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Prolog
Ich habe das Gefühl den Scherbenhaufen, der sich mein Leben nennt, direkt neben dem aufgebahrten Sarg vor mir liegen zu sehen. Ich höre Menschen sprechen, höre mich antworten. Dennoch habe ich das Gefühl, dass niemand meine Sprache spricht. Ich spreche sie selber nicht mehr. Die Stille begann vor zehn Monaten und wird von Tag zu Tag lauter.
Kapitel 1
Es war zwanzig nach 10, als ich in die Tiefgarage einfuhr und gerade so pünktlich zu meinem Kurs kommen würde, da vibrierte mein Handy in meinem Rucksack. „Geht es dir heute besser?“ hörte ich die Stimme meines Vater zwischen einem Rauschen.
Ich ging an den Kofferraum um mein Modell und Material heraus zu holen. „Fühlen tue ich mich ganz okay. Meinem Vermieter nach zu urteilen sehe ich allerdings nicht so aus. Er hat gedacht ich wäre krank. Das kommt davon wenn man zu häufig bis spät in die Nacht an seinem Modell herum bastelt.“, meine Stimme schallte von den dicken Wänden der Tiefgarage zurück.
Mein Vater riet mir heute früher Schluss zu machen. Ich besänftigte ihn indem ich sagte, dass der einzige Kurs heute, zu dem ich jetzt schon 5 Minuten zu spät kam, nur bis 14 Uhr gehen würde. Verschwieg ihm allerdings, dass ich für zwei weitere noch eine Menge zutun hatte. Er verabschiedete sich mit der Info, dass er kommenden Mittwoch einen Termin in meiner Nähe hatte und gerne zusammen Mittag essen würde. „Hab Mittwochs frei. Wie wäre es mit dem Chinesen wovon Nik letztes mal so geschwärmt hat? Ist nicht weit von meiner Wohnung entfernt“. Wir einigten uns auf halb zwei und verabschiedeten uns.
Bepackt wie ein Esel kämpfte ich mich die zweite Etage zum Kursraum hinauf. Die Tür war noch offen, was darauf schließen lies, dass der Prof. mal wieder zu spät kam. „Du! Ich hab dir mindestens vier Nachrichten geschrieben. Wo hast du gesteckt? Wir hatten gesagt um zehn Uhr im Raum. Du weisst ich möchte alles aufgebaut haben bis Professor Nessau da ist“, Robert stolperte mir entgegen und schnappte nach meinem Modell. Ich trat einen Schritt zurück um zu verhindern dass er es in die Finger bekam. „Nicht anfassen! Ist noch nicht ganz trocken. Wenn irgendwas abbricht bringe ich dich um.“ Ich hielt ihm die Tasche mit dem übrigen Material hin. „Hatte das mit 10 Uhr total vergessen, tut mir leid“, rief ich Rob hinterher, der schon längst wieder an seinem Platz war und nun anfing meine Arbeiten aufzubauen. Als er fertig war gab er mir einen Zettel auf dem er den genauen Ablauf unserer Präsentation aufgelistet hatte. „Ich fange an mit der Begrüßung und Einleitung in unser Projekt. Gehe dann über in die Vorstellung des weitern Ablaufs. Dann kommst du mit unserem Konzeptansatz und ersten Umsetzungsideen und dann…“. Ich unterbrach ihn mit einem dicken Grinsen und einem Pssscht. „Du musst runterkommen. Das wird super. Ich bin mir ganz sicher“, redete ich ihm gut zu.
Ich war es nach den zwei Jahren die wir uns jetzt kannten gewohnt, wie er sich in stressigen Situationen verhielt, war aber jedes mal aufs neue erstaunt wie aufgeregt er war. Er war gut in dem was er tat und das wusste er auch. Trotzdem verlor er jede Selbstsicherheit wenn es um eine Prüfung ging.
Gleich am ersten Tag als Architekturstudenten haben wir beiden uns unter all den anderen Neulingen gefunden. Auch er war nach stundenlangen Informationsveranstaltungen nicht mehr gewillt noch länger zuzuhören und wir machten uns los die Universität auf eigene Faust zu erkunden. Seitdem sind wir unzertrennlich. Belegten jeden Kurs zusammen und redeten häufig davon eine WG zu gründen.
Nach der Prüfung, die wie erwartet gut lief, machten wir uns auf den Weg zu unserem Arbeitsraum. Professor Nessau machte trotz seiner anfänglichen Verspätung 20 Minuten eher Schluss und verabschiedete uns ins Wochenende.
