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Kapitel: | 6 | |
Sätze: | 953 | |
Wörter: | 10.766 | |
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„Stimmst du hiermit zu, dass wir das heutige Gespräch, am 7. Juni 20XX, für den späteren Verlauf unserer Ermittlungen aufzeichnen und verwenden dürfen?“
„Ja.“
„Wir brauchen noch einmal deinen Namen, nur fürs Protokoll.“
„Tiara. Tiara Meiß, 17 Jahre.“
„Dein Alter brauchst du gar nicht sagen.“
„‘Tschuldigung.“
„Halb so wild. Kommen wir zur ersten Frage: In was für einer Beziehung standest du mit Maik?“
„Maik und ich kannten uns schon lange. Wir waren so etwas wie beste Freunde. Wir waren auch einmal kurz in einer Beziehung, er und ich.“
„Du sagst, ihr kanntet euch schon lange. Wann habt ihr euch denn kennengelernt?“
„Das war… damals, in der Grundschule. Ich war gerade erst in diesen Vorort gezogen, deswegen war ich relativ ängstlich an meinem ersten Schultag. Maik muss das wohl irgendwie bemerkt haben und kam direkt mit einem breiten Grinsen auf mich zu. Dann fragte er mich ‚wollen wir Freunde sein?‘ und ich fand das so blöd, dass ich es ihm nicht ausschlagen konnte. So war er schon immer, komisch und doch irgendwie einfühlend.“
„Darf ich fragen, auf welche Grundschule ihr gegangen seid?“
„Auf die katholische Grundschule, direkt hier neben der Polizeiwache.“
„Aha. Ist dir denn in letzter Zeit irgendetwas an seinem Verhalten aufgefallen, irgendetwas Merkwürdiges?“
„Nicht wirklich, nicht, dass mir etwas einfallen würde… Allerdings hat er sich die letzten Jahre immer weiter zurückgezogen. Früher konnte man sich echt noch gut mit ihm treffen, einfach ein wenig herumschlendern, aber die letzten Jahre hat er eigentlich nur in seinem Zimmer verbracht. Immer, wenn ich ihn gefragt hab‘, was er denn letztes Wochenende gemacht hat, er war immer vor seinem PC. Fast, als ob er ihn eingesaugt hätte.“
„Also hattest du in letzter Zeit nicht mehr so viel mit ihm zu tun gehabt, wenn ich das richtig verstehe?“
„Ja, genau. Um ehrlich zu sein, ihn als meinen besten Freund zu bezeichnen würde ein falsches Bild der Situation zwischen uns beiden geben. So eng waren wir gar nicht mehr befreundet, weil er eben nie da war, wenn irgendetwas Interessantes passiert ist. Oder wenn generell etwas passiert ist. Er hat halt immer gefehlt, aber dann doch nicht genug, um ihn dazu zu überreden, auch mal Zeit mit seinen echten Freunden zu verbringen.“
„Was meinst du mit ‚echten Freunden‘?“
„Wenn man sich mit Maik unterhalten hat, dann gab es immer nur ein Thema: Diese bescheuerten Internet-Foren. Irgendwelche Chaträume, in denen er ja so ‚unglaublich tolle Freunde auf die man sich immer verlassen kann‘ getroffen hat. Da verbrachte er dann halt auch die meiste Zeit, unterhielt sich mit wildfremden Menschen, deren Namen er oft gar nicht mal kannte. Es fielen immer nur komische Usernames, die sich die Leute da gaben. Er kannte diese Menschen ja noch nicht einmal richtig, es waren nur Silhouetten. Ich will mir gar nicht vorstellen, was da immer hinter dem Bildschirm sitzt, da läuft mir direkt ein kalter Schauer übern Rücken.“
„Hatte er sonst noch etwas erwähnt? Irgendwas, was mit seinem, nennen wir es mal ‚Verschwinden‘, in Verbindung stand?“
„Nein, auch nicht. Die Gespräche über die Foren sind das einzige, wovon ich ihnen erzählen kann. Wüsste ich mehr, glauben sie mir, ich würde ihnen alles sagen.“
„Von seinen Eltern habe ich erfahren, dass seine Schulnoten in letzter Zeit ziemlich abgesackt sind. Glaubst du, dass ihn das irgendwie beeinflusst hat?“
„Nein, das kann man ausschließen, denke ich. Auch wenn Maik zugegebenermaßen früher mal besser in der Schule war, war sie ihm nie besonders wichtig. Er wollte immer schon Bäcker werden und jetzt nach der zehnten von der Schule gehen. Dass er Bäcker werden wollte, das wusste er schon in der Grundschule, da haben wir immer Matschkuchen gebacken…“
„Und was genau hat er an dem Tag seines ‚Verschwindens‘ getan?“
„Er kam ganz normal in die Schule, zwei Minuten oder so zu spät. In den ersten beiden Stunden hatten wir Mathe, da hat er erstmal eine ordentliche Standpauke von unserem Lehrer verkraften müssen. Danach hat er sich auf seinen Tisch gelegt und versucht zu schlafen, woraufhin er dann vom Matheunterricht verwiesen worden ist. Unser Lehrer hatte echt keinen guten Tag. Was nach den beiden Stunden passiert ist, das kann ich ihnen nicht sagen, da waren wir in unterschiedlichen Kursen. Da fragen sie am besten irgendwen anders.“
„Jetzt noch eine Frage an dich: Brauchst du noch psychologische Hilfe? Können wir dir da irgendwie helfen?“
„Nein, ich glaube, ich sollte das ganz gut verkraften. Wie gesagt, so eng waren wir ja gar nicht mehr befreundet, irgendwie…“
„Na gut. Gibt es sonst noch etwas, dass du sagen willst?“
„Nein. Ich glaube nicht. W-Wie gesagt, er wollte immer schon Bäcker werden, und er h-hat mir versprochen, dass ich seine ersten Brötchen probieren dürfte, und er würde sie mit viel Liebe backen und…“
„Hey, du brauchst doch nicht weinen. Soll ich dir ein Taschentuch geben?“
„N-Nein, es geht schon so. Wobei, ich hätte doch noch eine Sache zu sagen: Wenn sie Maik in nächster Zeit sehen sollten, dann sagen sie dem Arsch bitte, dass er schleunigst wieder zu uns zurückkommen soll, weil ich unglaublich sauer auf ihn bin. Hast du mich verstanden?!?“
„Stimmst du hiermit zu, dass wir das heutige Gespräch, am 13. Juni 20XX, für den späteren Verlauf unserer Ermittlungen aufzeichnen und verwenden dürfen?“
„Meinetwegen.“
„Darf ich fragen, wie du heißt? Wir brauchen deinen Namen fürs Protokoll.“
„Keben.“
„Ist das dein Vorname oder dein Nachname?“
„Vorname.“
„Wir brauchen auch deinen Nachnamen.“
„Hatur.“
„Also, Keben, du kanntest Maik, nicht wahr?“
„Würde ich heute hier sitzen, wenn ich ihn nicht kannte? Was sind das hier für dumme Fragen?“
„Okay. Von seinen Eltern habe ich zu hören bekommen, dass ihr beide nicht immer das beste Verhältnis zueinander hattet.“
„Nicht immer das beste Verhältnis, dass ich nicht lache. Haben sie es denn nicht schon von Tiara erfahren? Wenn nicht, dann stellen sie mir endlich ihre Frage.“
„Was soll ich von Tiara erfahren haben?“
„Also hat sie es ihnen nicht erzählt… Hören sie, ‚nicht das beste Verhältnis‘ ist eine leichte Untertreibung, wissen sie. Das sagt man, wenn man sich im Klassenzimmer böse Blicke zuwirft. So war das aber nicht.“
„Wie meinst du das?“
„Noch ‘ne dumme Frage… Wenn sie es sich nicht schon denken können, ein paar Kumpels und ich, wir haben ihn gemobbt. Seit der siebten Klasse, schätze ich. Ist schon echt lange her.“
„Und ihr habt einfach so aus dem Nichts angefangen, Maik zu mobben? Es gibt ja ‘ne Menge komische Menschen, aber das glaub‘ ich nicht.“
„Sollten sie auch besser nicht. Wissen sie, dass Maik und Tiara mal zusammen waren?“
„Ja. Mehr über ihre Beziehung weiß ich allerdings auch nicht.“
„Tja, die beiden sind in der siebten Klasse zusammengekommen. Wenn sie eins und eins zusammenzählen können…“
„Also habt ihr ihn wegen einem Mädchen gemobbt.“
„So sieht’s aus. Damals war Tiara wohl das beliebteste Mädchen in unserer Stufe. Jeder Junge kannte sie, und selbst wenn man nicht auf sie stand, es war schwer zu leugnen, dass man sie nicht mal ansatzweise attraktiv fand. Und dann war da noch Maik: Er hat nie wirklich in unser Bild gepasst, wissen sie. Immer so tollpatschig, nuschelte, unsportlich. Ausgerechnet er kam dann mit Tiara zusammen. Dann haben meine Jungs und ich uns dazu entschieden, Tiaras Entscheidungsvermögen mal ein wenig auf die Sprünge zu helfen.“
„Und ihr habt angefangen, ihn zu mobben.“
„Bingo.“
„Und was habt ihr euch davon erhofft? Dass sich Tiara auf magische Weise plötzlich Hals über Kopf in einen von euch verliebt?“
„Wir haben uns gar nichts erhofft, ehrlich gesagt. Aber keiner von uns konnte auch nur den Gedanken daran, dass dieser Vollidiot mit Tiara zusammen war, ertragen. Beim besten Willen nicht.“
„Kanntest du Maik zu dieser Zeit überhaupt schon? Ich meine, als Person, nicht nur vom Sehen her.“
