Ich öffne die Tür und trete in den schwach beleuchteten Raum. Ich erkenne ihn nicht wieder. Bin ich schon einmal hier gewesen? Obwohl ich mich nicht an diesen Ort erinnere, spüre ich eine vertraute Wärme, die sich auf mich legt, als ich über die Schwelle trete. Ich schließe die Tür und versichere mich, dass sie sicher ins Schloss gefallen ist. Als ich mich zu dem Raum umdrehe, spüre ich erneut die drängende Wärme. Sie ist ein Versprechen, ein wortloser Appell des Vertrauens, der durch die Tür nicht entweichen kann. In der Mitte des Raumes brennt schwach ein Feuer im Kamin. Sein Knistern zerreißt die Stille, die wie dunkle Wolken das Zimmer füllt. Ich bin schon einmal hier gewesen. Es ist lange her, eine Erinnerung aus einer anderen Zeit, einem anderen leben, einst beständig und stolz, nun schwach und brüchig. Sie speist das klägliche Feuer, das verzweifelt von ihrer verbliebenen Kraft zehrt. Vor dem Kamin sitzt er. Ein vergessenes Gesicht dreht sich zu mir. Ein Blick voll Bedauern, der mich mit Scham erfüllt. Wie konnte ich es vergessen, das Versprechen, das ich mir selbst gab? Das unstete Flackern des Feuers erlischt. Dunkelheit vertreibt die Wärme. Kalte Stille bedeckt den Raum. Die matten Augen wenden sich ab und fallen kraftlos zu. Das Versprechen war Zuversicht. Das Vertrauen war Hoffnung.
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