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Weshalb Triggerwarnungen alles andere als nerviges SJW-Blabla sind

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12.05.20 12:21
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Neulich wurde ich beim Lesen mal wieder unerwartet und ziemlich heftig getriggert. Und ich war wütend. So richtig. Denn es ließe sich so einfach vermeiden! Ich verstehe wirklich nicht, warum sich Leute mit Händen und Füßen gegen eine Triggerwarnung oder sagen wir ganz neutral gegen einen Inhaltshinweis sperren. Solche Hinweise können andere Menschen vor Schäden bewahren, psychischen wie physischen, und denen, die solcher Hinweise nicht benötigen, schaden drei Zeilen im Impressum eines Buches nun wirklich nicht. Aus dem Bauch heraus und ziemlich frei will ich hier meine Gedanken und ein wenig auch meinen Frust zu diesem Thema aufschreiben.

Beginnen wir mit einem Fallbeispiel, das einige gute Zitate liefert, die mir zeigen, dass solch ein Blogpost von Nöten ist. Erinnert ihr euch an meine Rezension zu »Weil du mir guttust« von David Schwamborn? Mit ziemlicher Sicherheit, ist immerhin doch recht unerwartet durch die Decke gegangen. Mal ein paar Zahlen zu dieser Rezension. Word zählt mir 3377 Wörter. Von diesen über 3000 Wörtern lauten genau 2 (in Worten: ZWEI) »Triggerwarnung«; es sind drei mit der Ergänzung, die ich ein wenig später hinzufügte. Diese drei tauchen nun in folgenden Kontexten auf:

  • »In diesem Buch gibt es ohne Triggerwarnung SVV (selbstverletzendes Verhalten, hier ritzen), unsensiblen Umgang mit Homosexualität und Transsexualität und Sexismus sowie noch so einige Dinge mehr, derentwegen ich nicht will, dass diese verunglückte Aneinanderreihung von gepeinigten Wörtern irgendeine Art von positiver Aufmerksamkeit (oder überhaupt groß Aufmerksamkeit) bekommt.«
  • »Dasselbe mit SVV, die übrigens nicht mit Triggerwarnung versehen wurde.«
  • »*Änderung 6.12.17: Gut, streng genommen müsste hier vor allem eine Triggerwarnung vor massivst unsensiblem Umgang mit sensiblen Themen stehen und nicht unbedingt eine wegen des SVV.«

Nebst dem Umstand, dass mir Bildniveau vorgeworfen wurde, weil ich im Posttitel den Hinweis setzte, dass die Rezension ein bitterböser Verriss ist, fand sie auch ihren Weg in Klopfers Web [1]. Und hier wird es für diesen Post interessant.

Ich möchte noch einmal betonen, dass dies mir wirklich nur als Fallbeispiel für die allgemeine Thematik dient, warum ich Triggerwarnungen nicht nur als höfliches Entgegenkommen sondern durchaus als notwendig erachte. Ich möchte damit niemanden an den Pranger stellen und möchte auch nicht, dass, obgleich die Usernamen in den Kommentaren auf Klopfers Web anonym sind, diesen Menschen hinter den Bildschirmen böse Dinge unterstellt werden.

»"In diesem Buch gibt es ohne Triggerwarnung (...)" und zu diesem Zeitpunkt habe ich schon keinen Bock mehr, weiterzulesen.

 

Blogger, die eine "Triggerwarnung" brauchen, weil sie plötzlich jede Lebensfähigkeit verlieren, sobald sie irgendwo eines furchtbaren Wortes, das sie "sehr mitnimmt", gewahr werden, sollte man nicht an einen Computer lassen, sondern irgendwo anleinen. Weia.«

»[…] vor allem diese Unsitte der Triggerwarnung hat mich direkt wütend getriggert.«

» - "Triggerwarnung"

- Laberfach- Germanistik-Student

- Grammatiknazi raushängen lassen, obwohl man die Sprache offensichtlich selber nicht 100% beherrscht

- Offensichtlich Ossi ("Konsum", wer sagt denn sowas?!)