„Ich geh nur kurz noch bei Oli vorbei und komme dann nach. Habe heute morgen leider nicht nur dich vergessen. Ich sollte ihm kurz vor unserem Kurs noch sein Handy bringen. Bis gleich dann.“ Ich bog in den Gang links von uns ab und hörte Rob nur noch ein knappes „Jaja mach das“, murmeln.
Die Tür zu Oli’s Raum stand einen Spalt offen. Ich hörte die vertraute Stimme meines Freundes und freute mich ihn zu sehen. Eine weitere Stimme ließ mich inne halten. Auch die kannte ich, war aber keineswegs glücklich darüber sie zu hören.
Ich öffnete die Tür und sah Elena gleich neben Oli am Schreibtisch sitzen. Eindeutig näher als die anderen Studenten es tun und so definitiv zu nah.
„Störe ich etwa?“ hörte ich mich etwas zu scharf fragen. Oli kam auf mich zu und küsste mich auf die Stirn.
Der kleine Funke von Eifersucht erlosch. „Hab hier dein Handy. Du bist der zweite den ich heute habe warten lassen.“ Ich lächelte entschuldigend und legte das Handy auf der Kommode neben der Tür ab. „Ehm, Oliver könnten wir dann noch kurz weiter über meinen Entwurf sprechen? Ich habe wirklich noch einige wichtige Fragen an dich.“ Elena, die mit einem enorm kurzen Rock und ausgeschnittener Bluse nun vor Oli’s Schreibtisch saß blickte eindringlich in seine Richtung. Mich ignorierte sie komplett. „Starte schonmal deinen PC und öffne deine Datei. Bin sofort wieder da.“, mit diesen Worten schob mich Oli Richtung Tür und schloss sie hinter uns. Auf dem Flur waren wir alleine, was er offensichtlich auch bezwecken wollte. Er legte mir die Hand unters Kinn und küsste mich und musste dabei grinsen. „Was gibt es denn jetzt zu lachen?“, wollte ich wissen und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich finde es süß wenn du eifersüchtig bist.“ Ich wollte ihn gerade widersprechen als er mich ein weiteres mal küsste. Diesmal sehr gefühlvoll, sodass es in meinem Bauch begann zu kribbeln. Ich zuckte zurück als ich ein Geräusch am Ende des Ganges hörte. Mir wäre es unglaublich peinlich gewesen wenn uns jemand gesehen hätte. Ich richtete meinen Blick wieder auf Oli. „Dir ist aber schon aufgefallen wie dieses Mädchen da in deinem Büro sitzt. Halb nackt ist sie. Total billig.“ Er hob den Finger an den Mund und deutete mir leiser zu sprechen. „Ich bin nicht da um mir ihre Klamotten anzugucken. Ich bespreche mit ihr ihre Arbeit.“ entgegnete er mir.
Ich ließ einen Kommentar dazu ab, dass sie wohl sehr unsicher sei wenn sie so häufig zum besprechen kam.
„Ich erinnere mich an dich vor knapp 2 Jahren. Du warst nicht viel seltener in meiner Sprechstunde als sie.“ Sein Vergleich von uns beiden passte mir überhaupt nicht. „Nicht dein Ernst. Du vergleichst mich mit ihr?“ zischte ich ihn an. Ich wusste dass meine Reaktion überzogen war. Meine Müdigkeit und der Stress der noch bevorstehenden Prüfungen machten mich launisch. „Hör zu…“, fing Oli an, „du brauchst dir keine Sorgen machen. Wieso denn auch. Andere Frauen interessieren mich nicht“. Seine Worte brachten mich zum lächeln. Diesmal war ich es die ihn küsste. Plötzlich öffnete sich neben uns die Tür und Elena stand mit genervtem Blick neben uns. Ich schenkte ihr ein aufgesetztes Lächeln, was sie gezwungen erwiderte. „Bin ja schon weg. Viel Spaß euch noch.“ Ich drückte einen Kuss auf Oli’s Hand die meine noch festhielt und machte mich los zu Rob.
Kaum am Arbeitsraum angekommen fischte ich in meinem Rucksack nach meinem Handy. Zwei Nachrichten von Rob schien es auf dem Display. -Wo bleibst du wieder?- und -Bin jetzt kurz was essen. Treffen uns um halb 3 im Raum-.
