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Sie nannten uns Bonnie & Clyde

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24.07.25 03:06
18 Ab 18 Jahren
Heterosexualität
Fertiggestellt

Was braucht man für 3000 km durch Europa?

Ganz klar:

- eine Schrottkarre ohne Tüv

- null Führerschein

- sieben Länder in denen man besser nicht auffällt

- und einen Hauch grenzenloser Naivität

 

Ob ich mit nach Bulgarien komme? Klar.

Nur halt ohne Lappen, mit kaputter Karre

und den Bullen im Rückspiegel

 

Es war der Roadtrip meines Lebens. Im Sommer 2020, in mitten in der Coronapandemie. Mein ehemaliger Chef Terry, der schon seit Januar dabei war nach Bulgarien auszuwandern und so langsam all sein Hab und Gut dort hin verfrachtet hatte, lud uns ein, mit ihm nach Bulgarien zu fahren um bei ihm Urlaub zu machen. Da ich mit meinem KFZ-Kleinunternehmen auch nicht gerade die dicke Kohle gemacht habe und wir sonst auf keinen Fall das Geld für einen Urlaub mit drei Personen übrig gehabt hätten, nahm ich sein Angebot natürlich direkt an.

Laut Terry bräuchten wir so gut wie gar nichts mitnehmen außer einem Kanister Benzin für den Notfall. Wir könnten alles was wir brauchen für ganz wenig Geld dort kaufen. In drei Tagen sollte es los gehen. Mit dem Auto, ohne Lappen 3000 km. Wahrscheinlich mit Zwischenübernachtung. Mein Auto wurde ein paar Monate zuvor zum Totalschaden gefahren. Der E36 war nun dreifarbig. Grundfarbe Boston grün, Motorhaube dunkel blau und die Schürze vorne in pink. Von den Spaltmaßen brauche ich gar nicht erst anfangen, ich habe zwanzig Zentimeter vom Stoßfänger vorne abschneiden müssen um die Schürze wieder montieren zu können. Die Radlager hinten waren mehr als überfällig, der Versuch sie zu tauschen war auch gescheitert und der Ölwechsel war längst überfällig, da ich sechs Monate zuvor erst den Motor bei der Karre nach einem Nockenwellenbruch getauscht hatte. Ich hatte jetzt noch das Öl drin welches Achtzehn Jahre mit dem Motor in einer Gartenlaube stand. Die Hinterachse hielt noch an zwei von acht Schrauben und Zündschloss hatte ich auch keines mehr. Ich hab dann immer mit einem Schraubendreher an der Steckverbindung vom Zündschloss gestartet. Die Fahrertür ging von außen nicht mehr auf und während der Fahrt musste man das Lenkrad immer mit beiden Händen fest halten sonst verlor das Auto sofort die Spur. Das alles waren aber alles keine Gründe für mich das Auto nicht trotzdem zu lieben. Es war immerhin mein erstes Auto welches ich selber gefahren bin. Es war auch mein offiziell letztes, wenn man es genau nimmt. Es gab auch ein paar wirklich schöne Dinge daran. Einen Lederhimmel sowie eine Stahlblaue Ledersitzausstattung sowie den fast frisch eingebauten Austauschmotor mit gerade mal 50.000 Kilometer.

Nun war der nächst wichtigste Punkt ein gutes Versteck für unsere Drogen zu finden. Ohne Amphetamin wäre ich schließlich gar nicht im Stande gewesen zu fahren. Ich fuhr zusammen mit meinem Freund Rafe zum Supermarkt, wo wir zwei Stoff- Wasserbälle in so einer Netzverpackung mit nahmen. Bei einem der beiden Bälle habe ich dann vorsichtig die Pappe an der Netzverpackung geöffnet, so dass man keine Spuren erkennt, dann die Naht vom Ball selbst. Nachdem ich das Zeug dort rein gestopft und ein bisschen Innenfutter entfernt hatte, habe ich alles wieder sorgfältig vernäht und die Netzverpackung wieder drum gebastelt. In dem einen Ball befanden sich jetzt fünfzehn Gramm Gras und zwanzig Gramm Amphetamine. Das Zeug was wir für unterwegs brauchten hatten wir schon klein gemacht in einem Überraschungsei vorne mit dabei, neben zwei weiteren Überraschungseiern, die noch orginal mit Spielzeug gefüllt waren und ebenfalls im Auto rumflogen.

