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Social Life - but how!?

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02.06.18 12:10
6 Ab 6 Jahren
In Arbeit

She is crazy like a fool … what about daddy cool... daddy... daddy cool.“ dröhnte es aus dem kleinen, blauen Retro-Radio, der sich zusammen mit einem mehr oder weniger lebendig wirkendem Pflänzchen den Platz auf dem Billigregal neben dem Herd teilte. Mit konzentriertem Blick auf die Schlagzeilen der New York Times versuchte ich den Lärm der gegenüberliegenden Wohnung auszublenden. Doch irgendwie machte meine unheimlich nervige Musik, der verzweifelte Versuch, zu lesen, warum Jennifer Lawrences Beziehung zu Gott weiß wem gescheitert ist UND mein kalter Kakao die gesamte Situation nur noch schlimmer. Ich beschloss dass Pseudo-Frühstück zu beenden, gegessen hatte ich noch nichts, doch das kam meiner Bikinifigur nur zu Gute … naja sie war noch in Arbeit, aber bis zum Sommer blieben mir ja auch noch – Ich warf einen Blick auf das Thermometer: 26°. Skinny-Legs … flacher Bauch, wird alles überbewertet, dachte ich mir. Vermutlich um mein Gewissen zu beruhigen. Nun gut, ich brauchte mich jetzt nicht direkt beschweren, aber der tägliche Stalker-Gang durch Instagram führte mir immer und immer wieder vor Augen wie geil man doch aussehen konnte … wenn man das „GYM“ besuchte oder nur „Healthy food“ zu sich nahm. Am Wichtigsten war jedoch, dass man seinen tollen Mainstream-Livestyle online postet! Nur dadurch – und natürlich mit den neuesten Fashiontrends- kann man seinen perfekten Körper, die perfekte Haut und das perfekten Leben der ganzen Welt präsentieren und sich von Leuten wie mir, Durchschnittstypen, eifersüchtige Likes abholen. Nach diesen Gedanken war mir die Lust auf mein Smartphone vergangen, ich lies es auf dem Tisch zurück und schlürfte ins Bad. Mein gefühlt ein-quadratmeter Bad. Klopapier leer. Dann musste ich wohl später in der U-Bahn gehen. Ja, das klingt jetzt mies aber – Ok, es ist mies. Um das zu erklären bräuchte es jetzt jede Menge Zeit – kurz gesagt: Ich hab meinen Job gekündigt und befinde mich momentan in einer Lebenslage, die manch einer als Krise bezeichnen würde. Warum ich gekündigt habe? Noah Brighton. Mehr dazu vielleicht irgendwann später.

Ich formte mit meinen Händen eine Schale und kippte mir mehrmals kaltes Wasser ins Gesicht, als ich wieder aufsah, musterte ich die Frau im Spiegel. Die Haare willkürlich zu einem Dutt geknotet, mit müdem Blick starrte sie mich an. Die langen Wimpern hellten die Augen jedoch etwas auf. Das Gesicht nicht ganz makellos, dennoch machte es einen recht attraktiven Eindruck, wenn man noch etwas Tagescreme und Concealer auftragen würde, könnte man beruhigt in die Öffentlichkeit gehen. Nichts desto trotz hatte ich einen Stempel auf der Stirn, der aller Welt blinkend verkündete, dass vor ihnen eine Frau in den Zwanzigern stand, die ihr Leben sowas von NICHT im Griff hatte.

Nun gut, vielleicht bildete ich mir das auch nur ein und in Wahrheit wirkte ich nach außen wie eine ganz normale Bürgerin der Stadt New York City.

