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Kapitel: | 5 | |
Sätze: | 462 | |
Wörter: | 3.315 | |
Zeichen: | 19.855 |
12:00 am. Sonntag.
Ich stieg aus dem Shuttlebus und war froh endlich angekommen zu sein. Völlig übermüdet, weil ich in meinem gut 28-Stunden-Flug kaum ein Auge zugetan hatte (das komische Kind hinter mir hatte ständig gegen meinen Sitz, im Rhytmus der Filmmusik der deutschen Soap 'Rosamunde Pilcher', getreten und die Granny neben mir hatte anscheinend Valium oder sowas genommen, da sie mich die ganze Zeit happy wie sonst was ansmilte und schließlich sabbernd auf meiner Schulter einschlief).
Total fertig und mit Augenringen, die wahrscheinlich tiefer wahren als die Karmadon-Schlucht, versuchte ich durch die verschwommene Umgebung ein Zeichen zu erkennen. Irgendetwas. Ich wartete zwei Sekunden. Ich wartete sieben Sekunden...Nach fünf Minuten hatte ich genug und ging einfach los. Vielleicht sollte ich an einer anderen Stelle auf sie warten? Ich suchte und suchte und fand...nichts. Beziehungsweise niemanden. Immernoch müde und angenervt, dass ich sie nicht gefunden hatte (oder viel mehr, dass sie mich nicht gefunden hatten) versuchte ich es im Café des Flughafens. Dann im Foyer und zum Schluss sogar auf den Toiletten. Ist ja auch menschlich, jeder muss mal auf's Klo...nur alle gleichzeitig? Na, ja...wer weiss...vielleicht war es eine sehr lange Fahrt und sie sollten nochmal vorher gehen bevor man alle fünf Minuten anhalten musste.
Ich wusste nicht wo genau das APH war...ich wusste nur, dass es irgendwo in Vancouver war und mich hier niemand abholte. Ich war so verzweifelt, dass ich gerade wirklich in Betracht zog, an der Information zu fragen ob die mal den Namen am Lautsprecher ausrufen könnten. Wie früher, wenn die kleinen Kinder in der Spielwarenabteilung zu lange gespielt und alles betatscht hatten und nicht merkten, dass Mami schon lange an der Kasse war. Genau so verzweifelt war ich! Wie diese Kinder! Doch glücklicherweise (oder auch unglücklicherweise) hörte ich eine fröhliche, weibliche (und ziemlich nervige) Stimme, die mich von meinem wahnsinnigen Plan abhielt: "Hey, hast Du mal 5$??"
Ich dreht mich um und sah um mich...dann sah ich nach unten und blickte in das Gesicht eines blonden, ziemlich zierlichen Jungen, welcher mich mit seinen großen, alles verschlingenden Augen erwartungsvoll angaffte (Ich dachte zunächst wirklich es sei ein Mädchen.).
"Kenn ich Dich...?" fragte ich skeptisch. Mir hatte noch nie jemand solch eine Frage gestellt, nicht zuletzt weil Dollar nicht die übliche Währung bei mir Zuhause war.
"He, he, nein..." antwortete der feminine Junge. "Aber Du sahst nett aus und ich wollte nicht an der Theke gfragen ob ich was umsonst haben kann. Essen umsonst bedeutet meistens nichts Gutes!"
Ich ging mit dem einfachen, dennoch sehr ausdrucksstarken Wörtchen "Was?" auf diese Aussage ein. (Ich frage mich noch heute, warum ich nicht einfach weggegangen bin..) Tatsächlich hatte der Junge 'nett' gesagt. Innerlich musste ich ein wenig schmunzeln.
"Jaa...ich habe gerade einen längeren Flug hinter mir und habe totalen Hunger! Riesengroßen Hunger!! Du weisst gar nicht wie groß! So groß, dass ich eine Banane essen könnte die so groß ist wie dieser Mann dort!!" er zeigte auf einen Mann welcher ihn ungläubig ansah. Ja, man wurde nunmal nicht jeden Tag mit einer Banane verglichen.
"Äh...ja, okay..." ich wusste nicht so recht was ich antworten sollte, daher sagte ich nichts. Das stellte sich als ein großer Fehler heraus.
"Hm...muss aber nicht unbedingt'ne Banane sein. Eigentlich mag ich gar keine Bananen...Seltsam, wie ich nur darauf gekommen bin?" Der Kleine schien sich darüber wirklich den Kopf zu zerbrechen, das war eine verpasste Gelegenheit von mir abzuhauen.
"So...ähm, ja...tut mir leid, ich hab leider keine 5$, frag mal ob Du doch was umsonst kriegst oder bewähr Dich als Tellerwäscher. Also dann..." ich wollte gehen, doch anscheinend hatte ich schon zu viel gesagt um zu gehen.
"Tellerwäscher? Wieso, meinst Du ich krieg dann was umsonst?" fragte er erstaunt.
"Weiss nich...Hast ja anscheinend nichts zu verlieren (wie etwas Zeit)." damit wollte ich mein Gespräch eigentlich beenden, aber ich hatte wohl mehr Interesse geweckt als gestillt.
"Ja? Meinst Du?"
"Ja." war meine Antwort.
"Ja, wirklich?", stocherte er weiter.
"Ja!", antwortete ich schon ein wenig die Beherrschung verlierend.
"Hm, okay. Ich glaub Du hast recht, ich geh dann mal.", sagte er lächelnd.
"Endlich.", sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.
"Bitte?"
"Ich meine ja!"
Doch das schien ihn nicht zu überzeugen. Zumindest ging er wieder auf mich zu und sah mich wieder mit diesem fröhlichen, erwartungsvollen Gesicht, welches puren Optimismus und Lebensfreude ausstrahlte, an.
"Ich bin Grzegorz. Grzegorz Bręczyszczykiewicz." sprach er lächelnd.
"Aha." sagte ich und hoffte die Sache wäre damit abgeschlossen. Doch das Schweigen und dieser stechende Blick deuteten mir das Gegenteil.
"Und Du?" fragte mich Grzegorz erwartungsvoll.
Ein Schweigen meinerseits, ein übertriebenes Lächeln seinerseits.
"Sergej...Braginski..." sagte ich zögerlich und eher ungewollt.
Sofort fuhr Grzegorz in sich zusammen: "Bra-Braginski???? Wirklich??? Du veralberst mich!"
Ich sah ihn skeptisch an, warum sollte ich bei meinem Namen schwindeln? Ich hätt's ja verstanden, wenn ich James Bond gesagt hätte...Oder Helene Fischer, aber Sergej Braginski? Was war denn dabei bitte so außergewöhnlich?
"Nein, Du heißt wirklich so? Boah! Das ist ja cool!! Jetzt kenne ich tatsächlich Jemanden, der Braginski mit Nachnamen heißt!" er schien sich wirklich einen abzufreuen, denn sein Gesicht strahlte noch mehr als zuvor, obwohl ich das nicht für möglich gehalten hätte.
"Ja...cool." sagte ich, wobei ich mir dachte: "Ja....cool...."
Da stand ich nun...mitten im Flughafen. Und von einem quirligen (wahrscheinlichen) Polen in Gewahrsam genommen. Ja...klar, passierte mir auch jeden Tag.
Was sollte das? Ich suchte nach autoritativen Personen und was fand ich??
"Jaa und außerdem komme ich aus Danzig. Das liegt in Polen, wie Du sicherlich weißt! Diese Stadt ist so wunderschön! Sie liegt direkt am Meer, aber das ist kein gewöhnliches Meer, wie die Ostsee in Deutschland oder so...Obwohl...Polen liegt auch an der Ostsee...Na, ja, jedenfalls ist dieser Strand wunder-wunder-wunderschön, denn der Sand ist ganz fein und so weiß wie Alabaster. Weßt Du überhaupt was das ist; Alabaster?" - es folgten zwei Sekunden des Schweigens, in denen ich mir am liebsten einen Bleistift in die Ohren gerammt hätte. Nur, damit er endlich aufhörte! Im Ernst! Wie konnte man nur so viel reden?! Hatte der Kerl als Kind nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen? Oder war es zu viel Aufmerksamkeit?! Ernsthaft! Jetzt denkt ihr wahrscheinlich: 'Höh, er hat doch nur euphorisch von seiner Heimat erzählt!' Ja, ja...wenn ich hier alles erwähnen würde, was dieser Spinner mir erzählte, würde ich ein ganzes Buch füllen! Und es wäre garantiert dicker als eine Sammlung der Werke die Shakespeare je niedergeschrieben hat. So ist das! Eine Sammlung mit ALLEN Werken! Doch ich konnte mich innerlich noch nicht einmal aufregen, weil der Typ einfach wieder anfing zu reden:
"Der Strand ist auch besonders toll, weil man da Eis kaufen kann! Italienisches Eis und auch amerikanisches, so heißt das da nämlich, ob es wirklich nach italienischer beziehungsweise amerikanischer Art hergestellt wurde, weiss ich nicht...Das ist so gedrehtes Eis und die Farben sind auf zwei Seiten senkrecht getrennt; auf der einen Seite ist es weiß und auf der anderen Seite hat es irgendeine andere Farbe...je nach Geschmacksrichtung. Und es gibt sooo viele, aber nicht immer findet man einen Eiswagen mit verschiedenen Geschmacksrichtungen...Aber wenn man einen findet, dann; mein lieber Herr Gesangsverein!
Aaalso, was immer, immer, immer dabei ist, ist Vanille. Auf dem zweiten Platz der Wahrscheinlichkeit liegt Schokolade. Danach Erdbeere und wenn man ganz viel Glück hat, findet man auch Apfel. Kennst Du eigentlich polnische Waffeln?"
In dem Moment wollte ich ihn an den Schultern packen, daran rütteln und ihn anschreien: 'Hör endlich auf!!!' Doch in der letzten Sekunde, kurz bevor ich meinen Verstand endgültig verlor, sagte er eine Sache, die in mir drinnen etwas auslöste...ja...sogar tief bewegte.
"Aber, weißt Du was ich am liebsten mag? Am Strand verkaufen sie auch Sonnenblumen. Zwar nur die Köpfe, weil sie nur dazu gedacht sind die Kerne herauszupicken und zu essen, aber...nachher, wenn alle ihre Sonnenblumenkerne gegessen haben, dann ist der ganze Strand voller Sonnenblumen."
Er blickte mich an und ich wusste nicht was für einen Blick ich drauf hatte, aber er muss wohl anders gewesen sein als sonst, denn Grzegorz sah mich total überrascht an und lächelte darauf: "Magst Du Sonnenblumen gerne?"
Ich weiß nicht mehr genau, was damals in mir vorging, aber ich kann mich an ein stummes Nicken meinerseits erinnern. Ja, Sonnenblumen sind wirklich toll! Ich mag sie echt gerne.
In diesem Moment beruhigte ich mich etwas und dachte an die schönen Sonnenblumenfelder in Russland. Doch mein Moment wurde zerstört, von dem weiteren Gerede diese merkwürdigen Jungen.
"Hi, hi, ja, Sonnenblumen sicht echt super." Zu meiner Überraschung sagte Grzegorz das nicht so überdreht wie gewohnt. "Hm, aber, sag mal...was machst Du hier eigentlich?" War das sein Ernst?
Doch ich war so müde und hatte absolut keine Lust mehr...und auch keine Kraft. Also erzählte ich.
"Ich habe mich für so ein Projekt beworben, so eins was die kreativen Fähigkeiten von Jugendlichen fördern soll. APH heißt das Ganze...glaube ich...
"APH?!" fragte Grzegorz verblüfft. ich fragte mich warum. Vielleicht hatte er auch davon gehört. Nichtsahnend nickte ich.
"Waah! Das ist ja toll! Da bin ich auch!"
Ich war schockiert. Einfach nur schockiert. Ich war nicht einmal imstande etwas weiteres auszudrücken, außer: "Was?"
