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Hans im Glück!

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25.01.21 06:37
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

HUNGER!

Hatte ich…

Aber worauf?

Was sollte den heimischen Herd kalt lassen?

Pizza? – zu üblich

Chinesisch? – zu europäisch

Sushi? – zu ordentlich

Bleibt mir also nur der gute, alte Burger!

Dachte ich…

Noch vor 15 Jahren hätte man bloß zwischen zwei Vertretern der Franchise Sekten wählen müssen.

Dieser Tage ist das anders.

Da geht man nichtmehr zu „McDoof“ und lässt sich mal schnell das Falsche in die braune Papiertüte packen!

Jetzt heißt es: Burger – Manufaktur,- Meister, – Zentrum, – Krieg, – Werk und was sich die Kreatieffliger der Hackstapelbranche noch so aus ihren Hipsterköpfchen drücken.

Big Mäcs und Whopper in Begleitung ordinärer Pommes und der geschmacks- sowie kalorienarmen Cola/Pepsi Mundspülung als maxi oder normal Menü sucht man hier vergebens.

Hier wird nicht lieblos aufs Tablett geworfen, hier KREDENZT man! Im Ambiente!

Öde, aber abwischbare Funktionsbestuhlung in weißem Kunststoff ist der gemütlichen, maibaumdurchwachsenen Vollholzsitzecke gewichen. Der gewöhnlich Fastfood „User“ – Arsch findet hier nur leidlich Platz. Aber immer noch um Geraden (unendliche Längen) besser als der Gipfel der Einrichtungsfrechheiten: PALETTENMÖBEL 

Klobige, unbequeme, rauspuntige Paletten, auf denen, vor ihrer ultimativen Zweckentfremdung, vom Atommüll bis zum Glyphosat alles durch die Prärie chauffiert worden sein könnte. Wer sich hier nicht schon beim Hinsetzen die Finger und das Beinkleid zerissen hat, dem wird letztlich der Gruß der Bandscheibe den stylischen Sitzspaß verleiden!

Hat man sich nun für eine der vielen Manufakturen entschieden und sogar noch einen Platz gefunden, so dauert es i.d.R. nur eine Femtosekunde, bis der persönliche Mundschenk aus dem Unterholz schnellt und einem jeden Wunsch von den Lippen lesen wird. Während ich bei der vorhauptgänglichen Getränkewahl noch im Kopf die Produktpalette der Coka Cola Company durchgehe, wähnt mich der Hosenträger – Träger eher nach einem Granatapfel – Pastinaken Smoothie verlangend.

Ich werde übrigens während des gesamten Bestell – und Verzehrvorgangs geduzt!

„Hi! Und? Was möchtest Du denn bei uns essen?“, haucht es aus dem Vollbart. Ich habe mich für den „Hans im Schwein“ oder so entschieden. Also Ferkelfriko mit „Bergwiesenkäse“. Gemacht von der Milch einer freilaufenden, lesbischen Single – Kuh, die nur in den Semesterferien ihres Germanistik-/Pädagogikstudiums auf eigenen Wunsch gemolken werden darf. Darauf ein Rapunzel – Löwenzahn Topping und handgeschnittene, von scharfen Kanten befreite Süsskartoffelstreifen aus nachhaltigem Ökoanbau (selbstverständlich) als „Side“.

Wars das? 

Ach ja!

Das Brötchen! Oder vielmehr das Parkett der Frikadellenkomposition!

Auch hier wieder Auswahl!

Sesam, Vollkorn oder Brioche. Brioche? Beim Gedanken zwirbele ich mir den imaginären Spitzbart… ich glaube das ist das französische Wort für Burgerbrötchen ohne Körner. Oder für Watte, oder Schwamm…

Doch es schmeckt.

Nicht nach Alpenwiese, nicht nach glücklichem Schwein. 

Nichtmal das Brioche „boosted“ die Bullettensemmel.

Feelgood Food. Das individueller und nachhaltiger klingt. 

Aber nur im Kopf. 

Der Rest bleibt gleich. Kette, Uniform. Totaal kein Fastfood, ne?

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Diese Story wird neben Ernährung, Kochen auch im Genre Humor gelistet.