Da Terry mich schon einmal voll ins Messer laufen lassen hat, mit seinen guten Ratschlägen, habe ich sicherheitshalber mal alles an Geld eingepackt was wir noch besaßen. Das waren ca 2300 Euro sowie eine Kreditkarte für Notfälle, die auf den Namen meines Vaters lief.

Mittwoch Vormittag sollte es laut Terry los gehen, daraus wurde dann aber Mittwoch Nachmittag 16.30 Uhr. Bekleidet mit den aller letzten kaputten grauen Kik Unterhemden und Wechselsachen für zwei Tage im Gepäck, gings dann los.Terry fuhr vorne weg, zusammen mit seiner neuen Freundin Delia und ihrem 10 jährigen Sohn Jules, in einem schwarzen Jeep mit Klimaanlage.

Wir, das heißt mein Freund Rafe, mein elf jähriger Sohn Finn und ich, im Totalschaden-BMW E36 Compact von 1996 und inzwischen fünf Jahren Schwarztüv, ohne Klimaanlage hinterher.

Terry hielt gefühlt an jeder zweiten Tankstelle an um sich einen Kaffee zu trinken. Dann ging es jedes mal mit einer neuen Packung Kippen als Reservetank weiter. Die ganze Fahrt über sah man nur einen Stummel nach dem anderen aus seinem Seitenfenster fliegen.

In Tschechien haben wir dann das erste mal eine etwas längere Pause gemacht. Irgendwo an der Autobahnraststätte saßen wir in einem Bistro. Nach der Pause waren Rafe und ich uns einig, dass Delia uns wohl nicht wirklich leiden kann. Sie war einerseits so eine richtige Helikopter- Mutter bei der das Kind nicht außer Sichtweite kommen darf. Andererseits prallte sie damit rum, dass sie sowie ihre ganze Familie Biertrinker seien. Für uns, die gar keinen Alkohol trinken kam das irgendwie leicht asozial rüber. Nett ausgedrückt wars eine Giftzicke, aber dazu später mehr.

Die Reise ging weiter durch die Slowakei und Ungarn. Bei Sonnenaufgang hielten wir in Ungarn an einem Sonnenblumenfeld an um ein paar Fotos zu machen. Als wir das Sonnenblumenfeld betraten sahen wir, dass überall zwischen den Sonnenblumen wilder Hanf wuchs. Rafe wollte unbedingt ein paar Samen davon mitnehmen, also pflückte ich eine Pflanze ab und legte sie ins Fach der Türverkleidung meines so wie so schon total überhitzten Autos. Terry wollte irgendwo ein Hotel suchen um sich ein paar Stunden hin zu legen.

Wir waren jetzt noch eine Stunde vom Balaton- dem Plattensee in Ungarn entfernt. Diesen kannte ich, weil ich als Kind öfters mit der Familie meinen Urlaub dort verbracht hatte. Wir hatten damals ein Haus gemietet - privat. Wenn wir am Strand lagen, zog meine Mutter immer über die Hotels direkt am Strand her. Wie schlimm die Zustände doch dort seien. Die Zeit war nun gekommen um das einmal zu prüfen. Ich wollte ich es jetzt wissen und überredete Terry die Stunde noch durch zu ziehen bis nach Siofok um dort in einem der besagten Hotels einzuchecken. Dort angekommen suchte ich mir gezielt den hässlichsten DDR Bunker aus in dem wir dann für 120 Euro die Nacht in die alte Honneker Luxussweet einziehen durften- mit alle Mann, da sonst keine Zimmer mehr frei waren.