"Ja! APH, hier in Vancouver. Du bist dann wohl der Junge aus...Warte!"
Immer noch total geschockt stotterte ich: "J-ja?"
"Du bist doch kein Russe! Russen sehen nicht so aus!"
Ich erwachte etwas aus meiner paralysierten Phase.
"Klar bin ich ein Russe."
"Nein, nein, das glaube ich nicht."
"Willst Du mich etwa als Lügner bezeichnen?"
Das habe ich zwar nicht gesagt, aber ich kann es mir trotzdem nicht vorstellen."
"Ach, nein?"
"Nein."
"Und warum nicht? (Warum frage ich überhaupt?)
"Das ist unmöglich!"
"Nichts ist unmöglich." ich taute so langsam auf, aber der Satz, den der polnische Teenie als nächstes sagte, ließ mich wieder erfrieren:
"Du bist viel zu schön für einen Russen!"
"...Was...?"
"Ja, Russen sind nicht so schön, sie haben große, schiefe Nasen. Deine ist viel zu gerade!"
"...Okay...zunächst einmal; nicht alle Russen sind hässlich. Zweitens, ein Mann ist niemals schön, sondern gutaussehend. Merk Dir das. Und drittens: Was hast Du bitte für ein Weltbild?!"
"Ja...aber..."
"Was 'aber'?!"
"Dein...Dein Kinn..."
"Was? Was ist mit meinem Kinn?"
"Es ist...viel zu schmal, als dass es zu einem Russen gehören könnte..."
Innerlich musste ich mich Face-palmen. Mich mit letzter Kraft beherrschend, nahm ich meine Hand und verdeckte damit meine untere Gesichtshälfte. Sofortiges Schreien.
"Maaann! Du bist ja wirkich ein Russe!!"
Ich seufzte. Ich konnte es nicht fassen, dass ich jetzt mit diesem Typen in eine Einrichtung kommen würde. So wie der sich benahm, schien es mir, als müsste er in eine völlig andere Einrichtung.
Ich seufzte noch einmal lautlos und fragte dann mit etwas ruhigerem Ton: "Sag mal, wo wart ihr eigentlich? Ich habe bestimmt den ganzen Flughafen nach euch abgesucht."
"Oh, ach, das liegt daran: Wir waren auf der Toilette!"
".......Alle...gleichzeitig...?"
"Hm, ja, wir sollten nochmal gehen, bevor der Fahrer alle zwei Minuten anhalten muss. Du glaubst ja gar nicht, wie harntreibend der Kaffe ist, den sie im Flugzeug ausschenken!"
Ich schwieg.
...Doch nicht alles an Grzegorz war nervig. Er führte mich zum Beispiel zu der restlichen Truppe, die schon auf uns warteten. Bald würde ich endlich schlafen können!
«Doch nicht alles an Grzegorz war nervig. Er führte mich zum Beispiel zu der restlichen Truppe, die schon auf uns wartete. Bald würde ich endlich schlafen können.»
Von Wegen.
Im Ernst. Ich bin doch gar kein so schlechter Kerl. Ich bin sogar ein sehr guter Kerl, wenn ich das mal so sagen darf. Good Guy. Warum, frage ich dann, warum werde ich so bestraft??
"Ich mein ja nur...wenn Anatidaephobie, die Angst bzw. eine Abneigung dagegen ist, von Enten beobachtet zu werden und es in der Biologie phob und phil gibt, zum Beispiel hydrophil (das sind Teilchen, die das Wasser so sehr lieb haben, dass sie sich am liebsten damit verbinden) und hydrophob (das sind Teilchen, die das Wasser überhaupt nicht mögen) und einige Menschen dann halt anatidaephob sind...gibt es dann auch anatidaephil...? Quasi den Wunsch von Enten beobachtet zu werden?"
Grzegorz sah mich mit diesem niedergeschlagenen, verständnislosen Gesicht mit seinen grünen Hundeaugen an (gibt es grüne 'Hundeaugen'? Ich denke nicht. Aber bei Grzegorz merkt man wohl mal wieder, dass nichts unmöglich ist [vgl. Kapitel 1].). Wir saßen übrigens gerade in dem Kleinbus, der uns jetzt endlich in die Einrichtung brachte.
Er sah mich an und es schien, als hätte er sich über diese ungeklärte (und zugegebenermaßen auch irgendwie berechtigte) Frage ziemlich lange den Kopf zerbrochen. Ich mein, ja, das Ganze war absurd. Aber...irgendwie...hatte er recht, auch wenn ich das jetzt eher ungern zugab. Ich mein, ja klar. Warum sollte man sich wünschen, von Enten beobachtet zu werden? Andererseits, warum sollte man Angst davor haben? So nach dem Motto, Enten - die größten Stalker der Welt? Oder Gossip Girls 2.0? Sodass sie dann hinterher voll über einen ablästern? Das ist doch Schwachsinn! Als ob Enten nichts Besseres zu tun hätten, als andere Leute zu stalken! Oh, Mann, jetzt fange ich auch schon damit an...
Ich sollte die ganze Situation wohl mal etwas aufklären. Also, wie bereits erwähnt führte Gerzegorz mich zu den restlichen Teilnehmern des Projektes. Jenes Projekt, APH, bezeichnet übrigens Artistic Personality's Home. Es ist eine relativ neue Einrichtung, wo Jugendliche darin bestärkt und gefördert werden sollen, ihre kreativen Fähigkeiten auszubauen. Dabei ist es völlig egal, ob man zeichnet, tanzt, singt, schauspielert oder dichtet. Dieses Programm ist recht weit gefasst, aber ist auch mal was Interessantes. Die Besonderheit bei diesem Projekt liegt darin, dass Jugendliche aus der ganzen Welt die Möglichkeit dazu haben, daran teilzunehmen. Es ist quasi international. Was auch ganz cool ist, sind die Exkursionen. Jedes Quartal macht die Gruppe eine Exkursion in ein anderes Land, in erster Linie in das Heimatland eines Teilnehmers. Es sollte wohl dazu dienen die Kultur und Mentalität kennenzulernen, aber es ist auch so mal ganz interessant. Der allerdings Hauptsitz ist in Vancouver.
Als ich das erste Mal davon hörte, hatte es mich zugegebenermaßen nicht ganz so sehr vom Hocker gehauen. Aber hinterher dachte ich mir, dass es doch ganz angenehm sein könnte. ........ Ganz langsam und unauffällig schielte ich zu meinem Sitznachbarn (blondes Haar, unbeschwerter Gesichtsausdruck, grüne Hundeaugen - ich denke, ihr wisst, wen ich meine). Mittlerweile denke ich, dass es doch ganz gut gewesen wäre, Zuhause zu bleiben...
Na ja, aber...hey. ....Moment, was...?
Ich blickte, ohne den Kopf zu bewegen mehr in die Richtung von Grzegorz, um mir ganz sicher sein zu können und tatsächlich! Der Typ starrte mich an. Einfach so. Und dann auch noch so unverschämt direkt! Boah, kennt ihr das? Ihr sitzt gerade in der Bahn und schaut gedankenverloren aus dem Fenster, da seht ihr kurz auf, weil ihr das Gefühl habt, dass euch jemand beobachtet und dann ist da tatsächlich so eine dreiste Person, die auch dann noch weitermacht, wenn ihr auf ihre Observation aufmerksam geworden seid und auch dann immernoch weitermacht, wenn ihr ihr direkt in die Augen seht? Das ist sowas von schrecklich! Und unverschämt! Und...Mann! Warum starrt der mich den immernoch so an?! Ach, egal...ich ignoriere ihn einfach. Das hat zwar bis dato nicht funktioniert, aber einen Versuch ist es immerhin wert. Schließlich sollte man nicht so schnell aufgeben! Ganz genau, man sollte...MANN, WARUM STARRT DER DENN SO?!!
Habe ich vielleicht irgendetwas komisches getan und jetzt philosophiert er so intensiv darüber nach wie über sein Phob- und Phildilemma?? ..Wo wir gerade dabei sind, langsam kann ich verstehen, warum es tatsächlich Menschen gibt, die Angst davor haben angestarrt zu werden. Das macht einen richtig nervös! Allerdings denke ich, dass dies viel schlimmer ist, wenn man von Menschen angestarrt wird und nicht von Enten. Ich meine, bei so einer Ente, kann es einem ja total egal sein, was der dabei durch den Kopf geht, aber bei Menschen - die sind doch so unberechenbar! Da kann man die Gedanken immer so schlecht aus den Gesichtern herauslesen und...und...ACH, ich frag ihn jetzt einfach.
Ich drehte meinen Kopf leicht zu dem kleinen Stalker, wobei ich zugeben musste, dass mein Blick wohl etwas verunsichert aussah.
"Ähm...Grzegorz...", fing ich an zu sprechen, doch ich wurde sofort von einer markanten Stimme unterbrochen, welche einen Akzent in sich hatte, den ich nicht so genau zuordnen konnte.
"Woah! Krass, Alter! Du kannst seinen Namen aussprechen??!"
Leicht erstaunt (......ja, ja, erschrocken, ich gebe es ja zu...) blickte ich in die Richtung, aus der die Stimme kam, also direkt vor mich. Ich sah in das Gesicht eines braungebrannten, strubbelhaarigen (gibt es das Wort überhaupt?) Blondschopfes mit seltsam grünen Augen. Sie waren schon fast giftgrün und wirkten so, als könnten sie auch im dunkeln leuchten. Mir fiel auch eine Narbe auf, welche sich auf seiner Stirn über der linken Augenbraue befand. Der Junge starrte mich verblüfft an. Schon wieder einer, der mich anstarrte! Man war aber auch nirgends mehr sicher! (Baboschka hatte Recht, früher war die Welt wohl wirklich besser!)
"Äh...ja..? Wie man hören kann......?", antwortete ich leicht desorientiert. Was sollte denn diese Frage? Hatte er etwa Schwierigkeiten bei Grzegorzs Namen (Ich hatte leider nicht alles mitbekommen, was in der Gruppe angesprochen bzw. besprochen wurde. Ich war die meiste Zeit auf der Toilette. ............Sie...waren immerhin die ganze Zeit auf der Toilette und das alle gleichzeitig...da ich sie gesucht hatte konnte ich selber nicht gehen und, ach hey, ich muss mich doch jetzt nicht wirklich dafür rechtfertigen, dass ich auf die Toilette musste, oder?)?
"Awesome...", gab der Strubbelkopf mit einem 'Not bad!-Face' von sich. Es kann auch sein, dass ich mich irre, aber ich hatte das Gefühl, dass er mir irgendwie Respekt für diese Fähigkeit zollte, Grzegorzs Namen aussprechen zu können. .....Ist ja auch mal ganz nett.
"Bist Du auch Pole?", fragte Struwi, während er mich wieder anstarrte.
"Äh, nee, eher Russe."
"Oh, okay..."
Es folgten einige Sekunden des Schweigens.
"Ich hätt' Dich für 'nen Polen gehalten.", nahm Struwi den Gesprächsfaden wieder auf.
"Aha. Warum...?"
"Na ja, in erster Linie wegen Deinem Akzent."
War das sein Ernst?
"Mein...Akzent...?"
"Ja, Mann. Aber okay, russisch is auch cool."
..............
"..........."
Ernsthaft. Ernsthaft? Ich weiss, dass ist nichts womit man angeben kann, aber wenn man an meinem Englisch keinen eindeutigen, starken russischen Akzent heraushören kann, dann weiss ich auch nicht.
Jetzt grinste er zu dem Anstarren auch noch. Also wirklich! Ich war ja schon schockiert genug, dass er polnisch noch nicht einmal von russisch unterscheiden konnte, aber das....!
"Tjaja..."
"...Woher kommst Du denn? England, Amerika, irgendwie so die Richtung...?"
