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KRANKHEIT ALS CHANCHE SEHEN

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16.05.25 00:00
12 Ab 12 Jahren
Heterosexualität
In Arbeit

2 Charaktere

Roswitha Bauer

44 Jahre, alleinerziehend 3 Buben 13,10,7 Jahre. Osteoporose und Gelenkentzündung

Dr. Mag. Henriette Santer

67 Jahre, verheiratet, getrennt lebend in Villach, hier um zu entspannen und Privatpatientin.

Morbus Bechterew ist nicht heilbar und kann die Beweglichkeit des Betroffenen einschränken.

Dieses kleine Wort nur, dieses "KANN," ist auch ganz leicht zu überlesen. Und doch in dieses eine Wort legte ich meine ganze Hoffnung und alle meine positive Energie, die mir damals noch möglich war.

Der Befund wurde im September 2003 erstellt, UND DAZU: BEREITS WEIT FORTGESCHRITTEN.

Die behandelte Ärztin, mein erster Eindruck, extrem jung, so wie man bei uns sagt, in der Mundart: Eine "frisch Gflachte", dabei meint man, eine, die so gerade von der UNI entschlüpft ist und ich bin ihr erster Proband?

Aber! Ich entschuldigte mich dann aber bei mir selbst, für diesen Gedanken, denn es war ganz anders.

Mit größtem Interesse wurde ich untersucht, äußerst geschickt nahm sie mir Blut ab, nahm sich für mich viel Zeit, obwohl! Der Gang, jeder Sessel besetzt und es auch noch Stehplätze gab, von warteten Patienten. Ich hatte einen Termin, 7 Uhr und war bereits eine viertel Stunde früher vor Ort, so zusagen der Erste.

Wollte kein Risiko eingehen, musste quer durch Wien, im Frühverkehr und natürlich auch Parkplatz suchen.

Und? Sie wollte wissen, was ich derzeit an Medikamente zu mir nehme. Ich war gut vorbereitet, hatte diese notiert, wann und wie viele am Tag. Sah bei ihr ein Kopfschütteln, die Frage erwartete ich:

Wehr um Gottes willen hat die ihnen verschrieben?

Meine Schwiegermutter, diese Oberärztin in einer Klinik in Ungarn.

Okay, das Novalgin bitte sofort absetzen, können schwere Nierenschäden hervorrufen, ich verschreibe ihnen etwas anderes, mit weniger Nebenwirkungen. Jetzt gehen sie zum Röntgen, da müssen, sie in ein andres Gebäude ist angeschrieben und nachher kommen sie wieder zu mir.

Und da habe ich dann schon echt lange warten müssen, bis ich so komplett, Wirbelsäule, Schultern, Hüften geröntgt war. Und das alles passierte im Jahre 2003, da wurden noch die Platten unter dir hineingeschoben, entwickelt, gewartet und auch noch einmal machen müssen, wenn es?? Ja, es dauerte.

Ich gehe danach wie gewünscht zurück, nur mehr 2 Leute im Wartebereich, ich warte.

Es wird halb zwölf, seit einer guten dreiviertel Stunde niemand aufgerufen, ich wurde daher ungeduldig. Mein Magen knurrt, diese Automaten wie sie heute überall stehen gab es auch noch nicht, es bleib nur das WC um Wasser zu trinken. Irgendwann, es wird Mittag, drängte sich der Gedanke auf:

SIE HABEN MICH VERGESSEN!

Doch dieser Gedanke in mir noch nicht verklungen, werde ich auch schon über den Lautsprecher aufgerufen, Herr Leo Witsch in Kabine 4!

Eine Entschuldigung von ihr, obwohl ich es gar nicht mehr wollte, sie einfach außer Fesch und Lieb in Weiß, mir noch einmal die Hand gab und:

Entschuldige, dass es so lange dauert, sie bei der Visite, aber jetzt habe sie Zeit.

Dann teilte sie mir ziemlich offen und direkt mit, ohne irgendwelche Emotionen zu zeigen, wie ein abgebrühter alter Arzt:

HLA-B27-positiv, ist Morbus Bechterew! Das hat der Bluttest ergeben und die Blutsenkung ist auch überhöht, aber?

Sie erklärte mir dann sachlich, was mich erwartet, ich musste aufstehen, gerade stehen und dann nahm sie mich bei der Schulter und beugte mich nach vor, weiter, weiter und immer weiter, bis ich eben "BUCKLERT" da stand, die Nase Richtung Boden! Das also wird mit mir in den nächsten Jahren geschehen, aber! Da war wieder ein Griff einer Leiter, an der ich mich gleich anhalten wollte, dieses Aber!!!!!

Aber, es gibt schon recht gute Therapien und Medikamente, man kann es verlangsamen und jährlich würde ich drei Wochen Kur bewilligt bekommen, die mir, soweit diese bei mir eine Reaktion zeigen, mir doch noch ein relativ „normales“ Leben ermöglichen würden.