Außer dem Fernseher und dem Klodeckel wirkte alles in dem Hotel noch orginal aus DDR Zeiten. Dabei auffällig waren vor allem die Matratzen, Uralt mit gelben und braunen Flecken durchzogen und dreifachem Bettlaken. Die Bastverkleidung am äußeren Treppenhaus zur Strandseite hin war verdammt porös. Sagen wir mal 60 Prozent davon waren inzwischen weggefault. Die Balkone am Hotel waren Nikotingelb, genauso wie die Glasscheiben darin und die Plastikstühle darauf. Wenn man um das Hotel herum ging, sah man wie alle Fenster im Erdgeschoss dick mit Spinnenweben behangen waren. Im Vorraum vom Empfang sammelte sich ein riesen großer Laub haufen. Personal war meist keines anzutreffen. Das Hotel wirkte ein bisschen wie als wäre es nur besetzt worden um ab zu kassieren. Die Suit bestand aus drei Zimmern und einem kleinen Bad. Rafe und ich schnappten uns das Zimmer ganz hinten durch, die Kinder waren in der Mitte und vorne im Durchgang Terry und Delia. Unser Vorrat an Pepp war auch nicht mehr so groß, also mussten wir jetzt an den Wasserball ran. Beim aufschmieren von dem Zeug haben wir uns dann fast noch von Delia erwischen lassen.

Während Terry ein halbe Stunde die Augen schonte bin ich mit Finn und Rafe etwas essen gegangen. Ein kleines Lokal mitten in der Ferienhaussiedlung, das gab es damals auch schon. Rafe bestellte eine Gulaschsuppe, Finn und ich teilten uns ein Cordonbleur . Das Essen war lecker aber die Preise waren inzwischen irgendwie mehr deutsch als das was ich von damals kannte.

Als wir zurück zu unserem DDR Bunker kamen haben wir noch schnell eine Badehose für Delias Sohn raus gekramt, da Delia all ihre Klamotten in Vakuum beuteln verschweißt hatte und somit auf die Schnelle nicht dran kam. Zumindest war so ihre Aussage. Beim rauchen auf dem Balkon fragte sie dann wie lange wir eigentlich bleiben wollen. Meine Antwort darauf war: Zwei Wochen, sagte Terry. Vielleicht wollen wir dann noch eine Woche im Hotel dran hängen. Delia verstummte.

Dann sind wir erstmal zur Abkühlung in den Plattensee gesprungen, außer Delia, die stand überwiegend auf dem Steg und rief ihrem Sohn immer zu: Jules; Nicht so weit raus! Nicht so weit raus! ! ! Als ich dann mit Rafe und den Kindern ein Tretboot mit Rutsche ausgeliehen habe und Delia natürlich auch mit nehmen wollte, wurde sie immer biestiger. Irgendwie wollte sie patu nicht durch das kniehohe Wasser gehen um zu unserem Boot zu gelangen. Als wir dann so weit nach vorne gefahren sind bis wir mit dem Boot strandeten und sie sic so langsam mal auf dem Weg zu uns machte, kam ihrerseits schon die Frage: Ihr wollt damit aber nicht weiter raus fahren? Meine Antwort war: 5 Meter vielleicht?! Aber fünf Meter waren schon zu viel. Ich hatte es kaum ausgesprochen da war sie schon wieder vom Boot abgesprungen und wieder auf dem Weg zum Steg. Konnte ja auch keiner wissen, dass sie nicht schwimmen kann. Dann fragte sie uns wo man hier Zigaretten bekäme. Da wir ja nicht auf Krieg mit ihr aus waren boten wir uns an dass mal in Erfahrung zu bringen. Leider mussten wir schnell merken dass das in Ungarn nicht so einfach war. Auf dem Weg in die Stadt haben wir sämtliche Läden abgeklappert. Irgendwann erfuhren wir dann das wir dafür in die Stadt zum Tabakladen mussten. Also kamen wir gefühlte zwei Stunden später wieder zurück, ohne Zigaretten versteht sich. Delia war noch mehr von uns begeistert und musste ja jetzt auch noch die ganze Zeit mit auf Finn schauen.

