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Lektionen...

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03.07.22 14:21
6 Ab 6 Jahren
Fertiggestellt

De meisten Lüüd dienkt, dat in een Dörp nich veel los is un man nix besonneret beleven kann. Aver ik heff dor twee lütte Jungs kennen liert, de dat fustdick aster de Uhrn hann. De wörn noch in Kindergorden un schulln ierst in Sommer inschoolt warden; aver se harrn ok all ass lütte Schietbüdels jümmer eern Spoß doran, annere Lüüd Striekens to speelen. Leo un Michi hebt sik meist op den Footballplatz dropen, orr se güngen in den Fohrradschuppen vun Michi - wo se nich blots an de Fohrröder schruvt hebt, sonnern sik ok jümmer mol wat neejet utdacht hebt, wat se uthecken künnt.
Jüst vör een poor Doog hebt se de grode Süster vun Leo so richtig een utwischt. Hanna wör 14 Johr old un harr de beiden Jungs jümmer wedder ünner eer Fuchtel. Se hett sik opspeelt, as wenn se all een utwussen Minschen wär un wüsst allens beter - so een richtigen Klogschieter wär dat. De harr ganz gewiss een ollige Lekschon vedeent... un dorför hebt de beiden lütten Jungs nich veel brukt. Leo güng mit de grode Schüffel inne Hannen in den Kohstall un bedess wöhl Michi in de Altpapeertünn rüm. As de Jungs funnen harrn, wat se söcht hebt, sind de beiden fix in den Fohrradschuppen veschwunnen un hebt allens vörbereit...
Ass Hanna an dissen Obend den Backofen vörheizen un de opdaute Pizza vun den Köökenschapp nehmen däh, üm se ut de Pappschachtel to nehmen, hett se sik ierst över een lütten Klebestriepen an de Siet vun de Vepackung wunnert. Over denn hett se nich wieter över nohdacht un däh de Schachtel an de Siet open un grip mit eene Hand dorin... in wat warmet weeket un een Geruch käm ut de Vepackung rut, de eer inne Nees bieten däh. Hanna hett eer Hand wedder ruttogen, un ass se nu den Inhalt vun de Vepackung an eer Hand to sehn kregen däh, hett se luthals losbölkt un schimpt. De beiden lütten Lümmels luern aster dat Köökenfinster un hebt tüchtig lacht: "Wat hesst du denn Hanna? Du müchst doch jümmer so giern Fladenbrot-Pizza. Un dat Fladenbrot is ganz besonners frisch!"

Jo, dat wör vör een poor Doog - over nu is allens ganz anners worn, denn de Öllern vun de beiden Jungs hebt jümm veklort, dat se sik wegen een bösen Virus nu an een poor neeje Regeln holen mütt. Leo un Michi schulln sik nich miehr dropen; nich miehr tosamm speelen un ok nich in Fohrradschuppen tohoop rümlungern. De Kinnergorden hett tomokt un sogor de Grundschool is dicht mokt worden. Ok de Gottesdeenst inne Kark is utfullen.
Disse neejen Ümstände un dat Gedöhns üm dissen Virus - wat ok immer dat wehn mach - kunnen de beiden nich vestohn. Worüm schulln se denn op eenmol nich miehr tosamm speelen? Un woso dröff man de annern Lüüd nich miehr anfoten un jüm nich mol miehr de Hand geven? Weshalb güngen de Minschen wech, wenn eener prusten orr husten däh? Wat weer dat öberhaupt, wat jüm beide so inne Kinnertied utbremst? Wie hett dat noch heeten? Ach jo, Carola... nee, Corona. Un denn hebt sik Leo un Michi doch irgendwann heemlich in den Fohrradschuppen dropen...
"Weest du all, wat we mokt, wenn disse dusselige Carola wedder wech is?" hett Leo froogt. Un Michi annert: "Minsch, dat heet Corona. Nee, dat weet ik nich. Mööt we denn öberhaupt solang töven?" "Hm... dat süht woll so ut, wenn we vun allens wech blieven mööt. Orr hesst du een Idee?" wull Leo weeten. "Najo, mien Vadder hett seggt, dat we nu doch inschoolt warden schüllt. Dat schall woll buten vör de Kark mokt warden un de Pastor sabbelt denn ok beten wat - over mit Maske" hett Michi annert. "Oh nee, ik wünsch mi, dat dit Corona gau wedder wech is. Alleen speelen mokt jo gor keen Spoß nich. Un sogor de annern Kinner ut den Kinnergorden, de ik gor nich lieden kann, vemiss ik... beten" meen Leo denn. "Jo, over wenn we to School kummt, denn mööt we ok disse dusseligen Masken opsetten. Hm, najo... denn süht nich mol de Liehrer, dat ik eem de Tung rutstrecken doh" hett Michi seggt. Un denn hett Leo op eenmol grient un siene Oogen hebt funkelt un Michi wüsst genau, dat he een neeje Idee vör een Striek harr...

