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Kapitel: | 2 | |
Sätze: | 59 | |
Wörter: | 741 | |
Zeichen: | 4.251 |
Es fühlt sich ein bisschen an, wie Sex and the City.
Ich habe so viele (schlechte) Blind-Dates ins Berlin erlebt, ich muss sie einfach aufschreiben.
Wenn ich die Geschichten und Erlebnisse meinen Freunden und Freundinnen erzähle, dann wird gelacht. Manchmal wird mit Mitleid zugesprochen. ICH habe das wirklich nicht verdient. Und doch passiert es mir. Mehr als einmal.
Hier also ein paar kleine, aber feine Dating Geschichten aus Berlin. Die meisten Dates sind durch Candidate, Bumble oder einer christlichen Datingplattform entstanden.
Der Kreuzfahrt-Typ
Er hat eine “Szenebar” vorgeschlagen. Die Bar war in den 90ern Szene. Eigentlich hätte mir, bei seiner Auswahl des Lokals, schon eine Alarmleuchte angehen müssen.
Ich stehe vor dem Lokal und warte auf ihn. Er kommt, mit beiden Händen in den Hosentaschen, angeschlurft. Ja, ja, die eigenen Stereotypen. Nun ja, will ich ihm eine Chance geben. Der erste Eindruck, darf schließlich verändert werden.
Er steht vor mir, nimmt die Hände nicht aus den Taschen und sagt: “Hallo.”
Ich strecke meine Hand aus und sage: “Hallo, ich bin Carrie*”.
Er nimmt seiner Hand aus der Hosentasche und murmelt: “So macht man das also.” und gibt mir seine Hand.
Wir gehen in die Bar und er sagt: “Oh, das ist aber laut hier.”
Daraufhin schlägt er vor, dass wir in eine andere Bar gehen sollen. Wir stehen also nach drei Sekunden wieder vor der Tür des Lokals. Er schlägt vor, eine neue Bar zu googeln. Ich weise darauf hin, dass wir in "meinem" Kiez unterwegs sind und ich noch andere Bars kennen würde. Ihm ist ganz wichtig, dass es eine Nichtraucherbar ist. Ich schlage eine weitere Bar vor und wir gehen da ca. 10 Minuten zu Fuß hin. In den 10 Minuten wird mir klar: das wird nichts. Aber nun ja, ich will ja immer nett und freundlich bleiben, also zieh ich das Date durch.
In der Bar angekommen, stellt er DIE wichtigste Frage: “Du, was ich dich fragen wollte: sprichst du Englisch?”
Ich: “Öh, ja. Ich habe zwei Jahre in den USA gelebt. Wieso?
Er: “Ja, also Mutti und ich machen immer zusammen Kreuzfahrten. Und wir suchen jemanden, der uns im Urlaub übersetzen könnte.”
Nochmal langsam: WIR (Mutti und ich) suchen jemanden, der Englisch-Deutsch übersetzen könnte. Nichts große Liebe. Nicht einen netten Zeitvertreib? Mutti und ich suchen jemanden, der uns im Urlaub übersetzen kann.
Wahnsinn.
Er erzählt dann weiter, dass Mutti und er in der gleichen Platte wohnen. Mutti im Xten Stock und er drei unter ihr.
Ich trinke meinen Drink zügig aus und verabschiede mich.
*Carrie ist natürlich frei erfunden, ich heiße anders ;-)
Wir schreiben seit circa 2 Wochen auf einem Dating-Portal. Er schreibt so, dass er mich zum Lachen bringt. Ich freue mich auf das Treffen.
In meinem Profil steht auch mein Beruf. Ich bin Sozialarbeiterin.
Wir treffen uns also an einem sonnigen Tag in der Nähe vom Mauerpark. Der Plan ist: ein Eis holen und durch den Park spazieren. Ich stehe vor der Eisdiele und warte auf ihn. Als ich ihn sehe, denke ich: “Ui. Das Profilbild scheint schon etwas älter zu sein. Beziehungsweise hat er seitdem Bild ordentlich zugenommen.”
Da Gewicht und Aussehen nicht die oberste Priorität hat, lächle ich darüber hinweg. Wir begrüßen uns, kaufen das Eis und spazieren zum Park. Nach ca. 50 meter spricht er meinen Beruf an: “Du bist also Sozialarbeiterin.”
Ich bestätige dies und erkläre ihm, was ich genau mache.
Daraufhin erklärt er mir, dass er das ganz toll findet. Ich hätte schließlich dann mehr Verständnis für seine Situation. Ich frage zurück: “Welche Situation? Was meinst Du?”.
Er erklärt, dass er seit einem Jahr eine Depression hat und Medikamente nimmt. Die Medikamente hätten für die Gewichtszunahme gesorgt. Zudem möchte er mir mitteilen, dass die Medikamente auch auf seine Libido schlagen. Aber das wäre sicherlich kein Problem für mich. Ich wüsste ja schließlich, was die Tabletten mit einem machen.
Ich fange an, den jungen, depressiven Mann aka mein Date, sozialpädagogisch zu beraten. Nach einer Stunde beende ich die Beratung und verlasse das Date.
Wahnsinn - an meinem freien Tag, eine Stunde ehrenamtlich gearbeitet.
Offensichtlich kann man sich im Berliner Datingjungle auch eine Beratung anlachen. Ich habe ihm (glaub ich) tatsächlich etwas helfen können. Aber schön war mein freier Tag trotzdem nicht.
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Sairen • Am 17.08.2020 um 10:01 Uhr | |
Das tut mir wirklich leid für dich. Der Grossstadtsingledschungel ist hektisch und unübersichtlich. Manchmal denkt man "sowas gibt es nur in Sitcoms" bis man selbst mittendrin ist. Bei sowas weiß man nicht ob man lachen oder einen soll :( Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche und hoffe, das du dich nicht zu sehr drauf versteifst unbedingt jemanden zu finden. |
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