Ich setzte mich auf meinen Platz und öffnete den Chat mit Oli. -Ich liebe dich-, tippte ich und hoffte, dass die Nachricht ihm wie mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Nur einen kurzen Augenblick später bekam ich eine Antwort. -Heute Abend um 8 bei mir. Ich koche für dich.-
Um Punkt halb drei war Rob zurück. Seine Pünktlichkeit machte mir ein schlechtes Gewissen. Ich überlegte mir wie ich ihm eine Freude machen konnte und uns ein paar stressfreie Stunden zwischen all den Prüfungen schaffen konnte. „Was hältst du davon, wenn wir beide am Sonntag runter zum See fahren? Das Wetter soll gut bleiben. Vielleicht finden wir noch ein paar andere Leute die mitkommen.“ Er reagierte sichtlich verwirrt auf meinen spontanen Vorschlag. Fing dann aber an zu schmunzeln. „Ich habe am Sonntag Nachmittag ein Date.“ Mein Mund klappte auf. „Hab ihn vor knapp einem Monat im Irish Pub kennengelernt“, fuhr er fort. „Du schmeißt dich jetzt schon an Kunden ran? Du Flittchen!“, witzelte ich und wartetet darauf, dass er weiter redete.
„Sagt die, die es mit einem Lehrkörper treibt?!“. Er hob eine Augenbraue und grinste mich schief an. Wir fingen an zu lachen und verfielen wie so häufig ins Quatschen. Die Beschreibung seines Dates gefiel mir und ich sollte ihm schon heute beraten was er Sonntag anziehen sollte. Als ich ihm vom Vorfall mit Elena erzählte, ließ sein Kommentar „nur ein kleines Miststück“ mich schmunzeln und half mir die Geschichte als unwichtig anzusehen und abzuhaken.
Wieder zu Hause ließ ich mir ein Bad ein und dachte darüber nach was Oli heute Abend wohl kochen würde.
In den vergangenen 5 Monaten die wir jetzt zusammen waren verbrachten wir die meiste Zeit in seiner Wohnung und so war er es meistens, der für uns kochte. Anfangs bestand ich noch darauf bei mir zu übernachten, einfach weil ich mich damit wohler fühlte. Doch nach den ersten paar Wochen wurde schnell klar, dass meine Wohnung für zwei Menschen einfach zu klein war. Wir einigten uns darauf, dass ich die Wochenenden bei ihm verbringen würde und über der Woche wie üblich in meiner Wohnung schlief. Aus früheren Beziehungen hatten wir beide gelernt, dass ein ständiges aufeinander Hocken einem schnell die Luft zum atmen nehmen konnte. So wie wir es hielten funktionierte es gut.
Nach einer guten halben Stunde vibrierte mein Handy auf dem Wannenrand. Ich bekam es noch rechtzeitig zu fassen, bevor es durch das surren in das gerade ablaufende Badewasser fallen konnte. Beim dritten Versuch es mit meinen nassen Fingern zu entsperren erschien ein Foto auf dem Bildschirm mit der Unterschrift „die kleine Schlampe sucht sich weitere Opfer ;-)“. Das Bild zeigte Elena, wie sie im Computerraum auf dem Schoß eines anderen Studenten saß. Ich konnte nicht erkennen wer es war.
„Na hoffentlich hat sie Erfolg. Dann lässt sie in Zukunft ihre Finger von Oli“, knurrte ich während ich in meinen Bademantel schlüpfte. Ich tippte eine schnelle Antwort an Rob, in der ich mich mit einem Zwinkern für seine unterstützende Spionagearbeit in meinem kleinen Zickenkrieg gegen Elena bedankte und ihm noch einmal viel Spaß bei seinem bevorstehendem Date am Sonntag wünschte.
Ich legte mein Handy zur Seite und wollte gerade nach dem Föhn greifen, als es klingelte.
