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Shop Suey

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25.12.21 17:44
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Vorsichtig öffnete ich die Tür zum „Shop Suey“. Die Düfte von Kaffee und Tee strömten mir entgegen und sofort kamen alte Erinnerungen hoch. Hier hatten wir uns das erste Mal getroffen und sind beste Freundinnen geworden. Jeden Freitagabend saßen wir hier und erzählten uns von unserer Woche, unseren Problemen, unseren Sorgen. Jetzt nach acht Jahren war ich wieder hier und es jagte mir einen gewaltigen Schauer über den Rücken. Da saß sie. An unserem Tisch. Graue Mütze. Grünes Kleid. Blasse Haut. Sie kam mir fremd vor. Eine Gestalt, die ich nicht kannte. Eine Gestalt, der ich nicht meine intimsten Geheimnisse und sehnlichsten Wünsche anvertraut hatte. Eine Gestalt von der ich nicht glaubte, dass sie einmal meine beste Freundin war. Mutig ging ich auf den Tisch zu und setzte mich ohne ein Wort zu sagen auf den Stuhl gegenüber ihr. Ihr Blick war leer, fremd. „Hast du den Brief bekommen?“, fragte sie mich, ohne mir ins Gesicht zu blicken. Ich nickte. „Sonst wäre ich nicht hier.“
Sie antwortet nicht, sondern schaute auf die leere Schüssel, die vor ihr stand. „Ich hatte schon begonnen zu essen. Ich hoffe es ist kein Problem.“
Ich schüttelte den Kopf. Mir war klar, dass sie irgendein Gespräch mit mir beginnen wollte, damit es so wie früher war. Aber ich konnte nicht. Da war eine Glasscheibe zwischen dieser Frau und mir. Eine Distanz, die ich nicht überwinden konnte, nachdem sie mir Schmerzen angetan hatte, die ich nach acht Jahren fast vergessen hatte. Ich konnte mich nicht mehr öffnen. Nicht ihr. Warum war ich überhaupt hierhergekommen? War es vielleicht ein gewaltiger Fehler? Sie schaute mich an. „Wie geht es dir?“, fragte sie mich nun.
„Gut“, log ich und verkniff mir gerade rechtzeitig einen gemeinen Kommentar. Ich hatte noch keinen festen Wohnsitz, jobbte zwischendurch als Kellnerin und meine einzige intime, menschliche Verbindung war meine totkranke Mutter. Sie sagte etwas, die Fremde gegenüber mir. Ich hörte nicht zu. Ich wollte nicht hören, was sie zu sagen hatte, nachdem sie meinen geliebten Bruder ermordet hatte…

 

 

Autorennotiz

Im Unterricht erhielten wir vor ein paar Jahren ein Bild von zwei Frauen und sollten uns dazu einen kurzen Text ausdenken. Heute habe ich daran gedacht und wollte sie deshalb hier einmal hochladen.
Zu der Geschichte überlege ich bereits seit einigen Jahren, ob ich daraus einen Roman machen sollte. Vielleicht kann mir euer Feedback einen Rat geben beziehungsweise mir bei der Entscheidung helfen :)

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Autor

Miras Profilbild Mira

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Sätze: 39
Wörter: 352
Zeichen: 2.047

Kategorisierung

Diese Story wird neben Drama auch im Genre Freundschaft gelistet.

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