Ja wie gesagt, wenn ich darauf anspreche! Und genau das wollte ich probieren, unbedingt und sie nahm ihr Telefon, es war längst Mittag vorbei und telefonierte mit der Reha Anstalt selbst. Ließ sich mehrmals verbinden, wurde einmal etwas laut und ungehalten, wiederholte ihren Titel und Namen und wollte mit einer bestimmten Person verbunden werden.

Wählte eine andere Nummer, die Person am anderen Ende Sie mit einem "DU" begrüßte. Lange Rede, kurzer Sinn? Ich verließ das Behandlungszimmer mit meinen Befunden, den besten Wünschen und einem Termin, Dienstag, 18.11.2003 ab 8:00 Uhr, einer Rehaklinik in einem bekannten Kurort.

 

18.11. 2003, 8 Uhr, ein Termin, der mein Leben wieder einmal total umkrempelt, aber ein Leben, das sowieso nicht mehr so richtig lebenswert war.
Schmerzen in der Halswirbelsäule, Sonnenbrand, der keiner war, sich aber so anfühlte.

Ich war in einer Lebensgemeinschaft mit einer um 19 Jahre jüngeren Frau. Gerade diesen Sommer fertig geworden mit dem renovieren. 2 Jahre lang ich mit meinen Händen ein altes Bauernhaus umgebaut.

Seit Monaten, eigentlich seit dem Urlaub im August am Campingurlaub, am Plattensee, Schmerzen, viel Pulver und meine Libido im Keller, nein nicht einmal dort, Keller gab es ja keinen.😉

Was das für meine noch junge Partnerin bedeutete? Für mich schon schlimm und für sie ganz besonders. Basierte doch diese Liebe zu mir der alleinerziehenden Mutter mit 2 Kinder auf 2 Komponenten.

Erstens, meine Erfahrung punkto sich zu vereinen, sich spüren, und auszuleben, sie genau das noch nie so intensiv spüren können.

Zweitens, mein überdurchschnittliches Einkommen als selbständiger Schädlingsbekämpfer, ich ihnen einen anderen Lebensstandard bieten konnte.

Das erstere nun seit Monaten nicht mehr zu bewerkstelligen. Konnte es ihr auch nicht wirklich übelnehmen, wie sie alte Kontakte knüpfte, gab da ja noch eine Jugendliebe aus der Matura Klasse?

Mir war es recht, ich mit mir beschäftigt, genug Medikamente einzuwerfen, um meinen Beruf ausüben zu können. An einen Krankenstand, als ein Einmann Betrieb, war nicht zu denken.

Mit großen Hoffnungen ich daher bereits um 4 Uhr früh an diesem Tag in mein Auto steige, es geht Richtung Salzburg.

Pünktlich um 8 Uhr meldete ich mich bei dem Portier, er zu mir: Bitte vor dem Zimmer 4 Platz nehmen.

Um 9 Uhr beziehe ich mein Zimmer, im 3. Stock. Ich richte mich ein, ein Einzelzimmer mit Balkon und Blick in das Zentrum. Ein Bett, ein Kasten, einen Tisch mit Telefon, ein Badezimmer, super!

Meinen fast neuen Seat Toledo, erst 3000 Km, parkte ich auf dem Parkplatz, zwei Koffer und eine Sporttasche waren schnell ausgeräumt, eine Schmerztablette eingeworfen, meine ersten Schritte Richtung Zentrum.

An Kontakte knüpfen dachte ich damals noch nicht. An der Therme vorbei, in der Fußgängerzone liebe Lokale entdeckt, die ich alle besuchen werde. Aber zu kalt, um weiter spazieren zu gehen.

Mittag, Eisenzeit, werde nach meinen Namen gefragt, und zu einem Tisch geführt.

Begrüße eine wasserstoffblonde Lady, Schmuck und Ketten und starkes Parfum, um die 70? Frau Henriette. Neben mir ein glatzköpfiger Winzling, auch so um die 60 in Knickerbocker und Lederjacke, Heribert. Ich stelle mich auch vor, es wird serviert, ob es mir geschmeckt hat, weiß ich nicht mehr. Gegeben hat es panierten Leberkäse, Kartoffel und Salat. Um 14 und 15 und 17 Uhr die ersten Termine, Untersuchungen.

Um 18 Uhr Abendessen, unser Tisch jetzt komplett. Die vierte war Roswitha, erst 46 Jahre, drei Buben und alleine lebend. Das waren die Eckdaten, die mich natürlich schon interessierten.

Roswitha in einem schrecklichen Zustand. Gehen war mühsam und die Hände bereits teilweise, ja, verkrüppelt. Sie litt an einer ganz schweren Gelenkentzündung und Osteoporose.

Henriette war "nur" mehr oder weniger auf Erholung hier. Alters Wehwehchen, Übergewicht, aber sonst schmerzfrei.

Heribert litt an Scheuermann, oder Krummrücken, er wohl deshalb so klein wirkte.

Optisch mir noch am wenigsten meine Krankheit ansah.

Aber es gab schon krasse Fälle, Menschen, die an mir vorbeigingen oder im Rollstuhl geschoben wurden.

Es gab 2 Fernsehzimmer, ORF 1 ein Zimmer und ORF 2 das andere und eine Bibliothek.