„Maik, Tiara und ich, wir kannten uns schon seit der Grundschule. Sie wissen sicher, auf welche Grundschule wir gegangen sind.“
„Ja. Die katholische, direkt hinter der Polizeiwache.“
„Richtig. Früher waren wir so etwas wie ein unzertrennliches Trio: Ich war der Schlaue, der immer einen Plan gegen Langeweile hatte, Tiara war die Schöne, und Maik war auch irgendwie da. Wenn jemand von uns etwas machte, waren die anderen beiden meist auch schon zur Stelle. Wir waren beste Freunde, zumindest nach Grundschul-Standards.“
„Wenn ich das jetzt aus unserem Gespräch richtig heraushöre, dann seid ihr auch auf dasselbe Gymnasium gegangen. Dann müsstet ihr ja aber trotzdem noch Kontakt zueinander gehabt haben, oder?“
„Ja, den hatten wir anfangs auch. Doch ich freundete mich mit Leuten an, die ich interessanter fand. Leute, die meine Interessen teilten. So distanzierten sich Maik und ich immer weiter. Deswegen, und weil er für immer in seiner Grundschul-Welt gefangen war. Man konnte mit dem Jungen einfach nicht diskutieren, er brachte keine Argumente, schob alles auf andere. Er war ein Dreijähriger gefangen im Körper eines Dreizehnjährigen, und die letzten paar Jahre wurde es auch nicht besser.“
„Also hast du deinen ehemaligen besten Freund gemobbt, weil ihr euch auseinandergelebt habt, und er mit dem Mädchen zusammengekommen ist, in welches du in der siebten Klasse verliebt warst, habe ich das so richtig verstanden?“
„Ja. So sieht die grausame Wahrheit aus. Mal unter uns, wenn irgendjemand mal die Zeit zurückdrehen würde, ich würde alles wieder machen. Ich würde ihn wieder mobben, ihn beleidigen, und ihm sein dämliches Grinsen aus der Fresse prügeln.“
„Aber warum? Mit welcher Begründung wäre das für dich gerechtfertigt?“
„Erst einmal brauche ich keinen Grund, um jemanden, der mich nervt, zu schlagen. Außerdem muss ihm doch jemand zeigen, wie grausam die Welt in Wahrheit ist. Und wenn ich ihn nicht mit meinen Samthandschuhen verprügle, wer macht’s dann? Ich sehe das als eine ‚Lektion fürs Leben‘ an, verstehen sie? Und das ist doch wohl gerechtfertigt, oder?“
„Hast du sonst noch irgendetwas an unser Gespräch anzufügen? Etwas, das du noch nicht erwähnt hast?“
„Nein, ich glaube nicht. Aber könnten sie ihm diesen Anhänger wiedergeben, sollten sie ihn sehen? Den hab‘ ich ihm mal in der achten Klasse geklaut. Hat ziemlich dran gehanden.“
„Mach ich. Du bist doch noch mit einem Kumpel gekommen, oder?“
„Meinen sie Landou? Ja, der sitzt draußen. Wieso?“
„Dürfte ich den Nachnamen von deinem Freund erfahren?“
„Iluna. Landou Iluna.“
„Dann kannst du ihn direkt zu mir schicken.“
„Komm rein.“
„Guten Tag, Herr Kommissar. Alles fit im Schritt? Sie sehen heute irgendwie nich so glücklich aus. Sitzt n Furz quer?“
„Dann müsste mir jedes Mal ein Furz quer sitzen, wenn wir beide uns sehen.“
„Wir sind fast ne Familie, sie und ich, wissen sie?“
„Und ich bin der Kaiser von China. Wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich jetzt gerne mit der Befragung beginnen. Stimmst du hiermit zu, dass-“
„Jaja, 13. Juni 20XX, Landou Iluna. Sie können das Gespräch für weitere Zwecke nutzen, kein Thema.“
„Kennst wohl schon alles auswendig, was? Naja, ich glaube, deine Version wird’s auch tun…“
„Weswegen ham se mich denn heute herbestellt? Unser Rendezvous sollte doch erst übermorgen sein, oder vertu ich mich da gerade?“
„Du kannst auch wieder abmarschieren, wenn du willst. Dann darfst du übermorgen aber noch mal antanzen.“
„Schon gut, schon gut. Also – worum geht’s denn überhaupt?“
„Du weißt, worum es geht. Du bist vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber strunz doof bist du auch nicht.“
„Ich fühle mich von ihrer Einschätzung geehrt, und ich muss mich wohl geschlagen geben: Es geht um den kleinen Maiki, nicht wahr?“
„Ja, genau. Und ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn du deine Treter vom Tisch entfernen könntest.“
„Ach kommen sie schon, die Polizeiwache ist doch fast mein zweites Zuhause!“
„An deiner Stelle wäre ich da nicht so stolz drauf.“
„Zum Glück sind sie nicht an meiner Stelle, sie alter Spießer.“
„Also, zurück zum Thema. In was für einer Verbindung standest du mit Maik?“
„Maiki und ich haben schon viel durchgemacht. Marmelade in seinen Schuhe, Reißzwecken in seinem Spind, und der Kleber in der Jeans nach dem Sport… das waren Zeiten.“
„Leider beantwortet das meine Frage nicht. Nochmal: Deine Beziehung zu Maik?“
„Kennengelernt hab‘ ich ihn wohl in der siebten Klasse oder so. Keben war relativ stinkig, weil er mit Tiara zusammengekommen war – sie wissen aber, von wem ich rede, oder?“
„Ja, Tiara Meiß.“
„Hattet ihr beiden auch schon das Vergnügen?“
„Mehr oder weniger, ja.“
„Ich hatte Keben noch nie so wütend gesehen. Schlimmer als ein Drache, sag‘ ich ihnen. Hätte der Feuer speien können, dann würden wir beide heute hier nicht sitzen.“
„Und was hat das jetzt mit dir zu tun?“
„Wunderbare Frage. Also, Keben und ich waren zu der Zeit relativ gut befreundet. Er hatte mich dann gefragt, ob wir Maiki nicht mal ein paar Streiche spielen wollen. Nichts Gefährliches: Anfangs waren es nur ein paar Luftballonpimmel im Spind. Sie hätten mal sein Gesicht sehen sollen, das war der Hammer!“
„Kanntet ihr euch denn auch noch besser als dieses Katz-und-Maus Verhältnis?“
„Nee, nich wirklich. Ich hatte noch ein paar Kumpel angeheuert, dass wir zusammen mit Maiki ein wenig Spaß haben. Aber keiner von uns kannte Maiki auf ‘ner persönlichen Ebene.“
„Aha. Keben jedenfalls hatte mir gesagt, dass er nicht immer… sagen wir mal ‚positiv überzeugt‘ von Maik gewesen ist. Hattest du denn irgendwelche Problem mit Maik?“
„Nee. Ich hatte auch nich wirklich was gegen ihn, schien mir n netter Kerl zu sein, aber wissen sie, Keben war mir dann doch wichtiger. Außerdem machte es einen Heidenspaß, ihm Marmelade in die Schuhe zu schmieren! Haben sie das schon mal ausprobiert? Ich kann’s nur empfehlen.“
„Und was für ein Verhältnis hattest du mit Tiara?“
„Gar keins. Ich wusste nur, dass Keben auf sie stand. Aber man konnte ihr ansehen, dass sie wirklich, ich meine WIRKLICH, angewidert von Keben war, als wir angefangen haben, ihm ein paar Streiche zu spielen. Das hat ihn nur noch wütender gemacht, dann wurden die Streiche heftiger, sie angewiderter. Ein Teufelskreis, ich sag’s ihnen.“
„Du redest immer von ‚Wir‘. Aber wer sind diese ‚Wir‘?“
„N paar Kumpel halt. Und – so leid es mir auch tut – die werd‘ ich nicht bei der Polizei anleimen.“
„Brauchst du auch gar nicht. Also war es eine ganze Gruppe, die gegen Maik angegangen ist?“
„Exactamente. Aber keine Sorge, wir haben ihm was Ernstes angetan. Mit Ausnahme von Keben, versteht sich.“
„Ja, davon weiß ich auch schon.“
„Irgendwann in der neunten Klasse hatte sich Tiara dann von Maiki getrennt. Dann war Keben wieder glücklich. Gestrahlt hat er regelrecht, wie’n Honigkuchenpferd.“
„Habt ihr dann von Maik abgelassen?“
„Wir hätten es ja gerne, aber Keben war nicht so überzeugt davon. Er fand, dass wir Maiki noch nicht genug angetan hatten. Also ging es mit der gewohnten Routine weiter.“
„Und wie lange? Wann habt ihr ihm das letzte Mal einen ‚Streich‘ gespielt?“
„Das muss so ungefähr vor… Zwei Monaten gewesen sein, glaube ich. Kurz nach dem ersten April, eben weil der erste ein Samstag war. Kaum auszuhalten war das.“
„Und dann habt ihr aufgehört, ihn zu mobben?“
„Mobben klingt so negativ – finden sie nicht auch, dass das Wort heutzutage viel zu häufig benutzt wird? Das verliert doch so seine Bedeutung.“
„Lenk nicht vom Thema ab.“
„Ist ja gut, ist ja gut… Ja, danach haben wir aufgehört, ihn zu ‚mobben‘. Und war auch schon von vornherein klar, dass dieser Streich der letzte sein sollte. Deswegen brauchten wir einen richtigen Knaller, und über den ganzen Tag verteilt lauerte hinter jeder Ecke ein neuer Streich, bereit, von Maiki entdeckt zu werden.“
„Habt ihr ihn den ganzen Schultag lang schikaniert?“
„Ja. Wir mussten es ja mit einem Knall beenden. Es fing ganz harmlos an: Zuerst spritzten wir ihn mir ein wenig Wasser ab, nur so viel, dass seine Kleidung anfing zu triefen. Währenddessen schnappte sich jemand seine Sporttasche, und verklebte die Innenseite seiner Sporthose mit langsam trocknendem Kleber. Hauchdünn musste dich Schicht sein, damit Maiki sie nicht spürte.“
