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Kapitel: | 5 | |
Sätze: | 180 | |
Wörter: | 3.137 | |
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Inhalt
1. Einleitung
2. Der Handelsplatz
2.1 Geografische und Topografische Lage
2.2 Geschichte des Ortes
2.3 Handel
2.3.1 Prägung von Silbermünzen
3. Das Haithabuschiff
3.1 Die Spanten
3.2 Die Planken
3.3 Andere Schiffsteile
3.4 Das Versenken des Schiffs
3.5 Datierung
4. Das Bootkammergrab
4.1 Die Grabanlage
4.2 Datierung
4.3 Historische Deutung
5. Schluss
Einleitung
Nach seinem Untergang, geriet der Ort der Siedlung Haithabu, am Haddebyer Noor, in Vergessenheit. Im Jahr 1897 äußerte der dänische Archäologe Sophus Müller, dass sich innerhalb des noch heute sichtbaren Walls die Siedlung Haithabu befunden haben musste. Seine Aussage wurde drei Jahre später durch Johanna Mestorf bestätigt, die Ausgrabungen innerhalb des Walls hatte durchführen lassen. In den nächsten fünfzehn Jahren fanden jährlich Grabungen statt, um die Bedeutung Haithabus für die dänische Geschichte und die Rolle während der Wikingerzüge zu klären.
Unter der Leitung von Herbert Jankuhn wurde in den Jahren von 1930 bis 1939 intensiv gegraben. Nach dem Krieg setzte Kurt Schietzel die Grabungen fort. Die gesamte Südsiedlung und ein Teil des Kerns im inneren des Halbkreiswalls sind seit 1959 ausgegraben. 1953 wurde bei Tauchfahrten das 11ha große Hafenbecken untersucht. Haithabu zählt zu den am besten untersuchten frühmittelalterlicher Häfen Deutschlands. Bislang sind bis 1980 etwa fünf Prozent der Siedlungsfläche und ein ein Prozent des Hafens intensiv gegraben und untersucht worden.
Obwohl erst ein geringer Teil der Fläche Haithabus intensiv untersucht wurde, handelt es sich doch um ein sehr komplexes Thema, dessen Vielfältigkeit den Rahmen dieser Arbeit deutlich übersteigen würde. Deswegen möchte ich in meiner Arbeit zuerst einen kurzen Überblick über Haithabu geben und dann vor allem auf das Haithabuschiff und das Bootkammergrab eingehen und ihre Bedeutung herausarbeiten.
2. Der Handelsplatz
2.1 Geografische und Topografische Lage
Die wikingerzeitliche Siedlung Haithabu lag auf der kimbrischen Halbinsel direkt am Haddebyer Noor. Über die Schlei war der Platz direkt mit der Ostsee verbunden. Das in der Nähe der Siedlung verlaufende Danewerk stellte die Verbindung zur Treene dar, welche in die Nordsee mündet, der Ochsenweg die Verbindung nach Süden.
Das Siedlungsgebiet ist von einem hochragenden Moränenrücken umgeben, was einen guten Schutz bietet. Das Westufer des Haddebyer Noors lag an einer breiten, unterseeischen Sandterrasse, welche die Errichtung einer Hafenanlage begünstigte. Ein Bachlauf sorgte zudem für eine permanente Versorgung der Siedlung mit Süßwasser.
2.2 Geschichte des Ortes
Nach dem Ende der Völkerwanderungszeit und dem Auswandern der, vorher im Gebiet um die Schlei ansässigen, Sachsen und Angeln nach England, drangen die Dänen und Jüten in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts nach Süden bis zur Eckernförder Bucht vor. Das Schlei-Treene Gebiet war zu dieser Zeit nur sehr dünn besiedelt. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts, spätestens aber um 770 n.Chr. wurde Haithabu gegründet.