"Alter!"
"Äh...?"
"Australien!!"
"Oh, sorry...kenn mich da nicht so—-"
"Das hört man doch total am Akzent!"
...............SE-RI-OUS-LY....?!
"Ich...kenn mich da halt nicht so—-"
"G'day! Macces! Barbie! Das klingt doch wohl ganz anders als 'This is not my cup of tea.' oder 'Bruh' (Bro)!"
"Du hast aber 'awesome' gesagt! Nicht G'day oder Macces oder....Barbie....(?)"
"Ja, nee, aber trotzdem!" (<- im Ernst? Was ist denn das für eine Aussage?)
"Du hast mich doch auch für einen Polen gehalten!"
"Ja, aber das zählt nicht! Diese slavischen Sprachen klingen alle gleich!"
"WAS?!"
Ich wusste nicht, was mich mehr schockierte: Das der Typ so dreist war, oder dass er tatsächlich den Begriff 'slavisch' kannte.
"Jetzt hör mal!", eigentlich wollte ich diesem Typen erstmal sagen, was ich von seinem Verhalten halte (....Verhalten hal...ich muss unbedingt schlafen gehen...). Aber ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf behalten, dass Grzegorz mich anstarrte wie so ein tollwütiges Wiesel und irgendwie blockierte mich das jetzt.
"Ja? Ich höre?"
"....Ach, vergiss es...", ich gab auf. Am besten war es, wenn man sofort aufgab. Das ersparrte einem eine Menge Energie und Ärger. Auch wenn ich vorhin etwas anderes behauptet habe. Aber wie sagte man denn noch so schön: 'Meine Meinung mag sich vielleicht geändert haben, aber nicht die Tatsache, dass ich Recht habe.'.
Ich war jetzt ruhig und gab noch nicht einmal mehr Acht auf Grzegorzs intensives Studieren meines was auch immer. Vielleicht hatte er an einer meiner Haarsträhnen Spliss entdeckt und kam damit nicht klar, aber das war sein Problem. Und an dem ganzen Quatsch, denn ich hier rede, sieht man, wie übermüdet ich doch bin. Aus demselben Grund hatte ich auch keine Nerven mehr auf diese ganze Situation einzugehen.
Nach wenigen Sekunden jedoch, ertönte wieder eine mir bekannte Stimme.
"Hey...hey, Alter..."
Struwi hatte sich wieder nach hinten zu mir gedreht und ich begann mich tatsächlich zu fragen, ob ihm vom ganzen nach hinten drehen nicht der Hals oder die Seite weh tat. Musste doch anstrengend sein, sowas.
Ich habe keine Ahnung wieso, aber aus irgendeinem Grund reagierte ich und blickte zu ihm, wenn auch nicht gerade enthusiastisch.
"...Kannst Du das nochmal sagen?"
Ich war etwas verwirrt. Was sollte ich nochmal sagen? Dass der Typ derbste unverschämt war? Das ich mich von Grzegorz total gestalkt fühlte? Das Anatidaephilie totaler Schwachsinn war, besonders bezogen auf die Geschehnisse der letzten Minuten? Aber das habe ich ja alles nur in Gedanken gesagt..
"Was?", fragte ich immernoch recht desinteressiert. Zumindest kam es so rüber, weil ich müde war. Und genervt. Und gereizt. Und gestalkt.
"Gr-Gr-Gr......", Struwi (er heißt eigentlich gar nicht Struwi, aber ich finde es passt ganz gut zu ihm. Wegen der Haare) schaute mich mit einem bittenden Blick an.
"Seinen Namen da..", führte er weiter aus. Er meinte wohl: Grzegorz.
"Nein."
"Ach, komm."
"Nein."
"Warum denn nicht?"
"Nein."
"Sei kein Frosch."
"..."
"Ignorier mich nicht!"
Innerlich musste ich tief seufzen. Was wollten denn alle von mir? Erst so ein komischer Junge, der mich zulabbert, aber seit etwa 18 Minuten keinen Ton mehr von sich gab, sondern alles nur noch mit seinen Augen verschlang und dann so ein dreister Typ, der...der...der einfach dreist war. Bin ich denn echt so toll?
Ich sah allerdings ein, dass ich wohl etwas sagen musste, damit ich endlich Ruhe hatte. Mir fiel auf, dass Grzegorz zuerst die ganze Zeit geredet hatte. Jetzt, wo er schwieg, redete der andere Typ. Die haben sich bestimmt abgesprochen!
Jedenfalls sprach ich dann um die Sache damit (hoffentlich) zu beenden.
"Junge, Du kannst den Namen doch selbst aussprechen, wenn er Dir so gefällt."
"Nein."
"Was nein? Gefällt Dir der Name nicht?"
"Nein, ich kann ihn nicht aussprechen."
"Warum..??"
"Na weil...ist doch voll der Zungenknoten, wenn man das ausspricht!"
"Ist es nicht, ich kann's ja auch aussprechen."
"Klar, Du bist ja auch ein Po—-"
Strafender Blick meinerseits.
"Du bist ja auch ein Russe!"
Ich schüttelte den Kopf, womit ich wohl genug kenntlich machen konnte, dass ich das jetzt echt nicht mehr lustig fand und er doch aufhören sollte, aber gerade in dem Moment, als sich mein Kopf nach links bewegte, sah ich wieder Grzegorzs starren Stalker-Anstarr-Blick. Und ich kann nur sagen: So etwas Schreckliches, habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Dieser Blick. Dieser Blick! Ich habe ihm mitten in die Augen gesehen! Das konnte doch echt nich' wahr sein!! Das war doch krank! Wie konnte man nur...! Dieser Blick wird mich in meinen Alpträumen verfolgen! Das weiss ich! Ich weiss es! Weil diese Augen einfach schlimm sind! Ich nehme alles zurück was ich über Anatidaephobie gesagt habe! Das ist kein Schwachsinn! Das ist die Realität! Die bittere Re-a-li-tät (man merkt, dass ich wirklich an massiven Schlafmangel leide)!!
Ich sah zu Grzegorz. Vielleicht würde die direkte Konfrontation ja mein Trauma beheben.
"Sag mal, was siehst Du da eigentlich? Wo starrst Du die ganze Zeit denn hin?! Ist da irgendetwas Interessantes?", ich versuchte Grzegorzs Blick zu folgen und wünschte mir kurz darauf, jenes nicht getan zu haben. Besser gesagt, wünschte ich mir, diese ganze vorherige Situation ausradieren zu können (aber da das Leben ja bekanntlich wie Zeichnen ohne Radiergummi ist, konnte ich natürlich auch nichts ausradieren). Der Grund? Rechts von mir saß noch eine Person. (....saß sie schon die ganze Zeit da...?)
Sofort entwickelten sich bei mir Schamgefühle der Stufe zehn(tausend). Das war mir jetzt in der Tat überaus peinlich. Es tat mir auch wirklich leid, dass ich so rücksichtslos war. Das war ihr bestimmt sehr unangenehm. War's auf jeden Fall, wäre mir auch unangenehm gewesen. Das war es auch. Das war immerhin fast so schlimm, wie Leute, die im Kino telefonierten, Leute die in der Bahn laut Musik hörten (und das noch nicht mal gute Musik), Leute, die gegen Sitze traten. Und in dem Moment wurde mir klar, dass ich auch nicht besser bin, als diese doofen Kinder, die ständig gegen den Sitz treten. Im Rhytmus der Filmmusik. Der Rosamunde Pilcher (Ich hasse die Rosamunde Pilcher! Sie ist so unlogisch! Aber darauf wollte ich jetzt eigentlich nicht hinaus.). Es wäre wohl am besten, wenn ich mich entschuldigen würde. Auch wenn ich oftmals recht mürrisch rüberkomme, ich habe dennoch Anstand.
Doch das Seltsame war; das Mädchen, welches neben mir saß, war die ganze Zeit über ruhig geblieben und hatte sich kein einziges Mal eingemischt, geschweigedennn beschwert. Auch jetzt saß sie einfach so da. Einfach ruhig. Ohne irgendetwas zu sagen (Damit wäre sie die erste Person heute, ich glaub ich mag sie.). Auch wenn das ziemlich....................süß aussah, ich sollte mich doch besser entschuldigen. Ich würde mich sonst wirklich schlecht fühlen.
Wobei...sie...irgendwie...Das war echt komisch. Ich beschwerte mich die ganze Zeit über's Anstarren und konnte jetzt selbst meinen Blick nicht von ihr lassen.
............ÄHÄM, *räusper*, ich entschuldige mich dann mal.
"Hey, ähm—-", ich wollte mich eigentlich entschuldigen, doch bevor ich meinen ersten Satz überhaupt aussprechen konnte, wurde ich durch ein lautes 'Pfuaaaaaaaaaaaa' unterbrochen.
"Pfaa!", machte es wieder. Ich musste nicht lange rätseln, damit ich herausfand, dass es sich hierbei um Grzegorz handelte. Dieser schaute nach vorn und blickte kurz darauf wieder zu mir. Mit einem überaus zufriedenen und unschuldigen Lächeln berichtete er mir: "20 Minuten sind vorbei!"
.........Was sollte das jetzt? Was bitte sollte ich mit dieser Information anfangen? 20 Minuten sind vorbei! Hat jemand eine Tiefkühlpizza im Ofen aufgebacken, oder was? Also ehrlich, der Typ macht mich fertig!
"Aha. Schön." Ich konnte Grzegorzs Intention nicht eindeutig herauslesen, aber nun hatte er endlich aufgehört, mich so schrecklich anzustarren. Ich wusste nicht wofür die 20 Minuten standen, aber ich war wirklich froh, dass sie vorbei waren.
"Weisst Du, der Betreuer meinte, ich solle mal für eine halbe Stunde die Luft anhalten. Aber ich glaube das kann kein Mensch. Ich glaub, er meinte damit, ich solle einfach nur ruhig sein.", gab Grzegorz zu.
"Aha. Gut, Du hast aber nur 20 Minuten geschwiegen.", erwiderte ich, was jedoch wohl nicht ganz so schlau meinerseits war. Er hatte endlich aufgehört mich so anzustarren und ich konnte dankbar sein, dass es sich nicht um diese zehn Minuten verlängert hatte. Ich weiss nicht, ob ich das überlebt hätte.
"Ja, aber....ich kann das nun mal nicht länger als 20 Minuten...", gab Grzegorz niedergeschlagen von sich. Interessant. Er konnte also nicht länger als 20 Minuten schweigen. Textete er mich deshalb die ganze Zeit so zu? Gut, okay, das ist ein Grund. Aber weshalb konnte er nicht länger als 20 Minuten Schweigen? Hatte er in seinem Innern einen Timer, der explodiert, wenn er länger als 20 Minuten nichts von sich gibt? Quasi seine Innere Uhr? .....Ach, ja, die guten, alten Flachwitze. Ich muss mich unbedingt mal auf's Ohr legen.
"Okay? Aber, was machst Du dann im Unterricht? Bekommst Du denn keinen Ärger, wenn Du ständig dazwischenquatscht?", fragte ich ihn. Das war in der Tat ein Problem, wenn man ständig reden musste. Wie sollte man denn da schlafen können? Oder redete er auch im Schlaf?
"Ach, nein! Das ist ja was ganz anderes! Da hab ich ja eine Ablenkung und oft ist es auch so interessant, dass ich einfach nur zuhören will. Wenn ich mich darauf konzentrieren muss, nichts zu sagen, ist das richtig anstrengend, weisst Du?", antwortete Grzegorz mit seinem freudestrahlenden, erklärenden Gesichtsausdruck. Interessant. Er konnte also auch zuhören.
Doch plötzlich wurde mir alles klar: Es war doch so anstrengend für ihn, wenn Grzegorz die ganze Zeit nichts sagen durfte. Das heißt, er konzentrierte sich auf einen Punkt, damit er möglichst wenig Energie verbrauchte. Das heißt er starrte auf einen leeren Punkt!