„Meintest du nicht eben noch, dass ihr seine Jeans verklebt hattet?“
„Das war ein anderes Mal. Doch jetzt weiter mit der Geschichte: Normalerweise geht Maiki immer in der ersten Pause auf Klo. Immer auf ein normales Sitzklo, die Pissoirs benutzte er nicht. Also verkrochen wir uns in den übrigen Kabinen, bis nur noch die mittlere frei war. Als er sich dann die Hose ausziehen wollte, was natürlich nicht ging, schmissen wir ihn mit faulen Eiern ab. Sie haben noch nie Jungsklo mit faulen Eiern gerochen, und sie wollen es auch nicht, glauben sie mir. Der Rest des Tages viel ungefähr genauso ab: Ne Ladung Kreide über den Kopf, Dildos im Spind, ich sag ihnen, Spinde sind echt was feines, dann haben wir ihm den Rucksack aufgeschnitten. War n lustiges Event.“
„Wär’s das dann?“
„Noch nicht ganz. Sie wissen ja, dass Keben und Maiki sich geprügelt haben, nicht wahr? Auch das geschah an jenem schicksalhaften Tag.“
„Wie das?“
„Obwohl Tiara und Maiki nicht mehr zusammen waren, hatte Tiara die Schnauze gestrichen voll davon, wie Keben mit Maiki umgegangen ist. Maiki saß dann nur hinter Tiara und lächelte sie an, es war goldig. Er war so putzig. Keben jedoch war ziemlich angefressen von Tiaras Standpauke: Die beiden schrien sich die ganze Pause lang an. Ich konnte sehen, wie Keben seine Faust immer stärker zusammendrückte. Eigentlich wollte ich ihn noch aufhalten, aber es war zu spät: Seine Faust landete in Tiaras Gesicht. Das wiederum löste eine Kurzschlussreaktion in Maiki aus, und die beiden prügelten sich. Schüler und Lehrer gleichermaßen haben versucht, die beiden auseinanderzuhalten, aber nichts half. Irgendwann verlor Maiki dann die Prügelei. Wir mussten für beide einen Krankenwagen rufen, in ihrer Trance haben sie nichts mehr mitbekommen. Keben hatte ein angebrochenes Schienbein, und Maiki einen gebrochenen Arm.“
„Dafür kann Keben aber schon wieder ziemlich gut laufen.“
„Ja. Er war schon immer hart im Nehmen.“
„Hast du sonst noch irgendetwas hinzuzufügen? Etwas, was uns in den Ermittlungen behilflich sein könnte?“
„Nee. Wenn mir was einfällt, dann weiß ich ja, wo ich sie finden kann, mein Guter.“
„Jaja. Mach nicht allzu viel Blödsinn. Wenn ich dich in den nächsten 14 Tagen wieder vor mir sitzen habe, ich schwöre, ich bringe dich persönlich in deine Zelle.“
„Ich freu mich schon drauf.“
„Stimmen sie hiermit zu, dass wir das heutige Gespräch, am 24. Juni 20XX, für den späteren Verlauf unserer Ermittlungen aufzeichnen und verwenden dürfen?“
„Ja.“
„wir brauchen noch ihren Vor- und Nachnamen. Für das Protokoll, damit wir die Gesprächsteilnehmer identifizieren können.“
„Natürlich. Eva Lucta.“
„Frau Lucta. Ich nehme an, sie sind die Mutter von Maik. Gehe ich richtig in dieser Annahme?“
„Ja.“
„Dann wird es ihnen sicher nicht schwerfallen, ein wenig über Maik zu erzählen, oder?“
„Natürlich nicht. Wollen sie etwas Bestimmtes wissen?“
„Nein. Erzählen sie einfach ein wenig von Maik. Wie er war, besondere Eigenschaften und so weiter.“
„Maik war immer ein anständiger Junge. Darauf haben sein Vater und ich immer besonderen Wert gelegt, dass er immer freundlich zu anderen Menschen war, dass er immer ‚bitte‘ und ‚danke‘ sagte. In den Kindergarten ist er nie gegangen. Da es ausreichte, dass mein Mann arbeiten ging, hatte ich genug Zeit, um auf Maik aufzupassen. Wir wollten ihn auch nie in den Kindergarten schicken. Der Kindergarten in unserer Nähe hatte keinen guten Ruf, da sollen die Kinder geschlagen worden sein, und in so einen Kindergarten hätten mein Mann und ich unseren kleinen Maik niemals geschickt.“
„Also hat er bis zur Grundschule die meiste Zeit in seinem Elternhaus verbracht?“
„Ja, genau. Wir sind aber auch regelmäßig an den Wochenenden zusammen in den Zoo gegangen. Besonders die Giraffen interessierten ihn, mit ihren langen Hälsen.“
„Und was hat er in der Zeit sonst so gemacht?“
„Die Giraffen kannte er natürlich schon vor unseren Besuchen im Zoo: Er war ein großer Fan von Büchern, und da er noch nicht lesen konnte, waren Bilderbücher das Werkzeug der Wahl. Abends habe ich ihm dann aber meistens etwas aus einem Kinderbuch vorgelesen. Allerdings versuchte er immer mal wieder, selbst ein Kinderbuch zu lesen. Das frustrierte ihn, da er ja noch nicht lesen konnte. Deshalb dachte ich, es wäre eine gute Idee, ihm bereits Lesen und Schreiben beizubringen, weil er immer so neugierig war. Um ehrlich zu sein war es erstaunlich, wie schnell Maik neue Buchstaben lernte und wie schnell er ganze Sätze lesen konnte. Nach gut drei Monaten konnte er schon besser lesen als die meisten Kinder nach der kompletten ersten Klasse.“
„Also war Maik wohl begabt?“
„Auf jeden Fall in Deutsch, ja. In Mathe hielt sich seine Begabtheit eher in Grenzen, und mit Musik konnte er nie etwas anfangen. Aber er hatte ein Gefühl für Sprachen.“
„Und wie war sein Verhältnis mit seinen Mitschülern und seinen Lehrern in der Grundschule?“
„Anfangs waren die Lehrer überrascht, dass Maik schon lesen konnte, und sie mussten ihm schwerere Aufgaben geben. Darauf war er immer sehr stolz. Ansonsten fiel mir kein besonderes Verhältnis zwischen ihm und seiner Lehrerin – sie müssen wissen, auf seiner Grundschule gab es für jede Klasse nur eine Lehrerin, die alle Fächer unterrichtete – auf. Es war eine typische Lehrer-Kind-Beziehung, sie war nett zu ihm, er war nett zu ihr, ohne größere Zwischenfälle.“
„Und mit seinen Mitschülern?“
„Eigentlich hatte er sehr schnell Freunde gefunden. Das kam besonders deswegen unerwartet, weil er außer seiner Familie noch nie Kontakt mit Leuten außerhalb hatte. Schon am ersten Tag erzählte er mir von seiner neuen Freundin Tiara, und wie viel Spaß ihm die Schule machte, und dass er sich schon auf den nächsten Schultag freute, weil er da wieder mit Tiara spielen könnte. Nach einiger Zeit befreundete er sich auch mit ein paar Jungs, aber die meiste Zeit verbrachte er wohl mit Tiara.“
„Unter diesen Jungen befand sich auch Landou Iluna, nehme ich an?“
„Also haben sie schon mit ihm gesprochen. Und, hat der Teufelsbraten seine Taten wenigstens gestanden?“
„Ja – mehr oder weniger. Ich weiß, dass Maik und er früher ziemlich gut miteinander befreundet waren. Und dass ihre Freundschaft später zerbrochen ist.“
„Bitte, reden sie nicht von ‚Freundschaft‘ bei diesem Balg. Der war nie Maiks Freund. Wäre er wirklich Maiks Freund gewesen, dann hätte er nicht angefangen, ihn zu mobben.“
„Das Problem ist jetzt, dass ich nur Eindrücke aus seiner Sicht der Situation habe. Wären sie so nett, mir ein paar Eindrücke aus ihrer und, sofern sie informiert darüber sind, Maiks Sicht zu geben?“
„Natürlich. Also, Maik und Landou kannten sich seit der ersten Klasse. Er war einer von Maiks ersten ‚Freunden‘. Tiara, Landou und Maik trafen sich während ihre Grundschulzeit oft im Park hier in der Nähe, um dort zusammen zu spielen. Wir Mütter tranken dann meist einen Kaffee zusammen, bis es wieder Zeit für die Kinder war, nach Hause zu gehen. Diese Tradition hielt sich bis ungefähr in die fünfte Klasse: Landou kam nicht mehr zum Spielen, weil er schnell neue Freunde gefunden hatte. Tiaras Mutter hatte keine Zeit mehr, um auf Tiara im Park aufzupassen, weil sie sich von ihrem Mann getrennt hatte und deswegen arbeiten musste.“
„Tut mir Leid zu hören.“
„Was will man machen. Aber dafür kam Tiara fast täglich zu uns, aß bei uns zu Mittag, dann machten die beiden zusammen Hausaufgaben oder spielten ein wenig. Tiara war sich nicht zu fein dafür, mal ein wenig Fußball zu spielen, und Maik spielte sogar mit ihren Puppen. Die beiden waren schon süß zusammen.“
„Und dann?“
„Das tägliche Treffen wurde dann auch zu einer Tradition, nur halt zwischen Tiara und Maik. Und in der siebten Klasse kamen die beiden dann zusammen. Sein Gesicht war rot wie eine Tomate, als er mir das erste Mal von seiner neuen ‚festen‘ Freundin erzählte…“
„Um die Zeit herum muss dann wohl auch Landou seinen Auftritt gehabt haben.“
