Storys > Kurzgeschichten > Freundschaft > Minusgrade

Minusgrade

37
03.07.18 19:50
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt
Draußen schneite es. Der erste Schnee des Jahres. "Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie kalt es schon seit Tagen draußen ist", dachte Ben.
Es war der 10. Dezember. Es hatte so viel geschneit, dass die komplette Landschaft weiß war. Nur weiß, so weit das Auge reichte.
In der Schule freuten sich schon alle sehr auf Weihnachten. Nicht mehr lange, dann war es wieder soweit. Ben jedoch war nicht gerade euphorisch. Er und sein jüngerer Bruder Patrick mochten das Fest der Liebe nicht besonders gerne. In erster Linie lag das daran, dass sie in keinster Weise vom christlichen Glauben geprägt waren. Nun, heutzutage muss man ja auch nicht an Gott und die Geburt Christi glauben, um Weihnachten zu feiern. Es ist schließlich auch das Fest, an dem Familien und Freunde zusammenkommen, um die besinnliche Zeit gemeinsam zu verbringen. Bei Ben und Patrick sah das aber anders aus. Sie feierten nicht. Aus ihrer Sicht gab es dazu keinen Anlass, denn ihre Eltern waren beide tot. Vor drei Jahren kamen sie bei einem Autounfall ums Leben, ausgerechnet kurz vor Weihnachten. Seitdem lebten die beiden in einem Waisenhaus. Wenn dort Heiligabend gefeiert wurde, zogen sie sich zurück und distanzierten sich von der Gruppe. Der tragische Verlust hat bei den beiden Jungen tiefe Wunden hinterlassen und fortan brachten sie Weihnachten immer mit dem Verlust ihrer Eltern in Verbindung, was ihnen die Freude an dem Fest vollständig nahm. Wie Ben und Patrick Weihnachten verbrachten, als ihre Eltern noch lebten, wussten sie nicht mehr. Vieles, was in der Vergangenheit lag, haben sie entweder vergessen oder bewusst verdrängt. Das einzige was Ben und Patrick noch wussten war, dass auch ihre Eltern nicht gläubig waren...
"Du bist so schlecht", lachten alle seine Klassenkameraden, nachdem Ben im Mathe-Unterricht etwas falsches gesagt hatte. Das war noch harmlos. Ben war an viel schlimmere Beleidigungen gewöhnt. In der Schule hatte er sich noch nie wohl gefühlt. Ganz im Gegenteil. Er hasste die meisten seiner Klassenkameraden abgrundtief. Immer wurde er gehänselt, war der Außenseiter und der "komische Junge".
Patrick erging es ähnlich. Auch er hatte mit Mobbing zu kämpfen. Die beiden besuchten zwar dieselbe Schule, waren jedoch in unterschiedlichen Jahrgangsstufen (Ben war 17 und Patrick 14).
13:00 Uhr. Die Klingel ertönte, und der Unterricht war vorbei. Ein leises "endlich" konnte sich Ben nicht verkneifen. Wie jeden Tag, verließ er als erster und zwar so schnell wie möglich den Raum. Wie jeden Tag wurden ihm wieder einige unfreundliche Bemerkungen an den Kopf geschmissen.
Tatsächlich freute Ben sich immer mehr auf das Ende eines Schultages als auf Weihnachten. Was soll schon besonders an diesem komischen Fest sein?!
Um das Schulgelände zu verlassen, musste man zunächst den großen Schulhof überqueren. Ben traf sich dort immer mit seinem Bruder um gemeinsam den etwa zehnminütigen Heimweg anzutreten.
Er bemerkte, dass sich auf dem Schulhof ein kleiner Kreis gebildet hatte. In der Mitte stand ein Junge, auf den die Außenstehenden mit dem Finger zeigten und ihn auslachten. Ben wusste natürlich sofort, wer in der Mitte des Kreises stand und gehänselt wurde.
Ben nahm all seinen Mut zusammen und näherte sich großen Schrittes dem Kreis.
"So schade aber auch, dass dir deine Mami nicht helfen kann, du Versager", lachte Oliver. Er war der schlimmste von allen.
In Patricks Augen bildeten sich Tränen. Das war zu viel für Ben. Er kam von hinten und schubste Oliver weg. Dabei sagte er wütend:" Das reicht jetzt! Lass ihn in Ruhe!"
Der Kreis löste sich langsam auf und Patrick kam aus der Mitte heraus und stellte sich an die Seite seines Bruders. Sichtlich überrascht von Bens unerwartetem Einschreiten (er war für gewöhnlich sehr zurückhaltend) wichen einige zurück oder gingen sogar ganz weg. Oliver war ebenfalls kurz überrascht, grinste jedoch, als er Ben erkannte und bäumte sich dann vor ihm auf. "Was willst du denn? Ich glaube, dass dir deine Mami auch nicht helfen kann!"