"Ach..achso, jetzt verstehe ich. Du hast mich also gar nicht angestarrt, sondern hast Dich nur auf einen Punkt konzentriert!"
...Doch es geschah nicht die Reaktion, welche ich eigentlich erwartet hatte. Grzegorz sah mich kurz etwas konfus an. Ohne ein Wort, ohne meine Aussage zu bestätigen, wand er seinen Blick von mir ab und guckte einfach irgendwo anders hin. .....Was-Be-deu-te-te-Das-Jetzt-?! Was hatte das zu bedeuten?? Was ging in diesem undurchsichtigen, nicht nachvollziehbaren anatidaephilen Kopf vor?! Was?! WAS?!?!
"Okay, Leute. Wir sind da! Dann mal alle aussteigen, bitte!"
Da waren wir nun. APH, Vancouver, Kanada. So war ich letztendlich doch ans Ziel angelangt. Zugegebenermaßen, passierten, seit ich hier war, so einige Dinge, die mich beunruhigten. Schon allein die Busfahrt hierhin hatte es in sich. Doch das spielte keine Rolle mehr, denn endlich, endlich würde ich diesen ganzen Wahnsinn vergessen können, welcher mir bis hierhin widerfahren war. Endlich würde ich das alles hinter mir lassen und vor allem diesen Verrückten, welchem das Sprichwort 'Schweigen ist Gold.' gar fremd war. Endlich würde ich schlafen können!
Als ich nun meine Tasche hatte und mir mein Zimmer zugeteilt wurde, wollte ich schleunigst hin. Eigentlich. Doch...mir fiel noch etwas ein, welches eine gewisse Relevanz für mich besaß...
Bevor ich das Gebäude betrat, blickte ich noch einmal zurück. Vielleicht konnte ich sie ja jetzt ansprechen? Mein Blick schweifte umher und obwohl ich recht gute Augen hatte, konnte ich sie nirgends finden. War sie etwa schon auf ihr Zimmer gegangen? Das war jetzt etwas blöd, ich wollte mich eigentlich noch bei ihr entschuldigen, bevor ich mich schlafen legte. Aber jetzt sah ich sie nirgends.
Ich überlegte kurz. Ich könnte sie vielleicht in ihrem Zimmer antreffen. Allerdings kannte ich noch nicht einmal ihren Namen (da es schon relativ spät war und viele eine sehr lange Reise hinter sich hatten, wurde die Vorstellrunde auf den nächsten Tag festgesetzt). Kurzerhand sah ich einen Betreuer, welcher noch ein paar Taschen und Koffer entlud. Ich dachte mir, ich könnte ihn sicher nach dem Namen des Mädchens fragen. Und ehe ich mich versah, setzten sich meine Beine auch schon in Bewegung Richtung Kleinbus. Doch während meines Hinschreitens zum Betreuer hin, wurde mein Sinn auch diesmal nicht von diversen Gedanken, welche sich zu Sorgen entwickelten, verschont. Jene sahen wie folgt aus:
Ich bin gerade erst angekommen und das erste was ich tue, ist einen der Betreuer nach dem Namen eines Mädchens zu fragen. Erste Sache, welche sich der Betreuer denken könnte: 'Warum zum Geier fragt er sie das nicht selbst?'
und auch: 'Der Typ ist seit 30 Stunden unterwegs und das erste was er tut ist, sich nach dem Namen eines Mädchens zu erkundigen. Was ist das denn für ein Checker?'. Bestimmt verallgemeinert er die Situation dann auch noch und sagt sich Dinge, wie 'Diese Bengel von heute! Dieser Russe ist bestimmt immer so drauf!'. Und DANN bin ich für den Rest meines Lebens gezeichnet! ....Zumindest für die Zeit, in der ich hier am Projekt beteiligt bin. Es wäre aber auch möglich, dass der Betreuer so empört ist, dass er das Ganze an andere weiterleitet, so like 'Da bei uns, da gab's mal so 'nen Jungen...'. Boah! Schrecklich! Das will ich mir noch nicht einmal vorstellen! Und wenn ich dann irgendwo unterwegs bin, spricht mich hinterher noch so ein wildfremder Mensch an mit den Worten 'Hey! Du bist doch der Junge, der dieses eine Mädchen anbaggern wollte, obwohl er seit 30 Stunden unterwegs war und das Mädchen erst seit 2 Stunden kannte? Mein Freund, der Betreuer hat mir von Dir erzählt! Du Schuft! Du hast aber auch nichts anderes im Kopf!". Nein!! Das verfolgt mich dann um die halbe Welt! Wenn der Betreuer bei Facebook angemeldet ist, vielleicht sogar um die ganze! Das will ich nicht! Das wäre zu schlimm! Jetzt ernsthaft!
....Nun, aber dennoch wollte ich mich ja eigentlich nur bei ihr entschuldigen. Aber die ganze Situatiuon zu erklären wäre auch peinlich und würde irgendwie erzwungen rüberkommen. Also ist Möglichkeit Nummer 1 schon einmal ausgeschlossen. Möglichkeit Nummer 2 wäre, ich suche eigenständig nach dem Zimmer. Allerdings müsste ich dann nahezu das ganze Gebäude absuchen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich es tatsächlich finde, wäre dennoch sehr gering. Und falls sich die Umstände mir gegenüber doch als günstig erweisen würden und ich tatsächlich ihr Zimmer ausfindig machen könnte, wäre es doch irgendwie komisch. Ich mein'; da ist ein Kerl und der sucht das ganze Gebäude nach dem Zimmer eines Mädchens ab. Und wenn ich dann noch da mitten in der Nacht anklopfe und sie mir aufmacht und ich sage: 'Hey! Sorry, ich weiss, es ist schon total spät und Du kennst mich eigentlich gar nicht und vielleicht ist es Dir auch nicht aufgefallen, aber ich wollte mich bei Dir noch wegen der Sache im Bus entschuldigen! Und nein, ich konnte nicht bis morgen warten! Also dann, das war's auch schon! Tschüdioouh!' Das wäre doch ernsthaft irgendwie merkwürdig, oder nich? Also, die Entscheidung ist gefallen - heute entschuldige ich mich nicht mehr bei ihr. Außer ich würde sie noch so zufällig treffen. Aber so wie ich das Leben kenne, wird mir dieser Pass bestimmt nicht zugespielt.
Ich machte also einen Rückzug und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Wobei ich zugeben musste, dass ich mit diesem Resultat nicht gerade zufrieden war. Ich hätte das gerne noch heute geklärt. Na ja...morgen war ja schließlich auch ein Tag. Vielleicht hatte sie es ja auch wirklich nicht wahrgenommen, sie hatte ziemlich verträumt gewirkt...........Nein, ich werde nicht rot. So leicht nicht!
..Na ja...wenigstens hatte ich jetzt endlich meine Ruhe....Das dachte ich zumindest. Jedoch hatte ich wohl aufgrund des permanenten Anstarrens von Grzegorz eine Art Paranoia entwickelt, denn ich hatte irgendwie das Gefühl, verfolgt zu werden. So drehte ich mich um und erlitt beinahe einen Herzstillstand (äußerlich blieb ich natürlich total cool und ließ mir nichts anmerken...!). Der Grund? Nun, ein paar Meter weiter hinter mir konnte ich die Silhouette einer Person erkennen. Um wen genau es sich dabei handelte, konnte ich jedoch nicht entziffern. Doch das Geheimnis wurde alsbald gelüftet, als das Objekt ein paar Schritte näher auf mich zukam.
"Tagchen auch.", entgegnete mir ein Mann mittleren Alters. "Du bist doch der Russe, oder?", führte er weiter fort. Ich habe es gewusst! Der Betreuer hatte es schon in dieser kurzen Zeit geschafft, überall herum zu erzählen, was für ein Casanova ich doch war! Ich hab's ja geahnt! Aber...ich habe ihn doch eigentlich gar nicht nach dem Namen gefragt.. Woher nahm er dann diese Annahme? Hatte er es etwa in meinem machohaften, selbstsicheren Checkerblick herausgelesen? Konnte er sich dadurch meiner Gedanken erschließen?? ....Ja, jaa, ich werde paranoid.
"..Äh...ja..", antwortete ich etwas bedröppelt. Langsam wurde das alles zu viel für mich.
"Oh, schön! Das freut mich jetzt aber! Ich habe erfahren, dass bei uns am Projekt auch ein Russe teilnehmen wird und habe sogleich ein Russisches Müsli besorgt!", teilte mir der Mann höchst erfreut mit.
"Russisches Müsli?", erwiderte ich. Was meinte er bloß damit?
"Na ja, Russisches Müsli halt! Wie normales Müsli nur das man statt der Milch Vodka nimmt und statt der Cornflakes Sardinen!"
Ich schwieg. Dem Mann blieb es jedoch nicht verwehrt weiter wie ein Pädagoge aus der Sesamstraße zu lächeln. Aber für mich war das ein wenig zu viel. Ich konnte förmlich spüren, wie bei mir langsam die Sicherungen durchbrannten. Normalerweise bin ich nicht so drauf, aber das brachte das Fass jetzt zum überlaufen.
"....WAS bitte haben Sie denn für ein Weltbild?? Denken Sie, nur weil ich Russe bin, esse ich zu jeder Tages- und Nachtzeit Vodka mit Sardinen?!"
"Nein, eigentlich nur zum Frühstück...", versuchte er sich noch zu retten, aber jetzt war es zu spät. JETZT kam ich erst richtig in Fahrt!
"Was soll denn das bitte?! Denkt etwa jeder, dass Russen hässliche Schränke sind, die immer und überall Vodka trinken?!", zog ich den Sesamstraßentypen zur Rechenschaft.
"Schränke...?", hakte er etwas verwirrt nach.
"Ja, Schränke!", erwiderte ich. "Sie wissen schon! Mann. Breite Schultern. Breite Nase. Breites Kinn. Schrank halt!"
"Oh, ach Schrank!"
"Ja, Schrank!"
"Ähm, also nee...das hab ich jetzt nicht gedacht..."
"Mir geht das alles gehörig auf die Nerven! Um das jetzt endgültig mal klarzustellen; wir Russen trinken nicht immer und überall Vodka, ist das klar?! Und dieses ganze Sardinen-Vodka-Müsli ist ekelhaft! Einfach nur ekelhaft, sage ich!! Wer isst denn bitte Müsli mit Sardinen?! Da gehören getrocknete Rosinen rein und keine Fische!!"
"....Aber...Rosinen sind doch immer getrocknet...?"
Ja, das war das einzige, was er mir auf meine leidenschaftliche Rede erwiderte.
"Wer sind Sie überhaupt?!", fragte ich. Man wollte ja schließlich wissen, mit wem man es zu tun hatte.
"Ich bin der Hausmeister!", erklärte er mir halb stolz.
"Ich gehe jetzt!", stellte ich klar, drehte mich daraufhin um und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Das war doch echt unglaublich! Da wurde man von Morgens bis Abends mit Vorurteilen bombadiert! Das ging ja mal gar nicht.
Als ich um die Ecke bog, konnte ich aus dem Augenwinkel noch erkennen wie der Hausmeister niedergeschlagen zu Boden schaute und etwas murmelte wie: "Was mach ich den jetzt mit dem Müsli...?"
Na gut, vielleicht war ich etwas hart gewesen, er hatte mich aber auch zu so einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt, wo ich ohnehin schon genervt war. Aber so ein Spruch ging echt gar nicht. Absolut nicht.
Nun, aber jetzt hatte ich wohl endlich die Möglichkeit, etwas runterzufahren. Ich sah auch schon meine Zimmertür. Jetzt fand ich wohl doch etwas Ruhe.