„Ja, aber nicht direkt. Erst gegen Ende des ersten Halbjahres, als die beiden schon ein wenig länger zusammen waren. Dann fing er an, Maik zu mobben, zusammen mit seinen Freunden.“
„Haben sie denn nie etwas davon mitbekommen?“
„Anfangs, nein, erst später. Das lag daran, weil die ersten Streiche relativ harmlos waren, wissen sie. Ein wenig Wasser auf dem Stuhl, ein Strich im Gesicht, eine abgeknickte Ecke im Heft. In der achten Klasse fingen sie dann richtig an: Zerschnittene Hosen, zusammengeklebte Schnürsenkel, sie haben Maik in den Brunnen geschubst, alles Mögliche. Aber die Gespräche mit den Lehrern halfen ja auch nicht.“
„Wie meinen?“
„Als ich Wind davon bekommen hatte, dass Maik von seinen Mitschülern gemobbt wurde, bin ich sofort in der Schule einmarschiert. Dort hatte ich erst einmal ein ausführliches Gespräch mit seiner Klassenlehrerin. Sie meinte allerdings nur, dass das doch außerschulisch zu klären wäre, und dass es kein Problem der Fachschaft sein. Dann habe ich die Tür des Schulleiters eingetreten. Metaphorisch gesehen. Auch der meinte nur, dass sie da nicht viel machen könnten, und dass ein Schulwechsel wohl das Beste sei. Die Eltern von Landou haben die Schule aber auch immer finanziell unterstützt, ihnen das Geld gegeben, welches für teurere Projekte gefehlt hat. Sie können sicherlich eins und eins zusammenzählen.“
„Und dann hat Tiara mit Maik Schluss gemacht?“
„Genau. Ich weiß nicht mit Sicherheit, aus welchem Grund, aber ich glaube, sie hoffte, dass sie dann Maik endlich in Ruhe lassen. Taten sie aber nicht.“
„Wie war Maiks Reaktion auf die ganze Situation?“
„Er zog sich in sein Zimmer zurück, verbrachte eine Menge Zeit im Internet. Da er generell wenige Freunde hatte, hatte er auch nie wirklich jemanden, mit dem er sich treffen konnte. Wir als Eltern waren auch keine Vertrauenspersonen in dem Moment mehr, weil er gerade in seiner rebellischen Phase war, Pubertät halt.“
„Mhm.“
„Können sie sich das vorstellen? Er hat sich in den letzten zwei oder drei Jahren so gut wie mit niemandem mehr getroffen, hat nur noch das Nötigste mit uns gesprochen.“
„Haben sie mal versucht, sich ihm anzunähern?“
„Ständig – Aber es ging nicht. Mehr als ein ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ war nie von ihm zu erwarten. Wenn wir mal ein tieferes Gespräch mit ihm führen wollten, rannte er einfach in sein Zimmer.“
„Und ein Psychologe – habe sie den mal in Betracht gezogen?“
„Ja. Aber mein Mann und ich dachten, dass er nur eine kurze Weile diese Phase durchleben würde, so wie die meisten Jugendlichen in seinem Alter halt.“
„Wie lange hat sich die Phase denn gezogen?“
„Vielleicht ein Jahr lang.“
„Und danach?“
„Danach verbrachte er die meisten Zeit in irgendwelchen Foren im Internet. Er kam endlich wieder mit einem Lächeln aus der Schule. Darüber waren wir natürlich vorerst erleichtert.“
„Vorerst heißt?“
„Nun ja, ich hatte nicht wirklich etwas Gutes über solche Internetforen gehört. Ich hatte Angst vor diesen ganzen Pädophilen, die sich dort immer rumtreiben. Aber ich wollte ihm auch die Freude nicht nehmen, die er doch gerade erst gefunden hatte, deswegen erlaubten wir ihm noch den Besuch eben jener Foren.“
„Ich verstehe nicht recht. Was hat das ganze denn mit Maiks Vorfall zu tun? Wenn er doch so glücklich war, dann kann er doch eigentlich keinen Grund gehabt haben, oder?“
„Maik erzählte uns davon, dass er sich immer besser mit den Leuten dort verstehen würde. Das bereitete mir immer stärkere Bauchschmerzen. Er würde die Leute besser kennenlernen, und die Gespräche würden immer tiefgründiger, Sachen, über die er nicht mit anderen Leuten reden könnte. Die Leute dort waren etwas Besonderes für ihn. Das ging so weit, dass er tage- und nächtelang nur noch vor seinem Computer hockte und mit wildfremden Leuten redete. Es wurde mir irgendwann zu viel, und dann habe ich ihm den Zutritt zu diesen Foren verboten. Ich wollte nicht, dass er mit Leuten redet, die er nicht im echten Leben kennt.“
„Ist das der einzige Grund, der ihnen einfällt?“
„Nein... Mein Mann und ich streiteten uns immer häufiger. Bei ihm auf der Arbeit sah es eher schlecht aus, die Firma ging bankrott. Dadurch war mein Mann häufig gestresst. Und ich war gestresst durch die ganze Situation mit Maik, nicht zu wissen, mit wem er da im Internet redet, machte mich wahnsinnig. Das Problem an der ganzen Sache war, dass mein Mann meist erst zum Abendessen nach Hause kam, dann fingen wir an, uns zu streiten, und Maik bekam alles mit. Es muss ich ganz schön mitgenommen haben…“
„Und dann noch das Mobbing, zusätzlich dazu.“
„Ja, genau. Am dritten April kam Maik dann nach Hause und meinte, dass seine Mitschüler aufhören würden ihn zu mobben, dass das ein verspäteter erster April wäre. Laut Maik haben sie ihm sogar geschworen, ihn nicht mehr zu mobben. Aber er wollte das nicht so recht glauben. Da kann ich meinen Jungen gut verstehen, wenn man fast drei Jahre lang gemobbt wurde…“
„Der dritte April… drei Tage vor dem Vorfall mit Maik, nicht wahr?“
„Ja. Zu dem Zeitpunkt hatte er auch noch Zugang zu den Foren. Den habe ich ihm erst am Abend vor dem Vorfall verboten. Wenn ich doch nur gewusst hätte, wie Maik darauf reagieren würde… Verdammt… Ich bin eine Rabenmutter, wissen sie.“
„Jetzt übertreiben sie es mal nicht. Eine Rabenmutter hätte nicht ihr Kind über mehrere Jahre hinweg aufgezogen, sich um es gekümmert und geliebt. Manchmal passieren solche Sachen wie Streits eben, das ist ganz normal, damit sollten sie sich jetzt nicht belasten. Außerdem glaube ich kaum, dass Maik urplötzlich wegen einer Entscheidung die Frau, die er schon seit seiner Geburt fast täglich gesehen hat, anfängt zu hassen. Das ist ein wenig übertrieben, finden sie nicht auch?“
„Nein. Nein, glaube ich nicht. Ich hätte früher bemerken können, dass etwas in der Schule nicht stimmte. Ich hätte hartnäckiger bei der Schule sein müssen, oder zumindest einen Schulwechsel organisieren müssen. Und dann nahm ich ihm auch noch das für ihn in letzter Zeit Wichtigste weg, die Foren. Ich war einfach keine gute Mutter für Maik. Er hätte es nicht getan, wäre ich eine gute Mutter gewesen.“
„Beruhigen sie sich erst einmal. Einmal tief einatmen, dann wieder ausatmen. Brauchen sie ein Taschentuch?“
„Danke.“
„Besser?“
„Ich glaube schon. Wenn doch einfach nur niemand diesem Landou ins Hirn geschissen hätte, ich sag‘ ihnen, dann wäre alles anders ausgegangen!“
„Ich bitte sie, beruhigen-“
„Und dann noch diese beschissenen Internetforen! Warum fand Maik wildfremde Menschen denn immer so interessant?! Irgendwelchen Leuten, mit denen er vorher noch nie geredet hatte, hat er seine schlimmsten Geheimnisse anvertraut! Noch nicht einmal mit seinem Vater hat er darüber geredet! Stellen sie sich nur einmal vor, wenn er sich wirklich mal mit einem dieser Leute getroffen hätte! Verdammt!“
„Ich glaube, es ist besser, wenn wir unser Gespräch auf ein anderes Mal vertagen, finden sie nicht?“
„N-Nein, das brauchen wir nicht. Ich habe alles gesagt, was ich ihnen sagen kann. Sollten sie jemals Kinder bekommen, verbieten sie ihnen einfach direkt jegliches Internetforum. Das spart Nerven und Leben.“
„Ich werd' dran denken. Einen schönen Tag noch.“
„Gleichfalls. Und danke für das Taschentuch.“
„Stimmen sie hiermit zu, dass wir das heutige Gespräch, am 24. Juni 20XX, für den späteren Verlauf unserer Ermittlungen aufzeichnen und verwenden dürfen?“
„Jawohl.“
„Dann bräuchten wir noch ihren vollständigen Namen.“
„Emil Lucta.“
„Herr Lucta… Sie sind dann wohl der Vater von Maik.“
„Ja.“
„Also gut… Wie sie wissen, habe ich ja eben bereits mit ihrer Frau gesprochen. Wir haben uns viel über Maik unterhalten. Denken sie, sie könnten noch einige Informationen hinzufügen? Sie wissen schon, die Vater-Sohn-Beziehung.“
„Wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich nicht, dass ich ihnen da eine große Hilfe sein werde. Ich war immer sehr mit meinem Job beschäftigt, und meine Frau übernahm die Betreuung von Maik. Dafür bin ich ihr immer noch sehr dankbar.“