Ich fühle mich heftig getriggert und hätte eine Triggerwarnung gebraucht ob dieser "Rezension".«

»Ich bin da nicht ganz rational, zugegebenermaßen, aber beim Wort "Trigger" hab ich einfach einen wunden Punkt.«

»"Triggerwarnungen" sind SJW-Sprech, und hinter SJW-Sprech steht SJW-Denke. Damit ist wohl alles gesagt.«

Und damit ist in der Tat eigentlich alles gesagt, warum ich solch einen Blogpost wie diesen hier als notwendig erachte. Immerhin wurde ich als Person (!) auch als »schlechter als Stephon Rudel« bezeichnet *lach*

SJW als Abkürzung für Social Justice Warrior hat eine abwertende Konnotation und wird häufig für Menschen bezeichnet, die einen zum Beispiel als sexistisch beschimpfen, weil man das Gendersternchen vergessen hat, und damit am eigentlichen Thema völlig oder teils vorbei diskutieren und in einem Übermaß pikiert sind. Wenn Menschen, die um ihr eigenes Seelenheil besorgt sind, wenn sie unerwartet zum Beispiel eine grafische Beschreibung von selbstverletzendem Verhalten (SVV) lesen, als SJWs bezeichnet werden, dann muss noch so einige Aufklärung geleistet werden im Bereich der psychischen Erkrankungen, Gewalt und Missbrauch! Das jüngste und deutlichste Beispiel ist die bayrische Landesregierung, die das Psychiatriegesetz erlassen wollte, in dem depressive Menschen wie ich als potenziell fremdgefährdend eingestuft werden.

Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass ein einziges Wort, das auf über 3000 Wörtern genau dreimal auftaucht und damit definitiv nicht der Hauptfokus des Textes ist, der Trigger für so viele Kommentare ist.

Wie der eine oder andere vielleicht mittlerweile weiß, bin ich selbst psychisch erkrankt und leide an Depression und verschiedenen Angsstörungen. Ich springe daher selbst sehr stark auf solche Trigger an und muss sogar erst noch lernen, meine Trigger bewusst wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen. Der psychische und teils auch körperliche Missbrauch des Mädchens Alice aus dem jüngst erschienen Spiel »Detroit: Become Human« hat mich emotional sehr stark mitgenommen: Es war ein Trigger, der mich kurzzeitig in meine üblichen Krankheitsmuster versetzte. Noch härter trifft es mich, wie es jüngst passierte, wenn ich unerwartet auf die grafische Beschreibung von SVV stoße. Und die Serie und das Buch »13 Reasons Why« meide ich wegen der Selbstmordthematik lieber gleich großzügig.

Ich kann nicht immer riechen, was mich in einem Roman erwartet. Bei »13 Reasons Why«  weiß ich es, aber das ist eines der wenigen Beispiele, weil potenziell triggernde Themen hier der Dreh- und Angelpunkt der Handlung sind. Manchmal steht es auch schon im Klappentext, wie es bei »Der Schatten in mir« von Christian Milkus der Fall ist: »Ich heiße Salya, und ein Schatten liegt auf meiner Seele. Ich verletze mich selbst, um diese Welt ertragen zu können.« [Quelle: Amazon] Aber in den meisten Fällen bin ich nicht in der angenehmen Lage, solche Themen meiden zu können, bis ich mich in der Lage fühle, mit ihnen umzugehen. Vor allem dann nicht, wenn ich ganz entspannt ein seichtes Buch lesen will und dann völlig aus der Kalten mit den Dämonen in meinem Kopf konfrontiert werde. Das genaue Gegenteil von dem, was ich eigentlich wollte!

Natürlich kann man recherchieren, Rezensionen lesen und suchen, ob das Buch einen in irgendeiner Weise triggern könnte, wenn nicht ein entsprechender Hinweis dabei steht. Aber will ich das wirklich? Will ich wirklich jedem Buch umfassend hinterher recherchieren, ob es mich triggern könnte? Ich lese, wenn ich eine gute Phase habe, locker zwei bis drei Bücher in der Woche. Abgesehen von dem Aufwand, der unweigerlich folgen und mir mit Sicherheit sehr viel Spaß am Lesen nehmen würde: Ich gehe sehr gern unbedarft an Bücher heran und möchte mich nicht vorab schon von anderen Lesermeinungen zu dem Buch beeinflussen lassen. Einfach drauf los lesen und gucken, was passiert. Die Liste der Bücher, die mich in der Vergangenheit getriggert haben, ist bedeutend kürzer, als die Liste aller Bücher, die ich bereits gelesen habe. Trotzdem haben genau diese Bücher stets einen sehr bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