So drehte ich den Schlüssel im Schloß um und öffnete die Tür. ...Ich hatte es zumindest vorgehabt, aber wie ich feststellen musste, ließ sich der Schlüssel nicht drehen (ergo; die Tür war bereits offen). Leicht verwundert, aber zu müde, um es doch konkret zu hinterfragen, öffnete ich die Tür und blickte in das Gesicht eines relativ kleinen, zierlichen, blonden, optimistischen, fröhlichen, aufgeweckten, osteuropäischen Jungen mit grünen Hundeaugen.
.........................................................................................................................................
WAS-Zum-Geier-Tat-Er-Hier-?-!-?-!
Verwirrt blickte ich ihn an und er begann sogleich mich ebenfalls anzublicken.
".......................................................Hallo...?"
"Oh! Hallo! Du bist ja schon da!"
".......................................................Ja...?"
Ein kurzes Schweigen meinerseits, ein übertriebenes Lächeln seinerseits.
".......................................................Das ist mein Zimmer...", fing ich daraufhin an, zu sprechen.
"Ich weiss.", antwortete er mir daraufhin freundlich.
".......................................................Aha...", erwiderte ich.
".......................................................Was machst Du hier...?", fragte ich.
"Das ist mein Zimmer!", antwortete er.
".......................................................Nein...", antwortete ich.
"Wir sind Mitbewohner!", erklärte er.
".......................................................Nein...", sagte ich.
...Und so lief das ganze ab. Tja, ich weiss nicht mehr so genau, was mir da durch den Kopf ging. Wahrscheinlich gar nichts, denn ich war so schockiert und sprachlos. Wirklich einfach nur sprachlos. Ich verstehe das nicht, von all den Leuten die da waren; ausgerechnet er. Er! Er, der er so eine hyperaktive Quasselstrippe ist. Und nicht nur das! Dank diesem Typen habe ich meine eigene Ophthalmophobie entwickelt (die Angst, angestarrt zu werden)! Aber, hey! Ist doch auch mal was feines! Ja, ich mein', das kann ja nicht jeder von sich behaupten! Das ist fast so cool, wie der Bad Boy, der in seiner Freizeit strickt!
'Yo Leute, ich habe meinen Führerschein in der Tasche! Total klasse!'
'Wow, ist ja echt super! Ich habe mein Abi mit 1,4 abgeschlossen!'
'Cool! Ich habe nun eine Festanstellung und verdiene genug um endlich eine Familie zu gründen!'
'Das ist ja toll! Ich habe Ophthalmophobie !'
......Das ist doch lächerlich.
Mich mit meinem Schicksal letztendlich doch abfindend, schlurfte ich ins Zimmer hinein. Ich musste es wohl akzeptieren, ändern konnte ich an der ganzen Sache ja doch nichts. Noch einmal blickte ich zu dem lebensfrohen Polen, mit welchem ich jetzt wohl die meiste meiner Zeit verbringen würde.
...Niedergeschlagen sackte ich auf ein Bett, welches ich somit für mich beanspruchte. Vielleicht wollte er es haben, aber das war mir jetzt egal. Jetzt war mir alles egal.
~-"Vielen Dank für Ihre Bestellung bei McDoof! Möchten Sie zu Ihrem Chillicheeseburger und Ihrem Sundaeice noch ein Softgetränk dazu?"
"Ist mir egal..."
-"Hmmm...das ist durchaus kompliziert...Wir hätten eine Karte mitnehmen sollen! Hey, welchen Weg sollen wir nehmen? Links oder rechts?"
"Ist mir egal..."
-"Fred! Schnell! Die Bombe geht in weniger als 7 Sekunden hoch! Sag mir; welchen Draht soll ich durchschneiden - den roten oder den blauen?!!"
"..."~
Mal abgesehen davon...wieso heiße ich in meinem Kopfkino der Extremsituationen Fred...? ...Ich mag den Namen noch nicht einmal besonders...
Wieder halbwegs bei Besinnung vernahm ich wieder einen stechenden Blick, als würde mich erneut jemand anstarren. Mit einem lustlosen Ausdruck in meinem Gesicht richtete ich mich halbwegs auf und entgegnete dem Anstarrer mit einem ebenso lustlosen Blick.
Grzegorz schaute mich mit einem leicht fragenden, aber dennoch lächelnden Gesicht an.
".........Das ist mein Bett.", stellte ich klar.
"Ha, ha! Ja, klar in Ordnung.", stimmte er zu.
Seufzend ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen. Das hieß wohl, dass meine Energiereserven jetzt aufgebraucht waren.
Dennoch hörte ich eine vertraute Stimme sagen: "Hey...willst Du Dich etwa jetzt so schlafen legen?"
Ohne mich zu erheben, brachte ich nichts als ein "...Hah..?" heraus.
"Du musst Dich doch noch bettfertig machen!"
"...Ah.."
"..Du willst Dich also so schlafen legen? Ohne umziehen? Ohne Zähne putzen? Ohne nichts?"
"...Aha.."
Eine kurze Pause folgte in der ich in meiner Naivität glaubte, das Gespräch sei beendet und ich könne nun schlafen. Hach ja, wie dumm ich damals doch gewesen bin!
".....Nö!", rief der Blonde, der niemals müde wird und stieß mich kurz darauf aus dem Bett. Er hatte es zumindest versucht, aber er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich so schwer bin. Hehe!
"Du!"
Wenn ich ihn ignorierte, hörte er vielleicht von alleine auf.
"Du!!"
Er geht bestimmt gleich weg.
"Duu!!"
Ignorieren sage ich!!
"Alter, jetzt nerv nich...!", gab ich im Halbschlaf von mir. Das mit dem Ignorieren hatte um ehrlich zu sein nicht ganz so sehr geklappt.
"Das darfst Du nicht!!!", versuchte Grzegorz mir schon fast verzweifelt klarzumachen. Widerwillig ließ ich nach und drehte mich etwas zu ihm, sodass ich ihn einigermaßen ansehen konnte.
"Sag mal...wirst Du nicht irgendwann müde..?", fragte ich Grzegorz verschlafen.
"Jetzt noch nicht..", antwortete er, als hätte ich das ein kleines Kind gefragt, das noch nicht ins Bett gehen wollte.
Ich seufzte einmal und hielt kurz inne. Dann bemühte ich mich gefasst zu bleiben und fragte ihn: "Was willst Du denn jetzt eigentlich von mir...?"
Ich musste nicht sehr lange warten, da rückte Grzegorz auch schon raus mit der Sprache: "Deine Sachen..."
"Was ist mit meinen Sachen?"
"Hast Du die selbst gepackt?"
Ich schaute Grzegorz etwas verwirrt an, beantwortete jedoch seine Frage mit einem "Ja...?"
"Du hast sie aber bestimmt nicht selbst gebügelt, oder?", fragte er als wolle er auf etwas bestimmtes hinaus.
"...........................Was..?!"
"Das hat doch bestimmt jemand anders für Dich erledigt."
Ich schaute Grzegorz an. Grzegorz schaute mich an. Er wollte definitiv auf etwas bestimmtes hinaus. Doch es war mir zu anstrengend herumzurätseln auf was. Also beantwortete ich einfach seine nie richtig gestellte Frage.
"Ja, meine Mama."
"Aha!", rief er sofort und ich musste wirklich aufpassen vor Schreck nicht gleich zusammenzuzucken.
"Bügeln ist richtig harte Arbeit! Und Deine Mama hat sich bestimmt schwer getan, gleich so viel für Dich zu bügeln. Und dann noch Sachen in Deiner Größe!"
Meine einzige Antwort war ein leerer Blick in Richtung Grzegorz. Hatte er tatsächlich andeuten wollen, ich sei fett...?
"...Du musst ihre Arbeit schätzen!"
"Gute Nacht Grzegorz.", erwiderte ich und legte mich auf die andere Seite. Doch dies schien dem Polen überhaupt nicht zu gefallen. Schnell redete er auf mich ein: "Du musst das einräumen, Sergej! Sonst wird es morgen zerknittert sein!"
"Die Sachen sind schon seit über 30 Stunden in dem Koffer, wenn dem so ist, werden sie so oder so zerknittert sein!"
"Räum sie ein!"
"Nein!"
"Ordnung muss sein!!"
"Neeeeeeeeeiiin!!!!"
"Sergej!!"
"Aaaaaah!!!"
Ich sprang auf und stolperte zu meinem Koffer. Diesen öffnete ich und räumte sogleich alle Sachen in einen Schrank, von welchem ich spontan entschied, dass er nun mir gehörte.
In einer halben Minute etwa war ich fertig und fiel wieder zurück auf mein Bett.
"Das hast Du aber nicht sehr ordentlich gemacht!", merkte der Kontrolleur noch an, wobei ich das dreckige Grinsen in seinem Gesicht buchstäblich spüren konnte!
Langsam richtete ich meinen Kopf auf und drehte ihn noch langsamer in Richtung des kleinen Schlaumeiers. Ich bin froh, dass ich mir nicht selbst ins Gesicht sehen kann, ich hätte mich dann wahrscheinlich vor mir selber erschrocken.
"Ha, ha! Okay, alles klar. Du darfst das auch morgen machen.", beschwichtigte mich Grzegorz und verschwand kurz darauf im Bad. Das war aber nett, dass ich das darf. Wie überaus zuvorkommend, dass der große Grzegorz mir das erlaubt hatte. Oh, nein, er kam wieder!
"Okay, dann gute Nacht!", verkündete mir Grzegorz so freudestrahlend wie immer. So wie er immer strahlte brauchten wir wohl kein Nachtlicht (Was sehr beruhigend war, da ich diese Nacht wohl zunehmend mit Alpträumen von stalkenden Enten zu kämpfen haben werde).
"Ja, ja, gute Nacht...", murmelte ich noch und machte noch eben mein Kissen zurecht um mich sogleich darauf niederzulegen.
Und plötzlich...war er da. Der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte. Der Moment, in dem ich endlich schlafen durfte! Vier Kapitel hat es bis dahin gebraucht, aber endlich bin ich am Ziel angekommen!
Doch, was war das...? War das der Wecker? Aber ich habe mich doch eben erst schlafen gelegt. War es etwa schon morgen? Es war ein seltsam nervtötendes, permanentes Geräusch. Es...ach..., nein...es war nur Grzegorzs Stimme.
"Sergej. Sergej. Seeeeeeergej!", quakte er eifrig.
"Was? Was? Waaaaaas?", imitierte ich die Intonation Gergorzs.
"Ich...ich kann nicht schlafen.", beichtete er mir.
"Ist auch vielleicht ein bisschen schwer, wenn man die ganze Zeit redet.", erwiderte ich dezent genervt.
Daraufhin drehte sich Gerzegorz auf die Seite, damit er mir ins Gesicht sehen konnte. Beziehungsweise auf meinen Hinterkopf. Ich hatte mich nicht zu ihm gedreht.
"Sag mal...hast Du denn gar kein Heimweh? Jetzt, wo wir so weit von Zuhause entfernt sind?", das fragte Grzegorz mich wirklich. Nee, nee, das habe ich mir nicht ausgedacht, alles original übertragen.
".........Wir sind doch gerade erst angekommen..!", antwortete ich nach einer etwas längeren Pause.
"Sergej..."
"Waas...?"
"Erzählst Du mir eine Gute-Nacht-Geschichte?" ....Wie gesagt, original übertragen.
Langsam erkannte ich, dass ich die Sache nicht so leicht wegstecken konnte, wie erhofft. So drehte ich mich zu ihm um.
"....Was?!"
"Ja, weil---", noch bevor Grzegorz überhaupt erklären konnte, was er zu erklären hatte, stand ich auf und ging ins Bad. Der wollte gar keine Gute-Nacht-Geschichte! Der machte das nur, damit ich das tat, was er wollte! Das tat der mit Absicht! Alllles! Aber gut, sollte er seinen Willen doch haben!