„Sie können mir doch nicht erzählen, dass Maik ihnen nie seine Geheimnisse anvertraut hat. Denken sie wirklich, ich glaube ihnen das?“
„Nein. So ist das ja auch nicht, ich kann ihnen nur nicht allzu viel erzählen. Das ist alles, was ich meinte.“
„Dann schießen sie mal los.“
„Maik war immer ein sehr aufgeschlossener Junge. Als er klein war, habe ich ihn ab und an mal mit auf die Arbeit genommen. Ich bin selbstständiger Anwalt, deswegen war das nie ein Problem, da ich mein eigener Chef bin. Er war dann für ein paar Stunden bei mir, bis Mama ihn dann zum Mittagessen wieder nach Hause brachte.“
„Wie alt war Maik denn da so ungefähr?“
„Er müsste so um die vier Jahre alt gewesen sein, glaube ich. Auch mit fünf kam er noch mit in mein Büro und hat versucht, die Gesetzestexte zu lesen. Es war irgendwie witzig, dabei zuzusehen, wie ein Fünfjähriger versucht, einen Text zu lesen, aus dem die meisten Erwachsenen nicht schlau werden können.“
„Dass er schon früh lesen konnte hat mir ihre Frau bereits erzählt. Sie müssen ja wirklich ganze Arbeit bei Maik geleistet haben.“
„Na ja, eigentlich gebührt der meiste Dank meiner Frau. Ich war so gut wie nur in meinem Büro antreffbar. Klar, es gab noch die Wochenenden, aber ich konnte meine Familie nur zwei Tage die Woche sehen. Das war schon ein wenig deprimierend.“
„Kann ich mir vorstellen.“
„Was gibt es denn noch… Genau, Maik wollte immer schon Bäcker werden. Er war immer fasziniert von den ganzen Backwaren und der Art, wie Bäcker aus einem Klumpen Teig so ein wohlschmeckendes Brot zaubern konnten. Jedes Mal, wenn wir eine Backstube besuchten, leuchteten seine Augen auf. Er wurde ganz verrückt und titschte wie ein Flummi von Ecke zu Ecke. Manchmal mussten wir ihn auch davon abhalten, die Bäcker zu stören. Aber die interessierte das nicht wirklich, oft durfte Maik sogar beim Teig machen helfen und die Maschinen bedienen.“
„Besitzt jemand aus ihrer Familie eine Bäckerei, oder woher haben sie Zutritt zu einer Backstube?“
„Ein alter Freund von mir, Lars, ist Bäcker. Ich habe ihn damals auf der Realschule kennengelernt, und bis heute pflegen wir noch guten Kontakt. Als er die Nachricht von uns gehört hat, machte er seine Bäckerei erst einmal für einen Tag dicht. Er mochten den kleinen Racker.“
„‚Lars' ist aber schon bewusst, dass sie ohne die entsprechenden Zeugnisse keine Backstube betreten dürfen, oder? Und schon gar nicht beim Teig mithelfen.“
„Wahrscheinlich weiß er das. Aber seien sie mal ehrlich: Wenn ein kleiner Junge, der später mal in ihre Fußstapfen treten will, neben ihnen steht, sie mit seinen leuchtenden Augen und offenem Mund anguckt, und fragt, ob er ihnen helfen kann, glauben sie, sie würden sein Angebot ablehnen? Lars wollte Maik nur immer mal wieder eine Freude machen.“
„…Gutes Argument. Ich lasse das mal so unter den Tisch fallen, von ihren Besuchen in der Backstube habe ich nie etwas gehört.“
„Danke.“
„Nicht der Rede wert. Aber weiter im Kontext: Noch irgendetwas, dass ihnen jetzt auf die Schnelle einfällt?“
„Hmm… Maik hatte mir mal von einem Mädchen erzählt. Tiara hieß sie. Ich kannte sie nicht wirklich, ich wusste nur, dass sie unter der Woche immer mal wieder bei uns war. Oder Maik war mit ihr und seinen Freunden im Park. Irgendwann im Laufe des Gymnasiums sagte er mir dann, adss er sich in ein Mädchen verliebt hatte. Ich musste regelrecht darum kämpfen, dass er es mir sagte. Dabei kam dann heraus, dass er sich in seine Kindheitsfreundin verguckt hatte. Es war wie in einem schlechten Film, und ich musste mir ein wenig mein Kichern verkneifen. Zu jedermanns Überraschung jedoch kamen sie zusammen. Ein Jahr lang hat die Beziehung gehalten.“
„Dann fingen gewisse Personen an, Maik zu mobben und die Beziehung zerbrach.“
„Ja. Dann hat meine Frau ihnen sicherlich schon von Landou erzählt, nicht wahr?“
„Ja.“
„Dann kann ich mir den Teil der Geschichte ja ersparen. Wissen sie, meine Frau hat Landou seit diesem Zeitpunkt an immer gehasst. Aber das konnte ich nicht. Ja, ich weiß, er hat meinen Sohn gemobbt, und ja, er war vielleicht nicht der beste Mensch, mit dem man seine Zeit verbringen wollte, aber niemand hat sich mal den Jungen angesehen. Ab und zu habe ich meinen Kleinen mal von der Schule abgeholt, wenn meine Frau mal einen Termin hatte oder es etwas Wichtiges zu erledigen gab. Da die beiden in einer Klasse waren, kamen sie meist zur selben Zeit aus dem Schulgebäude. Und jedes Mal habe ich in das Gesicht dieses Jungen geguckt. Und man hat im Gefühl, wenn man einen bösen Menschen sieht, aber dieser Junge war nicht böse, zumindest nicht so, wie meine Frau ihn immer dargestellt hat. Sein ganzes Gesicht war gezeichnet von seiner Traurigkeit, die Augen waren blau vom Schlafmangel, Die Haare zerzaust. Und niemand hat sich um den Jungen gekümmert, so sah er immer aus, wenn ich Maik abholte. Manchmal schaute er auch zu Maik und Tiara rüber, wenn die beiden sich verabschiedeten. Er sah, wie glücklich die beiden aussahen, wie sie in seinen Armen lag und er in ihren. Dann biss er sich immer auf die Lippen, und schwankte seinen Kopf in die andere Richtung. Der Junge wollte niemandem was böses, er wollte nur nicht mehr traurig sein. Und das ließ er dann an Maik aus.“
„Und während Maik gemobbt wurde… was dachten sie, was wäre die beste Möglichkeit gewesen, ihn aus der Situation herauszuholen?“
„Ich habe meiner Frau immer gesagt, dass ein Schulwechsel die angemessenste Lösung gewesen wäre. Aber sie meinte nur, dass Maik nicht wegen so einem ‚Vollidioten‘ seine Freunde verlieren sollte. Ihr wäre es lieb gewesen, hätte man Landou ein Ticket zum Mars gegeben. Ohne Wiederkehr, versteht sich.“
„Ihre Frau muss wirklich einen ganz schönen Groll gegen diesen Jungen gehegt haben.“
„Oh ja. Sie mochte ihn noch nie, ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie jemals etwas Gutes über ihn verloren hat. Auch nicht während seiner Grundschulzeit. Sie konnte sich einfach nie mit dem Gedanken anfreunden, dass ein Junge aus ärmlicheren Verhältnissen mit Maik Kontakt hatte.“
„Wie meinen sie das, ‚Menschen aus ärmlicheren Verhältnissen‘?“
„Landous Eltern waren nie wirklich die Vorzeigeeltern. Seine Eltern lebten getrennt, seine Mutter war nach Österreich gezogen, deswegen lebte er bei seinem Vater. Der hatte nie einen Job, also lebten die beiden von Hartz IV. Landou konnte seinen Vater nie wirklich als Vorbild nehmen: Täglich wanderte Frau für Frau in und wieder aus ihrer Wohnung heraus. So wie ich mitbekommen habe, ist sein Vater auch wegen Betäubungsmittelmissbrauchs ins Gefängnis gekommen. Soll wohl mit LSD gehandelt haben, aber genaueres darüber kann ich ihnen leider auch nicht berichten. Seit sein Vater seine Strafe im Gefängnis absitzt, lebt Landou bei seinen Großeltern. Hoffentlich lernt er bei ihnen mal eine liebende Familie kennen…“
„Das hört sich… schlimmer an, als ich erwartet hatte. Aber ich muss sie daran erinnern, dass wir uns hier auf Maik, und nicht auf Landou fokussieren.“
„Ich weiß, ich weiß. Aber ich wollte nur mal ein wenig die Wogen glätten. Es fühlt sich nicht richtig an, den Jungen die ganze Zeit über anzuschwärzen, wenn auch er Probleme hat.“
„Hm.“
„Wieder zurück zu Maik. Offen gesagt hatten mein Sohn und ich nicht das beste Vater-Sohn-Verhältnis, das man sich vorstellen kann. Er hatte immer relativ viel Zeit mit seiner Mutter verbracht. Das soll natürlich nicht heißen, dass wir uns nicht ausstehen konnten, es ist nur, ich denke, ich hätte einige Sachen… richtiger machen können, wissen sie.“
„Inwiefern?“
„Ich hätte ihn zum Beispiel durch die Internetforen begleiten können. Aber ich war zu beschäftigt mit meiner Arbeit und meinen eigenen Problemen. Ich hätte mich einfach informieren sollen, welche Foren sicher sind und welche nicht, einfach mit meinem Sohn zusammen diese Phasen durchgehen sollen, aber… im Endeffekt bringt es auch nichts mehr, darüber zu trauern, oder? Über meinen Sohn…“
