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Wahrscheinlich ist es seltsam sowas hier zu posten, aber da ich mich vor ein paar Tagen mit ehemaligen Klassenkameraden aus der Berufsschule getroffen habe und dort erfahren habe, dass die zum Teil Samstags arbeiten müssen, weil sie so unterbesetzt sind, dachte ich, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, mal den Beruf „Patentanwaltsfachangestellte“ vorzustellen. In diesem Bereich werden wie verrückt Leute gesucht.
Ich denke mal, dass viele von euch den Beruf „Rechtsanwaltsfachangestellte“ kennen und der ein oder andere hat auch schon mal was von „Notar-/Steuerfachangestellte“ gehört. Und ich denke Mal, viele wissen auch, dass es sowas wie Patente gibt. Tja, und für Patente gibt es auch Anwälte – an dieser Stelle möchte ich betonen, dass der Werdegang eines Rechtsanwalts und eines Patentanwalts verschieden sind und ein Patentanwalt kein „richtiger“ Anwalt ist. Ein Patentanwalt kümmert sich um die Einreichung von Patenten, Marken, Gebrauchsmustern und Designs (Geschmacksmustern) sowie um die Beantwortung von möglichen (Mängel-)Bescheiden.
Was macht eine Patentanwaltsfachangestellt? Einfach ausgedrückt, hilft sie dem Patentanwalt dabei. Wie sie das macht? Das hängt ein bisschen damit zusammen, wie die Kanzlei aufgebaut ist. Hier aber ein paar mögliche Arbeitsaufgaben:
Je nachdem wie die Kanzlei aufgestellt ist, kann es sein, dass ihr bspw. keine Fristen notieren müsst, da es eine Fristenstelle gibt. Die meisten Kanzleien haben eine TAX-Stelle, die sich um die Jahresgebühren kümmern, daher werdet ihr im Regelfall – sofern ihr nicht in einer sehr kleinen Kanzlei landet – auch damit nichts zu tun haben.
Da es so wenig PaFas gibt, werden auch gerne Quereinsteiger eingestellt, die man dann als Externe an der PaFa-Prüfung teilnehmen lässt – aber als Externe ist die Prüfung doch recht schwer, da man sich die ganzen Gesetze selbst beibringen muss. In machen Kanzleien hat man die Möglichkeit an den nötigen Schulstunden teilzunehmen, andere bieten hingegen interne Schulungen an.
Während der Ausbildung wird man es insbesondere in der Schule selbst mit sehr vielen Gesetzten zu tun kriegen, da es viele verschiedene Patente, Gebrauchsmuster, Marken, Designs gibt.
Für alles gibt es ein eigenes Gesetz. Hinzu kommen dann noch Gesetze sowie Gebührenordnungen für mögliche Rechtstreitigkeiten vor dem Patentgericht.
In der Praxis kommt es, wie so oft schon erwähnt, auf die Kanzlei an. Bei ganz kleinen Kanzleien trägt man mehr Verantwortung und muss wesentlich eigenständiger arbeiten, was auch bedeutet, dass man die Gesetze besser kennen muss. Bei größeren Kanzleien kann es durchaus sein, dass man das ein oder andere Gesetz vernachlässigen kann, da man damit nichts zu tun hat. (Warum sich mit dem deutschen Patentrecht auskennen, wenn man in der EP-Abteilung ist?)
Aber schlussendlich muss jeder das gleiche in der Abschlussprüfung können.
Wie sieht es mit Arbeitsplätzen aus?
Nun, als PaFa kann man entweder in eine Patentanwaltskanzlei oder in eine größere Firma, die eine Patentabteilung hat, oder man geht ans DPMA (Deutsches Patent und Marken Amt) oder das EPA (Europäisches Patent Amt).
Was das Gehalt angeht, hängt es davon ab, wie groß die Kanzlei ist, ob sie ein einen Tarifvertrag gebunden ist und in welcher Region man sich befindet.
Ich habe meine schulische Ausbildung in München absolviert und mich nach der Abschlussprüfung mal bei meinen Klassenkameraden durchgefragt was die so angeboten bekommen haben.