In der Bibliothek auch einen Kaffeeautomaten und Getränkeautomaten.

Mit den neu verschrieben Medikamenten nach dem Duschen, um 21 Uhr, war ein langer Tag, licht aus, und ja! Morgen zu Hause anrufen und in ein Internetlokal, einige e.Mails schreiben. Morgen!

Um 6 Uhr Tagwache, schmerzen, Sonnenbrand in der Wirbelsäule, an schlafen nicht mehr zu denken.

Da einige Untersuchungen noch ausständig sind, Therapien, sorgfältige Körperpflege, Finger und Zehennägel schneiden, rasieren, Haare aus den Ohren, nicht nur neuen Trainingsanzug, sondern auch neuen Duft von Hugo Boss, lieber etwas mehr, falls ich schwitzen sollte?

Neugierig was der Tag bringen wird, ich zum Frühstück, mein erster Termin um10:20 Packung und Massage?

Hinsetzten und bestellen, Semmeln, Kaffee, Butter, Marmelade, alles wird serviert. An die 120 Personen schätzte ich, die abgefertigt werden müssen, aber da die ersten Termine bereit um 6:30 früh waren, teilt es sich bis 9:30 ziemlich auf.

Ich bis zu meiner zweiten Semmel alleine, dann Heribert auftaucht. Erstes Kennenlerngespräch, er aus Muckendorf. 58 Jahre, Rauchfangkehrer und seit zwei Jahren erwerbsunfähig.

Er von mir nichts wissen will, ihm nicht interessiert, er nur über seine Symptome spricht, jammert, ich schaue auf meine Uhr und verabschiede mich, mit; Hab einen Termin!

Bis Mittag im Haus unterwegs, Moorpackung, Wannenbad und Massage, alles fühlte sich super und entspannt an.

Vor der Massage treffe ich auf Roswitha, sie in einem Rollstuhl, Bademantel und wir kommen ein wenig ins Gespräch. Sie schon die 2. Woche, 10 Tage hier, keine besondere Verbesserung bis jetzt, sie verzweifelt, ich werde aufgerufen.
Sehen wir uns beim Essen? Sie hebt die Schultern; weiß es nicht?

Mittagessen, komme ich erst kurz vor 13 Uhr, nur Henriette am Tisch, fertig mit dem Essen, sitz bei einem kleinen Braunen und hat auf mich gewartet.

Hallo! Herr Witsch! Für heute schon austherapiert, können sie mir Gesellschaft leisten?

Soweit hier im Haus ja bin ich fertig, wollte jetzt eigentlich in die Therme gehen?

Da muss ich passen, ist nichts für mich!

Warum? Sie hierherkommen, um sich zu erholen, in einen Ort, wo es eine Therme gibt und gehen dann nicht hin?

Herr, Witsch, ich komme da nicht nur her, sondern ich wohne hier. Hab eine Wohnung hier und im Sommer bin ich in meinem Haus am Wörthersee.

Super, bin beeindruckt, versteh es zwar jetzt nicht so, aber ich fragte, warum sie nicht in die Therme gehen?

Weil ich mit meiner Figur in keinen Badeteil mehr passe! Darum!

Ach so, sie meinen, Badeanzüge gibt es nicht in ihrer Größe?

Doch, gibt es. Nur ich habe keinen! Weil ich keinen brauche und nicht ins Wasser gehe.

Wenn sie einen hätten? Gingen sie? Wann waren sie das letzte Mal in der Therme, wo sie doch da wohnen? Sie macht einen Schmollmund, scheint nachzudenken?

8 vielleicht auch 9 Jahre? Warten sie, meine Enkeltochter hat geheiratet 1992 geheiratet? Sind schon 11 Jahre.

Was für Konfektionsgröße haben sie!

3 XL denke ich? Warum?

Ich habe beim Spazierengehen gestern in der Fußgängerzone einen Palmers gesehen, denke doch die werden etwas für sie haben und wenn nicht, bestellen wir es einfach, oder fahren sie schon heim?

Herr Witsch, ich bin begeistert, wie heißen sie mit den Vornamen?

Leo

Ich bin die Henriette, darf ich Leo zu dir sagen? Und gibt mir die Hand.

Ja, sicher, das heißt? Wir gehen zum Palmers?

Nein, aber wir fahren, lasse uns ein Taxi rufen. Leo, sie gefallen mir, bin sehr beeindruckt, weiß nicht, wann ich das letzte Mal von einem Mann beeindruckt war?

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Kapitel: 3
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Kurzbeschreibung

Nach einer Diagnose, die mir eine chronische Erkrankung bestätigte, zuerst auf Reha, vier Wochen. Ich besonders gut darauf angesprochen, wenn ich nach Hause fahre, einige Monate kann es nachwirken, dann werden wieder die alten Beschwerden auftauchen, doch die Krankenkasse bewilligt mir jedes Jahr 3-Wochen-Kur. Ein unbefriedigendes Ergebnis, ich bin Leo Witsch und ICH werde es nicht so einfach akzeptieren!

Kategorisierung

Diese Story wird neben Vermischtes auch in den Genres Liebe, Bildung, Entwicklung, Erotik gelistet.