„Nein, tut es nicht. Und es ist schon ein großer Schritt, hier heute vor mir zu sitzen, zwei Monate danach. Ihre Hilfe hätte nicht garantiert, dass es nicht passiert. Wie auch immer sie die Sache sehen wollen, seien sie sich sicher, sie sind nicht schuld, egal, was ihnen ihr Gewissen einredet. Wie es passiert ist, das wissen wir noch nicht. Aber dafür sind sie ja heute hier. Wenn sie eine kleine Pause brauchen, dann können wir die gerne machen – holen sie sich etwas zu trinken, oder einen kleinen Snack, die Zeit drängt nicht.“
„Das ist sehr freundlich von ihnen, aber eigentlich will ich hier nur so schnell wie möglich wieder weg. Nehmen sie mir das bitte nicht übel.“
„Tu ich nicht, keine Sorge. Ich kann mir durchaus schönere Orte als das Befragungszimmer einer Polizeiwache vorstellen, glauben sie mir.“
„Da sind sie nicht alleine, Herr Kommissar.“
„Sehen sie, mit einem Lächeln auf den Lippen geht das Ganze direkt etwas einfacher, was? Aber zurück zum Thema: Erzählen sie mir doch etwas über diese Internetforen, zumindest die Informationen, die sie aufschnappen konnten.“
„Natürlich. Ich glaube, dass erste Mal von einem Internetforum hat er uns vor zwei Jahren erzählt, Ende der achten Klasse. Da waren es auch nur irgendwelche Leute aus seiner Schule: Er hatte sich zu der Zeit für irgend so ein populäres Videospiel interessiert, und dann haben die sich wahrscheinlich dort getroffen, um darüber zu diskutieren, oder so.“
„Ich nehme mal an, dass das Forum, in welchem er als letztes geschrieben hat, nicht das Forum aus ihrer Erzählung ist, oder?“
„Da haben sie Recht. In was für einem Forum er sich letztens rumgetrieben hat und wie lange er schon da angemeldet war, das kann ich ihnen nicht sagen. Hat die Untersuchung seines PCs schon irgendwelche Aufschlüsse gegeben?“
„Darüber kann ich mit ihnen leider nicht reden. Da müssen sie sich gedulden, bis unsere Untersuchungen abgeschlossen und der Fall ad acta gelegt worden ist.“
„Okay. Verständlich.“
„Können sie mir denn noch etwas über die Spannungen zwischen ihnen und ihrer Frau berichten? Sie hatte das eben in unserem Gespräch einmal kurz angeschnitten.“
„Meine Frau und ich gerieten in letzter Zeit immer häufiger in Streits. Meistens streiteten wir über vollkommen hirnrissige Sachen, zum Beispiel wer das letzte Klopapier aufgebraucht hatte. Sie war immer sehr gereizt, und wenn meine Frau gereizt ist, müssen sie wissen, dann bin ich auch gereizt, und so entstand die dicke Luft bei uns zuhause. Hinzu kam dann noch, dass Maik einen immer merkwürdigeren Eindruck machte, sich immer mehr zurückzog. Das fällt mir allerdings auch erst im Nachhinein auf. Ich gehe mal davon aus, dass meine Frau deswegen so gereizt war: Sie wusste einfach nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Immerhin war sie Maiks komplettes Leben lang seine treue Begleiterin und vertrauenswürdigste Ansprechpartnerin.“
„Und Maik geriet dann zwischen die Fronten.“
„Genau. Da ich tagsüber immer sehr in meine Arbeit vertieft bin, und weil die letzten paar Monaten immer wieder Wellen von neuen Klienten kamen, hatte ich dementsprechend wenig Zeit für meine Familie. Ich kam meist spätabends nach Hause, zum Glück warteten die beiden immer mit dem Essen auf mich. Doch da eben nur diese begrenzte Zeit für Gespräche in der Familie blieb, trugen wir dort auch die meisten Streits aus. Mit Maik am Tisch, der alles hellhörig verstand. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft das für ihn gewesen sein muss.“
„Und die Internetforen? Spielten die irgendeine Rolle?“
„Ja, eine sehr zentrale sogar. Der Großteil unserer Streits drehte sich um das Thema – mit welchen Leuten Maik schrieb, dass das ja nicht in Ordnung wäre, wenn er sie nicht kennt, ob er überhaupt noch Zugang zu den Foren haben sollte. Irgendwann hielt meine Frau es sogar für eine richtige Idee, Maik einfach komplett das Internet zu streichen. Die ganze Situation drücke ihr sehr auf die Nerven, wie sie sehen. So habe ich sie die letzten 18 Jahre unserer Ehe noch nicht erlebt.“
„Und schlussendlich hat ihre Frau Maik dann den Zugang zu den Foren verboten.“
„Ohne meine Zustimmung, wenn ich das anmerken darf. Sie entschied das aus heiterem Himmel, und die nächsten Tage redete Maik so gut wie gar nicht mehr mit uns. Dann stritten meine Frau und ich wieder über die ganze Situation, weil ich nicht einverstanden war, dass sie so eine Sache einfach alleine entschieden hat, und sie verstand nicht, warum ich sauer auf sie war, wenn sie doch nur unseren Sohn schützen wollte. Und dann passierte… sie wissen schon.“
„Denken sie, dass Maik dort gute Freunde hatte?“
„Ich weiß nicht. Es kann gut möglich sein, dass es dort einen Menschen gab, der Maik sehr viel bedeutete. Immerhin war er täglich in dem Forum unterwegs, da kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass er nie jemanden getroffen hat, zu dem er engeren Kontakt aufgebaut hat. Aber wie gesagt, genaueres weiß ich dazu auch nicht.“
„Keine Usernames? Es ist egal von wem, Hauptsache wir haben einen Anhaltspunkt.“
„Noch nicht einmal das. Und wir wollten nie den PC unseres Sohnes durchsuchen.“
„Ich verstehe. Wenn sie sonst nicht mehr anzuhängen haben, dann wäre meine Neugier auch schon befriedigt.“
„Alles klar. Noch eine Frage: Meinen sie… dass er…“
„Nein. Es hört sich sehr hart an, aber nein, es ist nicht möglich. Es tut mir leid.“
„Ach, das ist doch nicht ihre Schuld, es war nur so… plötzlich.“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. ‚Unerwartet‘ passt glaube ich besser.“
„Wie sie meinen. Ihnen noch einen schönen Tag, Herr Kommissar.“
„Gleichfalls.“
„Stimmst du hiermit zu, dass wir das heutige Gespräch, am 29. Juli 20XX, für den späteren Verlauf unserer Ermittlungen aufzeichnen und verwenden dürfen?“
„Ja, ich stimme zu.“
„Wenn du so nett wärst, wir bräuchten noch deinen Namen. Vor- und Nachname.“
„Alessija Thiers.“
„Alessija. Weißt du überhaupt, warum du heute hier bist?“
„Mir fällt auf jeden Fall kein guter Grund ein. Die schlimmste Tat, die ich mal begangen habe, war, meinem kleinen Bruder den letzten Weckmann zu klauen. Ich hoffe, dass ich dafür jetzt keine Strafe bekomme. Ich bereue es, wirklich.“
„So gerne ich dich dafür auch ins Gefängnis bringen würde, die Beweise sind auf seltsame Weise verschwunden. Aber mal Spaß beiseite: Sagt dir vielleicht der Name Maik etwas?“
„Maik… Ich kannte mal einen Maik im Kindergarten, und auch jetzt auf meinem Gymnasium, der ist eine Stufe unter mir. Seinen Nachnamen kenne ich allerdings nicht, und ich glaube, ich hatte noch nie etwas mit ihm zu tun gehabt. Wieso fragen sie? Geht es heute um ihn?“
„In gewisser Weise, ja. Aber stör dich nicht dran. Dass du mit seinem Namen nicht viel anfangen könntest, hatte ich schon befürchtet. Andere Frage: Wie stehst du zu Internetforen? Benutzt du selbst eins?“
„Meinen sie diese Seiten, auf denen man mit anderen Leuten schreiben kann? Ich schreibe zwar mit meinem Handy mit meinen Freunden, aber davon habe ich noch nie viel gehalten, wissen sie. Die Leute da waren mir immer zu gruselig.“
„Da sagt Yggdrasil aber etwas anderes, oder nicht? Klingelt es?“
„…“
„Hör zu – wir wollen dir nichts Böses. Ich möchte einfach nur, dass du ehrlich zu mir bist. Meinetwegen unterschreibe ich dir auch einen Vertrag, dass ich nie wieder auch nur ein Sterbenswörtchen über dich verlieren werde, nachdem unsere Untersuchungen abgeschlossen sind. Aber wir brauchen die Wahrheit. Wenn ich ehrlich sein soll, mich interessiert es einen feuchten Furz, auf welchen Seiten du dich rumtreibst, alles klar?“
„…“
„Und, wie schaut’s aus? Willst du noch mit mir reden?“
„…Da gab es diese eine Seite. Das Forum, von dem sie sprachen. Da schreibe ich manchmal mit ein paar Leuten. Die meisten kenne ich davon nicht im echten Leben. Ich habe mich nur irgendwie mal in dem Forum verloren, und dann wurde ich von ein paar netten Leuten empfangen, und dann bin ich noch ein wenig länger geblieben. Nichts weiter.“
„Wann oder Warum interessiert mich gar nicht. Wie gesagt, es ist dein Ding. Noch eine Frage: Kommt dir der Username ‚Malespor‘ bekannt vor?“
„Woher wissen sie-“
„Alles zu seiner Zeit. Ich verspreche dir, dass ich dich bald ins Bild setzen werde, wenn du nur meine Fragen beantwortest. Deal?“
