Keiner und Niemand

Sie brach auseinander. Sie brach langsam, aber sicher immer mehr auseinander und keiner bemerkte es. Wenn dann doch jemand fragte, ob es ihr gut ginge, antwortete sie immer mit: Alles Gut oder mit alles okay. Doch keiner bemerkte, dass sie es nicht ernst meinte. Keiner bemerkte ihr Fake Lächeln. Keiner bemerkte irgendetwas. Keiner. Sie wünschte, dass es irgendwer merkte, doch es tat keiner. Keiner kannte sie gut genug, um zu merken, dass so viel nicht stimmte. Keiner bemerkte, dass die harsche Art und der Sarkasmus nur ein Schutzmechanismus waren, hinter denen sie sich versteckte. Keiner bemerkte, dass sie jeden Tag aufs Neue damit kämpfte, sich nicht selbst umzubringen. Jeden Tag machte sie einen auf heile Welt, doch jedes Mal, sobald sie einen ruhigen Moment hatte, tagträumte sie. Sie träumte wie die Reaktionen auf ihr versterben wären. Jedes Mal wieder dachte sie sich, dass es der einzige Ausweg aus diesem Leben wäre. Jedes Mal musste sie sich davon abhalten sich etwas anzutun. Warum sie sich davon abhielt, wusste sie selbst nicht. Die Depressionen fraßen sie auf, doch niemand bemerkte es. Niemand bemerkte, dass ihr jeder einzelner Tag zur Last fiel. Niemand bemerkte, dass jeder Tag sie mehr zum Abgrund trieb. Niemand scherte sich so sehr um sie, um zu bemerken, dass sie sobald man nicht mehr auf sie achtete, aufhörte zu lächeln. Niemanden interessierte es, dass sie auseinanderbrach. Niemanden interessierte es, dass sie langsam aber sicher jeden Tag immer mehr auseinanderbrach. Niemand interessierte sich für sie. Niemand.