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Lichtgeflüster und Gewitterflut

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20.03.22 18:03
Fertiggestellt

Es donnerte. Blitze zogen über den rabenschwarzen Himmel und verursachten ein kleines Lichtgeflüster, das im nächsten Moment wieder von der Gewitterflut überschwemmt wurd . Aus irgendeinem Grund hatte ich eine Himmelangst aber auf der anderen Seite durchfuhr mich solch ein Glücksschmerz, dass ich doch beschloss, lieber zu stehen zu bleiben und das Spektakel weiterhin zu bewundern. Das Grollen des Donners und das Zischen der Blitze erschufen eine Erinnerungsmelodie. Etwas, das mich dazu brachte, mich an Vergangenes zu erinnern. An die Einsamkeitstrennung. Zu komisch, dass mich jetzt der Einsamkeitswunsch von innen aufzufressen schien. Ich wollte doch nie einsam sein oder? Deshalb hatten wir uns damals getrennt. Ich hatte mich in einer Beziehung zu zweit einsam gefühlt . Plötzlich wurde es ganz dunkel und die Blitze hörten auf, über den Himmel zu zucken. Stattdessen herrschte vollkommende Lichtstille. Und nun fing es richtig an, zu regnen. Die dicken Tropfen prasselten auf den Asphalt, hinterließen dunkle Punkte. Die dicken Tropfen prasselten auf mich herab und durchnässten meine Kleidung. Es war wie eine Flüsterwelle, als würde jeder Regentropfen mir etwas zuflüstern aber gleichzeitig war es ein Ungeheuerrauschen. Ein Ungeheuerrauschen, das so mächtig war, dass es über jedes Wolkenschicksal, jede Hoffnungsschwalbe und über die tägliche Himmelshelligkeit entscheiden könnte.
Da fiel mir meine Mutter ein. Nach dem Unfall war ihre Amnesiewahrscheinlichkeit hoch gewesen und es hatte sich bestätigt. Manchmal vergaß sie, dass ich ihr Kind war und dies schmerzte so sehr, dass ich mich selbst im Schlaf, im Seelenschlaf nicht erholen konnte. Denn dann hörte ich immer Mamas Stimme, ihre Stimme in diesem ganz bestimmten Leserton, die mir sagte: "Es gibt keinen Mondscheinzufall. Und erst recht keinen Blumenwinter. Blumen wachsen nun mal nur ab Frühjahr und wenn es ihnen zu kalt wird, sterben sie. Und wenn ich langsam eingehe, dann soll es so sein. Das ist der Kreislauf des Lebens."
Ich wusste schon immer, wie sie es meinte. Jeden Tag verließ eines der Blütenblätter die Blumen, so auch die Erinnerungen in Mamas Gedächtnis und irgenwann würde sie...
Der Regen war noch stärker geworden, doch ich stand nur regungslos auf der Brücke. Barfuß, im Sommerkleid. Vorhin war es noch heiß gewesen und dann als es dunkel geworden war, bin ich langsam in Richtung des Hotels gegangen. Der plötzliche Melodiensprung hatte mich überrascht.
Nun... jetzt stand ich hier, fühlte mich auf irgendeine Art und Weise dem Gewitter verbunden. Es zeigte mir, wie schlecht, trist und einsam mein Leben war. Vielleicht besaß ich den Einsamkeitswunsch, damit ich mich auf die Zeit bereit machen konnte, in der ich für meine Mutter eine Fremde geworden bin?
Ich wusste es nicht.
Es donnerte erneut. Blitze zogen über den Himmel und verursachten ein Lichtgeflüster, welches im nächsten Moment wieder von der Gewitterflut überschwemmt wurde.

Autorennotiz

Hi! Diese Geschichte entstand ebenfalls im Rahmen der Kreatives-Schreiben AG. Diesmal ging es darum, so viele Neologismen einzubauen, die wir im Voraus selbst mit Hilfe von Loszetteln erfunden hatten. Folgende Wörter sollten eingebaut werden bzw. es sollten so viele Wörter wie möglich davon verwendet werden:

Blumenwinter , Himmelangst, Trostkarikatur, Amnesiewahrscheinlichkeit, Einsamkeitstrennung, Lichtgeflüster, Melodiesprung, Glücksschmerz, Gewitterflut, Einsamkeitswunsch, Flüsterwelle, Ungeheuerrauschen, Erinnerungsmelodie, Lichtstille, Mondscheinzufall, Wolkenschicksal, Seelenschlaf, Himmelhelligkeit, Hoffnungsschwalbe, Leserton

Über eine Rückmeldung und eine Bewertung würde ich mich sehr freuen! :)
Wie hättet ihr die Geschichte geschrieben?

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Kattzes Profilbild
Kattze Am 26.07.2022 um 13:00 Uhr
Hi Mira,
die Neologismen holen dieses Stimmungsbild raus aus dem Trivialgeschreibsel, bilden quasi die Würze, erfreuen meine neugierig lesenden Augen mit leuchtenden Kopfkinobildern.

Autor

Miras Profilbild Mira

Bewertung

2 Bewertungen

Statistik

Sätze: 33
Wörter: 476
Zeichen: 2.929

Kategorisierung

Diese Story wird neben Natur auch im Genre Nachdenkliches gelistet.