Jüngst las ich »Minusgefühle« von Jana Seelig, ein Erfahrungsbericht einer jungen Frau, die ebenfalls mit Depressionen zu kämpfen hat. Allein anhand des Themas liegt sehr nahe, dass in dem Buch viele potenziell triggernde Themen wie auch SVV und Suizidalität behandelt werden; auch wenn es nicht selbstverständlich ist, Suizidalität und SVV sind keines der Kardinalsymptome von Depression und jeder Krankheitsverlauf ist individuell. Trotzdem ging dem Buch eine umfassende Triggerwarnung voraus, die ich hier gern zitieren möchte: »Dieses Buch enthält sensible Themeninhalte wie psychische und körperliche Gewalt, Suizidalität, Rassismus, Sexismus, Drogen- und Alkoholmissbrauch. Die Wertung der verschiedenen Situationen ist persönlich, beschreibt die zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden Gefühle und ist in keinem Fall als rational anzusehen.« [Quelle: »Minusgefühle« von Jana Seelig]

Jetzt frage ich jeden, der das hier liest: Hat es dir in irgendeiner Weise geschadet, einen Inhaltshinweis zu einem Buch zu lesen, das du wahrscheinlich nicht einmal kennst, geschweige denn gelesen hast? Hat dich dieser Hinweis gespoilert? Hat er dir die Lesefreude genommen? Oder gehörst du jetzt angeleint, weil du vielleicht sogar solch einen Hinweis für gut befindest? Sollte man dir jetzt deswegen dein Recht auf Selbstbestimmung wegnehmen?

Zitate wie die, die ich Klopfers Web entnahm, sind keine seltenen Aussagen, die man zu diesem Thema findet. Dieselbe Rezension, die das lostrat, fand (wenn auch ohne konkrete Erwähnung) ihren Weg in diverse Facebook Diskussionen, wo wieder einmal drei Wörter aus über 3000 zum Brennpunkt wurden. Auch da fielen immer wieder ähnliche Aussagen. Leute, die Triggerwarnungen »brauchen«, sollen halt nicht lesen. Die sollen sich nicht so haben. Das spoilert doch! Ist alles unnötig!

Nein! Nein! Und nochmals nein! Es macht mich wütend, dass Leute so sehr auf Menschen mit psychischen Krankheiten so sehr herumtrampeln und sich die Freiheit, nein, Frechheit herausnehmen, so über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden und ihre Gefühle zu missachten!

Wirklich: Ein kleiner, allgemeiner Inhaltshinweis im Impressum des Buches, das die meisten eh überblättern, schadet niemandem. Er spoilert nicht, nimmt keine Lesefreude und bewahrt einige Menschen vor Schäden ihrer Psyche. Menschen, die eine Triggerwarnung »brauchen«, sind sehr wohl selbstbestimmte, selbstständig denkende Personen, die sehr gut selbst entscheiden können, was ihnen gut tut und was ihnen eher schadet. Sie können, wenn sie wissen, womit sie rechnen können, hervorragend selbst für sich entscheiden, ob sie sich den folgenden Inhalt zutrauen oder nicht. Und wenn nicht, dann lassen sie es eben.

Aber sie müssen es im Vorfeld einfach wissen!

Ich verstehe es nicht. Ich verstehe wirklich nicht, was an einer simplen Triggerwarnung so schlimm sein kann, dass sie solch große Empörungsschreie hervorruft. Wem schadet sie? Niemandem! Wem nützt sie? Einer ganzen Menge Leute!

Jetzt seid ihr dran! Hattet ihr schon einmal Berührungspunkte mit dem Thema? Hätte euch ein Inhaltshinweis vielleicht sogar davon abgehalten, das entsprechende Buch zu diesem Zeitpunkt zu lesen? Oder haltet ihr das alles für Quark?