Ich ging also ins Bad und dort tat ich alles. Ich zog mich um, putzte mir die Zähne und tat auch sonst alles, was man tat, wenn man sich bettfertig machte. Endlich kam dann der Moment, wo ich wieder in mein Bett zurück konnte.
Jetzt lag ich da und war froh endlich schlafen zu dürfen. Doch nicht, wenn man in einem Zimmer mit Grzegorz Brzeczyszczykiewicz wohnte:
"Das hast Du aber schön gemacht!", lobte Grzegorz mich.
"................"
"..Weinst Du etwa?", erkundigte er sich vorsichtshalber.
"Lass mich doch einfach in Ruhe!", antwortete ich mit einem tatsächlich etwas weinerlichen Klang in meiner Stimme. Der Typ schaffte mich.
"Hast Du so doll Heimweh?", fragte er mitfühlend. Ich ersparte mir die Antwort.
"Da weiss ich was hilft!", warf Grzegorz ein, meine nicht vorhandene Reaktion sofort als ein 'Ja' aufgreifend.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah zu ihm. Einfach nur ruhig und verzweifelt zugleich. Was würde jetzt wohl kommen?
"Eine Gute-Nacht-Geschichte!"
Ich glaube, jetzt musste ich tatsächlich weinen.
Na gut, okay, ich gebe auf. Jetzt gab ich auf, jetzt war mir wirklich alles egal!
"....Was willst Du denn...?!", fragte ich wie der gebrochene Mann der ich innerlich war.
"Oh, toll!!", rief Grzegorz begeistert.
"Hm, also, Du bist ja Russe. dann kennst Du bestimmt ganz viele russische Märchen. Ich liebe russische Märchen! Ich find's lustig, dass da fast alle männlichen Protagonisten immer Ivan heißen!"
Grzegorz redete wohl noch fünf Minuten so weiter, aber ich nahm das nicht mehr war. Ich dachte über mein Leben nach. Was ich wohl falsch gemacht hatte. Ob ich mal jemandem weh getan hatte oder so. Das ich jetzt so bestraft wurde, meine ich. Vielleicht hätte ich manchmal etwas netter zu meinem Bruder sein sollen...
"Ich weiss! Erzähl mir doch einfach die Geschichte von 'Ivan und der Wolf'!"
Ich drehte mich auf die Seite und sah Grzegorz an um seinem Wunsch Folge zu leisten. "Also gut.", fing ich an und begann mit der Geschichte.
"Es gab einmal einen Jungen und der hieß Ivan. Und der traf einst einen Wolf. Und zusammen waren sie: Ivan und der Wolf."
Grzegorz starrte mich fassungslos an.
"Der Junge war übrigens Russe."
"....Ist das alles?"
"Das ist alles."
Ein nachdenkliches Schweigen seitens Gregorzs. Dann wurde die genießbare Stille wieder von seiner Stimme durchbrochen: "Mann, das war ja voll doof! Du kannst sowas ja gar nicht! Doofe Geschichte! Buuuuh! Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuh!", ja, ich wurde hier tatsächlich von einem fünfzehnjährigen ausgebuht, der eine Gute-Nacht-Geschichte hören wollte. So läuft das heutzutage!
"Sergej. Du hast mich wirklich enttäuscht!"
"Ich weiss."
"Das Du nicht einmal diese Geschichte kennst."
"Ja."
"So als Russe."
"Natürlich."
"Weisst Du was?"
"Ha?"
"Dann erzähle ich Dir eben eine Gute-Nacht-Geschichte!"
"Ach, muss nicht sein."
"Ja, das ist eine gute Idee! Dann sind Deine zukünftigen Kinder wenigstens nicht ganz so schlimm dran."
"Ach, weisst Du---"
"Aaalso, es war einmal..."
Und so konnte ich Grzegorz nicht mehr davon abhalten zu reden. Alles was ich wollte waren doch bloß ein paar Stunden Schlaf. Und jetzt wurde mir selbst das verwehrt! War das denn so schlimm?? Dabei war ich doch so müde...
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"...Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute! Ende! Hey, Sergej, wie fandest Du die Ge--- Oh...er ist eingeschlafen...Na sowas.", ich hatte soeben eine Geschichte über Katzen erzählt. Das war ein polnisches Märchen, da ging es um eine kranke Katze und ihre Freunde haben sie wieder gesund geplfegt. Das ist eines meiner Lieblingsmärchen! Damals als ich krank war, hat mir das meine Mama immer erzählt und es hat mich sofort aufgeheitert! Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich es so gerne mag aber...gerade als ich Sergej fragen wollte, was er von der Geschichte hält, fiel mir auf, dass er eingeschlafen war.
"....Hm, es muss ihm wohl gefallen haben! Aber das er direkt dabei einschläft...", ich schaute noch einmal zu Sergej und musste irgendwie lächeln.
Irgendwie ist er total nett, ich glaube die Zeit hier beim APH wird bestimmt noch richtig lustig!
"Gute Nacht Sergej."
~Eine Gruppe von jungen Männern stand in einem Kreis und jeder Einzelne berichtete, was er erreicht hatte:
„Yo, alles klar Leute? Alles fit? Ihr kommt nicht drauf, daher sag ich's euch; ich hab 'nen Bestseller geschrieben, der so erfolgreich ist, dass gleich mehrere Verfilmungen, eine Graphic Novel und 'ne eigene Serie im Freitagabendprogramm diesbezüglich feststehen!", berichtete der erste von ihnen. Ein anderer zollte ihm Respekt indem er begann, sich wild zu gestikulieren und kurz darauf mit seinem Erfolg herausrückte:
„Ho-hoo! Nicht schlecht, nicht schlecht! Ich hab mir grad zum ersten Mal in meinem Leben eine Promi-News-Zeitschrift gekauft und habe soeben festgestellt, dass ich zum 'Sexiest Man Alive' gewählt wurde. Doch das krasse ist, dass es nicht nur für 2015 gilt. Nein! Es gilt auch für 2016 und 2017 und die Jahre darauf auch. Ich bin Sexiest Man Alive forever and ever, Baby! Schon seltsam...Dabei bin ich gar kein Promi!"
Ein Dritter trat hinzu und würdigte die Errungenschaften der beiden Ersteren mit einer selbstbewussten und lockeren Handbewegung.
„Alter Falter! Voll korrekt ihr zwei! Aber wisst ihr was? Ich kann das noch toppen! Ich habe eine Methode gefunden um voll funktionsfähige, naturalistisch aussehende und sehr authentische Körperprothesen zu entwickeln. Außerdem werden die Dinger von den Krankenkassen bezahlt!"
Respektvoll und schwer beeindruckt nickten die Mitgenossen. Sowohl in Gestik, als auch in Mimik war die Anerkennung deutlich zu beobachten. Als auch noch eine vierte Person hinzu trat, meinte man, jetzt käme die ultimative Steigerung. Der schwarzhaarige, junge Mann schien etwas überstrapaziert, was wohl daran lag, dass er in letzter Zeit zu wenig schlief. Aber das war auch verständlich, wenn man wusste, was für eine Errungenschaft er geleistet hatte:
„Ich habe Ophtalmophobie."
Ehe noch eine Reaktion der drei anderen Herren folgen konnte, platzte auch schon eine fünfte Person herein. Ein blonder Junge, der zwar auch sehr positiv und stolz wirkte, jedoch auf eine andere Weise, als die ersten drei.
„Und ich kann das verursachen!", rief er freudig. So basierte also der Erfolg des Schwarzhaarigen auf dem des Blonden.
Die ersten drei schauten sich schweigend und leicht verwirrt an.
Der Blonde vernahm das Misstrauen und schaute diese bedrückt an:
„Ja, was denn??"~
„NEIN!!!"
Schweißgebadet und mit aufgerissenen Augen, in denen sich meine Panik bzw. vielleicht auch meine Paranoia widerspiegelte, schnellte ich hoch. Ich brauchte ein paar Atemzüge, um mich wieder zu beruhigen und zu erkennen, wo ich war.
Ich saß gerade auf einem Bett in einem Zimmer und hielt mich mit meinen Händen verkrampft an der Bettdecke fest.
"..Es war nur ein Traum....", stellte ich nach einiger Zeit erleichtert fest. Oh, wie gut. Wie gut, dass ich aufgewacht war..Aber irgendwie wusste ich immer noch nicht so genau, wo ich war. Ich blickte noch einmal etwas ruhiger umher, um etwas zu erkennen. Das Zimmer kam mir bekannt vor. So langsam erinnerte ich mich, wo ich hier war.
....Ah, ja... Gut, okay. Da wäre nur noch eine Kleinigkeit, die mich beunruhigte. Langsam und vorsichtig richtete ich meinen Blick zur Seite nach links. Da lag er. Schlummerte seelenruhig und zufrieden vor sich hin. Bestimmt träumte er von Regenbögen und Gummibärchen und vielleicht sogar von Ponys. Aber nur vielleicht!
Fix und fertig atmete ich aus. Man konnte dies wohl auch als Seufzer gelten lassen. Dieser Verrückte! Ich wusste, dass er mich sogar in meinen Albträumen verfolgen würde. Ich wusste es! So eine Frechheit. Da war man nicht einmal mehr in seinem eigenen Unterbewusstsein sicher! Der Typ war einfach überall.
Ich blickte Grzegorz noch einmal genauer an, um sicherstellen zu können, dass er auch wirklich noch schlief.
Okay, die Luft war rein. Jetzt brauchte ich ersteinmal etwas, um mich zu beruhigen. Aber was? Ich hatte nichts Essbares in meinem Koffer, da man ja keine verderblichen Lebensmittel einpacken durfte. Und um in den nächsten Laden zu gehen, kannte ich mich nicht genug aus. Wahrscheinlich war es auch noch zu früh. Die Situation schien ausweglos.
Doch dann fiel mir noch der Typ von gestern ein. Ihr wisst schon, der aus der Sesamstraße. Aber Vodka? Dann auch noch am frühen Morgen? .....Nein...nein, nein..Der würde mir nicht helfen. Ich brauchte etwas anderes. Sardinen? .........Ja..warum nicht, Sardinen sind doch immer gut..
Ich stand langsam auf, wobei ich darauf achtete keinen Krach zu machen und zog mir etwas über. Dann schlich ich zur Tür, öffnete diese wie ein Ninja, schlich hinaus und schloss sie auch wieder wie ein Ninja. Wenn ich sage, wie ein Ninja, meine ich einfach nur; sehr, sehr leise.
Auf dem Gang war es etwas heller, als in unserem Zimmer. Anscheinend hatte Grzegorz die Jalousien zugedreht. Das war aber sehr aufmerksam von ihm! Dann kann ich ihm ja fast nicht mehr böse sein, dass ich wegen ihm eine neue Angststörung entwickelt habe! Okay, sagen wir einfach die passt perfekt zu meiner Sammlung!
Spaß beiseite, ich sollte mich mehr auf den Weg konzentrieren. Sonst lief ich noch Gefahr mich zu verlaufen. Das wär' echt hart. Dann könnte ich gar nicht mehr in mein Zimmer zurückfinden.
.........Wobei...ich könnte dann einfach bei jemand anderem im Zimmer wohnen oder auf dem Dachboden...falls diese Einrichtung so etwas besaß. Wenn mein neuer Mitbewohner dichthalten würde, würden wir nie auffliegen. Nie! So nett das von Grzegorz auch war, die Jalousien zuzudrehen, aber fürs erste brauchte ich meine Ruhe.
Nach einiger Zeit meinte ich die Küche erreicht zu haben und tatsächlich; es sah hier sehr küchig aus! Zumindest die Tür vermittelte mir das Gefühl, sie gehöre zu einer Küche.
Ich drückte also die Klinke herunter und betrat die potentielle Küche, wobei ich sogleich vor lauter Verwunderung wieder stehenbleiben musste.