Terry durfte dann aussuchen wo wir zu Abend essen, was natürlich mitten auf der Tourimeile irgendein Fastfootlokal war. Ausser Rafe und mir bestellten sich alle Burger mit Pommes. Wir hatten Pizza bestellt, die wir dann zwei mal zurück gehen lassen haben weil der Teig total roh war. Beim zweiten Versuch wars auch nicht besser. Aus Angst nachher wegen Bauchschmerzen nicht weiter fahren zu können ließen wir es dann ganz bleiben. Hunger hatten wir aber trotzdem noch. In der Hoffnung um 23 Uhr noch irgendwo was zu essen zu bekommen, fuhren Rafe und ich im Anschluss mit dem Auto in richtung Siofok Innenstadt. Rafe hatte sich währenddessen einen Joint angezündet. Da mein Navi mal wieder gesponnen hat, haben wir auf einem Parkplatz angehalten um uns zu orientieren.

Es dauerte ca eine Minute bis plötzlich jemand den Kopf durch das Fenster der Beifahrerseite meines Autos steckte. Polizei! Rafe hatte grade erst am Joint gezogen und drückte mir jetzt völlig in Panik den Joint in die Hand. Meine Hand verschwand dann mit dem Joint ganz schnell hinter meinem Sitz wo ich ihn dann mit meinen Fingern aus gedrückt habe. So langsam realisierten wir dass wir nicht mehr alleine auf dem Parkplatz waren. Es waren inzwischen drei weitere Polizeiwagen mit Besatzung eingetroffen. Wir mussten aussteigen. Rafe wurde auf die andere Seite des Parkplatzes gestellt und getrennt von mir befragt. Die erste Frage die mir gestellt wurde war: Ist das Rauschgift? Haben sie das geraucht? Ich zog die Schultern nach oben und antwortete: Ich weiß nicht, geraucht habe ich nicht, nein! Die Beamten durchsuchten unser Auto sorgfältig. Meine Handtasche lag draußen auf dem Parkplatz. Darin ein Handy, ein Röhrchen und ein Ü-Ei mit Pepp. Ich grübelte wie ich jetzt an die Tasche komme um das Überraschungsei zu entleeren aber der Bulle merkte schnell das ich an meine Tasche wollte und schaute selbst noch zwei mal in die Tasche. Das Überraschungsei blieb dabei unberührt. die Kollegen hatten schon die zwei Überraschungseier die im Auto lagen auf gemacht und begutachtet. Dann sah ich einen der unseren zweiten Wasserball in der Hand hielt und in so stark zusammengedrückt hat, dass in meinem Kopf nur der Gedanke kreiste: wäre es der andere Ball gewesen - Gute Nacht! Beim Blick zu Rafe fiel mir auf dass er wol nicht mehr wusste welchen Ball wir jetzt im Auto hatten und welchen nicht. Mir fiel die Hanfpflanze ein, die wir morgens am Feld gepflückt und mitgenommen hatten. Der Joint lag inzwischen auf meinem Autodach, sechs Bullen kreisten wie die Geier darum.

Die ganze Kommunikation zwischen den Bullen und uns war ein einziges Desaster, da wir alle, ausser Rafe, kein gutes englisch sprechen konnten. Also rannte ich einfach zu meinem Auto und zog die Pflanze aus der Autotür. Ich legte sie neben den Joint auf das Autodach und sagte völlig überzeugt davon die Lösung für das Problem gefunden zu haben: Hier- Das hat er geraucht. Heute morgen gepflückt auf dem Feld hier in Ungarn. Sechs der Bullen rochen darauf hin, wie die blödesten Vollidioten im Dienst, an dem Joint sowie an der Pflanze- und siehe da, sie glaubten mir das auch noch.