Nu weer dat sowiet: Michi un Leo schulln inschoolt warden. Ass Michi an dissen Dag mit sien Öllern to de Kark - de glieks neben de School weer - losgohn wull, segg he, dat he gau noch no "Tante Meier" (op Klo) müss. Ober stattdessen güng he heemlich nochmol inne Köök, wo he een lüttet Gefäß ut dat Köökenschapp in siene Büxentasch steken däh. Ganz fix is he wedder ut dat Hus to sien Öllern lopen, de all op em luert hebt. Se güngen nu tosamm to de Kark, de blots een Stroot wieter weer. Ass se üm de Eck bögen un all op den Roosen vör de Kark petten wulln, löp jümm de Familie vun Leo vör de Fööt. "Huch, dor harrn we jo beinoh den Afstand nich inholen" hett de Mudder vun Leo denn seggt un pett een Schritt wedder trüch. "Jo. Moin ierstmol" annert de Vadder vun Michi. De beiden Jungs hebt sik ankeken un tonickt, ass Michi gau dat ltte Gefäß inne Büxentasch vun Leo rinsteken däh. "Mama, ik mut ganz nötich pullern" hett Leo denn quängelt. "Oh nee, nu op eenmol? Denn lop fix aster de Kark. Dor süht di keener" meent sien Mudder. Bums löp he ok all los üm de Kark un is vör de Achterdör stohn bleven, wo de Maske vun den Pastor jümmer to`n Utlüften anne schnörkelige Dörklinke hingen däh. He hol dat lütte Gefäß ut sien Büxentasch un hett hofft, dat eem nu keener pack kriegen däh bi dat, wat he nu mokt...
De Karkenglocken hebt all lüert, ass Leo wedder aster de Kark trüch käm un to sien Öllern lopen däh. Se güngen nu tosamm to de Stöhl, de ünner een groden Pavillon op den Roosen opstellt weern, un hebt sik dohlsett. Noh dat ierste Leed op de elektrische Orgel kümm de Pastor üm de Eck un hett sik kort vör den Pavillon de Maske opsett. Un ass he vör de Öllern un de lütten Kinners stohn däh un de iersten Würter seggn wull, käm blots een "Hatischa!" vun em... un nochmol un nochmol. He kunn gor nich wedder ophürn un müss so prusten, dat em de Droons in siene Oogen stünden. Michi un Leo hebt wiet utenanner seten un doch kunn se sik ankieken un hebt denn luthals loslacht. De Öllern vun jümm hebt de beiden anholen mit dat Lachen optohürn. Doch denn hebt de beiden lütten Jungs seggt:
"Corona kann uns allens vebaden - ober nich dat Lachen!"

 

TOEND



​​​​​

Viele Menschen denken, dass in einem Dorf nicht viel los ist und man nichts besonderes erlebt. Aber ich habe da zwei kleine Jungs kennen gelernt, die es faustdick hinter den Ohren hatten. Sie waren zwar noch im Kindergarten und sollten just im Sommer eingeschult werden, doch hatten sie schon als "Kindergartenknirpse" stets ihren Spaß daran, anderen Leuten Streiche zu spielen. Leo und Michi trafen sich meistens auf dem Bolzplatz, um Fußball zu spielen oder gingen in den Fahrradschuppen von Michi - wo sie nicht nur an ihren Fahrrädern schraubten, sondern sich etwas neues ausdachten, was sie aushecken konnten.
Gerade vor ein paar Tagen hatten sich die beiden etwas ausgedacht, um die große Schwester von Leo mal so richtig schön zu ärgern. Hanna war 14 Jahre alt und den beiden Jungs einfach zu nervig mit ihrem Mädchengetue und ihren altklugen Sprüchen. Immer wieder spielte sie sich als Klugscheißerin auf und wollte den Jungs Vorschriften wie eine Erwachsene machen. Die hatte wirklich mal einen Denkzettel verdient... und dafür brauchten sie nicht viel. Leo ging mit der großen Schaufel in der Hand - die eigentlich viel zu groß für den Knirps war - in den Kuhstall, während Michi in der Altpapiertonne rumwühlte. Nachdem beide fanden, was sie gesucht hatten, verschwanden sie in den Fahrradschuppen und bereiteten alles vor...
Als Hanna dann am Abend den Backofen vorheizte und ihre aufgetaute Pizza vom Küchenschrank nahm, um sie aus der Pappschachtel zu nehmen, wunderte sie sich zunächst über den Tesafilmstreifen an einer Ecke der Verpackung, doch sie dachte sich nichts weiter dabei. Sie öffnete die Schachtel an der Seite und griff mit einer Hand hinein... in etwas warmes weiches und ein beißender Geruch stieg aus der Öffnung der Verpackung. Sie zog ihre Hand wieder raus und voller Entsetzen sah sie, dass diese nun einen Teil des Inhaltes an sich trug. Ein gellender Schrei drang durch die Küche, während vor dem Küchenfenster schallendes Gelächter von den beiden Lauselümmels erklang: "Was ist denn Hanna? Du magst doch so gerne Fladenbrot-Pizza. Und das Fladenbrot ist besonders frisch!"