"Komm schon, es reicht jetzt". Ein Junge, den Ben nicht kannte, versuchte dazwischenzugehen und Oliver zu beruhigen. Dieser ging jedoch nicht weiter auf die Forderung ein. Der Junge, der das gesagt hatte, zog sich langsam zurück, da er es mit der Angst bekam. Der Schulhof leerte sich tatsächlich langsam. Keiner wollte irgendetwas damit zu tun haben. Nach einer Weile waren nur noch Ben, Patrick und Oliver da, die sich wütend gegenseitig anstarrten.
Mit einer Geste signalisierte Patrick seinem Bruder, dass sie jetzt gehen sollten, doch Ben dachte offenbar gar nicht daran. Er stritt weiter mit Oliver, denn wenn es um das Wohl seines Bruders ging, konnte ihn nichts mehr aufhalten.
"Du bist ein Versager genau wie dein Bruder", fuhr Oliver Ben an. Dann begann er ihn leicht zu schubsen. "Tja, was willst du jetzt machen, Versager? Mami rufen?"
Das war endgültig genug! Ben holte aus und schlug Oliver die Faust so stark ins Gesicht, dass dieser nach hinten umfiel und schreiend liegen blieb.
"Das hast du verdient!", schrie Ben. Auf einmal erhob sich eine Stimme von hinten:" BEN! Ich habe es genau gesehen! Du und dein Bruder kommt sofort mit!"
Es war Frau Lenz, die Mahte-Lehrerin, die Ben hasste. Sie kam angeeilt und bückte sich zu Oliver. Dessen Nase blutete und ihm standen die Tränen in den Augen. Sie half ihm vorsichtig auf die Beine. "Ist ja schon gut. Keine Sorge, ich habe genau gesehen, was passiert ist. Die beiden ungezogenen Jungen werden dafür bestraft werden!"
Ben und Patrick standen da wie angewurzelt. Jegliche Erklärungen hätten Ben nichts gebracht. Er wusste, dass Frau Lenz ihn hasste und jede Gelegenheit ihn zu bestrafen, nutzen würde. Sie nahm ihn dagegen nie in Schutz.
10 Minuten später fanden sich Ben und Patrick in einem Klassenzimmer wieder. Vorne saß Frau Lenz und las ein Buch. Die beiden Jungen mussten nachsitzen. Bevor Frau Lenz Oliver ins Krankenzimmer begleitet hatte, drehte dieser sich nochmal in Richtung Ben und Patrick um und grinste hämisch. Patrick verstand nicht, weshalb er nachsitzen musste, da er selber gar nichts gemacht hatte, doch alleine die Tatsache, dass er Bens Bruder war, reichte offenbar aus, um ihn ebenfalls zu bestrafen.
Gelangweilt von seiner Aufgabe sah Ben aus dem Fenster. Es hatte wieder angefangen zu schneien, wenn auch nicht ganz so viel wie am Morgen. Doch abgesehen von dem Schnee sah der Junge noch etwas anderes. Die Straßen waren komplett verlassen, doch auf dem Bürgersteig stand jemand. Ganz alleine, ein einzelner Mann. Er bewegte sich nicht und sah Ben mit seinen kleinen schwarzen Augen an. Der Unbekannte trug einen grauen Anzug mit grauer Hose, schwarzer Krawatte und schwarzen Schuhen. Zudem hatte er einen ebenfalls grauen Hut auf und einen Schnurrbart.
Ben und der Mann blickten sich mehrere Minuten lang an, ohne dass einer der beiden irgendwie reagierte. Ben konnte den Blick nicht von dem Unbekannten abwenden. Er hatte irgendetwas besonderes an sich. Wer war er und wo kam er her?
Die laute Stimme von Frau Lenz riss Ben aus seinen Gedanken. "Ben? Ben! Wach auf!" Erschrocken blickte Ben in das wütende Gesicht seiner Lehrerin.
"Was ist denn da draußen?", fragte sie und sah aus dem Fenster.
"Da ist ein komischer Mann, Frau Lenz...ich...äh...er schaut mich die ganze Zeit an", stammelte Ben. Patrick, der vollkommen in seine Arbeit vertieft war, sah auf einmal auf. Frau Lenz streckte ihren langen Hals und schaute aus dem Fenster. Sie rümpfte die Nase.
"Sehr witzig Ben! Jetzt mach weiter. Du willst doch nicht etwa den ganzen Nachmittag hier bleiben, oder?"
"Aber Frau Lenz. Da draußen..."
"Schluss jetzt! Ich habe es langsam satt! Jetzt arbeite sofort weiter und hör auf zu träumen. Und, was noch viel wichtiger ist, hör auf zu lügen!"
Frau Lenz´ Stimme überschlug sich fast, während sie auf Ben einredete. Ungläubig blickte dieser erneut kurz aus dem Fenster. Der Mann stand weiterhin an der gleichen Stelle. Dann drehte sich Ben zu seinem Bruder um und sah, wie dieser mit weit aufgerissenen Augen aus dem Fenster sah und ihm die Kinnlade herunterklappte. Ohne auch nur ein Wort miteinander geredet zu haben, wusste Ben, dass Patrick den Mann ebenfalls sah.