Barfuß tappte ich zur Tür und blickte durch den Spion. Den Mann, der da vor meiner Tür stand, kannte ich nicht. Ich überlegte einen Moment so zutun als wäre ich nicht da. In genau diesem Moment klingelte mein Handy aus dem Bad und mein Klingelton Bad Day von R.E.M ertönte. Ich blickte hastig von der Haustür zum Bad und wieder zurück. „Einen Moment bitte“ rief ich durch die Tür, eilte ins Bad schnappte mir mein Handy und huschte rüber in den Wohnraum. Dort zog ich mir das Kleid über, was ich mir zuvor rausgelegt hatte und knotete mir meine Haare zu einem schnellen Zopf zusammen. Das Handy hatte aufgehört zu klingeln und zeigte jetzt einen verpassten Anruf von Oli auf dem Display. Wieder an der Haustür öffnete ich und wurde von einem freundlich lächelnden Mann begrüßt. Seine Kleidung war schmutzig und sein Haar zerzaust. Er musste mir meine Verwirrung angesehen haben, denn sofort fing er an sich zu erklären. „Entschuldigen Sie die Störung. Ich bin vor einigen Tagen eingezogen“, er zeigte mit dem Finger nach oben. „Ich bin gerade dabei gewesen meinen Balkon zu vermessen, da ist mein Zollstock durch eine Lücke genau runter auf ihren gefallen“, führ er fort und sein freundliches Lächeln erschien erneut. Etwas peinlich berührt wie blöd ich dagestanden haben musste räusperte ich mich und erwiderte sein Lächeln. Sofort lief ich auf den Balkon und fand den den Zollstock mitten in einem meiner Blumentöpfe. „Hier bitte. Ach, und herzlich willkommen im Haus. Ich heiße Lea.“ Er bedankte sich und wendete sich zum gehen ab, er hielt kurz inne und drehte sich noch einmal um. „Einen außergewöhnlichen Musikgeschmack haben sie. Ich meine für eine Frau ihres Alters.“ Sein Grinsen ließ seinen Kommentar sehr charmant wirken.
„Ich finde R.E.M ist zeitlos.“ erwiderte ich und mit einem Nicken verabschiedete er sich und lief die Treppe hinauf. Ich schaute ihm nach und dachte noch einen Augenblick über seine Bemerkung nach.
Nachdem ich mir die Haare gemacht und etwas Make-up aufgelegt hatte rief ich Oli zurück. Die Pläne für den Abend hatten sich spontan geändert. Zwei alte Freunde aus seiner Studienzeit waren für zwei Tage in der Stadt und suchten noch einen Platz zum schlafen. Sofort räumte ich ein, dass wir unser Treffen verschieben konnten und einfach nächstes Wochenende etwas zusammen machen würden. „Ich habe nicht angerufen um abzusagen, ich wollte dich nur vorwarnen. Die zwei Chaoten wollen dich unbedingt kennenlernen. Vor einer halben Stunde standen sie mit Sack und Pack vor der Tür und warten jetzt gespannt bis du kommst.“ Im Hintergrund hörte ich laute Zustimmung zwischen Musik und klirrenden Gläsern. „Die Sache ist wohl schon entschieden. Ich fahre in 10 Minuten los. Ich bringe noch ein Paar Bier mit zur Bestechung“, gab ich lachend zurück.
„Du musst niemanden bestechen. Sie werden dich mögen. Bis gleich“, hörte ich Oli noch leise in den Hörer flüstern, dann legte er auf.
Ich war nur etwa drei Sekunden enttäuscht, dass der Abend nicht uns alleine gehörte, dann wurde mir klar was gleich passieren würde. Oli hatte mir seitdem wir zusammen waren noch keinen seiner Freunde vorgestellt und diese Geste war mir mehr wert als ein weiterer romantischer Abend zu zweit. Mit der Freude für diesen neuen Schritt packte mich auch die Nervosität.
Der Altersunterschied von sechs Jahren war zwischen uns nie ein Problem gewesen. Was wäre wenn es bei seinen Freunden anders war? Würden sie mich überhaupt ernst nehmen? Ein weiterer Gedanke beunruhigte mich. Wussten sie, dass er einst mein Tutor war? Ich wurde immer nervöser und die Freude die ich vor 5 Minuten noch verspürte verschwand langsam.
Vor Oli’s Haus angekommen bog ich in eine freie Parklücke ein und brachte mein Auto zum stehen. Ich atmete tief ein, schob meine Ängste und Zweifel zur Seite und machte mich auf nach Oben.