Tja, das war einige Tage zuvor - aber dann ist alles ganz anders geworden, denn die Eltern der beiden Jungs haben den beiden erklärt, dass sie sich wegen einem bösen Virus an neue Regeln halten müssen. Leo und Michi sollten nicht mehr zusammen spielen und auch nicht im Fahrradschuppen zusammen rumlungern. Der Kindergarten wurde geschlossen und sogar die Grundschule wurde zugemacht. Der Gottesdienst am Sonntag fand nicht mehr statt; und auch sonst hatte sich vieles verändert - vieles, was Michi und Leo nicht verstanden. Warum sollten sie denn nun auf einmal nicht mehr zusammen spielen? Und wieso sollte man beim Begrüßen nicht mehr den anderen Menschen die Hand geben und möglichst weit weg voneinander bleiben? Weshalb wichen die Leute plötzlich aus, wenn jemand husten oder niesen musste? Was war das denn überhaupt, was sie so sehr in ihrem Kindsein zurückhielt und das Leben ausbremste? Wie hieß das noch? Ach ja, Carola... nee Corona. Eines Nachmittags trafen sich die beiden doch heimlich im Fahrradschuppen und sprachen über die derzeitige Situation...
"Weißt du schon, was wir machen, wenn Carola wieder weg ist?" fragte Leo. Und Michi antwortete: "Mensch, das heißt Corona. Nee, weiß ich nicht. Müssen wir denn solange warten?" "Hm... sieht wohl so aus, wenn wir von allem weg bleiben sollen. Oder hast du eine Idee?" wollte Leo wissen. "Naja, mein Papa hat gesagt, dass die Einschulung nun doch bald ist. Das soll wohl draußen vor der Kirche stattfinden, wo der Pastor auch bisschen was sagt - aber mit Maske" antwortete Michi. "Oh man, ich wünsch mir, dass dies Car... ähm Corona wirklich bald wieder weg ist. Spielen macht ja alleine gar kein Spaß mehr. Und sogar die anderen aus dem Kindergarten, die ich gar nicht leiden kann, vermiss ich... so`n bisschen" sagte Leo dann. "Ja, aber wenn wir zur Schule kommen, müssen wir auch diese komischen Masken tragen. Hm... dann sieht nicht mal der Lehrer, wenn ich ihm die Zunge rausstrecke" meinte Michi. Dann fing Leo an zu grinsen und ein Funkeln lag in seinen Augen, was Michi verriet, dass Leo eine Idee für einen neuen Streich hatte...