Tatsächlich mussten Ben und Patrick den ganzen Nachmittag in der Schule verbringen. Erst um 17:34 Uhr waren sie wieder im Waisenhaus ("zuhause" ist ein Begriff, den sie nicht verwenden).
Die Situation auf dem Schulhof und das Nachsitzen an sich, war komplett vergessen. Normalerweise hätten die beiden Jungen jetzt über Frau Lenz gelästert. Aufgrund der besonderen Vorkommnisse war aber nur dieser unbekannte Mann im grauen Anzug Gesprächsthema.
Auf das Abendessen verzichteten Ben und Patrick. Stattdessen suchten sie umgehend ihr Zimmer auf, um sich ungestört zu unterhalten.
Sie setzten sich nebeneinander auf ein Bett.
"Wer war dieser Mann?", begann der jüngere der beiden die Konversation.
Als Antwort bekam er nur ein knappes: "Keine Ahnung"
Die Minuten vergingen, ohne dass auch nur ein einziges Wort gewechselt wurde. Schließlich ergriff Ben das Wort:" Er macht mir Angst. Die ganze Situation ist irgendwie...gruselig."
Patrick nickte und antwortete:"Ja, ich frage mich wo der Mann herkommt. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Irgendwie hat er mich in seinen Bann gezogen. Es waren..."
"Die Augen", beendete Ben den Satz für seinen Bruder. "Seine schwarzen Augen. Sie hatten etwas an sich. Ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl. Ich habe es nicht mehr gespürt, seit...nunja...seit."
Patrick nickte und daher musste sein älterer Bruder den Satz nicht beenden. Er wusste ganz genau, was Ben meinte.
Auf einmal ging die Tür auf und die beiden Brüder erschraken. Es war Lars, der schmächtige Waisenjunge. "Worüber redet ihr? Ich habe Stimmen gehört", sagte er.
Ben hatte einen Kloß im Hals und konnte daher nicht antworten, was stattdessen Patrick für ihn tat. "Nichts, Lars. Es ist alles in Ordnung."
Natürlich würde er Lars nicht erzählen, um was es ging. Er würde ihm sowieso nicht glauben. Lars zog eine Braue hoch, hakte aber nicht weiter nach. Er stellte eine andere Frage:"Wir sind alle unten. Möchtet ihr nicht zu uns kommen?"
"Nein, ähm...wir möchten gerne hier oben bleiben. Hier sind wir ungestört verstehst du?", gab Ben zurück. Lars zuckte nur die Achseln und verließ das Zimmer. Als die Tür wieder zuging, sprachen Ben und Patrick weiter.
Der ältere Bruder ergriff das Wort zuerst:" Warum konnte Frau Lenz ihn nicht sehen?"
Patrick überlegte kurz und meinte dann:"Vielleicht hat sie ja extra nichts gesagt, um uns zu provozieren. Dir muss ich ja nicht sagen wie sie ist."
"Möglich", gab Ben zurück. Das konnte tatsächlich gut sein. Dann fiel ihm aber doch noch ein Einwand ein:" Doch was hätte sie davon? Außerdem sah sie schon so aus, als ob sie ihn wirklich nicht gesehen hätte. Ich glaube nicht, dass sie eine so gute Schauspielerin ist."
"Auf jeden Fall müssen wir das ganze weiter beobachten", sagte Patrick nach einer kurzen Pause. Ben nickte zustimmend. Etwas anderes blieb ihnen nicht übrig.
Der nächste Tag begann. Ungewohnterweise mussten sich weder Ben noch Patrick irgendwelchen Hänseleien oder Provokationen aussetzen. Ben wurde auf einmal gefürchtet. Dass er Oliver am vergangenen Tag zusammengeschlagen hatte, sprach sich schnell herum. Bald wusste es die ganze Schule, inklusive die Lehrer, welche Ben an diesem Tag gar nicht mehr drannahmen, wenn er sich meldete. Die Mitschüler gingen ihm aus dem Weg, drehten sich schnell um, wenn er sich näherte und musterten ihn argwöhnisch. Freunde hatte Ben ohnehin nicht. In den Pausen stand er immer mit seinem Bruder zusammen.
Patrick wurde an diesem Tag auch in Ruhe gelassen und blieb vom Mobbing verschont. Man hatte Angst, sein älterer Bruder könne wieder ausrasten, würde man dem Jungen etwas antun.