 

 

Ein kleines P.S. mit Offtopic: Die oben zitierten Aussagen, die auch teils gegen mich als Person zielten und nichts mehr mit der Rezension zu tun hatten (O-Ton: »"Der Buchdrache" ist schlechter als Stefon Rudel.«), erreichten mich in einer Phase, in denen ich mich den schlimmsten Dämonen in meinem Kopf stellen musste, in der es mir so schlecht ging wie noch nie in meinem Leben, einer Phase, aus der ich beinahe nicht mehr heraus gekommen wäre. Ich sah in meiner Blogstatistik, dass mein Blog Aufrufe über Klopfers Web erhielt, war neugierig, wieso er da gelandet war, schaute nichts Böses ahnend nach und wurde mit solchen Aussagen konfrontiert, man solle mich doch besser anleinen, statt mich an einen PC und ins Internet zu lassen. Ich las gar nicht erst weiter, aber der Schaden war bereits angerichtet. Seid rücksichtsvoller, auch im Netz! Am anderen Ende der Leitung sitzt immer auch ein denkender und fühlender Mensch mit Emotionen. Jeder hat seinen Packen zu tragen und ihr wisst niemals, wie groß der Rucksack des anderen wirklich ist. Meiner hätte mich in der Zeit beinahe unter Wasser gezogen, und das packte noch einige dicke Wackersteine zusätzlich mit hinein.

 

 

[1] Zuletzt aufgerufen am 19.6.18

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Vampyrsouls Profilbild
Vampyrsoul Am 10.07.2018 um 15:34 Uhr
Hi,

erst einmal möchte ich dir sagen, dass mir dein kleiner Essay sehr gut gefallen hat. Gerade solche Informationen von Betroffenen finde ich wichtig, damit diejenigen, die – wie ich auch – Glück haben, keine Triggerwarnungen zu brauchen, auch nachvollziehen können, warum es eben diese braucht.

Ich selbst bin generell bei Triggerwarnungen etwas zwiegespalten. Ich verstehe, dass es genug Menschen sie „brauchen“, weil die falschen Themen zur falschen Zeit bei ihnen Wunden aufbrechen oder vergrößern können, sehe aber durchaus auch ein paar Nachteile darin, die ich hier mal aus meiner Sicht darlegen möchte (da ich keine Bücher verlege, sondern nur online schreibe, kann ich auch nur eher darauf eingehen):

1. Die meisten Menschen, die Triggerwarnungen fordern, fordern diese „zu recht“, um selbst entscheiden zu können, ob sie sich den Stoff im Moment zutrauen oder nicht.
Dennoch gibt es eben auch solche, die das ganze ad absurdum führen. Man kann nicht in ein Forum über Depressionen oder für Borderline-Patienten gehen und sich darüber aufregen, wenn jemand nur das WORT „SVV“ benutzt (ohne graphische Beschreibung, ohne Nennung einer Praktik) ohne vorher zu warnen. Aber genau das ist mir auch schon untergekommen (in einem etwas anderen Kontext, aber vom Sinn her bleibt es gleich, das Geschrei bezog sich auch nur auf die Nennung eines Wortes). Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn sich dann einige denken: „Das ist mir zu blöd, ich schreibe keine Triggerwarnungen, die Leute haben doch einfach nur einen an der Klatsche.“ Wenn man schon vom Lesen eines einzigen Wortes so arg getriggert wird, dann sollte man Kontexte meiden, in denen das Wort nun einmal zwangsweise häufig vorkommt und nicht versuchen die Verantwortung auf andere abzuwälzen.
Daher: Triggerwarnungen ja, aber solch übertriebene Forderungen haben dann nichts mehr mit Selbstverantwortung zu tun, sondern machen das Ganze einfach lächerlich. [Zur Klarstellung: das heißt nicht, dass ich dir das unterstelle, ich kenne das Buch nicht, um das es geht, und dein Text macht auch deutlich, dass du nicht zu eben jenen Personen gehörst.]

2. Das Argument, Triggerwarnungen würden nichts vorwegnehmen, sehe ich nur als bedingt gültig.
Sicher, wenn es in dem Buch um jemanden geht, der unter etwas leidet, das für viele triggernd sein kann, oder etwas in der Richtung verarbeiten muss, dann ist das ein Thema, das sich durchzieht und bei dem mMn auch wirklich gewarnt werden sollte.
Dann gibt es jedoch auch Situationen in denen eben eine vorherige Warnung doch zu viel verraten würde. Hier kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Ich hab keine gesetzt und würde es jederzeit wieder tun.
Warum? In der Geschichte geht es darum, dass sich erst nach und nach herausstellt, dass der oberflächlich recht fürsorgliche Freund des Protagonisten krankhaft eifersüchtig ist und sich der Zuneigung des Charakters körperlich versichert. Anfangs noch durch eher unterschwellige Grenzüberschreitungen, letztendlich aber auch gegen den Willen des Protagonisten. Für die meisten Leser kam das letztendlich genauso unvorbereitet wie für den Charakter. Eine vorherige Triggerwarnung vor sexuellem Missbrauch hätte genau diesen Effekt mMn aber nicht hervorrufen können. Zumal ich der Meinung bin, wenn jemand wirklich auf dieses Thema „empfindlich“ reagiert, dann bemerkt er es auch schon bei den unterschwelligen Überschreitungen und kann sich überlegen, ob man weiterließt oder nicht. So zumindest auch die Rückmeldung der Leser: Viele haben die vorherigen Überschreitungen nicht als solche gelesen, fanden aber auch die Gewalt nicht als triggernd, während diejenigen, die das Ende als potentiell triggernd empfanden, durchaus schon vorher gesehen haben, dass es dazu kommen könnte.

