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Das Fenster

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03.07.18 19:52
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Er stand nur da und starrte aus dem Fenster. Es war ein dunkler und stürmischer Tag. Und er stand nur da und starrte aus dem Fenster. Er sah die dunklen Wolken am Himmel, die Blätter, die vom stürmischen Herbstwind davongetragen wurden. Er hörte das Heulen des Windes und die Regentropfen schlugen wild auf die Fensterscheibe ein, aus dem er starrte. Das Laub, das er sah war zwar bunt, dennoch sah für ihn alles grau aus. Genauso wie der Raum, in dem er sich befand.
Sie war daran schuld. Nur wegen ihr saß er hier und starrte aus dem Fenster und sah die grausame Welt dort draußen.
"Hätte ich es doch nicht getan", dachte er. Trotzdem war sie daran schuld. Sie war verantwortlich. Sie hätte ihn nicht provozieren sollen. Aber sie hat es getan und ist daher schuld.
Er wollte nur schreiben. Der Stift lag auf seinem Schreibtisch, daneben der Wein.
Immer wurde sie direkt böse. Sie kam ihm zu nahe. Dabei wollte er nur schreiben. Er arbeitete an einem Stück. Eine Satire sollte es werden. Doch damit war es nun vorbei, denn er stand nur da und starrte aus dem Fenster. Und Sie war daran schuld.
Das Kind ereilte ein früher Tod. Seitdem war sie...anders. Sie hatte ihn provoziert. Manchmal hat er sein Temperament nicht unter Kontrolle. Das war einer dieser Tage, den er bereute, nicht dieser Sache wegen, sondern weil er nun nur noch aus dem Fenster starrte.
Lange saß er nun schon hier fest. "Was würde ich nur für ein Glas Wein geben", dachte er. Doch den bekam er hier nicht. Nur den Stift haben Sie ihm gelassen und ausreichend Papier. Doch was sollte er damit anfangen? Es war alles ihre schuld.
Er hatte genug gesehen, konnte nicht weiter aus dem Fenster starren. Sah sich stattdessen in dem Raum um, in dem er sich befand. Nichts besonderes, einfach eingerichtet, was sollte man auch erwarten. Nennenswert war nur das große Bild des Wolfes über dem kleinen Bett.
Vielleicht sollte er schlafen gehen. Doch dann kamen die Träume. Die Träume von ihr...und ihm. Sie war an allem schuld.
Seine Augen brannten wie Feuer. Seine Knie wurden weich. Immer wurde ihm schlecht, wenn er daran dachte. Also entschied er sich wieder aus dem Fenster zu starren. Er hatte doch nur noch das Fenster.  Doch es wurde nicht besser. Es wurde schlimmer und schlimmer.
Geister und Dämonen, die hinter ihm her waren. Er wurde von etwas verfolgt. Er wusste nicht, was es war, doch war es bestimmt ihre schuld, denn sie war immer schuld.
Er nahm sich den Stift zu Hand und starrte weiter aus dem Fenster.
Auf einmal ging die schwere Tür auf. Er erschrak und drehte sich um, hob den Stift wie ein Messer, so wie er es damals getan hatte.
Doch es war nur der alte Mann im schwarzen Anzug, der ihm immer das Essen brachte. Der alte Mann hatte ein Tablett in der Hand. Darauf waren ein Stück Brot und ein Glas Wein.
"Wie lange hatte er keinen Wein mehr getrunken", dachte er.
"Leg den Stift weg, ich bin es doch nur", sprach der alte Mann.
Er ließ den Stift sinken. Er könnte doch wieder mit dem Schreiben anfangen und so tun, als wäre alles wieder so wie früher. Sie wie damals, bevor es geschah, bevor er die Beherrschung verlor. Doch wie sollte er wieder von vorne anfangen? Sie war an allem schuld.
Der alte Mann riss ihn aus seinen Gedanken als er sagte:" Den hier hast du dir verdient. Nicht mehr lange und du darfst uns verlassen". Dabei deutete der alte Mann auf das Weinglas. Doch auf einmal hatte er keine Lust mehr auf Wein, denn er dachte an sie.
"Ein Neustart", dachte er. Vielleicht woanders, nicht hier. Da wo niemand ihn kennt. Er drehte sich um und starrte wieder aus dem Fenster. Irgendwo dort draußen musste doch der passende Ort für jemanden wie ihn sein. Der alte Mann sagte etwas, worüber er zunächst nicht nachdachte. Doch dann ging der alte Mann und sperrte die Tür wieder ab.
Er schloss seine Augen und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie war schuld. Die Worte des alten Mannes waren:"Was starrst du aus dem Fenster? Das ist kein Ausgang!"

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MichaelLutzs Profilbild MichaelLutz

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