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"Normal" sein ... der Norm entsprechen. Ein erstrebenswertes Ziel?

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15.01.20 08:40
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Normal sein – der „Norm“ entsprechen

Dies ist eine eigene Einschätzung und hat nicht den Anspruch allgemein gültig zu sein. Auch wenn ich es manchmal im Text so formuliere. Es ist nur MEINE Wahrheit, es könnte jedoch sein, dass sie für Euch auch zutrifft.

Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken: „Ich will einfach nur normal sein“.

Aber was bedeutet das eigentlich?

Streng genommen bedeutet das doch, dass man der Norm entspricht. Aber welcher Norm? Wer hat sie aufgestellt? Aufgestellt hat diese „Norm“ die Gesellschaft um uns herum. Über Jahre erlerntes und akzeptiertes Verhalten, wird zur „Norm“.

Und wenn man anders ist, dieser Norm plötzlich nicht mehr entspricht, birgt das die Gefahr, dass man sich nicht zugehörig fühlt. Schlimmer noch… dauerhaft kann man sich derart „nicht wohl fühlen“, dass man krank wird. Eine Depression entwickelt. Das Schlimme ist, es ist ein schleichender Prozess, den man nicht wahrnimmt. Über die Jahre erlernt man bestimmtes Verhalten. Man erlernt es von seiner Familie – das ist der erste Bezugspunkt im Leben, von dem man etwas „erlernt“ - und man lernt es von seinen Freunden.

Fakt ist, man wird von frühster Kindheit an in diese „Norm“ gepresst, weil das eben so ist und alle anderen damit klar zu kommen scheinen. Das machen die Menschen um uns herum nicht mit böser Absicht.

Irgendwann in diesem Lebenslauf entscheidet es sich dann, ob man damit klar kommt, entsprechend dieser „Norm“ zu leben und sich sozusagen innerhalb dieser Grenzen seinen eigenen kleinen Freiraum zu schaffen… oder ob man nicht damit zurechtkommt, sich falsch fühlt und dann auch falsch verstanden fühlt… Das ist alles erst einmal „nur ein Gefühl“. Nicht definierbar aber irgendwie unterschwellig immer da. In jungen Jahren kompensiert man das dann evtl. durch den Genuss von Alkohol und Drogen, durch viel zu viel Sport und generell durch viel zu viel Aktivität. Das macht dann aber erst recht krank. Man bekommt nichts mehr auf die Reihe und verschwindet im Sumpf der Depression.

Also entscheidet man sich auch nicht bewusst für diese „Norm“ oder dagegen. Das ist ein schleichender Prozess, der sich über Jahre entwickelt. Man ist einfach „dabei“ oder nicht. Und niemand nimmt das bewusst wahr.

Wenn man dann irgendwann beginnt, sich immer wieder zu hinterfragen. Wenn man immer wieder an sich zweifelt… ohne erkennbaren Grund aber mit einer unerklärlichen Vehemenz. Wenn man bei nahezu jeder Gelegenheit spürt, dass irgendetwas nicht stimmt mit der Welt oder doch mit sich selbst? Wenn sich Unverständnis gegenüber der Welt, des Handelns der Menschen um einen herum, den Erwartungen der Menschen um einen herum aber meistens der eigenen Erwartungen an sich selbst zeigt, ist man alles aber nicht „normal“ im Sinne der „Norm“ entsprechend. Was aber dann tun? Ausbrechen ist nicht ohne weiteres möglich. Man ist ja gefangen in der „Norm“ und hat Angst seinen Status zu verlieren… genau den Status, von dem man überzeugt ist, ihn überhaupt nicht haben zu müssen oder zu wollen.

Normal sein ist meiner Meinung nach ein sehr dummes Wort. Normal zu sein bedeutet „nicht individuell“ sondern ein Teil einer Masse zu sein, deren ungeschrieben Regeln man befolgt und sich nicht traut, anders zu sein. Regeln wie zum Beispiel regelmäßig die Miete zu überweisen, an der Kasse seinen Einkauf zu bezahlen, arbeiten zu gehen um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen (ist wie früher auf die Jagd gehen, um etwas zu essen zu haben), sich weiter zu bilden, ausbilden zu lassen um Teil des Erwerbslebens zu sein aber auch um sich selbst weiter zu entwickeln. Anderen ihre Meinung zu lassen auch wenn sie einem selbst nicht gefällt… Gute Regeln aber auch schlechte. Das ist individuell verschieden.

Wer es schafft innerhalb dieser Norm zu leben und sich dennoch seine Individualität bewahren kann, wer es schafft, seine eigenen Neigungen und Wünsche eingebettet in dieser Norm zu leben und immer zu wissen - „Ich kann auch anders“ - der hat aus meiner Sicht ein sehr gesundes Verhältnis zwischen der Norm und der Individualität gefunden. Immer wissend, dass dieser Prozess wieder neu angestoßen werden muss und sich Zustände und Persönlichkeiten auch ändern können… alle paar Jahre mal einen Break machen und den Zustand und die Individualität überprüfen. Selbst entscheiden, wie viel man von sich aufgibt um beispielsweise in einer Beziehung leben zu können. (Man gibt immer etwas auf, wenn man in Beziehungen lebt. Das ist der Sinn einer Beziehung und nichts falsches)

Ich möchte gerne akzeptieren, das ich nicht normal bin…

 

 

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Diese Story wird neben Religion, Glaube, Ethik auch in den Genres Regionales, Soziales, Gesundheit und gelistet.