Obwohl sich die beiden Jungs zunächst wohler fühlten, so fühlten sie sich doch im Laufe des Tages immer schlechter. Zuvor mussten sie sich zwar viele blöde Bemerkungen gefallen lassen, doch wenigstens hatte man sich da noch für sie interessiert. Egal wie unfreundlich sie auch angegangen wurden, es war immer noch besser als vollständig ignoriert oder sogar gefürchtet zu werden, so dachten jedenfalls die beiden Jungen. Das führte dazu, dass sie sich nur noch weiter zurückzogen.  Auf dem Schulhof stand niemand auch nur annäherend in ihrer Nähe. Auch Ben und Patrick sprachen an diesem Tag wenig miteinander. Ihre Gedanken kreisten hauptsächlich noch um die seltsame Begegnung des vergangenen Tages. An diesem Tag konnten sie den Mann nicht sichten. Patrick sah während dem Unterricht oft aus dem Fenster auf die gegenüberliegende Straßenseite, dort, wo gestern der Unbekannte stand, doch es war niemand da.
Langsam kamen in Patrick Zweifel auf. Existierte der Mann überhaupt, oder hatte er sich das nur eingebildet. Es war schon eigenartig, dass Frau Lenz ihn nicht gesehen hatte. Daran, dass sie gelogen hat, glaubte er jetzt auch nicht mehr. "Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Vielleicht habe ich den Mann nur gesehen, weil Ben ihn gesehen hat, obwohl ich ihn eigentlich gar nicht wirklich gesehen habe", dachte Patrick. Doch auch diese Vermutung stellte den Jungen nicht zufrieden. In dem Moment als der Unbekannte erschien, hatte Patrick etwas gespürt. In seinem Inneren. Er überlegte fieberhaft, doch ihm wollte keine treffende Formulierung einfallen. Was war das für ein Gefühl? Was war das für ein Mann?
Wenn Ben und Patrick die Schule verließen, war es bereits sehr dunkel, obwohl es noch gar nicht so spät war. Der Winter war nun vollkommen angekommen. Es hatte den ganzen Tag sehr viel geschneit und der Schnee war schon 10 Zentimeter hoch. Während die beiden Brüder durch den Schnee stapften und dem Knirschen unter ihren Füßen lauschten, sahen sie sich den Weihnachtsschmuck und die Dekorationen an, die die Häuser hell erleuchteten. Lichterketten, geschmückte Tannenbäume, leuchtende Sterne, es war alles dabei. Und doch ließ es Patrick und Ben weitesgehend kalt. Patrick merkte nur kurz an, dass es ja ganz nett aussähe. Ben reagierte auf diese Aussage nicht und dann begannen sie wieder zu schweigen.
In dieser Nacht hatte Ben einen Traum. Normalerweise erinnerte sich Ben nie an seine Träume, was seiner Meinung nach schon einen Grund habe, doch die Weihnachtszeit war schließlich auch keine normale Zeit. Dass er sich dieses mal erinnerte, musste wohl auch einen Grund haben.
Ben träumte von dem Mann im grauen Anzug, den er vor zwei Tagen gesehen hatte. Im Traum wachte Ben im Waisenhaus auf, doch er war ganz alleine. Patrick war nicht da, überhaupt war niemand da. Verwundert rieb sich Ben die Augen, stand ganz normal auf und ging in die Schule (als er aufwachte hatte er aus welchem Grund auch immer seine Kleidung noch an).
Während des gesamten Schulweges hatte Ben ein unbehagliches Gefühl. Irgendetwas war anders als sonst. So war es in der Tat. Denn das Schulgebäude war plötzlich verschwunden. Anstelle der Schule befand sich an diesem Platz ein gigantischer Friedhof. Der Ben aus dem echten Leben wäre vermutlich auf der Stelle weggerannt (außer natürlich es ging um das Leben seines Bruders), doch der Ben aus dem Traum betrat, mutig wie er war, den Friedhof, ohne auch nur den geringsten Anflug von Angst zu verspüren. Neugierig sah Ben sich um. Es waren sehr viele Gräber dicht aneinandergereiht. Der Junge sah sich die Namen an. Alles Namen, die ihm nichts sagten, die er noch nie gehört hatte. Ben ging langsam durch die Reihen und warf nur noch einen flüchtigen Blick auf die Grabsteine. Jetzt bekam es der Ben aus dem Traum doch mit der Angst zu tun. Er hatte Angst auf einmal einen Namen wiederzuerkennen. Wie würde er dann wohl reagieren? Es wäre besser, wenn dies nie geschehen würde, denn er wollte es nicht herausfinden. Er wollte weg gehen...einfach nur weggehen und nicht länger hinsehen. Doch er konnte nicht weggehen. Er war gefangen. Der Friedhof hatte ihn in seinem Bann. So wie er vor kurzem von etwas oder jemand anderem wie magisch angezogen wurde...
Bens Befürchtungen wurden tatsächlich wahr. Seine Augen blieben auf einem Grabstein hängen. In großen Lettern stand dort der Name Oliver Weiß.
Ben zuckte zusammen. Er hatte Oliver gehasst. Dieser hatte ihn immer schlecht behandelt, bis er es ihm zurückgezahlt hat. Doch den Tod wünschte Ben niemandem. Ben konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Er begann leise zu weinen und sank vor dem Grab nieder.
"Willst du das es so endet?"