„…Deal. Ja, mit Malespor habe ich öfter mal geschrieben. Aber wie gesagt, die meisten Leute kenne ich im echten Leben nicht. Ich weiß noch nicht mal, ob Malespor ein Mädchen oder ein Junge ist. Obwohl ich es mir wohl denken kann.“
„Deine Vermutung?“
„Ein Junge. Ich weiß nicht, sein Ausdruck hat sich schon immer eher nach einem Jungen als nach einem Mädchen angehört. Er benutzte immer einen gehobenen Wortschatz, aber ab und zu passierten ihm dann doch die ein oder anderen Ausrutscher – war immer lustig mitanzuschauen. Und auch er konnte darüber lachen. Das ist doch die Hauptsache, nicht?“
„‚Sein Ausdruck hat sich schon immer eher nach einem Jungen angehört‘. Wie lange ist denn ‚immer‘?“
„Ich müsste ihn jetzt seit gut… eineinhalb Jahren kennen? Oder doch schon zwei? Es war irgendwann im Zeitraum zwischen dem Sommer vor zwei Jahren und dem Frühling letzten Jahres, da bin ich mir sicher.“
„Wart ihr beiden denn gut befreundet?“
„Ja. Das gute an Internetforen ist nun einmal, dass man mit Leuten redet, die man nicht kennt. Das verhält sich ein wenig wie mit Taxifahrern: Kennen sie das Phänomen, dass man mit seinem Taxifahrer über private Sachen redet, aber man kennt diese Person nicht mal ansatzweise?“
„Ja.“
„So ist das auch in Internetforen: Die Hemmungen fallen einfach weg, weil man weiß, das Gegenüber kann nicht zu den eigenen Freunden gehen und da alle Geheimnisse ausplaudern. Das macht die Gespräche freier, freundlicher.“
„Und Malespor?“
„Der kam auf einmal ins Forum, fragte nach jemandem zum Reden. Da habe ich mich angeboten. Wir schrieben dann noch den ganzen Nachmittag und Abend lang. Er erzählte mir davon, dass er von seinen Mitschülern gemobbt wurde, und dass er Angst hat, dass seine Freundin ihn verlässt, eben weil er gemobbt wird. Er tat mir schon ziemlich leid. Das einzige, was ich jedoch für ihn tun konnte, war, ihn irgendwie aufzumuntern, und es brach mir ein wenig das Herz.“
„Was passierte danach? Ihr habt doch sicherlich danach noch weitergeschrieben.“
„Jain. Erst einmal war für eine Woche komplette Funkstille, und ich dachte, dass sich vielleicht alles wieder geregelt hatte, und ich meinen Job erledigt hatte. Ich wollte mir gerade auf die Schulter klopfen, da schrieb er mich an, dass es immer noch nicht besser geworden wäre, dass er eine 5 in Mathe bekommen hätte und mit der Angst rang, weil doch seine Eltern so streng gewesen sind. Nach den anfänglichen Kleinigkeiten fragte er mich dann auch, was er tun könnte, um das Verhältnis mit seiner Freundin zu verbessern, oder wie er am besten mit seiner Angst umgehen könnte. Die ersten Gespräche drehten sich hauptsächlich um ihn. Aber das störte mich nicht, immerhin hatte er ja nach einem Gesprächspartner gefragt.“
„Wovon erzählte er dir denn sonst noch?“
„Ach, von allem möglichen, dass er mal mit seinem Vater Angeln gegangen ist, wie schön ihr Familienpicknick war, auch, dass sich seine Freundin irgendwann von ihm getrennt hatte. Sie sehen, auch, wenn es sich sehr negativ anhört, wir schrieben auch über viele positive Sachen.“
„Wie kam es denn dazu, dass ihr beide so regen Kontakt hattet?“
„Ich weiß es nicht genau, um ehrlich zu sein. Ich kann nur sagen, dass Malespor immer sehr verlässlich war. Wenn ich mal Probleme hatte, dann war er immer da, und wenn ich immer sage, meine ich immer. Ich musste meisten nicht länger als fünf Minuten auf eine Antwort von ihm warten. Zum Beispiel als mein Hund gestorben ist: Innerhalb von drei Minuten hatte er einen ellenlangen Text mit Mitleid, Motivation und Tipps geschrieben, es war der Wahnsinn. Das basierte aber auch auf Gegenseitigkeit: Immer, wenn er Probleme hatte, gab ich mir die größte Mühe, so schnell wie möglich für ihn da zu sein. Ich habe mich ihm irgendwie verbunden gefühlt. Es war ein sehr angenehmes Gefühl von… Geborgenheit.“
„Worüber habt ihr in letzter Zeit so geschrieben?“
„Das Übliche: Dass er keine Lust hätte, in die Schule zu gehen, dann habe ich ihn motiviert, dass er immer noch gemobbt wurde, dann habe ich versucht, ihn zu motivieren, wie sehr seine Eltern ihn nerven würden, dann sagte ich ihm, dass jeder mal durch diese Phase geht, und so weiter und so fort. Von meiner Seite aus gibt es da nicht allzu viel Interessantes zu erzählen.“
„Ist es eventuell möglich, dass er vor gut drei Monaten den Kontakt abgebrochen hat?“
„Woher-…Ja. Hat er. Ich weiß nicht warum, aber er antwortete plötzlich nicht mehr auf meine Nachrichten. Das muss so gegen Anfang April diesen Jahres gewesen sein. Anfangs dachte ich, dass er nur ein paar Tage weg ist, vielleicht hatte er Internetprobleme oder so, aber es verstrichen immer mehr Tage, dann Wochen, und jetzt Monate. Langsam habe ich die Hoffnung aufgegeben. Er fehlt mir schon ein wenig. Er war immer ein guter Zuhörer.“
„Wir haben ja eben über Maik geredet, nicht wahr?“
„Ja. Meine Frage ist aber immer noch: Warum?“
„Später. Meine Frage zuerst: Hast du ihn in letzter Zeit in der Schule gesehen?“
„Nein, nicht, dass ich wüsste. Aber ich achte auch nicht wirklich auf Leute, die nicht in meinem Jahrgang sind, und noch weniger, wenn ich sie nicht persönlich kenne.“
„Vielleicht kennst du ihn persönlicher als du denkst.“
„I-Ich verstehe nicht ganz. Sie machen mir ein wenig Angst, wenn ich ehrlich sein soll. Jetzt rücken sie schon raus mit der Sprache.“
„Malespor, der Name, unter dem er immer im Forum geschrieben hat, ist in Wahrheit Maik Lucta, ein Junge, welcher in die zehnte Klasse des Gymnasiums dieses Ortes gegangen ist.“
„Also wollen sie mir sagen, dass ich Malespor… Maik, in Wahrheit die ganze Zeit über kannte. Okay, so weit kann ich ihnen noch folgen. Aber warum sitze ich denn dann jetzt hier? Ich bezweifle, dass das alles ist, das hätten sie mir auch am Telefon oder so sagen können.“
„Das stimmt. Was ist, wenn ich dir jetzt sagen kann, warum er den Kontakt abgebrochen hat?“
„Dann würde ich das gerne erfahren. Also?“
„Maik Lucta wurde am sechsten April diesen Jahres tot im städtischen Wald aufgefunden. Berichten zufolge standen am Tatort ein rote Auto und eine Leiter.“
„…S-Sie scherzen, oder? Das hier ist alles nur ein schlechter Scherz, oder? Kommen sie schon, zeigen sie mir die Kamera, dann kann ich endlich wieder gehen. Maik ist nicht tot, nein, das stimmt nicht.“
„So leid es mir tut, doch, er ist tot. Er hing an einem Strick und starb daraufhin am Sauerstoffmangel. Außerdem zerdrückte das Seil seine Speiseröhre.“
„Nein, nein, nur, weil ich Maik ein paar Monate lang nicht in der Schule gesehen habe, heißt das noch lange nicht, dass er tot ist. Das wäre doch lächerlich. Also, wo ist die Kamera? Ich will wieder nach Hause, ich habe Hunger.“
„Alessija. Bitte. Ich weiß, wie du dich fühlst, aber… er ist tot.“
„Hören sie, wenn ich Hunger habe, kann ich richtig rasend werden. Also, wann springt der Kameramann durch die Tür und ruft ‚Überraschung‘? Ihre Farce wird langsam langweilig.“
„Alessija.“
„Wenn sie mir nichts mehr zu sagen haben, dann gehe ich jetzt. Einen schönen Tag noch.“
„Du weißt es. Nimm die Hand von der Tür. Komm schon.“
„Sie lügen…“
„Setz dich wieder. Es ist nur heute, dann kannst du wieder gehen, und ich lasse dich in Ruhe.“
„Bitte sagen sie mir, dass sie lügen…“
„Alessija, ich-“
„I-Ich weiß, dass sie lügen. Sie m-müssen lügen. Maik ist nicht tot.“
„…“
„…Warum?“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht…“
„Wer macht denn so etwas?“
„Wir haben die Vermutung, dass er es… eventuell selbst war.“
„…“
„Unseren Untersuchungen und den Aussagen der anderen Befragten nach können wir mit ziemlicher Sicherheit seine ‚Mobber‘ ausschließen. Keiner von ihnen hätte einen Grund. Auch nicht der Anführer der Bande, auch wenn es so scheinen mag. Es hätte ihm keinen Nutzen gebracht, wenn er nur Maik ärgern wollte. Seine Eltern sind auszuschließen, weil… nun ja, sie waren selbst noch relativ geschockt. Auch seine Ex-Freundin ist raus. Da bleiben nur noch du… oder Maik selber.“
„…Sie haben gesagt, dass sie wissen, warum er den Kontakt zu mir abgebrochen hat, richtig?
