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Sätze: | 32 | |
Wörter: | 347 | |
Zeichen: | 1.913 |
Was war nur geschehen? Hatte sie etwas falsch gemacht oder etwas gesagt, was sie lieber nicht hätte sagen sollen? Sie wusste es nicht und war verzweifelt, denn es war niemand mehr da. Sie war allein. Früher waren sie alle da und haben ihr zugehört - und sie hatte ihnen zugehört. Nichts. Es war nichts mehr da, außer das "Nichts".
Alles um sie herum war auf einmal so anders. Auch, wenn sie die anderen ansprach, bekam sie keine Antwort mehr. Die Stimmen waren verstummt und die Gesichter verschwanden allmählich aus ihrem Sinn - lösten sich auf, wie ihre Gegenwart. Dabei nahm sie jeden einzelnen um sich herum so an, wie er war. Sie sah die Herzen derer, die verletzt und hilfesuchend zu ihr kamen, um Mut, Hilfe, Trost oder Anerkennung zu bekommen.
Und nun war niemand mehr da, um ihr etwas davon zu geben, was sie einst gab. Sie senkte ihren Kopf und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Nein, des Weinens war sie müde; hatte sie doch schon so viele Tränen vergossen. Vergebens. Jetzt war der salzige Brunnen leer und erschöpft - ebenso wie sie. Es war wohl doch ihr eigener Fehler, dass sie nicht immer so funktionierte, wie die anderen es erwarteten. Aber ist das nicht menschlich?
Ach, sie war des Denkens über andere leid, und konnte es doch nicht lassen. So oft zerbrach sie sich den Kopf, den anderen zu helfen und das richtige zu tun. Müde... sie war dessen müde geworden. Ihre Augenlider fielen zu und sie versank in einen tiefen Schlaf.
Noch einmal den Nebel des Verschwindens einzuholen, um dann endlich im ewigen Traum verloren zu gehen, atmete sie noch einmal auf. Dann schwiegen ihre Gedanken und ihr Herz... es hörte auf zu schlagen. Sie war fort gegangen - unerreichbar für die anderen - im blauen Nebel ihren Cabriolets... das Verdeck geschlossen. Hinter den Scheiben, in die durch einen schmalen Spalt nur ein Schlauch Zutritt hatte, saß sie da... mit ihrem Kopf auf dem Steuerrad und lächelte...
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Mira • Am 01.01.2022 um 17:47 Uhr | |||
Hi! Ich kann mich den anderen nur anschließen: Ein wirklich ergreifender Text. Ich mag vor allem die Metaphern, mit denen du gearbeitet hast. Sehr schön! Viele Grüße Mira |
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BerndMoosecker • Am 28.05.2020 um 19:13 Uhr | |||
Ein ergreifender Text, bei dem mir jetzt das Kommentieren schwer fällt. Suizid ist ein schwieriges Thema, das Du anschaulich umgesetzt hast. Trotz der dunklen Gedanken in den ersten Absätzen, kommt das Ende überraschend, vielleicht aber auch nur, weil man immer auf einen guten Ausgang hofft. Gruß Bernd |
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