Ben erschrak heftig. Wer hatte das gesagt? Es war eine sehr tiefe Stimme. Er sah sich ängstlich um, konnte aber nicht viel erkennen, da seine Augen immer noch mit Tränen benetzt waren. Irgendwie kam ihm die Stimme bekannt vor. Jedoch konnte er sie nicht einordnen. Ben hatte sie schon sehr lange nicht mehr gehört und war sich absolut sicher, diese leider nie mehr wieder zu hören.
"Wo bist du?", fragte Ben mit zittriger Stimme. Mit dem Ärmel wichte er sich die Tränen aus den Augen, sodass er wieder klar sehen konnte. Zehn Meter vor ihm erschien plötzlich aus dem Nichts ein Mann. Ben erkannte ihn sofort wieder. Er sah genauso aus wie an dem Tag, als er ihn zuletzt gesehen hatte, der gleiche Anzug, der gleiche Hut und...immer noch diese stechenden Augen.
Ben rutschte das Herz in die Hose. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den Unbekannten an und die beiden Blicke trafen sich wieder.
Ben fiel nur eine einzige Frage ein. "Wer bist du?"
Der Mann wartete einen Augenblick bevor er antwortete. "Ich bin für jeden etwas anderes. Ich bin aber für jeden das notwendige, das was er braucht."
Ben konnte mit dieser Antwort nicht viel anfangen. Der Unbekannte stellte seine vorherige Frage erneut:" Willst du das es so endet?"
Ben wusste direkt, was er meinte. Der Junge sah erneut auf den Grabstein. Natürlich wollte er nicht, dass Oliver stirbt. Den Schlag hatte er verdient aber nicht den Tod. Außerdem war Oliver unerwartet verstorben. Beide hatten nicht mehr die Möglichkeit sich beim jeweils anderen zu entschuldigen, vorausgesetzt, dass Oliver das überhaupt wollte. So sollte es nicht enden, dessen war sich Ben sicher.
Ben gab keine Antwort. Sein Schweigen verriet dem Mann im grauen Anzug, alles, was er wissen musste. "Du weißt was zu tun ist", sagte der Unbekannte. Ben stellte seinerseits ebenfalls eine Frage. "Was willst du von mir? Warum verfolgst du mich jetzt auch im Schlaf?"
Ben konnte seine Tränen erneut nicht zurückhalten. Er weinte, ohne richtig zu wissen, warum. Vielleicht wegen der Leere in seinem Herzen.
Der Mann verzog seine Mundwinkel zu etwas, das vermutlich ein Lächeln bilden sollte. Mit ruhiger Stimme sagte er:" Suche mich gemeinsam mit deinem Bruder auf. Kommt mit mir und stellt euch eurem Schicksal."
Bens Stimmung änderte sich schlagartig. Plötzlich wurde er wütend. "Moment mal! Was hat Patrick damit zu tun? Hier geht es nur um uns beide. Wenn ihm etwas zustößt..."
Der Junge verlor die Beherrschung und stürmte wütend auf den Mann im grauen Anzug zu. "Ich werde dich aufhalten", schrie Ben. Der Unbekannte rührte sich nicht von der Stelle. Doch kurz bevor Ben ihn erreichte, verschwand er plötzlich. Verwundert blieb Ben stehen und sah sich ungläubig um. Dann fiel er.
Schweißgebadet wachte Ben auf. Dieser Traum hatte sich so echt angefühlt. Es war unheimlich. In diesem Moment fasste er den Entschluss, den Mann aufzusuchen und sich ihm zu stellen, genau wie dieser es wollte.
Am nächsten Morgen kurz vor dem Frühstück zogen sich Ben und Patrick in einen ruhigen Raum zurück. Dort erzählte Ben seinem Bruder von seinem eigentümlichen Traum. Mit jedem Wort, das der ältere Bruder sprach, desto mehr weiteten sich Patricks Augen. Als Ben fertig war, stammelte Patrick:" Das ist unmöglich."
"Was ist unmöglich, Patrick?"
"Ich hatte den gleichen Traum. Er war exakt gleich."
Entgeistert starrten sich die beiden für einige Minuten an. Ben fand schließlich wieder Worte. "Das kann kein Zufall sein. Egal wer dieser Mann ist und egal was er will. Wir müssen uns ihm stellen. Sonst wird es nicht enden."
Gemeinsam fassten Ben und Patrick den Entschluss, an diesem Tag nicht in die Schule zu gehen, sondern den Mann aufzusuchen. Wenn er wollte, dass sie sich ihm stellen, dann würde er sich ihnen auch offenbaren.
Um nicht aufzufallen, nahmen die Brüder ihre Schultaschen mit. Zuvor holten sie aber die Bücher raus.
Nach dem Frühstück schlich Ben sich heimlich in die Küche und holte ein großes Messer aus dem Schrank. Schnell verstaute er es in seiner Tasche und wurde dabei fast noch erwischt.