In der Regel haben sie 3000 Euro + 13. Gehalt + 30 Tage Urlaub (40 Std. Woche) angeboten bekommen. Bei den kleineren Kanzleien hat es zwischen 2400 – 2800 Euro variiert. (Ich habe meine Ausbildung im Sommer 2017 abgeschlossen, daher kann ich nicht sagen, ob bzw. wie sich diese Angaben geändert haben.)
Während der Ausbildung habe ich in meinem ersten Jahr (ich habe verkürzt, daher ist mein erstes Jahr, sozusagen das zweite Lehrjahr) ca. 950 Euro (Brutto) bekommen und in einem zweiten Jahr ca. 1020 Euro (Brutto). Das war auch in etwa das, was andere Kanzleien ihren Auszubildenden geboten haben. (Bei machen Kanzleien wurde etwas mehr gezahlt, wegen der Fahrkosten, während andere die Fahrkosten komplett übernommen haben. Da muss man sich ein wenig informieren.)
Übernahme Möglichkeiten? Aufstiegsmöglichkeiten?
Nun, in meiner Klasse wurden alle 25 Schüler von ihrer Ausbildungskanzlei übernommen. Nicht alle haben angenommen. Solange ihr euch nicht, wie der erste Mensch benehmt, stehen die Chancen übernommen zu werden sehr gut! Eben weil man so dringend Leute braucht.
Und selbst wenn ihr nicht übernommen werden solltet oder es euch dort einfach nicht mehr gefällt, werdet ihr in nur wenigen Wochen bereits eine neue Stelle gefunden haben. (Als ich mich bei meiner Ausbildungskanzlei beworben habe, habe ich meine Bewerbung an einem Donnerstagabend verschickt, am Freitagvormittag den Anruf erhalten, ob ich zum Vorstellungsgespräch kommen könnte, am gleichen Tag mein Vorstellungsgespräch gehabt, am drauffolgenden Montag habe ich den Anruf erhalten, dass man mich nehmen würde. Am Dienstag habe ich mit meiner Ausbildung angefangen. Und nein, ich habe kein besonders gutes Zeugnis! Als ich meine Kanzlei gewechselt habe, hat es etwas länger gedauert, aber ich habe nur eine Bewerbung geschrieben. Sie verschickt, wenige Tage später kam der Anruf mit der Vorladung zum Vorstellungsgespräch. In der anschließenden Woche dann das Vorstellungsgespräch. Wieder in der kommenden Woche die Bestätigung, dass man mich möchte (zu dieser Zeit waren auch einige der Partner im Urlaub, weshalb man auch noch mit der Entscheidung warten wollte, da mein jetziger Chef zu dieser Zeit auch im Urlaub war), dann eine Woche später, war der Vertrag da und ich habe mir dann noch mal eine Woche oder so Zeit gelassen, ihn zu unterschreiben – ich wollte noch ein paar Punkte klären, ob die so in Ordnung sind und was sie genau bedeuten. Insgesamt hat es so 4 – 5 Wochen gedauert, bis ich eine neue Stelle hatte.)
Aufstiegsmöglichkeiten gibt es keine direkten. Wenn ihr PaFa seid, seid ihr PaFa. Je nach Kanzlei kann es sein, dass ihr die Verantwortung für eine Abteilung oder einen Teilbereich bekommt, was könnte man dann wohl als Aufstieg ansehen, aber das war es dann auch schon wieder.
Voraussetzungen:
Das ist jetzt nur das, was ich meine, dass man mitbringen sollte, um den Beruf auszuüben. Was sich jede Kanzlei im Einzelnen wünscht, könnt ihr dann auf deren Seiten (Stellenangeboten) anschauen.
Kommen wir dann mal zu den Vor- und Nachteilen des Berufs.
Nachteile:
Vorteile:
Ich glaube, das waren jetzt erst einmal genug Informationen.
Im Internet kann man sich noch mehr Informationen heraussuchen bzw. wenn ihr Fragen habt, gebe ich mein bestens sie so gut es geht zu beantworten. Ich hoffe, der ein oder andere konnte etwas gefallen an diesem Beruf finden bzw. Interesse für ihn entwickeln. Würde mich jedenfalls freuen. (Und auch wenn es für euch nichts ist, vielleicht gibt es ja jemanden in euren Bekannten-/Freundes-/Familienkreis, der auf der Suche nach einer Ausbildung/Beruf ist. Auch Quereinsteiger sind herzlich willkommen!)
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