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Orks an der Ostfront

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16.02.23 18:35
18 Ab 18 Jahren
In Arbeit

Ich habe es immer noch im Kopf. Noch immer habe ich die Sirenen, die durch die leeren dunklen Straßen des frühen Morgens schrill Aufschrien, in meinem Kopf. Jeder in unserer Wohnung wachte auf als wir dies Hörten und ich schaltete sofort den Fernseher an. Auf jedem Kanal lief die gleiche Mitteilung, eine Nachricht unserer Regierung und als Nachrichtensprecher unser Präsident: Vladimir Vladimirovich Putin. Es war eine lange Rede mit einer menge Unnötiger Details, aber eines Blieb mir

und jedem in unserem Wohnzimmer im Kopf: "Ich habe mich entschlossen eine Speziale Militärische Operation durchzuführen." Den Rest habe ich ignoriert, den dies war nur Propaganda, an die fast jeder in unserem Land mit einem eisernen Willen glaubte, oder so tut als ob. Ich sah Nadia, meine Ehefrau, an und sie starrte mich mit einem besorgten Gesicht an, das zum teil mit Tränen begossen worden war, wahrscheinlich war es schock. Ich blickte zu den Kindern, eine ältere Tochter, fast 17 Jahre alt, und

ein Sohn an diesem Tag 6 Jahre alt geworden. Meinen Sohn, Alexei, habe ich sofort zu Bett gebracht und ihn beruhigt. Er fragte mich was unser Präsident nun machen wird. "Ich weiß es nicht." Antwortete ich. Ich wusste tatsächlich nicht was er nach der Mitteilung vorhatte, aber ich wusste genau, dass da draußen unsere Slawischen Brüder und Schwestern sterben werden. Als ich zurück ins Wohnzimmer ging waren die beiden Damen nicht Vorzufinden. Also suchte ich in der

ganzen Wohnung und fand beide in ihren Betten. Natalia hatte ihre Augen immer noch offen, das konnte jeder selbst in ihrem dunklen Zimmer sehen. Als ich versuchte ihren Raum zu Betreten sagte sie zu mir, dass sie etwas Zeit allein braucht. Sie hat eine Brieffreundin in der Kiew und es war vermutlich extrem schwer für sie zu hören, dass der Kreml die Ukraine angreift. Nadia hatte ihren Ganzen Kopf unter dem Kissen versteckt. Ich versuchte mit ihr zu reden, doch sie gab keine

Antwort. Sie zuckte nicht einmal. Sie war einfach nur am liegen, als ob sie tot wäre. Ich stand einfach da und wusste nicht was ich nun machen soll. Aus reiner Intuition legte ich mich neben ihr in unserem Bett. Ich starrte an die leere Decke und lauschte wie etwas Fliegendes, wahrscheinlich Raketen oder Kampfflieger über ganz Moskau flogen. "Warum?" war das einzige was mir im Kopf blieb. Ich fühlte mich allein. Tief in meinen Gedanken wusste ich, dass die meisten die Antwort dafür haben. "Es ist das Nazi Regime von

Zelenski. Es muss von uns gestürzt werden." -- so glaube ich ging es über 90% der Bevölkerung. Als wir Donnerstags von unseren Weckern geweckt wurden und uns zum Frühstück saßen hat keiner von uns auch nur ein Wort gesprochen. Hin und wieder hatte unser kleiner Mal versucht etwas zu sagen, aber er ließ es sofort sein als er die Gesichter unserer Familienmitglieder sah. Nach diesem unangenehmen Treffen ging jeder von uns Einer nach dem Anderen aus der Wohnung. Jetzt aber

habe ich keine Arbeit mehr. Ich habe immer noch den Tag im Kopf an dem ich in unserem Briefkasten einen Briefumschlag vom Militär bekam -- es war ein Dokument was mich zur Wehrpflicht forderte. Ich erzählte meiner Familie davon und jeder Erwachsene wusste was dies bedeutete. Aus dem Land zu fliehen war nicht möglich, die Polizei hat die Grenzen geschlossen und jeder der aus dem Land flieht oder es versucht wird als 'Verräter' bezeichnet. So bezeichnet zu

werden in einem Land wie Russland gibt nicht nur einen schlechten Ruf sondern könnte einen Anfällig für Schlimmeres machen. Ich weiß nicht was mit diesen Leuten passiert die so genannt werden und ich will auch nicht riskieren es herauszufinden. Der Sammelpunkt für die zukünftigen Soldaten waren Sporthallen und anderen Versammlungsorte. Ich sah Männer, nur Männer, Männer in allen Altersgruppen und Körperfiguren. Fitte Männer und dicke Männer, junge