Nachdem der konkurrierende, slawische Handelsortes Reric im Jahr 808 durch den dänischen König Gudred zerstört worden war, siedelte dieser die Kaufleute nach Haithabu um. Dadurch entwickelte sich die Stadt bald zur Handelsstadt. Die, einige Kilometer südlich verlaufende, Eider markierte seit 811 die Grenze zum Frankenreich – eine Gegebenheit, die die Bedeutung Haithabus noch vergrößerte. Im 9. Und 10. Jahrhundert war Haithabu mit geschätzten 1000 Bewohnern ein bedeutender Handels- und Umschlagsplatz. Seit spätestens 850 wurden in dem Ort an der Schlei eigene Münzen, nach dem Vorbild der Münzen, die Karl der Große im 8. Jahrhundert in Dorestad, in der Niederlande, hatte prägen lassen, hergestellt . Um 900 drangen schwedische Wikinger der Olaf-Dynastie in Haithabu ein und eroberten die Stadt. Drei Jahrzehnte später ereignete sich die Schlacht von Haithabu, in welcher der ostfränkisch-sächsische König Heinrich 1. die Dänen unter König Knut 1. besiegte und die Stadt eroberte. Das Gebiet gehörte dadurch zum Ostfränkischen beziehungsweise Römisch-Deutschen Reich. Im Jahr 945 eroberte der dänische König Gorm den wichtigen Handelsplatz. Fast dreißig Jahre später verlor Gorms Sohn Harald die Stadt an Heinrichs Sohn Otto 1. 983 wurde die Stadt von Harald Blauzahn, einem dänischen König, zurückerobert. Im 10. Jahrhundert hatte Haithabu seine Blütezeit erreicht und war mit mindestens 1500 Bewohnern der wichtigste Handelsplatz des westlichen Ostseeraums.
Der Handelsplatz war von einem 9m hohen Wall mit Palisade umgeben, wurde jedoch 1050 in einer Schlacht zwischen Harald Hardrada von Norwegen und Sweyn 2., dem derzeitigen dänischen König, zerstört.
Verbrannt wurde von einem Ende zum anderen ganz Haithabu im Zorn,
eine vortreffliche Tat, meine ich, die Svend schmerzen wird.
Hoch schlug die Lohe aus den Häusern,
als ich in der Nacht vor Tagesgrauen auf dem Arm der Burg stand.
(Zeitgenössische Strophe aus einem Gedicht eines Gefolgsmanns Harald des Harten)
Danach wurde die Stadt nur teilweise wieder aufgebaut und 1066 von den Westslawen geplündert und gebrandschatzt. Nachfolgend wurde die Siedlung nach Schleswig, an das andere Ufer der Schlei, verlegt und Haithabu nicht wieder aufgebaut. Das Ende der Wikingerzeit wurde durch die Zerstörung und Aufgabe Haithabus und die, im gleichen Jahr stattfindende, Schlacht von Hastings markiert.
2.3 Handel
Durch seine günstige verkehrsgeografische Lage besaß Haithabu in alle Himmelsrichtungen Handelsverbindungen. Diese reichten im Westen und Süden nach Hamburg, Bremen und Dorestad, im Osten beziehungsweise Norden nach Birka und Norwegen. Über die Eider und Treene konnten Schiffe bis nach Hollingstedt gelangen. Adam von Bremen sagt Haithabu eine sächsische Kaufmannskolonie nach. Zudem war mit der Anwesenheit nordeuropäischer Kaufleute zu rechnen.
In Haithabu wurde eine Vielzahl von Waren aus der gesamten, damals bekannten, Welt gehandelt. Der Norden lieferten Pelze, welche eine wichtige Rolle im karolingischen Kleiderluxus einnahmen, und Sklaven, welche im Abendland sehr begehrt waren. Bei den nord- und osteuropäischen Sklaven handelte es sich um Heiden, dessen Wert deutlich stieg, nachdem die Kirche den Handel mit christlichen Sklaven untersagt hatte.
Über den norwegischen Handelsplatz Kaupang i Skiringsal gelangten Kochschalen aus Speckstein, welche ursprünglich aus den Landschaften um Oslofjord kamen, nach Haithabu. Der Westen brachte kunstgewerbliche Erzeugnisse wie Tuche und aus Bronze gegossene Schmucksachen mit Pflanzenmuster und Tierornamentik in den Norden. Aber auch Wein und Salz. Ebenso ist ein Handel mit Walroßelfenbein nachgewiesen.