Der Nächste Bulle kam zu mir und fragte wo mein Führerschein wäre. Ich erklärte ihm dass ich ein Fahrverbot bis zum 23.3.2020 hatte und ich den Führerschein wegen Corona noch nicht wieder hätte. Dabei hielt ich ihm ein Schreiben vor die Nase von der Staatsanwaltschaft, mit der Überschrift: "Belehrung über das Fahrverbot." In dem Brief stand auch drin, dass mein Fahrverbot am 23.3.2020 enden würde. Ein anderer Beamter hatte in der Zwischenzeit mit der deutschen Polizei telefoniert und rief nun genervt zu mir rüber: "Deutschland sagt, Sie keine Führerschein!" Ich habe mich dann darauf berufen, dass das Schreiben welches ich dabei hatte, von der Staatsanwaltschaft kommt und diese mehr in Deutschland zu sagen hat, als die Polizei. Da sie sonst aber nichts illegales bei uns gefunden hatten und sich die ganze Prozedur jetzt auch schon zwei ganze Stunden zog, wurde es ihnen dann auch zu anstrengend. Etwas angepisst sagte man schließlich zu mir, ich sollte 150 Euro Strafe mit der Kreditkarte zahlen, wegen meines fehlenden Führerscheins und könne weiter fahren. Das Kartenlesegerät welches die Bullen dabei hatten funktionierte aber nicht, weswegen ich dann dazu verdonnert wurde, die Strafe am nächsten Morgen in der Postfiliale zu bezahlen. Ansonsten dürfte ich das Land nicht verlassen.

Auf dem Rückweg ins Hotel wurden wir unauffällig von den Bullen begleitet. Wir beide hatten den gleichen Gedanken im Kopf: "Die sind noch nicht fertig mit uns."

Noch immer unter Schock stehend eilten wir zurück zum Hotel wo Finn jetzt schon seit zwei Stunden wartete. Hunger hatte von uns keiner mehr. Es waren inzwischen fast ein Uhr und Delia und Terry waren mal wieder absolut begeistert von uns. Sie hatten die ganzen Polizeiautos gehört und gesehen, wie sie mit Blaulicht am Hotel vorbei rauschten, auf dem Weg zu uns auf den Parkplatz.

Die Nacht über haben wir kein Auge mehr zu gedrückt. Wir mussten uns einen neuen Plan machen wie wir hier weg kommen, ohne ein weiteres Aufeinandertreffen mit der ungarischen Polizei zu riskieren. Die Post in Siofok öffnete erst um neun Uhr und geplant war es, bereits um fünf Uhr weiter zu fahren. Über das Internet fanden wir eine Poststelle in der letzten Stadt vor der Grenze zu Rumänien. Dort öffnete die Post schon um acht Uhr.

Wir kamen Punkt acht Uhr an dem Einkaufscenter vor der Grenze an. Die 150 Euro haben wir dann bezahlt. Direkt neben der Post war ein Supermarkt in dem wir dann ein Brot, Margarine und etwas Salami gekauft haben. Dann ging es direkt weiter zur Grenze. Es gab keine langen Wartezeiten aber wir standen noch keine zwei Minuten auf der rumänischen Seite und ich war gerade dabei die zwei Euro für die drei Wochen Rumänien- Vignette zu bezahlen, da sahen Rafe und Finn wie auf der ungarischen Seite drei von den Bullenwagen, die uns am Abend zuvor auseinander genommen hatten an der Grenze vor fuhren und zum Grenbeamten eilten. Dieser zeigte dann auf uns, lachte und zuckte mit den Schultern. Sie waren zu spät. Wir hatten es geschafft, wir waren in Romänien und die Ungarn durften fluchender Weise wieder abdrehen.

An der nächsten Tankstelle haben wir uns dann erstmal zwei Pakete Eiswürfel und kaltes Wasser gekauft. Da es im Auto mittlerweile über vierzig Grad Celsius waren, hatte unser Trinkwasser welches wir mit hatten ebenfalls die gleiche, wenn nicht noch eine höhere Temperatur. Nach dem alle pinkeln waren trafen wir uns an einem Tisch hinter der Tankstelle. Rafe fragte Terry ob er nicht für ein Stück des Weges Finn im kühlen Auto mitnehmen könne. Wir hätten ja stattdessen was von seinem Gepäck nehmen können. Der Blick von Delia zu Terry sagte alles. Ok, war auch nur eine Frage. Wahrscheinlich konnte Delia so nicht in Ruhe über uns lästern. Terry trank wie immer seinen Kaffee und stammelte währenddessen vor sich hin: "Wenn ihr so wie so nach Varna fahren wollt, fahrt ihr am besten jetzt da lang." Er zeigte dabei Richtung Autobahn. Ich korrigierte: "Ne, wir fahren erstmal mit zu dir." Ausserdem war mein Navi wegen Überhitzung inzwischen ausser Funktion und mein Handy hatte auch kaum noch Saft, da das Kabel am Zigarettenanzünder nicht grade das beste zum laden war. Wenn ich mich nicht täusche erinnerte ich Terry sogar daran, dass er uns eingeladen hatte.