Männer und alte Männer, Zivilisten und Militärpersonal. Ich sah kaum Frauen, aber sie Existierten. Nach einigen Minuten von Geplauder trat unser Rekrutierungsoffizier in die Halle. Jeder plauderte aber weiter. Er sah uns kurz an und schrie aus der ganzen Lunge: "RUHE! Tussi-Geplapper ist Vorbei! Ab heute seit ihr SOLDATEN! ALSO BENEHMT EUCH!" Die Atmosphäre wurde ruhig und keiner traute sich auch nur ein Wort zu sagen. Jeder der in diesem alten sowjetischen Haus auf

ihren verrosteten 100 Rubel Supermarktstühlen saßen war totenstill. Unser Offizier sagte uns wir sollen uns unser Equipment im Raum nebenan besorgen und dann umziehen und in die Kaserne, welche nur eine Große Turnhalle mit Doppeldeckerbetten soweit das Auge sehen kann war. Die Umgebung war schrecklich -- die Betten waren amateurhafte DIY Doppeldeckerbetten aus dünnem Edelstahl (sogar die Matratzen waren nichts als Blech), es stank fürchterlich nach Ammoniak (als

ob jemand in diesem Raum gestorben ist), es war so eng im Raum das ich Platzangst bekamm und es war so kalt, ich könnte schwören, dass man erfrieren konnte. Danach ging der Offizier herein und sagte mit einem Lautsprecher das wir jetzt essen sollten bevor wir morgen an die Front fahren. Dies erweckte leben in die Halle. Ich hörte wie jeder mit einer Mischung aus Überraschung und schock murmeln. "An die Front ohne Training?!"; "Was soll das heißen in die Ukraine?" "Warum

gehen wir in die Ukraine?"; "Das ist doch vermutlich nur ein Drill."; "Hilf mir heraus und du wirst es nicht bereuen."; "Scheiße, wir werden alle sterben."; "Ich will zurück zu meiner Mutter!"; "Ich geh nirgendwo hin....": Dies sind einige Sätze die ich heraushören konnte. Ich selbst war in Gedanken um die beste Aktion zu finden: Fliehen -- wohin? Bleiben -- wer wollte hier schon bleiben? Mord -- komme ich nicht ins Gefängnis bis ich sterbe? Selbstmord -- soll ich meine Familie wirklich in

stich lassen? All das gab mir nur ein Gefühl. Nur einen Gedanken. Meine Knie zitterten, schweiß tropfte an meinem ganzen Körper und in meinen Augen bildeten sich Tränen. Es gab keine andere Möglichkeit -- ich gehe an die Front und bitte Gott mich am leben zu halten bis dieser Wahnsinn vorbei ist. Wir bekamen unsere Rationen und öffneten sie alle mit Furcht, Schock und Trauer. Jeder hatte im Kopf, dass dies ihre letzte Mahlzeit sein konnte. Ich sah es in ihrer Körperhaltung und

ihren verängstigten Blicken die sie auf mich zuwarfen. Ich weiß nicht mehr was ich zu meiner Mahlzeit bekam, aber ich kann mich erinnern, dass es faul und verrottet schmeckte. Es stellte sich heraus, dass unsere Rationen seit über 10 Jahren abgelaufen waren! Ich hörte wie einige der Rekruten sich übergaben und andere ihren Lunch aus ihren Rucksäcken auspackten und wie wilde auffraßen. Ich hätte nie erwartet, dass unser Militär solch eine Versorgung hatte. In unseren