Oben angekommen klopfte ich an die Tür. Ich blickte ein letztes mal an mir herunter und wünschte mir ich hätte mir ein anderes Kleid angezogen. Dieses war ursprünglich für ein Essen zu zweit gedacht. Es war aus grober, dunkelroter Spitze und ging bis knapp übers Knie. Ein Ausschnitt ging bis zur Mitte meines Rückens und legte einige meiner Tätowierungen frei. Während ich an meinem Kleid herumzog bemerkte ich nicht, dass die Tür bereits geöffnet wurde und Oli darin stand. Erst sein Pfeifen machte mich auf ihn aufmerksam. „Du siehst göttlich aus!“, brach es aus ihm heraus. Er zog mich mit einem Ruck an sich und gab mir einen Kuss. „Ist es nicht zu übertrieben? Ich hatte nach der spontanen Planänderung vergessen mich umzuziehen“, fragte ich mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck. Bevor er antworten konnte schallten laute Rufe aus der Wohnung. „Du wirst erwartet.“ Mit diesen Worten zog Oli mich in Richtung Wohnzimmer und in den Abend hinein.
Meine Ängste waren wie so oft völlig unbegründet. Sasha und Nico waren klasse. Wir verstanden uns auf Anhieb. Sie erzählten von ihrer Zeit ins Australien und Thailand. Mir rutschte ein Witz über den Trend für Reisen nach Australien raus und zu meiner Erleichterung teilten wir den selben forschen Humor. Mein mitgebrachtes Bier war innerhalb von einer Stunde leer und wir stiegen auf Wein um. Als auch dieser leer war, war es Sasha der eine Flasche Jägermeister aus seinem Rucksack zog. „Ich sehe du hast nur das nötigste dabei“, brachte ich zwischen meinem Lachen heraus. „Eine großartige Frau hast du da gefunden“, sagte Nico während er seinen Arm über Oli’s Schultern legte und ihm dumpf auf den Rücken klopfte. Sasha der gerade angestrengt dabei war unsere Gläser ein weiteres mal aufzufüllen, streckte die Flasche zustimmend in ihre Richtung. „Hatte zeitweise gedacht du würdest nie eine finden mit der du zufrieden sein würdest. Das kritische ist wohl berufsbedingt“, fuhr Nico fort.
„Hatte die Hoffnung auch schon fast aufgegeben.“ Seine Antwort wirkte wie laut gedacht und sein ehrlicher Blick traf meinen. Ich griff nach seiner Hand und führte sie zu meinem Mund, wo ich sie ein weiteres mal an diesem Tag küsste. Das tat ich immer wenn er mich mit seinen Worten berührte.
„Leute! Zeit für den nächsten Shot. Auf euch beide!“, unterbrach Sasha fröhlich lallend die herrschende Stille. „Auf uns alle und auf diesen überraschenden aber sehr schönen Abend“, ergänzte ich und unsere Gläser trafen mit einem lauten klirren zusammen. Mit Sasha’s Lallen, Nico’s ständigem Kichern und Oli’s übermäßiger Suche nach Nähe zu mir wurde mir klar, dass die drei Männer schon in der Stunde bevor ich dazu gestoßen war fleißig getrunken hatten. Im Laufe des Abends erfuhr ich viele Geschichten aus ihrer Zeit als Studenten. Manche waren amüsant, andere eher peinlich und wieder andere fast beunruhigend. Oli kam in diesen Geschichten recht gut weg. Er war damals eher der gewesen, der die Betrunkenen sicher nach Hause gebracht hatte und allgemein eher zurückhaltend gewesen war. Eine Geschichte gefiel mir besonders, weil sie so originell gewesen war.
