Ich war noch keine sechs Jahre alt, als ich diesen Traum hatte. Ich sah meine Mutter in unserer kleinen Küche stehen, sie trug ein neues Kleid mit roten Blumen. Doch irgendetwas wirkte unheimlich an ihr. Plötzlich bemerkte ich, dass unter ihrem hübschen Kleid grobes Hanfgewebe hervorschaute. Wie ein Blitz durchfuhr mich die Erkenntnis: Das war gar nicht meine Mama, sondern eine Hexe, die sich als Mama verkleidet hatte!
Wir lebten damals in einer einfachen Holzbaracke, in deren Mitte ein großer Ofen stand. Während ich noch verwirrt vor dieser fremden Gestalt stand, griff sie unvermittelt nach einem kleinen Jungen, der ebenfalls in der Küche war. Ohne zu zögern, warf sie ihn ins Feuer des Ofens. Panische Angst erfasste mich, ich wollte schreien, weglaufen, irgendetwas tun – doch meine Beine schienen am Boden festzukleben. Ich konnte mich keinen Millimeter rühren.
In diesem Moment riss mich das Entsetzen aus dem Schlaf. Meine Mutter saß an meinem Bett, ganz die Alte, wie ich sie immer kannte. Aber ich hatte immer noch Angst, sie könnte diese schreckliche Hexe aus meinem Traum sein.
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Hi Helena Und wieder hast du mich als Leser gepackt. Ich kann die Angst des Ichs nachempfinden, ja spüren. Bereits nach den ersten Zeilen sehe ich dieses fremde Wesen, das sich in dem Kleid der Mutter verbirgt und nur darauf wartet, erkannt zu werden. Es ist so, als warte es darauf, dass das kindliche Ich im Traum aus einem Traum erwache, um zu sehen, was sich tatsächlich hinter den Scheinbarkeiten verbirgt. Andererseits ist es wohl ein nur allzu bekannter Angsttraum, den jedes Kind einmal, zweimal, dreimal hat - selbst Erwachsene haben ihn. LG KKMehr anzeigen