Schnell verließen Ben und Patrick das Waisenhaus. Das Messer war wichtig. Schließlich war dieser Mann gefährlich, darin waren sie sich einig. Wer in die Träume fremder Menschen eindringen konnte, der musste über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen.
"Wo sollen wir mit der Suche anfangen?", fragte Patrick. Die Antwort kam prompt. "Natürlich dort, wo wir ihn bisher gesehen haben."
"Aber wir haben ihn doch nur einmal gesehen und das war gegenüber der Schule. Wenn wir dorthin gehen, werden wir bestimmt gesehen."
"Nunja, Patrick, dieses Risiko müssen wir eingehen. Es wird sich lohnen. Wenn wir uns halt einfach etwas abseits hinstellen, wird uns schon keiner sehen. Vertrau mir!"
Unruhig warteten die beiden. Sie standen auf dem Bürgersteig, mit ausreichendem Abstand zum Schulgebäude und hielten die Stelle im Blick, wo ihnen der Mann im grauen Anzug erschienen war.
An diesem Tag schien irgendwie jeder einen Anzug mit Hut zu tragen. Das machte es für die beiden Brüder deutlich schwieriger, den gesuchten Mann ausfindig zu machen.
Es war an diesem Tag so kalt, wie schon seit Jahren nicht mehr. Das Thermometer zeigte -15 Grad Celsius an. Obwohl Ben und Patrick sehr warm angezogen waren, froren sie, wie noch nie zuvor in ihrem Leben, auch bedingt durch die Aufregung.
Die Zeit verging und der Mann tauchte einfach nicht auf. Eine ganze Stunde warteten die beiden Brüder schon. "Dem ist es wohl zu kalt", scherzte Patrick. Ben blieb ernst.
Eine weitere Stunde verging und die beiden Brüder mussten aufgeben. Sie konnten die Kälte nicht länger ertragen. Ben fluchte in seiner Enttäuschung und beschimpfte den Mann wüst. Durch seinen Hass ging es ihm nur noch schlechter. Patrick sagte kein Wort, sondern sah nur, sichtlich enttäuscht auf den Boden. "Es hat keinen Zweck. Er hat uns reingelegt. Warum sind wir auch so dumm und glauben an einen Traum?! Komm, lass uns zurückgehen", meinte Ben. Patrick willigte ein und langsam gingen sie los. Patrick drehte sich ein letztes mal um, doch da war nichts. So darf es nicht enden!
Ben und Patrick setzten sich in Bewegung. Dann geschah das, was sie für nicht mehr möglich gehalten hatten. Zehn Meter vor ihnen (wie im Traum), erschien aus dem nichts ein Mann, auf den die Beschreibung genau zutraf. Es bestand kein Zweifel daran, dass es der Mann aus dem Traum war, der ihnen auch im echten Leben bereits begegnet war, als Frau Lenz ihn nicht erkennen konnte. Ein Blick in seine schwarzen Augen ließ jeden Zweifel weichen.
Die beiden Brüder erstarrten kurz, als der Mann die gleiche Grimasse aufsetzte, die er auch im Traum auf dem Friedhof aufgesetzt hatte.
Ben und Patrick sahen sich kurz an und gingen dann entschlossen auf den Unbekannten zu.
Dann fiel ihnen ein, dass sie vorsichtig sein mussten, da außer ihnen niemand sonst den Mann erkennen konnte. Sie wollten ja nicht für verrückt gehalten werden, wenn sie mit der Luft sprechen.
Sie trauten sich recht nahe an den Mann heran, denn sie wollten sich leise mit ihm unterhalten, um nicht aufzufallen. Für einen Moment sahen sie dem Unbekannten nur in die Augen, die sie wieder in ihren Bann zogen. Wie immer bewegte sich der Mann keinen Zentimeter.
Ben ergriff schließlich als erster das Wort:"Hier sind wir. Jetzt rede! Was willst du von uns?"
Ohne es zu merken, stellte Ben sich vor seinen jüngeren Bruder, um diesen zu schützen. Als dem Mann das auffiel, schmunzelte er. "Das wird dir auch nichts bringen. Ich habe euch genau dort, wo ich euch haben wollte!"
Ben und Patrick waren in Schockstarre. Doch um Hilfe rufen konnten sie nicht. Dieser Mann war kein Mensch. Außer ihnen selbst, konnte keiner etwas gegen ihn ausrichten. Ben spielte mit dem Gedanken, das Messer zu greifen. Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte der Unbekannte:" Warum hast du ein Messer dabei? Ben, warum hast du kein Vertrauen?"
Der Mann wirkte plötzlich traurig. "Ich möchte euch etwas zeigen", fuhr er fort. Er klatschte in die Hände und auf einmal sahen Ben und Patrick alles nur noch verschwommen. Dann sahen sie nichts mehr.
Die Brüder waren kurz weggetreten. Als sie wieder zu sich kamen, befanden sie sich nicht mehr auf dem Bürgersteig gegenüber der Schule, sondern in einem Stall. "Seltsam", dachte Ben. "Jesus wurde doch auch in einem Stall geboren". Schnell schob er diesen Gedanken beiseite. Wie kam er überhaupt darauf? Es konnte unmöglich einen Zusammenhang geben. Oder etwa doch?