Die ansässigen Kaufleute wurden zum Teil durch königliche Privilegien über gelegentliche Handelsverträge gesichert. Meistens jedoch waren die Abmachungen unzureichend aufgrund der Wikingerzüge. Mehr Verlass bot in diesen Zeiten ein gutes Schwert. Die Beunruhigung der nördlichen Küstengebiete durch Normannen führte zu einem genossenschaftlichen Zusammenschluss der Kaufleute.
2.3.1 Prägung von Silbermünzen
Eine eigene Münzschmiede an der Schlei ist seit spätestens 850 n.Chr. nachgewiesen . Vorher existierte ein Naturaltauschhandel, welcher in der Mitte des 8. Jahrhunderts durch einen Gewichtsgeldhandel abgelöst wurde. Das Zahlungsmittel hierbei war Silber nach Gewicht.
Die sogenannten Haithabumünzen waren nach dem Muster von Denaren entstanden, die Karl der Große im 8. Jahrhundert in Dorestad hatte prägen lassen. Diese Tatsache lässt auf eine enge Verbindung von Haithabu und der Rheinmündung schließen. Nach der Eröffnung der Stromwege durch das osteuropäische Tiefland gelangten große Mengen von arabischem Silbergeld in den Ostseeraum. Es folgte eine Umgestaltung des Handels in Richtung Münzhandel. Zudem war nun die nötige Silbermenge vorhanden, um eigene Prägungen herzustellen.
Zur Blütezeit Haithabus wurden noch immer Münzen nach dem Vorbild aus Dorestad geprägt, auch wenn die Originale längst nicht mehr im Umlauf waren. Die Münzen wurden beim Bezahlen nach Gewicht bemessen und nicht nach der Stückzahl. Die Prägung garantierte einen feststehenden Silbergehalt und bot somit auch einen Schutz vor häufigen Fälschungen aus Blei und Zinn. Ab der Mitte des 10. Jahrhunderts wurde der Handel durch Münzen als Zahlungsmittel bestimmt .
3. Das Haithabuschiff
Im Sommer 1953 fanden erste Untersuchungen des Grundes des Haddebyer Noores statt. Im Zuge der Untersuchungen sollte geklärt werden, ob die morphologischen Gegebenheiten des Grundes die Anlage eines Hafens ermöglicht beziehungsweise begünstigt haben. Zudem wollte man wissen, ob auf dem Grund Reste einer Hafenanlage oder Schiffe zu finden sind.
Auf der flachen, unterseeischen Sandterrasse vor dem Halbkreiswall fand man das Wrack eines Schiffes. Der Großteil der Stücke wird heute in Wasser aufbewahrt, um Deformierungen und Schrumpfungen vorzubeugen. Nur an den wenigsten Stücken wurden Konservierungsversuche unternommen.
3.1 Die Spanten
Im Schiffsbau bezeichnet der Begriff Spant ein tragendes Element eines Schiffes, das zu dessen Verstärkung beiträgt. Auch vermitteln die Spanten einen Eindruck von der Form des Schiffsboden, ebenso wie von der Breite der Planken. Die Spanten wurden aus sorgfältig gekrümmten Eschestämmen gearbeitet. Eine Ausnahme bildet hier Spant Nr. 10, welcher als einziger aus Eichenholz besteht.
Die Spanten sind viereckig und besitzen auf der Unterseite Einkerbungen für die Plankenwand. Damit die Planken und Spanten zusammenhalten, wurden Holznägel aus Weidenholz verwendet. Der Durchschnitt eines solchen Nagels betrug etwa 2 bis 2,2 cm. Zudem wurde das obere Ende eines Spantes an der jeweils vierten Planke mit Einsennieten mit konischem Kopf befestigt. Anhand von quer zur Maserung verlaufenden Brüchen konnte festgestellt werden, dass die Holzstruktur der erhaltenen Stücke zum Teil sehr stark geschädigt ist. Einige Stücke sind des Weiteren von limnoria Sp, einem Pfahlwurm, befallen. Ein Teil der Spanten ist außerdem bis zur Höhe der dritten Planke abgebrannt.