Daraus ergeben sich auch meine Kriterien, ob ich eine Triggerwarnung setze:
- Kommt es wirklich zu einer triggernden Handlung? Oder wird nur darüber nachgedacht/ die Handlung vorher unterbrochen etc.
- Wird die Handlung wirklich beschrieben? Wenn ein Charakter nur erzählt, er hätte Drogen genommen, aber es wird nicht beschrieben, braucht das mMn keine Warnung.
- Welche Rolle spielt die eventuell triggernde Handlung und würde ein Trigger ganz zum Anfang zu viel verraten? Kann man eventuell auch (natürlich nur bei Onlinegeschichten möglich) eine Warnung erst vor das entsprechende Kapitel setzen?

Dennoch bin ich immer bereit, mich mit Betroffenen zusammen zu setzen, wenn jemandem eine Warnung fehlt oder ein Thema unsensibel behandelt wurde, damit man zusammen schauen kann, wie sich das entsprechend abändern lässt und alle Parteien zufrieden sind.

Ich hoffe,ich hab nichts vergessen und bin mit meiner Meinung niemandem auf dem Schlips getreten, ansonsten darf man mir gerne alles mögliche an den Kopf werfen ;)

Liebe Grüße,
Vampyrsoul
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Elenyafinwes Profilbild
Elenyafinwe
M
(Autor)
Am 10.07.2018 um 16:23 Uhr
Hallo,
seufz, jetzt hatte ich schon ne Menge getippt und dann war es weg, also noch mal :D Erstens danke für deinen Kommentar und die Bewertung, hat mich sehr gefreut!

Zweitens schreibst du hier mit einer Betroffenen ^^ Ich habe selbst emotionalen Missbrauch erlebt (woraus eine Erkrankung an Depression, Soziophobie und Agoraphobie mit stationärem Aufenthalt resultierte) und allein der Gedanke an SVV eines Protagonisten triggert mich, geschweige denn die Ausführung. Was schon einmal zeigt, dass die entsprechende Handlung nicht immer erst ausgeführt werden muss, um triggernd wirken zu können. Jeder ist da im Endeffekt anders und jeder hat andere Trigger, die einen in sein Krankheitsmuster versetzen, aber es bedarf nicht immer einer konkreten Handlung, um einen Trigger auszulösen.

Ohne deine konkrete Geschichte zu kennen, kannst du da die zwei Argumente gegeneinander aufwiegen: Will ich Leute die Möglichkeit geben, sich vor Schaden zu bewahren, oder will ich sie lieber gar nicht spoilern? Ich denke, dass ein "In dieser Geschichte wird sexueller und emotionaler Missbrauch thematisiert und es kommt zur Ausführung der Tat" (oder in der Art) so allgemein ist, dass es nicht spoilern kann. Das verrät ja nichts über die genauen Umstände, wie es dazu kam, wen es betrifft. Nur dass das allgemein ein Thema ist in dem Text. Genau wie die Triggerwarnung von Minusgefühle ebenfalls eigentlich nichts zum tatsächlichen Inhalt des Buches verrät und da war der Kontext ja auch klar. Für mich, ganz klar, überwiegt die Seite des vor Schaden bewahren.

"Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn sich dann einige denken: „Das ist mir zu blöd, ich schreibe keine Triggerwarnungen, die Leute haben doch einfach nur einen an der Klatsche.“" Doch, muss man. Zum einen ist das ableistisch, und zum anderen zeigen die von mir im Post zitierten Aussagen, dass es noch immer genug, Verzeihung, unsensible Trottel und Trampel gibt, die einen Scheiß auf die Emotionen ihrer Mitmenschen geben. Und das wundert mich in der Tat, weil ich keinerlei Probleme mit CNs sehe und die niemandem schaden. Klar, eine CN zu setzen, ohne zu sagen, weshalb, ist Schwachsinn, da hat jemand das Kernproblem nicht verstanden.
lg Auctrix
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Niloducks Profilbild
Niloduck Am 09.07.2018 um 19:25 Uhr
Es gibt bei Triggerwarnungen immer diesen einen Punkt, den ich am Wichtigsten finde und den du auch hier angesprochen hast: "Was nehmen diese Warnungen einem eigentlich weg, wenn man denkt man braucht sie nicht?"

Antwort: Nichts.
Man braucht sie nicht lesen und die Leute die so vor dem Inhalt gewarnt werden, können das Buch in einem Moment lesen wo sie wissen, dass sie mit den dargestellten Themen klar kommen oder können sich anders entscheiden.
Auf der Rückseite von Videospielen gibt es die Hinweise auf Gewalt, sexuelle Darstellungen, Drogen usw. schließlich auch schon eine ganze Weile. Explicit-Label auf Musik und die Richtlinien bei Filmen genauso. Warum nicht auch bei Büchern?
Meiner Meinung wäre das auch eine gute Lösung für Bücher, die keine zeitgemäßen Ausdrücke mehr verwenden. Eine kurze Erklärung an den Anfang, dass einige Inhalte und Ausdrucksweisen aus bestimmten Gründen nicht mehr verwendet werden, das Buch im Original aber erhalten werden soll und vielleicht noch ein Hinweis auf eine Website, die das Problem näher erklärt.

Bisschen abgeschweift, aber gut. :D
Langsam habe ich das Gefühl, dass die Leute die sich einfach über das Wort "Triggerwarnung" aufregen, es nur noch aus einem Reflex heraus tun und nicht wirklich reflektieren, für was man das Konzept eigentlich nutzen kann. Da greift dann wirklich ohne Nachzudenken: "Das haben wir schon immer so gemacht, wozu ändern?" Dann natürlich der Hintergrund des Wortes, der Missbrauch den es von bestimmten Gruppen erfahren hat und die dauernde Abwertung, die es nun erfährt. Dass es ein Anglizismus ist, setzt für manche Leute natürlich noch die Krone auf.

Alles in allem nennst du hier gute Gründe, warum es wichtig wäre, dass vielleicht ein Umdenken stattfindet und das man ein bisschen über den Tellerrand schauen sollte, denn die meisten Leute scheinen ja wirklich davon auszugehen, dass solange es sie nicht betrifft, man sich auch nicht damit befassen muss und sich lieber lustig darüber macht.

Auf jeden Fall ein guter Text, der aufzeigt das Triggerwarnungen vielleicht gar nicht so überflüssig sind, wie manche Leute behaupten.

Liebe Grüße,
Niloduck
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Elenyafinwe
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(Autor)
Am 10.07.2018 um 16:00 Uhr
Hallo,

vielen Dank für deinen Kommentar und die Bewertung! Hat mich sehr gefreut :)
Und ja, es liegt doch eine gewisse Ironie darin, dass Leute vom Wort "Trigger" wütend getriggert werden.
Über solche Label hab ich auch schon nachgedacht. So ein ähnliches Tagsystem wie SH oder ao3 es haben. Aber so eine Datenbank müsste erst mal angelegt und gepflegt werden. Ich fänd's richtig cool, wenn es so etwas gäbe, aber das umzusetzen, würde wahrscheinlich ne Menge Menge Arbeit machen :(

lg Auctrix
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Neulich wurde ich beim Lesen mal wieder unerwartet und ziemlich heftig getriggert. Und ich war wütend. So richtig. Denn es ließe sich so einfach vermeiden! Ich verstehe wirklich nicht, warum sich Leute mit Händen und Füßen gegen eine Triggerwarnung oder sagen wir ganz neutral gegen einen Inhaltshinweis sperren. Solche Hinweise können andere Menschen vor Schäden bewahren, psychischen wie physischen, und denen, die solcher Hinweise nicht benötigen, schaden drei Zeilen im Impressum eines Buches nun wirklich nicht. Aus dem Bauch heraus und ziemlich frei will ich hier meine Gedanken und ein wenig auch meinen Frust zu diesem Thema aufschreiben.

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