Ben  sah sich um. Der Mann stand direkt vor ihm, Patrick neben ihm, immer noch in Schockstarre. "Was ist das für ein Zauber, du Hexer?!", schrei Ben, der vollkommen die Fassung verlor (genau wie in seinem Traum)! So durfte es nicht enden.
Ben öffnete schnell seine Tasche und nahm das Messer zur Hand. Er würde dem ein Ende setzen und zwar ein für alle mal!
Ben stieß dem Unbekannten das scharfe Messer in den Leib. Der Mann regte sich nicht. Das Messer ging einfach durch den Körper durch. Ben hätte genauso gut die Luft attackieren können (tat er dies nicht schon?). Der Junge wich sofort zurück und ließ das Messer fallen. Er verlor den Halt, seine letzte Kraft und stürzte zu Boden. Patrick eilte sofort zu seinem Bruder, umarmte ihn ganz fest und schrie in Richtung des Mannes, der immer noch an der gleichen Stelle stand:" Du wirst ihm nicht weh tun! Hast du gehört?!"
"Bitte, o Herr, verschone uns!", brachte Ben gerade noch so heraus und dann brach er in Tränen aus, genau wie Patrick.
"Wann begreift ihr endlich, dass ich euch nicht verletzen werde?", hob der Mann plötzlich an. "Ich will euch helfen, damit euer Traum vom Friedhof nicht real wird."
Der Mann kam langsam näher, bis er schließlich direkt vor den wimmernden Brüdern stand, die ihn, unfähig sich zu bewegen oder irgendetwas zu sagen, fassungslos anstarrten (o Gott, diese Augen).
Der Unbekannte fuhr fort. "Ich weiß, dass ihr es nicht leicht habt in eurem Leben. Doch ihr lasst das Glück bewusst nicht in euer Leben. Ihr stemmt euch dagegen. Warum konzentriert ihr euch auf das schlechte?"
Darauf wusste keiner der Jungen eine Antwort und daher ließen sie den Mann weitersprechen. "Ich habe gesehen, wie du, Ben, Oliver geschlagen hast. Und du, Patrick, hast auch nicht immer richtig gehandelt:"
Diese Worte trafen Patrick wie ein Schlag. Sofort erinnerte er sich daran, wie er einmal mit einigen anderen Kindern ein Mädchen gehänselt hatte. Er verspürte Reue!
"Ich sehe generell alles. Ich bin immer da und habe ein Auge auf die Menschen. Wie ich euch bereits erzählt habe, erscheine ich jedem anders. In dieser Gestalt bin ich nur für euch sichtbar und für keinen anderen. Die Zeit war gekommen, euch auf den richtigen Weg zu führen."
Ben unterbrach ihn:" Oliver hat es verdient!"
Der Unbekannte fuhr fort:" Oliver ist genauso wie ihr auch nur ein Mensch, der Fehler macht. Sein Handeln war nicht richtig, aber du hast dich gerächt! Rache vergiftet die Seele! Nur weil jemand etwas falsch macht, heißt es nicht, dass dies dir das Recht gibt, auch etwas falsches zu machen. Die Schwachen rächen, vergeben können nur die ganz Großen!"
Verständnisvoll nickte Ben und auch Patrick verstand den Mann ganz genau.
"Ich erscheine den Menschen immer in der Weihnachtszeit, da es besonders zu dieser Zeit keinen Hass geben sollte. Weihnachten ist das Fest der Liebe und Güte!"
Patrick begann nun zu reden:" Aber...wir sind nicht gläubig. Unsere Eltern sind vor ein paar Jahren an Weihnachten umgekommen..."
Der Mann nickte verständnisvoll. "Niemand muss gläubig sein, um ein guter Mensch zu sein. Es ist schrecklich, was mit euren Eltern passiert ist, doch das ist der Lauf der Dinge. Genau aus diesem Grund solltet ihr Weihnachten feiern, um eure Eltern zu ehren. Findet endlich euren inneren Frieden. Eure Herzen sind kalt!"
"Nein", stammelten Ben und Patrick gleichzeitig. Sie begriffen, doch sie wollten es nicht wahrhaben,
"Doch! Und sie werden immer kalt bleiben, wenn ihr euch nicht ändert. Warum geht ihr so voller Hass durchs Leben? Nur, wenn ihr anfangt zu lieben und zu verzeihen, werdet ihr eure Seelen retten können. Es ist niemals zu spät! Fangt an, an Wunder zu glauben. Ich bin hier, um euch zu zeigen, dass Wunder möglich sind, besonders an Weihnachten!"
Immer mehr Tränen liefen die Wangen der beiden Brüder runter. "Wie?", fragten sie ihm Chor. "Wie können wir uns ändern? Es tut uns so leid!"