3.2 Die Planken
Die Struktur der, radial aus Eichenstämmen gespaltenen, Planken ist ebenso zerstört wie die der Spanten, jedoch beschreibt Crumlin-Pedersen ihre Festigkeit noch immer als gut.Keine der gefunden Plankenstücke weist die völlige Breite auf, die bei etwas 30cm gelegen haben wird.
Die an Ober- und Unterkante schräg abgehobelten Planken wurden durch Eisennieten, welche im Abstand von 8 bis 13cm maßen, zusammengehalten. Anhand der Planken wurde festgestellt, dass das Schiff nicht neu war, als es nach einem Brand sank und stellenweise bis zur Wasserlinie abbrannte. Sämtliche gefundenen Planken gehören wohl, mit Ausnahme der Planke Nr. 50, zu einem Schiff.
3.3 Andere Schiffsteile
Nördlich des eigentlichen Schiffswracks wurde ein gut 7m langes, entrindetes, aus einem Stamm gearbeitetes Rundholz gefunden. Das dicke Ende des Holzes wurde dachförmig zugeschlagen. Hierzu wurden Vermutungen angestellt, ob es sich dabei um einen Mast handeln könnte. Noch während der Untersuchungen im Sommer 1953 ging das Rundholz verloren und wurde nur auf einem Foto dokumentiert.
Die Planke Nr. 50, die nicht dem Wrack zugeordnet werden konnte, kann als mögliches Indiz eines größeren Schiffswracks im Südbassin des Haddebyer Noors gesehen werden.
3.4 Das Versenken des Schiffs
Dass ein Brand die Ursache des Sinkens des Schiffes war, lässt sich deutlich an den teilweise bis zur Wasserlinie abgebrannten Planken und Spanten erkennen. Der leichte Zugang zu Wasser lässt Vermuten, dass der Brand des Schiffes kein Zufall war.
Ole Crumlin-Pedersen hat zu dieser Frage einige Hypothesen aufgestellt. Denkbar wäre es, dass das Schiff angezündet wurde, weil es zu alt war und somit nicht abgewrackt werden musste. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass es bei einem Brand im Hafenviertel Feuer gefangen hat und zu der Stelle der Auffindung getrieben oder geschleppt wurde.
Als dritte Möglichkeit gibt Crumlin-Pedersen an, dass das Schiff bei einem Kampf in Brand geraten sein könnte. Ebenso möglich kann es gewesen sein, dass das Schiff als Brander funktionierte und mit brennbaren Materialien ausgestattet war, um gezielt eine Befestigung oder Barrikade zu zerstören. Die letzte Hypothese Crumlin-Pedersens sagt aus, dass das Schiff vielleicht auch ein Grabschiff einer hohen Persönlichkeit gewesen sein könnte, wie sie in der Skaldung Saga von den dänischen Sagenkönigen vorkamen.
Menschliche Skelettreste, die bei späteren Untersuchungen in der Nähe des Schiffes gefunden wurden, unter anderem ein Schädel mit einer Stichverletzung am Jochbein, sprechen für die Kampf oder Grabschiff Hypothese. Unklar ist aber auch, ob die Knochen überhaupt mit dem Schiff in Verbindung stehen oder nur zufällig in der Nähe gefunden worden.
3.5 Datierung
Eine genaue Datierung des Wracks erfolgte nicht. Neben dem Wrack wurden keine weiteren Gegenstände gefunden. Der Däne Crumlin-Pedersen stützt sich bei seiner Datierung auf die Typologischen Merkmale des Schiffswracks und verglich diese mit Schiffstypen aus der Wikingerzeit. Er kam zu dem Schluss, dass das vorliegende Wrack nach nordischer Schiffsbautradition gebaut wurde. Seine Datierung gibt den Zeitraum zwischen 800 und 1300 n.Chr. an, wobei seiner Meinung nach, das Wrack des Haithabuschiffes mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem 10. Oder 11. Jahrhundert stammt.