Video-Demonstrationen und Paraden sieht alles immer so aus, als sei es auf dem Besten stand. Wie falsch ich doch lag. Ich dachte ich könnte das Komplex verlassen, doch ich wurde von einem Wachen aufgehalten. "Zurück auf deinen Posten." sagte er, "Ich will doch nur--" "Zurück auf deinen Posten!" unterbrach er mich. Ich versuchte ihn beiseite zu schieben doch es war unmöglich. Er packte mich am Kragen, warf mich auf den Boden und ging zurück zu seiner Position. Ich hatte

an diesem Tag nichts gegessen. Am nächsten morgen an einer Bushaltestelle standen alle neuen Soldaten, das Kanonenfutter, auf undisziplinierte Weise in einem Haufen und warteten in ihren Uniformen auf den Bus, der sie zum 'Bahnhof' bringen soll. Es war ein ziviler Reisebus der uns Abholte und nach einigen Minuten die Türen schloss und abfuhr. Während der Fahrt haben alle gesungen einigen haben Flaschen voller Alkohol mitgenommen und begannen sie im Bus zu trinken und andere

öffneten ihre Smartphones und texteten mit ihren Verwandten oder nahmen die Fahrt auf. Ich selbst sang mit ihnen, um meine Nerven loszuwerden. Es war tatsächlich beruhigend. Nach mehreren Stunden kamen wir an unser Ziel an: Die Grenze. Ein Offizier stieg in den Wagen ein und forderte uns auf sofort auszusteigen und anzutreten. Draußen war es stockfinster und eiskalt. Und das Geräusch von schritten im Schnee übertönte das Geräusch des laufenden Motors vom Bus.

Jeder holte seine Ausrüstung aus dem Gepäck und stand in irgendeiner Position vor dem Offizier an. Nachdem alle ihre Ausrüstung hatten ging es nun mit dem Offizier zu den Zügen die uns an die Front bringen sollen. Ich blickte zu meinen Rücken und sah wie die roten Scheinwerfer des Buses immer kleiner wurden. Viele erblickten dies auch und ich sah wie sie im inneren starben. Ab hier waren wir auf uns allein gestellt und es gab kein Zurück mehr. Dies war die letzte Erinnerung die

ich hatte bevor ich in den Zug stieg und mich schlafen legte. Bei hellem Tage waren wir angekommen. Keiner hatte Freude und alle hatten schlecht geschlafen. Einige versuchten ihre Demotivierten Gedanken mit einem falschen Lächeln zu verbergen, doch jeder Amateur konnte sofort erkennen, dass das Lächeln nicht real war. So gingen wir in die Kälte, traten an und wurden von irgendeinem Offizier zu unseren Mannschaften zugeteilt.

Autorennotiz

Dies ist kein Versuch Propaganda zu erstellen, dies ist ein Versuch um das leben der untersten Besatzung des Gegners zu zeigen. Meine Familienmitglieder in meinem Heimatland haben keine Ahnung was an der Front passiert und einige glauben das schwachsinnige Geplapper einer Regierung die Korrupt ist und keinen Mitleid an das Volk besitzt. Meine Freunde und ich die außerhalb unserer Heimat leben werden Diskriminiert und können uns kaum mit Mitgliedern in unserer Heimat vernünftig unterhalten. Jeder von uns hat angst was als nächstes passieren wird und hoffen, dass es unsere Familien nicht erwischt. Wir werden von unseren eigenen Landsleuten als 'Verräter des Mutterlandes' bezeichnet, weil wir in einem Ausland leben. Aber um ehrlich zu sein, ist die Situation der Zivilisten nicht schlimmer als die der Armee. Und dies will ich hier zum Vorschein bringen.

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Kurzbeschreibung

Dies ist die fiktive Geschichte eines Mannes, der in einen Krieg gezogen wurde mit dem er eigentlich nichts zu tun haben wollte und nun die Brutalität des Schlachtfeldes erleben muss. Jetzt liegt es an ihm und seinen Kameraden den Krieg zu überleben und nach Hause zurückzukehren. Aber wird es ihnen gelingen aus der Armee zu fliehen, oder werden sie wie Lahme geschlachtet werden, während sie keine Ahnung haben wofür sie eigentlich Kämpfen?