„Ja. Aber das darf ich dir nicht sagen.“
„Von wegen. Raus mit der Sprache, sonst mach‘ ich meine Drohung wahr und gehe wirklich.“
„Alessija, ich darf nicht.“
„Herr Kommissar. Haben sie nicht eben noch gesagt, dass sie mit niemandem über unser Gespräch reden müssen? Dann muss ja auch niemand davon erfahren, dass sie mir davon erzählt haben, oder?“
„Dafür werd ich noch gefeuert…“
„Geht doch. Also?“
„Seine Mutter hat ihm den Zugang zum Forum verboten. Aus ihrer Sicht war es zu unsicher für Maik – er kannte dort keine Menschen, und sie hatte Angst darum, dass er an zwielichtige Gestalten gerät. Laut ihr wollte sie ihren Sohn nur schützen.“
„Hat sich diese Frau – seine ‚liebende‘ Mutter – auch nur einmal mit der Art Forum auseinandergesetzt, auf der wir waren?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Haben sie sich, als Polizist, mal damit auseinandergesetzt?“
„Nein. Wir haben nur geschaut, wo Maik als letztes unterwegs war, basierend auf den Aussagen seiner Eltern und Freunde.“
„Dann darf sich seine Mutter die Schuld wohl selbst zuschieben.“
„Jetzt übertreibst du aber. Das ist nicht lustig.“
„Ich weiß. Ich weiß selbst, dass das nicht lustig ist. Und es war auch keineswegs als Scherz gemeint. Wissen sie, das Forum, auf dem wir geschrieben haben – das war ein Suizidforum. Wissen sie, wie sich Suizid anfühlt?“
„Nein. Woher denn?“
„Suizid ist schmerzhaft. Er tut weh. Man sieht die Menschen um einen herum, und weiß, alle sind glücklich, aber man selbst, man schafft den Sprung einfach nicht, den Sprung in die Freude, denn alles sieht so dunkel aus, um am Ende ist der Weg von den Wolken doch wieder zu durchnässt, und man bleibt auf seiner dunklen, kalten, einsamen Seite. Das einzige, woran man beim Suizid denkt, dass ist der Schmerz. Es ist keine Reue, keine Sehnsucht, man denkt nicht mehr über diese Welt nach, man denkt nur noch darüber nach, wie man am schnellsten den Schmerz loswird.“
„…“
„Aber sie wissen sicherlich, was dem Suizid vorhergeht, oder? Richtig, es sind die Depressionen. Und leider muss ich ihnen sagen, dass nicht alle Leute in diesem Forum den Sprung zurück ins Leben geschafft haben. Sie sind lieber vom Leben abgesprungen, weil sie sich davon mehr Leben erhofft haben.“
„…“
„Und jetzt sitzen sie vor mir, und sagen mir, dass seine Mutter ihm den Kontakt mit mir verboten hat. Der einzige Ort auf der Welt, wo er mit jemandem über seine Ängste reden konnte. Hätte sich seine Mutter wirklich um ihn gekümmert, glauben sie mir, dann hätte sie sich mit den Foren beschäftigt, und hätte ihm nicht einfach den Zugang verboten.“
„…“
„Und jetzt schauen sie sich mal genau meine Arme an. Sagen sie mir, was sehen sie.“
„…Narben. Überall.“
„Genau. Narben. Soll ich ihnen sagen, warum? Der physische Schmerz ertränkt den psychologischen, wissen sie? So, wie wenn man bei großen Schmerzen in ein Handtuch beißen soll. Es ist ein Ventil.“
„…“
„Hat seine Mutter überhaupt schon einmal Erfahrungen mit Depressionen gehabt? Erfahrungen mit der Kälte, die sich in einem ausbreitet? Das ist kein Witz, wissen sie. Seine Mutter hat in dem Moment sein Leben beendet. Denn keiner von ihnen hat auch nur einen scheiß Hauch einer Ahnung, wie es sich anfühlt, von allen gehasst zu werden, wenn der eigene Vater täglich zwei Flaschen Vodka wegkippt und in einem Wutanfall die eigene Mutter umbringt, vor den eigenen Augen. Soll ich ihnen was sagen? Er starb dann später im Krankenhaus, zu starke Alkoholvergiftung. Die Ärzte konnten ihn nicht mehr retten, und die Organe waren auch hinüber, eine Spende kam nicht mal mehr ansatzweise in Frage. Immerhin war er nach seinem Tod immer noch dasselbe wie davor: Ein Haufen Scheiße, der seine eigene Familie nicht glücklich machen konnte.“
„…Tut-“
„Fangen sie gar nicht erst mit der Leier an. Das will niemand von uns hören. Und seien sie ehrlich, sie wollen es doch auch gar nicht sagen. Sie fühlen sich nur gezwungen dazu, es zu sagen. Damit es mir besser geht, nicht? Aber wissen sie, die Narben gehen nicht weg. Und manchmal sind die Narben so tief, dass die Sehnsucht nach dem Tod nicht mehr weggeht. Es ist wie eine verbotene Liebe, aber wenn man dann mal mit jemandem darüber reden will, dann wird man von Arzt zu Arzt geschickt, und mit den traurigsten Blicken der Welt angeguckt, und man fühlt sie wie ein Haufen menschlicher Verschwendung.“
„…“
„Wie gesagt, Maik hat nun einmal nicht den Sprung zurück ins Leben geschafft. Vielleicht war er einfach zu schwach, vielleicht war seine Mutter auch einfach nur eine unglaubliche Idiotin. Wir werden es jetzt auf jeden Fall nicht mehr erfahren, nicht, wo Maik jetzt nicht mehr unter uns lebt. Aber seien sie positiv: Maik hat jetzt den Platz für jemand anderen in euren ach-so-tollen Suizid-Bilanzen eingenommen. Das heißt, jetzt stirbt schon mal ein Mensch weniger. Sollen wir direkt die Korken knallen lassen?“
„…Also kannst du unserer These so weit zustimmen, ja? Du denkst also auch, dass Maik Selbstmord begangen hat?“
„Wie dreist sind sie eigentlich, dass sie mich das noch fragen? Nein, natürlich nicht, in Wahrheit hat ihn ein tollwütiger Waschbär entführt, ihn in den Wald gefahren und ihn dort aufgehangen, damit sein Junges etwas zu essen hat. Natürlich hat er Suizid begangen, verdammt nochmal! Was sagt denn die Autopsie, hm?“
„Sein Körper war relativ unberührt, keine blauen Flecke, keine Druckstellen, kein gar nichts. Auch das Auto, mit welchem er dorthin gefahren ist, schien gewaltfrei benutzt worden zu sein, den Schlüssel konnten wir allerdings nicht am Tatort finden. Allerdings, wenn ich mich richtig erinnere, dann waren auf seinen Armen…“
„Kommen sie schon. Sagen sie mir: Was war auf seinen Armen? Es war dasselbe, wie auf meinen Armen, oder? Dicke, fette, lange Narben, nicht wahr?“
„Nein. An seiner Schulter war eine kleine Wunde, und er hatte sich mit seinem Blut den Namen ‚Yggdrasil‘ auf den linken Unterarm geschrieben.“
„…“
„Willst du für heute Schluss machen? Mit deinen Informationen können wir auf jeden Fall noch ein wenig weiter forschen, und…“
„Mein Username?“
„…Ja. Er hatte mithilfe eines kleinen Stocks ‚Yggdrasil‘ auf seinen Arm gekritzelt.“
„Er hatte mir nie etwas davon gesagt…“
„Das hat er keinem.“
„Aber er kannte mich doch nicht.“
„Wohl aber genug, um es dir nicht zu sagen.“
„Aber warum würde er sich denn schämen?“
„Würdest du wollen, dass man deine Narben sieht?“
„Er war doch noch so jung…“
„Das waren wir alle einmal.“
„Ich glaube, ich gehe jetzt.“
„Ja. Mach das. Wenn wir noch Fragen haben, können wir dich ja anrufen.“
„Ja. ‘N schönes Leben noch, Herr Kommissar. ‘N schönes Leben noch.“
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Mystique1250 • Am 25.05.2018 um 20:18 Uhr | |||
Hallo, dürfte ich fragen, warum der Titel "404 not found" lautet? |
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tumbletree • Am 22.05.2018 um 20:54 Uhr • Mit 2. Kapitel verknüpft | |
Hey! Mir gefällt deine Geschichte bis hier her wirklich gut! Du hast es sehr spannend aufgebaut, freue mich schon weiterzulesen! :) | ||
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