passierte. Seltsam, weil es dir so normal vorkam, dennoch suspekt ironisch, da es diese eine Sache schaffen würde deinen zukünftigen Lebensweg  zu bestimmen.


Ein Mädchen.


Ein Mädchen mit blonden Haaren und blauen Augen rannte flinken, beinahe panischen Schrittes durch die Straßen Londons und rannte dich aus ihr Unachtsamkeit heraus um. Ihr blumiges Parfum umschmeichelte dich, bevor sie sich mit einem zitterten „Verheihen
Sie, Gnädigste“, bei dir entschuldigte und ohne dir aufzuhelfen, oder dir in die Augen zu blicken, sich aufrichtete und weiter durch
die Stadt rannte. Ohne auf die empörten Ausrufen der Passanten zu achten.


Unbekümmern zucktest du mit den Schultern und bedanktest dich zu der
Empörung des Verkäufers ohne Knicks, bevor du nun auf deine zwei
neuen Freunde wartetest, gerade erfolgreich Mehl, Eier und Milch bei
einem sehr jungen Bauern, der Mealis sichtbar interessiert musterte
und schmunzeltest, als du das tiefere Rot auf ihren Wangen bemerktest. „Es ist immer das gleiche!“, nuschelte sie und Jo
verdrehte die Augen. „Schnabel zu Mealis, wir wissen das du ein begehrtes Weib bist!“, sie schien ernstnaft genervt darüber zu
sein das der rothaarigen schöne Augen gemacht wurden und nicht ihr
selbst. Doch damit hattest du ehrlich gesagt keine Probleme, da du dich in den seltesten Fällen für das männliche Geschlecht
interesiertest.


„Und das ich nicht begehrt sein möchte!“, schmollte sie scheinbar  verlegen und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
„Außerdem, ____ , bedankt man sich in der Stadt als eine Dame, die etwas von sich hält immer mit einem ´Sehr wohl und einen schönen, weiteren Tag´ und dann muss man sich kurz verbeugen. Das ist bei uns
der Grundbaustein des höflichen Lebens und zeigt von guter Erziehung, eines der höchsten Prioritäten Englands.“ Du wurdest
sofort so blass wie eine Leiche, als Mealis es dir lächelnd erzählte und sich wieder bei dir unterharkte. Josephine brummte wütend und
sprang zwischen euch beide, so als würde sie balgen wollen. „Glaub ihr dieses Märchen nicht, Murmeltier! Dieses ganze Geschnatter ist doch vollkommener Unsinn und gilt zumindest nicht für mich! Denn warum soll ich solch ein Schwachsinn von mir geben, wenn ich laut den Normalbürgern nicht zu ihnen gehöre? Man redet doch nur so, wenn
die Leute die man leiden kann es auch so tun.“


„Und genau deswegen gehen dir die Leute aus dem Weg.“ Erklärte Mealis. „Genau wegen dieser Fehleinstellung und diesem Verhalten,
den du immer an den Tag legst. Letztens hat Madame dir wieder den Hintern versohlt, weil du den Apfelbaum, der seine Früchte nahe der
Kirche bei sich trägt, gepflückt und verspeist hattest und dennoch scheinst du es einfach nicht zu lernen.“ Josephine streckte euch
die Zunge raus. „Was macht schon ein Apfel von hundert?“, antwortete sie keck und hüpfte die empörten Blicke der Normalbüger
und manchmal sogar des Adels ignorierend durch die Straße Londons, bis ihr wieder im Hause wart.


***

Lächelnd standest du auf einer großen Blumenwiese und hieltest so wie es sich für ein braves Mädchen gehörte die große, raue Hand deines geliebten Vaters und beobachtetest den alten Dorfhändler dabei wie er die gefüllten Milchflaschen, das geerntete Getreide und sogar zu Garn
verarbeitete Wolle in seine große Kutsche hiefte und fröhlich pfeifend seiner Wege ging.

Du wusstest nicht wo dieser Ort war, schließlich warst du nichts weiter als ein kleines Mädchen ohne Bildung. Doch in deinen Gedanken manifestierte sich
eine große Weltkarte mit fliegenden Brücken, tauchenden Pferden und riesen Maulwürfen. Wo auch immer dieses London war, es würde
wunderschön sein. Schließlich hatte deine geliebte Mutter, deren Stimme du noch nie gehört hattest, an diesem Ort gelebt.

 

Er musste fantastisch sein.

Leise kichernd wendeltest du mit den Armen. „Ich will wenn ich groß bin in London
leben wie Mama!“


Dein Vater lachte zärtlich. „Wirst du. Wenn du nur fest daran glaubst, wird es sicherlich in Erfüllung gehen.“

Dann werden wir beide zusammen in einem Haus wohnen?“


Sogar im schönsten das du dir vorstellen kannst!“

„Miss _____!“, ein lauchtes Keuchen entwich deine wundervollen, roten
Lippen, als Madame nicht gerade sanft deinen Nacken schlug und gleich darauf auf die Finger, sogar drei Mal. Sofort traten dir Tränen in die Augen, doch da die ältere Frau dir da sie ja nun deine volle Aufmerksamkeit hatte nur mehrere Körbe Wäsche vor die Nase stellte,
sah sie dies zu deinem Glück nicht.