Der Mann setzte wieder sein Lächeln auf. "Denkt daran, was ihr auf dem Friedhof gesehen habt. Schließt Frieden mit den Menschen, und damit auch mit euch selbst. So darf es nicht enden!"
Eine weitere Frage fiel Ben ein. "Warum ist dir unser Wohl so wichtig?"
Von dem Mann ging auf einmal eine ungeheuerliche Wärme aus. "Weil ihr gute Menschen seid. Ihr müsst nur dafür sorgen, dass ihr es auch wieder werdet!"
Eine gefühlte Ewigkeit sahen sich die drei gegenseitig an, bis der Mann die Stille wieder brach:" Ihr wisst, was zu tun ist!"
Da gingen Ben und Patrick die Augen auf. Und ob sie das wussten!
Die beiden Brüder wachten auf. Sie lagen wieder in ihren Betten, im Waisenhaus. Keine Spur von dem Mann.
Mit einem Lächeln standen die beiden auf.
Es war der 24. Dezember. Das wunderte die beiden sehr. War nicht gestern erst der 12. Dezember gewesen? Der Mann im grauen Anzug musste die Zeit vorgespult haben. Zumindest für die beiden Brüder. Anders konnten sie sich dies nicht erklären.
Nach einer Ewigkeit standen Ben und Patrick wieder mit einem Lächeln auf. Sie spürten eine große Freude, die ihr Herz erfüllte. Das war dann wohl der Weihnachtszauber. Jetzt verstanden sie es endlich. Sie umarmten jeden im Waisenhaus und wünschten ihm so herzlich wie niemals zuvor "Frohe Weihnachten". Doch es gab noch etwas anderes, das zu tun war...
Vor dem Haus der Familie Weiß standen zwei Jungen. Der eine 17, der andere 14. Ein bärtiger Mann öffnete die Haustür. Grimmig musterte er die beiden Besucher.
Ben sagte:" Hallo, Herr Weiß. Ist Oliver da? Wir möchten gerne mit ihm sprechen. Nur ganz kurz. Wir sind Freunde aus der Schule von ihm, wissen Sie."
Herr Weiß verzog keine Miene. Er schien nachzudenken. Schließlich willigte er ein und rief nach Oliver. Bevor er wieder ins Haus ging, sagten Ben und Patrick gleichzeitig:" Frohe Weihnachten, Herr Weiß!"
Der Mann drehte sich langsam um und sah den Jungen in die Augen. "Danke, euch auch", murmelte er. Und die Brüder hätten schwören können, dass sich auf den Lippen des Mannes ganz kurz ein schwaches Lächeln abzeichnete, bevor er wieder im Haus verschwand.
Dann war es soweit. Oliver kam aus dem Haus. Die drei standen sich nun gegenüber. Auf der Nase hatte er ein großes Pflaster, Ben konnte sich gut denken, warum. Ben empfand Mitleid mit Oliver, seinem einstigen Feind und es tat ihm tatsächlich aufrichtig leid, dass er ihn geschlagen hatte. Oliver sah abwechselnd Ben und Patrick an und in seinen Augen glitzerten Tränen. Die drei sprachen kein einziges Wort miteinander und verstanden sich dennoch. Ob der Mann in dem grauen Anzug Oliver auch erschienen ist, nur in anderer Gestalt, fragten sich die beiden Brüder.
Die drei umarmten sich herzlich und jeder wusste, dass sie sich gegenseitig vergeben hatten. Das war nur an Weihnachten möglich und jetzt wussten sie alle um die wahre Bedeutung des Festes der Liebe.
Ben und Patrick saßen mit der ganzen Gruppe im Waisenhaus zusammen, aßen, tranken, lachten und beschenkten sich gegenseitig. Zum ersten mal seit ihrer Ankunft feierten sie mit den anderen zusammen, anstatt sich zu distanzieren.
Fünf Minuten hatte die Umarmung mit Oliver gedauert und dann sind die beiden Brüder wortlos gegangen. Was eine einzige Geste bewirken kann!
Ben und Patrick haben nun ihren inneren Frieden gefunden. Dieses Weihnachten hat ihr Leben verändert. Trotz der eisigen Temperaturen draußen, spürten sie eine innere Wärme, wie sie sie noch nie zuvor gespürt haben. Der Mann im grauen Anzug, erschien ihnen nie wieder, doch Ben und Patrick wussten, dass er von oben auf sie herabsehen und lächeln würde, wenn er sieht, wie glücklich sie nun sind. Denn die beiden Brüder wissen jetzt, wer der Mann war. Darüber hinaus wissen sie auch, welches wunderschöne Gefühl sich in ihnen breit macht und sogar die eisige Kälte aus ihren Herzen vertreibt. Es ist Liebe.

Feedback

Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!

Autor

MichaelLutzs Profilbild MichaelLutz

Bewertung

Noch keine Bewertungen

Statistik

Sätze: 497
Wörter: 5.650
Zeichen: 32.391