Hey, ich bin Faith. Sie haben echt beeindruckend muskulöse Arme und sehr strahlende Augen! Würden Sie mit mir einen Kaffee trinken gehen? Also eigentlich einen Kakao, denn ich trinke keinen Kaffee, naja und auf das Stück Kuchen würde ich auch verzichten, denn ich arbeite gerade an meiner Bikinifigur... die es nicht bräuchte wenn ich einfach nackt am Strand liegen würde, verstehen Sie, ha. ha.“ Ja. Nein. Sowas Erbärmliches war mein geistiger Fundus an Flirtversuchen, die ich dem süßen Kassierer jeden Tag mittels Kleingeld und nonverbal durch eindringliche Blicke zukommen lies. Schokolade, Instant Nudeln, andere Schokolade, Gurke, Klopapier, Avocado, Milch. Ich beobachtete die Sachen, wie sie übers Band liefen und blinzelte im Takt zu dem nervigen Piepston der ertönte, wenn meine Einkäufe über den Scanner gezogen wurden. Hm, dachte ich, das wären keine potentiellen Dinge für eines dieser „foodporn-Instagrambilder“ Naja, die Avocado vielleicht, nur fehlte mir dazu das künstlerische Geschick das Obst ansprechend und sexy auf einem Teller zu platzieren. Ja, ein Obst konnte tatsächlich sexy aussehen. Wie? Keine Ahnung, aber ich sah es ja jeden Tag wenn ich kilometerweit auf dem Bildschirm entlang scrollte. Aber vermutlich erzielten diese Wirkung auch nur die schlanken, braungebrannten, blitz blank rasierten Beine, die den Teller mit dem fein drapierten Obst trugen. Im selben Moment sah ich an mir runter und begutachtete meine Beine. Die waren auch braun (was aber glücklicherweise an meiner natürlich gegebenen Hautfarbe lag) doch perfekt rasiert waren sie nicht, worauf mich das Sonnenlicht provozierend hinwies, indem es einzelne verbliebene Härchen im Licht glitzern lies. Danke an meinen teuren Gillette Venus an dieser Stelle. Auf dem Weg zurück zur U-Bahn verfluchte ich mein inneres Ich, weshalb es wieder nur schweigend das Kleingeld genommen hatte. Wenn ich ihn nicht mal anlächelte, durfte man es dem Kerl nicht übel nehmen, dass er nicht von sich aus den Vorschlag brachte wir könnten doch mal ausgehen. Ausgehen. Wer sagt denn sowas noch!? Chillen, abhängen, mal was unternehmen mit den Besten. Das meinte ich natürlich.

Mühsam trugen mich meine ausgelatschten, weißen adidas Sneakers die Treppen hoch bis zu meinem Apartment. Weiße Adidas? Ja. Ich weiß. Also besser gesagt ich weiß NICHT, warum ich die hab. Die einfachste Erklärung: Es sind Trendschuhe. Um genau zu sein sind es die „Adidas Superstars“ in … weiß. Kommt schon! Jeder hatte mal eine dieser Phasen, in denen man dachte, das Leben würde jetzt und sofort enden, wenn diese Schuhe nicht unmittelbar für zu viel Geld angeschafft werden! Also.

215. Schnaufend wie nach der Tour de france kramte ich in meinem Rucksack nach dem Schlüssel. Ich war nicht etwa erschöpft weil ich meine Einkäufe im Schlepptau hatte, nein, ich war schlicht und einfach unsportlich. Und da war es nun mal der Fall, dass einem nach zwei Stockwerken die Puste ausging. Trotzdem konnte ich stolz behaupten, keinen Aufzug zu brauchen! Ok... es gab keinen. Aber das musste mein Gewissen ja nicht unbedingt mitbekommen. Um mich für diesen schweißtreibenden Aufstieg zu belohnen genehmigte ich mir gleich ein Stück (- eine Reihe – die halbe Tafel.) Oreo Schokolade während ich meine restlichen Einkäufe in den viel zu kleinen Schrank über meiner Küchenzeile stopfte. Gekonnt ignoriert landete die Avocado in der Obstschale und durfte Bekanntschaft schließen mit einer braunen Banane und ein paar noch fast saftigen Weintrauben. *BING!* meldete sich Whatsapp um mir mitzuteilen, dass die Gruppe wohl Pläne für heute Abend hat. Die Gruppe. Tess, Marty und Jo. Die waren eigentlich die einzigen aktiven Mitglieder. Der Rest? Lesen. Ignorieren. Oder zur Sicherheit mal drei Stunden später vorsichtig und nichts aussagend antworten. Ein paar Nachrichten später stand fest, Tess holt mich um acht ab, wir gehen in die Fruitbar und die anderen zwei kommen dazu. Klang als würde es ein schöner Abend werden! So dachte ich zumindest...

Autorennotiz

Viel Spaß beim Lesen! Vielleicht erkennt sich ja der ein oder andere in einer dieser ironischen Situationen wieder! ;D

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Autor

Ellis Profilbild Elli

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Statistik

Kapitel: 3
Sätze: 87
Wörter: 1.149
Zeichen: 6.896

Kurzbeschreibung

Social Life: Instagram, Likes, Fashion, Follower, YouTube - All diese Dinge begegnen uns im heutigen Leben so ziemlich überall. Wieso auch nicht, ich meine jeder von uns (bis auf ein paar Hipster oder Senioren) hat ein Smartphone und das blinkt und vibriert in Dauerschleife! Und es ist ja wirklich toll, dass man zu allem und jedem seinen Kommentar ablassen kann und es "How-to-make-a-Müsli Tutorials" gibt, damit das Hirn ständig im Energiesparmodus laufen kann. Aber ich, Faith, habe manchmal irgendwie nicht so die Veranlagung mich perfekt in die Social Welt einzufügen und dann wäre da noch der minimal kritische Punkt, dass manch einer mein Leben im Moment als Krise bezeichnen würde... lest selbst.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Ironie auch in den Genres Liebe, Komödie, Alltag, Humor gelistet.

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