Die drei Jungs und noch ein weiterer Kommilitone waren nach dem feiern auf dem Weg nach Hause durch eine Kleingartenanlage gekommen. Ein sehr gepflegter Garten mit frisch ausgerolltem Rasen erweckte ihre Aufmerksamkeit. Oli fasste damals den eigenartigen Entschluss diesen Garten zu erkunden und den Rasen einfach wieder zurück zurollen. Nach dieser Geschichte merkte auch ich, dass ich eindeutig betrunken war. Ich verfiel in einen Lachanfall aus dem ich so leicht nicht mehr heraus kam. Auch Oli, Nico und Sasha stiegen mit ein. Erschöpft kämpfte sich Sasha von der Couch auf und griff wieder nach der Jägermeisterflasche. „Immer noch nicht leer? Oh man, zum Glück haben wir morgen frei.“ Nico lag auf dem Rücken und sprach in Richtung Zimmerdecke. Ich horchte in mich hinein, um zu wissen ob ein weiterer Shot wirklich eine gute Idee war. Noch bevor ich den Gedanken zu Ende führen konnte, hatte ich mein aufgefülltes Glas in der Hand. Ich reckte es in Richtung Tischmitte und wartete darauf, dass die anderen drei das selbe taten. Allerdings kamen nur zwei weitere Gläser zum Anstoßen dazu. Nico war von der einen auf die andere Sekunde eingeschlafen und schnarchte leise. Gerade als Sasha nach einem Kissen griff um ihn damit zu wecken, raffte sich Oli auf und hielt ihn auf. „Ich glaub für heute reicht es. Morgen ist euer letzter Tag und den solltet ihr nicht verkatert auf der Couch verbringen.“
Erleichtert rappelte auch ich mich auf und taumelte Richtung Schlafzimmer um Kissen und Decke zu holen. Vor dem Schrank angekommen versuchte ich angestrengt die Tür zu öffnen. Ich zog zwei Kissen und eine Decke aus dem Fach. Die zweite Decke klemmte fest. Ich zog fester daran und plötzlich fiel ich zurück auf den zum Glück weichen Teppichboden. Ich vergrub mein Gesicht in den dort liegenden Bettwäscheberg und fing hemmungslos an zu kichern. Als ich mich langsam beruhigte sah ich Oli vor mir stehen, wie er mich beobachtete und kopfschüttelnd grinste. Ich blickte auf und musterte ihn wie er dort stand. Er war sexy und ich bemerkte wie er mich in meinem Kleid musterte. Ich deutet ihm zu mir nach unten auf den Boden zu kommen. Er griff rasch nach dem Bettzeug und ging ohne etwas zu sagen aus dem Zimmer. Ich war verunsichert und wollte gerade aufstehen, als er schon wieder zurück ins Zimmer kam. Er schloss hinter sich die Tür und kam auf mich zu. Ohne etwas zu sagen fasste er mich an den Hüften und hob mich ins Bett. Ich lehnte mich zurück und er begann mich sanft den Hals hinunter zu küssen. Seine Finger vergruben sich in meinen Haaren. Wie automatisch glitten meine Hände zu seiner Hose und öffneten seinen Gürtel. Während er sich sein Shirt und seine Hose abstreifte öffnete ich mein Kleid und wartete darauf, dass er es mir auszog. Als er dies tat stockte ihm der Atem. „Du trägst keine Unterwäsche.“, hauchte er. Ich schaute ihn an und kaute auf meiner Unterlippe. „Ich sagte doch ich habe mich für einen Abend zu zweit angezogen.“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Er sog die Luft ein und stieß mich erneut aufs Bett. Im Moment darauf stemmte er sich über mich und führte seine Küsse von meinem Busen über meinen Bauch und weiter hinab. Ich gab mich ihm vollkommen hin. Ein wohliges ziehen verbreitete sich in meinem Körper. Er gab ein raues Stöhnen von sich und ich verfestigte meinen Griff in seinen Haaren. Die sanften auf und ab Bewegungen die sich für mich genau richtig anfühlten schienen auch für ihn perfekt zu sein. „Ich bin froh, dass der Abend so gekommen ist. Die Jungs sind echt nett“, brachte ich im Rhythmus unserer Bewegungen heraus. Oli hielt inne und drehte mich mit einem Schwung auf den Rücken und lag nun über mir. „Wir reden jetzt nicht über die Jungs. Wir reden am besten gar nicht“. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen erhöhte er das Tempo. Als ich meine Finger fester in seinen Rücken grub wurde er abermals schneller. Einen Augenblick später spannte sich Oli an und auch ich stöhnte laut auf. Er war es der zuerst seine Hand auf meinen Mund presste und mich so so schweigen brachte. Erst jetzt wurde mir wieder klar, dass wir nicht alleine waren und mir platze ein Lachen raus. Er drehte sich von mir und nun lagen wir nebeneinander. Wir starten an die Decke und ich kicherte immer noch leise. Nach einer Weile drehte er sich zu mir, sein Kinn abgestützt auf seiner Hand.
„Ich bin tatsächlich zu kritisch mit allem und jedem. Nur an dir habe ich noch keinen Haken gefunden", er war ernst und schaute mir direkt in die Augen. Ich setzte mich auf und imitierte seine ernste Miene. "Das liegt daran, weil ich keinen habe", mein Mundwinkel zuckte während ich antwortete „Na da haben wir doch den Haken.“, gab er mit einem Augenrollen zurück und drehte sich wieder um. Ich legte meinen Arm um seine Hüften und küsste ihm auf die Schulter. Innerhalb weniger Minuten schliefen wir beide ein.
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