Es war soweit: Michi und Leo wurden eingeschult. Als Michi an diesem Tag mit seinen Eltern zur Kirche - die gleich neben der Schule war - aufbrach, sagte er, dass er nochmal auf´s Klo müsse. Aber stattdessen ging er heimlich in die Küche, wo er ein kleines Gefäß aus dem Küchenschrank in seine Hosentasche verschwinden ließ. Dann lief er wieder zu seinen Eltern, die schon ungeduldig auf ihn warteten. Nun gingen sie gemeinsam zur Kirche, die nur eine Straße weiter von ihnen entfernt war. Als sie um die Ecke bogen und den Rasen vor der Kirche betraten, lief ihnen fast die Familie von Leo vor die Füße. "Huch! Da hätten wir ja beinahe den Abstand nicht eingehalten" meinte die Mutter von Leo und trat einen Schritt zurück. "Jo. Moin erstmal" erwiderte der Vater von Michi. Die beiden Jungs sahen sich an und nickten einander zu, nachdem Michi ganz fix das kleine Gefäß in die Hosentasche von Leo verschwinden ließ. "Mama, ich muss mal ganz nötig pullern" erklang es dann von Leo. "Oh nee, nu auf einmal? Dann geh schnell hinter die Kirche - da sieht dich keiner" meinte die Mutter. Sogleich lief er um die Kirche herum und hielt vor dem Seiteneingang an, wo die Maske vom Pastor immer zum Auslüften an der verschnörkelten Türklinke hing. Er griff in seine Hosentasche und hoffte, dass ihn niemand erwischen würde bei dem, was er nun tat...
Die Kirchenglocken erklangen, als Leo wieder hinter der Kirche zum Vorschein kam und zu seinen Eltern lief. Sie gingen nun gemeinsam zu den Stühlen, die unter einem riesengroßen Pavillon in größeren Abständen aufgebaut waren und setzten sich. Nachdem auch die anschließende Orgelmusik verklungen war, kam der Pastor um die Ecke und setzte sich kurz vor dem Pavillon seine Maske auf. Und als er sich vor den Kindern und den Eltern vorne hinstellte und die ersten Worte sprechen wollte, kam nur ein lautes "Hatischa!" von ihm, welches sich unzählige Male wiederholte. Er konnte nicht aufhören zu niesen und seine Augen tränten schon.
Obwohl Michi und Leo weit auseinander saßen, trafen sich ihre Blicke und sie fingen an zu lachen. Die Eltern der beiden Jungs ermahnten die zwei, mit dem Lachen aufzuhören. Doch dann sagten die beiden wie aus einem Munde zu den Erwachsenen:
"Corona kann uns alles verbieten - aber nicht das Lachen!"

 

ENDE


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Autorennotiz

Bei dieser Geschichte bin ich schon sehr gespannt auf Eure Gedanken zu meinen Zeilen und freue mich ganz besonders darauf, sie zu lesen. :)

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BerndMooseckers Profilbild
BerndMoosecker Am 03.07.2022 um 17:47 Uhr
Liebe Silly,
das ist eine schöne und interessant geschriebene Geschichte. Ich kann beurteilen, wie viel Arbeit es macht eine Geschichte in Plattdeutsch zu verfassen. Schließlich habe ich selbst einmal diesen Versuch unternommen und "De Ewichkeet" veröffentlicht. Ja, ich nenne Düsseldorfer Platt meine Muttersprache (ich glaube meine Mutter wäre davon wenig begeistert), aber Plattdeutsch ist eben keine Schriftsprache. Da muss man schon einigermaßen kreativ sein, um die richtigen Worte zu finden. Du hast das schön umgesetzt, wenn es mir auch schwer gefallen ist, die Plattdeutsche Version zu lesen.
Liebe Grüße
Bernd
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Sillys Profilbild
Silly (Autor)Am 06.07.2022 um 20:25 Uhr
Lieber Bernd,
ich danke Dir vielmals für deine Zeilen zu meiner Geschichte und freue mich, dass sie Dir zusagt und Du sie in der plattdeutschen Version gelesen hast - obwohl es für Dich ein wenig schwierig war.
Was die Umsetzung der plattdeutschen in die hochdeutsche Sprache in schriftlicher Form betrifft, gebe ich Dir vollkommen recht, denn es ist tatsächlich nicht leicht gewesen, die richtige Schreibweise für die gesprochenen Worte zu finden. Um so mehr freut es mich, von Dir zu lesen, dass ich es zumindest einigermaßen hinbekommen habe.
Liebe Grüße, Silly. :)
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Autor

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Eine Bewertung

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Kapitel: 2
Sätze: 163
Wörter: 2.380
Zeichen: 12.606

Kurzbeschreibung

Eine Geschichte, die ich im ersten Kapitel auf plattdeutsch (meiner Muttersprache) und im zweiten Kapitel auf hochdeutsch verfasst habe - ein kleines Experiment... In dieser Kurzgeschichte geht es um zwei Jungen, die den Anfang von Corona auf ihre ganz eigene Weise erleben und dem Virus auf ihre Art trotzen und ihr Lachen und ihren Mut nicht verlieren.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Humor auch im Genre Vermischtes gelistet.