4. Das Bootkammergrab
Bei Ausgrabungen 1908 durch Friedrich Knorr wurde eine wikingerzeitliche Grabanlage gefunden. Die Anlage befindet sich etwa 250m südlich des Südtores von Haithabus Halbkreiswall und 150m nördlich des Vorwalls. Das Grab lag auf einer 15m hohen sandigen Geländenase und war als ovale Erhebung erkennbar. Heute ist auf dem Gebiet des Bootkammergrabes ein Wohngebäude mit anschließendem Garten errichtet.
4.1 Die Grabanlage
Der Ausgräber Friedrich Knorr schreibt folgendes über das Bootkammergrab:
„An beiden Enden des Bootes im Osten und Westen lagen die Nieten nur wenige cm unter der jetzigen Oberfläche und waren hier zum großen Teil in ihrer Lage gestört. In der Mitte lagen sie unregelmäßiger in Reihen, so dass man die Lage der Bootplanken, die jetzt völlig vergangen waren, deutlich erkennen konnte. Die Länge des Bootes muss mindestens 13m, die Breite unter 3m betragen haben. In der östlichen Hälfte des Bootes war unter demselben eine 3,75-2,50m messende aus Holz gezimmerte Kammer angelegt. Die Höhe derselben ließ sich nicht mehr feststellen, da das Boot und die darüberliegende Erde in die Kammer hineingestürzt war.“
Die aus Holz gezimmerte Kammer wurde noch einmal durch eine Bohle unterteilt und fasst drei Tote. Die beiden Kammern wurden A und B genannt. Die westliche Kammer, B, ist kleiner als Kammer A, enthielt aber die reicheren Beigaben, unter anderem eine Bronzeschale, ein Glasbecher, Pferdegeschirr aus Bronze und Eisen, Sporen, Pfeilbündel, ein verziertes Schwert, Reste zweier Schilde, Messer und sorgfältig gearbeiteten Schmuck aus Silberfiligran. In Kammer A befanden sich unter anderem ein verhältnismäßig gut erhaltener Holzeimer mit Eisenbeschlag, zwei Schildbuckel, ein Steigbügelpaar, Messer, zwei Pferdegeschirre und zwei Schwerter.
Die Körper aus den beiden Kammern sind völlig vergangen und über ihre Position kann nur noch anhand der Beigaben spekuliert werden. Angenommen wird jedoch, dass in Kammer A einer der Toten zwischen den beiden Schwertern lag und der zweite etwas östlich, so dass jeweils ein Schwert rechts neben den Toten lag. Der Tote aus Kammer B muss laut Knorr etwas nördlich der Bronzeschale gelegen haben, wegen des fettigen Bodens. Östlich der Holzkammer wurden in einer Grube, etwa 50cm tief, die Skelettreste von drei Pferden gefunden, die „ihren Herren nach Walhal folgen“ sollten.
4.2 Datierung
Über die Datierung des Bootkammergrabes herrscht einige Uneinigkeit. Laut Friedrich Knorr datiert das Grab in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts, allerdings begründet er nicht, wieso er dies denkt. Petersen hält diesen Ansatz für zu jung, betont aber gleichzeitig, dass das Grab aufgrund der Schwerter nicht vor 900 datieren kann. Arbman hält dagegen, dass zumindest eines der Schwerter
aus Kammer A wegen münzdatierter, altkroatischer Funde in die Zeit vor 800 zurückreichen kann.
Das Prachtschwert aus Kammer B datiert seiner Meinung nach in die Mitte des 9. Jahrhunderts. Herbert Jankuhn schließt sich der Meinung Petersens an, dass Knorrs Ansatz zu jung ist. Er hält die Mitte oder die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts für wahrscheinlich und bezieht sich in seiner Begründung auf eine unveröffentlichte Arbeit von Günther Haseloff.