 

„Ich sage es Ihnen nicht gerne, junge Dame!“, schimpfte die Frau einfach so weiter und beäugte skeptisch deine bereits verrichtete Arbeit. Du hattest es geschafft den großen Holzeimer mit heißem Wasser zu
befüllen und ein kleines Feuer enzündet indem nun Wasser köchelte, doch als Madame nach zehn Minuten immer noch nicht aufgetaucht war hattest du einfach angefangen zu träumen um dir die Zeit zu vertreiben.

 

„Bleiben Sie in der Realität, Mädchen. Da haben Sie schon genug Dinge über
die man sich sorgen muss. Angefangen mit ihrer neuen Aufgabe die
Wäsche aller Kinder zu waschen und das deutlich wichtigere Gedankengut was ein möglicher Heiratswerber von ihnen denken wird, wenn sie mit wirren Augen durch die Welt spatzieren und starren wie
ein Fisch, während sie daran sind, die Aufgaben einer Frau zu erledigen, wird deutlich presänter sein. Oder was denken Sie wird dieser Herr von Ihnen denken?“

 

Ehrlich gesagt war es dir vollkommen gleichgültig was ein beinahe fremder
über dich sagen würde, doch du warst intelligent genug um zu wissen
das du Schläge bekommen würdest wenn du die Wahrheit ausprachst, weswegen du schwiegst. „Nichts gutes, Mam.“

„Finger her, Mädchen!“, du warst zu verwundert um zu reagieren, weswegen
Madame dir einfach so die Hände auf den Holzeimer legte und dir unsanft auf die Finger schlug. „Er würde Sie für eine geistig
zurückgebliebene halten, für eine taubstumme, dumme Person, Mädchen!“ , schrie sie dich an und schüttelte den Kopf als wärst du schwer von Begriff.
 

„Verstanden, Madame!“, meintest du leise, da du nicht noch einmal prügeln
wolltest und senktest den Blick, was die Frau dazu brachte missbiligend zu seufzen. „Eine wirklich viel zu sanfte Erziehung haben Sie genossen, junges Fräullein! Doch ich bin der Meinung, das ich Sie nun zumindest  diesen zwei Dinge lehren konnte. Ich komme in vier Stunden herunter und werde nachsehen, wie weit Sie mit Ihrer Arbeit vorangeschritten sind. Doch da ich nicht weiß ob sie durch das verätscheln ihres leider verstorbenen Elternteils jemals einer Hausarbeit nachgegengen sind werde ich Ihnen den Tipp geben, das die dreißig Stoffwindeln erst aufgeweicht werden müssen und deswegen in der kochenden Wanne verweilen dürfen, während Sie die Kleidung der Kleinen so lange säubern werden, bis jeder Fleck verschwunden ist! Selbstverständlich werden Sie jedes einzelne Gewand nach der
Verarbeitung zum trocknen auf die Stange hängen und immer wieder neues Wasser aufkochen. Auf bald!“

 

Leise wurde die Tür verschlossen, doch du machtest dich schmollend an die
Arbeit und warfst Stoffwindeln in das bereits kochende Wasser und machtest dich daran das Kleid das vermutlich Mealis gehörte in seine Einzelteile entwirrtest, um die Unterröcke und das eigentliche
Gewand einzelnd sauberschrubben zu können. Es mochte stimmen das du
eine sehr sanfte Erziehung  genossen hattest, doch du wusstest selbstverständlich was deine Aufgaben als Frau waren, schließlich
hatten dir das die alten Damen deiner alten Heimat beigebracht.

Nachdem dich Madame nach fünf Stunden der harten Arbeit in der Waschküche
abholte erwarteten deine aufgewarteten Hände schon die nächste Arbeit, denn nun durftest du die von der rothaarigen gestrickten Socken in Kämmerchen tragen und schließlich brachte dir Mealis sogar bei, wie man strickte, weswegen ihr beiden zum Abendbrot
Pullöverchen für die kleinsten machtet. Schließlich durftet ihr nach dem dritten Gebet nach der Abendspeise in eure Zimmer, was du
sogleich nutztest, um dich ins Bett fallen und erneut in das Reich der Träume entführen zu lassen.

Wenn dies nun dein neues Leben sein würde, würdest du dich definitiv nicht langweilen.

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Kurzbeschreibung

[Undertaker x Reader] Du bist ein Unglückskind, wie dich dein kürzlich verstorbener Vater nennen würde. Ein armes Mädchen das von ihrer eigenen Heimat verstoßen wurde um in London in einem Waisenhaus ein neues Leben anzufangen, da die Dorfbewohner nichts mit dir anzufangen wissen und auch nicht die finanziellen Möglichkeiten haben dich zu versorgen. Was passiert nun mit mir? Stellst du dir die berechtigte Frage und hast nicht mal einen Tag später eine Antwort: einen Mord aufklären. London ist in Auffuhr, so auch du, denn das Mädchen in das vor nicht Mal einem Tag in dich hineingerannt ist wurde entstellt und alles andere als lebendig in einer Seitengasse der Großstadt aufgefunden.

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Krimi und Eventuelle Romanze getaggt.

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