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Wenn der Ossi die Keule schwingt

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23.02.25 21:47
6 Ab 6 Jahren
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Am 09.11.1989 hatte der Film Coming Out im Berliner Kino International Premiere. Zeitgleich fiel die Mauer. Auf der Leinwand verliebte sich, erstmals in einem DDR-Film, ein Mann in einen anderen und stand am Ende auch zu sich selbst. Ja, sagte er, entschlossen in die Kamera blickend.

Charlotte von Mahlsdorf sagte später in einem Interview, dass an diesem Abend nicht nur die Liebe, sondern das ganze Land sein Coming out gehabt habe. Doch ein Coming out ist das öffentliche Bekenntnis zu sich selbst. Das allerdings fand bereits am 04.11.1989 auf dem Alexanderplatz statt. Am 09.11. wurde es indes unter Mauertrümmern begraben.

Seit nunmehr 35 Jahren ist der Unrechtsstaat Fakt. Absurd die Frage nach einem demokratischen Sozialismus, denn: Sozialismus gleich Diktatur. Einzig die Ostalgie wird lächelnd toleriert. Wenn DDR, dann aber nur noch als Amüsement. Stasi inklusive.

Am 04.11.1989 versammelten sich 600.000 Menschen auf dem Berliner Alexanderplatz und traten für eine Demokratisierung des Systems ein.

Vergessen!

Stattdessen: Ihr müsst Demokratie erst einmal lernen!

Eine sich ihrer selbst wieder bewusstwerdende Kultur wirkt auch politisch, indem sie den Sprung vom verdruckst geflüsterten: Es war ja hier nicht alles schlecht! hin zur politischen Teilhabe wagt, um so der gepredigten Alternativlosigkeit des Kapitalismus den Kampf anzusagen.

 

„Kunst ist Waffe!“

Dieser Satz stammt von Friedrich Wolf. Kunst müsse, wenn sie sich Kunst nennen wolle, immer den Anspruch haben, etwas bewegen zu wollen – und nicht nur das: Dem Kommunisten Wolf ging es um nichts Geringeres als um die Wandlung einer zutiefst zerrütteten, menschenfeindlichen Welt hin zu einer friedlichen.

Heute gilt gleichermaßen: Kultur ist Waffe! Sie ist ein Bollwerk gegen jene, die ihr Deutschland first! am lautesten in ostdeutschen Provinzen ertönen lassen können. Ein Bollwerk auch gegen deren geistige Brandstifter, die einen jahrzehntelangen Prozess der Abwertung und Dämonisierung in Gang setzten. Gegen ein von neoliberaler Ideologie zerfressenes System.

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Kapitel: 3
Sätze: 20
Wörter: 306
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Kurzbeschreibung

Erinnerung an die DDR.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Bildung auch in den Genres Historik, Alltag, Ironie und Nachdenkliches gelistet.

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