Wir fuhren also weiter vier Stunden durch die Kaparten Romäniens.

Dann kamen wir an einer Tankstelle vorbei. Finn schrie direkt: Ey, die kenne ich doch! Na Herzlichen Glückwunsch, es war die Tankstelle an der wir heute Vormittag schon einmal waren und Eiswürfel gekauft hatten. Terrys Entschuldigung war dann, dass sein Navi gesponnen hätte- schon die ganze Zeit, es aber nicht für nötig hielt uns das zu berichten.

Es war verdammt heiß, nirgendwo gab es Schatten, nur Felder und Dörfer mit Bungalows und dem ein oder anderen Mirabellenbaum im Vorgarten. An den Straßen sah man öfters Stände, an denen die Einheimischen Melonen und anderes Gemüse verkauften welches sie selbst angebaut oder geklaut hatten. Die Reifen der Autos waren alle mit weißen Tüchern abgehangen da sie in der Sonne einfach zu heiß wurden. Keine Ahnung- vielleicht wären sie sonst kleben geblieben.

In mitten der prallen Sonne hielt Terry an weil Delia ein Storchennest fotografieren wollte. Ohne Fahrtwind war es im Auto nicht auszuhalten. Während wir da standen und darauf warteten, dass Delia wieder einsteigt, haben wir uns die Wasserflaschen im Auto über den Kopf gekippt. Nass waren wir ja eh schon und die Ledersitze konnten auch etwas Abkühlung vertragen. Wir fuhren noch eine gefühlte Ewigkeit durch die Kaparten und an der Donau entlang bis wir dann um 19 Uhr an einem Restaurant direkt an der schönen Donau anhielten. Ein leichter Duft von Kloake wehte an uns vorbei. Was das Essen anging, konnten wir uns nicht beschweren. Das Preis- Leistungsverhältnis wäre ziemlich schwer zu toppen gewesen. Als wir uns der Grenze näherten standen schon kilometerweit die LKW Schlangen am Rand der Straße. Gott sei dank mussten wir uns da nicht anstellen. Es dauerte nur ein paar Minuten bis wir durch die Grenzkontrolle waren.

In Bulgarien angekommen, fuhren wir durch ein Dorf in dem an sämtlichen Häusern einfach die Fronten fehlten. Es sah aus als wären sie einfach weg gerissen worden. Man konnte direkt in die Wohnzimmer der einzelnen Wohnungen blicken. Manche Kinder saßen auch an dieser Abrisskante und ließen die Beine runter baumeln. Ein Pferd lief gemütlich an uns vorbei ohne Halfter ohne alles.. es schien aber zu der Siedlung zu gehören. Das ganze wirkte ein bisschen wie eine Szene bei Dreharbeiten eines Films.

An einer kleinen Bude hielten wir an um uns die Vinjette für die Weiterfahrt zu kaufen. Nach einer kurzen Pinkelpause gings dann direkt weiter. Auf dem Weg zur Autobahn, in der Dämmerung, hat Terry dann noch einen Vogel mitgenommen, der dann 500m weiter brutal im Feld abgestürzt ist. Nun folgte ein ganzes Stück Autobahn, auf der Terry da

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Kurzbeschreibung

Manchmal reicht ein kaputtes Auto und ein bisschen Größenwahn um in das Abenteuer deines Lebens zu starten. Gonzo - Fiction, wie sie sein muss: völlig irre, verdammt ehrlich und zum schreien komisch.