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Döner for One

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28.03.24 13:25
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

 

 

„… Scharfundmitalles?“, fragt Ali seinen späten Gast. Der nickt wortlos und gerät dabei besorgniserregend ins Schwanken.

„Sie sind zu Besuch in unsere schöne Stadt?“

„Romantik-Hotel“, brummelt der Fremde und verzieht dabei sein Gesicht, als stoße ihm etwas sauer auf.

„Schöne Hotel, Marshallah!“, ruft Ali und legt gleich eine Scheibe Schafskäse extra ins Fladenbrot.

„Jou, am Arsch samma!“, lallt der Gast und nickt nachhaltig. Sieht aus, als würde er gleich über den Tresen göbeln …

 

Drei Stunden zuvor: im Landgut Steierbichl, einem Romantik-Hotel. Wie jedes Jahr hat Detlef seine Ehefrau Elke mit einem besonderen Event zum Hochzeitstag überrascht. Diesmal ist es ein Wochenende in einem Romatik-Hotel. Beide sitzen im Hotel-Restaurant, bei einem Candle-Light-Dinner ...

 

Elke: … und ich dachte, du würdest mich mal in ein richtig schickes Hotel einladen!

Detlef: Also, ich finde es ganz passabel hier - für den Preis.

Elke: Hier sieht `s aus wie im Swingerclub.

Detlef: Wieso? Ist doch gemütlich, diese gedimmte Beleuchtung ...

Elke: Und dafür hab` ich mir die Beine rasiert!

Detlef: Nachher, im Whirlpool, werde ich das ausreichend zu würdigen wissen, Schatz.

Elke: Nenn mich nicht Schatz! Du weißt ganz genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn du so rumsülzt.

Detlef: Du könntest dich ruhig ein wenig zugänglicher zeigen. Es ist unser Hochzeitstag!

Elke: In dieser Edelpuff-Atmosphäre? Möchte nicht wissen, was das gekostet hat.

Detlef: War ein Schnäppchen: All inclusive, mit Sauna, Schwimmbad, Übernachtung, Candle-Light-Dinner … Ich setz das eh als Geschäftsreise ab. Nun mach dich mal locker, Elke und lass uns anstoßen: Auf das, was wir lieben!

Elke: Hä, hä …

Detlef: Was ist daran so komisch?

Elke: Im Kegelclub sagen wir immer: Auf die Männer, die wir lieben – und die Penner, die wir kriegen! Stößchen!

Detlef: Sehr witzig.

Elke: Was soll das hier werden: Rosenservietten, Rosentischdecke - der Bachelor für Arme? Kommt gleich `n Pakistani um die Ecke: „Wolle Rose kaufe …?“

Detlef: Mein Gott, bist du wieder zickig, heut Abend! Kriegst du deine Tage oder was?

Elke: Was willst du hören: Tolle Location, toller Typ … ?

Detlef: Du hast noch gar nichts zu meinem Anzug gesagt.

Elke: Du kennst meinen Geschmack.

Detlef: Was ist das jetzt für eine Antwort? Was gefällt dir an meinem neuen Anzug nicht?

Elke: Zu eng. Du siehst darin aus wie Wurst in Pelle. Wie Bastian Pastewka in: „Der Wixxer“.

Detlef: Herzlichen Dank.

Elke: Du hast gefragt.

Detlef: Der Wein hat Kork. Ich brauch jetzt was Ordentliches: Herr Ober, bitte einen Grappa!

Elke: Wohl bekomms. Denk an unseren letzten Restaurant-Besuch …

Detlef: Keine Ahnung, was du meinst.

Elke: … wo du dich heillos betrunken hast.

Detlef: Verstehe. Madame ist wieder bei ihrem Lieblingsthema.

Elke: Ich sage nur: Rinderfilet mit Marsala-Soße, Kressepüree neben Bohnen im Speckmantel ... an Bordsteinkante!

Detlef: Mein Gott, ich war erkältet und hatte Medikamente genommen!

Elke: Du warst hackedicht, mein Lieber.

Detlef: Du übertreibst, wie immer.

Elke: Ich übertreibe? Und wer hat sich später an der Dusche festgeklammert und dem Duschkopf gesagt, er soll aufhören zu weinen?

Detlef: Schön, dass in deinem Alter dein Gedächtnis noch so fabelhaft funktioniert.

Elke: Ich hab`s auch auf Video.

Detlef: Hast du das etwa ins Netz … ?

Elke: Und wenn? Wärst du dann nicht mehr der tolle Hecht in der Firma?

Detlef: Das traust du dich nicht, Elke. Und hör endlich auf, zu streiten. Nicht heute. Und nicht hier.

Elke: Guck dir den alten Sack am Nebentisch an. Der mit seiner blonden Tussi. Die ist garantiert zwanzig Jahre jünger als er.

Detlef: Eifersüchtig?

Elke: Und wenn?

Detlef: Wirst du es mich sicher gleich wissen lassen.

Elke: Ich wäre gern mal Geliebte - dann wäre ich mal Teil der Lösung und nicht des Problems.

Detlef: Interessant: Unsere Ehe ist also ein Problem?

Elke: Ach, entschuldige, ich hatte ja ganz vergessen: WIR haben ja keine Probleme. WIR haben Hochzeitstag!

Detlef: Kann man dir eigentlich irgendwas recht machen, Elke? Irgend etwas?

Elke: Mit dieser Absteige kannst du vielleicht deiner Sekretärin imponieren …

Detlef: Lass bitte Frau Engel aus dem Spiel. Sie hat dir nichts getan.

Elke: Die einen sagen so. Die anderen so.

Detlef: Was soll das denn nun wieder heißen?

Elke: Deine Gleichgültigkeit ist wie ... dachtest du wirklich, ich hätte nicht längst durchschaut, wie du dein wahres Ich hinter Lügen versteckst? Deine Veränderung ist offenkundig, sobald die Engel den Raum betritt. Hast du wirklich gedacht, ich merke es nicht, wenn du auf der Jagd bist, um deine Gier nach einem flüchtigen Flirt zu stillen – und das Halali deines selbstgefälligen, satten Grinsens, das du zur Schau trägst, wenn du mal wieder Beute gemacht hast?

Detlef: Es ist nicht das, wonach es aussieht, Elke. Nur ein kleiner Flirt ...

Elke: Der sich jedes mal anfühlt, wie sterben. Als würdest du deine Liebe von mir abziehen und an jemand anderen verschenken.

Detlef: Wieso hast du nichts gesagt, ich hätte doch …

Elke: Gelogen? So wie du mich immer anlügst, wenn ich dir auf die Schliche komme? Mein Gott, wie du mich anödest. Ich sollte mich einfach von dir trennen.

Detlef: Und warum hast du's dann nicht schon längst getan?

Elke: Weil ich Angst habe. Weil ich nicht sicher bin, ob das, was von mir ohne dich bleibt, zum eigenen Überleben reicht.

Detlef: … (schweigt betreten)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

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