Die Uhr tickt. Welche Uhr? Hier gibt es keine Uhr. Die einzige Uhr liegt unten im Keller, kaputt, unbrauchbar. Was tickt hier?
Stille. Ein kurzer Moment der Ruhe, dann wieder das Ticken.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Was ist das? Ich werde noch paranoid. Ich bilde mir das nur ein, bestimmt. Hier ist keine Uhr, die ticken kann, also tickt hier auch keine Uhr. Einfach auf etwas anderes konzentrieren, dann geht es weg, dieses Geräusch. Nein, nicht dieses Geräusch, diese Einbildung. Einfach an etwas anderes denken, dann ist es gleich weg. Bestimmt.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Es ist noch immer da. Es? Toll. Jetzt denke ich an es, als wäre es eine Person. Dabei ist es nichts. Und das Nichts ist keine Person – wie denn auch, wenn es nichts ist?
Andererseits kann eine Person auch ein Nichts sein. Das sagt man doch so. Wenn jemand nichts schafft, wenn jemand keine Freunde hat, wenn jemand für andere nicht zu existieren scheint, dann ist dieser jemand ein Nichts.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Was denk ich da für einen Mist! Wen interessiert, ob ein Nichts jemand sein kann oder ob ein jemand ein Nichts sein kann. Mich interessiert es auch nicht, ich will mich nur ablenken, will an etwas anderes denken, nicht an dieses tickende Nichts.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Da war etwas. Ich hab es gesehen, ganz sicher. Oder doch nicht? Nein, da war was. Ich bin doch nicht verrückt. Da war ein Schatten, hinter der Tür. Man hat es gerade gesehen, als das Auto vorbeigefahren ist und das Licht der Scheinwerfer den Flur erhellt hat. Jetzt ist es wieder dunkel, ich sehe nichts. Aber da war etwas.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Wieso schwitze ich? Wieso zittere ich? Wieso hab ich Angst? Da kann gar nichts gewesen sein. Die Tür ist abgeschlossen. Ich bin alleine. Aber da war doch etwas. Oder etwa nicht?
Hallo MasterTeska! Vielen Dank für den tollen Text... Schön, dass man sich selbst Gedanken über das Ticken machen darf und Du nicht aufgeklärt hast, woher das TickTack kommt... Obwohl ich neugierig bin... Hattest Du damals im Hinterkopf des Rätsels Lösung? Falls ja, würde mich freuen, wenn Du es verrätst... Grüße Tam
herrje, ich war viel zu lange nicht mehr online. Jetzt aber erstmal ein verspätetes Danke für deinen Kommentar. Des Rätsels Lösung ist denkbar enttäuschend ... die Geschichte basiert auf einem tatsächlichen Erlebnis meinerseits. Irgendwas in meinem Zimmer hat tatsächlich immer getickt, und natürlich habe ich es nur gehört, wenn es tiefste Nacht war. Letztendlich war dann doch eine Uhr da. Scheinbar hat die eine Armbanduhr, die in einem Kästchen lag, doch noch funktioniert. Und das ziemlich laut. Aber das habe ich zu dem Zeitpunkt, als ich das geschrieben habe, nicht gewusst. ^^ Danke für dein Lob, ich habe mich sehr gefreut!
Deine Kurzgeschichte hat mir echt gut gefallen, war ziemlich faszinierend, in welche Richtungen die Gedanken des Erzählers abwanderten, nur weil er dieses tickende Geräusch gehört hat. Zuerst bei Uhr, dann Nichts, dann plötzlich Freunde. Kurz, knackig und lässt einen nachdenklich stimmen. Super!
erst einmal entschuldige, dass ich mit einer Verspätung von über einem Monat auf deinen Kommentar antworte. Ich war in letzter Zeit nicht gerade aktiv hier ... Schande über mich. Freut mich jedenfalls sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat! Danke auch für deine Bewertung, ich habe mich sehr gefreut. :)