4.3 Historische Deutung
Aus den reichen Beigaben der beiden Kammern folgert Jankuhn, dass es sich um ein Fürstengrab handeln könnte. Eine Verknüpfung mit einer historischen Persönlichkeit ist nicht möglich, da die Schwertgriffe, bei denen die Hoffnung bestand, es könnten Namen eingraviert sein, zu schwer beschädigt waren. Aufgrund der Ähnlichkeit der Kammer und ihrer Beigaben sieht Knorr eine Verbindung zu den Kammergräbern in Birka und bewog ihn zu der Annahme, dass dort schwedische Bewohner Haithabus beerdigt wurden.
Da zum damaligen Zeitpunkt noch keine Bootgräber in Dänemark gefunden worden waren, schloss Knorr eine dänische Persönlichkeit aus. Für ihn gehörte einer der Runensteine für Sigtrygg zu dem Grab. Der 1797, 750m östlich vom Grab, gefundene Runenstein kam für ihn am ehesten in Frage. Eine Identifizierung der Grabanlage mit Sigtrygg ist insofern fraglich, als dass Knorr Sigtrygg mit „dem 943 vor Paris gefallenen Setricus gleichsetzte“ und dem der späte Zeitansatz des Inventars entgegen steht.
Weitere Untersuchungen des Bootkammergrabes sind nicht möglich, da sich heute ein Wohngebäude mit anschließendem Garten auf der Fundstelle befindet. Eine Rekonstruktion nach den Zeichnungen von Friedrich Knorr ist in kleinem Maßstab im Wikinger-Museum in Busdorf zu finden.
5. Schluss
Zweifellos gehört Haithabu zu den archäologischen bedeutendsten Bodendenkmälern in Schleswig-Holstein. Das Bootkammergrab ist das einzige in Deutschland. Außerhalb Norwegens sind generell nur wenige Gräber dieser Art bekannt. Dennoch ist das Grab einzigartig, da normalerweise die Personen in einer Kammer im Boot bestattet wurden und das Boot nicht über die Grabkammer gelegt wurde.
Das Haithabuschiff gibt Aufschluss über die Bauweise damaliger Schiffe, sowie die Verwendung bestimmter Hölzer. Dennoch bleibt weiterhin die Frage offen, ob es sich um ein Grabschiff handelt oder in Zuge kriegerischer Handlungen in Brand geriet. Sollte es sich bei diesem Wrack um ein Kriegs- oder Verteidigungsschiff handeln, so zeigt dies, wie begehrt der Ort am Haddebyer Noor war.
1985 wurde in Busdorf bei Schleswig das Wikinger-Museum Haithabu eröffnet. Schwerpunkt des Museums ist – wie der Name schon verrät – die Archäologie und Geschichte der Siedlung Haithabu. Auf einem Teil der ursprünglichen Siedlungsfläche wurden sieben der dort gefundenen Häuser wieder aufgebaut . Ebenso wurden Bohlenwege verlegt. Der rekonstruierte Teil gehört mit zum Wikinger-Museum und kann besichtigt werden.
Die wikingerzeitliche Siedlung Haithabu ist sehr interessant und bietet noch viel Freiraum für mögliche Interpretationen einzelner Funde. Das Museum bietet zudem einen sehr guten Überblick für alle, die sich in die Geschichte Haithabus einfinden wollen. Die ausgestellten Stücke sind nicht nur schön anzusehen, sondern zeigen auch das damalige Maß der Kunstfertigkeit und die hohe Qualität des Handwerks.
Literaturverzeichnis
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Larlysia • Am 13.07.2019 um 21:28 Uhr • Mit 1. Kapitel verknüpft | |
Ein Herz für Achäologie <3 Die Einleitung hat mich jedenfalls schon in den Bann gezogen! Wenn ich mal Zeit habe, werde ich den Rest deiner Hausarbeit auf jeden Fall lesen - das Thema ist zu interessant, deine Hausarbeit nicht zu lesen! | ||
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