Mein Blick fiel auf den Kühlschrank, in welchem ich das 'Russische Müsli' vorzufinden gehofft hatte. Doch vor dem Kühlschrank stand eine gewisse Person. Jene erblickte ich nur von hinten, doch ich konnte erkennen, dass es sich um eine recht kleine Person handelte. Und wenn mich nicht alles täuschte, war diese Person, der Silhouette nach zu urteilen, eine weibliche Person. Ich hätte es auch für sehr merkwürdig empfunden, wenn sich ein Junge so die Haare gebunden hätte. Dann allerdings passierte etwas, was meinen Atem stocken ließ.
Die Person (und ich hatte Recht, es war ein Mädchen), drehte sich um und schaute mich an. Man konnte deutlich erkennen, dass sie sich ertappt fühlte. Der Grund? Nun, sie futterte gerade mein Russisches Müsli auf. Es guckte sogar noch der Fischschwanz aus ihrem Mund heraus. Sogleich saugte sie ihn ein, als wäre es eine einfache Spaghetti gewesen. ........Auf eine...sehr abartige Weise..., war das irgendwie total niedlich...Ich..ich weiß auch nicht.... ..Jedenfalls..fingen wir kurz darauf an, uns anzustarren. (Okay! Ja, gut! Ich geb's ja zu! JETZT wurde ich rot! JETZT wurde ich tatsächlich rot! Seid ihr jetzt glücklich? Super! Schickt mir Fanpost!)
Eine Tatsache ließ mich besonders nervös werden: Das Mädchen vor mir, welches es soeben tatsächlich fertig gebracht hatte, in Vodka eingelegte Sardinen zu verspeisen, war auch das Mädchen von gestern. Ja! Die aus dem Bus!
„Mh...", fing sie an. Anscheinend wollte sie etwas sagen. Ich war ihr äußerst dankbar dafür, denn ich glaube nicht, dass ich im Stande gewesen wäre die Stille zu durchbrechen. Auch wenn...sie etwas verunsichert schien. Ich glaube jedoch, dass sie hundertmal gescheitere Dinge formulieren konnte, als ich in dem Moment.
Etwas schüchtern blickte sie mich an und fuhr fort: „Ähm...Gu-Guten Morgen..."
...............Ja...ja, ich wurde rot..N-na und...?! Das ist doch keine große Sache...! Im-merhin, wenn man von jemandem so angeschaut wird..., dann...dann kann man doch nur rot werden...! Das ist eine völlig natürliche Reaktion! A-außerdem bedeutet 'Rotwerden' nichts anderes, als das einfach mehr Blut als sonst durch bestimmte Gesichtspartien fließt!! Man..man wird immerhin auch rot, wenn man Fieber hat o-oder, wenn man zu lange einen Kopfstand gemacht hat! G-genau!!
....So, nachdem wir das nun geklärt haben, führe ich euch mal weiter aus, was sonst noch so passiert ist.. Also, es fiel mir nach einiger Zeit (!!) wieder ein, dass ich sie immer noch anstarrte. Und sie mich auch. Wir starrten uns gegenseitig an und mir wurde klar, dass das so nicht weitergehen konnte. Aber mein Mund war sich mit meinem Verstand noch nicht so ganz einig; er hielt es nicht für notwendig, eine Antwort zu äußern.
Also wirklich! Ich bin der Herr und Gebieter über meinen Mund! Vielleicht nicht immer über meine Blase, aber doch wohl über meinen Mund!! Also, wenn ich mich dazu entscheide, etwas zu sagen, dann tue ich das gefälligst auch!! Na los!! Nun sag doch endlich was!!!
...................wie ihr euch sicher denken könnt, sagte ich nichts.
Das war doch lachhaft. Wenn ich etwas sagen wollte, dann konnte ich das jederzeit; also los, Sergej; another try!
„.....Äh......m.............!", ...............DAS WAR DOCH JETZT ECHT NICHT WAHR!!!! Warum versagte meine Stimme denn jetzt so?!! Sergej!! Jetzt reiß Dich mal zusammen!!! Du wirst doch wohl einem Mädchen 'Hallo' sagen können! Seit Sascha ausgezogen ist, ist Dein einziger männlicher Mitstreiter in Deiner Familie Dein Vater, sonst ist das ein absoluter Frauenhaushalt!! Also sei ein Mann und - sag - was - !!!
„......Hi......", .......super, Junge...ich bin stolz auf Dich.
Das war wirklich deprimierend...aber wenigstens hatte ich etwas gesagt..! Das war doch besser, als nichts.....oder...?
Es war auf jeden Fall sehr deprimierend...Was machte eigentlich mein Gegenüber währenddessen?
Ich schaute zu ihr und erblickte ein kleines (das heißt von der Körpergröße her), recht zierliches und stilles Mädchen mit leicht welligen, weichen Haaren, deren Farbe ich nicht direkt zuordnen konnte (Es war irgendwas zwischen blond und braun...oder beides. Auf jeden Fall sehr hell.). Wie lang sie genau waren, konnte ich nicht sagen, denn sie hatte sie in einem interessanten Etwas zusammen gebunden. Es war kein Pferdeschwanz, aber auch kein Dutt. Wieder so ein Zwischending. Ihre Haut war sehr hell und hatte einen rosigen Teint. Doch was wirklich besonders war, waren ihre Wimpern. Ernsthaft; sie hatte irgendwie 50.000 Wimpern! Und sie sahen nicht so aus, als wären sie angeklebt. Sie wirkten natürlich, vor allem weil sie nicht gestriegelt in eine einzige Richtung wuchsen. Sie waren irgendwie ein wenig unordentlich, aber das sollte jetzt nicht heißen, dass es irgendwie hässlich aussah oder unästhetisch. Nein, das....äh.....sah wirklich sehr...schön aus....Ja, ähm und ihre Augen waren wirklich sehr groß! Was...aber auch daran liegen könnte, dass sie jetzt so große Augen machte..ACH DU SCHANDE! Was tat ich denn da??!
Ich habe sie jetzt keine Ahnung wie lange angestarrt und einfach Schritt für Schritt ihr Aussehen in Gedanken beschrieben! Und - sie - dabei - die - ganze - Zeit - AN-GE-STARRT! DIE - GANZE - ZEIT - !
Ist ja kein Wunder, dass sie mich so verängstigt ansieht! Ich mein, wie lange rede ich hier denn schon??! Fünf Minuten?? Oder sogar noch länger?? Oh, Mann...Das arme Mädel...!!
Erst falle ich ihr im Bus auf die Nerven...dann starre ich sie stundenlang an...und - Moment.. Der Bus.....Das hatte ich ja total vergessen!! Oh, Maann!! Was sollte das denn?! Sergej!! Wie gedenkst Du Dich jetzt bei ihr zu entschuldigen, hä?! Mit einem einfachen 'Ja, sorry, Schnecksche' ist es nicht getan! Und - Moment. Schneck...wo hab ich das denn jetzt her...? Ach...das...spielt doch jetzt ehrlich keine Rolle, oder...?
Was im Moment viel wichtiger war, war die Tatsache, dass ich langsam mal was sagen musste und zwar mehr als 'Hi.'. Was sollte das überhaupt?! 'Hi.'...Was für ein Checker bist Du denn?! Fehlt ja nur noch, dass Du sie mit zurückgelehnten Schultern und halb offenen Augen mit einem totalen Smirky-Face ansiehst! Boah, Junge es reicht echt...
Okay, ich musste etwas sagen. Sie wirkte nämlich mehr als verunsichert. Ich mein, ist auch halbwegs verständlich. Wenn ich in ihrer Rolle wäre, ich würde auch Angst kriegen, wenn ich vor einem 1,91m großen, schwarzhaarigen Schrank stehen würde. Okay...ganz so ein Schrank war ich auch wieder nicht...aber egal. Das tat jetzt nichts zur Sache! Hm...aber was sagte ich denn jetzt..?? Ich konnte sie ja noch nicht einmal vernünftig begrüßen!
Hach, das war ja alles so traurig...jetzt war ich bei ihr bestimmt schon unten durch, noch bevor ich überhaupt richtig mit ihr geredet habe...Dabei habe ich mich noch nicht einmal bei ihr entschuldigt...
...Dabei habe ich mich noch nicht einmal bei ihr entschuldigt.
....
Das....IST ES!! Danke liebes Hirn! Manchmal bist Du etwas langsam, aber ich bin wirklich froh, dass es Dich gibt!
Ich setzte also alle Hebel in Bewegung, um endlich das zu tun, was schon lange nötig war: „Hey...ähm, hör mal. Ich wollte..."
Doch leider wurde mir dieser Triumph auch diesmal nicht gestattet.
Ich war wirklich kurz davor endlich das zu sagen, was ich seit drei Kapiteln kläglich versuchte. Ich wollte endlich diese Ungereimtheit aus der Welt schaffen. Ich wollte...endlich mein Gewissen erleichtern, aber vor allem mein tiefes Bedauern der Person gegenüber ausdrücken, welcher ich so zur Last gefallen war.
Ich wollte das alles wirklich bereinigen! Doch...dieses Glück wurde mir nicht gegönnt...Denn Sergejs sind nicht dazu bestimmt, glücklich zu sein. Besonders Sergej Braginskis nicht. Und ganz besonders keine Sergej Braginskis mit einem lilafarbenen Schal (Ja, ich trage einen lilafarbenen Schal. Den hab ich von meiner Schwester bekommen, aber psscht!). Das war einfach nicht fair. Aber...vielleicht hatte ich es auch nicht anders verdient...Immerhin war ich es, der auf Grzegorz' kranke Psychospielchen eingegangen war...Ich war es, der laut los gerufen hatte, als die mentale Last zu groß wurde...ICH war es, der nie die Rosamunde Pilcher bis zum Ende hatte ertragen können! Ich! Ich! Ich! Mea culpa! (←Für alle, die Latein abgewählt haben: Das bedeutet 'Meine Schuld!')
Ihr mögt jetzt vielleicht denken, dass ich hier übertreibe...überreagiere...überinterpretiere...Aber glaubt mir; ich weiß wovon ich rede!
'Was mag nur der Grund für sein Denken sein?', könntet ihr euch fragen. Aber das ist eine andere Geschichte, die zu erzählen nicht für heute bestimmt ist. Stattdessen sage ich euch einfach, weshalb ich mich nicht ganz einfach bei ihr entschuldigen konnte.
Denn in dem Moment, als ich endlich versuchte zur Sache zu kommen, wurde ich durch einen...ahhh, ich will's nicht Schrei nennen...durch einen Zwischenruf unterbrochen.
Ich blickte hinter mich. Lautes Gelächter. Allem Anschein nach, kam es aus dem Flur. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und ein Mädchen mit längeren blonden Haaren und einer Skimütze auf dem Kopf trat ein. Sie sah sehr unzufrieden aus. In derselben Weise, in der sie mich anstarrte, sprach sie mich auch an: „Ihr sollt kommen."
Dann drehte sie mir wieder den Rücken zu und verschwand durch die Tür.
Wow. Ging das eigentlich noch freundlicher? Ernsthaft, was hat die denn gefrühstückt? Wahrscheinlich gar nichts. Das würde auch ihre Laune erklären. Oder war sie immer so? ...Na hoffentlich nicht.
Ich seufzte leise und ging zur Tür, als mir noch auffiel, dass das Mädchen aus dem Bus ja immer noch da war. Ich kam mir jetzt zu dumm vor, als dass ich noch etwas zu ihr hätte sagen können. So öffnete ich die Tür, machte ihr Platz und blickte zur Seite. Ich weiß, nicht gerade die beste Art. Aber es war mir im Moment zu peinlich, sie anzusehen. So, wie mein Verhalten in der letzten Zeit schief lief...Aber ich wollte wenigstens zeigen, dass ich nicht so unhöflich war, wie man wohl dachte und hielt ihr die Tür auf. Ich hätte es ohnehin getan, nur hätte ich sie vielleicht dabei angesehen, hätte ich das Missgeschick ausräumen können.
Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie sie mit gesenktem Blick schnell hinauslief. Ich hätte wieder einen Seufzer von mir geben können, aber eine Sache irritierte mich etwas. Es schien mir, als habe ich etwas gehört, sehr leise zwar nur, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los. Ich grübelte etwas darüber nach, denn so richtig verstanden hatte ich es nicht. Es hatte sich ein wenig wie 'Danke' angehört, aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein.
Nun denn. Grumpy-Girl meinte ja, wir sollen kommen. Sie würde wohl noch grumpiger werden, wenn ich sie länger warten ließ. Also ließ ich die Tür los und bewegte mich Richtung Flur. Dort angekommen erwartete mich wieder ein ganz bizarrer Anblick:
Da waren drei Jungen, und wenn ich 'Jungen' sage, dann nur, weil ich mir zu dämlich vorkam, die Typen bei der Aktivität, welche sie vollzogen, als 'Kerle' oder 'Männer' zu bezeichnen. Wow. Das war ein sehr langer Satz. Ich sollte mir das wirklich abgewöhnen.
Na ja, jedenfalls waren da drei männliche Individuen, welche...auf dem Flurboden herumrutschten. Das hört sich jetzt nicht besonders spektakulär an, aber es sah einfach nur albern aus. Besonders, weil sie es mit so einer Leidenschaft taten und diese auch lautstark zum Ausdruck brachten.
„Woohooou!! Alter, das macht ja voll Spaß hier! Der Boden hier ist super!!"
-„Ja, voll! Bei mir Zuhause klappt das nie..."
Mir fiel gerade auf, dass der Australier ebenfalls zu der munteren Truppe gehörte.
........Irgendwie war das klar....
Die Drei hatten noch richtig viel Spaß, allerdings kam relativ zeitnah jemand angedackelt, der nicht solchen Spaß daran hatte:
"Hey, was tut ihr denn da??! Ich habe den Boden heute Morgen frisch gebonnert!!", rief ein Mann mittleren Alters, während er zu den Fußbodenrutschern eilends hineilte.
"Tut uns leid, Herr Hausmeister...", sprachen die Drei im Chor. Einer der dreien löste sich allerdings von der Eintönigkeit, indem er hinzufügte:
"Aber es macht solchen Spaß! Der Boden ist wirklich glat; Sie haben gute Arbeit geleistet!"
"Ächz....wie alt wart ihr noch gleich...?", erwiderte der Hausmei--- Oh. Guck mal einer an; Sesamstraßenmann. Vielleicht sollte ich mich auch bei ihm entschuldigen, für die gestrige Situation?
Doch noch ehe ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, betrat auch schon eine weitere Person den Ort des Geschehens: Ein Mann, wieder mittleren Alters, welcher ziemlich groß war, trat in den Raum ein. Er hatte recht breite Schultern und sein Gesicht wirkte ebenfalls etwas kantig. Er hatte sehr kurze, braune Haare und trug eine schwarze Brille. Seine Statur war etwas schwierig zu beschreiben; nun er war nicht dick, aber wirklich schlank war er auch nicht. Alles in allem hatte er ein recht maskulines Erscheinungsbild, welches aber durch sein munteres Lächeln erweicht wurde.
"Guten Morgen zusammen! Sind schon alle wach?", begrüßte er uns, wartete aber noch damit ab, sich vorzustellen. Anscheinend wollte er noch damit warten, bis alle da waren. Kurze Zeit später wies er uns an, in den Aufenthaltsraum zu gehen. Dort befand sich ein großer Stuhlkreis, allem Anschein nach um uns gegenseitig vorzustellen. Irgendwie hatte das was von einer Selbsthilfegruppe. Oder einer Besprechungsrunde in einer Schulklasse.
Ohne mir groß Gedanken zu machen, setzte ich mich einfach irgendwo hin. Später wünschte ich mir, meinen Platz mit mehr bedacht ausgewählt zu haben, denn ich landete letztendlich wieder bei Grzegorz. Als nun alle Stühle besetzt waren, kam auch der Mann von grade zu uns hinzu und setzte sich ebenfalls zu uns. Er hielt eine Liste und einen Stift in der Hand und schaute freundlich in die Menge.
"Okay, also grüßt euch allerseits! Mein Name ist Stefan Schwartz und ich bin einer der Betreuer dieses Projektes. Falls ihr irgendwelche Fragen haben solltet, fühl euch frei euch an mich zu wenden. Im Laufe des Tages werdet ihr aber noch weitere Mitarbeiter kennenlernen.", stellte er sich nun vor. Stefan Schwartz...das klang irgendwie deutsch. Jetzt fiel mir auch auf, dass er einen leichten Akzent aufwies, welcher auf seine Wurzeln hindeutete. Aber es schien irgendeinem Dialekt entsprungen zu sein. Vielleicht bayrisch oder österreichisch. Irgendwie die südliche Richtung.
"Okay, also, da ihr euch wahrscheinlich noch nicht alle so gut kennt, machen wir jetzt mal eine kleine Vorstellrunde. Ihr nennt euren Namen, das Alter, woher ihr genau kommt und was ihr so gerne macht. Alles klar, dann fangen wir mal an mit...", der Betreuer schaute auf seine Liste. Allerdings verging ihm das Lächeln alsbald. Er starrte ratlos das Stück Papier an und wusste nun wirklich nicht, was er sagen sollte.
"Das spricht man Grzegorz aus!", hörte ich plötzlich neben mir eine Stimme erklingen. Ich war wirklich erstaunt darüber, dass Grzegorz sofort erkannt hatte, dass es um seinen Namen ging. Den er lag tatsächlich richtig. Offenbar passierte ihm das öfter.
"Oh, achso. Ja, natürlich! Gut, dann stell Dich mal vor!", erwiderte der Betreuer dankbar und darauf verzichtend, den Namen zu wiederholen.
Grzegorz, sichtlich zufrieden, fing mit seiner Vorstellung an:
"Ja, also, ich heiße Grzegorz Brzeczyszczykiewicz und---"
"Warte, warte, warte!", wurde Grzegorz plötzlich unterbrochen. Der Junge, dem diese Stimme gehörte, saß neben dem Australier und einem anderen Jungen. Jedenfalls handelte es sich um die Drei, welche vorhin so munter auf dem Flurboden rumgerutscht waren. Was ihn selbst anging, konnte ich nicht klar sagen, wie alt er war. Zwischen 14 und 17 hätte es alles sein können. Er hatte ein relativ weiches Gesicht und relativ mandelförmige Augen. Ja, ich weiss, alles relativ. Ha, ha. Na ja, um ihn weiter zu beschreiben, seine Haare waren zu einer etwas kürzer als üblich geratenen Skaterfrisur zur Seite gekämmt. Seine Haarfarbe war auch bemerkenswert: Eine seltsame Mischung aus straßenköterblond und goldblond, dazu mit einem leichten naturrotstich. Seine Augenfarbe konnte ich nicht genau erkennen, aber es schien etwas mit blau darin zu sein. Von der Statur her wirkte er schlank und definitiv kleiner als ich, allerdings auch definitiv größer als Grzegorz. Von den drei Flurskatern war er von der Größe her in der Mitte.
Jedenfalls meldete er sich weiter zu Wort: "Alter, das kann doch keiner aussprechen!"
"Äh, doch! Wie Du eben gemerkt hast! Das ist ganz einfach, Grzegorz Brze---", wollte Grzegorz noch kontern, wurde aber derweil unterbrochen, ehe er noch zu Ende sprechen konnte.
"Hör mal, sorry, ich will Dir jetzt nicht zu nahe treten, aber hast Du vielleicht 'nen Spitznamen?", fragte der Skaterjunge.
"Spitznamen?"
"Ja, irgend'ne Abkürzung. Ich mein; Aussprache ist eine Sache, aber dafür müsst ich mir Deinen Namen erstmal merken können! Ich mein', wie heißt Du noch gleich mit Nachnamen?"
"Brzeczyszczykiewicz!"
"Da hast Du's! Ich hab's schon wieder vergessen!"
"Ah, okay...Gut, nennt mich einfach Levi!"
"Alles klar!"
...Okay, er hatte jetzt zwar einen Spitznamen und die meisten schienen recht erleichtert darüber zu sein. Aber....was bitte hat 'Levi' mit 'Grzegorz' oder 'Brzeczyszczykiewicz' zu tun?! Da ist noch nicht einmal ein 'L' drin in seinem Namen! Bin ich jetzt echt der Einzige, denn das irritiert?! Ah, nein...Stefan scheint auch deswegen verwirrt zu sein. Wie schön! Ein Geselle!
"Also, ich bin Levi.", fuhr Grzegorz aka Levi fort, wurde aber sogleich von einem Chor, angestimmt von, wer hätte es gedacht, den drei Jungens. Ich gebe ihrer lustigen Truppe jetzt einen Namen, denn es ist mir zu umständlich immer 'die Drei', 'die drei Typen' oder ähnliches zu schreiben. Also, der Chor wurde angeführt vom Trick-Trio (tolle Namensgebung, ich weiss):
"Hallo Levi!"
Wieder einmal löste Skaterboy sich von der Menge, welche nur aus drei Personen bestand und äußerte den nächsten Gedanken:
"Leute, das hat irgendwie was von einer Selbsthilfegruppe. Wollen wir das jetzt bei jedem so machen? Das hat dann dieses coole Gemeinschaftsfeeling!"
Schlug er das jetzt ernsthaft vor? Und Stefan? Was sagte der dazu? Lachte er da etwa gerade? Tatsache! Er lachte einfach! Wenn auch leise. Amüsierte ihn das etwa? Schnade! Das ist doch nicht lustig! Das ist traurig! Traurig ist das! Wie kann man sich denn so als halber Erwachsener verhalten? ....Naja, es heißt ja nicht umsonst 'halber Erwachsener'.
Grzegorz verkraftete es erstaunlich gut, dass er so oft unterbrochen wurde, durfte dann aber doch letztendlich fortfahren.
"Äh, okay. Also ich bin 15 Jahre alt und ich bin hier, weil ich gern singe und tanze. Und ähm, E-Gitarre spiele ich auch." E-Gitarre? Respekt, das hätte ich ihm jetzt nicht zugetraut. Aber singen? Das klingt jetzt vielleicht etwas gemein, aber ich glaub, das will ich bei ihm nicht hören. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Okay, tut mir ja leid...
"Und woher genau kommst Du, Levi?", fragte Stefan, von Grzegorz Spitznamen sofort Gebrauch machend.
"Aus Danzig in Polen!"
"Oh, Danzig. Ich habe gehört, das soll eine sehr schöne Stadt sein?" NEIIN!! Stefan!! Was tust Du denn da?! Ich dachte wir wären Kameraden?? Mein Fehler lag darin, nicht schnell genug abgehauen zu sein, weswegen Grzegorz mich vollquatschte. Aber Du! Du rennst da ja freiwillig rein!! Es tut mir leid, aber an diesem Punkt muss ich jetzt einmal lachen! Einmal kurz und herzhaft. Ha, ha! Sie Narr!
Und mein Verdacht bestätigte sich, denn Grzegorz fuhr sogleich fort uns lang und breit von seiner Heimat zu erzählen. Er erzählte wirklich so ausführlich und zugegebenermaßen auch lebendig, dass wir eine Pause einleegen mussten, weil es schon Mittagszeit war und das Essen bereits auf uns wartete.
Aber wisst ihr was? Das Ganze hatte auch etwas Positives! Und wisst ihr auch warum? Es gab Sardinen mit Tomatensoße!
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Kapitel: | 5 | |
Sätze: | 462 | |
Wörter: | 3.315 | |
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